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XVIII. Tischreden D. M. Luthers vom Predigtamt oder Kirchendiener

 

Christum predigen.

»Christum predigen ist gar ein schwer und fährlich Amt; hätte ichs etwan gewußt, so wollt ich mich nimmermehr dazu begeben haben, sondern gesagt mit Mose: Sende, wen du senden willt! (Erod. 4, 13.) Es sollte mich Niemand hinan bracht haben. Darum sagte der Bischoff zu Brandenburg recht zu mir, hätt mir gerne gerathen: Herr Doctor, ich habs Euch gesagt, daß Ihr still stehet und laßt Euch nicht zu weit ein; Ihr werdet Euch zu schaffen machen, es trifft die heilige christliche Kirche an. Ich meine, ich habe mir zu schaffen gemacht; ich hab der ganzen Welt Haß auf mich geladen, da ich doch etwan sehr sicher war und gute Zeit hatte!«

 

Ohne Beruf nichts zu thun.

»Es soll sich keiner nichts unterstehen, er sei denn dazu berufen. Der Beruf aber ist zweierlei; entweder er ist göttlich, so von Obern oder die es Befehl haben, geschieht, und derselbige ist des Glaubens; oder ist ein Beruf der Liebe, der geschieht von eins Gleichen, als wenn einer gebeten wird von seinem Gesellen und nächsten guten Freund, eine Predigt zu thun. Beiderlei Vocation ist groß und nöthig, das Gewissen zu versichern.«

 

Was man predigen und damit suchen soll.

Da D. Mart, unterm Birnbaum in seinem Hofe saß, fragte er M. Antonium Lauterbach, »wie es ihm ginge in seinem Predigtamte?« Da nun Derselbige klagte über seine Beschwerung, Anfechtungen und Schwachheit, sprach D. Mart.: »Ei, Lieber, es ist mir auch so gewest; ich hab mich wohl so sehr gefürchtet vor dem Predigtstuhl, als Ihr, doch mußte ich fort. Man zwang mich zu predigen, und mußte erst im Rebenthur (Refectorium) predigen den Fratribus. O, wie fürchtete ich mich vor dem Predigtstuhl!

Aber Du willt bald Meister sein; willt gelehrter sein denn ich und Andre, so darinne geübt sind; willt vielleicht Ehre suchen, und wirst also angefochten. Du sollt aber unserm Herrn Gott predigen und nicht ansehen, was die Leute davon halten und urtheilen. Kanns Jemand baß, der mach es besser; predige Du nur Christum und den Katechismum. Solche Weisheit wird Dich erhöhen über aller Menschen Urtheil, denn es ist Gottes Wort, das ist klüger denn die Menschen; der wird Dir wohl geben, was Du reden sollt, und siehet nicht auf der Leute Urtheil, Lob und Schmach. Von mir darfst Du Lobens nicht gewarten; wenn ich Dich höre, werde ich Deine Predigt gar versprechen; denn man muß Euch Gesellen also deponieren, daß Ihr nicht ehrgeizig und stolz werdet. Du sollt aber wissen, daß Du dazu berufen bist; Christus darf Dein, daß Du ihn helfest preisen. Darauf bestehe Du fest; laß loben und schelten wer da will, das gehet Dich nicht an. Deine Entschüldigungen sind bei mir nichts.

Ich hatte wohl funfzehn Argumenta, mit welchen ich Doct. Staupitzen meine Vocation wollte abschlagen unter diesem Birnbaum; aber es half nicht. Zuletzt, da ich sagte: Er D. Staupitz, Ihr bringt mich um mein Leben, ich werde nicht ein Viertheil Jahrs leben, da sprach er: Wohlan, in Gottes Namen! Unser Herr Gott hat große Geschäfte, er darf droben auch kluger Leute!«

Darnach erzählete er, D. Mart. Luther, viel Guts, so Doctor Staupitz hatte gethan und ausgerichtet, »sonderlich wäre er ein Liebhaber und Förderer gewest derer, die studireten. Wie er zum Obersten und Vicarien drei Jahre lang wäre erwählet worden in der ganzen Provinz, da hatte er Alles mit seinem Rath und Kopfe wollen ausrichten, es wäre ihm aber nicht von Statten gangen. Die andern drei folgenden Jahre wäre er abermal dazu erwählet; da wollt ers mit Rath der Väter und Aeltesten versuchen; es hätte ihm aber auch gefehlet. Die dritten drei Jahr hätte ers Gott befohlen und walten lassen; da ging es viel weniger fort. Darum sagt er: Mitte vadere sicut vadit, quia vult vadere ut vadit (laß gehen, wie es gehet); es will weder ich, noch die Patres noch Gott etwas schaffen; es muß ein ander triennium vicariatus kommen! Da kam ich drein und habs anders angefangen.«

 

Eigenschaften und Tugenden eines guten Predigers.

»Ein guter Prediger soll diese Eigenschaften und Tugenden haben. Zum Ersten, daß er fein richtig und ordentlich lehren könne. Zum Andern soll er einen feinen Kopf haben. Zum Dritten wohl beredt sein. Zum Vierten soll er eine gute Stimme haben. Zum Fünften ein gut Gedächtniß. Zum Sechsten soll wissen aufzuhören. Zum Siebenten soll seines Dings gewiß und fleißig sein. Zum Achten soll Leib und Leben, Gut und Ehre dran setzen. Zum Neunten soll sich von Jedermann lassen vexiren und geheien.«

 

Wie ein Prediger soll geschickt sein, der der Welt wohlgefallen solle.

»Sechs Stücke gehören zu einem Prediger, wie ihn die Welt jetzt haben will:

1. daß er gelehrt sei; 2. daß er ein fein Aussprechen habe; 3. daß er beredt sei; 4. daß er eine schöne Person sei, den die Mägdlein und Fraulein lieb können haben; 5. daß er kein Geld nehme, sondern Geld zugebe; 6. daß er rede, was man gerne höret.«

 

Verkehrt Urtheil der Welt von Gebrechen der Prediger.

»Die Gebrechen an Predigern siehet man bald; wenn gleich ein frommer Prediger zehn Tugenden hätte und nur einen Mangel, derselbige verfinsterte alle Tugenden und Gaben. So böse ist die Welt jetzund! Dort. Jonas hat alle gute Tugenden, die einer haben mag, allein daß er sich so oft rüspert, das kann man dem guten Manne nicht zu Gute halten.«

 

Eines Predigers Posse.

»Ein Prediger hörete von zweien Studenten, daß sie wollten in seine Predigt gehen; da sprach er zu ihnen: Wohlan, kommet Ihr, so werdet ihr wohl sehen, was ich thun werde. Und da sie in die Kirche kamen, sprach er: O, lieben Freunde, diese sind in des Papsts Bann, ich darf nicht weiter predigen. Und ging vom Predigstuhl.«

 

Daß ein Prediger in der Proposition bleibe, und nicht fremde Dinge in der Predigt einführe.

Doct. L. Hausfrau sagete zum Herrn Doctor, daß sie seinen Vetter, Johann Polnern, so auf den Doctor sonst wartete, hätte predigen hören in der Pfarrkirche; den hätte sie viel besser verstehen können denn D. Pommern, welcher sonst von dem, was er proponirte, weit abwiche und andere Ding in seine Predigt mit einführete. Darauf antwortet D. L.: »Johann Polner predigt, wie ihr Weiber pflegt zu reden, denn was ihnen mit einfällt, das sagen sie auch.« Und sprach: »D. Jonas pflegte zu sagen: Man soll die Kriegsknechte nicht alle ansprechen, die einem begegnen. Und es ist wahr, Doct. Pommer nimmet bisweilen etliche mit, so ihm begegnen. Aber das ist ein närrischer Prediger, der da meinet, er will Alles sagen, was ihm einfället. Ein Prediger soll bei der Proposition bleiben und das verrichten, das er vor hat, auf daß man dasselbige wohl verstehe. Und gemahnet mich derselbigen Prediger, die Alles wollen sagen, was ihnen einfället, gleich wie der Mägde, die zu Markte gehen. Wenn ihnen eine andere Magd begegnet, so halten sie mit ihr einen Taschemarkt oder ein Ständerling; begegnet ihnen denn die andere Magd, so halten sie mit der auch eine Sprache, also thun sie mit der dritten und vierten auch, kommen also langsam zu Markte. Gleich also thun die Prediger auch, welche zu sehr abweichen von der Proposition und meinen, sie wollen Alles gerne auf einmal sagen; aber es thuts nicht!«

 

Rechtschaffene Prediger.

»Ein Bienlein ist ein klein Thierlein, macht süß Honig, dennoch hats einen Stachel. Also hat ein Priester die allerlieblichsten Trostsprüche; doch wenn er aus billigen Ursachen zum Zorn gereizet und getrieben wird, so beißt und sticht er auch die Schuldigen.«

 

Gott befiehlt den Predigern das Predigtamt.

Doctor M. Luther sagte, »daß Gott gar wunderbarlich handelte, daß er uns armen Predigern das Predigtamt seines Worts befiehlt, und wir die Herzen regieren sollen, welche wir doch nicht sehen können. Aber es ist unsers Herrn Gottes Amt, der spricht zu uns: Hörst du, du sollt predigen; ich will das Gedeihen dazu geben; ich kenne der Menschen Herzen. Das soll denn unser, der Prediger, Trost sein; laß es denn immerdar hin geschehen, daß die Welt unser Predigtamt verlachet und verspottet, und lache du auch mit.

Man sagt vom Kaiser Maximiliano, daß er ein Mal angefangen gar sehr zu lachen. Als er nun gefragt ward, warum Seine Kaiserliche Majestät also gelachet hätte? da hat er erst über den andern Tag hernach darauf geantwortet und gesaget: Ich lache, daß Gott seine beiden Regiment also wohl bestellet hat, und das geistliche Regiment einem trunkenen Scheiß- und Speipfaffen, das ist dem Papst Julio, und das weltliche Regiment einem Gemsensteiger, als ich bin, befohlen hat.«

 

Wohin ein Prediger sehen soll.

Doctor Erasmus Alberus, da er in die Mark ziehen wollte, bat er D. M. L., er wolle ihm eine Form und Art stellen, zu predigen vor dem Fürsten. Der Doctor sprach: »Alle Deine Predigten sollen aufs Einfältigste sein, und siehe nicht auf den Fürsten, sondern auf die einfältigen, albernen, groben und ungelehrten Leute, welches Tuchs auch der Fürst sein wird. Wenn ich in meiner Predigt sollte Philippum Melanchthonem und andere Doctores ansehen, so machte ich nichts Gutes; sondern ich predige aufs Einfältigste den Ungelehrten und es gefällt Allen. Kann ich denn Griechisch, Hebräisch, das spare ich, wenn wir Gelehrten zusammen kommen; da machen wirs so krause, daß sich unser Herr Gott drüber verwundert.«

 

Viel Wäscher, ob sie gleich gelehrt und beredt sind.

Doctor M. L. sagte: »Es wären wohl viel beredte Prediger, aber es wäre nichts dahinter, sondern nur Wort; sie könnten viel schwatzen und nichts recht lehren.« Da sprach M. Phil. M.: Die Welt hätte zu allen Zeiten solche Thrasones, ruhmredige Schreihälse, gehabt. Denn man schreibt, daß Cicero, der allerberedtste Heide in der latinischen Sprache, gesagt habe, da er einen großen vortrefflichen Schwätzer hatte hören reden: er hätte sein Lebenlang niemals einen gehört, der mit solcher Gewalt und Autorität nichts gesagt hätte. Und Erasmus Roterodamus, da er zu Bononien einen, der in seiner Oration triumphirte und daher hoch prangete, gehört hatte, ward er gefragt, wie er ihm gefallen hätte? Sprach er: Wohl. Denn er hats weit über meine Gedanken gemachet und wie ich gemeinet habe. – Wie denn? sprach einer. Da antwortet er und sprach: Ich hätte nicht gemeinet, daß ein solcher Narr in ihm steckte. Darum ist reden nicht Kunst; aber fein deutlich und richtig reden, ist Wenigen gegeben. Niemand soll sich etwas unterstehen, es sei ihm denn von oben herab gegeben.«

 

Wie Gott sein Predigtamt bestellt.

»Unser Herr Gott,« sprach D. M., »bestellet sein hohes Amt wunderbarlich! er befiehlts den Predigern, armen Sündern, die es sagen und lehren und doch schwerlich darnach thun. Also gehet Gottes Gewalt und Macht allzeit in der größten Schwachheit fort.«

 

Von des Papsts Bann.

Doctor Martin Luther sagte Anno 1546 zu Eisleben: »Wenn man zu Rom einen in Bann thut, so sitzen bei zwanzig Cardinäle und schießen brennende Fackeln von sich und löschen sie im Werfen aus, damit anzuzeigen, daß der verbanneten Personen Glück und Heil mit den ausgelöschten Fackeln auch sollte ausgelöschet sein; und man hats genennet beleuchtet und beläutet. Und also gings auch zu im deutschen Lande in den Pfarrkirchen; wenn man einen in Bann thäte, so hatte der Pfarrherr auf dem Predigtstuhl ein Wachslicht, das warf er herunter, daß es ward ausgelöschet, und läutete dazu mit einem kleinen Glöcklein.

Zu Rom pfleget man alle Jahre am grünen Donnerstage, da Christus das heilige Mahl einsetzte, die Ketzer zu verbannen, darunter ich, Doctor Martinus Luther, denn der erste und vornehmeste bin! Und hat der Papst einen eigenen Kirchhof dazu bauen lassen. Da hat der Papst einen schönen großen Stuhl, und die Cardinäle einen schönen Transitum, da sie auf stehen. Das geschieht auf den heiligen Tag, da man Gott für seine große Wohlthat des Abendmahls, auch seines Leidens und Sterbens danken sollt! Da sitzt denn der Papst obenan, die Cardinäl blasen die Fackeln aus und werfen die Verbanneten alle in die Hölle. Ich bin vor acht und zwanzig Jahren in die Hölle geworfen, als vom 1518. Jahr her, und lebe dennoch noch! Ich bin beleuchtet und beläutet.«

 

Kleinmütigkeit soll Niemand abschrecken von seiner Vocation.

Es ward geredt von D. I. Weller, wie er so kleinmüthig wäre, verachtet seine Gaben, da er doch genug Verstandes, Kunst und Wohlredenheit hätte, mehr denn alle Papisten; doch, weil er Andern nicht könnte gleich sein, trete er zurück und wollte sich nicht brauchen lassen. Darauf sagte Doctor Martin Luther: »Mit Nichten soll man also thun, sondern ein Jeglicher soll zufrieden sein und sich genügen lassen an seiner Gabe, die ihm Gott gegeben hat, denn sie können nicht Alle Pauli und Johannes der Täufer sein, sondern es müssen auch Timothei und Titi sein; man darf der Füllsteine an einem Gebäu mehr denn der Quadraten.«

 

Warum die Laien den Predigern feind sind.

»Es ist ein ewiger Haß,« sprach Doctor Martinus, »zwischen den Cleriken oder Geistlichen, so im Kirchenamte sind, und den Laien oder Weltlichen, und das nicht ohne Ursach. Denn der ungezähmete Pöbel unter Bauern, Bürgern, denen vom Adel, ja auch sonderlich große Fürsten und Herren wollen ungestrafet sein. Nun aber ist der Prediger Amt, so ihnen Gott ernstlich befohlen hat, daß sie die Sünder strafen sollen, die in öffentlichen Sünden liegen und thun wider die zehn Gebot Gottes, beide in der ersten und andern Tafel, welches sehr verdrießlich ist den Leuten zu hören und fährlich. Darum sehen sie mit sehr scharfen Augen auf die Prediger, die ihr Amt fleißig treiben, müssen an ihnen etwas tadeln und irgend ein Schwärlein und gering Flecklein und kleine Gebrechen sehen, sollten sie es auch an ihren Weibern und Kindern ersehen, so wollten sie sich gerne rächen. Und wenn die Fürsten nicht so gewaltig wären, so thäten sie ihnen gleich also, wiewohl sie ihnen heimlich feind sind.

Ah, lieben Herren! lasset uns nur bei dem reinen Wort bleiben, daß wir auf dem Stuhl Mosi sitzen und nichts anders, denn was Gott befohlen hat, einfältig und treulich lehren; nicht was uns nach unser Vernunft gut dünket. Da gleich das Leben nicht so schnurgleich und vollkommen ist, so ist Gott gnädig und hat Geduld mit uns; wenns nur nicht vorsätziglich geschieht, so kann er wohl durch die Finger sehen. Der Welt und Laien Haß und Neid wider uns wird wohl bleiben nach diesem alten Spruch:

Dum mare siccatur, dum daemon ad astra levatur.
Tunc clero Iaicus fidus amicus erit.

Wenns Meer vertrocknet und Satan
Wird in den Himmel g'nommen an,
Alsdenn wird der Lai und die Welt
Den Dienern Gotts zu Freunden gestellt.«

 

Viel Wort machen und prächtig reden.

Doctor Martino Luthern ward bracht ein Comment, so einer über den 93. Psalm geschrieben hatte mit sehr viel Worten. Da sprach er: »Die, so mit viel Worten übergehen und sehr gähren, die sind fährlich und verdächtig; denn alle Historien zeugen, daß die größten Ketzer daher kommen sind, wenn sie ihr Geschwätz und Mäulichen wohl haben können brauchen, und also das Volk an sich bracht. Ich habe etwan M. B. hart gestraft, der war auch in Worten prächtig, aufgeblasen und ehrgeizig.

Ein Prediger soll also geschickt sein, daß er fein einfältig, rund und richtig lehren könne die Albernen und Ungelehrten, denn es gar viel mehr am Lehren denn am Ermahnen gelegen ist. Wir sollen Säugammen sein, gleich wie eine Mutter ihr Kindlein säuget, die päppelt und spielet mit ihrem Kindlein und schenkt ihm aus dem Busen, da darf sie denn keines Weins noch Malvasires zu, denn wir nicht Schenken und Kretzschmar sein. Ich bin denen sehr feind, die sich in ihren Predigten richten nach den hohen gelehrten Zuhörern, nicht nach dem gemeinen Volke, das achten sie nicht. Denn mit hohen und prächtigen Worten einher fahren, ärgert und zerbricht mehr, denn es bauet. Viel mit wenig Worten fein kurz anzeigen können, das ist Kunst und große Tugend; Thorheit aber ists, mit viel reden nichts reden. Darum sagt S. Peter wohl I. Petr. 2. (V. 2): Seid begierig nach der vernünftigen lautern Milch als die jetztgebornen Kindlein, auf daß ihr durch dieselbigen zunehmet.«

 

Langsam reden.

»Fein langsam reden ist einem Prediger am bequemsten und eine feine Tugend; denn er kann also desto fleißiger und bedächtiger seine Predigten vortragen. Seneca schreibet von dem vornehmesten Wohlredner in der latinischen Sprache, Cicerone, daß er langsam und ins Herz geredet hat; wie Ihr auch an D. Gregorien Brücken sehet.«

 

Erstlich predigen am schwersten.

»Wenn einer zum ersten Mal auf den Predigtstuhl kommt, Niemand gläubet, wie bange einem dabei wird; er siehet so viel Köpfe vor sich! Wenn ich auf den Predigtstuhl steige, so sehe ich keinen Menschen an, sondern denke, es seien eitel Klötzer, die da vor mir stehen, und rede meines Gottes Wort dahin.«

Das sagt er, die neuen, kleinmüthigen Prediger zu stärken und zu beherzigen, daß sie darum nicht verzagen noch ablassen sollten.

 

Mißfallen D. Martin Luthers an seinen Predigten.

»Ich,« sprach D. M. L., »habe mich oft selber angespeiet, wenn ich vom Predigtstuhl kommen bin: Pfui dich an, wie hast du geprediget? Du hast's wahrlich wohl ausgerichtet, hast kein Concept gehalten, wie du es gefaßt hattest! Und eben dieselbe Predigt haben die Leute aufs Höchste gelobet, daß ich in langer Zeit nicht so eine gute, schöne Predigt gethan hätte. Wenn ich hinunter vom Predigtstuhl gestiegen bin, so habe ich mich besonnen und befunden, daß ich nichts oder gar wenig davon gepredigt habe, das ich bei mir concipirt und bedacht hatte. Daß ich gewißlich dafür halte, es sei viel ein ander Ding predigen, denn wir's achten; denn unser Herr Gott einem oft etwas anders eingibt. Es prediget einer viel anders, wenn er hinauf kömmt, denn wie er's hat vorgehabt oder bei sich bedacht. Es ist alles gut, wenn einer nur recht prediget, das dem Glauben ähnlich und der heiligen Schrift gemäß ist.«

 

Wie ein Lehrer predigen und auf welche er sehen soll.

»Ein jeglicher Prediger soll sich gewöhnen, daß er schlecht und einfältiglich predige, und soll bei ihm beschließen und gedenken, daß er muß predigen unverständigen Leuten, als Bauern, die eben so wenig verstehen, als die Jungen unter 12, 13, 14, 20 Jahren, denen man auch alleine prediget; das ist auch der große Hauf, daß es dieselbigen verstehen oder etwas draus fassen mögen und ihr Leben bessern. Mir zwar und Philippo darf keiner predigen; wiewohl wir auch etwas draus lernen können, das uns von Nöthen ist. Man muß nicht predigen und tapfer her scharren mit großen Worten, prächtig und kunstreich, daß man sehe, wie man gelehret sei und seine Ehre suche. O nein, hie gilts nicht!

Man soll sich richten nach den Zuhörern, und das fehlet gemeiniglich allen Predigern, daß sie predigen, daß das arme Volk gar wenig draus lernet; wie Butzer und Zwingel thäten zu Marburg in großer Pracht daher und Alles aufs Kunstreichste, daß sie das Lob davon hätten; als wollten sie sagen: Siehe, D. Mart. und Philip. sehen, wie ich so ein gelehrter Geselle bin.

Einfältig zu predigen ist eine große Kunst. Christus thuts selber; er redet allein vom Ackerwerk, vom Senfkorn usw. und brauchet eitel grobe bäurische Gleichnisse.«

 

Ernste Vermahnung D. M. L.

Darnach fing Doctor Martinus ein Vermahnung und Strafpredigt an, »welche leider,« sprach er, »jetzt sehr seltsam wird, ja wir müssen sehen Laster, Untugend und Muthwillen, die sind so eingerissen und nehmen so überhand, daß sie kein Prediger mehr thar anrühren, viel weniger strafen ohne Gefahr Leibes und Guts, oder wird verjagt. Denn fromme, gottfürchtige, treue Prediger, da sie die Sünde strafen, so schilt und heißt man sie zänkisch, beißig, Gottes und Menschen Lästerer, die den Leuten an ihre Ehre greifen, machen die Oberkeit verächtig und erregen Aufruhr und Empörung usw.«

»Aber höre, lieber Bruder,« sprach er, »warum beschmitzst du dich selber mit gottlosem Wesen und Aergernissen? Weißt du nicht, daß den Dienern der Kirche von Gott ernstlich auferlegt ist, das Amt und Gewalt gegeben, zu strafen, was Unrecht und Sünde ist? Sind wir schuldig, Gottseligkeit durchs Wort zu fördern und zu lehren, was recht, christlich und rein ist, so müssen wir wahrlich auch gottlos Wesen strafen mit seinen Früchten und verdammen, was unrecht, falsch, unchristlich und unrein ist; sonst wird Gott das gerechte Blut von uns fordern.

Lieber, welch gottfürchtig Herz kann durch die Finger sehen und beschönen solche gräuliche große Sünde, als Gotteslästerung, Ungehorsam, Dieberei, da man Kofent für Bier verkäuft, Wucher, Ehebruch, Zweitracht, Uneinigkeit, Hader, Zank usw.? An diesen Lastern haben wir Alle Scheu und keinen Gefallen, sondern verfluchen und verdammen sie. Und ein jeglicher Hausvater klaget über die große Bosheit, so in der Welt allenthalben ist; klaget und schreiet über den Muthwillen, Ungehorsam und Untreu des Gesindes, Arbeiter, übermäßige Steigerung, Alles, was man nur haben soll zur Nothdurft, auf dem Markt, bei Handwerksleuten usw.

Ei, ist dirs recht, darüber zu klagen, warum willt du denn den Predigern das Maul zusperren, die da an Gottes Statt stehen und strafen? Da schreien sie denn herwieder: Ja, er hat mich gemeint! Ei ja, lieber Gesell, weißest du nicht, daß ein alt Sprüchwort ist: Wenn man unter die Hunde wirft, so schreiet, der getroffen ist; darum verräthest du dich selber mit solchem Murren und Schreien und machst offenbar, daß du eben der schuldige Hund bist, der getroffen ist. Willt du es nicht hören und murren, so gehe zum Loche hinaus, das der Steinmetz und Maurer offen gelassen hat. Du wirst ein Mal Gottes Gericht müssen hören, der wird dir sagen: Habe ichs dir durch meine Prediger nicht lassen sagen, warum hast du sie nicht gehört? Da wirst du dich nicht können entschuldigen.«

 

Weltliche Regenten sollen sich nicht in geistliche Händel mengen.

Am 16. Juni Anno 1545 verbot D. Mart. M. Antonio Lauterbach und D. Daniel Gressern, Pfarrherrn zu Dresden, »daß sie nicht sollten willigen in die Dekrete von Ceremonien, welche zu Hofe gemacht waren, noch den Höfischen gestatten und zulassen solche große Gewalt und Macht; sondern ihnen anzeigen, daß sie ihres Amtes in der Rathstube und Canzelei, Händel, Land und Leute zu regiren, warteten ein Jeglicher in seinem Stand. Nach dem Sprüchwort: Ein Jeglicher treibe sein Handwerk; ein Reiter warte seines Reitens und der Pferde; ein Sänger seines Singens; und Niemand soll sich unterstehen zu treiben und zu lehren, das er nicht gelernt hat. Sie regiren ihren Hof und lassen Gott und seinen Dienern das Regiment in der Kirche; wir haben auf allen Seiten genug zu thun, all unsre Hände voll und zu verantworten. Die Klüglinge, ehrgeizigen und ruhmredigen Hansen in allen Gassen, die des Sacks wollen fünf Zipfel haben und Alles regieren, lasse man immer fahren und ein gut Jahr haben, sie thun allezeit den größten Schaden in allen Regimenten, können das Pferd im Hintern zäumen.«

 

Aus was Ursachen man in Kirchen zusammen kommet.

Am 7.Junii Anno usw. 45. am ersten Sonntage nach Trinitatis war D. M. Luther zornig und schalt die, so da murmelten und brummeten in der Kirche, wenn man die Psalmen und geistlichen Lieder sänge. »Denn Christen und gottfürchtige Herzen kommen nicht darum in der Kirche zusammen, daß man blöken und murmeln soll, sondern beten und Gott danken. Wollt Ihr ja,« sprach er, »brüllen, brummen, grunzen und murren, so gehet hinaus unter die Kühe und Schweine, die werden Euch wohl antworten, und lasset die Kirche ungehindert!«

Aber auf den andern Sonntag, da es etliche nicht unterließen frühe, ging D. Mart, bald aus der Kirche. Derhalben strafete sie D. Pommer hart und sprach: Du hast mir unsern Vater, D. M., aus der Kirche gejagt, Du wirst mich auch verjagen, daß ich Dir nicht predigen werde!

 

Aus den Schulen soll man Prediger nehmen.

Da man von M. N. redete, sprach Doctor Martinus: »Wir müssen jetzt viel Werkstück und Ecksteine und Füllesteine haben; er muß einen Eckstein geben. Denn Schulmeister haben des Redens gewohnet in der Schulen mit ihren Schülern, wie man der heiligen Schrift Sprüche fein handeln und auslegen soll. Ich wollt, daß keiner zu einem Prediger erwählet würde, er wäre denn zuvor Schulmeister gewest. Jetzt wollen die jungen Gesellen von Stund an alle Prediger werden und fliehen der Schulen Arbeit. Aber wenn einer hat Schule gehalten ungefährlich zehn Jahr, so mag er mit gutem Gewissen davon lassen; denn die Arbeit ist zu groß und man hält sie geringe. Es ist aber als so viel in einer Stadt an einem Schulmeister gelegen als am Pfarrherr. Burgermeister, Fürsten und Edelleut können wir gerathen; Schulen kann man nicht gerathen; denn sie müssen die Welt regieren.

Man siehet heut, daß kein Potentat und Herr ist, er muß sich von einem Juristen und Theologen regieren lassen; sie können selbst nichts und schämen sich, zu lernen, darum muß aus der Schulen herfließen. Und wenn ich kein Prediger wäre, so weiß ich keinen Stand auf Erden, den ich lieber haben wollt. Man muß aber nicht sehen, wie es die Welt verlohnet und hält, sondern wie es Gott achtet und an jenem Tage rühmen wird.«

 

Daß man große Hansen mit dem Predigtamt nicht hart angreifen soll.

Der junge Markgraf Joachim der Andere hat Anno 1532, als er zu Wittenberg gewesen, Doctor Martinum Luther gefraget: Warum er doch so heftig und hart wider die großen Herren schriebe? Darauf hat Doct. Martinus geantwortet: »Gnädiger Herr, wenn Gott das Erdreich will fruchtbar machen, so muß er zuvor lassen vorhergehen einen guten Platzregen mit einem Donner und darnach darauf fein mälich regnen lassen; also feuchtet er das Erdreich durch und durch.« »Item,« sprach er, »ein weidenes Rüthlein kann ich mit einem Messer zerschneiden, aber zu einer harten Eichen muß man eine scharfe Axt und Barten oder Keil haben, man kann sie dennoch kaum spalten; wie denn eine große Eiche von einem Haue nicht fället.« Und sagte daneben D. M.: »Es wäre ihm oft von Freunden gerathen worden, daß er an den Cardinal zu Mainz freundlich schriebe. Hätte ich deren Rath gefolget,« sagt D. M., »so hätte ichs nur verderbet. Die Sachen wollen nicht mit Glimpf gehandelt sein, sondern mit einem Ernst und Kraft des heiligen Geistes, wie Samson die Thore der Stadt wegtrug usw.«

 

Art und Amt eines guten Redners.

»Eines guten Redners Amt oder Zeichen ist, daß er aufhöre, wenn man ihn am liebsten höret und meinet, er werde erst kommen; wenn man ihn aber mit Überdruß und Unwillen höret, und wollte gern, daß er aufhörete und zum Ende und Beschluß käme, das ist ein böses Zeichen. Also auch mit einem Prediger; wenn man sagt: Ich hätte ihm noch wohl länger mögen zuhören, so ists gut; wenn man aber sagt: Er war in das Waschen kommen und konnte nimmermehr aufhören, so ists ein bös Zeichen.«

 

Nach armen Laien, Kindern und Gesinde soll man die Predigt richten.

»Wenn ich,« sprach D. Mart., »auf die Kanzel komme, so gedenke ich nur den Knechten und Mägden zu predigen. Um D. Jonas oder Philippus oder um der ganzen Universität willen wollt ich nicht ein Mal austreten; denn sie könnens sonst in der Schrift wohl lesen. Wenn man aber den Hochverständigen predigen will und eitel Rabbinos und Meisterstück heraus werfen, so stehet das arme Volk gleich wie eine Kuh.«

 

Hoffart, sonderlich in Predigern, thut großen Schaden in der Kirche.

»Stolze, hoffärtige Klüglinge und Naseweisen, die sich dünken lassen, sie sind gelehrt, sind gleich,« sprach D. Mart., »dem Icaro, davon die Poeten schreiben, daß er wollte in Himmel fliegen. Wie man sagt: Willt du sicher und wohl wandeln, so fleug nicht zu hoch. Fleugst du zu hoch, so verbrennest du die Federn!«

 

Was Ehrsucht für Schaden thue.

Auf eine andere Zeit sagte D. M. L., »daß die Hoffahrt und Ehresucht in den Kirchen großen Schaden thäte; denn Zwinglius wäre sehr ehrgeizig gewest, er hätte auch in seinen Büchern geschrieben, daß er nichts von mir gelernet hätte; und ich wollts auch nicht gern, daß er seine Sacramentirerei von mir gelernet hätte, denn ers nicht gut machet. Also ließ sich Oecolampadius dünken, er wäre ein großer Doctor, und ehe denn er etwas von mir gehöret hätte, so wäre er schon in einem großen Ansehen gewesen. D. Carlstadt sprach auch: O, um Euch ist mir nichts! Thomas Münzer prediget wider die zween Päpste, als wider den neuen und alten Papst; er hieß mich den neuen Papst, ja ich mußte ihm der König Saul sein, denn ich hätte wohl angefangen, aber der Geist Gottes wäre von mir gewichen!

Mich hat des guten Mannes Oecolampadii oft gejammert, auch hab ich mich drüber verwundert, daß er so bitter gegen uns werden sollt und solche Lästerwort wider uns ausspeien, da er doch sonst fromm war. Aber ich stelle ihr Exempel allen Predigern zur Warnung vor, daß sie ja nicht in der h. Schrift ihre Ehre suchen, wenn sie predigen wollen, denn da müssen sie zu Boden gehen. Im Virgilio und Cicerone stehet Gloria, aber die heilige Schrift will Demuth und einen zerknirschten Geist haben, da wohnet der Heilige Geist innen!«

Von D. Carlstadt sagte D. M. L., »daß er alle seine Händel aus Ehrgeiz angefangen hätte. Denn er hätte sich lassen dünken, es wäre kein gelehrterer Mann auf Erden denn er, und was ich nur schriebe und im Druck ließ ausgehen, davon schriebe er auch Bücher. Aber mit doch einem Fuco, denn er wollts alleine sein. Und ich hätte es ihm auch gerne gegönnet und wäre ihm gewichen, wenns ohne Gottes und seiner Kirchen Nachtheil hätte können geschehen. Als ich erst wider den Ablaß schrieb, da thät ichs nicht aus Vermessenheit oder daß ich auf meine Kunst und Weisheit gepocht hätte, sondern ich wollte den Handel vom Ablaß nur anstechen und gedachte, es würden darnach wohl andere Leut sich finden, die es besser würden hinaus führen. Das waren meine Gedanken. Aber von Gottes Gnaden bin ich jetzt gelehrter denn alle Sophisten und Theologen.«

 

Wie Bauern sind gestraft worden, die ihrem Pfarrherrn nicht wollten den Zehnten geben.

Man sagt von einem Fürsten, welches Bauern ihrem Pfarrherrn nicht hatten wollen den Zehnten geben, als sie nun deßhalben vor dem Fürsten verklagt waren, und die Bauern Ursach anzeigen sollten, warum sie dem Pfarrherrn nicht hätten seinen Zehnten gegeben, und sie geringe lose Ursachen anzeigeten, da sprach der Fürst: Es ist Recht, lieben Bauren, Ihr sollt dem Pfarrherrn den Decem nicht geben; ich will denselbigen ihm reichen, und Ihr sollt hinförder frei von ihm sein, aber mir sollt Ihr zwiefach so viel geben. Und sprach D. Luther darauf: »Also muß man die groben Gesellen Mores lehren!«

 

Die Lehre und Predigt soll man richten nach den Zuhörern.

»Was sich schickt und bequem ist, nach Gelegenheit der Zeit, Orts und Personen, soll man lehren und predigen. Nicht, wie ein Pfarrherr ein Mal geprediget hatte, es wär unrecht und wider Gott, daß ein Weib ihrem Kinde ein Amme hielte; und damit hatte er die ganze Predigt zubracht, da er doch eitel arme Radespinnerin in seiner Pfarre hatte, welche diese Vermahnung nichts anging. Wie auch der gewest ist, der in einem Hospital unter alten Weibern viel vom Ehestande sagte, lobte denselben und vermahnete sie dazu.«

 

Hofpredigten.

»Zu Hofe soll man diese Regel halten, daß man flugs schreie und klage. Will man einmal nicht hören, daß man noch ein Mal supplicire. Denn Bescheidenheit und das Evangelium gehören nicht gen Hofe, sondern man muß böse, unverschämt sein, klagen und geilen. Man muß Mosen mit den Hörnern zu Hofe setzen, nicht Christum, der freundlich und gütig ist. Darum rathe ich meinen Pfarrherrn, daß sie ihr Elend, Armuth und Noth zu Hofe klagen. Denn ich habe öffentlich vor dem Kurfürsten gepredigt, der Fürst sei wohl fromm und rechtschaffen, aber die Leute thun, was sie wollen. Um des Worts willen haben etliche zu Hofe Doctor Jonas und M. Philipp zu Reden gesetzt, denen haben sie diese Antwort gegeben: D. Luther ist alt genug, weiß wohl, was er predigen soll!«

 

Von stolzen, ehrsüchtigen Predigern.

Nachdem etliche D. Martino Luthers sagten, daß Cochläus, Herzog Georgens zu Sachsen Theologus, viel Bücher schriebe und dadurch wollte hoch gesehen sein, da sagte Doctor Martin Luther in contemtum Cochlaei eine feine Fabel, so da gehöret auf hoffärtige ehrgeizige Prediger und naseweise Ladünkel und sprach: »Es saß eine Fliege auf einem Fuder Heu, und da mans einführte und ablud, staubte es sehr; da sprach die Fliege: Ei der Teufel, wie einen Staub kann eine Fliege anrichten!« Und saget ferner von solchen hoffärtigen, naseweisen Leuten, »daß sie sich dünken ließen, als thäten sie mit ihrem Schreiben ihm (dem Luther) und Andern großen Schaden und Leid; aber sie thäten gleich wie jener Floh, der sprach, als er von einem Kameel fiel: Ei, ich meine, du hasts gefühlet, was dich für eine Last gedrückt hat! Ja,« saget er, »ich will dem Cochläo auf kein Buch wider mich geschrieben antworten; darüber er wird viel zorniger werden, denn wenn ich ihm antwortete. Ich wills aber alleine darum thun, daß er nicht die Ehre erlange oder finde, die er durch sein Schreiben wider mich suchet.«

Und sagte viel von den ehrgeizigen und naseweisen Ladünkeln, hatte auch einen Brief, den ihm ein solcher Klügling geschrieben, den las er, und sprach: »Die Kunst kann nicht verborgen bleiben; wenn der Bauch bersten will, so ists Zeit, daß man sie durch Predigen und Schreiben los mache.« Das redet er höhnisch und sprach dazu: »Hoffart und Vermessenheit ist der Schlangen Haupt!«


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