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Abschied von Amaranth.

So zieh' zur Fremde denn hinaus,
Geh' wandern durch die deutschen Gauen!
Grüß' mir sie All' in jedem Haus,
Zumeist die frommen deutschen Frauen!

Doch ach! Mein Kind, du bist so zart!
Fast kömmt um dich mir ein Verzagen;
Denn rauh und trüb' ist deine Fahrt,
Dein Sänger will dir's treulich sagen.

Es zürnt das Wort, die Wehr erklirrt,
Im Riesenkampf die Völker streiten;
Vom Wahn gescheucht der Glaube irrt,
Wer wird noch dich in Liebe leiten?

Und doch! Wenn ich mir denke still,
Wie manches Herz du mögst erfreuen,
Wie treu es meine Seele will,
Zerrinnt mir wieder all mein Scheuen.

So neige denn dein Haupt zu mir,
Daß ich dir geb' den letzten Segen!
Ich will auch dir die erzne Zier
Um deine zarten Glieder legen.

Dies Schwert des Kreuzes Zeichen trägt,
Vor dem muß jeder Spötter weichen;
Dem Schild sind Lilien eingeprägt,
Mein Kind! Der Demuth fromme Zeichen!

Nun schlägt das Herz mir stark und frei,
Nun ziehe hin in Gottes Namen!
Zieh' hin! Was auch dein Schicksal sei!
Streu' aus der frommen Minne Samen!

Nicht auf die Märkte sollst du gehn,
Nicht in der Gassen laute Rotten!
Sie werden nie dein Herz verstehn,
Dich heute feiern, morgen spotten.

Such' nicht des Tags verführend Wort!
Mein Kind! Es ruht in ihm kein Segen;
Den Kranz der Welt, der schnell verdorrt,
O laß ihn nicht auf's Haupt dir legen!

Geh' durch die Welt du, ungesehn,
Klopf' an der stillsten Häuser Thüren!
Dort wird man gern dir öffnen gehn,
Und bei der Hand in's Haus dich führen.

Dort wird man gern in trauter Ruh'
Zu lauschen dir um dich sich schaaren;
O werd' vertraulich dann auch du,
Und laß mein Lied sich offenbaren!

Du sollst der Mutter Angesicht
Entlocken süße Liebeszähren!
Du sollst mit frommer Minne Licht,
Der Jungfrau züchtig Aug' verklären!

Dem Jüngling sing' vom ernsten Gang,
Daß nimmer sein Geloben wanke!
Schlag' an den reinsten Himmelsklang
Von Kindeslieb' und Kindesdanke!

Nach dem geweihten, ird'schen Bund
Sollst du ein heilig Sehnen regen!
Auf's Dulderherz von Täuschung wund
Sollst du des Trostes Balsam legen!

Du sollst Den, der den Herrn erkor,
Ein Engel im Triumph umschweben!
Und Dem, der seinen Gott verlor,
Soll ihn dein Friede wiedergeben!

Und kehrst du dann zu mir zurück,
Und sagst du mir auf mein Befragen
Von einer Stunde stillem Glück,
Das in ein Herz dein Bild getragen;

Und stille Thränen bringst du mir
Um deinetwillen süß geflossen,
Gebetesworte, die in dir
Ein Herz dem Himmel fromm erschlossen:

Dann will ich stolz die Thränen all
Als Perlen um die Harfe ketten;
Der heil'gen Worte Widerhall
In meiner Lieder Tiefe betten,

Auf daß bei jedem Harfenspiel
Der Schmerz der Erde sich mir zeige,
Und mahnend an mein hohes Ziel
Tief aus Gebet mein Lied entsteige.

Und nun steh' auf! Mit dir sei Gott!
Er wird es gnädig mit dir fügen.
Geh' freudig mitten durch den Spott!
Als Wahrheit wandle durch die Lügen!



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