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Dein guter Augenblick, Estelle

»Monsieur?« Estelle, beim Kaffee und der Zeitung, begrüßte reizend erstaunt ihren alten Präsidenten, wie wenn er frisch eingetroffen das Zimmer beträte, übrigens kam er nicht aus der Wohnung, sondern vom Korridor. Diese guterzogene Frau war seinen Absichten begegnet, er empfand Anerkennung. »Ihr Gatte ist nicht hier?« fragte er, völlig sinnlos. Er hatte Glück, sie ging nicht darauf ein. »Es scheint, daß ich spät aufstehe. Soeben lese ich, daß wir im Krieg sein sollen. Ich halte die Nachricht für erfunden.«

»On le dirait«, gab er zu. »So ruhig wie alle bleibe auch ich. Das ist unser Verdienst. Was drin steht, ist richtig.« Hierbei ließ er sich etwas zu schwer in den Sessel, aber der Krieg rechtfertigte jede Erschöpfung. »Um so dankbarer bin ich dem Zufall, der Sie herführt in dem Augenblick, da ich das Blatt weglege«, sagte die geschickte Frau, beinahe im Plauderton. »Gewiß haben Sie noch nicht einmal gefrühstückt.« Der silberne Topf, den sie draußen zu Boden geworfen hatte, war voll frischen Kaffees, sie gab dem überraschenden Gast zu trinken, nahm selbst einen Schluck und wartete, ausdrucklos, rein, gläubig im voraus, was immer er offenbarte.

Da nichts kam, war sie es auch zufrieden. Was sie fürchtete, war eher, daß der Genuß des Kaffees eine Krise wie seine vorige herbeiführen könnte. Indessen fuhr er fort Takt zu bewahren wie sie. »Eine Krise«, ersichtlich meinte er den Krieg, »kann nach ihrem Ausbruch immer noch abgeschnitten werden. Hoffen wir. Vergessen wir begangene Fehler und nicht vorhandene Gegensätze. In Wirklichkeit haben wir keinen auswärtigen Feind. Er und wir sind beide …«

»Synarchisten« – bei dem Wort, das ihr nichts zu bedeuten schien, goß sie nochmals die Tassen voll. Er schloß hörbar sein Gebiß. Seine Augen wurden härter, je unschuldiger sie seinen Blick aushielt. »Wo haben Sie den Comte X versteckt?« fragte er ohne Vorbereitung, aber der Überfall mißlang, sie antwortete: »Wenn er sich verstecken will, Sie haben selbst gesehen, wo.« – »Ich hätte gesehen?« Monsieur Laplace war verblüfft. Diese Frau brach die Konventionen, sie erwies sich kühn, übrigens sagte sie: »Mit Ihren Aufträgen an ihn hätten Sie vorsichtiger sein sollen. Jetzt hält er Sie in der Hand.«

Dem großen Mann wurde hiervon der Mund trocken, er mußte trinken. Diesmal warnte sie ihn vor dem Kaffee, der ihn nicht ruhiger machen werde. »Auch meinen Mann halten Sie für Ihren Feind, seit Léon Jammes bei ihm ist.« Er bewegte den Kopf, zwischen Zustimmen und Leugnen. »Sie überschätzen doch nicht Ihren Mann? Der Polizist wird ihn weder klüger noch tapferer machen. Andererseits geht es für Conard um seine Stellung.« Jetzt sprach sie – sprach nicht länger, als werde hier nur geplaudert, peinlich wohl, aber unverbindlich. Starr und weiß saß Estelle, als sie sagte: »Damit Sie meinen Mann vergessen, was verlangen Sie? Ich tue es.« Gesprochen mit der Kühnheit der Unschuld.

Auf einmal hatte sie auch kalt, »wie es sein soll«, stellte sie bei sich fest; denn der Augenblick war sensationell. Tödlich vielleicht, jedenfalls spannend, und hätte anhalten sollen. Solange konnte sie sich einbilden, dieser energische alte Bursche werde, wie üblich, sie selbst als sein Opfer im Schlafzimmer fordern, üblich, aber ausgeschlossen, für Personen wie sie und er. »Die Bagatelle fällt fort«, fühlte sie, »in Frage steht allein die Macht. Er wird mir etwas zumuten, wofür ich ihn zwingen kann, meinen armen Frédéric großzumachen … Nun?« fragte sie, schon im voraus mit Befehlston.

Er öffnete den Mund, aber sie gab ihm ein Zeichen, stand auf, schloß leise die Glastür. Er nickte; sie waren unter sich. Sogleich entschied er: »Kobalt muß beseitigt werden. Mißerfolge sind diesmal verboten.« Das letzte Wort war deutsch. Sie zeigte sich auf der Höhe des Gleichmutes. »Meinetwegen. Ohne daß ich verstehe, warum Kobalt. Sie scheint mir in das synarchische Glaubensbekenntnis zu kommen, wie Pontius Pilatus in das katholische.« – »Das geht Sie auch nichts an«, sagte er viel zu anmaßend.

Diesmal hielt ihr schrecklich reiner Blick seine Augen fest, bis sie flatterten. »Vernünftig sein, Freundchen.« Wahrhaftig, »mon petit ami« nannte Estelle – woher kam sie doch – den Präsidenten Louis Laplace de Revers, vorläufig nur grand officier, aber wer weiß wie bald verleiht er die Ehrenlegion eigenhändig. »Das Haus ist voll von Leuten, die genau wissen und bezeugen werden, wo Sie in diesem Augenblick sind. Habe ich recht?« Zum Schluß fand sie wieder den Ton des Salons, mit einer kleinen Beigabe von Mitleid.

»Ich bedauere Sie«, sagte er selbst, laut genug, daß wenigstens sein Pigeon es hören mußte. Auch ihres Comte X erinnerte er sich, mit einem Zwinkern nach der Glastür. Gemäßigt wiederholte er: »Schade um eine Frau. Schon daß Sie mit einem Schwindler schlafen. Obendrein wollen Sie, ihm solle man später glauben, daß ich hier war.« So deutlich er hiermit geworden war, es nützte nichts, sie blieb bleich und höflich. »Wenn Léon Jammes Ihnen hierher folgt, wie Sie es fürchten, soll er auch Sie hinter meinen Kleidern suchen?«

Sie zuckte die Achseln, die Frage, ob er hier sei oder nicht, wurde fallengelassen. Er begann in einem Ton, der entgegenkam, obwohl die Worte streng blieben. »Sie geben zu, daß ich stärker bin als Ihr armer Mann, übrigens hat er die reinste Seele, reiner womöglich als Ihre. Aber Patriotismus, wie er ihn versteht, ist jetzt ein Fehler. Un faux départ qui se paie. Enfin, une incongruité. Vous, sa femme, devriez prévenir ce sympathique idiot.« – »Ihn warnen – wovor?« Es kostete sie kein Nachdenken. »Natürlich vor Kobalt, laquelle je n'ai jamais vue. Qu'est-ce que vous voulez que j'en fasse?«

»Ihr ein Betäubungsmittel eingeben, Comte X besitzt dergleichen. Sie gegen ihren Willen hierbehalten solange nötig: Ihr guter Mann wird Sie gewähren lassen.« – »Ohne einen vernünftigen Grund, der auch mir fehlt?« – »Den Sie haben. Für eine Weigerung, seine oder, mein Kind, deine, vernichte ich euch beide.« Dies gesprochen, schloß er seine beträchtlichen Zähne, aber sie blieben sichtbar zwischen harten Mundwinkeln. Anschaulich hatte sie vor sich die Zermalmung. Ihr fiel auf, nicht nur daß er das zweite Mal intim wurde, auch der Anlaß – den sie ihm allerdings gegeben hatte. Dennoch: »Da hängt etwas zusammen. Der Täter kommt zu seinem Geschäft, dann sagen sie du, ob Unterwelt, ob Übermensch.« Halbwegs erriet sie sein wirkliches Geschäft. Der Direktor dieser Bank muß ein synarque sein. Dafür andere opfern, ist nichts; ihn selbst, nicht viel.

Dies behielt sie für sich, sie schien zu warten, in Wahrheit war sie erstaunt. Dann bemerkte sie, daß im Gegenteil dieses Individuum von ihr Antwort forderte. Welche? Wahrhaftig, sie sollte einen Mord auf sich nehmen. »Ich habe versprochen, nach Ihrem Willen zu tun«, sprach sie, überzeugt, wenn auch mit einiger Nachhilfe ihres Gewissens, daß nichts geschehen werde. Das Vorhaben war verstiegen, es paßte in das Leben nicht. Ihr war zumut wie wenn, begleitet von ihrer Pavane, Comte X ihr seine Philosophie beibrachte. »Gemacht«, sagte sie ruhig.

Ihr Verhalten, das keine Nötigung, kein Opfer merken ließ, verfehlte nicht, ihn zu entspannen, so daß er ihr Ratschläge gewährte. »Die technische Ausführung«, sagte er, beinahe mit ihr auf gleicher Ebene, »darf Sie nicht beunruhigen. Wahrscheinlich wird es Ihr guter Frédéric sein, der Ihnen das gewünschte Subjekt ins Haus mitbringt, um es zu retten.« – »Um es zu retten«, wiederholte sie. »Jetzt weiß mein Mann, daß sie heute früh entführt werden sollte. Auch daß ich dabei war, hat Léon Jammes ihm erzählt, aber das glaubt er nicht. Ein Zweifel erhebt sich inbetreff des kleinen berufsmäßigen Mörders, mit dem sie befreundet sein soll, den Comte X versehentlich aus dem Ausland verschrieben hat. Er spricht mit Akzent.«

Ihr gewaltiger Mitschuldiger tat etwas, das sie nicht gleich begriff, er ging und öffnete die Glastür, die sie selbst geschlossen hatte. Noch unter der Tür, halb nach dem Inneren gewendet, gab er letzte Entscheidungen. »Die Schuld bleibt nur an einem hängender merke sich, daß er ausersehen ist und die Wahl hat. Entweder beseitigt er seinen Unteragenten, der verraten mochte, oder die Existenz verfährt umgekehrt. Leicht genug, der Vollstrecker ist käuflich, jeder Tote, den er bezahlt kriegt, wird ihm recht sein, um so besser, wenn ein Feigling sich verkriecht.« Der Präsident, dieser ausgesprochene Kriminelle, ließ die Tür klirrend fallen. Umstände machte er nicht mehr.

Seine Gehilfin bewunderte ihn. »Welch eine Ehre«, empfand sie. »Die Gehilfin eines Borgia. Eines gemalten natürlich, auch er verkriecht sich«, setzte ihr Instinkt hinzu, ob der Selbsterhaltung wegen, oder weil diese außerordentliche Frau wirklich glaubte, was sie sich sagte: »Le crime ne paie pas.« Sie halte inzwischen ihr schönes reines Gesicht. Da nun ihr großer Freund sich nicht wieder hinsetzte, der Abschied offenbar begonnen hatte, empfahl sich leichtes Scherzen, sie nannte ihn Borgia. »Sie werden es fertigbringen, Borgia, daß Comte X und sein gefährliches Werkzeug sich gegenseitig kaltmachen – wegen einer Person, die ich für meinen Teil übernehme.«

»Aber du selbst? Mon aimable amie, für dich bist du ohne Sorge?« – »Wie könnte ich«, sagte sie heiter. »Eingeweiht, wie ich jetzt bin, sogar aktiv, überdies mit einem Gatten, der die Unschuld selbst ist. Mich plagt keine Neugier, was Sie ihm zudenken. Ihre Liste ist groß, die Unschuld reizt Sie höchstens mehr. Alles aus Angst vor Léon Jammes?« fragte sie, da doch gescherzt wurde. Richtig, an den Mann des Deuxième Bureau erinnert, erblaßte der Unerschütterliche, wurde fahl, daß es ihr übel machte. Dann lief sein Hals blau an, da mußte sie lachen. »Sagen Sie du zu mir, wie jedesmal, wenn einer sterben soll!«

»Das ist Zufall«, bestimmte er, halb erstickt. »Mit deinem Comte X kannst du bald nicht mehr schlafen. Ich will dich haben.« Womit er aber flüchtete: so sah sein Abgang aus. Der umgelegte Türflügel bedeckte den Buchhalter Pigeon – der hervorkommen mußte, als sein hoher Vorgesetzter ohne Erfolg gegen den Riegel kämpfte, um auf die Treppe zu gelangen. Sie sprach noch über das Geländer: »Drunten führt für einen der Herren ein Weg direkt ins Freie.« Es war von ihr Mitleid und war Übelkeit; sie sah das traurige Gestell, das sie entließ, durch seine Bank stelzen, sah alle vor ihm schlottern, ihn selbst nach der Polizei schielen. Estelle fand es nicht schön genug.

Zurück in dem Zimmer, wo heute immer gefrühstückt wurde, wartete sie unbestimmt, Comte X werde erscheinen und eine Stärkung brauchen nach den Eröffnungen, die der andere ihm unter der Glastür gespendet hatte. Als dieser zweite Typ ausblieb, vergaß sie ihn. Sie maß mit großen Schritten ihr helles seidenes Gelaß, Gefängnis nannte sie es schon, denn sie wußte sich besorgt und aufgehoben. Wie ist sie da hineingeraten, mit ihrer ganzen Reinheit, ohne die leiseste Neigung, ihren Mann zu betrügen oder jemand zu vergiften.

Sie bewegte die Lippen. »Wie kommen alle hinein, auch der verbohrte Geschäftsmann, der in Investitionen und Prozenten denkt, aber hinaus unter Menschen habe soeben ich ihn geschickt, in seinem Holzkopf den gesamten Pitaval, nicht zu sättigen mit Blut.« Sie hätte die Arme in die Luft geworfen, unterließ es nur als falsche Geste. Lieber fuhr sie fort zu erkennen – hatte schon fortgefahren, vielmehr waren die Erkenntnisse alle auf einmal da. »Ein habgieriger Esel, ein Modephilosoph aus Eitelkeit, oder eine kluge, zu kluge Frau, von diesen drei Sorten jedenfalls ist gegen Verirrungen keine geschützt. Außerhalb ihrer selbst gibt es jetzt Energien, von denen sie sich einfangen lassen, dann sind sie baß erstaunt.«

Sie berichtigte: »Wäre nur ich erstaunt, auch gut. Unser chef d'équipe und super-synarque merkt nichts. Comte X freut sich seines gefährlichen Lebens. Tatsächlich sehe ich ihn nicht tot.« Hier lacht sie. Kein Pigeon paßt auf, sie darf munter sein. »Mein Held im Schrank freut sich auf die Gesellschaft gutangezogener Frauen, die an seinen Lippen hängen; was sonst mein Vorrecht war.«

Noch ein Lachen, aber es bricht ab. Ihr Mann, ihn allein, es könnte geschehen, daß sie ihn in Wirklichkeit sterben lassen muß. Ja, es wird geschehen an einem Straßenrand, in Einsamkeit. Die Schlacht ist aus, das Heer aufgelöst, Frankreich geschlagen, das Land ihrer Erziehung, aber seiner Natur, zu derselben Stunde geschlagen. Es wird an ihm geschehen, weil er die Niederlage haßt und großen Kummer leidet. Fassungslose Stella, endlich dein guter Augenblick, als du die Hände ringst.

Ihre Augen bleiben trocken, alle unvergossenen Tränen liegen dennoch hinter ihr, für so viel Reue gibt es keine. Du hättest ihn retten können. Eine Frau wie du hört nicht Tag um Tag anzügliche Geständnisse eines Elenden, die sittliche Auflösung einer Klasse und ihrer Bedienten, ohne den Rest zu erraten, das üble Feld der Niederlage, darauf der Beste trostlos endet, dem verratenen Lande sich darbringt, dir aber stirbt. Heute ist Krieg; vorher, ohne die Monate vergehen zu lassen, hättest du Stoß genug gehabt für das Ohr einer volkstümlichen Figur. Das ist Frédéric, er ist wie alle Guten. Andere, deren Gewissen nicht schlief, sind dir vielleicht zuvorgekommen.

Sie fährt auf, im Stehen erwacht sie wie aus tiefer Nacht, findet helle Sonne, weiß den Agenten Léon Jammes in ihrer Nähe, sie muß ihn abpassen. Ihr wohlcoiffiertes Mädchen hinunterschicken, ihn heraufbitten, das geht nicht mit einem geheimen Agenten, der überall bekannt ist, um so mehr auf der Straße, wenn sie ihm folgt, an den Orten, wo sie ihn ansprechen muß. Bis heute abend werden alle ihr Geschäft mit dem Polizisten begriffen haben, falsch natürlich, und der erste Zweifel ihres Mannes rührt an sie.

Noch kann sie fest den Mund schließen, noch hat kein Ohr sie gehört, sie macht ihre schwere Erfahrung mit der Tat. Du tust, obwohl du sonst nur in Gedanken tust, diesmal tust du. »Léon Jammes wird mir nicht glauben. Ich beschuldige einen Mächtigen, der mir schwerlich seine Pläne ausliefert, und Verbrechen muß er mir nicht erst ansinnen: heute früh die versuchte Entführung verantworte ich selbst.« Hier wird ihr Schuldgefühl abgeschnitten, sie stößt wieder auf die lächerlichen Umstände, an denen das sträfliche Unternehmen gescheitert ist. Der ausgerutschte Comte X auf dem Pflaster, zu nahe der Ölpfütze, das ist es, die Komik hilft gegen hochtrabende Bewertungen.

Was wird schon sein. Weder mit ihrem Genossen der Schande noch mit ihr selbst war es viel, was hältst du wohl von deinem zweiten Genossen, dessen ganzer Schrecken endlich darauf hinausläuft, daß er mit dir schlafen möchte. Gerade was ihm von fern nicht beifiele, gesetzt, einer wollte im Ernst ein Schrecken sein. Die Einzelheit macht mißtrauisch gegen die ganze Verschwörung, sie wird mißlingen. Höchstens glückt sie für eine so kurze Weile, daß Verbrechen die Strafe nach sich ziehen. »Man wird auch keine begehen«, spricht sie. »Mein hoher Gönner schwerlich, ich ohnehin nicht.«

Ob dies ihre letzte Meinung war, ein Entschluß, zu froh, daß einer da ist, muß fest bleiben, weshalb die Dame, schon in der unbefangenen Haltung, die sie auf der Straße haben wird, hineingeht sich umzukleiden. Was ist nun hier los, die Tür des Wandschrankes zugezogen bis auf einen Spalt – den sie mit Mühe erweitert gegen den Widerstand eines gestürzten Körpers. Sie sieht nur Füße, er ist zugedeckt von herabgerissenen Kleidern.

Sie weicht, zittert und weicht, ihre Zuflucht wäre ein Winkel, wo sie nichts Endgültiges erfährt, sondern betet, es möge nicht wahr sein. Eine vergebliche Hoffnung, der Augenschein hebt sie auf. Zum Beispiel, die Tür zu verschieben war unmöglich die Geste des Menschen, der sich nicht mehr rührt, kein Atmen hören läßt. Eine fremde Hand hat in die Kleider gegriffen, ihn erstickt und stumm gemacht. Es ist geschehen, entweder während ihrer phantastischen Unterredung über eine andere Untat, die auf ihren eigenen Teil fällt nicht auch diese? Oder nachher: da träumte sie geisterhafte Gründe, weshalb nichts wirklich stattfände.

Weinen wird ihr versagt, zu schweigen vom Beten. Inmitten der Flucht offener Zimmer bemerkt sie ihre beflügelte Zofe, die nach ihr sucht. Nur das nicht. Dem Mädchen entgegen, damit es nicht eintritt und das Angerichtete sieht; leicht könnte sie sich irren und aussagen, sie habe ihre Patronne auf frischer Tat betroffen. Unbeherrscht wie die Dame aus ihrem Kabinett stürzt, wird man später dasselbe sagen, Befremdung erscheint schon jetzt auf dem anderen Gesicht. Es spricht aber: »Eine Person wünscht empfangen zu werden.«


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