Theodor Hermann Pantenius
Im Gottesländchen
Theodor Hermann Pantenius

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Zehntes Kapitel.

Als Wezwagar auf der Rückfahrt den Hof passiert und eben den Wald erreicht hatte, begegnete ihm Pilskaln. Sie hielten neben einander und reichten sich aus den Wagen die Hände.

»Nun, Pilskaln,« sagte Wezwagar, »Ihr habt also doch zur Flinte gegriffen?«

»Ja,« erwiderte der Angeredete verdrossen, »Wilks ließ sich nicht zurückhalten. Wir prophezeiten ihm gleich, daß er doch nichts ausrichten würde. Unsereiner versteht es nicht mit der Büchse so geschickt umzugehen, daß er seines Zieles sicher ist.«

»Nun, ich denke, Wilks hat im Schießen Übung genug.«

»Es ist ein ander Ding, einen Rehbock anlocken und niederschießen, und einen Menschen auf eine große Entfernung treffen. Jetzt haben wir die Sache klüger angefaßt; diesmal wird uns der Baron nicht wieder entgehen.«

»Was habt ihr vor?«

»Das will ich dir sagen. Du weißt, daß der lange Jehze früher bei den Scharfschützen gedient hat. 159 Er schießt auch jetzt noch vortrefflich. Als wir gestern mit ihm zum Probeschießen in der Limpik waren, kamen die Möwen herunter wie Feldhühner. Der lange Jehze hat es nun für 200 Rubel übernommen, uns von dem Baron zu befreien. Namik ist heute zur Stadt gefahren, um eine von den neuen Pistolen, aus denen man sechs Schüsse abfeuern kann, zu kaufen. Sobald die erste Gewitternacht kommt und – Pilskaln sah hier zum Himmel empor – eine solche kann nicht mehr lange auf sich warten lassen, stecken wir, wenn das Gewitter so recht losbricht, die neue Schmiede am Rande des Waldes in Brand. Der Baron kommt dann gewiß herbei, um das Löschen zu leiten, und ist ein verlorener Mann. Der Hauptmann mag nachher ausmachen, wer in dem Gewühl den Schuß abfeuerte.«

»So, so!« sagte Wezwagar. »Der Plan ist nicht übel! Also der lange Jehze! Glaubt ihr wirklich, daß der Trunkenbold eine so sichere Hand hat?«

Der junge Bauer lächelte selbstgefällig. »Namik versteht so etwas,« erwiderte er. »Er hält Jehze in seiner Kleete eingeschlossen und gibt ihm täglich nur ein Glas Branntwein; ohne ein solches würde er den Mut verlieren. Ist es an der Zeit, so gibt ihm Namik noch ein Glas, und man kann sicher auf ihn rechnen. Wir sorgen jetzt dafür, daß es sich in der Gemeinde herumspricht, daß sich in der ersten Gewitternacht etwas auf dem Hofe ereignen würde. Die Leute werden, sobald der erste Donner nach Sonnenuntergang grollt, neugierig von allen Seiten 160 herbeiströmen, als ob zum Essen geklappert würde. Je größer das Gedränge, um so besser. Du kommst doch auch, Wezwagar?«

»Gewiß, ich werde nicht ausbleiben.«

»Siehst du,« fuhr der junge Bauer fort, »es liegt uns sehr viel daran, daß du auch dabei bist. Namik gilt in der Gemeinde für einen Zänker, Wilks wird verdacht, daß er wilddiebt, und aus mir machen sich die Leute nicht viel; auf dich aber halten alle große Stücke.«

»Wirklich? Auch jetzt noch, da man glaubt, daß ich die Scheune in Brand steckte und auf den Baron schoß?«

»Ja, auch jetzt noch. Die Leute tadeln zum Teil die That, aber sie geben zu, daß der Baron schändlich mit dir umgegangen ist, und entschuldigen dich.«

»So, so! Nun, das ist ja schön! Mit Gott, Pilskaln! Ich komme jedenfalls.«

Wezwagar nickte zu Hause seiner Frau freundlich zu, sagte aber nichts. Er ließ sich Speise geben und aß zum erstenmal seit langer Zeit wieder mit seinem gewöhnlichen starken Appetit. Das erschien seiner Frau wie ein gutes Vorzeichen. Nach dem Essen kleidete Wezwagar sich um und ging wieder an die Arbeit.

Draußen herrschte eine erstickende Schwüle. Die Luft flimmerte nicht mehr in den Sonnenstrahlen, sondern erschien, zumal nach dem Horizont zu, trübe und bleifarben. »Herr,« sagte Peter, »nach Sonnenuntergang haben wir ein Gewitter und zwar ein 161 furchtbares. Seht, wie regungslos die Bäume dastehen und wie tief die Zweige der Birken herabhängen!«

»Kein Vöglein singt,« fügte der Knecht hinzu. »Die kleinen Leute fürchten sich auch vor der Nacht.«

Als sie am Abend ins Gesinde zurückkehrten, wetterleuchtete es schon im Süden und im Westen. Die Bäuerin und die Magd saßen auf dem Bänkchen unter dem Fenster und blickten besorgt zum Himmel empor. Der älteste Knabe saß neben der Mutter.

»Komm, Weiblein,« sagte der Bauer, »wir wollen auf die Landstraße gehen; dort hat man einen besseren Überblick.« Er nahm den Knaben auf seinen Arm und schritt langsam voran; die Bäuerin folgte ihm, hocherfreut durch die alte liebe Anrede. Sie gingen langsam der Landstraße zu. Der Bauer plauderte unbefangen mit seinem Knaben und versprach ihm, ihm einen Bogen zu machen. Als sie aber die Ecke, die der Wald bildete, erreicht hatten und vom Gesinde aus nicht mehr gesehen werden konnten, blieb er plötzlich stehen. »Weiblein,« sagte er, »gottlob, ich bin wieder der Alte!«

Die Bäuerin stieß einen Jubelruf aus und umarmte ihren Mann unter Freudenthränen. »Gott sei gedankt!« rief sie, ergriff seine Hand und bedeckte sie mit heißen Küssen. Wezwagar ließ den Knaben auf den Boden hinabgleiten, zog sein Weib an seine Brust und herzte und küßte es. In der Birke über ihnen schlug der Fink, der neben seinem im Neste brütenden Weibchen saß, laut und hell.

162 »Weiblein,« sagte der Bauer nach einer Weile, »die Leute haben einen Anschlag wider das Leben des Barons gemacht, dessen Ausführung ich verhindern kann und verhindern werde. Wundere dich also nicht, wenn ich heute noch einmal hinauseile.«

»Geh!« erwiderte sie. »Gott segne dich und dein Vorhaben. Geh und rette dem Baron noch einmal das Leben. Dann aber wollen wir sobald als möglich fort von hier.«

Ein dumpfer Ton drang von Westen her an ihr Ohr. Es war kein Rollen, sondern nur ein kurzer hohler Ton. Von der Landstraße aus konnte man bereits den obersten Rand der Wolke über den fernen Baumwipfeln aufsteigen sehen. Es wurde schnell dunkel.

Sie kehrten langsam in das Gesinde zurück. Wezwagar ließ, wie immer bei nächtlichen Gewittern, das Vieh aus dem Stall treiben und das Herdfeuer auslöschen. Er ging von Gebäude zu Gebäude, um sich zu überzeugen, daß alle Fenster, Thüren und Luken geschlossen waren, und kehrte dann auf die Bank vor dem Fenster zurück. Ihm war trotz der schwülen Luft und der aufregenden Ereignisse, denen er entgegen ging, leicht und fröhlich zu Mut; hatte er doch sich und sein Weib wieder. Von Zeit zu Zeit blickte er durch das Fenster in die Stube, in der seine Frau die ängstlich gewordenen Kleinen zu beschäftigen und zu beruhigen suchte, und nickte ihr lächelnd zu. Dann beobachtete er wieder das heranziehende Gewitter, dessen Donner jetzt länger und länger grollten. Von Zeit zu Zeit flog ein fahler 163 Schein über den dunklen Wald; der Donner aber ließ noch lange auf sich warten. Das Gewitter war noch entfernt, es kam aber rasch heran. Jetzt flammte es wieder durch den Wald und jetzt wieder und wieder. Ein großer Vogel flatterte ängstlich hoch über den Wipfeln der Bäume; es war, als ob die Blitze ihn blendeten, jeder Blitzstrahl zeigte ihn auf derselben Stelle.

Mittlerweile hatte es auch von Süden her anfangs selten, dann immer öfter und öfter aufgeleuchtet. Ein immerwährendes Aufflammen erhellte den Wald und ließ die Dunkelheit, in die er dazwischen versank, nur noch schwärzer erscheinen. Unaufhörlich rollte der Donner. Jetzt schien es, als ob ein Feuerstrom zur Erde niederstürzte, und gleichzeitig krachte es wie eine Salve aus tausend Riesenschlünden.

Der Bauer sprang auf und eilte in die Stube. »Lebe wohl, Weiblein,« rief er und drückte seine Frau an sich.

»Gott schütze dich und helfe dir,« erwiderte sie.

Der Bauer stürmte in die Knechtsstube. »David,« rief er dem Knecht zu, »du bleibst daheim; Peter, du kommst mit, es hat im Gut eingeschlagen.«

Sie eilten über den Hof, zogen die zitternden Pferde aus dem Stall und sprengten dem Gut zu.

Auf dem Gutshof hatte man das heranziehende Gewitter auch rechtzeitig bemerkt und alle Vorbereitungen getroffen. Auch hier waren die Herden unter persönlicher Aufsicht des Barons auf das Feld getrieben, alle Fenster und Thüren geschlossen, alle 164 Feuer ausgelöscht worden. Jetzt war die ganze Familie im Salon versammelt und sah dem Heranziehen des Gewitters zu. Die Baronin hatte ihren Arm in den ihres Mannes gelegt, Fräulein Alexandra stand neben ihrem Bruder, die Gouvernante und die Bonne beantworteten, so gut sie konnten, die ängstlichen Fragen der Kinder.

»Wie prachtvoll!« rief die Baronin von Zeit zu Zeit.

Im Hintergrunde des Zimmers stand Martha, die alte, treue Wirtschafterin. Sie war die Amme der Baronin gewesen und war seitdem nicht von ihrer Seite gewichen. Sie war sehr energisch und in Bezug auf ihre Herrin und deren Interessen, wie man zu sagen pflegt, päpstlicher als der Papst. Kein Wunder, daß sie von den übrigen Dienstboten, denen sie scharf auf die Finger sah, nicht eben sehr geliebt wurde.

Heute war die Alte auffallend unruhig. Sie seufzte von Zeit zu Zeit schwer und fuhr sich mit dem Taschentuch über die Stirn.

Jetzt fuhr der Blitz hernieder, der Wezwagar aus dem Gesinde trieb.

»Um Gott!« rief Fräulein Alexandra und trat einen Schritt zurück, »das hat eingeschlagen!«

Gleich darauf stürzte ein Diener herein: »Gnädiger Herr,« rief er, »der Blitz fuhr in die neue Schmiede! Wir sahen es deutlich.«

Der Baron wandte sich, um zu gehen.

»Gott schütze dich,« sagte die Frau.

165 »Du willst doch nicht bei diesem Unwetter hinaus?« rief Fräulein Alexandra.

»Natürlich,« erwiderte der Baron und schritt der Thür zu.

Da vertrat ihm die alte Martha den Weg. »Gehen Sie nicht,« rief die Alte mit zitternder Stimme, »um Gottes willen, gehen Sie nicht!«

Der Baron lächelte. »Es wird nicht so gefährlich sein,« meinte er.

»Was hast du, Martha?« fragte die Baronin beunruhigt.

»Gnädiger Herr, gehen Sie nicht! Ich sah deutlich, daß der Blitz an der Waldecke niederfuhr und nicht in die Schmiede.«

»Einerlei,« versetzte der Baron und wollte weitergehen, die Alte umfaßte ihn aber mit beiden Armen und drängte ihn zurück. »Gnädige Frau,« schrie sie, »lassen Sie den Herrn auf keinen Fall gehen, es wäre sein Verderben!«

Der Baron wurde aufmerksam. »Was meinst du, Martha?« fragte er und sah zu der Alten nieder.

»Gnädige Frau,« schrie diese wieder so laut sie konnte, um bei dem unaufhörlich rollenden Donner verstanden zu werden, »die Leute wollen dem Herrn ans Leben!«

Der Baron und die Baronin traten einen Schritt zurück, das Fräulein und die Gouvernante schrieen laut auf.

Der Baron schwankte nicht einen Augenblick.

166 »Zurück, Alte,« sagte er fest, »glaubst du, daß ich mich vor den Bauern fürchte? Zurück, tritt sofort zurück!«

»Laß mich mit dir gehen,« bat die Baronin.

»Komm,« erwiderte er kurz. Er stieß aber jetzt auf neuen Widerstand. Die Schwester warf sich ihm, die Gouvernante der Baronin entgegen. Die erschreckten Kinder wußten nicht was vorging, aber sie klammerten sich an die Kleider der Erwachsenen und schluchzten laut.

»Um Gottes willen, Leo,« rief das Fräulein, »geh nicht hinaus, es wäre dein Tod!«

»Gnädige Frau, bleiben Sie, bitte, bitte, bleiben Sie,« flehte die Gouvernante.

»Laß mich, Schwester,« erwiderte der Baron ungeduldig, »glaubst du, daß das Leben für mich einen Wert hat, wenn ich mich vor meinen eigenen Bauern fürchten soll? Bist du eine Thorhaken?«

»Seien Sie keine Närrin, Fräulein,« sprach die Baronin, »und lassen Sie mich gehen. Soll ich zu Hause bleiben, wenn mein Mann sich in Gefahr begibt? Haben Sie denn gar keinen Mut im Leibe?«

Das Fräulein schien keine Thorhaken zu sein und die Gouvernante gar keinen Mut im Leibe zu haben. Das sonst so mannhafte Fräulein flehte jetzt in den weichsten Tönen, die Gouvernante war wie von Sinnen vor Aufregung. Der Baron und seine Frau ließen sich aber nicht halten. Es war, als ob ihnen in der Stunde der Gefahr nicht nur die Seele, sondern auch der Leib wuchs. Hoch aufgerichtet 167 eilten sie aus dem Gemach, warfen sich im Vorzimmer, in dem die Dienerschaft scheinbar bestürzt umherstand, ihre Regenmäntel um und eilten hinaus in das Unwetter. Die alte Martha und die Diener folgten ihnen.

»Fanny,« sagte der Baron nach einer Weile, während sie mit eiligen Schritten der lichterloh brennenden Schmiede zueilten, »Fanny, bleibe zurück. Es kann auch dein Tod sein.«

»Mit dir sterben ist süßer als ohne dich leben,« gab die Baronin zur Antwort. »Ich bin dein Weib.«

Sie eilten weiter. Die Kraft des Gewitters schien gebrochen zu sein, der Donner rollte zwar noch unaufhörlich, aber das Krachen hatte aufgehört. Es fiel kein Tropfen Regen.

»So etwas sollte in England vorkommen!« rief der Baron.

Die Worte klangen wie ein Schmerzensschrei, der aus tiefster Seele kam. Die Baronin schwieg.

Um die brennende Schmiede war eine große Menschenmenge versammelt, aber nur wenige liefen hin und her und gossen von Zeit zu Zeit einen Eimer Wasser, das sie aus dem Brunnen geschöpft hatten, in das Feuer. Die meisten standen regungslos da und blickten nach dem Gutshof hinüber. Als der Baron und seine Frau sichtbar wurden, wandten sich alle diese vom roten Feuerschein grell beleuchteten Gesichter für einen Augenblick einander zu und richteten sich dann wieder auf den Feldweg, auf dem, 168 vom Schein der Feuersbrunst anfangs nur matt, dann immer heller und heller beschienen, die beiden herankamen.

Wo der Feldweg auf den Platz vor der Schmiede mündete, standen die Bauern Kopf an Kopf. Hier standen auch Namik, Wilks, Pilskaln und der lange Jehze, hinter dem Wezwagar seinen Platz hatte. Der lange Jehze hielt die rechte Hand unter der Jacke.

Als der Baron und seine Frau sich der Gruppe bis auf zehn Schritte genähert hatten, hörte der lange Jehze Wezwagar hinter sich flüstern: »Wenn du den Arm rührst, bist du verloren. Ich spalte dir mit meinem Beil den Kopf. Sieh dich nicht um, bleibe regungslos stehen!«

»Bist du toll,« gab Jehze, ohne sich zu rühren, zurück.

»Ich bin nicht toll, aber ich will nicht, daß dem Baron ein Haar verletzt wird. Hüte dich, mein Beil ist scharf.«

Der Baron und seine Frau gingen jetzt hart an den beiden vorüber. Die Verschworenen blickten voll Spannung auf Jehze, aber dieser bewegte sich nicht. Als sich nichts ereignete, flogen alle Mützen von den Köpfen.

»An die Arbeit!« herrschte der Baron den Bauern zu. »Was steht ihr da? Zum Brunnen.«

Jetzt kam Leben in die Gruppen, sie lösten sich aus, alles flutete wirr durcheinander. In der 169 Besorgnis besonders verdächtig zu erscheinen, war jeder jetzt besonders eifrig.

»Du Schurke,« rief Wilks leise und trat, vor Zorn bebend, an den noch immer regungslos dastehenden Jehze heran, »warum schossest du nicht?«

»Weil ich ihm, sobald er das Pistol hervorgezogen hätte, mit meinem Beil den Schädel gespalten haben würde,« erwiderte Wezwagar für den Angeredeten.

Wilks prallte zurück. »Du bist ein Verräter!«

»Und du ein Mordkerl. Und nun gib acht, Jehze. Du kehrst jetzt um und gehst, ohne dich umzusehen, langsam in den Wald. Ich bleibe immer hart hinter dir.«

Jehze gehorchte pünktlich. Er machte, die Rechte noch immer unter der Jacke, Kehrt und schritt dem Walde zu. Wezwagar folgte ihm.

Sie gingen in den dunklen Wald, der nur von Zeit zu Zeit durch das helle Aufleuchten ferner Blitze erhellt wurde. Von Osten her drang ein starkes Rauschen zu ihnen herüber; dort fiel Regen auf die Blätter der Bäume.

Wohl eine halbe Stunde von der Schmiede entfernt lag im Waldesdunkel ein kleiner See. Hier ließ Wezwagar Jehze halten. »Gib das Ding her,« sagte er. Er nahm den Revolver und warf ihn in das schwarze Wasser, das hoch aufspritzte. »So,« sagte Wezwagar, »und nun geh mit Gott.«

Damit wandte er sich um und schlug die Richtung nach seinem Gesinde ein. Seine That hatte seine 170 Seele gereinigt wie das Gewitter die Luft, ihm war frisch und fröhlich zu Mut. Am Ausgange des Waldes ragte ein Ast eines wilden Apfelbaumes weit über den Pfad vor, auf dem Wezwagar dahin schritt. Er ergriff das Beil, das er trug, mit beiden Händen, schwang es durch die Luft und ließ es sausend auf den Ast fallen, der zu Boden fiel.

Seine Frau erwartete ihn am Kreuzweg. Er umschlang sie und hob sie hoch empor. »Jetzt bin ich wieder der Alte,« sagte er.

»Gott sei Dank dafür,« jubelte sie.

Sie gingen langsam dem Gesinde zu und Wezwagar erzählte, was sich ereignet hatte. »Weiblein,« sagte er zum Schluß, »jetzt ist wirklich alles aus und zu Ende.«

»Georg,« erwiderte die Frau leise, »es war gut, daß alles so kam. Gott weiß, was uns frommt, Gutes und Böses trifft uns zu unserem Besten. Sein Wille geschehe allezeit.«

»Gewiß, Weiblein. Sein Wille hat uns auch in diesen Wochen geleitet. Er sieht nicht auf die Saat, sondern auf den Säemann. Es handelte sich um mehr als um ein Ei.« 171

 


 


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