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XXXI. Tischreden D. M. Luthers vom rechten Gottesdienst

 

Argument vom Gottesdienst.

Einer sagte: Gott will, daß man ihm umsonst, freiwillig dienen soll; aber der Gott dienet aus Furcht der Strafe und der Höllen oder aus Hoffnung und Liebe des Lohns, der dienet und ehret Gott nicht umsonst, darum dienet er ihm nicht recht. Antwort: »Es ist ein stoisch Argument, das die Stockheiligen führen, so die Affecten und Neigungen der menschlichen Natur verwerfen, und dringen stracks darauf, man soll Gott als das höchste Gut willig allein ehren, dienen, lieben und fürchten; welches das vornehmste Ende und endliche Ursache sein soll. Das ist wohl wahr. Aber Gott kann wohl leiden, daß wir ihn lieben um seiner Verheißung willen und bitten ihn um leibliche und geistliche Güter; darum hat er uns auch heißen bitten, deßgleichen ihn fürchten um der Strafe willen, wie die Propheten erinnern.

Es ist traun etwas, daß der Mensch erkennen kann die ewige Strafe und Belohnung Gottes. Und wenn er darauf siehet, als auf das Ende und die Ursache, so nicht die vornehmste ist, so schadets ihm nicht, wenn er nur Acht hat und siehet auf Gott selbst, als die vornehmste endliche Ursache, der Alles umsonst gibt, aus lauter Gnaden, ohne unser Verdienst.«

 

Rechte christliche Wallfahrt.

D. Martinus Luther sagete, »daß ein deutscher Fürst gen Compostel in Hispanien gekommen wäre, da Sanct Jacob, des Evangelisten und Apostels Sanct Johannis Bruder, soll begraben liegen. Als nun der Fürst da beichtete (wie der Brauch im Papstthum gewesen ist, und wollt groß römisch Ablaß und Vergebung der Sünde holen; wie man denn daselbst Ablaß austheilete, wer da Geld dafür gab), einem Barfüßermönche, der da ein frommer Mönch war gewesen, da hat er den Herzog gefraget: ob er ein Deutscher wäre? Wie solches der Fürst bekennet, spricht der Mönch: O, liebes Kind, warum suchest du das so ferne, das du viel besser und reichlicher in deutschen Landen hast? Denn ich hab gesehen und gelesen eines Augustinermönchs Schrift vom Ablaß und Vergebung der Sünde, darinnen er gewaltiglich schließt, daß die Vergebung der Sünde und der wahre Ablaß stehe allein im Verdienst und Leiden unsers Herrn und Heilandes Jesu Christi, darinnen die Vergebung aller Schuld und Pein gefunden wird. Und hatte noch einmal darauf gesaget: O, liebes Kind, bleibe darbei, und laß dich nicht anders bereden!«


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