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Vierzehntes Kapitel.

Im grauen Mantel unendlichen Schneegewölks war Sankt Thomas herangekommen, – ein gefürchteter Tag für die Langschläfer; denn wer sich an diesem kürzesten Tag des Jahres verschlief, war für das nächste Jahr der »blinde Thomas« im Hause und hatte viel Spott zu dulden. Der Rat, der sonst in keinem Sinne früh aufzustehen pflegte, hatte sichs diesmal zu Herzen genommen und auf denselben Tag beide wichtigen Fragen: den Bericht der Hexenkommission und die Verabschiedung der holländischen Gesandten angesetzt. Es war den Holländern nicht zu verargen, daß sie auch aus der so ungemütlich gewordenen Stadt ungeduldig heimverlangten. Von den üblichen Abschiedsfesten und Staatsvisiten mußte man ja unter den obwaltenden Umständen doch absehen.

Frau Johanna, die kluge und gefällige Wirtin, übernahm es, Mechthildis die Abschiedsgrüße ihrer Gäste zu übermitteln. Sie hatte sich jetzt schon so weit in die Folgen ihrer ersten Lüge hineingelebt, daß sie nur noch ganz leicht bei dem Auftrag errötete. Mit Befriedigung blickte sie dem Wagen nach, der die Gesandten zur Abschiedsaudienz nach dem Rathaus führte. »Es ist ja ein recht schmucker Offizier,« dachte sie, »und ich gönne ihm alles Gute, soweit es sich schickt; aber gleich ein Fräulein von Mechter? Nein, Art bei Art, so gehört sich's. Gott sei Dank, daß sie heute nachmittag abreisen.«

Unterdes saß der Oberst Friso neben seinem Vater im Wagen und starrte finster sinnend in das Schneegestöber hinaus. Als ihm Herr Govaert mit bekümmertem Blick die Hand auf den Arm legte, richtete er sich entschlossen auf, faßte seinen Degengriff fester und sagte: »Gott sei Dank, daß wir diese Stadt bald hinter uns haben, die ich besser nie wieder betreten hätte.«

Um dieselbe Zeit stand Don Gonsalvo Fernandez de Cordova, gestiefelt und gespornt, vor dem Herrenhause auf dem Mechterhof einem würdig und betrübt ausschauenden kleinen Manne gegenüber, der eine riesige grüne Schneebrille trug und trotz seines langen, pelzbesetzten Gelehrtenmantels erbärmlich zitterte. »Also Ihr wißt jetzt meine Meinung, Herr Doktor Alonso Perez,« sagte Cordova. »Bis jetzt habe ich alle Hochachtung vor Euren ärztlichen Ratschlägen gehabt, aber die Stadt hättet Ihr mir besser nicht als Winterquartier vorgeschlagen. Seit vier Wochen habe ich mich alle Tage minder wohl in ihr gefühlt. Ich hoffe, daß Ihr mir ferner bessere Ratschläge gebt. Was mich angeht, so hoffe ich, daß dies mein letzter Ritt in die Stadt ist, die ich besser nie betreten hätte. Ich werde mir draußen bei meinen Regimentern ein Quartier suchen, wie es sich für einen General schickt, und wenn es Euch hier zu kalt ist, so könnt Ihr ja nach Neapel heimgehen.« Bei den letzten Worten saß er schon im Sattel und sprengte seinem Adjutanten vorauf, und der Doktor Alonso Perez blickte ihnen traurig durch seine hoffnungsfarbene Brille nach.

Auch im Mechterhause hatte der Thomastag trüb und verworren begonnen. Als Mechthildis sich nach einer meist schlaflosen Nacht wider ihre Gewohnheit spät erhob, fand sie die beiden Stiftsdamen und das ganze Haus in großer Aufregung; die Laienschwester Gertrudis, Mechthildis' Gehilfin, die seit ein paar Tagen krank lag, hatte sich in der Frühe heimlich aus dem Hause entfernt. Es war am Ende kein unersetzlicher Verlust für Mechthildis; aber in ihrer traurigen Stimmung schmerzte es sie doch bitter. Sie hatte das Mädchen, das sehr verstört und fieberig aussah, in den letzten Tagen zu Hause gehalten, ihm selber Arznei gereicht und eine halbe Nacht an seinem Lager gewacht. Es schien aber, daß sie eben hierdurch in seiner kranken Seele das wahre Uebel, eine durch die aufregenden Ereignisse der letzten Zeit wiedererwachte Wahnvorstellung, noch verstärkt hatte. Denn die beiden Stiftsdamen berichteten ängstlich und häufig stockend, daß die Entflohene unter den anderen Mägden allerhand wirre Verleumdungen über ihre Herrin und deren Verkehr mit den verdächtigen Familien ausgestreut habe; und das scheue Gebaren eines Teiles der Dienerschaft zeigte, daß die schlimme Saat auch hier Wurzel trieb.

Mechthildis hörte die wohlmeinenden Vorstellungen der beiden alten Damen mit finsterer Fassung an. »Nun gerade!« sagte sie sich mit dem trotzigen Stolze einer starken Seele, die sich inmitten immer neuer Enttäuschungen ganz auf sich allein stellt. Wenn sie ihren Besuch im Hause des Ratssyndikus nicht schon angezeigt hätte, so wäre sie nun doch gewiß hingegangen.

Allein, zu Fuß machte sie sich auf den Weg. Es war ihr eben recht, als sie bei ihrem Besuche merkte, wie sehr man ihre Hilfe brauchen konnte. Ein Kind war in der Nacht plötzlich erkrankt, das ganze Haus in doppelter Aufregung, da sich an demselben Tage das Schicksal des Hausherrn, der ganzen Familie entscheiden sollte. Da konnte sie eingreifen, thätig sein und in der Pflege und Beruhigung anderer zu vergessen suchen, was ihr eigenes Herz bedrückte.

Aber sie vergaß es doch nicht. Immerfort bei allem Thun und Reden mußte sie dem Streite lauschen, den in ihrer Seele der Stolz der Jungfrau, – vielleicht auch der Edeldame mit einem anderen, immer mächtiger gewordenen Gefühle führte; und als sie bei Beginn der Dämmerung das fremde Haus verließ, war der Streit entschieden; fast ohne es zu wissen, schlug sie den Weg zur Wohnung des Meisters Baltzer ein, um ihrem alten Freunde zu beichten – und durch seinen Beistand Klarheit zwischen sich und einem anderen zu schaffen.

Sie war so in ihre Gedanken vertieft, daß sie kaum auf ihre Umgebung achtete. Sie gewahrte es nicht, welch unheimliches Gefolge sich zischelnd und fingerdeutend an ihre Fersen heftete. Erst als sie, unfern des alten Zeughauses, ein kleines Mädchen vor sich im Schnee stehen sah, welches sie mit sonderbar ängstlichen Blicken anstarrte, machte sie verwundert Halt. Sie kannte das Kind, es gehörte zu ihren Schützlingen und sie hatte es während des vorigen Herbstes, als es krank in seinem ärmlichen Bettchen lag, oft gepflegt und getröstet. »Nun, Mariechen,« sagte sie freundlich, »was stehst du denn da? Nimm dich in acht, du wirst dich in dem kalten Schneewasser wieder erkälten.« Sie streckte die Hand aus, um den blonden Scheitel des Kindes zu streicheln. Dieses aber fuhr mit einer Gebärde des Entsetzens zurück und spuckte aus vor ihr. Im selben Augenblicke brach ein verworrenes, gellendes Geschrei um sie los: »Helft, Leute, die Hexe!« »Sie will auch das Kind vergiften!« »Faßt sie! Bringt sie vor die Schöffen!« Und als Mechthildis aufsah, fand sie sich von einer zerlumpten Weiberrotte umringt, sah wut- und angstverzerrte Gesichter auf sich gerichtet und schmutzige Hände nach ihr ausgestreckt. Eine Flut von Schimpfreden und Beschuldigungen übertäubte ihre Fragen; durch allen Lärm aber gellte die Stimme Gertrudis' hindurch, die mit Gebärden und Blicken des Wahnsinns unter dem Pöbel vornan stand und in einemfort schrie: »Das ist die Hexenkönigin; sie hat das Zeichen auf ihrer Haut, ich habe es selber gesehen, reißt ihr die Kleider vom Leibe, ich habe es selber gesehen! Und damit hat sie euch die Kinder vergiftet, und damit hat sie mich auch vergiften wollen!« Und indem sie immer wieder diese tollen Rufe wiederholte, schwang sie in ihrer rechten Hand das Fläschchen Arznei, das Mechthildis ihr vierundzwanzig Stunden zuvor aus ihrer Hausapotheke gegeben hatte.

Mechthildis stand gegen die Mauer des Zeughauses gelehnt, ihr Antlitz war marmorblaß, mit Blicken, aus denen nur Verachtung und Ekel sprach, maß sie, ohne ein Wort zu verlieren, den Haufen verrückter Weiber vor ihr und schien ihn fast zu beherrschen. Bereits aber gesellten sich verkommene männliche Gestalten hinzu, und als sie auch diese Elenden schreien hörte: »Die Hexenkönigin! Wir wollen nachsehen, ob sie das Zeichen hat!« und ihre gierigen Blicke fühlte, durchfuhr sie ein ungeheures Entsetzen. Sie wollte um Hilfe rufen, ihre Zunge war gelähmt.

Aber die Hilfe erschien jetzt von zwei Seiten.

Meister Baltzer hatte sich bei seiner Wirtin, der Tante des Knaben Hendricus, Apfelkuchen bestellt. Es war sein größter häuslicher Kummer, daß die treffliche Frau diese harmlose Speise noch immer nicht so bereitete, wie sie ihm als Jugendideal vorschwebte. Um diesem Uebel abzuhelfen, hielt er es sogar nicht für unmännlich, selber einmal in die Küche zu steigen und belehrend einzugreifen. Diesmal schien das Ding zum erstenmal zu geraten; Meister Baltzer hatte eben das erste der rundlichen Küchlein mit einem Küchenmesser aus der Pfanne gespießt und bemühte sich, ihm durch Blasen die zum Probieren ausreichende Abkühlung zu geben, als Hendricus mit den Worten hereinstürmte: »Helft, Meister! Helft! Unser Fräulein! Sie wollen unser Fräulein umbringen!«

Im nächsten Augenblick war Meister Baltzer, das Messer mit dem Kuchen in der Hand, hinter seinem Lehrling her auf der Straße, um zu sehen, wie ein schmieriger rotnasiger Strolch an Mechthildis' Mantel zerrte, während die wahnsinnige Gertrudis vor ihr stand und mit weit offenem Mund ihre Schimpfreden brüllte. Plötzlich aber verstummte sie, – der heiße Kuchen, von Meister Baltzers Messer wie mit einer Schleuder abgeschossen, hatte ihr buchstäblich das Maul gestopft; und zugleich flog der rotnasige Strolch in den Schnee, da ihn Hendricus' Kopf wie ein Mauerbrecher mitten vor den Bauch getroffen hatte.

Und zugleich erschien auch, durch Meister Baltzers kraftvolle Rufe beschleunigt, weitere Hilfe an der nächsten Straßenecke: Junker Lambertus von Halveren mit dem rotbärtigen Hauptmann und einem anderen militärischen Zechgenossen.

Junker Lambertus hatte Mut genug, aber seine Fassungskraft war nicht sehr behend. Als er begriff, daß er hier nützlich sein könne, hatten seine beiden Begleiter schon die Degen gezogen, um der Dame beizuspringen, und es blieb ihm kaum etwas zu thun übrig, dank der ausbündigen Feigheit des Pöbelhaufens, der sich beim bloßen Anblick einiger wohlgekleideten Männer mit blankem Eisen johlend flüchtete, die verrückte Gertrudis mit sich reißend.

Die Männer geleiteten Mechthildis in das Haus. Sie hatte sich bis dahin aufrecht erhalten. Nun sie aber die sichernde Pforte hinter sich zufallen hörte, übermannte sie das Bewußtsein der Gefahr, in die sie geraten war, ihre Kniee bebten und sie ließ sich halb ohnmächtig auf eine Bank im Hausflur nieder. Vor dem wohlgemeinten Beistand der Hauswirtin schrak sie mit einem Laut des Entsetzens zurück, als könne sie in jedem alten Weibe nur noch die Verfolgerin sehen.

»Aber so besinnt Euch doch nur, liebes, liebes Fräulein,« rief Meister Baltzer beinahe weinend, »die will Euch nichts zuleide thun, es ist eine ganz verständige Frau, und wenn sie auch in der Küche allerhand Ketzerei treibt, einiges hat sie doch schon von unsereinem angenommen!«

»Nein, so sagt doch nur, was bedeutet dies alles, Base Mechthildis?« fragte Junker Lambertus.

»Was das bedeutet?« rief Meister Baltzer, dessen Gefühle jetzt den richtigen Ableiter gefunden hatten, »was das bedeutet, das fragt Ihr noch? Das bedeutet, daß Euer nichtsnutziges Gassenvolk sich mit seinem Hexengeschrei jetzt auch an die eine wagt, die viel zu gut für Eure muffige Stadtluft ist, und daß Euer Bürgercorps natürlich nicht da ist, um dem Unfug zu steuern, Herr Rottenführer!«

Junker Lambertus klappte ordentlich zusammen vor dem zornigen Blick des alten Mannes. »Ich – ich wußte wirklich nichts davon,« stammelte er. »Wirklich, Base Mechthildis, ich kam nur rein zufällig dazu, weil wir drüben im ›Grünen Anker‹ noch eine Flasche Malvasier auswürfeln wollten. Ihr könnt die Herren da fragen, ob es nicht so war!« Und da Mechthildis trotz ihrer Schwäche über seine Entschuldigung und seine Haltung lächeln mußte, so gewann er aus diesem Lächeln wieder Mut und fuhr mit einer Gebärde zärtlicher Verehrung fort: »Wahrhaftig, Base, wenn ich je wüßte, daß Euch eine Gefahr bedroht, so sollte Euch mein Degen nicht fehlen, wenn Ihr mir auch den spanischen Herrn vorgezogen habt!«

»Was schwatzt Ihr denn da nun wieder?« fuhr Meister Baltzer unwirsch heraus. »Könnt Ihr denn nichts anderes vorbringen als Unsinn?«

Das war zu viel für Junker Lambertus, zumal in Gegenwart seiner militärischen Bekannten. »Ich ermahne Euch, Meister Baltzer, seht zu Euren Worten!« sagte er würdevoll. »Tretet meiner Ehre nicht zu nahe. Ich weiß, was ich sage, wenn es auch dem edlen Fräulein leider beliebt hat, ihre nächsten Verwandten noch nicht auf eine Verlobung vorzubereiten, die doch die ganze Sippe angeht. – Um Gott, Base, was ist Euch?« rief er erschrocken und wollte Mechthildis beispringen, die plötzlich aufgefahren war und ihn ängstlich anstarrte.

»Nichts, nichts,« murmelte sie abwehrend. »Aber woher habt Ihr – «

»Woher ich es weiß?« fiel der Junker ein. »Ja, 's ist traurig genug, daß unsereins es erst auf dem Umwege hören muß. Jobst Kannemann hat mir's vor drei Tagen gesagt, – natürlich um mich zu ärgern. Und der hatte es von seiner Frau, die hat es ihm und den Holländern unter der Hand gesagt.«

Meister Baltzer ließ einen langen Pfiff hören. »Sieh so!« sagte er. »Da habt Ihr Euch aber einmal einen fetten Bären aufbinden lassen, edler Junker. Nun lauft nur rasch in der Stadt herum und nehmt es überall zurück, wo Ihr es etwa weiter gesteckt habt, sonst nimmt Euch womöglich der spanische Herr vor die Klinge. Sie sitzt ihm ziemlich lose.«

Der Junker blickte in wortlosem Staunen abwechselnd den Meister Baltzer und Mechthildis an, die mit einem ganz eigenen, seligen Lächeln, die Linke auf den Arm ihres alten Freundes gestützt, vor ihm stand. »Laßt Euch's nicht zu Herzen gehen, Vetter Lambertus,« sagte sie und reichte ihm ihre Rechte, »Ihr habt mir einen großen Dienst gethan. Ich danke Euch – und auch den anderen werten Herren hier,« fügte sie mit einem dankenden Nicken zu den beiden Offizieren hinzu, die sich in Aeußerungen militärischer Galanterie erschöpften und versicherten, daß sie das edle Fräulein durch eine ganze Welt voll Pöbel unversehrt hindurchführen würden. Der Rotbärtige eilte fort nach dem »Grünen Anker«, wie er sagte, und kam in kurzer Zeit wieder mit einer Sänfte, geleitet von einem ganzen Trupp seiner Kameraden. Mechthildis bestieg die Sänfte, zu beiden Seiten gingen Meister Baltzer und Hendricus, und die Kriegsleute marschierten mit trotzigen Blicken und erklecklichem Säbelgerassel hinterher, ohne daß sie indes Anlaß zum Einschreiten fanden. Die anständigen Bewohner der Straßen, durch die der Zug ging, hielten Thür und Fenster verschlossen, und das Gefolge der tollen Gertrudis hatte sich nach dem Rathause verzogen, um dort sein Geschrei anzubringen und weiteren Unfug zu verüben. Junker Lambertus war auf den Zuspruch des Meisters Baltzer ebenfalls zum Rathause geeilt, um die Behörden, unter gehöriger Hervorhebung seines verdienstvollen Eingreifens, zum Schutze des Fräuleins anzurufen.

Als er dort anlangte, umlagerte der Pöbelhaufen, der inzwischen mächtig angewachsen war, schon die Freitreppe, während oben auf den Stufen die Wache sich mit der tollen Gertrudis und den übrigen Wortführerinnen herumzankte und vergebens versuchte, freie Bahn für die holländischen Herren und ihr Ehrengefolge zu schaffen. Der Oberst Friso trat eben zur Seite seines Vaters aus dem Portal. Verwundert blickte er über das aufgeregte Treiben hin. Nun aber klang aus dem mißtönigen Geschrei Mechthildis' Namen an sein Ohr, untermischt mit verworrenen, aberwitzigen Anklagen, die ihm das Blut in den Adern zu erstarren drohten. Ungestüm ergriff er Herrn Govaerts Arm, sie blickten einander in die Gesichter und lasen jeder denselben Entschluß in den Zügen des anderen ohne viele Worte. »Zu ihr!« rief der Oberst, brach Bahn durch das Gewühl der Streitenden und Lärmenden, und ehe die Ratsherren noch zur Erkenntnis gekommen waren, um was es sich eigentlich handelte, waren die beiden schon verschwunden.

Der Ratsherr Jobst Kannemann war bei dem Versuche, den Oberst Friso aufzuhalten, auf der glatt gefrorenen Basalttreppe ausgeglitten und bemühte sich in seiner schwerfälligen Amtstracht vergeblich, wieder in die Höhe zu kommen. Eben drängte sich der Junker Lambertus vorbei. »Aber so helf mir doch einer auf!« stöhnte Herr Jobst. – »Helft Euch selber auf,« rief der Junker erbost, »was untersteht Ihr Euch, einem Euren Weiberklatsch aufzubinden? Meine Base Mechthildis ist ja gar nicht mit dem Spanier versprochen!«

Herr Jobst hatte sich unterdes aufgekrabbelt. »Aber mit wem denn?« fragte er verblüfft und starrte auf die Menge. Ueber den Wirrwarr der Streitenden scholl das Gekreisch der tollen Gertrudis: »Sie hat das Zeichen! Sie hat neben dem Satan auf dem Domkloster gesessen! Sie ist des Teufels Braut!«

»Herr des Himmels,« sagte Jobst ganz betreten zu einem Kollegen, der ihm den Schnee abklopfte, »versteht Ihr das noch? Wir meinten doch, hinter der ganzen Geschichte stäken die Halverens, und nun geht es wider ihre eigene Sippe! Was soll man nun eigentlich denken?«



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