Karl Simrock
Die Edda
Karl Simrock

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30. Mord der Niflunge.

Auch dieser prosaische Zwischenbericht könnte wie der erste von Sinfiötli dem Sammler unserer Heldenlieder gehören. Nur daß es der Ring Andwaranaut war, welchen Gudrun ihren Brüdern zur Warnung schickte, daß Högni von Kostbera noch einen dritten Sohn, Namens Giuki, hatte, und daß Gudrun ihre Söhne aufgefordert, der Giukungen Leben zu erbitten, was diese verweigert hätten, kann aus den Liedern, wie sie uns vorliegen, nicht geschöpft sein. Sonst scheinen alle folgenden Lieder mit Ausnahme des dritten von Gudrun und der beiden letzten von ihrer dritten Vermählung, die doch schon das dritte Sigurdslied kennt, benutzt. Den prosaischen Eingang des folgenden Liedes zog ich früher zu unserm Zwischenbericht und schloß dann weiter, daß dem Verfaßer desselben auch das dritte Gudrunenlied bekannt gewesen sei, indem er aus ihm (Str. 5) die Nachricht über Dietrichs Aufenthalt bei Atli und den Verlust seiner Mannen entliehen habe. Dann müste aber auch die weitere Meldung jenes Eingangs, daß Dietrich und Gudrun einander ihr Leid geklagt hätten, aus dem dritten Gudrunenliede entnommen sein, und die Klage der Gudrun im zweiten »alten« Gudrunenliede schwebte in der Luft, sie wär an Niemand gerichtet, man begriffe nicht, was ihr die Zunge löste, während doch der Dichter des ersten Gudrunenliedes sich so viel Mühe giebt, die Klage der vor Leid Verstummenden einzuleiten. Ich nehme daher jetzt mit Müllenhoff Zeitschr. X. 172 an, daß in jenen einleitenden Worten auch das zweite, alte Gudrunenlied in derselben Weise wie das dritte die Anwesenheit Dietrichs an Etzels Hofe voraussetzte. »Wem sonst sollte die arme freundberaubte Gudrun klagen, als ihm dem gleichfalls elenden freundlosen Manne?« Vgl. Hildebrandslied Z. 23.


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