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XXIII. Tischreden D. M. Luthers von Mönchen, ihrem Leben und guten Tagen

 

Allerlei Reden D. Luthers von den Mönchen.

Man redete auf eine Zeit über D. Luthers Tische von der Mönche großen Gewalt, so sie vor Zeiten gehabt. Sprach D. Luther: »Die Mönche sind des Papstthums Columnä gewesen, sie haben den Papst getragen, gleich wie die Rattenmäuse ihren König tragen.«

Dergleichen sagete D. M. Luther: »Ich bin unsers Herr Gottes Quecksilber gewest, das er in den Teich, das ist, unter die Mönche, hat geworfen.«

Item, es sagete D. M. Luther: »Die Barfüßer sind proprie die Läuse, die der Teufel unserm Herr Gott an den Adamspelz setzet; der schwarze Schild, so sie oben führen, ist simulatio poenitentiae. Die Predigermönche aber sind die Flöhe; die haben sich ewig mit einander gebissen.«

 

Wie zween Mönche, ein Barfüßer und ein Prediger, wider einander geprediget hatten.

Man brachte D. M. Luthero einen Sperling über den Tisch, da fing er an diese nachfolgenden Worte zu reden: »Du Barfüßermönch mit deiner grauen Kappen, du bist der allerschädlichste Vogel! Ich wollt, daß einer von dieser Fabel einmal ein Declamation schriebe, nämlich daß ein Predigermönch und ein Barfüßer mit einander gewandert waren, die für ihre Brüder betteln und Almosen sammlen wollten. Nun hat einer auf den andern mit unnützen Worten gestochert, und hat der Barfüßermönch erst geprediget und gesaget: Liebe Bauern, gute Freunde! Hütet vor euch dem Vogel der Schwalben, denn inwendig ist sie weiß, aber auf dem Rücken ist sie schwarz; es ist gar ein böser Vogel, waschhaftig, nirgends zu nütz; und wenn man diesen Vogel erzürnet, so wird er ganz unsinnig, und sticht die Kühe; und wenn dieser Vogel pferchet, so werden die Leute blind davon, wie ihr das im Buch Tobiä leset. Wollt damit den Predigermönch abmalen, die tragen auswendig schwarze Kappen und inwendig weiße Röcke.

Als nun nach Mittag der Predigermönch auch auf die Kanzel kam und predigte, da stach er wieder auf den Barfüßermönch und sprach: Ich kann zwar den Vogel, die Schwalbe, so groß nicht vertheidigen oder schützen; aber der graue Sperling, der ist viel ein ärger und schädlicher Vogel denn die Schwalb; denn er raubet, stiehlet und frisset Alles, was er nur bekommen kann, als Hafer, Gersten, Waizen, Rocken, Aepfel, Birnen, Erbeis und Kirschen usw. So ist er auch ein unkeuscher und geiler Vogel, und ist seine größte Kunst, daß er immerdar schreit: Scirp! Scirp! Damit hat ein Bettler den andern hindern wollen.« Und sprach D. L.: »Es müßte ein Rhetoricus drüber kommen, der diese Fabel fein amplificiren und ausstreichen könnte; aber der Barfüßermönch, der müßte die Schwalben, den Predigermönch, noch mit bessern Farben ausstreichen; denn die Predigermönche sind die allerstolzesten Abentheurer und rechte Epikurer und Mastschweine gewesen, die eine sonderliche Hoffart getrieben haben; dagegen waren die Bettler, die Barfüßer, unter dem großen Schein der Heiligkeit und Demuth stölzer denn alle Kaiser und haben am allermeisten Lügen erdacht.«

Darauf sagte D. Severus: Lieber Herr Doctor, es kam einmal der König Ferdinandus in ein Mönchskloster der Barfüßer; nun fand des Königs Secretarius einer diese Buchstaben gar schön und herrlich an die Wand geschrieben. Als:

M. N. M. G. M. M. M. M.

Da nun der Secretarius die Buchstaben ansiehet, und gedenket, was sie doch bedeuten möchten, da kömmt der König Ferdinandus an denselben Ort auch gegangen, siehet die Buchstaben auch an und fraget, was sie bedeuten müßten? Da antwortet der Secretarius: Wenn E. K. Mas. kein ungnädiges Mißfallen darob tragen wollte, so dünket mich, ich wollts errathen, was die Buchstaben bedeuten möchten. Der König spricht, er sollts sagen, es sollt ihm ohn Gefahr sein. Da spricht der Secretarius:

Mentitur Nausea (welcher Bischoff zu Wien war), mentitur Gallus (der war des Königs Hofprediger), mentiuntur Maiores, Minores, das ist, die Barfüßermönche, Minorarii, das sind sonderliche Mönche, so in den Alpibus wohnen. Der König Ferdinandus hörete solches und verbiß es, und ging hinweg. Und war ganz höflich von dem Secretario also gedeutet und ausgeleget.

 

Encomium Monachorum.

Einer sagte ein Mal zu Doctor Martin Luthern über Tisch diesen Vers von den Mönchen:

O Monachi, ventres pigri estris, amphora Bacchi,
Vos estis, Deus est testis, turpissima pestis
.

(Das ist:
Die Mönche sind faul und saufen sehr,
Sind böse Würm, bezeugt Gott der Herr!)

Item, D. M. Luther sprach ein Mal: »Das heißt Säue geschwemmet! sprach der Teufel und ersäufte einen Wagen voll Mönche.«

 

Wie ein Fürst zu Anhalt auch sei ein Mönch worden.

Item Doctor Martinus Luther sagte, »daß ein Fürst zu Anhalt sei ein Barfüßer Bettelmönch worden, und zu Magdeburg in der Stadt herum gegangen und Brod gebettelt, auch sonst den Sack getragen; ob schon ein langer großer Mönch vor ihm herging, der den Sack zehnmal besser hätte tragen können denn er, so trug er ihn doch allezeit; also demüthig wollt er sein. Also sind wir im Papstthum tribulirt worden. Man soll dieß Exempel merken, quia est notabile


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