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Walthers Lieder.

Ha! Wär' ich du, mein Falke du,
Von luft'gen Fittigen getragen!
Ich flög' am Tag der Sonne zu,
Zög' Abends aus zum Streit und Jagen!

Ich wohnt' im steilsten Felsgestein,
Inmitten grüner Wälder Rauschen,
Mit meinem Lieb so ganz allein, –
Und könnte Keiner uns belauschen!


So lang mein Himmel heiter blaut,
Will ich nicht an die Wolke denken;
So lang die Locke nicht ergraut,
Will ich mein blühend Haupt nicht senken.

Denkt denn die Blume an's Verblühn,
Wenn sie der Knospe sich entwindet?
Denkt denn der Stern in seinem Glühn,
Daß er am Morgen schon erblindet?


Mein Wurf ist karg gefallen,
Ich trag' kein Gold am Stahl,
Ich hab' nicht reiche Hallen,
Nicht Rosse sonder Zahl.

Mir sind nicht Dörfer fröhnig,
Und klein ist mein Revier;
Doch ist mein Herz ein König –
O Gott! Wie dank' ich dir!


Komm'! Geh' mit mir in's Waldesgrün,
Ich muß ein Wörtchen dir vertrauen!
Doch sieh dort erst die Rosen blühn,
Die Täubchen ihre Nester bauen!

Leg' erst dein Haupt in Sonnenschein,
Und hör' die Nachtigallen schlagen!
Blick in den Himmel erst hinein!
Erst dann sollst du mir Antwort sagen!


Wem ewig jung das Herz verblieben,
Dem ist das Leben ewig jung!
Am Morgen Streiterlust und Lieben,
Am Abend – die Erinnerung.


Mein Herz ist wie die Eiche,
Die nicht im Sturme wankt,
Die nimmerwelk der Epheu
Mit treuem Arm umrankt.

Der Mutter fromme Liebe
Ihr treuer Epheu ist;
Mein lieb, im grünen Wipfel
Ihr weißes Täubchen bist!


Ich möcht' an alle Fenster schleichen,
So sacht als wie der Mondenschein,
Und unsichtbar ein Ringlein reichen
In all' die trauten Kämmerlein.

Und Die ich drin am Stillsten fände,
Fromm waltend in verständ'gem Plan,
Der zög' ich an mein Herz die Hände,
Und steckt ihr traut mein Ringlein an.


Mein Lieb braucht keinen Demantschrein,
Nicht Sammt und Gold an seinem Kleid;
Nicht Marmor in dem Kämmerlein,
Sein Lockenhaar braucht kein Geschmeid.

Doch in des Herzens heil'gem Schacht
Muß funkeln Gold und Edelstein,
So daß es könnt mit seiner Pracht
Der allerreichste Goldschmied sein.


Ihr Antlitz sei nicht zaubervoll,
Mich soll nicht reizen Aug' und Mund!
Doch friedlich draus mich grüßen soll
Ein gläubig Herz rein und gesund,

Daß, wenn ich ihr in's Antlitz seh',
Es wie Gebet mich überkomm',
Und daß, so oft ich von ihr geh',
Mein Minnen sei nochmal so fromm.


Mein Lieb soll sein ein Mägdlein arm,
Soll nicht viel auf den Gassen gehn,
Nicht prunken gern im Reigenschwarm,
Doch soll es still die Spindel drehn.

'S ist nicht um's Fädlein fein und zart,
Das könnten auch Frau'n Basen spinnen;
Die Spindel Zucht und Einfalt wahrt –
Bei Einfalt nur ist frommes Minnen.


Ich will kein Pfand aus deinen Händen,
Daß deiner Lieb' ich mag vertrauen;
Nicht Eide, die sich mir verpfänden,
Nicht Blicke, die mich süß beschauen.

Will nur die Hand auf's Haupt dir falten,
Und deine Seele nur befragen,
Wie sie es mit dem Herrn will halten, –
Dieß Eine soll mir Alles sagen.


Wie sollt' ich bauen auf dein Lieben,
Wie heilig du auch Treu versprochen,
Wenn deinem Gott du sie gebrochen,
Deß ewig Herz so treu dir blieben?


Ich will ihr geben Ehr' und Gut,
Sie bergen treu in Herz und Dach;
Und was sie Liebes an mir thut,
Will ihr's vergelten tausendfach.

Und auf der ganzen Erde ging'
Mir Niemand über ihre Hand;
Doch theurer noch als Liebchens Ring
Verblieb' mir Gott und Vaterland.


O Bube, der des Vaterlandes Namen
Nicht eingeschrieben in dem Herzen trägt;
Deß matte Taubenflügel feig erlahmen,
Indeß der Aar zum Flug den Fittig schlägt,

Ein unbeweintes Grab gräbt dir der Spaten,
Mit deinem Leib ist auch dein Name todt.
Du scheutest einst das Sonnenlicht der Thaten,
Dich scheuet der Erinnrung Abendroth.


Ich möcht' von frischem Sturm umbraust
Auf hohem Berg mir bau'n mein Haus,
Daß mir in Herz und Aug' und Faust
Nie gingen Mark und Feuer aus.

Dann wollt' ich bis an hundert Jahr
Im Land der stärkste Kämpe gehn.
Das Silber nur in Bart und Haar
Dürft' mein Jahrhundert eingestehn.


Mein Schwert ist scharf, mein Arm ist stark,
Mein Aug' ist klar, und frisch mein Mark;
Wie Einer nur ich fechten kann,
Ich habe Muth für hundert Mann;
Doch ohne zu dem Herrn zu flehn,
Getraut ich nicht in Streit zu gehn.


Der nicht den ew'gen Herrn verehrt,
Der ist kein Held; ich glaub's ihm nicht,
Und wenn er noch so kühn sich wehrt,
Daß er mit ächtem Muthe ficht.

Und könn ich, wie der Herr Gott kann,
Ich ließ' ihm alle Kraft vergehn,
Im stärksten Streite Mann an Mann,
Er müßt' mir knie'nknie'n und Gnade flehn.


Ich hab' vor keinem Feinde Scheu,
Er soll nur öffnen sein Visier;
Er soll nur stehn zum Streite treu,
Ich will schon schützen mein Panier.

Doch die einhergehn stummverkappt,
Die fürcht' ich, wie die Schlangenbrut.
Sie haben schnell den Sieg ertappt, –
Ich bin ein ehrlich deutsches Blut.


Ha! Komm' ich vor'n Feind zu stehn,
Träf' ich ihn doch beim Lorbeer gleich!
Was säumst du noch? In's Aug' gesehn!
Heraus den Stahl! Fahr' aus zum Streich!

Ich sag's voraus dir gradezu:
Des Lorbeers Blätter, die sind mein.
Den fahlen Stamm, den fälle du –
Was frägst du lang? – zum Todtenschrein!


Freund oder Feind, was kann's mich scheeren!
Wenn Jeder nur sein Banner wahrt.
Geb' Jedem gerne seine Ehren,
Ob er sich rechts, ob links geschaart.

Doch die Schmarotzer und die Buben,
Die hüben halb, halb drüben stehn,
Die schick' ich heim in ihre Stuben,
Sie sind nicht werth in Streit zu gehn.


Ein Strom bin ich. Wer hält mich auf?
Es sollte Keinem glücken;
Ich reiß' ihn fort in meinem Lauf,
Und trag' ihn auf dem Rücken.

Was steht ihr trotzig mir im Weg,
Ihr Felsen und ihr Eichen?
Hört ihr mich brausen hoch vom Steg?
Ihr müßt zersplittert weichen!

Doch drunten in dem Thalgefild,
Da fließ' ich klar und leise;
Ich grüß' am Strand ein Rosenbild,
Bevor zum Meer ich reise.


Ein frommer Knecht mit scharfem Stahl
Dem Vaterland und Gott zumal;
Ein treues Herze seinem Weib,
Ein frohes Lied zum Zeitvertreib;
Ein ehrlich und gesundes Blut,
Ein starker Arm, zufriedner Muth;
Und auf den Herrn gebaut das Haus –
Treibt alle bösen Geister aus.



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