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Thôr kam von der Ostfahrt her an einen Sand; jenseits stand der Fährmann mit dem Schiffe. Thôr rief:
Wer ist der Gesell der Gesellen, der überm Sunde steht? |
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Wer ist der Kerl der Kerle, der da kreischt überm Waßer? |
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Ueber den Sund fahr mich, so füttr ich dich morgen. |
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Allzuvorlaut rühmst du dein Frühmal; |
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Das hör ich nun hier, was das Herbste scheint |
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Du hältst dich nicht, als hättest du guter Höfe drei: |
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Steure nur her die Eiche, die Stätte zeig ich dir, |
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Hildolf heißt er, der michs zu halten bat, |
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Den sag ich dir frei, obgleich ich hier friedlos bin, |
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Harbard heiß ich, ich hehle den Namen selten. |
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Was solltest du ihn hehlen, wenn du schuldlos bist? |
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Obschon ich nicht schuldlos bin, schütz ich mich doch leicht |
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Es dünkt mich beschwerlich zu dir hinüber |
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Hier will ich stehen und dich erwarten. |
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Des gedenkst du nun, daß ich mit Hrungnir stritt, |
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Ich war bei Fiölwar fünf volle Winter |
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Wie ward es da mit euern Weibern? |
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Wir hatten zierliche Weiber, wären sie zahmer gewesen; |
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Ich tödtete Thiassi, 56 den übermüthigen Thursen, |
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Allerlei Liebeskünste übt' ich bei Nachtreiterinnen, |
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Gute Gabe galtst du mit übelm Lohn. |
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Eine Eiche muß fallen, sonst fertigt man den Kahn nicht; |
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Ich war im Osten, überwand der Riesen |
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Ich war in Walland, des Kampfs zu warten, |
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Unter die Asen theiltest du ungleich die Menschen, |
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Thôr hat Macht genug, aber nicht Muth. |
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Harbard, Schändlicher! Zu Hel schickt' ich dich, |
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Was solltest du überm Sund, wo du nichts zu schaffen hast? |
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Ich war im Osten und wehrt' einem Fluß; |
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Ich war im Osten mit Einer zu kosen, |
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Da hattet ihr willige Weiber. |
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Da hätt ich bedurft, Thôr, deiner Hülfe, |
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Die hätt ich dir gewährt, wär dazu Zeit gewesen. |
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Ich hätte dir auch vertraut; oder hättest du mich betrogen? |
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Bin ich denn so ein Fersenzwicker wie ein alter Schuh im Frühjahr? |
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Was thatest du weiter, Thôr? |
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Berserkerbräute bändigt' ich auf Hlesey: |
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Unrühmlich thatest du, Thôr, daß du Weiber tödtetest. |
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Wölfinnen waren es, Weiber kaum. |
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Ich war beim Heere, das eben hieher |
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Des gedenkst du nun, |
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Das büß ich dir gern mit goldnen Handringen |
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Woher hast du nur die Hohnreden all? |
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Von den alten Leuten lernt ich sie, |
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Du giebst den Gräbern zu guten Namen, |
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So denk ich von der Art Dingen nun. |
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Deine Wortklugheit kommt dir noch übel, |
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Sif 61 hat einen Buhlen, du wirst ihn bei ihr finden: |
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Du redest nach deines Mundes Rath, nur recht mich zu kränken. |
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Und ich sage, so ists! Säumig betreibst du die Fahrt. |
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Harbard, Schändlicher! Du hast mich hier so lang verweilt. |
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Dem Asathôr, wähnt' ich, wehrte so leicht nicht |
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Einen Rath will ich dir rathen; rudre die Fähre hieher. |
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Fahr nur weg vom Sund, verweigert bleibt dir die Fahrt. |
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Weise mir nur den Weg, willst du mich nicht |
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Geringes verlangst du, doch lang ist der Weg: |
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Komm ich heute noch hin? |
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Du erreichst es mit Eil bei noch obenstehender Sonne, |
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Kurz wird noch unser Gespräch, da du nur spöttisch sprichst. |
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Fahr immer zu in übler Geister Gewalt! |