Balduin Möllhausen
Der Schatz von Quivira
Balduin Möllhausen

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Neunzehntes Kapitel.

Der Schatz von Quivira

»Mein letzter Wille,« lautete die Aufschrift. Nachdem Perennis einen flüchtigen Blick über die ersten, mit englischer Schrift bedeckten Seiten geworfen hatte, las er laut vor:

»Hinter mir liegt ein langes Leben; ein Leben, durchflochten mit mancher Freude, aber auch so herbem Leid, daß ich oft meinte, es nicht länger tragen zu können. Der Abend meiner Tage gestaltete sich dafür um so glücklicher. Mit Trauer erfüllt es mich daher, in absehbarer Frist der Natur den streng gewordenen Tribut zahlen zu müssen.

Auf dem Wege des Handels, zu welchem ich ursprünglich nicht bestimmt war, und begünstigt vom Glück, erwarb ich mir ein ansehnliches Vermögen. Diesem verdanke ich den für mich unschätzbaren Genuß, eine Sammlung altmexikanischer Alterthümer mein zu nennen, welche an Vollständigkeit und Kostbarkeit ihres Gleichen sucht. Und was sind die vielen Tausende von Dollars, welche ich bald mittelbar, bald unmittelbar für die Erwerbung der einzelnen Nummern hingab, im Vergleich mit den Resultaten, welche ich erzielte! Das Gewicht meiner thönernen und steinernen Schätze in gediegenem Golde würde nicht den zehnten Theil ihres wahren Werthes repräsentiren.« »Vernünftige Menschen denken anders,« bemerkte Plenty ausdruckslos, und Perennis, die Unterbrechung nicht beachtend, las weiter:

»Doch neben dieser unvergleichlichen Sammlung bin ich auch in der Lage, meinem Erben, der von Pietät für mein rastloses Schaffen und Forschen durchdrungen, ein fürstliches Vermögen zu hinterlassen.«

Hier säumte Perennis. Wie Nebel legte es sich bei dieser unzweideutigen Kunde vor seine Augen. Er athmete tief. Unsägliche Mühe kostete es ihn, unter den durchdringenden Blicken Plenty's nothdürftig seine äußere Ruhe zu bewahren. Wohl eine Minute dauerte es, bevor er fortzufahren vermochte:

»Lange Jahre habe ich darauf verwendet, dasselbe verfügbar zu machen, und jetzt, an meinem späten Lebensabend, da ich nur die Hand nach ihm auszustrecken brauche, mahnt die erste Andeutung eines Schlagflusses mich ernstlich, mein Haus zu bestellen. Wohlan, mein Haus ist bestellt, ruhigen Herzens werde ich den ernsten Schritt in das ungelichtete Dunkel des Jenseits thun. Nur ein Gedanke martert mich: daß es mir nicht vergönnt gewesen, den gleißenden Mammon meinem Erben vor Augen zu legen. Wer dieses zunächst liest, ahne ich nicht. Wohl aber trägt mich die freundliche Hoffnung, daß der Sohn meines Bruders, dem ich selber, ahnungsvoll, daß er Winter und Stürme überdauern würde, den Namen Perennis beilegte, meinem ihm aus dem Grabe zugesandten Rufe Folge leistet. Er wird nicht dulden, daß in fremde Hände übergeht, was ich ihm herzlich gern gönne; er wird getreulich zu Ende führen, was als mein heiligstes Geheimniß zu betrachten, ich die gerechtfertigsten Gründe hatte. Mit dem Schatz liefere ich ihm die Mittel, daß er die Sammlung nicht zu zerreißen und in alle Winde zerstreuen braucht, er ihr eine Stätte anweisen kann, auf welcher sie Jahrhunderte überdauert.«

»Sie sehen, wie vollständig ich im Sinne des Verstorbenen handelte, als ich Ihr Anerbieten ausschlug,« schaltete Perennis ein, indem er den ausdruckslos ins Leere starrenden Yankee fest ansah.

Dieser kehrte sich ihm nachlässig zu, holte ein Federmesser aus der Tasche und begann an der Seitenlehne seines Stuhles bedächtig zu schaben und zu schnitzen.

»Anders konnte mein guter Nachbar nicht über den Plunder denken,« sprach er gleichmüthig, »und für seinen Schatz gebe ich keine Pfeife Tabak.«

Die von dem Yankee zur Schau getragene Ruhe dämpfte wiederum Perennis' überschwängliche Hoffnungen; jedoch nicht geneigt, sich auf weitere unbestimmte Erörterungen mit ihm einzulassen, fuhr er lesend fort:

»Meinem Erben die Schätze einfach anzuweisen, würde nicht genügen. Er möchte mein Spielen mit Gold für Hirngespinste eines kindisch gewordenen alten Mannes halten. Ich schicke daher Einiges aus der Colonisationsgeschichte Neu-Mexiko's voraus und liefere damit zugleich den Beweis, daß nicht phantastische Träumereien mich dazu bewegten, das aus meinen Handelsgeschäften gewonnene Geld in der von mir für gut befundenen Weise anzulegen.«

Perennis warf wieder einen ängstlich forschenden Blick auf Plenty, der von diesem mit einem spöttischen: »Unsinn« beantwortet wurde, und um ihm nicht Zeit zu neuen beißenden Bemerkungen zu gönnen, las er schnell weiter: »Im Jahr 1542historisch unternahm der spanische Heerführer Francisco Vasquez de Coronado von Mexiko aus eine Expedition bis tief in die heutige Provinz Neu-Mexiko hinein. Ihn begleitete Pedro de Castaneda, welcher die abenteuerliche Reise ausführlich beschrieb. Nach seinen Mittheilungen erreichte die Expedition im Juni 1542 eine Landschaft, welche die Eingeborenen Quivira nannten. Ich übergehe seine Schilderungen von Land und Leuten, und hebe nur hervor, daß die Eingeborenen edle Metalle nicht besaßen. Dies war unstreitig der Grund, weshalb Coronado nach Mexiko zurückkehrte, wo er in Ungnade fiel und starb. Ein neuer Versuch der Colonisirung von Neu-Mexiko wurde im Jahre 1581 unternommen, doch dauerte es vierzehn Jahre bis zur vollständigen Unterwerfung der Provinz. Neue Städte wurden darauf gegründet, deren manche noch bewohnt sind, während andere in Trümmer fielen; Gold- und Silberbergwerke, deren Spuren noch leicht zu verfolgen, wurden erschlossen, und es unterliegt keinem Zweifel, daß die Indianer unter der klugen Leitung ihrer Unterdrücker ungeheure Reichthümer aus dem Innern der Gebirge zu Tage förderten. Mönche und Missionare wurden die steten Begleiter der Eroberer, unter deren Schutz sie die eingeborene Bevölkerung tauften. Wo nur immer eine Stadt emporwuchs, entstanden zugleich Kirchen und Klöster, von welchen aus man eine strenge, sogar grausame Herrschaft führte. Der schwere Druck, unter welchem die Indianer seufzten, war endlich Ursache, daß diese sich empörten, jedoch nicht gruppenweise, sondern nach einem sorgfältig überlegten und heimlich über das ganze Land verbreiteten Plane. Demgemäß sollte in der Nacht des 13. August 1680 die ganze Bevölkerung sich erheben und die Spanier bis auf den letzten Mann ermorden. Don Antonio de Otermin, der Gouverneur der Provinz, hatte wohl Kunde von dem beabsichtigten Massacre erhalten und nach besten Kräften Gegenmaßregeln getroffen, allein vergeblich. Nach vielen harten Kämpfen, bei welchen eine große Anzahl der ansässig gewordenen Eindringlinge fiel, mußten die Spanier weichen. Unablässig von ihren erbitterten Feinden verfolgt, flüchteten sie über die südliche Grenze der im Aufstande befindlichen Territorien, wo sie in der Stadt El Paso del Norte Schutz fanden. Die Eingeborenen verschütteten darauf die Bergwerke, welche sie als die Quellen ihrer langjährigen Leiden betrachteten, und bedrohten Jeden mit einem gräßlichen Martertode, der es wagen würde, die Lage der einen oder der anderen Goldmine an einen Fremden zu verrathen.

»Zu den größeren Städten, in welchen die Spanier sich bis zu jener Bartholomäusnacht behaupteten, gehörte Quivira. Zwanzig Jahre dauerte daselbst ihre Herrschaft, die ausnahmsweise eine friedliche genannt zu werden verdiente. Zur Zeit des allgemeinen Aufstandes hausten daselbst siebenzig Mönche. Bis auf zwei, welchen es gelang, vorher zu entfliehen, wurden Alle erschlagen. Auch ihnen war die drohende Gefahr verrathen worden; jedoch die Unmöglichkeit des Entkommens einsehend, suchten sie wenigstens die im Laufe der Jahre aufgestapelten Schätze für die Kirche zu retten. Beständig von Spähern umgeben und gezwungen, diese irre zu führen, muß ihr Vorhaben ihnen unsägliche Mühe gekostet haben. Es gelang ihnen aber, und sie vergruben nicht nur den großen Goldvorrath, sondern auch die beiden Kirchenglocken. Da aber alle Mönche bis auf den letzten Mann niedergemacht wurden, ging das Geheimniß über den Verbleib des Schatzes verloren. Muthmaßlich hatten sie einige treu gesinnte Indianer bei ihrer Arbeit ins Vertrauen gezogen, wogegen diese wieder aus Furcht vor einer schrecklichen Strafe nie ein Wort darüber verlauten ließen.

»Viele Jahre verrannen. Die Bevölkerung von Quivira starb aus, und was am Leben blieb, suchte eine neue Heimat in anderen indianischen Städten. Unter den Letzten der Bewohner Quivira's befand sich ein alter Kazike, welcher das Geheimniß des vergrabenen Schatzes kannte. Wieder eine lange Reihe von Jahren später starb in dem Städtchen Messilla der letzte Nachkomme jenes Häuptlings. Als er sein Ende nahen fühlte, ließ er einen des Schreibens Kundigen zu sich entbieten, und nicht länger in Furcht vor einem Martertode, diktirte er diesem eine genaue Schilderung der Lage der das Gold bergenden Gruft. Ob man damals kein Verständniß für das Dokument besaß, oder sich überzeugte, daß es ohne die zu der Beschreibung gehörende Zeichnung, die schon früher in andere Hände übergegangen war, in der That keinen Werth besaß, weiß ich nicht, ist heute auch nicht mehr von Belang. Genug, es scheint unter den des Lesens unkundigen Eingeborenen als eine Art Reliquie von Hand zu Hand gewandert zu sein, bis es mir endlich bei einem Besuch des Navahoe-Stammes von einem Krieger gezeigt wurde. Derselbe forderte indessen einen so hohen Preis dafür, daß ich mich besonnen haben würde, das seltsame Schriftstück zu erstehen, wäre mir nicht schon früher bei den Zuñi-Indianern ein Pergament zu Gesicht gekommen, welches, bedeckt mit Linien und hieroglyphischen Bildern, in innigster Beziehung zu dem erwähnten Schriftstück, also auch zu dem viel besprochenen Schatz von Quivira zu stehen schien. Mit dem seltsamen Dokument in den Händen überzeugte ich mich leicht, daß ich mich in meiner Voraussetzung nicht täuschte. Leider scheiterten alle meine Bemühungen, das Pergament in meinen Besitz zu bringen, an dem Aberglauben des Zuñi-Gobernadors Pedro Pino. Wie ich auskundschaftete, gab dieser darin dem Einfluß eines der unter den Zuñi's nicht seltenen und als bevorzugte Geschöpfe betrachteten Albinos nach, welcher ihm rieth, das mit Zauberzeichen bedeckte Pergament nicht vor Ablauf zweier Winter aus den Händen zu geben. Dann aber sollte ich selber kommen oder eine sichere Person nach dem vermeintlichen Zaubermittel schicken, welches nach Benutzung wieder zurückzuerstatten sei.

»Die Jahre fordern ihr Recht. Bei Ablauf der bestimmten Frist wird mein Körper wohl nicht mehr die erforderliche Widerstandsfähigkeit besitzen, wenn ich überhaupt noch leben sollte. Ich mache mich daher mit dem Gedanken vertraut, die Ausführung meines Planes, welchen ich als die Krone aller meiner Forschungen betrachte, einem Anderen zu überlassen. Zuversichtlich hoffe ich, daß dieser Andere mein perennirender Neffe Matthias Rothweil sein wird. Erfüllt sich meine Hoffnung nicht, so stößt er sein Glück mit Füßen von sich, und ich bin nicht verantwortlich dafür. Wer diese Worte liest, begreift, weshalb ich mein Geheimniß ängstlich bewahrte, sogar scheute, auf brieflichem Wege die wunderbare Kunde nach Europa gelangen zu lassen. Wer außerdem auf die Nachricht von meinem Tode und die einfache gerichtliche Aufforderung den Muth nicht besitzt, die Reise über den Ocean anzutreten, der ist noch weniger geeignet, die in tiefer Wildniß gelegenen Ruinen von Quivira zu besuchen. Ich bezweifle indessen nicht, daß mein perennirender Neffe sich als Mann zeigt. Mein Segen aber möge denjenigen bis zu seinem letzten Athemzuge begleiten, der mit treuem Eifer meine unerfüllt gebliebene Aufgabe zu der seinigen macht, sie in meinem Sinne zu seinem eigenen Glücke löst.«

Hier schloß das Schriftstück. Nachdem Perennis geendigt hatte, kehrte er sich Plenty zu. Er sah in ein Antlitz so ruhig und theilnahmlos, als hätte er ihm soeben eine langweilige Rede aus dem Repräsentantenhause vorgelesen. Seiner selbst hatte sich heftige Erregung bemächtigt. Schüchterne Hoffnungen und herbe Enttäuschen kämpften in seinem Innern gleichsam um den Vorrang.

»Ich las Ihnen nichts Neues vor,« brach er nach kurzem Ueberlegen die tiefe Stille des Gemachs.

»Mir neu, vollkommen neu,« antwortete Plenty, »ich hörte allerdings viel Wunderbares über die Ruinen von Quivira, 's soll auch vielfach nach Schätzen dort gegraben sein, allein ich hatte Besseres zu thun, als mich um solchen Unsinn zu kümmern, calculir' ich.«

»Was diese Schrift enthält, erscheint Ihnen ebenfalls als Unsinn?«

»Viel Gescheidtes ist nicht dahinter.«

»Sie betrachten also das darin angerathene Unternehmen von vornherein als ein verfehltes?«

»Darüber maße ich mir kein Urtheil an. Der Eine glaubt hier ein Vermögen zu machen, der Andere dort. Ich selber halt's mit 'nem richtigen Handel, der seine guten Prozente abwirft.«

»An meiner Stelle würden Sie die Ausführung der letzten Wünsche des Verstorbenen nicht zu Ihrer Aufgabe machen?«

»Nur wenn ich sicher wäre, nicht umsonst zu arbeiten. Sie denken anders, calculir' ich.«

»In mancher Beziehung, ja. Obenan stelle ich allerdings die testamentarischen Bestimmungen. Dann folgt meine eigene Neigung, die räthselhaften Ruinen kennen zu lernen. Würde dann aber meine Mühe durch den versprochenen Erfolg belohnt, so beglückte mich das in um so höherem Grade.«

»Hm, das klingt gut genug, wenn auch nicht praktisch,« versetzte Plenty sorglos, »denn zum Reisen gehört Geld, und am meisten zu einer Reise durch gefährliche Wildnisse.«

»Gefahren schrecken mich nicht. Im Gegentheil, für mich haben sie einen verlockenden Reiz,« wendete Perennis ein, »und so viel kann es unmöglich kosten, wie dies Haus werth ist.«

»Wollen Sie auf Ihr Haus Geld vorgeschossen haben, so bin ich freilich der Mann dazu, wenn auch etwas mehr Sicherheit mir lieb wäre. Aber da sind ja noch mehr Schriften. Wer weiß, was sie enthalten,« und Plenty wies auf eine kleine Papierrolle, welche in der anderen verborgen gewesen.

Perennis hob dieselbe empor. Beim Oeffnen fiel ihm ein Brief von der Hand seines Onkels entgegen, welcher ein dickes, grobes, von der Zeit vergilbtes Papier umschloß. Auf diesem stand in alterthümlicher Schrift ein langer Satz in spanischer Sprache.

»Beiliegend das von dem Kaziken herrührende Dokument,« las er wieder seines Onkels Worte laut vor; »für sich allein ist es nicht mehr werth, als ein welkes Baumblatt. Vereinigt man es dagegen mit der in des Zuñi-Häuptlings Besitz befindlichen Zeichnung, so ergänzt Eins das Andere. Außerdem bedarf es der in der Familie des Gobernadors von Mund zu Mund forterbenden Erklärung. Letztere zu erlangen stößt auf einige Schwierigkeiten; da ich aber genügend vorarbeitete, werden sie leicht zu besiegen sein. Zur Einführung bei dem Gobernador dient beiliegendes Dokument. Den Träger desselben wird er wahrscheinlich selber nach Quivira begleiten. Noch einmal rathe ich meinem Erben, Alles geheim zu betreiben. Es möchten sonst Andere ihm zuvorkommen, wohl gar im Augenblick des Erfolges ihm denselben streitig machen.«

»Das ist Alles,« schloß Perennis, indem er den Brief umschlug, auf dessen Rückseite die englische Uebersetzung des räthselhaften Dokuments niedergeschrieben war.

»Es ist viel und auch wieder sehr wenig,« erklärt Plenty gelangweilt, »genug, um einen gescheidten Menschen verrückt zu machen, und zu wenig, um einem Einfaltspinsel einen klaren Blick zu verschaffen.«

Perennis überhörte die spöttische Bemerkung und hob zu lesen an:

»Wortgetreue Uebersetzung: Auf dem Friedhofe der großen Parochie-Kirche im Mittelpunkte der rechten Seite nach Maßgabe der Figur Nr. 1 befindet sich eine Vertiefung. Wenn man daselbst gräbt, stößt man auf zwei Glocken. Zieht man eine Linie über die Oeffnung, welche die zwei Glocken zurücklassen, so erblickt man östlich, der Straße zwischen der Kirche und der Stadt entlang in der Entfernung von etwa dreihundert Ellen einen Hügel, welcher mit den beiden Glocken eine genaue Linie bildet. Am Fuße dieses Hügels befindet sich ein Keller von zehn Ellen oder mehr Umfang und bedeckt mit Steinen, welcher den großen Schatz birgt. Ernannt durch Karl den Fünften von Gran Quivira.«Das Original lautet: »En el cementario de la Paroquia grande en el centro del costado derecho segun la figura numero una centrana. excarbando estan dos campanas tomando la linea de la abertura que dejan las dos campanas se bera al orieute para el calejon que deja la eclesia vieja y el pueblo una lomita a distancia de tres cientas varas mas o menos que no hay otra que forme linea con las companas debajo de dicha loma hai un sotano de diez o mas veras retacado de peidras el cual tiene le gran tresoro.

Nombrado por Carlos quinto de la Gran Quivira.« Smithsonian report 1854 p. 313

»Eine mangelhafte Beschreibung,« versetzte Plenty, als Perennis fragend aufsah, »aber immerhin genug, um Menschen, die nichts Besseres zu thun haben, auf eine Wilde-Gänse-Jagd zu schicken.«

»Im Verein mit der Zeichnung und unter Führung des Zuñi-Häuptlings möchte es dennoch das Auffinden der Stelle ermöglichen,« erwiderte Perennis lebhaft und sichtbar unter dem vollen Eindruck, welchen alles Geheimnißvolle gern auf jugendliche Gemüther ausübt.

»Wünsch« Ihnen viel Glück zu der Fahrt,« spöttelte Plenty, »und so viel Gold, daß ein Dutzend Packthiere es nicht von dannen schleppen.«

»Vorläufig bezweifle ich selbst den Erfolg,« antwortete Perennis, welchen die geringschätzige Weise Plenty's verdroß, »das soll mich indessen nicht abhalten, den Auftrag meines verstorbenen Onkels zu erfüllen.«

»Sie sind entschlossen, die Ruinen zu besuchen?« fragte Plenty, unter den gesenkten Lidern hervor Perennis schärfer beobachten.

»Fest entschlossen,« lautete die Antwort.

»So muß ich ihnen allerdings 'ne Hand leihen, calculir' ich. Hab' nämlich meinem guten Nachbarn versprochen, wenn sein Erbe des Rathes bedürfen sollte, ihm denselben nicht vorzuenthalten; und ohne den Rath Jemandes, der mit den hiesigen Verhältnissen vertraut ist, möchten Sie schwerlich weit kommen. Der Athem ginge Ihnen aus – ich meine das Geld – bevor Sie die Hälfte des Weges zurückgelegt hätten. Und verargen kann man's Niemand, wenn er 'nem Fremden im ehrlichen Handel die Haut über die Ohren streift. Bei mir haben Sie freilich um meines guten Nachbarn willen Dergleichen nicht zu befürchten. Ich berechne meine Zeit und meine Zinsen, und den Vortheil des Schatzgrabens überlasse ich Ihnen gern allein,« und tonlos lacht er vor sich hin.

»Und ich vertraue mich und meine Zukunft Ihren Händen an,« entgegnete Perennis mit erzwungener Wärme, in der dumpfen Hoffnung, dem Ehrgefühl des berechnenden Yankee zu schmeicheln, »fremd, wie ich hier bin, gewährt es mir eine große Beruhigung, Jemand näher zu stehen, dessen Rath mir einen sicheren Halt bietet.«

»Wenn's Ihnen nicht leid wird« warf Plenty gelassen ein, und in demselben Athem fuhr er fort: »Wann gedenken Sie aufzubrechen?«

»So bald, wie möglich, und nachdem ich ein gewisses System in meinen Plan gebracht habe. Noch schwirrt Alles in meinen Kopf durcheinander.«

»So bald, wie möglich,« wiederholte Plenty, »recht so, Mann; das nennt man Geschäftsklugheit. Will mir die Sache überlegen; vielleicht ziehe ich mit. Hatte längst 'ne Idee, mich in der weiteren Nachbarschaft umzusehen.«

»Nach Quivira?«

»Warum nicht? Sind meine Waaren von den Ebenen herein, so kann ich immerhin einige Wochen d'rangeben. Außerdem erwarte ich meinen Trainführer, einen Burschen, der's mit 'nem vollblütigen Navahoe aufnimmt, und der soll uns begleiten. Kennt außerdem die Wildniß hier herum und begleitete meinen guten Nachbarn oft genug auf seinen Streifzügen. Verdammt! Ich bin selber neugierig, wie's um den Schatz der alten vermoderten Mönche steht.« Er erhob sich, und Perennis die Hand reichend, fügte er hinzu: »Und so begrüße ich Sie denn als Nachbarn. Wollen Sie heut Abend als Nachbar bei mir speisen, so sind Sie willkommen. An 'nem Glase alten Wein soll's nicht fehlen.«

Perennis sagte höflich zu und begleitete Plenty bis an die Thür, wo derselbe sich gleich von ihm trennte und nach seinem eigenen Hause herum schritt. In der Vorhalle trat Eliza ihm entgegen. Auf ihrem herzigen Antlitz war eine Frage ausgeprägt.

»Es ist der richtige Mann,« beantwortete Plenty dieselbe freundlich, »wenn Alles gefälscht werden kann, so ist eine Fälschung des Wesens unmöglich. In vielen Dingen gleicht er dem Alten auf ein Haar; ebenso mißtrauisch gegen Fremde, trägt er andererseits, um sich fremde Dienste zu sichern, einfältiger Weise das Herz auf der Zunge.«

»Ich bedauere ihn,« bemerkte Eliza, welche den Worten ihres Vaters aufmerksam gefolgt war, »denn es ist immerhin keine glückliche Lage, im fremden Lande unter fremden Menschen seinen Weg bahnen zu müssen.«

Plenty senkte einen kurzen, forschenden Blick in Eliza's Augen, welchem diese mit ahnungsloser, lieblicher Offenheit begegnete.

»Wozu ist er ein Mann?« fragte er spöttisch, »ich selbst zählte erst vierzehn Jahre, als ich mir als Zeitungsjunge eine unabhängige Stellung gründete. Uebrigens verleugnete meine Tochter wieder einmal ihren gepriesenen Scharfsinn. Von der Sauberkeit spreche ich nicht, die liegt in der Weibernatur; aber das Wasser in dem Becken und die Tropfen auf dem Tisch, bei Gott, Mädchen, ich hatte meine Noth, ihn auf andere Gedanken zu bringen.«

Eliza erröthete.

»Wo hatte ich meine Augen?« erwiderte sie lächelnd; »doch es ist wohl noch nicht verloren; wir haben also wirklich wieder einen Nachbarn? Ich hoffe, die neue Heimstätte gefällt ihm.«

»Die Schrullen des verstorbenen Onkels nehmen seinen ganzen Kopf ein.«

»Welchen Eindruck übten die seltsamen Bestimmungen auf ihn aus?«

»Er glaubt, den Schatz schon in Händen zu haben, verheimlicht es aber; mag sich wohl seiner lächerlichen Zuversicht schämen.«

»Und will nach Quivira?«

»Am liebsten bräche er morgen auf. Ich werde ihn begleiten, oder wir erleben, daß er innerhalb dreier Wochen barfuß und ohne einen Cent in der Tasche wieder hier eintrifft, wenn er nicht irgendwo mit durchschnittener Kehle liegt. Und schließlich – der Teufel kann's wissen – möchte an der Geschichte trotz des Unsinns ein Körnchen Wahrheit sein.« Er lachte verschmitzt und fügte hinzu: »Bei Gott, Kind, leichter hätte noch nie Jemand ein Vermögen erworben, als wir, indem wir 'n halbes Dutzend Packthiere mit Goldstaub beladen. Doch es ist Unsinn, sonnenklarer Unsinn, calculir' ich. Der alte Nachbar war in mancher Beziehung ein Einfaltspinsel, der neue befindet sich auf dem besten Wege, ein noch größerer Einfaltspinsel zu werden, und ich selber habe das Vergnügen, meine Zeit zu einem schlechten Preise zu verwerthen.«

»Sobald die letzten Güter herein sind, bist Du abkömmlich,« versetzte Eliza eifrig, als hätte Plenty's Gewinnsucht sich auf sie übertragen gehabt. »Bluebird ist zuverlässig. Gemeinschaftlich mit ihm halte ich Haus und Hof leicht in Ordnung, und bevor die Wintergäste aus den Gebirgen eintreffen, bist Du zurück.«

»Wer kann's wissen? Hierhin und dorthin müssen wir, und der Henker traue den Pueblo-Indianern. Der Gobernador braucht nur einen verrückten Traum gehabt zu haben, und er steckt seine Hand lieber in geschmolzenes Blei, bevor er das Versteck auch nur eines Silberschillings verräth.«

Er pfiff auf seinem Hohlschlüssel. Vom Hofe her wurde das Oeffnen und Schließen mehrerer Thüren vernehmbar. Gleich darauf stand Bluebird in Begleitung seines von ihm unzertrennlichen Zöglings Gill vor ihm.

»Wir speisen heute früher,« redete er den sich höflich verneigenden Schwarzen an, »ich muß Nachmittag auf die Landstraße hinaus. Ein flinker Maulthiertrain lagert auf der anderen Seite der Ebene; ich möchte wissen, wo er dem Burdhill vorbeifuhr. Sobald ich fort bin, setzt Ihr Beide Euch vor die Thür und achtet auf Jeden, der bei unserem neuen Nachbar aus- und eingeht. Ist Jemand bei ihm drinnen, so mögt Ihr auf- und abgehen und versuchen, ein Wort zu erlauschen. Merkt Euch – und Ihr habt ja schon 'ne Probe mit dem Dorsal gemacht – mir ist daran gelegen, Näheres über manche Menschen in der Stadt zu erfahren. Aber seid vorsichtig.«

»Ich werde auf Gill achten,« versetzte Bluebird mit dem Wesen eines unfehlbaren Protectors, was zu seinem Verdruß nicht den mindesten Eindruck auf den jungen Indianer zu machen schien.

»Gut, Bluebird,« lohnte Plenty seinen Diensteifer; »und Du Gill, wenn ich Dir in nächster Zeit ein gutes Pferd zur Verfügung stelle, würdest Du allein den Weg über die Rocky Mountains finden und eine Botschaft nach Deiner Vaterstadt tragen?«

Gills Augen öffneten sich weit; wie ein Blitz des Verständnisses schoß es aus denselben hervor; dann blickte er wieder gleichgültig.

»Gut, gut, Bursche,« munterte Plenty auch ihn auf, »Du wirst dem Bluebird zeigen, was Du verstehst – aber keine Silbe darüber vor anderen Leuten, wenn Euch Euer Leben lieb ist.«

»Nicht 'nen ungehörigen Buchstaben soll der Gill sprechen, dafür bürge ich,« antwortete der schwarze Majordomo und sich etwas unbeholfen verneigend, entfernte er sich, sorgfältig darauf achtend, daß sein Zögling sich vor ihm einherbewegte.

Lächelnd blickten Vater und Tochter dem wunderlichen Paar nach; dann traten sie einander gegenüber an das doppelte Schreibpult. Auf dem lieblichen Mädchenantlitz wie auf der scharfgeschnittenen Physiognomie Plenty's gelangte tiefer Ernst zum Ausdruck, indem jeder ein großes Kontobuch aufschlug.

Mit klarer Stimme las Eliza aus dem ihrigen eine Liste von Waaren, Absendern und Empfängern vor, während Plenty beinah starren Blickes derselben Liste in seinem Buche folgte und hin und wieder mit Blaustift ein Zeichen oder eine kurze Bemerkung eintrug.


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