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Ein stummes Mahl.

Sie sitzen stumm am Eichentisch,
   Der Wirth mit seinem Gaste;
Ein Frühlingssprößling, laubesfrisch,
   Beim herbsteskahlen Aste.
Es wird der Becher voll und leer;
   Der Sturm spielt auf den Reigen,
Im Walde stöhnt der Tänzer Heer –
   Sie schweigen.

Herr Walther tief in's Herz ihm sieht,
   Ihn faßt ein weich Erbarmen;
Mit Macht es ihn hinüberzieht,
   Als wie zu Vatersarmen.
Schon folgt er freudig der Gewalt,
   Und will sich zu ihm neigen;
Da trifft des Wirthes Aug ihn kalt –
   Sie schweigen.

Dem Wirth dringt wohl sein Blick in's Herz,
   Er hat ihn tief verstanden;
Schon will er sprengen wohl das Erz
   An seines Hasses Banden.
Da sieht er aus dem Grabe stumm
   Voll Hohn den Buhlen steigen;
Der wirft ihm neue Ketten um –
   Sie schweigen.

Wohl kömmt dem Wirth und Gast zumal
   Bei solchem Schmaus ein Grauen;
Jedweder greift nach dem Pokal,
   Und Aug' in Aug' sie schauen.
Es bringt's die Lieb' dem Hasse zu,
   Sie leeren ihre Neigen,
Und stehen auf und gehn zur Ruh' –
   Und schweigen.



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