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XXXVIII. Tischreden D. Martin Luthers von der Todten Auferstehung und dem ewigen Leben

 

Von der Todten Auferstehung.

»Ich werde wieder auferstehen,« sprach D. Mart., »und wieder mit euch reden können. Dieser Finger, daran dieser Ring steckt, muß mir wieder werden. In Summa, es muß Alles wiederkommen, denn es stehet geschrieben: Gott wird neue Himmel und neue Erde schaffen, in welcher Gerechtigkeit wohnen wird. Es wird kein leer oder müßig Regiment werden. Da wird eitel Freude und Wonne sein; denn Himmel und Erde wird nicht ein dürrer unfruchtbarer Sand sein.

Wenn ein Mensch fröhlich ist, so erfreuet ihn ein kleines Bäumlein, ja, ein schönes Blümlein oder Sträuchlein; wenn er aber traurig ist, so darf einer schier keinen Baum recht ansehen. Himmel und Erde werden verneuet, und wir Gläubigen werden allzumal ein Haufe sein. Wenn wir hie alle eins wären, so wäre großer Friede unter uns; aber Gott machts anders, daß sichs hie und dort sperret, auf daß wir uns sehnen und seufzen nach dem zukünftigen Vaterland, und also dieses mühseligen Lebens überdrüssig werden.

Soll nun in den Auserwählten Freude sein, so muß in den Verdammten die höchste Traurigkeit und Verzweiflung sein usw. Ein rauschend Blatt hat keine Hörner. Wenn habt Ihr gehöret, daß ein rauschend Blatt einem ein Loch in den Kopf geschlagen oder gestoßen hat? Gleichwohl erschrickt ein Gottloser und Ungläubiger davor. Ein Christ aber nicht, denn in Christo hat er Frieden; dagegen haben die Gottlosen keinen Frieden.«

 

Im ewigen Leben werden alle Creaturen lieblich, und di« Leiber verklärt sein.

Da D. Martinus und Andere lange mit einander gescherzt hatten, kamen sie auf ernste Dinge, nehmlich vom ewigen Leben zu reden, wie Himmel und Erde würden neu werden, wie Adam und Eva aus dem Paradies gefallen wären, das ist, aus Gottes Gnade und Gunst. Aber in Christo haben wir alle ein ander künftig und ewiges Leben. Da wird ein neuer Himmel und eine neue Erde werden; da werden die Blumen, Laub und Gras so schön, lustig und lieblich sein, wie ein Smaragd, und alle Creaturen aufs Allerschönste. Wenn wir nur Gottes Gnade haben, so lachen uns alle Creaturen Gottes an. Wenn ich werde zum Ziegelstein sagen, daß er ein Smaragd werde, so wird's von Stund an geschehen. Und in dem neuen Himmel wird ein großes, ewiges Licht und Lieblichkeit sein. Was wir jetzt gerne sein wollten, das werden wir dort sein. Wo die Gedanken werden sein, da wird der Leib auch sein.

In diesem Leben ist der Leib dem Willen gehorsam, was der Wille erkennet und erwählet, da muß der Leib folgen, es sei gut oder böse; viel mehr wird es im künftigen Leben geschehen, da der Leib wie eine Pflaumfeder leicht wird sein, daß er dem Willen leichtlich folgen kann. Da werden die Augen und Wimpern glänzen, wie fein Silber. Diese Gliedmaße und Finger, so wir jetzt haben, werden wir wieder haben, aber in einer andern Gestalt, aufs Allerklärste. Und Alles, was jetzt hie schön ist, das wird dort zu rechnen nichts sein, werden uns an Gottes Gnade genügen lassen, und alsdenn sein, wie es uns nur gefällt. Darum reden Esaias (K. 65, 17) und S. Petrus (2. Epist. 3, 13) von einem neuen Himmel und neuer Erde, in welcher Gerechtigkeit wohnet; da wird Alles sein, das wir jetzt gerne haben wollten, nämlich, Gerechtigkeit, Friede, Freude, Seligkeit usw., und werden frei und überig sein aller Krankheit, Seuchen und Unglück. Denn ein Herz, das voll Freuden ist, was es siehet, das ist ihm Alles fröhlich; aber ein traurig Herz, dem ist Alles traurig, was es siehet. Aenderung des Herzens ist eine große Aenderung. Da werden Ameisen, Wanzen und alle unfläthigen stinkenden Thiere eitel Lust sein und aufs Beste riechen.

Darnach fragte D. H.: Ob auch anderes Vieh dort würde sein? Da sprach D. Martinus: »Ihr sollts nicht also verstehen, daß Himmel und Erde wird allein Luft und Sand sein, sondern Alles, was dazu gehöret, Schafe, Ochsen, Vieh, Fische, ohne welche die Erde und Himmel, oder Luft nicht sein kann. Wenn die Welt wäre voll Einigkeit, Frieden, und Gerechtigkeit, daß der Bauer dem Fürsten allenthalben gehorsam wäre, das Gesinde dem Herrn und Frauen, das Weib dem Manne; so würde sich Niemand ins künftige Leben sehnen. Darum läßts Gott in der Welt so seltsam und verwirret, und übel durch einander zugehen, daß wir uns nach dem künftigen Leben sehnen.«

 

Ein Anders.

Da man vom ewigen Leben und desselbigen Freude redete, sprach D. Martinus: »Ich gedenke ihm oft nach, ich kanns aber nicht verstehen, womit wir doch werden die Zeit zubringen. Denn wird keine Veränderung, keine Arbeit, weder Essen noch Trinken, oder zu schaffen sein. Ich halte aber, wir werden Objecta genug haben anzuschauen. Darum sagte Philippus sehr fein (Joh. 14, 8): Herr, zeige uns den Vater, so genügt uns. Das wird unser sehr lieblich Objectum sein, damit wir werden genug zu schaffen haben.«


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