Friedrich von Raumer
Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit, Band 3
Friedrich von Raumer

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König Philipp.

 

Geschichte der Hohenstaufen

und ihrer Zeit

von

Friedrich von Raumer.

 

Dritter Band.

Mit zwei Kupfern und einer Karte.

 


 

Leipzig:
F. A. Brockhaus.
1824.

 


 

Vorrede.

Ich übergebe den dritten und vierten Band meiner Geschichte der Hohenstaufen den Lesern mit noch größerer Schüchternheit, als die beiden ersten. Denn die Menge der Ereignisse, die Verwickelung der Verhältnisse, die Schwierigkeit der Anordnung wächst immer mehr; und insbesondere ist die Aufgabe, Friedrichs II Geschichte zu schreiben, dadurch noch ungemein erschwert: daß seit dem dreizehnten Jahrhundert bis auf den heutigen Tag eine fast unglaubliche Verschiedenheit der Ansicht, Darstellung und Beurtheilung dieses Mannes und seiner Zeitgenossen statt findet. Jeder Bearbeiter wird hiedurch an Shakspeares ernstes Wort VI erinnert (Gleiches mit Gleichem, Akt IV. Scene 1, nach Tiecks Übersetzung):

O Größ' und Hoheit, tausend falscher Augen
Haften auf dir! In Bänden voll Gerede
Rennt falsches Spähn, mit sich im Widerspruch,
Dein Handeln an! Des Witzes Fehlgbeburt
Macht dich zum Vater ihrer müß'gen Träume,
Und zwängt dich ihren Grillen ein!

Mit denjenigen, welche von vorn herein behaupten, daß der Papst, oder der Kaiser, oder die Städte, oder die Stände, oder die rechtgläubige Kirche, oder die Ketzer allein und immerdar Recht haben, hier streiten oder sie widerlegen zu wollen, wäre ganz unpassend; mit denen, welche über die Wichtigkeit und Glaubwürdigkeit mancher Schriftsteller anders urtheilen als ich, kann hier ebenfalls keine kritische Verhandlung statt finden. Seit Jahren habe ich unermüdlich in den bisher zum Theil unbekannt gebliebenen Quellen geforscht, mich eingewohnt in jene Zeiten, täglich Umgang gepflogen mit jenen Männern, und jede Ansicht und Darstellung ohne Haß und Vorliebe geprüft. Dies Zeugniß gebe ich mir nicht aus Eitelkeit oder Anmaaßung, sondern ans Gewissenhaftigkeit. Denn es wäre nicht bloß falsche Bescheidenheit, es wäre Feigheit und Verrath an der Sache selbst, wenn ich, um wortführende Stimmen zu gewinnen, oder hergebrachten Ansichten zu schmeicheln, an den Ergebnissen meiner VII Forschung gedreht und gedeutelt hätte. Daß ich mich darum nicht für unfehlbar halte, brauche ich keinem Verständigen zu wiederholen.

Mancher dürfte tadeln, meine Erzählung sey zu weitläufig und der Mittheilungen aus den Quellen zu viele; allein nur auf diesem Wege hielt ich es für möglich über die Ereignisse ein solches Licht zu verbreiten, daß der Leser selbst urtheilen und vorgefaßte Meinungen vielleicht vergessen kann.

Die beiden Hauptstücke über die Gesetzgebung Friedrichs II und die Bettelmönche, schienen mir den langen Faden der öffentlichen Verhandlungen und Ereignisse angemessen zu unterbrechen, und mit der allgemeinen Aufgabe meines Werks keineswegs im Widerspruch zu stehn. Denn jene Gesetzgebung, durch den Kaiser entstanden und nur in seiner Zeit wirkend, durfte ich weder ganz, noch zum Theil in das Buch von den Alterthümern verweisen, wenn nicht das Bild geschwächt und einseitig werden sollte; und eben so greifen die Bettelmönche dergestalt in die Ereignisse ein, daß ich ihrer hier erwähnen mußte. Auch lassen sich diese beiden so denkwürdigen und so entgegengesetzten Entwickelungen jener Zeit, nur in naher Zusammenstellung wechselseitig recht beleuchten und erklären.

Die dem dritten Theile, über das ursprünglich gegebene Versprechen, beigefügte Karte ist für das Jahr 1200 abgegränzt. Wenn die Besitzungen und VIII Verhältnisse im lateinischen Kaiserthume nicht gar zu schwankend und ungewiß wären, würde ich gern ein späteres Jahr zu Grunde gelegt haben.

König Philipps Bildniß hat Herr Raabe, nach dem allein ächten, aber sehr rohen Denkmale in Regensburg, mit wahrem Künstlergeiste hergestellt.

Von der in Kapua befindlichen, während der letzten Kriegszeiten leider am Haupte verstümmelten Bildsäule Friedrichs II, hatte der neapolitanische Geschichtschreiber Daniele einen Gipsabguß fertigen und einen Ring trefflich stechen lassen. Jener ist verloren; dieser befindet sich in meinen Händen und liegt dem beigefügten Bildnisse zum Grunde.

Berlin, den 10ten April 1824.

Inhalt.

Sechstes Buch.
Erstes Hauptstück Die Geschichte Heinrichs VI von dem Aufbruche seines Vaters nach dem Morgenlande, bis zu Ende des ersten Zuges wider Neapel (1183–1191)
Zweites Hauptstück Von der Rückkehr Heinrichs aus Neapel, bis zu dessen Krönung in Palermo (1192–1194)
Drittes Hauptstück Von der zweiten Rückkehr Heinrichs nach Deutschland, bis zu dessen und Papst Cölestins III Tode (1195–1198)
Viertes Hauptstück Papst Innocenz III und die italienischen Angelegenheiten (1198–1208)
Fünftes Hauptstück Deutschland unter Philipp und Otto IV, bis zur Ermordung des ersten und dem Aufbruch des letzten nach Italien (1198–1209)
Sechstes Hauptstück Von dem Aufbruche Ottos IV nach Italien, bis zur Krönung Friedrichs II in Achen (1209–1215)
Siebentes Hauptstück Das Morgenland, der Kreuzzug wider Konstantinopel und die Gründung des lateinischen Kaiserthums (1196–1215)
Achtes Hauptstück Innocenz III und sein Verhältniß zu den Prälaten, Fürsten und Königen
Neuntes Hauptstück Von den Theologen und Philosophen, den Rechtgläubigen und Ketzern, den Katharern und Waldensern, den Albigenserkriegen und der lateranischen Kirchenversammlung, bis 1216 zum Tode Innocenz des dritten
 
Siebentes Buch.
Erstes Hauptstück Von der Wahl Papst Honorius III, bis zur Kaiserkrönung Friedrichs II (1216–1220)
Zweites Hauptstück Von der Ankunft Kaiser Friedrichs in Neapel, bis zum Vertrage von S. Germano (1220–1225)
Drittes Hauptstück Vom Vertrage zu S. Germano, bis zum Tode Papst Honorius III (1225–1227)
Viertes Hauptstück Von der Erhebung Gregors IX, bis zur Abfahrt Friedrichs II nach dem Morgenlande (1227–1228)
Fünftes Hauptstück Der Kreuzzug Friedrichs II, Rückkehr desselben und Aussöhnung mit dem Papste (1228–1230)
Sechstes Hauptstück Die Gesetzgebung Friedrichs II in Neapel
Siebentes Hauptstück Die Bettelmönche
Achtes Hauptstück Italien und das Morgenland bis zum Bunde der Lombarden mit König Heinrich (1230–1234)
Neuntes Hauptstück Deutschland, die Stedinger, die Empörung König Heinrichs (1220–1235)
Zehntes Hauptstück Verheirathung Friedrichs mit Isabellen, Reichstag in Mainz, neue Gesetze, Österreich, Preußen (1235–1236)
Eilftes Hauptstück Kampf Friedrichs gegen die Lombarden bis zur Schlacht von Kortenuova (1234–1238)
Karte für das Jahr 1200.

 


 


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