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11.

Die Reise war zufriedenstellend verlaufen, ein Auto hatte die ganze Gesellschaft vom Bahnhof nach Hause gebracht, und man war eben – von der dicken Köchin und Marie, dem Hausmädchen, an der Tür erwartet und begrüßt – dabei, das Gepäck ins Haus zu schaffen: die Frau bereits im lebhaften Gespräch und die Kinder nur noch auf den Vater wartend, der eben mit dem Chauffeur abrechnete, als ein junger Mann, höflich ausweichend, zwischen ihnen und den letzten, noch auf dem Trottoir herumliegenden Stücken hindurchschritt und, ohne sich sonst weiter um die Angekommenen zu bekümmern, geradeaussehend weiterging.

Die beiden Knaben stießen sich an, sahen ihm nach und flüsterten sich zu, als ihr Vater, mit der Bezahlung fertig, sich umwandte:

»Was habt ihr denn?« fragte er, als er die aufgeregten Gesichter sah. Er wiederholte die Frage schärfer, da er keine Antwort erhielt.

Heinz, der ältere, faßte sich Mut.

»Der Mann von der Bank, Vater ...«, sagte er und sah die Straße hinunter.

Staatsanwalt Sierlin fuhr mit einem Ruck herum. Nichts in der Welt, nicht die Anwesenheit seiner Frau, nicht die der Kinder und Hausangestellten, nicht die ganze Nachbarschaft hätte ihn in diesem Augenblick abgehalten, dem, von dem die Rede war, nachzueilen.

Aber es war zu spät.

Die Straße war leer.

Jetzt noch nachrennen ... Alles stehen und liegen lassen ... unmöglich! – Und: er wäre fortgewesen! ...

Er griff mit schneller Hand nach dem noch daliegenden Handgepäck, wies die Kinder an, das noch übrige an sich zu nehmen, und trieb sie vor sich her in das Haus.

Oben, in seinem Zimmer und allein, stand er und sah vor sich hin.

Ein merkwürdiges Gefühl kroch in ihm empor. Er kannte es nicht. Es kroch vom Magen aufwärts und legte sich auf seine Brust.

Wie sollte der auf seinen Mut so stolze Mann es kennen?

Es war das Gefühl einer unbestimmten Furcht.


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