Karl Simrock
Die Edda
Karl Simrock

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32. Gudhrûnarkvidha thridhja.
Das dritte Gudrunenlied.

Herkia hieß eine Magd Atlis, die seine Geliebte gewesen war. Sie sagte dem Atli, sie habe Dietrich und Gudrun beide beisammen gesehen. Darüber ward Atli sehr verstört. Gudrun sprach:

 

       

Was ist dir, Atli,   du Erbe Budlis?
Was belädt dir das Herz?   Du lachst nicht mehr.
Vielen Fürsten   gefiel' es beßer,
Sprächst du mit den Leuten   und sähst mich an.

 
Atli.

Mich grämt, Gudrun,   Giukis Tochter,
Was hier in der Halle   mir Herkia sagte:
Unter Einer Decke   mit Dietrich schliefst du,
Los in das Leintuch   lägt ihr gehüllt.

 
Gudrun.

Ueber das Alles   Eide leist ich dir
Bei jenem geweihten   weißen Stein,
Daß ich mit Dietmars Sohne   nicht zu schaffen hatte
Was dem Herren gehört   und dem Gatten.

Hab ich den Herzog   umhalst etwa,
Den Unbescholtnen   einmal vielleicht,
Auf Andres zielten   unsre Gedanken,
Da harmvoll Zwiegespräch   wir Zweie hielten.

Zu dir kam Dietrich   mit dreißig Mannen:
Nicht Einer lebt ihm   von allen dreißigen.
Bring deine Brüder   in Brünnen hieher,
Mit deinen nächsten   Neffen umgieb mich.

Bescheide der Sachsen,   der südlichen, Fürsten,
Der zu weihen weiß   den heiligen Keßel. –

In die Halle traten   siebenhundert Helden
Eh die Hand die Königin   in den Keßel tauchte.

 
Gudrun.

Nicht kommt mir Gunnar,   nicht klag ichs dem Högni,
Nie soll ich mehr sehen   die süßen Brüder.
Rächen würde Högni   den Harm mit dem Schwert.
So muß ich selber   von Schuld mich reinigen. –

Sie tauchte die weiße   Hand in die Tiefe,
Griff aus dem Grunde   die grünen Steine:
»Schaut nun, Fürsten,   schuldlos bin ich,
Heil und heilig,   wie der Hafen walle.«

10 

Da lachte dem Atli   im Leibe das Herz
Als er heil sah   die Hände Gudruns:
»So soll nun Herkia   zum Hafen treten,
Welche der Gudrun   wähnte zu schaden.«

11 

Nie sah Klägliches   wer nicht gesehn hat
Wie da Herkias   Hände verbrannten.
Sie führten die Maid   zum faulenden Sumpf:
So ward Gudrun   vergolten der Harm.


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