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XXXII.
Ein Brief von München nach Wien –

drin Kunde vom Sebald Schreier, Martinus Kötzel, Adam Kraft, vielen Wallfahrern, fürstlich und ritterlich, vom Johannes und Philipp und vom Heinrich Pirmat von wegen des großen St. Onuphrius auf dem Eiermarkt zu München.

Gruß in unserem Herrn Jesu Christo zum voraus, lieber Herr Weimann. Lieber freunt weil Ir dann bericht wöllt vnd ein begier zeigt, was mir der sebald schreier von nürnberg schriebe, wie das mit denen stationen beschaffen sei, so vnser freunt Martinus kötzel ze Nürnberg hat schaffen lassn durch den trefflich kunstreichen meister adam kraft, dem Ir ganz wolgeneigt, mag ich euch schier wundersam vnd vnglaubliche frömmigkeit ausdauer vnd gottesfeier vermelden.

Item es schreibt mir sebaldus schreier, ich wüßt' wie der kötzel zum 2ten mal in heiliges land zog vnd viel Ungemach erlitten hab', bis er dann jedweden fall unseres herrn vnd erlösers gein golgatha aufs genauist abgemessen, auf daß die zu nürnberg ein hochheiligen kreuzweg hetten, sint er auf seiner ersten heimkunft das maas verloren vnd es eher nit dan zu nürnberg wahrnamb. Nun aber sein dieselben stationen mit Gots hilf trefflichen vollendt vnd erbaueten mäniglich. Hett demnach Herr Martinus sein zil vnd freud gewunnen vnd zeigt sich newer Gotseifer, sint nunmehr sein des Kötzel Sohn Georg gen heilig Land zög. Hett sich aber auf lang keine gelegenheit erzaigt.

Nun kann ich euch selbs melden, wie vnser trefflich vnd hochgepriesen held herzog Christoff mit curfürst Friedrich von sachsen vnd Ir vil grafen Ritter herrn und gevolg zum heiligen land aufbricht. Da schreibt mir der sebald schreier, der Georg kötzel ziehe mit vnd wöll gefahr und vngemach erdulden, wie das sein vater erlitten. Des mögt ir euch billig verwundern vnd möchts leicht ein anderer nit unternehmen, als einziger Sohn.

Weil Ir dann sicher ein begier habt ze wissen, wer die alle seind, mit denen der jünger kötzel seine pilgrimschaft antritt, kann ich euch gut bericht geben, da ich mir das verzeichnuß in genauiste copei gebracht, wie das herzog albertus mir verstattet hat, solchem selbs daran gelegen was, die zal zu wißen. Vnd seind es die hie volgende:

curfürst Friedrich zu sachsen.
herzog Christoffen von Bayrn.
Grav philipp von anhalt.
grav Heinrich von stollberg.
grave adam von beichlingen.
Heinrich von Gera.
Der herr von Wildenfels und hans herr zu schwarzburg.

Und aus dem sächsischen mehr:
marquard von Auendorf, ritter.
magnus von hayn.
hilpert von hayn.
hans hund landvogt zu sachsen.
erberhart Crosig, ritter.

Vnd ziehn mit denen vom schwäbisch, bayrischn Adel, vnd aus franken:
melchior adelmann.
caspar Spett, ritter.
bastian vor mistelbach.
hans von heßberg.
jacobus von Fraunhoven.
kunz von rassenberg.
heinrich von schaumberg, ritter.
degenhard pfeffinger.
ruprecht hund.

Aber von meißen vnd türinger adel:
caspar pflug, ritter.
haupold pflug, ritter.

siegmund von maltitz.
hans von grensieg.
wilhalm von Einsiedel, ritter.
cunrad von maltitz.
jörg von wurm.
hans von meußbach.
jörg von hopfgarten, ritter.
philipp v. eberstein.
heinrich von bünau zu teuchern, gen. stelzern, ritter.

Voigtland schicket:
wolf von weißebach, ritter.
cunrad Metsch, ritter.
anshelm von Tettan, ritter.
rudolff von der plaunitz, ritter.
lipold von hermansgrün, ritter.
hans sack.
caspar v. herbitz.
jörg von Zebitz, ritter.
hans münch, ritter.
uß von Ende, ritter.
nicol. v. widersperch.
Jobst von Feilitzsch, ritter.
hans v. Feilitzsch.
veit von kospol.

Vnd seind dabei geistlichen stands vnd gelahrten vnd weiters:
abte von ctzemnitz adolphus schleunitz.
sigismund pflug Thumherr zu meißen.
jacobus veit, quardian von trogau.
franz von schöpperitz, laienpruder.
heilstein priester.
mathias stolz Doktor.
martinus polictzius v. mellerstadt des churfürsten friedrich Arzneydoktor.
hans winkelbauer.
item genannt vnser des Martinus kötzl gottsfürchtiger sohn georg.

Item mit vnserem Herzogen gehen viel der seinen auch Diener, sein irer 5 Mann. Dabei ist der johannes, sein koch, der ist ein ehrlicher mann. Der erste vor ihm wars nit vnd könnt euch viel von dem melden, wie er seinen herrn betrog – der philipp, so die Gertraud durch des herzogen wurf und sprung gewonnen, ist auch dabei. Der hat sein Dienst für ein zeit lang einem andern geben, hat sein hausfrawen in Gots schutz gen münchen gesetzt vnd den hertzog gepeten, er sollt ine mit zum hl. Grab ziehn laßn. So im auch gewillfahrt wurde.

Und weil ich dann weiß, wie Ir der edlen frummen kunst freund vnd irs gedeihens lust habt, auch wan einem meister guete gelegenheit wirdet, ist euch zu verkünden, wie das vnser beeder ehrnhoch vnd kunstreich Lucas kranach mitziehet auf der fürsten geheiß, daß er jeglichen heiligen ort nach notturft und wahl der herrn aufs genauist und best aufriß vnd verzeichnung mache.

Anmit vnd allen genannten seind nit mitgezält all diener, köch, stallmeister vnd was sonst an gevolg vnd leut von nöthen.

Item Ir kennt wol heinrich Pirmat, so mit euch herzog Christoffens halben mehr geschäft gepflogen vnd dem herzogen fest ergeben ist. Da nun er seines handels ermüdet vnd bei gueten mitteln ist, als daß er fürderhin nichts bedürftig, auch sein sinn stets mehr zum Frummen stand, daß er schier oft saget, es was ein priester an ihm verloren gangen vnd hätt nie kein wahren lust an handel gehabt, so ist nun sein frumme hausfraw Anna nach langen gott ergeben tragnen leiden seligen verstorben, sind drei tage. Da ich dann zu Imbe kamb vnd trost spendet, erzeigt er sich fast fest wie ein rechten christen wol anstet vnd eröffnet mir, wie daß er lang ein vorhaben gehabt, in palästinam zu wallfahrten, aber es hett seiner frawen wegen nit wol sein künden. Nun sie seligen verstorben vnd er ein freier mann geworden sei, also sei er seines vorhabens wieder eingedenk worden vnd hab da vnweiteren Entschluß gefaßet. Als er dann schon mit herzog christoffen gesprochen vnd Im seine absicht angezaigt, vnd der ine auch freudig ermutigt hat. Das war ehgestern vnd ist aller ort in münchen die red voll verwunderns, wie daß der alte Pirmat so weite fährliche reis, viel gefahr, bedrängnuß vnd widerspiel unternehm. Item siehet er das selbs wol, ist dabei in mutigem vertraun auf Gott, meint, es wär kein anders denn großes glück vnd ehr, wann ime der Allmächtige beschied, in fremden heiligen land sein tod zu schicken, anders nur seins brueders verwaistes söhnlein nit wär, das er noch etliche jar auferziehn vnd christlich angewönen möcht. Also er sammtliches in Gottes hand gestellt, hinwieder ein frums gelübde getan. Das ist, wann er mit heil aus allen gefarn wieder gein München heimb vnd zu seins brueders sönlein käm, wöllt er zu ern des heiligen Onuphrius ein groß gemäl an seins pflegbefohlen sönleins haus nächst dem thalbruckerthor ober den finstern bögen mahln lassen. Das später wirklich entstandene Riesenbild des St. Onuphrius ist höchst wahrscheinlich von Gabriel Mächselkircher. So Ihr dann über ein jar, wie Ir schreibt gen münchen kommt vnd der pirmat ist an leben heimkommen, ob ich euch auch nimmer schrieb bis in die zeit, seht Irs dann an des Onuphrii bildnuß, so ir an eiermarkt zum rathaus geht, wann dasselb an der wand stat.

Befehl nun ich vnd sicher ir unsern trefflich ruhmbreich frummen herzog christoffen vnd all glaubig eifrige wallfahrer in Gottes trewen schuz vnd schirm vnd auch vns, so so viel in der zeit nit getun mögen, vnser vielen kinder halben nit minder. Damit gehabt euch vnd Ir all wohl vnd bleib allzeit ewer dienstwilliger freund.

Dat. münchen 1483 an st. quirinustag.

Andreas sluder.

Mein ehlich wirthin felicitas laßt euch christlichen gruß entpieten vnd ob Ir noch kein besorgt venedigisch kettlin zu billign preis wißt.

An vnsern lieben freunt erber fürsichtigen
Herrn hans weinmann, kaufherrn zu
Wien.


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