Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Neuntes Kapitel.

Hans erzählte, und der holländische Herr hörte schweigend zu. Nur zuweilen maß er mit einem schnellen, scharfen Blicke die Züge des Erzählers, als ob er an ihnen die Zuverlässigkeit des Berichts ablesen wollte. Hans ertrug diese prüfenden Blicke sehr ruhig, und der alte Herr schien mit dem Ergebnis zufrieden zu sein.

»Warum rieft Ihr denn erst den Kerl da vom Bock, anstatt uns gleich zu warnen?« fragte er endlich.

»Damit er uns nicht entrinnen oder gar beim ersten Wort mit Euch und dem Wagen weiterjagen könnte,« antwortete Hans.

Der Holländer nickte befriedigt. »Das ist gut so. Ihr bedenkt Eure Sache vorher. – Nun, Ihr habt mit dem Willen des Höchsten meiner Tochter und mir einen großen Dienst gethan. Dafür bin ich in Eurer Schuld und will's nicht vergessen.« Er faßte die Hand des Retters und schüttelte sie herzhaft. Hans war fast verwundert, da ihm das, was er gethan, eigentlich als selbstverständlich und keines großen Lohnes bedürftig erschien. Mehr noch verwirrte ihn der Dank, den ihm nun auch das schöne Fräulein mit vielen, hastig gestammelten Worten ausdrückte.

»Wer seid Ihr denn aber, wie heißt Ihr, und wohin zieht Ihr in so wunderlichem Geleit?« fragte der Herr, auf den Raben deutend, der jetzt auf dem Handschuh seiner neuen Freundin saß.

Hans überlegte einen Augenblick, dann erwiderte er: »Hans Maybrunner heiß' ich, war vordem ein Türmer und ziehe nach Bacharach in – in besonderen Geschäften. Seid Ihr bekannt auf dem heißen Stein, Herr?«

Der Holländer sah ihn mit einem seltsamen Lächeln an. »Ich denke wohl, daß ich es bin,« erwiderte er langsam; »aber was wollt Ihr auf dem heißen Stein, Hans Maybrunner?«

»Herr,« stotterte Hans, »ich – man – man braucht mich dort.«

»So!« versetzte der Herr noch immer lächelnd. »Nun, ich sehe wohl, daß ich nicht weiter in Euch dringen soll. Auf den Weg will ich Euch gleichwohl dorthin helfen. Aber zuerst müssen wir den Kerl da an den kurfürstlichen Statthalter oder, wie sie's hier heißen, Amtmann in Boppard abliefern und Euer Zeugnis niederlegen. – Erschreckt nicht,« fuhr er fort, da er sah, wie sich Hans bei der Aussicht auf ein polizeiliches Verhör verfärbte, »wir sind beide Fremdlinge in diesen Grenzen, und es ist mir so lieb wie Euch, wenn ich die Geschichte abkürzen kann, indem ich mich für Euch verbürge. Ich denke, das kann ich jetzt, Hans Maybrunner,« setzte er mit freundlichem Lächeln hinzu.

Unterdes waren sie an einer Wegkreuzung angelangt, wo der Wald sich lichtete. Zwischen dem Buchengrün schimmerten vom Ausgange des breiten, wohlgepflegten Querwegs, über Obstgärten und Rosenhecken, die weißen Mauern und Türme eines weitläufigen schloßartigen Baues herüber. Der Holländer winkte etlichen Wegarbeitern, die neugierig grüßend von ferne standen, und übergab ihnen mit einigen Worten den Gefangenen; Hans merkte an dem Benehmen dieser Leute, daß sein neuer Bekannter, wenn auch ein Fremder, hier in großem Ansehen stand. »Das ist das Benediktinerinnenstift Marienberg,« erklärte ihm der Holländer. »Sie nennen es das hohe Kloster, wegen seines Reichtums und weil alle die katholischen Prinzessinnen vom Rheine hier erzogen werden, auch viele von ihnen hier als Chordamen bleiben. Ich höre eben, daß der Amtmann heute im Stifte zu Besuch weilt, und wie mir scheint, sehe ich ihn da hinten schon neben dem Wagen der Aebtissin reiten. Das spart uns Weg und Zeit.«

Auf dem breiten, kiesbestreuten Wege näherte sich ein glänzender Zug langsam der Waldecke: drei schönbespannte Staatskarossen, besetzt von Damen in vornehmem Ordenskleide, geleitet von einer Schar berittener Diener und Kavaliere. In dem vordersten Wagen saß eine ältere, streng blickende Dame mit funkelndem Kreuz auf der Brust, einer etwas bescheidener gekleideten Gefährtin gegenüber; neben dem Wagenschlag ritt ein ziemlich junger Herr in prunkvoller Galakleidung, die zahlreichen goldenen Quasten und Knöpfe an seinem seidenen Mantel, die breite gestickte Feldbinde und die Agraffen seiner Hutfedern funkelten fast noch anspruchsvoller als das goldene Kreuz auf dem dunklen Mantel seiner Dame.

»Das ist die hochwürdigste Frau Aebtissin Amalia,« erklärte der Holländer leise, »und der neben ihr reitet ist der gestrenge Herr Amtmann zu Boppard, Junker Damian von der Leyen; nun paßt auf und macht mir keine Dummheiten.«

Unterdes hatte der gestrenge Herr sich umständlich von den Damen verabschiedet und trabte nun mit einigen von seinem Gefolge näher, während die stiftlichen Wagen langsam weiterfuhren. » Quel accident! Ihr macht uns neugierig. Kommt Ihr schon wieder von Eurer Moselfahrt zurück, und in solchem Geleite, Mynheer Adriaan van Tessel?« rief er höflich besorgt. »Ich will nicht hoffen, daß Euch oder dem werten Fräulein ein Unfall in unserem Bezirke widerfahren sei!«

»Es ist noch Gott sei Dank gut abgelaufen, Euer Gnaden,« antwortete der Holländer, »weil dieser junge Mann hier, mein Bote Hans Wächterlein, der mit einer geschäftlichen Botschaft an einen meiner Geschäftsfreunde in Bacharach von der Mosel unterwegs war, uns zur rechten Zeit Warnung und Beistand gab. Sonst wäre es uns übel ergangen.« Dann berichtete er dem Amtmann, der von seinem Pferde gestiegen war und fast ängstlich zuhörte, mit kurzen Worten sein Erlebnis und ließ auch Hans wiederholen, was er von den beiden Wegelagerern und ihrem Gespräch wußte.

Der Amtmann quittierte zunächst mit wortreichen Aeußerungen seines Bedauerns und versicherte sich in besonders zierlichen Wendungen, ob auch dem Befinden des Fräuleins dies erschreckliche Abenteuer nichts geschadet habe. Sogar für Hans fielen einige lobende Worte mit ab. »Ja, es ist ein zuverlässiger junger Mann,« bestätigte der Holländer. Offenbar aber war es dem vornehmen Amtmann bei alledem nicht recht geheuer.

»Und was gedenkt Ihr nun in der Sache zu thun, insonders verehrter Herr?« fragte er schließlich sehr zuvorkommend.

»Nun, Euer Gnaden,« meinte Mynheer van Tessel, »es wäre mir lieb, wenn wir's einfach und ohne die bürgerlichen Ortsgerichte machen könnten. Den Kerl habt Ihr ja, unser Zeugnis auch, wir können es ja nachher zu einer Euch gelegeneren Stunde zu Protokoll geben, und ich möchte für mein Teil die Gerichte nicht weiter angehen, da ich eilig bin und auch den Hans Wächterlein gerne bald mit Briefen von mir weiter rheinaufwärts reisen sähe.«

Das Antlitz des Vertreters Seiner kurfürstlichen Durchlaucht verklärte sich bei diesen Worten zusehends. »Ganz Eurer Meinung!« rief er. »Ihr seid nicht bloß ein großer Kaufherr, Mynheer van Tessel, sondern auch ein weiser Mann, der sich in der Welt ausweiß. Natürlich werde ich sogleich eine Streife nach den Schnapphähnen abordnen, und wenn sie noch dort am Sankt Hubertushäuschen hocken, so werden meine Landreiter sie schon kriegen. Anderenfalls freilich, wenn sie schon ins Pfälzische hinübergewechselt haben, oder auf Rhens zu in Seiner kölnischen Durchlaucht Gebiet, dann müssen wir erst schriftlich verhandeln. Aber wir fassen sie dann wohl ein andermal. Hingegen, wenn sich die Dickköpfe da unten, die Bopparder Schöffen, darein mischen, so gibt es ein Geschreibe bis zum Kurfürsten hinauf und eitel Belästigung für Euch – und auch für das kurfürstliche Amt. Sie sind immer dabei, wenn es gilt, uns und unserer Fürsorge für die Sicherheit in ihrem sogenannten Stadtwalde etwas nachzureden. – Kommt nur heute nachmittag um die vierte Stunde zu mir unten auf die Burg, wir nehmen ein Protokoll auf, ich werde sorgen, daß der Kerl bis dahin alles gestanden hat, was wir brauchen, um ihn kraft unserer Vollmacht hängen zu lassen, und dann ist der Fall erledigt. Kann ich Euch sonst dienen, – wollt Ihr eine Schutzwache durch den Wald –«

»Vielen Dank, Euer Gnaden,« erwiderte Mynheer van Tessel höflich. »Ich denke, daß ich heute noch zu Schiff rheinab bis Koblenz fahre, unsere Diener haben wir schon voraus dorthin gesandt. Ich wollte meiner Tochter ein Stück Moselland zeigen, aber das kann ich auch von Koblenz aus flußaufwärts. Aber wenn Ihr mir einen Paß für meinen Boten hier –«

»Sollt Ihr haben, Mynheer, natürlich; heute nachmittag kann er ihn mitnehmen. Bis dahin lebt wohl, ich muß der hochgeborenen Frau Aebtissin nach, – Damendienst, Damendienst! Tout pour Dieu et les dames, – nicht wahr, mein liebwertes Fräulein? Aber wirklich ganz hergestellt von dem Schrecken? Ach, ich wäre untröstlich, wenn es nicht so wäre! – Also auf Wiedersehen, – Euer Diener, Fräulein Renata. – Sorgt, Vetter, daß der Kerl krumm geschlossen wird, – vielleicht helft Ihr ihm auch schon zu einigem Geständnis!«

Die letzten Worte rief der Amtmann von Boppard schon vom Sattel aus einem seiner Kavaliere zu; dann sprengte er mit bewundernswerter Eleganz dem Wagenzug nach, während der Angeredete den Verbrecher von einigen Knechten binden ließ und auf einem Seitenwege nach der am Strome oberhalb der Stadt gelegenen Burg geleitete. Mynheer van Tessel blickte dem Zuge der Reiter und Wagen mit seinem gewohnten Lächeln nach, dann wandte er sich zu Hans und sagte: »Nun, Hans Wächterlein, wie Ihr jetzt einstweilen heißen müßt, ich würde Euch gern im Wagen mitnehmen, aber Ihr habt mit Euren offenen Ohren wohl vernommen, daß der Herr dort« – er winkte mit der Schulter hinter dem Amtmann her – »alles Aufsehen vermeiden will. Ihr werdet Euch deshalb auch noch einigen äußeren Aenderungen unterwerfen müssen; ich besorge das. Einstweilen folgt uns langsam nach, beim Wirte ›Zum Schwanen‹, unter der Burg am Rhein, werdet Ihr Euer Quartier bereit finden. Für Euren Einlaß am Stadtthore sorge ich, nennt nur meinen Namen. Ihr kennt ihn doch?«

»Jawohl, Mynheer van Tessel,« antwortete Hans völlig verblüfft. Der Wagen des Holländers war schon lange verschwunden, als der neugetaufte Hans Wächterlein noch auf demselben Flecke stand und mit den Erlebnissen dieser Stunde rang; und erst als er sich endlich anschickte, dem Wagen zu folgen, bemerkte er, daß sein Rabe fehlte. Der hatte sich einfach von der schönen Dame im Wagen entführen lassen.

Die Wache unter dem alten baufälligen Thor ließ Hans auf den Namen Mynheers van Tessel mit einem brummigen »Weiß schon!« passieren. Schwieriger war es ihm, sich in der Stadt selbst zurechtzufinden; denn die Straßen waren zumeist nur krumme und überaus enge Durchgänge zwischen den größtenteils aus Holz und Fachwerk gebauten, mit allerlei verräucherten Schnitzereien und hohen Spitzgiebeln geschmückten Häusern, dazu waren die oberen Stockwerke vielfach noch in die Gasse vorgebaut, also daß man ohne Gefahr, zu fallen oder ein erhebliches Streifchen Himmel zu sehen, aus einem Speicher auf den anderen quer über die Straße steigen konnte. Auf den Gassen selbst lag vieles, was nicht dahin gehörte, und dazwischen tummelten sich Kinder, Hunde, Hühner und sogar etliche schnurksende Schweinchen mit mehr Behagen als Rücksicht auf den Wanderer umher.

Ein ganz anderes Bild that sich urplötzlich vor Hans auf, als er sich endlich durch die dumpfigen Gassen zum Rheinstapel hingefragt hatte. Da lag wieder vor ihm im blendenden Mittagsscheine der Rhein, von grünen, burggekrönten Bergen ringsum fast wie ein See umschlossen, belebt von Nachen mit weißgrauen Segeln und blitzenden Rudern. Ueber das Steinufer des schmalen Stapelplatzes ragten die Masten mehrerer großer Frachtschiffe auf, die hier anlegen mußten, die abwärts fahrenden, um den Durchgangszoll zu entrichten, die zu Berg fahrenden, um die Zugpferde zu wechseln; der Platz wimmelte von Menschen, das Wiehern und Stampfen der Pferde vermischte sich mit dem Geschrei der Schiffsführer, die sich mit den kurfürstlichen Zöllnern über die Höhe des Zolles herumstritten und beteuerten, die Hessischen in St. Goar, die Pfälzer in Caub hätten ihnen nicht halb so viel abverlangt. Dazwischen klangen die rauhen Trinklieder rastender Halfterknechte. Ueber dem ganzen Gewirre von feilschenden, lärmenden und teils betrunkenen Männern ragte stolz und drohend die kurfürstliche Burg auf, mit vier starken Ecktürmen und tiefem Wassergraben, über dem aus den Mauerluken die unheimlichen Mäuler der Kanonen erschrecklich hervorgähnten.

Unterhalb der Burg lag ein friedlicheres Haus, über dessen Thor sich ein hölzerner, weiß angestrichener Vogel mit unglaublich langem Halse wiegte. Als Hans sich, ganz verwirrt von all dem Lärm, diesem Hause zuwandte, sah er Mynheer van Tessel neben dem dicken Wirte winkend im Thorweg stehen.

»Das ist Hans Wächterlein, Herr Wirt,« sagte der Holländer; »zeiget ihm sein Losament und gebt ihm, was er braucht, er wird alsdann mit meiner Tochter und mir in der Rosenstube oben speisen. Und im übrigen – keine Entschuldigungen mehr! Die Geschichte ist ja gottlob gut abgelaufen, und Ihr werdet künftig vorsichtiger in der Annahme neuer Knechte sein.«

Damit wandte er sich ab und stieg die Treppe hinauf. Der Wirt murmelte noch etliches sehr verlegen und kleinlaut hinter ihm her, alsdann geleitete er Hans mit einer Höflichkeit, die diesem beinahe unheimlich vorkam, auf ein dieser Höflichkeit entsprechendes, erstaunlich nett ausgestattetes Zimmer.

»Dies ist Euer Losament, lieber, junger, wertgeschätzter Freund,« sagte er. »Es ist das beste, was ich nach denen von Eurem Herrn und dero Fräulein Tochter habe, Gefällt es Euch?«

»Es ist ein ganz gutes Zimmer,« erwiderte Hans, der allmählich in die Diplomatie hereinwuchs und sich vornahm, über nichts mehr verwundert zu erscheinen.

»Das ist es,« bestätigte der Wirt bescheiden, »und ich darf sagen, es haben schon vornehme Leute darin logiert. Erst vorigen Herbst, zu Martini, hat sich der hochgeborene Herr Rheingraf in Person in diesem Zimmer recht christlich betrunken. Aber für Euch, hochgeschätzter, insonders lieber Freund, ist mir ja gewiß nichts zu schade. Ihr habt mir ja nicht bloß meine zwei guten Gäule und den Wagen, sondern durch nebstbei statthabende Errettung des Herrn und des gnädigen Fräuleins auch den guten Ruf meines Hauses sozusagen bewahrt! Und nicht wahr,« setzte er vertraulich hinzu, »Ihr leget ein gutes Wort für mich ein bei Mynheer und lasset die Geschichte nicht weiter verlauten? Es soll Euer Schade nicht sein! – Ach Gott, es ist schon schwer genug für mich! Die hohe Frau vom Marienberg droben weiß ja doch schon um die Geschichte, was soll die dazu sagen, daß ihr durch meine Unvorsichtigkeit ein Mann wie Mynheer Adriaan van Tessel beinahe verloren ging, der dem Stift erst voriges Jahr zu Martini wieder fünfundvierzig Fuder abgekauft hat, und alles mit guten Wechseln auf Frankfurt glatt bezahlt!«

»Was ist das für ein Packen auf dem Bette?« fragte Hans, um dem verwirrten Gerede des Dicken eine Ende zu setzen.

»Das habe ich für Euch hingelegt, wie Mynheer befahl. Ich hoffe, Ihr werdet zufrieden sein, – noch ganz neu, mein Bruder, der Schneider, hat es für den Stiftsjäger gemacht, aber der Kerl zahlt ja doch nie. Und Ihr habt just dieselbe Statur, die Heiligen haben es sichtlich so gefügt.«

Als der Dicke sich nach vielen Komplimenten entfernt hatte, untersuchte Hans den Packen, der auf dem sauber gedeckten Bette lag, und betrachtete den Inhalt eine Weile sehr erstaunt. Sodann wusch und strählte er sich und begann bedächtig sein abgetragenes Türmer- und Spielmannsgewand mit dem anderen zu vertauschen, das er dem Packen entnahm; und als er sich dann musterte, gestand er sich errötend, daß er freilich in diesem feinen grünen Wams mit grauen Kniehosen und Strümpfen schon eine andere Figur vor fremden Leuten mache. Da er nun aber unversehens noch eine neue Ueberraschung in der Tasche des Wamses entdeckte, errötete er noch viel mehr und suchte hastig den Weg nach der Rosenstube auf.

Mynheer van Tessel saß im Vorzimmer am Schreibpult. Er empfing Hans sehr freundlich und musterte ihn mit wohlgefälligen Blicken. »Ich freue mich, daß Ihr es mir nicht abschlagt, Euch als meinen Boten zu verkleiden, da ich Euch doch für einen solchen ausgebe und gebrauchen will,« sagte er.

»Herr,« erwiderte Hans, indem er einen kleinen, wohlgespickten seidenen Beutel aus der Tasche zog, »das Gewand habe ich angezogen und nehm' es dankbar an, da Ihr es zu wünschen scheint. Aber das hier nicht. Ich habe Euch nicht um Geld geholfen, den Kerl festnehmen.«

Mynheer van Tessel lächelte und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Das braucht Ihr mir nicht erst zu sagen,« erwiderte er. »Mit Geld bezahlt man so etwas überhaupt nicht. Das bezahlt der liebe Gott schon auf andere Weise. Aber wenn Ihr den Beutel als Andenken behalten wollt, – meine Tochter hat ihn mir einmal gestickt –, so thut Ihr mir und ihr gewiß auch eine Freude. Und nun laßt uns zu Tisch gehen, meine Tochter sitzt schon nebenan mit Eurem schwarzen Kameraden und wartet auf uns.«



 << zurück weiter >>