Ernst Wichert
Heinrich von Plauen
Ernst Wichert

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33. DER GROSSSCHÄFFER VON KÖNIGSBERG

Heinrich von Plauen, der Hochmeister, hatte inzwischen seine Wohnung auf dem Königsberger Schlosse genommen. Es lag auf einer Anhöhe am Pregel, eine Meile von dessen Ausfluß ins Frische Haff, und war von alters her stark befestigt, da von hier die Eroberung des heidnischen Samlandes ausging, das vierzigtausend streitbare Männer zu stellen vermochte und blutig um seine Freiheit rang. Auch mußte man stets eines Einfalles der Litauer gewärtig sein, bis Heinrich Schindekopf sie auf dem Felde von Rudau schlug und die Burgen Memel, Tilsit und Ragnit die Abwehr übernehmen konnten. Im Schutze des festen Schlosses waren die drei Städte Königsberg gegründet und zu Wohlstand gelangt, die Altstadt zwischen Schloß und Fluß, der Löbenicht dicht daneben mit vier Toren und der Kneiphof auf einer Insel dicht davor, jede mit Mauern umgeben und mit Türmen befestigt.

Es war hier ein reges Handelstreiben. In weitem Umkreise führte das fruchtbare Land seine Produkte zu, aus der großen litauischen »Wildnis« wurden Holz, Wachs und Honig den Pregelfluß hinaufgebracht: auf dem Memelstrome und über das Kurische Haff kamen in jedem Jahre lange Wittinnen mit Getreide, Flachs, Asche, Teer angeschwommen. Der Verkehr der Danziger mit dem Kontor zu Kauen mußte über Königsberg. Fremde Schiffe brachten von auswärts Salz und Heringe. Das Hauptgeschäft wurde freilich durch den Orden selbst betrieben, der dafür an diesem Orte seinen zweiten Großschäffer hatte. Rat und Bürgerschaft hingen dem Orden an, dessen starkes Regiment ihnen erwünscht sein mußte, um bei der Unsicherheit aller Zustände in diesem noch wenig kultivierten Lande gegen allerhand Zustände geschützt zu sein.

Für den Hochmeister gab es hier viel zu ordnen. Der Konvent war durch Abzug nach dem Kriegsschauplatze hin geschwächt. Längere Zeit sich selbst überlassen, hatten die Ritter die Wirtschaft auf den Vorwerken vernachlässigt, Abgaben unregelmäßig eingezogen, den Pferdebestand in den Stutereien nicht gehörig ergänzt. Heinrich von Plauen machte sich mit gewohnter Energie sofort ans Werk. Das Beispiel eigener unermüdlicher Tätigkeit blieb nicht ohne Wirkung auf alle Untergebenen. Bald herrschte auf dem Schlosse, auf den Vorwerken, in den Städten das regste Leben.

Die dankenswerteste Unterstützung leistete ihm sein Großschäffer Georg von Wirsberg. Er hatte ihn schätzen gelernt, als er ihm die erste Zufuhr nach der Marienburg brachte. Dieser Dienst machte ihn seinem Herzen so teuer, daß er nun ungemeines Vertrauen in ihn setzte, ihn überall zu Rate zog und mit den wichtigsten Geschäften beauftragte. Gleich nach des Hochmeisters Wahl zum Komtur von Rheden ernannt, ohne doch des wichtigen Großschäfferamtes enthoben zu sein, war er mit großer Rührigkeit bald auf seiner Burg, bald an des Hochmeisters Seite. Er begleitete ihn bei allen Reisen ins Land, besorgte die Briefschaften an fremde Fürsten und Herren, mit denen er früher in Verkehr gestanden hatte und die ihn mit ihrer Gunst beehrten. Sein geschmeidiges Wesen machte ihn geschickt zum Umgang mit einem Herrn, der seinen Willen überall als maßgebend betrachtete und nicht immer milde in der Form war. Der Hochmeister wollte die Dinge, auf die er von oben her sein Augenmerk gerichtet hatte, rasch vorwärts gehen sehen; Georg von Wirsberg wußte allemal Mittel und Wege, sie zu fördern, und war nicht bedenklich in der Wahl. Das gefiel dem Hochmeister, und er übersah deshalb gern manche Schwäche des eitlen und ehrgeizigen Mannes. So einfach Plauen auch als Hochmeister lebte, sich in allem der Regel des Ordens fügend, und so streng er auf Zucht im Konvent hielt, so nachsichtig zeigte er sich gegen den Großschäffer, der seine Kleidung, gute Tafel, köstliche Weine, schöne Pferde und zierliches Geschirr liebte. Das Amt gab ihm auch in seinen Augen größere Freiheiten. Da man ihn beim Fürsten in Gunst sah, wagte niemand, sich darüber zu beschweren, daß der Großschäffer oft willkürlich verfuhr, eigenen Vorteil wahrnahm, sich seine Fürsprache entgelten ließ und in dem Rufe stand, schon mancher Bürgerfrau gefährlich geworden zu sein.

Diese friedlichen Bestrebungen des Hochmeisters wurden vielfach gestört durch die Geschäfte der Politik, die ihn auch hierher verfolgten. Der Friede mit Polen und Litauen war seit Monaten abgeschlossen, aber es fehlte viel, daß man sich im Ordenslande dessen hätte freuen können. König Sigismund hatte den Beitritt abgelehnt und seine Empfindlichkeit merken lassen, daß man über ihn hinweggegangen; das mit Mühe aufgebrachte Geld reichte nicht zur Befriedigung des Königs; die Untertanen, deren Güter durch den Krieg schwer gelitten hatten, begehrten Getreide zur Saat, Vieh, Holz zum Aufbau der niedergebrannten Höfe. Der Bischof von Kujawien zeigte ihm seine feindliche Gesinnung, wie er konnte. Der Bischof Heinrich Vogelsang strebte danach, sein Bistum Ermland zurückzuerhalten, ohne sich unterwerfen zu dürfen; Michael Küchmeister von Sternberg, der aus der Gefangenschaft gelöst war und sein Obermarschallsamt angetreten hatte, war nicht mehr der alte Freund als Untergebener. Plauen, der ihm mit ganzer Offenheit entgegengekommen war, empfand diese Zurückhaltung sehr schmerzlich.

Dazu traten die Mißhelligkeiten in Danzig zwischen seinem Bruder und der widerspenstigen Gemeinde. Er atmete auf, als die Nachricht kam, daß ein Vergleich gelungen sei und am Palmsonntag in der Kirche bekräftigt werden solle. Um so empfindlicher traf ihn dann die böse Nachricht, daß der Komtur schon tags darauf Veranlassung genommen hatte, sich der Bürgermeister und des Ratsherrn Groß zu bemächtigen. Was er von den klagenden Bürgern erfuhr, rechtfertigte dergleichen Gewaltmaßregeln nicht: der Brief an den Dirschauer Vogt war unbedacht und strafbar, aber eine Geldbuße, den eigentlich Schuldigen auferlegt, würde ausgereicht haben. Darum gab er auch auf dieses einseitige Vorstellen den Befehl, die gefangenen Bürger freizulassen. Er wollte, da die Danziger jetzt offenbar zur Nachgiebigkeit geneigt waren, die Angelegenheit nicht noch mehr verwickeln.

Deshalb glaubte er seinen Augen nicht zu trauen, als er nun endlich den Brief erhielt, in dem ihm der Komtur anzeigte, daß er die Verräter gerichtet habe und daher nur ihre Leichen der Stadt herausgeben könne. Der Kopf schwindelte ihm, als hätte er hinterrücks einen Schlag erhalten, die Buchstaben wurden undeutlich, die Hand, die das Blatt hielt, sank wie gelähmt hinab. Die Bürgermeister gerichtet – ? Wie konnte das sein? Ohne Prozeß – ohne seine Vollmacht – nachdem man nur tags zuvor feierlich Frieden gelobt – seiner Entscheidung sich unterworfen hatte! Was konnte inzwischen geschehen sein? Was konnte einen solchen Schritt notwendig machen, der im ganzen Lande und weit darüber hinaus das peinlichste Aufsehen erregen, allen Feinden des Ordens die gewünschteste Gelegenheit zur Anklage geben mußte? Das ist eine unbedachte Tat – eine Gewalttat –, das ist Mord … murmelten die bleichen Lippen. Das Blut schoß ihm plötzlich in die Stirn. Zornig sprang er auf, ballte die Faust und drückte sie zitternd auf den Tisch. Was wagt der Vermessene? Wie darf er sich unterfangen, Bürgerblut – das Blut der edelsten Bürger … Heinrich – Heinrich –! Das hat dir mein böser Engel eingegeben, mich zu verderben. Ohne Recht und Gericht! Heimlich hinter den Mauern der Burg! Und wenn sie Verrat geübt hätten, nimmer durfte das geschehen – nimmer! Mein Bruder – mein eigener leiblicher Bruder tut mir das – mein Bruder!

Er sank in den Sessel zurück, stützte den Kopf in beide Hände und starrte vor sich hin. Aber es schützt ihn nicht, daß er mein Bruder ist. Ich will nicht verantworten, was er verbrochen hat. So weit geht meine Pflicht gegen ihn nicht, daß ich das Unrecht schütze, weil es mein Bruder begangen hat. Ich will den Fluch dieser Schreckenstat nicht auf mich nehmen. Gott weiß, daß ich daran unschuldig bin, aber auch die Menschen sollen's wissen. Meine Hände sind rein. Aber an deinen Händen klebt Blut, Heinrich! Verantworte dich – du kannst es nicht! So schuldig sie waren, du bist schuldiger. Du hast dein Amt mißbraucht, Gewalt geübt, wo du das Recht hüten solltest. Du darfst ihr Herr nicht länger sein. Gerechtigkeit über alles! O Schande und Schmach! Diese Bluttat wird sich unserm Namen anhaften und uns verhaßt machen bei den künftigen Geschlechtern. Nein, ich kann – ich will sie nicht vertreten vor dem Lande.

Er nahm das beigefügte Schreiben Letzkaus auf, das dessen Verräterei beweisen sollte, und schauerte zusammen, als er den Blutfleck und die Stiche durchs Papier sah. Was er las, ergriff ihn ganz eigen. Das ist das Testament dieses Mannes – sprach er vor sich hin –, und mich setzt er zum Erben seiner Gedanken ein … ich soll's vollführen, was dieser Kopf plante. Letzkau hatte geschrieben, als ahnte er, daß dieses sein letztes Wort sein würde. So hatte Letzkau schon zu ihm in der Marienburg gesprochen, und seine kluge Rede war unvergessen gewesen; nun mahnte der tote Mann noch dreister und eindringlicher zu dem kühnen Werke, das einen gewaltigen Schöpfer forderte. Niederreißen sollte er und aufbauen. Ja, Letzkau war ein gefährlicher Mann. Dieses Briefes wegen hätte jedes Ordenskapitel ihn böser Anschläge schuldig erachtet und verurteilt. Er aber konnte ihn nicht verdammen. Schon in der kurzen Zeit seiner Regierung hatte er erkannt, wie sehr er in Fesseln ging, wie seine Doppelstellung als Hochmeister und Landesfürst täglich zwiespältiger wurde und die traurige Lage der Dinge von ihm eine Entscheidung forderte, auf welche Waagschale er treten wolle. Nun machte diese Schreckenstat notwendig jedem Zögern ein Ende.

Was war das nächste? Gab's da ein Bedenken? Der Komtur war seines Amtes zu entsetzen; diese Sühne forderte vor allem die ungerechte Tat. Dann mochte gegen die Stadt Danzig eingeschritten werden, wie sie es verdiente.

Stundenlang hatte der Hochmeister so mit sich selbst verkehrt. Abends kam Georg von Wirsberg und wollte ihn in Geschäften sprechen. Er wies ihn ab. Noch aber hatte der meldende Diener nicht das Gemach verlassen, als er sich eines andern besann und ihn zu sich berief. Er fühlte, daß er diese Last nicht allein tragen könne, daß er einen Vertrauten brauche. Georg sollte seinen Entschluß bestärken.

So zeigte er also dem Großschäffer des Komturs Brief und auch Letzkaus letztes Schreiben. Mein Bruder hat Gewalt geübt, sagte er, ich kann seine Tat nicht vertreten. Bevor noch der Danziger Rat seine Klage einbringt, was gewißlich morgen schon geschieht, muß an den Komtur die Weisung ergangen sein, das Amt niederzulegen. So nur gewinnen wir freie Hand, die Sache selbst mit aller Strenge zu untersuchen. Ich muß vergessen, daß es mein Bruder ist, der sich so schwer vergangen hat.

Georg von Wirsberg nahm sich lange Zeit, zu überlegen. Er schien mit dem Lesen der Briefe gar nicht fertig werden zu können. Mitunter aber sah er vom Blatte auf und in des Hochmeisters tiefbekümmertes Gesicht. So bestimmt Plauen sich auch ausgesprochen hatte, der weltkluge Mann ließ sich nicht täuschen. Er wußte, daß von ihm Rat gefordert werde. Sollte er also zustimmen oder widersprechen? Was kümmerte ihn in diesem Augenblick der Komtur oder die Stadt Danzig? Für ihn kam allein sein Verhältnis zum Hochmeister in Frage. Wie diente er sich selbst am besten? Wie bewies er sich als den treuesten und zugleich gefälligsten Ratgeber des Herrn, dessen ungemessenes Vertrauen er sich erhalten wollte? Sicher mit schwerem Herzen ließ der Hochmeister seinen Bruder fallen, den er von ganzem Herzen liebte. Heute war er in der Stimmung, strenge Gerechtigkeit walten zu lassen. Morgen aber … ? Es galt, nicht für die Stunde Stellung zu nehmen. Gnädigster Herr, sagte er endlich, die Sache ist sehr schwierig und läßt sich nicht gut gleichsam im voraus und nach allgemeinen Regeln entscheiden. Es ist da viel nach allen Seiten hin zu bedenken. Weiß man nicht genau, wie die Dinge stehen, so ist ein Fehlgriff fast unvermeidlich. Dieser Brief sagt uns, was geschehen ist, aber nicht ausreichend, warum es geschehen ist. Ich will die Gewalttat, die Ew. Gnaden schwer erzürnt, nicht verteidigen; aber zweifelhaft kann's nicht sein, daß der Komtur sie für notwendig gehalten hat. Nun stand er aber den Dingen näher, sah mit eigenen Augen, erwog nach den Umständen. Vielleicht ging er im Eifer zu weit – vielleicht auch nicht. Ist es uns doch bekannt, daß der Danziger Rat auf der Seite des Königs stand und sich ungern von ihm löste, daß er Ew. Gnaden die Mannschaft weigerte, daß er den Schoß versagte, den doch das ganze Land willig entrichtete, daß er die Stadt gegen den Orden verschanzte wie gegen den Feind und das Haustor vermauerte. Wo das geschieht, mag man sich auch des Schlimmern versehen. Der Komtur schreibt, daß die Bürgermeister und einige vom Rat wortbrüchig geworden sind, nachdem ein gütlicher Vergleich geschlossen. Soll man's ihm nicht glauben? Und wenn er nun zu seiner Sicherheit –

Wie? rief Plauen hinein. War's zu seiner Sicherheit nötig, daß er die Männer tötete, wenn er sie schon gefangennahm? Mußte das so schnell geschehen – gerade über Nacht? Mit solcher Heimlichkeit – ohne mein Wissen, ohne meinen Befehl?

Georg von Wirsberg zog den Kopf zwischen die Schultern. Wir sind darüber nicht unterrichtet, gnädigster Herr. Vielleicht in einigen Tagen werden wir's sein – heute sind wir's nicht. Aber es läßt sich doch nicht vermuten, daß der Herr Komtur ohne sehr zwingenden Grund gehandelt hat. Es kann sein … aber ich sage: es läßt sich nicht vermuten.

Wir haben seinen Bericht. Mein Bruder war von jeher ein hitziger Mensch, zu Gewalttätigkeiten geneigt, stolz und hochfahrend. Die Tat ist gerade seinem Sinn gemäß.

Es steht mir nicht zu, darüber zu urteilen, gnädigster Herr. Wär' die Tat aber auch übereilt, so sollte sie doch Euch und dem ganzen Orden zum Vorteil gereichen. Am wenigsten von Eurem Bruder werdet ihr glauben wollen, daß er die Absicht hatte, Euch Verlegenheiten zu bereiten.

Der Hochmeister, der den Kopf in die Hand gestützt hatte, machte jetzt eine unwillig abwehrende Bewegung. Vergeßt, daß der Komtur mein Bruder ist. Dieser Zufall soll Eure Meinung nicht beeinflussen. Er ist mir – er soll mir sein wie irgendein anderer Gebietiger des Ordens. Das eben ist ernstlich zu vermeiden, daß man nicht mit Recht im Lande klagt, der Hochmeister versage Gerechtigkeit seiner Sippe zuliebe.

Ew. Gnaden beweisen auch dann Ihres Geschlechtes edlen Sinn, antwortete Wirsberg im Tone der aufrichtigsten Überzeugung, und Ihren persönlichen Edelmut, daß Ew. Gnaden weit von sich weisen, nach Freundschaft oder Feindschaft zu entscheiden. Wer wollte das nicht loben? Aber Ew. Gnaden wollen zusehen, aus Gerechtigkeitsliebe nicht ungerecht zu werden. Es ist ein Unglück für den Komtur, daß er Ew. Gnaden Bruder ist. Nun hat er nicht nur seine Tat gegen sich, sondern auch den Verdacht, daß er auf Straflosigkeit gerechnet habe, weil er dem obersten Richter nahe verwandt. Ihr meint ohne Ansehen der Person Gerechtigkeit üben zu müssen, gnädigster Herr, und steht doch unter dem Zwange dieses Verdachtes. Damit man nicht glaube, Ihr könntet parteilich urteilen, habt Ihr schon Partei ergriffen. Weil es kleinlichen Gemütern eigen ist, die Sache nicht zu bedenken, sondern nach Liebe und Haß zu entscheiden, meint Ihr Euch dadurch über sie zu stellen, daß Ihr der Stimme des Herzens alles Gehör versagt. Weil Ihr vielleicht Eurem Bruder recht geben müßtet und dann doch parteilich gescholten werden könntet von denen, die nur die Verwandtschaft bedenken, wollt Ihr Euren Bruder verwerfen, ohne ihn zum Wort zu lassen. Das mag manchem heldenmütig erscheinen, mir aber, gnädigster Herr – verzeiht meine offene Rede –, mir scheint es nicht würdig des Mannes, der furchtlos den Weg der Pflicht geht, nicht rechts und nicht links schaut, ob man ihm folge oder zurückbleibe, Lob und Tadel der Menge nicht achtet, einzig auf sein Gewissen gestellt und Gott zu Verantwortung bereit. Gerade deshalb mahne ich zu vorsichtigem Bedenken, damit Ew. Gnaden sich nicht uneins machen mit sich selbst. Wahrlich, Herrscherpflicht geht über Bruderpflicht, aber sie fordert nicht, daß der Bruder zurückgesetzt werde gegen den Fremden. Ew. Gnaden selbst muß ich bitten, zu vergessen, daß der Komtur von Danzig Euer Bruder ist.

Plauen reichte ihm die Hand. Ihr denkt brav und beschämt mich. Es kann sein, daß Ihr richtiger in meinem Herzen lest als ich selbst. Ich bekenne, daß mein Urteil befangen ist, nicht weil die Bruderliebe zu seinen Gunsten spricht, sondern weil ich mich ihrer zu seinen Ungunsten zu erwehren suche. Sagt aber selbst: könnte ich anders handeln, wenn der Komtur nicht mein Bruder wäre?

Gnädigster Herr, entgegnete der Ritter, in anderer Weise fällt's gar schwer ins Gewicht, daß der Komtur Euer Bruder ist. Setzt Ihr irgendeinen Gebietiger von seinem Amte, weil Ihr mit ihm unzufrieden seid, es wird außerhalb des Ordens kaum beachtet. Nehmt Ihr Eurem leibhaftigen Bruder nach dieser Tat die Würde, durch die er sich zu ihr ermächtigt hielt, so ist damit die Tat selbst schon gerichtet in den Augen derer, die durch sie beschwert sind – in den Augen der ganzen Welt. Ein Ungeheures muß geschehen sein nach der Meinung der Menschen, wenn so jede verwandtschaftliche Rücksicht hintangestellt, nicht einmal der Schein der Billigung gewahrt wird. Ein Versehen, eine Übereilung aus zu großem Pflichteifer wird dadurch zum Verbrechen. Wie wollt Ihr danach die wirklich Schuldigen strafen?

Der Hochmeister stand auf und ging mit schweren Schritten im Gemache auf und ab. Ich hab's von dieser Seite nicht angesehen, sagte er nach einer Weile. Es ist mir lieb, daß ich Euch gehört habe. Aber was soll geschehen? Es muß etwas geschehen.

Wirsberg lächelte geschmeichelt hinter seinem Rücken. Gnädigster Herr, antwortete er, wenn etwas geschehen muß, warum muß es sofort geschehen? Ich werde stets zu schnellem Entschlusse raten, wenn eine Gefahr abgewandt werden kann. Ist etwas unwiederbringlich vollbracht, so lasse ich die Folgen an mich kommen und nehme Stellung dazu nach den Umständen. Alles Zufällige, das der Tag bringt, ziehe ich mit in Rechnung und nehme meinen Gewinn, wo ich ihn finde. Solange wir unter dem Einflusse dessen stehen, was unser Gemüt beschwert, ist unser Verstand verdunkelt: wir sehen die Sachen nicht, wie sie sind; was nicht sein sollte und doch ist, beherrscht uns. Folgt dann der Tag auf den Tag, so finden wir uns nicht nur in das Unvermeidliche, sondern lernen es oft auch als das Notwendige und Nützliche erkennen. Gnädiger Herr, Ihr billigt nicht die blutige Tat, sie verletzt Euch, Ihr wünschtet sie ungeschehen. Aber wie sehr Ihr sie verdammet, sie ist da, sie ist nicht aus der Welt zu schaffen. Die drei Ratsherren sind tot und werden erst auferstehen am Jüngsten Tage. Sie sind vielleicht zu Unrecht gerichtet, aber sie sind gerichtet, und ihre Schuld war nicht gering. Könnt Ihr's nun nicht rückgängig machen, ist's da klug, dem Lande die Gewißheit zu geben, daß der Machthaber unrecht getan hat? Heißt das nicht, die Gewalt aus der Hand lassen, zu allem künftigen Widerstand ermutigen, Mißtrauen in alle Gemüter säen? Mich dünkt's klüger gehandelt und segensreicher fürs Ganze, den Schein zu retten, daß den Schuldigen ihr Recht geworden ist, nur ihr Recht. Darauf kommt's an, aller Welt die Schuld klar vor Augen zu stellen, sie so groß wachsen zu lassen, daß jeder redliche Bürger vor ihr erschrickt. Dann, wenn das Land beruhigt ist, mag der Herr den Diener strafen, der eigenmächtig seine Vollmacht überschritt.

So ratet Ihr, daß ich die Tat billige?

Nicht, daß Ihr sie billigt, aber daß Ihr sie gegen diejenigen gelten laßt, gnädiger Herr, die sich der Mitschuld wohl bewußt sind. So mögen die drei nun gestorben sein, um die schwere Schuld des ganzen Landes zu sühnen und mit sich hinwegzunehmen. Ihr Tod wird in der Stadt Danzig, im ganzen Lande einen heilsamen Schrecken verbreiten. So wird das, was jetzt eine Missetat scheint, eine Wohltat für den Orden und für das Land Preußen. Darum rate ich, vor dem Lande des Komturs Sache zu des Ordens Sache zu machen. Was Ihr ihn demnächst im Generalkapitel bei verschlossener Tür wissen lassen wollet, steht bei Ew. Gnaden und den obersten Gebietigern.

Der Hochmeister rieb mit den Fingerspitzen die Stirn, wie er wohl pflegte, wenn er scharf über etwas nachdachte, das ihm schwer einleuchten wollte. Und so, meint Ihr, werden wir dem Lande den Frieden geben? fragte er nach einer Weile. Was nicht mit Gerechtigkeit anfängt, wie kann das mit Gerechtigkeit enden?

Gnädigster Herr, antwortete der Großschäffer, nur wer die Macht hat, kann das Recht geben!

Ich will die Nacht vorüberlassen, schloß der Hochmeister die Unterredung. Ihr kamt in Geschäften. Tragt mir vor, was ich zu hören habe. Er setzte sich und nahm des Großschäffers Bericht über die Verbesserung der Wasserstraße zwischen dem Kurischen und Frischen Haff mit möglichster Aufmerksamkeit entgegen.

Der Großschäffer aber, als er ihn nach einer Stunde verließ, lächelte recht boshaft und sprach in sich hinein: Folge nur meinem Rat und mache dich verhaßt beim Lande wegen deiner Ungerechtigkeit, wie du's schon beim Orden bist wegen deiner Strenge! Die Tage deiner Herrschaft werden gezählt sein. Wenn aber der Hochmeisterstuhl wieder ledig ist … Er deckte die Hand auf den Mund, als wollte er sich auch innerlich Schweigen gebieten. Selbigen Abends schrieb er noch einen langen Brief an seinen gnädigen Herrn, den König von Böhmen, und gab ihm genauen Bericht.

Am andern Morgen war's bei dem Hochmeister entschieden. Er zürnte seinem Bruder noch, aber des klugen Ratgebers Meinung hatte seinen Entschluß bestimmt, die Tat anzunehmen und zu nützen. Dabei freilich blieb er in seinen Gedanken nicht stehen. Was er weiter hinaus plante, davon erfuhr Georg von Wirsberg nichts: Letzkaus Brief gab ihm die Richtung. Ich will Herr sein, sagte er sich, um dem Lands dienen zu können. Nicht ungesühnt soll die Bluttat bleiben, aber anders soll die Sühne sein, als die Ankläger sie begehren, die selbst nicht rein sind. Hilf dazu, Heilige Jungfrau!

Als im Laufe des Tages die Sendboten von Danzig anlangten, ließ er sie nicht vor, sondern trug dem Komtur von Königsberg auf, sie anzuhören. Ihre Rede war scharf und bitter. Sie schrien laut über Vergewaltigung und drohten mit einer Klage beim Papst, als dem obersten Schiedsrichter in allem Streit, der in Thorn nicht verglichen werden konnte. So meinten sie die Kreuzherren einzuschüchtern. Aber der Hochmeister, da ihm der Komtur dies hinterbrachte, ward zornig und ließ ihnen sagen: er hätte sich eher demütiger Unterwerfung versehen als solcher Drohung. Was zwischen ihm und dem König von Polen noch unverglichen hange, das kümmere die Stadt Danzig nicht und keinen von des Ordens Untertanen. Auf ihre Klage gedenke er keinen Schiedsrichter anzunehmen, sondern selbst zu richten, und wehe der Stadt, deren verräterisches Treiben längst erkannt sei, wenn sie nicht sofort seine Gnade anrufe und ihre Unterwürfigkeit beweise.

Die Abgesandten ließ er wegen ihrer frechen Rede ins Schloßgefängnis werfen, damit sie erkennen lernten, wie sie künftig vor ihren Herrn zu treten hätten.

Darüber entstand großer Schreck unter ihnen, und sie dachten anfangs nicht anders, als daß ihnen das gleiche Schicksal bestimmt sei wie ihren Bürgermeistern. Heinz von Waldstein aber, der sie ins Schloß begleitet hatte und nun von Bewaffneten über den Hof nach dem Turme abführen sah, glaubte seinen Augen nicht zu trauen. War das des Hochmeisters Antwort auf eine so gerechte Beschwerde? Konnte er wirklich seines Bruders Blutschuld auf sich nehmen und mit seinem Schilde decken wollen? Nein, er mußte falsch berichtet sein! Jetzt galt's Zeugnis abzulegen und den Zorn des Mächtigen nicht zu scheuen!

Er brachte sich glücklich durch die Schloßwachen bis zu des Meisters Gemach. Dort aber wollten die Kämmerer niemand einlassen, der nicht vom Hauskomtur an sie gewiesen sei. Sein aufgeregtes Wesen machte ihn überdies verdächtig. Zum Glück kam eben der Großschäffer. Er erkundigte sich, was es gäbe, und übernahm es, den Hochmeister zu benachrichtigen, nachdem Heinz sich seinen Verwandten genannt. Plauen schreckte aufs freudigste auf, als er den Namen hörte. Heinrich von Waldstein? rief er, Ihr täuscht mich! Er ist bei Tannenberg gefallen – ich habe die sichere Nachricht, daß er in der Schlacht geblieben ist.

Er steht vor der Tür, gnädigster Herr, wenn der Mann sich mit Fug und Recht diesen Namen beilegt.

Laßt ihn sofort ein. O allgütiger Gott! Wenn deine Gnadenhand …

Heinz trat ins Gemach. Er ist's, rief der Hochmeister, er ist's! Er schritt rasch auf ihn zu, ergriff ihn bei den Händen und zog ihn an sich. Du lebst, Heinrich! Gelobt sei Gott!

Eines so warmen Empfanges war der Junker kaum gewärtig gewesen. Er bückte sich und küßte ehrerbietig die Hand, wurde aber wieder und wieder an die Brust des wundersam bewegten Mannes gedrückt. Der Großschäffer, der Zeuge dieser zärtlichen Bewillkommnung gewesen war, entfernte sich still und gab draußen Befehl, daß man jeden abweise.

Heinz mußte seine Erlebnisse erzählen. Er kam arg ins Stocken, als er den Anlaß zur Flucht aus dem Polenschloß erklären wollte und auf des Meisters Frage zu antworten hatte, warum er sich nach Danzig wandte, statt ihn eiligst in der Marienburg aufzusuchen. Ihr wißt, gnädigster Herr, sagte er endlich, über und über rot, daß mir im vorigen Jahre viel Freundlichkeit in dieser Stadt geworden ist. Es verlangte mich, zu erfahren, ob man mir ein gutes Andenken bewahrt habe. Auch wußte ich nicht, wo ich Euch träfe und ob ich Ew. Gnaden genehm käme in dem polnischen Kleid, mit dem ich entflohen war. Hätte ich freilich geahnt, zu einem wie traurigen Begebnis …

Jetzt erst fiel es ihm wieder ein, zu welchem Zweck er gekommen war. Er bemerkte, wie des Hochmeisters Stirn sich verfinsterte.

Aber ihm war's, als zwänge ihn eine geheime Stimme, alle Zaghaftigkeit abzutun und diese Stunde nicht ungenutzt zu lassen für diejenigen, denen er seinen Beistand aus freien Stücken zugesagt hatte. So schöpfte er denn tief Atem, sah dem Oheim mit seinen offenen Augen frei ins Gesicht und begann: Zürnt nicht, gnädigster Herr, wenn ich bei Euch ein gutes Wort einlege für die armen Leute, die ich hierher begleitet habe. Sie kamen, um ihre gerechten Klagen vor Euer Ohr zu bringen. Mit Schrecken sah ich soeben, daß man sie in den Turm warf. Unmöglich kann das mit Ew. Gnaden Wissen und Befehl –

Es geschah mit meinem Wissen und auf meinen Befehl, antwortete der Meister in strengem Tone. Zugleich stand er auf und ging durch das Zimmer.

Der Junker erhob sich nun gleichfalls, blieb aber an seinem Platze stehen. So weiß ich nicht, wegen welchen Vergehens sie gestraft werden, sagte er mit zitternden Lippen und doch mannhaft entschlossen, sich nicht abschrecken zu lassen. Wahrlich! Schweres Unrecht ist ihnen geschehen, und ihre Klage darüber sollte nicht stumm gemacht werden.

Heinrich –! verwies der Meister. Du bist ihr Anwalt nicht.

Ich bin's, gnädigster Herr, rief der junge Mann in noch größerer Erregtheit, denn ich sehe wohl, daß man Euch die Wahrheit vorenthalten und Euch gegen sie erzürnt hat, da sie doch nur ihr Recht suchen, was freilich denen nicht gefallen mag, die sich zwischen Euch und sie stellen. Ich bezeug's bei Gott dem Allwissenden, daß der Komtur von Danzig den beschworenen Frieden gebrochen und die beiden Bürgermeister nebst Bartholomäus Groß, Letzkaus Schwiegersohn, aufs Schloß gelockt, sie heimlich in der Nacht ermordet und nach acht Tagen ihre verstümmelten Leichname vor die Brücke geworfen hat. Es war ein Anblick zum Erbarmen! Nicht gerichtet sind sie, sondern gemordet. Und nun droht der Komtur den Frauen und Kindern, daß er ihnen ihr Gut nehmen und sie als Bettler aus der Stadt treiben wolle, aller Gerechtigkeit und Menschlichkeit zum Hohn. Was haben diese Witwen und Waisen verbrochen, daß sie so gezüchtigt werden? Die ganze Stadt ist in Schrecken und Trauer, und niemand hält sich mehr seines Lebens sicher. Und da sie sich nun zu Euch wenden mit ihrer Klage, läßt man sie nicht vor Euren Stuhl, sondern wirft sie wie Missetäter ins Gefängnis. Das ist nicht gut, gnädigster Herr, das ist wahrlich nicht gut!

Der Hochmeister ging an ihm vorüber, wieder und wieder. Er hatte die Augenbrauen fest zusammengezogen und hielt die finsteren Blicke auf den Steinboden gerichtet. Endlich blieb er vor seinem jungen Gast stehen, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte: Ich will's nicht schelten, Heinrich, daß du mir diese erste Stunde verkümmerst. Dein Herz ist voll von dem Leid, das du miterleben mußtest, und dir zeigte sich nur das Leid und der Jammer der Schwerbetroffenen. Die blutige Tat, die du vor Augen hattest, erschreckte dich, und weil du sie nicht begreifst, verwirfst du sie. Aber du beachtest nicht, was jene verschuldeten und wofür sie büßen – du siehst nicht, daß ich als das Oberhaupt einer großen Körperschaft zu handeln habe, die um ihren Besitz kämpft. Willst du dein stürmisches Herz über meinen erfahrenen Verstand setzen? Ich dächte, du hättest Grund, mir zu vertrauen.

Diese Mahnung wirkte nur so viel, daß Heinz einen neuen leidenschaftlichen Ansturm vermied. Wie gern ich Euch in allem vertrauen möchte –! entgegnete er zögernd. Aber was hier geschehen ist und geschieht – Plötzlich blickte er wieder ganz offen zum Meister auf. Sagt mir's ehrlich, gnädigster Herr: an des Komturs Stelle – hättet Ihr gehandelt wie er?

Plauen stutzte. Die Frage berührte sein Gewissen. Sollte er sich mit dem Schilde decken, den Georg von Wirsberg ihm zugereicht? Und wenn ich nun antworte – nein … ?

Dann weiß ich, daß Eure Gerechtigkeit einen kurzen Arm hat, weil sie den Bruder nicht erreichen will.

Das traf genau wieder den Punkt, der schmerzte. Den Bruder, den Bruder! Hatte sich doch diese Rücksicht in seinen Weg gestellt und ihn zum Ausbiegen genötigt! Du weißt nicht, sagte er, wie wehe du mir tust. Gerade weil er mein Bruder ist – Aber ich kann dir meine Brust nicht öffnen, Heinrich, kann dich in mein Innerstes nicht schauen lassen. Du mußt mir glauben, daß ich tue, was das Amt mir auflegt. Mit den Danzigern will ich ins Gericht gehen, wie sie es verdient haben, aber der Unschuldige soll nicht büßen für den Schuldigen, soviel ich's hindern kann. Das Schicksal der Sendboten laß dich nicht kümmern – in einigen Tagen werden sie wieder frei sein. Es ist jedoch mein Wille, daß du nicht mit ihnen zurückgehst nach Danzig, sondern fortan dich zu mir hältst. Bist du mir wiederergeben durch Gottes wundersame Fügung, so will ich diesen Wink wohl beachten. Und nun geh! Wenn wir einander wieder begegnen, sehe ich hoffentlich das alte heitere Gesicht.

So entließ er ihn wenig befriedigt. Wie sollte er nun den Danziger Freunden sein Wort lösen? Es war ihm schon eine Beruhigung, als wirklich die Gefangenen nach einigen Tagen ihrer Haft entlassen und heimgeschickt wurden. Sie hatten um gnädige Verzeihung gebeten. Aber aller Trotz und Übermut war von ihnen gewichen, und sie gedachten zu Hause ernstlich zur vollen Unterwerfung zu raten, damit die Stadt ihre Freiheiten rette. Sie wurden am frühesten Morgen aus dem Schloß entlassen und von bewaffneten Dienstleuten des Ordens bis zur Brandenburg, etwa drei Meilen Weges, geleitet, damit sie mit den Bürgern der Städte Königsberg keinen Verkehr pflegen könnten. Heinz sah und sprach sie nicht mehr.

Der Großschäffer hatte den Auftrag erhalten, ihn völlig neu einzukleiden und mit guten Waffen, auch mit einem Roß zu versehen. Man behandelte ihn im Schloß, da man ihn vom Hochmeister geehrt und ausgezeichnet sah, mit großer Zuvorkommenheit, und besonders Georg von Wirsberg gab sich alle Mühe, sein Vertrauen zu gewinnen, indem er ihm die Mittel und Wege zu einem vergnüglichen Leben anzeigte, ihn auch in die Junkerhöfe der drei Städte begleitete, wo er unter den Kaufherren überall gute Bekannte hatte. Auch auf Buchwalde kamen sie zu sprechen und auf das junge Fräulein. Ein wahrer Kobold – besonders zu Pferde, sagte der Ritter.

Ihr habt eine Wette bei ihr verloren, bemerkte Heinz.

Wißt Ihr das? So hat das hübsche Kind sich doch meiner erinnert. Ich ließ sie gern in den Glauben, daß sie mich besiegt.

Aus Galanterie, spöttelte der Junker.

Ei freilich! Man muß in solchen kleinen Dingen den Damen gefällig sein, wenn man sie in größeren gefügig machen will.

Ich hoffe, Ihr wollet damit nicht andeuten, daß meines Freundes Schwester diese Erfahrung bestätigt hat.

Ach – ein Kind, ein Kind! lenkte der Großschäffer ein. Spielzeug für eine müßige Stunde.

Heinz fand wenig Gefallen an dem Manne, der mit Vorliebe so leichtfertig sprach. Er durchschaute bald seine Eitelkeit und Hoffart und traute seiner Freundschaft nicht sonderlich, die sich so unaufgefordert zudrängte. Des Großschäffers Sitten waren die lockersten. Verbietet Euer Gelübde nicht solches Treiben? fragte der Junker verletzt. Georg lachte. Armut, Keuschheit und Gehorsam – hahaha! Das heißt: ich besitze alles, was den Brüdern gehört, ich nehme kein ehelich Weib, um in meiner Neigung ganz frei zu sein, und ich gehorche, um zu herrschen. Ihr müßt's nicht nach dem Wortlaut schätzen. Jeder Pflicht steht ein Recht gegenüber, und – Menschen sind wir alle.

Sprach der Hochmeister, so hätte man freilich glauben sollen, daß so leichtfertiges Wesen im Orden nirgends gelitten werde, und Georg von Wirsberg hütete sich auch wohl, in seiner Gegenwart unehrbar zu erscheinen. Deshalb hielt Heinz ihn für falsch und nahm sich noch mehr vor ihm in acht. Allerdings konnte ihm seine Geschäftsgewandtheit nicht entgehen. Sie bewies sich bei der Revision der Pflegeämter Tapiau, Gerdauen und Insterburg, wohin auch Heinz in des Meisters Gefolge reiste. Immer hatte er den Kopf voll von Plänen, wie sich eine einträglichere Wirtschaft herstellen ließe, und seine behende Zunge verstand es, den hohen Herrn dafür einzunehmen.

Eines Tages ritten sie auch westwärts durch die große Kapornsche Heide auf das Städtchen Fischhausen zu, das ursprünglich Bischofshausen geheißen hatte, weil der samländische Bischof es auf dem ihm zugeteilten Drittel des eroberten Landes baute. Von dort hatten sie nur noch eine halbe Meile bis zur Ordensburg Lochstädt, auf der ein Pfleger unter dem Komtur von Königsberg saß. Er hatte achtzugeben auf die Schiffe, die durch das Lochstädter Tief zwischen Haff und See aus und ein gingen, aber auch ein ansehnliches Gestüt zu beaufsichtigen, zu dem in guten Zeiten mehr als hundert Pferde aller Art – Rosse, Kobeln, die zu Rosse gehen, und Füllen –, außer den Schwellen zum Postdienst und den Wagenpferden auf dem Wirtschaftshofe, gehörten. Jetzt sah's traurig genug in den Ställen und Roßgärten aus, da der beste Bestand im Kriege verbraucht war. Der Pfleger führte ein gar einsames Leben auf seiner Burg. Aus den Fenstern seines Gemachs blickte er auf die wenig belebte Wasserstraße, drüben aber auf eine Sandwüste, die sich endlos fortzusetzen schien, rechts und links von See und Haff bespült. Seine munterste Gesellschaft waren die Schwalben, die zu Hunderten unter dem Dach des alten Hauses nisteten.

Heinz besuchte von hier aus auch die Stelle am Meeresstrande, wo der heilige Adalbert, der erste preußische Heidenbekehrer, nach der Sage von den wilden Samen ermordet sein sollte, als er mit seinen Begleitern an ihrer Küste landete. Es stand dort zu seinem Andenken eine kleine Kapelle: darin unterließ er nicht, seine Andacht zu verrichten und Gott zu bitten, daß er auch ihn würdigen möge, etwas Stattliches zu seinem Ruhme zu verrichten.

Als sie nach einigen Tagen heimritten durch den meilenlangen Wald, gesellte der Hochmeister sich zu ihm und begann ein ernstes Gespräch über das, was er sich für die Zukunft vorgenommen hätte. Ew. Gnaden haben mich herberufen nach Preußenland, sagte der Junker ein wenig verlegen, und ich warte täglich, wie Ew. Gnaden über meine Dienste bestimmen mögen. Wenn ich nach der Wahrheit sprechen darf, so wäre mir's das liebste, über Land und Leute gesetzt zu werden, aber nicht mitten im Lande, sondern an der Grenze, wo es gilt, immer wach und mit bewaffneter Hand bereit zu sein. Denn meine Jugend verlangt nach Kämpfen, daß ich mir Ehre und Gut erwerbe, da mein Erbteil gar schwach ausgefallen.

Dazu wüßte ich wohl Rat, antwortete der Hochmeister freundlich lächelnd. Willst du ihm folgen und dich gut halten, so könnte es wohl geschehen, daß ich dich aus einem Dienstmann zu einem Herrn mache. Als ich dich zu mir berief, meinte ich, dir durch Empfehlung bei meinen Oberen im Orden nützlich sein zu können. Nun hat es Gott in seiner Gnade gefügt, daß ich selbst der Oberste bin und Macht habe über alle Brüder, die Herren sind in diesem Lande. Also ist auch mein Wort mächtig, wer unserer Brüderschaft neu angehören soll, und nicht besser kann ich für deine Zukunft sorgen, Heinrich, als wenn ich dich schon in so jungen Jahren in den Orden aufnehme als einen Ritter vom Deutschen Hause. Keine größere Ehre kannst du dir gewinnen, als gewürdigt zu werden, das schwarze Kreuz zu tragen im Dienste der Heiligen Jungfrau. Zeigst du dich aber klug und tapfer, so soll es dir auch an Ämtern nicht fehlen, in denen du ein großes Gut verwalten und über viel Leuten stehen magst. Gern will ich dich fördern, solange ich lebe, hoffe aber, daß du meiner Hilfe wenig benötigt sein wirst. Denn ich kenne dich als brav und ehrenfest. Solche Männer braucht der Orden. Sage mir also, ob du die Brüderschaft erwerben willst.

Über dieses Anerbieten erschrak Heinz sehr. Nie war es ihm in den Sinn gekommen, ein geistlicher Ritter zu werden, so hoch er auch die Ehre schätzte. Nun war sein erster Gedanke an Maria und daß er ihr entsagen müßte, wenn er ein Kreuzherr würde. Wie konnte das geschehen? Nein! Nicht für alle Schätze der Welt meinte er seiner Liebe untreu werden zu können. So lockend die Ritterschaft war, von diesem Herzen durfte sie ihn nicht trennen. Er wurde sehr bleich und hielt die Zügel in schlaffer Hand, so daß sein Pferd stolperte. Zum Hochmeister wagte er gar nicht aufzusehen.

Du überlegst noch? fragte derselbe nach einer Weile.

Gnädiger Herr – stammelte der Junker, ich erkenne vollkommen Eure große Huld und Gnade, deren ich ganz unwürdig bin. Wie hätte ich mich eines solchen Antrages versehen sollen? Geizen doch Fürsten und mächtige Herren nach der Ehre des Ritterschlages, und ich – ein armer Junker – Aber es kann nicht sein, gnädigster Herr – bei Gott, es kann nicht sein. Haltet mich nicht für undankbar. Den schwersten Dienst will ich für Euch gern auf mich nehmen, aber das Gelübde –

Der Hochmeister betrachtete ihn sehr ernst. Was muß ich hören? sagte er. Du kannst dich bedenken, eine Gunst anzunehmen, die du selbst so hoch stellst? Wahrlich, ich muß dich für verstört halten, wenn du zögern kannst, dein Glück zu ergreifen, wie es sich dir durch meine Hand bietet. Welche Aussichten für die Zukunft hast du sonst? Wie kann ich dir auf anderen Wegen in gleicher Art nützlich sein? Worauf baust du? Wie willst du dein Glück gründen? Verpasse nicht die Zeit. Nimmt dich der Orden auf, so gibt er dir Herrenrecht – ein mehreres kann dir meine Gunst und meine Liebe nicht zuwenden.

Verkennt mich nicht, gnädigster Herr, antwortete Heinz, der sich ein wenig gesammelt hatte. Nichts Höheres weiß ich mir zu erstreben als Ritterschaft. Aber das Gelübde, das sie von mir fordert, vermag ich nicht zu leisten. Mein Herz –

Es scheint gar sehr an weltlicher Lust zu hangen, fiel der Meister mit strengem Vorwurf ein. Wer freilich Gott dient, muß mancher Freude dieser Welt entsagen. Aber unser Amt ist geistlich und weltlich zugleich. Wir dienen Gott nicht allein mit Gebeten und frommen Übungen, sondern indem wir ihm hier auf Erden ein Reich aufrichten, darin man ihn bekennt und christliche Zucht hält und seines heiligen Friedens sich erfreut. Die Schulter, die das schwarze Kreuz trägt, trägt auch des Regimentes Bürde, und nicht jedem ist sie eine unbequeme Last. Große Aufgaben findet für sich der Mann, dessen Sinn nach weltlichen Dingen steht. Trägt er doch Schwert und Schild und sitzt im Kapitel, muß zu Rat und Tat stets bereit sein. Wird er aber wegen seiner bewährten Tüchtigkeit zum Komtur gewählt, so ist er Verwalter großen Gutes, Richter, Heerführer, ein Gebietiger über viele Tausende. Jeder Tag bringt ihm neue Geschäfte und Sorgen. Sein Leben erfüllt sich mit würdiger Arbeit, vielen ist er ein Helfer in der Not. Und ob er schon nicht für sich selbst erwirbt und kein Erbe hinterläßt, so mehrt er doch den Segen Gottes, eine Ehre über allen Ehren. Von welchem irdischen Tun kannst du dir mehr Genugtuung versprechen?

Der Junker schwieg eine Weile; ihm war das Herz schwer, und er konnte es nicht erleichtern, wie er wollte. Gnädiger Herr, begann er dann, da die Stille immer peinlicher wurde, Ihr bedürftet solcher Zusprache nicht, wenn ich noch frei wäre zu wählen. Aber ich habe in meinem Innersten ein anderes Gelübde getan – das steht diesem entgegen, und ich wäre zeit meines Lebens ein Unglücklicher, wenn ich es mir nicht hielte. Das allein ist's, was mich hindert, Eurem Gebot zu folgen.

Der Hochmeister wiegte den Kopf. Überlege, was du sprichst, sagte er; ich will nicht glauben, daß dieses dein letztes Wort ist. Hast du dich einem Weibe zugelobt, das wäre sehr unbedacht geschehen. Erwidere jetzt nichts – bedenke, was ich dir gesagt habe, und gib mir in den nächsten Tagen eine bessere Antwort.

Somit ritt er von ihm ab und kehrte während der ganzen Reise nicht wieder zu ihm zurück. Heinz hielt sich allein; was er gehört hatte, gab ihm viel zu denken. Eine Strecke Weges gesellte sich der Großschäffer zu ihm und suchte ihn auszufragen, was der Meister so ernst mit ihm geredet hätte und weshalb er so bekümmert aussehe. Aber er erhielt nur mürrische und ausweichende Antworten, so daß er sich bald zurückzog.

Nun kamen trübe Tage für den Junker. Ehrgeiz und Liebe bestanden miteinander einen harten Kampf. Einer von den deutschen Herren werden, das war eine lockende Aussicht. Aber Maria entsagen –? Unmöglich! Jetzt erst fühlte er mit ganzer Stärke, wie fest sie ihm ins Herz gewachsen war.

Er vermied es, dem Hochmeister zu begegnen. Ungern hätte er ihn erzürnt und für immer seine Gnade verscherzt. Manchmal beschlichen ihn auch bange Zweifel, ob er das Ziel erreichen könnte, das er sich selbst gesetzt. Nie war ihm dergleichen vorher gekommen. Ob er geliebt wurde, war die einzige Frage, und auch da war er der Antwort bald gewiß. Er sah nicht auf seinen Weg, er fühlte ihn nicht unter seinem Fuß; leicht schwebten seine sehnsüchtigen Gedanken an das geliebte Mädchen darüber hin – Anfang und Ende seines glückseligsten Strebens war eins. Nun stellte sich so oft Huxers gedrungene Gestalt vor ihn hin, den Arm vorstreckend und mit der Hand zurückwinkend. Das verwetterte Gesicht des alten Reeders wollte ihm gar nicht vertrautsam erscheinen. Und wer war er nun? Was hatte er zu bedeuten in der Welt? Was bot ihm die Zukunft? Zog gar der Hochmeister seine Hand von ihm ab, so war seines Bleibens nicht länger im Lande. Und ehe er sich im Dienste fremder Fürsten mit dem Schwert eine geachtete Stellung erkämpfte – an so langes Warten dachte Maria schwerlich.

Dann wieder meinte er, nur vor Tidemann Huxer hintreten und mit kühnem Wort sprechen dürfen: Ich liebe Eure Tochter – gebt sie mir zum Weibe! Wie konnte er seinem einzigen Kinde einen Herzenswunsch versagen, der so ernst gemeint war? Und es war ernst gemeint! Wie er Maria kannte, würde sie nicht von ihm lassen und selbst ihres Vaters Zorn und Drohung nicht fürchten. Und wenn sie nun fest blieb und unerschütterlich zu ihm hielt – was konnte sie trennen? Dann schwanden wieder alle Besorgnisse, und sein Herz jauchzte auf.

Am liebsten setzte er sich in ein Boot und ruderte auf dem Schloßteich herum bis hoch hinauf zur Mühle. Da war er mit seinen Gedanken allein.

Eines Abends, als er auf der oberen Galerie stand und, an einen Pfeiler gelehnt, in den Hof hinabschaute, legte sich eine schwere Hand auf seine Schulter. Er wandte sich rasch um und bemerkte den Hochmeister. Nun, Heinrich, fragte derselbe, hast du's überlegt, bist du mit dir einig? In kurzem reise ich nach der Marienburg zurück – es wird wegen wichtiger Beratung in Landessachen ein Generalkapitel berufen werden. Ihm steht die Aufnahme neuer Ordensbrüder zu. Entscheide dich also, ob du das Kreuz nehmen willst.

Heinz bückte sich und küßte seine Hand. Was zu bedenken ist, gnädigster Herr, antwortete er, kann ich hier nicht bedenken. Gebt mir gütigst Urlaub auf einen Monat oder zwei, damit ich außen umschaue, was ich ergreifen möchte, und prüfe, wie meinem Herzen zumute ist. Betrachtet meine jungen Jahre, gnädigster Herr, und scheltet meine grüne Torheit nicht. Auch Euch stand wohl in solcher Zeit nicht der Sinn nach dem Kreuz unseres Erlösers. Ich will Euch die Wahrheit bekennen als meinem gütigen Oheim: mein Herz ist voll Liebe zu einem schönen Mädchen, und wenn ich dessen Hand erwerbe, schätz ich mir alles andere gering. Schlägt aber diese liebste Hoffnung fehl, dann weiß ich mir nichts Sehnlicheres, als das Kreuz auf mich zu nehmen. Was ich dann Gott in Eure Hand gelobe, das meine ich halten zu können.

Er sah den hohen Herrn dabei recht treuherzig an, und was er sprach, sprach er ohne Stocken, ob er schon fürchtete, scharf angefahren zu werden. Zu seiner Verwunderung glänzte aber des Meisters Auge feucht. Geh denn – geh, sagte derselbe mild und freundlich. Und möge dir's erspart sein, zu erfahren, was ich erfahren habe, ehe ich unter Christi Kreuz den Frieden fand. Nun sage ich selbst: übereile nichts – bedenke – prüfe! Ich will deinem Glück nicht im Wege stehen – mögest du es ohne mich finden.

Er küßte ihn auf die Stirn, wandte sich rasch ab und ging.

Am anderen Morgen kam der Großschäffer ihn aus seiner Schlafkammer abholen. Er mußte ihn über die Schloßbrücke nach der Altstadt hinein begleiten. Dort führte er ihn in eine Herberge, in der er selbst sein städtisches Quartier hatte, reichte ihm einen ledernen Beutel, der schwer mit Goldstücken gefüllt war, und sagte ihm, daß er vom Herrn Hochmeister beauftragt sei, ihn zur Reise auszurüsten. Sein Pferd stand dort schon gesattelt. In dem Mantelsack, der aufgeschnallt war, sollte er ein gutes Kleid und feines Leinen finden. Der Herr Hochmeister sendet Euch seinen Gruß, sagte er, und hofft, daß Euch dies auf Euren Wegen nütze. Reicht's nicht zu, so wendet Euch lieber an mich als an ihn. Weiß ich doch nun, daß ich ihm eine Freundlichkeit erweise, wenn ich Euch helfe. Ich hoffe auch, Ihr besucht mich bald auf meiner Burg Rheden – wenn nicht meinet, so doch des Freundes in Buchwalde wegen. Das Fräulein wird dort aus Polen erwartet. Soll ich einen Gruß bestellen? Gott befohlen, Junker!

Er wartete nicht ab, bis Heinz seinen Dank gestammelt hatte. Der aber schwang sich aufs Pferd und trabte frohen Muts zum Tor hinaus.

An demselben Tage ließ der Hochmeister viele Briefe schreiben und siegeln. Es war ein Städtetag nach Braunsberg angesagt auf den 12. April. Nun schrieb er an die Ratmannen von Thorn und Elbing, Graudenz und Kulm und an viele andere Städte, auch an die Bannerführer und Landrichter der Gebiete und an alle angesehensten und edelsten Landesritter, daß sie sämtlich zu diesem Tage erscheinen sollten, zu dem auch er eintreffen werde, des Landes Wohl mit ihnen zu beraten und seinen Spruch wegen der Stadt Danzig zu vernehmen.

Danzig soll offen gerichtet werden vor dem ganzen Lande! rief er.

Georg von Wirsberg aber erhielt Auftrag, nach Rheden zu gehen und dort Vorsorge zu treffen, daß die fällige Schuld an den König pünktlich entrichtet werde. Alles Geld sollte er dort zusammenbringen, das vom Schloß noch eingehe, auch alles Silbergeschirr aus den benachbarten Komtureien in seinen Gewahrsam nehmen und einschmelzen lassen. Sein eigenes kostbares Tafelgeschirr befahl der Hochmeister aus der Marienburg nach Rheden zu schaffen und in gleicher Weise zu verwenden.

Es ziemt uns nicht, sagte er, von silbernen Schüsseln zu essen, wenn das Land darbt.


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