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Erstes Kapitel

Die grauen Hunde

Draußen die schleppende, blühende Stille eines Sommermorgens. Gedehntes Blöken der Schafe, versteckter Brachvogelschrei und Bienengesumm: das schläfrige Murmeln trägen Sommers.

Drinnen ein kalter, toter Raum, schmutzig, kahl, vernachlässigt, das freudlose Innere eines Hauses ohne Herrin; in der Ecke auf dem Fußboden der Länge nach hingeworfen die Gestalt eines untersetzten, kleinen Mannes.

In dem toten Staube neben einem schrägen Sonnenstrahl schläft er einen geräuschvollen Schlaf. Sein Hemd, dessen Kragen offen steht, enthüllt einen mageren Hals; der eine Arm ist sorglos über das Gesicht geworfen, und aus der Tasche seines Rocks funkelt verräterisch ein schwarzer Flaschenkopf. Ihm zu Häupten, die Wärme einsaugend, wie nur ein Hund es kann, badet sich eine weise alte Schäferhündin in einem Sonnentümpel. Die graugefleckte Schnauze ruht auf den Dielen. Aus den Augen, die unverwandt auf dem Gott, dem Helden, dem Ideal des vollkommenen Wesens haften, das jetzt seinen Rausch ausschläft, blickt umfassende, unwandelbare Liebe.

Von draußen kommt das Geräusch heimlicher Schritte. Sofort spitzt die alte Hündin die Ohren.

Die Tür öffnet sich leise, ein hübsches, junges Gesicht lugt durch den Spalt. Im nächsten Augenblick ist der Junge eingetreten. In der einen Hand die Schuhe, stiehlt er sich barfuß durch das Zimmer, dem alten Hund, der regungslos, aber wachsam den Eindringling mit kalter Feindseligkeit mustert, einen warnenden Blick zuwerfend.

Jeder Zug des offenen Gesichts verrät unverhohlene Verachtung, als der Knabe sich über den Schläfer neigt.

»Schämst dich nicht, Saufaus? Obendrein vor deinem Hund«, murmelte er und stieß die hilflose Gestalt mit der Zehenspitze. »Ein sauberer Vater, auf den ein Mann stolz sein kann!« Er beugte sich tiefer über den am Boden Liegenden und schlug ihn mit seinem Schuh.

Der Trunkenbold öffnete das eine Auge und runzelte vielsagend die Stirn.

»So 's recht! Immer schlagt zu, wenn einer am Boden liegt – Engländer, Ihr!« murmelte er schwerfällig. Starr schielte er nach oben –. »Davie!« jammerte er schmerzlich verwundert. »Davie! was muß ich sehen, hast denn gar keinen Respekt vor deinem Vater? Gott, o Gott, 's is' schändlich, schändlich!« Er weinte eine Träne und war im nächsten Augenblick wieder eingeschlafen.

Als wieder Stille herrschte, trat der Knabe einen Schritt näher. Aber ein leiser, knurrender Protest von Seiten der alten Hündin hieß ihn stillstehen.

»Dummkopf, Cutty Sark!« zischte er. »Glaubst, er sei krank?« Aber Cutty Sark antwortete nicht. Sie interessierte sich nur für die Wirkungen, mochten andere den Ursachen nachgehen. Ihr Herr litt nun einmal an diesem chronischen Übel. So oft er in dessen Klauen lag, war es ihre Sache, darauf zu achten, daß ihm kein Leid geschah. Und sie erfüllte getreulich in unverminderter Liebe ihre Pflicht.

Draußen zog der Junge die Schuhe wieder an. Dann tauchte er in den Sonnenschein und lief den Berg hinunter in Richtung der Moorspitze und des Steinigen Grunds. Aus schierer Freude an seinen jungen Gliedern, an der Luft, der Sonne und an seinem Vorhaben pfiff er vergnügt vor sich hin, während er den Morgen durcheilte.

In dem Zimmer blieben der kleine Mann und das edlere Tier allein.

Weit im Westen, jenseits der Grenze, zitterte die heiße, dünne Luft des Passes. In entgegengesetzter Richtung hinter dem Dorfe zeigte das Meer eine Silberflanke gleich den Flanken eines träge ruhenden Lachses. Beide verbindend, ein dünn ausgesponnener Draht in den tiefsten Gründen des Tales, lief die Wastrel. Der kleine Fluß trottete munter zwischen dem Dorf und dem rauhen, kahlen Angesicht der Moorspitze an vierschrötigen Ellern und hellschimmernden Birken vorüber bis an die Stelle, wo etwa eine Meile vom Meere entfernt eine Planke ihn als Brücke überspannte.

Hier, in der grellen Stille, lag, halb und halb von einer schwellenden Anhöhe verborgen, ein uraltes Gehöft. Ernsthafte Heuschober blickten mißbilligend über den Uferrand auf den tanzenden Fluß, und eine lange Reihe von Nebengebäuden spiegelte den harten und dunklen Blick der gegenüberliegenden Bergspitze.

In dem Hofraum zwischen den Scheunen waren zwei Männer eifrig mit Nichtstun beschäftigt. Der eine hockte zaunköniggleich auf der obersten Sprosse einer Leiter und reckte sich über einer hohen Miete fast den Hals aus. Das alte Gesicht, runzelig und braun wie eine Nuß, glühte vor Aufregung. Der andere, dem Erdboden etwas Näherstehende war ein echter, schwerfälliger Sohn dieser Grenztäler mit ungeheuren Fäusten, behaarten Armen und einer unerschütterlichen Melancholie.

In der Ferne auf den unteren Hängen der Moorspitze sah man drei Gestalten: einen Grauen Hund und einen schwarzwangigen Schafbock in entscheidendem Zweikampf; in geringer Entfernung auf einer kleinen Anhöhe einen hochgewachsenen, regungslosen Zuschauer.

»Jetzt, Bob!« schrie der Alte auf der Leiter und hielt den Atem an, als der kampflustige Bock zum letzten gewaltigen Angriff ausholte. »Steh fest! Kopf hoch, Junge! Jetzt, jetzt kommt er! Himmelherrgott, das war ein Stoß! ... Ah«, er hämmerte in ekstatischer Begeisterung auf der Leiter – »gut gemacht, Bob, unser Bob! Haste den alten Staggy ausreißen sehen, Sam'l? Sieh nur, wie er rennt! Beim Lebendigen, das übersteigt alles! ... Wenn's je einen guten Köter gegeben hat. – – Er is' schon recht! So was gibt's nicht noch einmal! Ein echter Grauer Hund, kannst mir's glauben! Ein echter, rechter Rex, Sohn des Rally!«

Aber des anderen hartnäckige Melancholie war nicht zu vertreiben.

»Und was is' aus Rex, Sohn des Rally, geworden?« forschte er mit tiefer, feierlicher Stimme.

Tammas schnalzte ärgerlich.

»Halt'n Mund, Samuel Todd!« befahl er. »Bist auch nie zufrieden, wenn du nicht unglücklich bist. Deinesgleichen is' mir noch nie vorgekommen – – hab' auch keine Lust, einen zweiten zu treffen. Komm, Sam'l, komm! Reiß dich zusammen!«

»Was is' aus Rex, Sohn des Rally, geworden ?« fuhr der andere fort, eigensinnig wie ein widerspenstiger Bock.

»Den Pokal hat er gewonnen, Rex, Sohn des Rally!« entgegnete der Alte nicht minder halsstarrig. »Zweimal hat er ihn gewonnen, unser Rex; der letzte Graue Hund, der den Schäferpreis nach Kenmuir brachte! Du lieber Gott! Fünfzig Jahre sind es her, fünfzig Jahre!« In Erinnerung an die Vergangenheit, war er jetzt an der Reihe, weinerlich zu werden.

Aber Sam'l ließ sich nicht überbieten.

»Du weißt ganz genau, was aus Rex geworden ist,« rief er in gerechtem Zorn; »bist nur viel zu feige, um's zu sagen. Gestorben is' er – gestorben in seinen besten Jahren – gegangen über die Berge, ins ferne Land!« Er intonierte das alte Lied wie eine Totenklage und rollte in salbungsvollem, trauerreichem Genuß die Augen. »Hör auf mich, Tammas Thornton. Unser junger Bob – der arme Bobbie – wird denselben Weg gehen – heimgehen – über die Berge ins – –«

Tammas drehte sich um.

»Du lebst in Gräbern, Sam'l Todd!« schrie er wütend. »Wirst nicht glücklich sein, bis du nicht selbst gestorben bist, und auch dann wirst du noch was zu murren finden.« Er trat mit seinem Stiefelabsatz nach des Großen Gesicht. »Du Leichenwagenpferd, du fauler Schlingel, du greinende Grille.«

»Hör' auf, Tammas Thornton!« brüllte der andere verdrossen. »Halt' deinen klobigen Huf in Ruh'! Hör' auf, sag' ich, sonst lang' ich dir eine 'runter, daß du fürs Leben genug hast.«

Der Alte hielt plötzlich inne und fiel von neuem über seine Arbeit her.

Ein hochgewachsener Mann in Gamaschen mit kaltem, hagerem, strengem Gesicht und den stahlblauen Augen des Hügellandes betrat mit großen Schritten den Hof, ihm an den Fersen in gesittetem Trabe einer der Grauen Hunde von Kenmuir.

Der Typ ist unverkennbar. Ein Grauer Hund von Kenmuir ist so einzigartig wie eine Raffaelsche Madonna. Außerhalb eines Radius von zwanzig Meilen rings um Kenmuir wird man ihn nirgends treffen. Geld kann ihn nicht erwerben, Liebe ihn nicht erringen, denn die Moores würden ebenso leicht ihre Kinder verkaufen, wie sich von einem Grauen Hunde trennen.

Allein sollte man irgendwo auf einer Wanderung in jener wilden Schafzüchtergegend in der Nähe der beiden Zwillingsgipfel auf Heide oder Markt einem untadeligen Ritter in dunkelgrauer, hie und da mit Mondschein gesprenkelter Kleidung begegnen, einem Ritter, durch göttliches Recht zur Gilde der Gentlemen gehörig, geschult wie ein Prinz, geschmeidig wie eine junge Esche, anmutig wie ein Mädchen, mit der stolzen Haltung eines Königs und den Bewegungen und Manieren einer Elfenkönigin, sollte er obendrein eine breite, edle Stirn und eine ruhige Kraft, geboren aus echtem, unaufdringlichem Selbstvertrauen, zeigen, und – untrüglichstes aller Zeichen – blickt man dabei in zwei schneewolkenfarbene Augen, sehr ruhig, ein wenig nachdenklich, unergründlich, die weichen Tiefen wie in ewiger Trauer verschleiert – in Trauer, heißt es dort oben, um die Seele, die ihnen mangelt – so weiß man, daß man einem Sproß der erlauchtesten aller Schäferhundgeschlechter des Nordens gegenübersteht.

So ist einer – so sind sie alle. Und so war Old Bob von Kenmuir – alt trotz seiner Jugend dank des Schneehauchs, der über seine Stirn geweht war.

»Wenn Ihr so fleißig arbeiten wolltet wie reden, wäre mir besser gedient«, sagte der Hochgewachsene streng.

Mit dem Vorrecht langjähriger Dienstbarkeit schob Tammas den Tadel beiseite.

»Ein echter, rechter Grauer Hund!« bemerkte er nachdenklich, den hocherhobenen, ausdrucksvollen, verständigen Kopf betrachtend. »Wahrhaftig der Sohn seines Vaters! Sein leibhaftiges Ebenbild; schlank und doch stark; hurtig, wenn's gilt, den Schafen auf den Buckel zu springen, aber nicht zu hurtig; vorsichtig und draufgängerisch mit eins. Und die Augen da von ihm, die so trübselig dreinschauen, wissen genau, ob sie 'nen ehrlichen Kerl vor sich haben oder nicht; er geht auch mit keinem anderen. Manchmal muß ich wahrhaftig an Rex, Sohn des Rally, denken.«

Sam'l stöhnte auf, aber der Alte fuhr fort:

»Wißt Ihr schon, wie er's mit dem boshaften kleinen Spuckteufel Adam M'Adam getrieben hat, Bauer?«

Der Großbauer schüttelte verneinend den Kopf.

»Tja,« fuhr Tammas fort, »es scheint, der verdammte, kleine Schmutzfleck kam hier auf den Hof geschlichen, um dem David eins auszuwischen, aber kaum hat der Bub seinen Vater gesehen, da schlüpft er hinter einen Schuppen und hetzt den Bob auf ihn.«

James Moores Stirne wurde finster, während er aufhorchte.

»Ich will nicht, daß M'Adam dem Jungen hier in Kenmuir auflauert«, sagte er hart und befehlend. »Wenn er den armen Burschen schon schlagen muß, soll er's nicht auf meinem Grund und Boden tun, und damit gut.«

Die Plankenbrücke schwang unter eiligen Tritten.

»Da is' ja der Bub«, meinte Tammas, sich umblickend. »Obendrein noch verspätet heut morgen. Wird einen Tanz mit seinem Papa gehabt haben.«

Ein Junge mit blondem Haarschopf und frischen roten Backen jagte den Hügel hinauf. Der Hund sprang ihm entgegen. Wettlaufend stürmten sie in den Hof.

»Morgen, Herr Moore – Morgen, Tammas! – Morgen, alter Griesgram«, keuchte der Junge und verschwand eiligst durch den strohbestreuten Hof um die Stallungen herum im Hause.

In der Küche war eine Frau mit zartem, feinem Gesicht bei der Morgenarbeit geschäftig. An ihren Röcken hing ein robuster Junge, während am Tisch in der Mitte des Raumes ein Mädchen mit weichen, braunen Augen das Frühstück verzehrte.

»Na, endlich, Davie! Wo stecktest du heute morgen?« rief die Frau und begrüßte ihn mit einem herzhaften mütterlichen Kuß. »Ich dachte, du kämst überhaupt nicht. Rasch, setz' dich neben Maggie.« Gleich darauf war der Knabe mit einer ähnlichen Aufgabe wie das Mädchen beschäftigt.

»Hat dich dein Vater gestern geprügelt, Davie?« fragte Maggie halblaut nach einer langen, nur mit Kauen ausgefüllten Pause, und ein sorgenvoller Schatten glitt über die weichen Augen.

»Nein«, entgegnete der Junge. »Gewollt hat er's schon, aber er war viel zu ungeschickt, um mich zu fangen.«

»Weshalb wollte er dich denn schlagen, Davie?« fragte Mrs. Moore vom Nebenraum her.

»Weshalb?« rief der Junge mit bitterem Lachen. »Weshalb? Weil ich über Kenmuir nach Hause kam, und weil's ihm Freude macht, wenn ich quäke.«

»Du solltest nicht so von deinem Vater reden, Davie«, tadelte ihn die Frau, so streng, als es ihre Natur erlaubte.

»Vater? Ein schöner Vater! Ich würd' ihm was vatern, wenn ich's nur könnte«, murmelte der Junge. Dann wandte er sich ab: »Zeit, daß wir gehen, Maggie«, und schritt zur Tür. »Bob! Old Bob, Junge! Kommst du mit?«

Der Graue Hund kam in langen Sätzen herbeigesprungen, und zu dritt machten sie sich auf den Schulweg. Mrs. Moore stand mit dem kleinen Andrew an der Hand auf der Türschwelle und blickte ihnen nach.

»Armer kleiner Kerl!« meinte sie halblaut für sich.

*

Sechs Stunden später. Schläfrige Stille lag über dem Hof.

Da durchbrach gewitterschlagähnlich tiefes, dröhnendes Bellen das Schweigen.

Mit einem Ruck fuhr die Farm aus dem Schlafe. Füße scharrten; Männer warfen in Eile Türen ins Schloß; ein ganzes Gemeinwesen in Aufruhr.

»Himmelherrgott! Der Graue hat angeschlagen!« tönte Tammas' kreischende Stimme. Jeder Narr weiß, daß ein Grauer Hund nie umsonst meldet.

James Moore war auf die Füße geschnellt, hinaus in den Hof.

»Dieses Tor!« schrillte Tammas. »Im Kuhstall!«

Der Herr folgte ihm unmittelbar auf den Fersen. Während er den Hof querte, tönten aus dem Gebäude vor ihm ein Strom von Flüchen, das Klirren von Stahl und das weiche Rascheln behender Füße.

Ein zitternder Schrei zerriß die Luft.

»Komm nur heran, du Teufel!

›Schotten, die einst Wallaces Hand
Führt und Bruce zum Kampf entsandt –‹

Immer heran, Engländer Ihr!
Sollt ein Endchen Stahl zu schmecken bekommen!

›Seid gegrüßt am Grabesrand
Oder Siegesfeld.‹«

Der Bauer sauste um den Torpfosten. Das Zwielicht durchbohrend, gewahrte er funkelnden Stahl; dann entdeckte er auf einer Strohmiete gefangen eine kleine, dunkle Gestalt, die wie toll mit einer Mistgabel um sich stach und unablässig ihren gellen Kriegsruf brüllte, während im Strahl der blitzenden Waffe Old Bob leichtherzig und schweigend, mit der heiteren Kampfesfreude der Grauen Hunde in Gefahr, seinen Gefangenen stellte.

»M'Adam«, rief der Bauer in härtestem Ton. »Kommt da heraus!«

»Dann ruft zuerst den grauen Teufel ab!« keuchte eine erstickte, unsichere Stimme.

»Bob, Junge, hierher zu mir,« und als der Graue Hund gehorchte: »Jetzt, M'Adam!«

Gegen das Tageslicht blinzelnd schlurfte der Eindringling ins Freie. Ein elender kleiner Mann, Kappe schief auf dem einen Ohr und die Hand fest um die Waffe gekrampft. Er zitterte, und sein Gesicht war fahl, aber Kampfeslust flammte immer noch in seinen Augen. An ihm hafteten die üble Hitze und alle anderen Begleiterscheinungen eines erst kürzlich überwundenen Rausches.

»Was hattet Ihr da drinnen zu suchen?« fragte ihn der Bauer streng.

»Gekämpft habe ich um mein Leben mit Eurem grauen Teufel da!« erwiderte der Kleine wütend, und sich blitzschnell umwendend, stach er nach Old Bob. Leichtfüßig wich der Hund dem Stoß aus, und James Moore entwand dem anderen die Waffe, ehe der Ausfall wiederholt werden konnte.

»Hütet Euch, M'Adam!« befahl er mit blitzenden Augen. »Ich hab' Euch schon einmal gesagt, ein Grauer Hund nimmt außer von einem Moore keinen Schlag hin. Und jetzt – was tatet Ihr in meinem Kuhstall?«

Allmählich kam der Kleine zur Besinnung. Ein Lächeln kräuselte seine Lippen. »Nur eine kleine Überraschung für den lieben Jungen«, schnurrte er. »Wollt' mich nur 'n bißchen im Stall verstecken, um unvermutet wie ein Engel herauszustürzen und ihm zu sagen: ›Davie, mein süßer Junge, hier hab' ich was für dich – ha, ha –.‹« Er kicherte, bückte sich und hob einen langen Stecken aus Eschenholz von dem Boden zu seinen Füßen auf.

Eine dunkle Blutwelle überflutete des Großbauern Gesicht.

»Wenn Ihr deswegen gekommen seid, M'Adam,« sagte er, »marsch, hinaus!« Er deutete nach dem Hoftor.

Der kleine Mann wandte sich.

»Ich gehe,« sagte er rachsüchtig, »aber Ihr könnt David sagen, daß ich auf ihn warte.«

Er querte rücklings den Hof, ohne auch nur eine Sekunde den Blick von dem Grauen Hund zu wenden, der ihn mit kalter Höflichkeit bis zum Tore geleitete.

Draußen in Sicherheit, blieb er stehen.

»James Moore,« rief er eindringlich, »der Hund da hat den Teufel im Leibe! Ich hab's ihm gleich beim erstenmal angesehen.«


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