Johannes Richard zur Megede
Quitt!
Johannes Richard zur Megede

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Erster Band.

Erstes Kapitel.

Also erst in sechs Stunden sind die Geleise wieder frei? – Verwünschter Schnee! – Ein Hotel giebt es natürlich nicht in dem Nest – Orschau, sagten Sie?«

»Gewiß, gnädiger Herr. Sauer, die Konditorei gleich am Markt. Da logieren Sie auch sehr gut.«

»Na, wir werden's zu ertragen wissen! Und wenn der Teufel einmal eure Klingelbahnen holen sollte, würde ich ihm sehr verbunden sein.«

Der Gepäckträger lächelte verständnisinnig und hob den schweren Handkoffer aus dem Coupé zweiter Klasse; der Reisende aber machte sich etwas mißgestimmt auf den Weg nach der Stadt.

Es war eines jener verlorenen ostpreußischen Landstädtchen, die außer der Kirche aus der Ordenszeit, dem Amtsgericht, der Windmühle auf dem Hügel kaum etwas Merkwürdiges besitzen. Orschau freilich hatte noch den Ruf eines östlichen Posemuckels, und es verdroß Stadt und Land hier sehr, wenn man von den Orschauer Ratsherren oder einem »gewissen Mittelpunkte der Intelligenz« sprach. Sicher hatte der Reisende von den Qualitäten der guten Stadt keine Ahnung und watete mit seinem modischen Schuhwerk durch den hohen Schnee der Straßen 2 gleichgültig wie ein Mensch, der gegen solche Unannehmlichkeiten abgehärtet ist. »Orschau?« wiederholte er von Zeit zu Zeit. »Orschau? Ich habe den Namen früher einmal gehört.« Doch über das »Wo« und »Wann« konnte er nicht ins klare kommen. Sehr ernst mochte es ihm auch wohl mit dem Grübeln nicht sein, und er war herzlich froh, endlich in der Konditorei unterzukommen. Hier war er der einzige Gast. Vom Hinterzimmer her aber erklang das Sprechen und Lachen einer Kneipgesellschaft, Grogduft drang mit dem kleinen Kellner herein, der geschäftig zwischen den beiden Zimmern hin und her lief und der Mamsell hinter dem Ladentisch wichtig zuschrie: »Ein Glas für den Herrn Baron! – eins für den Herrn Geheimrat, von Arrak, aber stark!«

Der Fremde hatte sich ans Fenster gesetzt, den Arm auf den kleinen Marmortisch gestützt, und trank in kleinen Absätzen einen schlechten fine Champagne. Er schüttelte sich zwar nach jedem Schluck, erneute aber mit gefalteter Stirn den Versuch beharrlich wieder. Seine Umgebung kümmerte ihn gar nicht. Das Zimmer war ungemütlich, primitiv, durch die zwei Marmortischchen und den goldgerahmten Pfeilerspiegel noch kälter; der kuchenbedeckte Ladentisch strömte jenen fettigen Backgeruch aus, den Herren selten lieben. Kunden kamen, eine schneefeuchte Atmosphäre um sich verbreitend – Kutscher vom Lande, die breiten litauischen Laute fielen mißtönend ins Ohr, – Honoratiorenfrauen, die einen Napfkuchen zu Sonntag bestellten, – zuweilen auch eine schlanke Mädchengestalt, ein feingeschnittenes Gesicht, ein blaues Auge, das fragend aus der Baschlikvermummung nach dem Fremden hinüberblitzte. »Wer ist 3 das?« Daß er so unhöflich dem Lokal den Rücken zudrehte, machte ihn erst interessant. »Ein Reisender?«

Das Ladenmädchen zuckte die Achseln. Der Wirt, welcher eben heruntergekommen war, kroch aufdringlich um den Fensterplatz herum und musterte mit seinen wässerigen Blauaugen, die ihm dumm und neugierig wie einem Truthahn in dem runden, roten Gesicht standen, den eleganten Anzug und das nach der Mode ganz kurz geschorene braune Haar des Fremden. Er hatte Lust, ihn zu interviewen; doch in der ganzen Art des Mannes lag etwas, das entschieden nicht zur Vertraulichkeit ermunterte. Was übrigens dieser sonderbare Kauz jetzt auf dem Markt zu sehen hatte? – Er sah so langweilig, öde aus, dieser längliche, große Platz, den nach Norden hin ein hohes, altes Thor abschloß, welches noch die Deutschherren erbaut haben mochten; die Häuser ringsum klein, philisterhaft, wie der Horizont ihrer Bewohner; in einer Ecke ein paar Gutsgespanne, mager, elend, mit hängenden Köpfen. Und jetzt sank die graue, müde Winterdämmerung herab. In dem Schnapsladen am Markt wurde Licht angezündet; gelb, unsicher blinzelte es durch den Schnee, der unaufhörlich herabrieselte, dicht, leicht, lautlos. Ein Pferd scharrte und sah nach der Destillation, wo die Knechte schon vor Stunden verschwunden waren. Allmählich wurden alle Umrisse unklarer; Wagen, Tiere, Häuser verschwammen, zuletzt auch das Thor. Der Fremde räusperte sich, die Mamsell klapperte mit dem Lampencylinder. Da ertönte draußen fröhliches Schellengeläut, in schlankem Trabe fuhr ein Viererzug vor; durch die beschlagenen Fenster nahmen sich die dampfenden Pferde wie riesige Geisterrosse aus. Der 4 Wirt eilte vors Haus und ließ die Ladenthür offen. Kurz darauf hörte man auf dem Flur eine Frauenstimme von ungewöhnlich schönem Klang. »Ist jemand aus Gampeschkeim hier gewesen? – Ach, da bist du ja selbst, Arthur! Also morgen nachmittag gegen sechs! Nicht vergessen!«

»Wie sollt' ich!« Der Ton und ein leichtes Sporenklirren verrieten, daß der Antwortende Offizier sein müsse.

»Laß dich nur nicht in deiner Grogstunde stören! – Gott befohlen.«

»Nur noch ein Weilchen bleib doch, Mieze!«

»Nein, nein!«

Und einige Sekunden später erklangen auch schon die Glocken des Viererzuges, der in der Richtung des Thores eilig verschwand. Der Fremde hatte für einen Augenblick die Träumerei, in die er versunken saß, abgeschüttelt. Mit horchend zur Seite gebogenem Kopfe hörte er der Unterhaltung zu. Als aber der Wirt und ein Offizier in der Uniform der 3. Leibhusaren in den Laden traten, saß er schon wieder teilnahmlos und abgewendet.

»Schnell Licht, Anna! Der Herr Rittmeister kann doch nicht im Dunkeln bleiben.«

»Meinetwegen keinesfalls, Fräulein! – Also, liebes Sauerchen, der Reserveball ist im Rathause – bei Ihnen zu klein. Wein und Essen Ihre Sache. Keine Büchsenhummern wie 's vorige Jahr! . . . nur deutscher Sekt . . . auch die Speisekarte möglichst deutsch, ohne Orschauereien natürlich . . . Sie werden schon machen, Sauerchen! . . . Und dann . . .« der Offizier ging in dem dämmrigen Zimmer auf und ab, während der Wirt jedes Wort mit einem unterthänigen: »Ganz, wie Sie befehlen, Herr Rittmeister!« 5 wiederholte, »und dann . . . ich hatte doch noch tausend Sachen . . . Ja!« Als er sich schnell herumdrehte, stieß er hart an das Marmortischchen am Fenster und schien erst jetzt zu bemerken, daß sie nicht allein waren. »Verzeihung! Ich sah nicht . . .«

»Bitte!« Der Fremde sagte das leise, ohne aufzusehen.

»Na!« Der Offizier blickte scharf auf den Gast. Dann entstand zwischen ihm und dem Wirt ein Gewisper . . . »Nicht Freiherr v. Loja?« Der Name schien absichtlich sehr laut gesprochen, so daß ihn der Fremde hören mußte. Der aber reagierte durch keine Bewegung. Der Offizier nahm unschlüssig seine Promenade wieder auf, blieb wieder zaudernd stehen, bis er endlich halblaut sagte: »Natürlich ist er's!« und auf den Fremden zuging.

»Hans!« Dabei schlug er ihm auf die Schulter. »Alter Kerl!«

Der Gast drehte sich um, blieb aber immer noch sitzen. »Ich glaube, Sie irren sich, mein Herr!«

»Nein, mein Jungchen! Dies linke Ohr hier kennen wir; da setzte die Quart an.«

Der Fremde erhob sich mit mäßiger Wiedersehensfreude in Gesicht und Stimme: »Arthur v. Gampesch?«

»Und fragt auch noch!« Der Offizier ergriff beide Hände des andern. »Bist du blind geworden und taub? – Nun, Sauerchen, aber wirklich Licht! Sonst verleugnet mich der Mann hier doch noch. Damit hat er aber kein Glück.«

Während der dicke Wirt geschäftig selbst auf den Stuhl stieg, die Lampe anzuzünden, sagte Gampesch, an die silbernen Schnüre des schwarzen Attilas fassend: »Husaren wären wir geblieben! Damals 6 freilich war's die rote Affenjacke. – Nein, wie ich mich freue! Und sei mal ehrlich, du wolltest mich überraschen?«

»Ich hatte nicht die Absicht.«

Das Licht brannte. »Ich muß dich näher besehen, Hans.« Lachend zog er ihn in den Lichtkreis, wurde aber sofort ernster. »Teufel, hast du dich verändert!«

»Du beinahe gar nicht!«

Wie sie sich so gegenüberstanden, boten sie einen frappanten Gegensatz: Rassepferd und Ackergaul. Gampesch hochgewachsen, schlank, die lässige Grazie des Aristokraten in jeder Bewegung. Das feine Köpfchen mit dem sorgfältigen Scheitel durch das blauschwarze Haar, die leicht gebogene Nase, der schmale Mund, aus dem die weißen Zähne schimmerten –, das Ganze ein sehr hübsches, nicht zu kluges Leutnantsgesicht; aber ganz eigenartig durch den Ausdruck unwiderstehlicher Liebenswürdigkeit, die aus den hellbraunen Augen sprach und in anmutigen Fältchen um die Mundwinkel lag. – Dagegen der andre: eine gedrungene Seemannsfigur, starkknochig; ein großer Kopf voller Widersprüche, die Stirn mächtig gewölbt über zwei tiefliegenden, dunkelgrauen Augen, die halb verschleiert waren, eine stumpfe Nase; und das Häßlichste, ein großer, sinnlicher Mund, durch den dicken Schnurrbart nur schlecht verdeckt. Um den kräftigen Kiefer zogen sich harte Linien, die Leiden oder Leidenschaften dem Manne ziehen – ein Plebejergesicht sans phrase, das durch die breite Narbe auf der linken Wange etwas Unheimliches erhielt.

»Sauerchen, eine kalt stellen! Die ›Witwe‹, verstehen Sie?«

7 »Jawohl, Herr Rittmeister!« Und er trabte hinter der Mamsell mit nach dem Keller. Die beiden waren eine Weile allein.

Gampesch sagte leise, aber angelegentlich: »Ich weiß, woran du denkst, warum du mich nicht wiedererkennen wolltest. Aber wozu, wenn zwei Freunde sich nach zehn Jahren wiedersehen, die einzige häßliche Erinnerung aufrühren?«

Der andre erwiderte langsam, die Augenlider gesenkt: »Wir waren damals etwas feige, Herr Rittmeister!«

Gampesch verfärbte sich: »Hart!«

»Aber wahr!«

»Gut, ich mache dir auch die Konzession, obgleich sie für einen preußischen Offizier beinahe ehrenrührig ist. – Laß das Vergangene vergangen sein! Vergiß! – Versuch es wenigstens!«

Der Freiherr v. Loja trommelte unschlüssig mit den Nägeln auf der Marmorplatte. Endlich schien er sich entschieden zu haben. »Reiner Tisch zwischen uns, Arthur! – In einer dunkeln Stunde hab' ich mir geschworen, euch's zu vergelten – am Besten, was ihr habt!« Spröde war der Ton und finster der Ausdruck des Gesichtes.

»Vergelten wie ein Edelmann, indem du vergiebst?«

»Davon sagte ich nichts.«

Gampesch lächelte bitter. »Ja, ja. Man behauptet nicht umsonst von euch Lojas, daß ihr gutherzig nur gegen Hunde seid.«

»Wahrscheinlich, weil Hunde die einzigen sind, welche es verdienen.«

Der Wirt kam und stellte den Champagnerkühler auf den Tisch. »St! Ein ander Lied!«

8 »Warum die Extravaganz, Arthur? Ich bleibe nur wenige Stunden hier.«

»Die wollen wir wenigstens vergnügt verleben!« Er drückte den widerwillig Folgenden auf einen Rohrstuhl und goß die Kelche voll. »Willkommen in Ostpreußen!« Leiser fügte er hinzu: »Thu fröhlich Bescheid, und wenn's auch nur der Leute halber wäre!«

»Dein Wohl! Wie geht's dir sonst?«

Gampesch rückte den Stuhl ganz nahe an den des Freundes und erzählte mit gedämpfter Stimme: »Vor neun Jahren erschoß sich mein Bruder . . .«

»Vor neun Jahren? – So!«

»Es hat mich sehr mitgenommen; aber vielleicht war es der beste Ausweg, er hatte zu tolle Geschichten gemacht. – Ich wurde Majoratsherr, und die Wucherer waren geprellt. Von der Garde kam ich dann sofort zur Linie . . . ganz nettes Regiment, aber doch viel bürgerliche Elemente. Immerhin noch besser, als wenn ich den Schnürrock vielleicht mit dem Koller hätte vertauschen müssen. Dort galt ich als Krösus, obgleich sehr mit Unrecht. Es heißt zwar großartig: Schloß Gampeschkeim, das Gut aber ist Jahrzehnte so heruntergewirtschaftet, daß ich jetzt nicht ein halb Prozent herausbekomme.«

»Du bist nicht mehr aktiv?«

»Nein! Mit der Regimentsuniform verabschiedet.«

»Das wundert mich! Du warst doch nicht ohne militärische Talente, ein guter Tänzer, konntest auf Kommando lächeln und hattest so eine ganz respektable Kasinomoral.«

»Sag nur noch: schlechter Reiter! – Aber die Spitzen werden an meinem dicken Fell stumpf. Und nun zum Thatsächlichen! Ich wurde regelrecht 9 Premier, fühlte mich soweit ganz mollig; da kam der hinkende Bote in der Person eines neuen Eskadronchefs. – Du mußt ihn kennen. Er war einmal zum Liebesmahl bei uns: Jäger damals, dem die Sommersprossen bis in den Nacken gingen, mit kleinen, grünen Augen, rothaarig, schlechte Zähne.«

Loja lachte sauersüß: »Das ist ja ein Scheusal!«

»O, Majestät hat schöne Offiziere! – Und dieser rote Hund – so nannten wir ihn beim Regiment – verführt mich, den Soliden, den Philister, der um Mitternacht unwiderruflich auch in der Kneipe einschlief, einmal bis morgens um sechs seine schmutzigen Weibergeschichten anzuhören. Im Gasthof dann gleich gewaschen . . . auf den Exerzierplatz! Ich hing mehr tot als lebendig auf meiner Schimmelstute. Da brüllt mir der Kerl zu – er stößt mit der Zunge an und spuckt beim Sprechen: ›Herr Leutnant v. Gampesch, schlafen Sie zu Hause, aber nicht auf dem Exerzierplatz!‹«

»Das hast du dir gefallen lassen?«

»Mein Lieber . . . der militärische Drill von Jugend auf schließt mir immer zur rechten Zeit den Schnabel. Nee . . . wie dein verflossener Vetter den Säbel einstecken und einfach wegreiten – das giebt zu lange Stubenarrest. Nicht einmal beschwert habe ich mich. Was nutzt's? Der Kommandeur schnauzt einen zum zweitenmal an.«

»Aber du hast wenigstens die drei letzten Runden angesagt, wie Lehmann?«

»So ungefähr! Es kamen noch ähnliche Geschichten. Ich bat, zu einem andern Regiment versetzt zu werden, wurde aber abschlägig beschieden. Da hatte ich den Kommiß endgültig dick, dankte, und als 10 Schmerzenspflaster drückte man mir den zweiten Stern auf die Achselstücke.«

Der Freiherr v. Loja warf sich in den Stuhl zurück und lachte sarkastisch. »Welcher Mut! Zu solch christlicher Selbstverleugnung ist nur ein Gampesch fähig.«

Der andre schien doch etwas beleidigt, fand aber schnell seine Liebenswürdigkeit wieder. »Höhne nur! Es war alles zu meinem Glück. Denn jetzt kommt die Hauptsache: Ich bin nämlich verlobt, verliebt und hoffentlich bald verheiratet. Ich sage dir, alter Freund, verliebt, wie ich es nie für möglich gehalten hätte – mit dem einzigen Gedanken, sie nur endlich ganz zu haben. Meine süße, kleine Mieze am Tage, am Abend, wenn ich will, auf meinen Schoß nehmen zu dürfen, ihr das rosige Ohr zu küssen – und was noch alles!« Sein Auge glänzte, das Gesicht war wie verklärt.

»Ganz wie meine Prophezeiung: er wurde geboren, heiratete und starb.«

Die höhnische Rede prallte wirkungslos ab. Der hübsche Bursche war im Feuer und fuhr fort: »Unter den Pantoffel werde ich wohl kommen. Schadet nichts! So ein reizender Pantoffel!«

»Wie heißt die Glückliche?«

»Ach ja! Du mußt sie unbedingt kennen lernen. Es ist eine Comtesse Wilnein auf Lorschen, einziges Kind, schwer reich; unsre Güter grenzen aneinander. Doch nicht eine Spur von Vernunftheirat! Ich würde sie heiraten, und wenn sie mit zerrissenen Schuhen jetzt über den Markt gelaufen käme.« Lojas Schulter umfassend, fuhr er flüsternd und leidenschaftlich fort: »Nun weißt du alles. – Willst du mich jetzt ›Feigling‹ nennen und fordern?«

11 »Ich bin nicht tobsüchtig.«

»Oder all das Geld zurückverlangen, das du durch mich verloren hast? – Thu's! Ich werde es schaffen und sollte auch die letzte Silberschnur hier an dem Attila dran glauben müssen.«

»Ich danke.«

»Ich weiß ja, Hans, daß du ein guter Kerl bist! Das war nur ein so vages Rachegelüste. Es giebt nämlich nur einen Punkt, wo du mich tödlich treffen könntest: wenn du mir meine Braut stiehlst! Das liegt aber nicht in deiner Macht. Sie liebt mich beinahe ebensosehr, wie ich sie liebe. – Nicht wahr, solchen Gedanken zu denken, ist schon gemein.«

Loja schwieg. Indem er sich plötzlich vom Arme des andern losmachte, als sei ihm die Berührung widerwärtig, stand er auf und machte einen Schritt vorwärts. Um den Mund lag ein häßlicher Zug, unter den Lidern aber zuckte ein Blitz hervor, so heiß, so unversöhnlich, daß er jeden, nur nicht diesen Liebestrunkenen, erschreckt hätte.

»Nun, Freundchen, jetzt kommst du!«

Als schäme er sich, kehrte Loja wieder auf seinen Platz zurück und gab dem Fragenden einsilbig Bescheid.

»Arzt also? Was du sagst! Die geliebte Juristerei an den Nagel gehängt? Ich hoffte dich eines Tages als Generalkonsul irgendwo auftauchen zu sehen.«

»Das ist doch nur dein Scherz.«

»Und in Niederländisch-Indien, nicht einmal hier! Bist du angestellt?«

»Ja, als Stationsarzt auf Java.«

»Ein Bombengehalt?«

»Wenigstens zum Auskommen. Da drüben lebt man auch anders, leichtsinniger, schneller. Der 12 Europäer muß sich mit dem Genießen beeilen. Zehn Jahre früher beißt er ja doch ins Gras in dem Klima.«

Gampesch klopfte ihm auf die Hand und erwiderte teilnehmend: »Daher kann ich mir auch die Veränderung erklären. Du siehst so gelbgrau aus.«

»Leber.«

»Sonst fühlst du dich doch wohl?«

»So wohl, daß ich mich ein ganzes Jahr habe beurlauben lassen. Allerdings, der Hauptgrund meiner Reise, und warum du mich hier siehst, ist ein geradezu kindischer, aber unwiderstehlicher Wunsch. Unter den Palmen habe ich den nordischen Winter nie vergessen können . . . Erst geht's nach Petersburg, Moskau . . . weiter hinauf, wenn Geld und Zeit reichen, bis in die sibirische Tundra. Nur Winter und Kälte! Wie ich bei euch den ersten Spurschnee sah, bekam ich nasse Augen. Lächerlich! . . . Wenn ich dann so zwölf Monate in Eis und Schnee herumgewatet bin, wird hoffentlich das Heimweh nach den Tropen kommen.« Zum erstenmal huschte etwas wie träumerische Weichheit über sein Gesicht.

»Wozu nach Rußland? Bleib bei uns! Wir sind auch so halbe Russen. Und wenn du das hochfeudale Kerlchen geblieben bist, das du im Corps warst, werden dir die Verhältnisse in der Orschauer Ecke schon behagen. Hier giebt's noch Herren und Knechte! – Das ginge alles so nett; du logierst bei mir, machst die Hochzeit mit – und ich habe noch einen Hintergedanken. Doch davon später! – Nicht wahr, du bleibst?«

»Nein!«

Doch der Offizier schmeichelte, bat so liebenswürdig: »Wenigstens einen Monat – eine Woche – 13 einen Tag!« bis Loja endlich halb brummend, halb lachend nachgab.

»Einen Tag! Doch ich bleibe im Hotel. – Du hast mich übrigens neugierig gemacht auf deine Comtesse!«

»Und nicht neidisch werden! Auch nicht den Mund verziehen, wie du jetzt thust! – Ich bin nämlich in ihrer Gegenwart täppisch und befangen wie ein junger Hund.«

Die Flasche war leer, und Gampesch riet, noch ein bißchen ins Hinterzimmer zu gehen. »Wir haben heute Molkereiversammlung gehabt. Da drin ist jetzt alles durcheinander: Adel, Inspektoren, Pisangs – die Kerls wirtschaften rationeller wie wir. Du sollst mal ein hochedles Vieh sehen! – Heutzutage muß man sich auch mit der Sippschaft stellen, die ausschließlich mit dem Messer ißt und ein Taschentuch nur vor den Leuten gebraucht.«

Die qualmerfüllte Gaststube mit ihren verräucherten Tapeten, dem riesigen Regal voll staubiger Weinflaschen, dem abgenutzten Wachstuchsofa vor dem runden, klebrigen Tisch, um den schreiend und lachend die Zechbrüder bei ihren Groggläsern saßen, schaute wie eine Räuberhöhle aus. Rote, derbe Landgesichter sahen schon etwas stier durch den wogenden Zigarrenrauch; daneben feine, reservierte Aristokratenphysiognomien, ein wenig geniert; der Anziehendste aber ein lustiger Graubart, der alle im breitesten Ostpreußisch überschrie, dabei jedoch sein pfiffiges Gesicht in so possierliche Falten zu legen wußte, daß seiner scharfen Zunge alles durchging.

»Schön, Herr Rittmeister, daß Sie wenigstens einen mitbringen!«

Die Mehrzahl erhob sich zur Vorstellung schon 14 etwas schwerfällig von den Stühlen; neben der tadellosen Verbeugung des gewesenen Offiziers nahm sich gar komisch der steife, altfränkische Bückling aus. Es trat jene beklommene Stille ein, wenn ein wildfremdes Element plötzlich in eine lustige Gesellschaft kommt. Man fixierte Loja argwöhnisch.

»Wollen sich wohl hier ankaufen, Herr Baron? – Regimentskamerad von Herrn Rittmeister, wenn man fragen darf?« Es war der Geheime Sanitätsrat Füllenius, der sich sofort unverfroren zum Sprachrohr der allgemeinen Neugierde machte. Sein verwittertes Gesicht glänzte wie ein Kupferkessel, er paffte mächtig und trank eine sehr starke Mischung.

»Herr v. Loja ist Arzt,« belehrte Gampesch.

Sofort änderte der Geheimrat den respektvollen Ton und fuhr mit plumper Kordialität fort: »So, so! Hier niederlassen? Lieber Freund, das lassen Sie sich man vergehen! Wir brauchen keine jungen Leute hier, und die Patienten auch nicht.«

Alle empfanden das Ungezogene der Bemerkung peinlich, einige räusperten sich verlegen; aber doch schien ihnen die prompte Antwort: »Ich erinnere mich nicht, diese Absicht ausgesprochen zu haben. Für den freundlichen Rat aber, um den ich Sie nicht gebeten, bin ich Ihnen sehr dankbar,« dem alteingesessenen Orschauer gegenüber zu scharf. Auch berührte sie das dialektlose Deutsch erkältend.

Doch bald war der Zwischenfall vergessen. Die Groggeister forderten gebieterisch ihr Recht. Es begann sogar ein wenig wüst zu werden. Einer intonierte mit rauher Stimme ein Kommerslied. Die adligen Herren aus der Orschauer Ecke fühlten sich unbehaglich und bestellten die Wagen. Die Bürgerlichen ärgerten sich darüber. »Für uns Rotspohn! – 15 Für uns Sekt, aber Monopol! Den Teufel auch, wir bleiben! – Und wenn mein holländischer Bulle unter den Hammer muß!« – Der Alkohol hatte den bäuerlichen Protzen die dünne Hülle abgestreift. Hie und da hatte ein breites Gesicht einen brutal finsteren Ausdruck; verbrannte, haarige Oekonomenfäuste lagen festgeballt und entschlossen auf dem schmierigen Tisch, als wenn sie sagen wollten: »Wir scheren uns den Kuckuck um euch adliges Pack!«

Gampesch saß still in einer Ecke und lächelte nur verbindlich nach allen Seiten. Der »Freund« hatte sich doch sehr verändert – nicht zum Vorteil! Daß er sich von dem lustigen Graubart, der sich als Administrator eines Wilneinschen Gutes entpuppte, lange Geschichten erzählen ließ und dabei sehr belustigt aussah, gefiel ihm nicht. Was außerdem dieser Javaner für Mengen von Grog trank, und welch dunkelbraunes Höllengebräu! Der hatte in den Tropen mächtig zugelernt, und er hieß doch schon im Corps der »trunkseste Kavalier«! Es that Gampesch etwas leid, daß er ihn hier eingeführt hatte; denn er bemerkte gar wohl, wie seine Standeskollegen sich leicht anstießen, als der Graubart Loja auf das Bein klopfte. »Sie passen hierher, Herr Baron! Unser ostpreußischer Maitrank schmeckt Ihnen?«

Von seinem Grogglase richtete sich ein ehrwürdiger Priesterkopf auf, zwei arglose Taubenaugen blickten auf den Fremden, und eine milde Stimme fragte: »Spielen Sie auch Karten, Herr Baron?«

Da geriet der Graubart in komischen Zorn und schüttelte drohend die Faust. »Nun kommst du auch, Rieß, alter Gauner! Willst wohl dem Herrn seine schweren Goldbarren, die er aus Indien mitgebracht 16 hat, im Tempeln abnehmen? – Na, du! Am Ohr sollte man dich reißen, du siebzigjähriger Halunke! – Ja, Skat um 'n Pfennig, da bin ich gleich dabei.«

Das Priestergesicht verzog sich zu einem schlauen Lächeln, die gebogene Nase wurde schief. »Na, na, Kinderchens – ihr kommt ja doch!«

»Auf keinen Fall!« mengten sich rauhe Stimmen ein. »Bestell nur gleich den ältesten Rüdesheimer – das Wollgeld aber verjeuen wir nicht mehr! – Ueberhaupt, warum spielen? – Ja, singen!«

»Ja, singen! Ich habe mein fein's Liebchen . . .‹«

»Um Gottes willen!« beschwor der Graubart, »wenn Damen im Laden sind!«

»Ach was, die hören so etwas erst recht gern!« Wirklich stimmte einer das unzweideutige Lied an, und bei den Kraftstellen fielen kräftige Bässe unmelodisch ein. Die Herren aus der Orschauer Ecke erhoben sich wie auf Verabredung.

»Sie kommen doch mit, Gampesch?«

»Gewiß! Muß morgen früh heraus. – Und du, Hans, bleibst natürlich! Ich wäre ja auch rasend gern geblieben . . . aber du weißt, um zehn kommt der Sandmann! Und morgen will ich vor meiner Braut besser bestehen wie vor dem Rittmeister damals. – Also, ich hole dich ab?« In seinem Gesicht war wieder jener unwiderstehlich liebenswürdige Zug, und niemand ahnte, daß er aus lauter Höflichkeit rechtschaffen log.

»Empfehle mich, Herr Baron.« – »Gute Fahrt, Herr v. Tresin!« Es waren beinahe devote Abschiedsverbeugungen. Die Zurückbleibenden empfanden es als besondere Gnade, einen Händedruck erhaschen zu können. Merkwürdig! Ihnen allen war das 17 Tresinsche Wort: »Ich muß mich jedesmal waschen, wenn ich einem Bürgerlichen die Hand gegeben habe!« sehr genau bekannt. Doch als die Thüren sich hinter dem Adel geschlossen hatten, sagte ein dicker Besitzer erleichtert: »Gott sei Dank, daß die Junker fort sind!«

»Für uns, meine Herren, wird es auch Zeit!« Der Graubart sagte das im ernsthaftesten Ton, schmunzelte aber listig dabei. »Sonst bekommen wir die Beruhigungstüten für die Damen nicht mehr fort auf den Schlitten.« Er hatte gut sticheln, denn er war unverheiratet, obgleich er keineswegs ein Mönchsgelübde abgelegt hatte.

Doch die Ehemänner waren mutig. »Meine Alte soll mir nur mit einer Gardinenpredigt kommen! – Weißt du noch, Kauffmann, wie ich's machte, als mir meine Frau ein schiefes Gesicht ziehen wollte?« lachte der dicke Besitzer.

»Nein,« erwiderte jesuitisch der Graubart.

»Man los!« riefen die andern. Sie kannten zwar die Erzählung Wort für Wort, wollten doch aber gern wieder am Bravourstück dieses Energischen das eigne schuldbewußte Hasenherz stärken.

»Ihr wißt ja, daß ich schon als Junggeselle mein Gut hatte und bei jeder Dummheit mit dabei war. Vierzehn Tage bin ich verheiratet, da kommen einige Brüder – Kauffmann hier auch – vorgeritten: ›Zumtal, kommst du mit in die Stadt?‹ Ich sehe meine Klara so an; sie sagt nichts. Doch im Honigmond versteht man auch das Schweigen richtig. ›Nein, Kinder, ich bleibe!‹ – Vier Wochen später dieselbe Geschichte. Ich hatte wie ein Mönch in der Klausur gesessen. ›Na, Klärchen, was meinst du? Soll ich?‹ Sie sagt wieder nichts. Ich reite aber 18 doch mit. Abends um neun Uhr bin ich schon wieder heim. Meine Frau ist auf dem Flur. ›Klara, ich bin froh, daß ich zurück bin, in der Stadt war's langweilig. Gieb mir 'n Kuß!‹ Der kleine Eigensinn dreht als Antwort schnippisch den Kopf weg. ›Du riechst nach Grog.‹ –.So, mein Schätzchen?‹ Ich gleich vor die Hausthür. ›Karl, das Reitpferd wieder vorführen! – Adieu Klara!‹ Weg war ich. Drei Tage trieb ich mich herum, mochte auch die Wirtschaft zum Teufel gehen. Am vierten endlich ritt ich nach Haus. ›Jetzt ein freundliches Gesicht, Klärchen? Das Pferd ist noch gesattelt.‹ Da fällt sie mir weinend um den Hals: ›Ich hatte so Angst um dich und bin froh, daß ich dich nur wieder habe.‹ Sie war kuriert. Jetzt sagt sie schon manchmal: ›Fahr doch nach der Stadt! Hier bist du unausstehlich und mäkelst an allem herum.‹ Angst hat sie überhaupt nicht mehr.«

»So zieht man die Weiber!« wieherte der Chorus.

Loja war unterdes in eifrigem Gespräch mit dem Graubart begriffen. Der alte Graf Wilnein lebe schlecht und recht junkerlich. Aber alle Achtung! Mit seinen Leuten würde er den letzten Bissen teilen. Und die Tochter? – Wie so eine verzogene Einzige sei . . . Natürlich Vollblutaristokratin! . . . Leidenschaftlich wie ihre Mutter, der sie Zug um Zug gleiche . . . aber auch gut, grenzenlos gut wie diese . . . »Hoffentlich läßt sie sich nie so weit hinreißen! – Die Wilneins haben auch das Ihrige zu tragen gehabt!« Loja hätte wohl gern mehr gehört, der Alte aber ließ es bei diesen dunkeln Andeutungen.

»Ich bin müde, Herr Kauffmann. – Den ganzen Tag gefahren. – Gute Nacht!«

»Sie bleiben doch länger hier, Herr Baron?«

19 »Ich weiß noch nicht.«

Die Stimmung war bereits so weinselig geworden, daß niemand den Fremden vermißte. Einer nickte über seinem Sektglas ein, ein andrer redete sentimentalen Unsinn, ein dritter mit ganz kleinen, blutunterlaufenen Augen goß stumpfsinnig Wein auf den Tisch, und seine unsicheren Finger malten damit riesengroß den Namen der Geliebten. Der Verlobungsring, die beschmutzte Ahornplatte, der betrunkene Verliebte dazu – die Ehe mußte reizend werden! Plötzlich trank er den Champagnerrest hinunter und schleuderte das Glas an die Wand.

»Was fehlt Ihnen in drei Teufels Namen?«

»Niemand . . . niemand . . . soll . . . aus dem . . . Glase wieder trinken. Ge . . . liebte Martha . . .« erwiderte er lallend.

»Das kann ja auch niemand mehr,« beruhigten lachend die andern.

»Niemand . . . niemand!« wiederholte er, zornig werdend. »Ihr gönnt mir meinen . . . Schatz nicht!«

Der Mann mit dem Priestergesichte war hinausgeschlichen und kam mit zwei Kartenspielen in der Hand zurück. »Na, Kinder – wie wär's? Ich halte Bank.«

Und sie spielten alle, betrunken, wie sie waren. Nur der Graubart drückte sich. Er wußte, was gute Ratschläge drei Uhr morgens für Kraft haben.

*

Loja war noch in der Nacht nachdenklich nach dem Bahnhof gebummelt. Die Lokomotive stand schon tiefatmend vor dem Zuge. Ihre Glutaugen starrten unheimlich in die tote Schneelandschaft. Die weichen Flocken tanzten neugierig um das Licht wie Mücken im Sommer; die allzu kühnen rannen 20 zerschmelzend als Wassertropfen herab. Auf den Waggons aber lagen sie weiß, flaumig; es sah aus, als hätten die schwerfälligen Kasten zur späten Fahrt die Nachtmütze übergezogen. Der Gepäckträger kam mit den Sachen angetrabt. »Höchste Zeit!« – »Soll ich mich davonmachen?« Eine innere Stimme drängte: Ja, ja! Ihn aber mochte diese innere Stimme schon oft genarrt haben. »Nun gerade! – Sie, ich fahre nicht! Bringen Sie das Gepäck nach Sauers Hotel.« – Die Dampfpfeife gab ein heiseres Signal, knirschend, langsam setzten sich die Räder in Bewegung, die leuchtende Wagenreihe glitt in die Nacht hinaus – es ging schneller – noch konnte man die einzelnen Fenster unterscheiden – Dampf und Schnee legten sich wie ein Schleier über den Zug – nur noch ein schmaler, dunstiger Lichtstreif schimmerte – die Geleise machten eine Kurve, der letzte Wagen markierte sich noch als ein dunkles, nebliges Etwas, aus dem hervor das rote Signallicht wie ein böses Gespensterauge glühte. Dann ward auch der Schein kleiner, immer kleiner – nur noch ein brennender Punkt – endlich war auch der in dem Schneemeer untergetaucht. Loja empfand ein thörichtes Verlangen nachzueilen. »Warum bleibe ich? – Dieses Schafskopfes wegen? Bah!« – Und böse zuckte es um seine Lippen.

Dann machte er sich auf den Rückweg. In den Häusern brannte längst kein Licht mehr, auch die Laternen nicht – im Kalender stand Mondschein. Das Nest war wie ausgestorben; nur der Schnee rieselte unermüdlich hernieder. Vor dem Hotel hielten einige Schlitten; sie waren kurz nach Mitternacht schon vorgefahren. Die Kutscher hockten, in die Pelze gehüllt, schlafend auf dem Bocke, auf die unbedeckten 21 Pferde sank der Schnee herab. Stumpf, bewegungslos standen sie da. Tiere und Menschen hatten sich an das Warten längst gewöhnt. Ein Paar alte Schimmel waren sogar ganz richtig eingenickt. Sie gehörten dem dicken Besitzer, und in der Stadt behauptete man allen Ernstes, sie hätten die krummen Beine vom langen Stehen vor der Kneipe.

Der verschlafene Hausdiener leuchtete Loja hinauf. Als sie am Gastzimmer vorüberkamen, schrie gerade eine rauhe Stimme: »Ich hab's genau gesehen, daß er die letzte Karte von unten abgezogen hat. Wollen Sie auch noch betrügen, Rieß, bei Ihrem Schweineglück?«

Der Hausdiener lächelte verschmitzt. »Der wird sie wohl wieder ordentlich genommen haben! – Sie wollen's ja nicht anders.«

Das trübe Frühlicht lugte durch den Morgennebel, da klingelte der letzte Schlitten müde durch das alte Thor. 22

 


 


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