Titus Livius
Römische Geschichte
Titus Livius

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37. Da sprach Servilius: «Wenn es sich aus keinem andern Umstande abnehmen ließe, ihr Quiriten, was für ein großer Feldherr Lucius Ämilius gewesen sein müsse, so wäre schon dies Einzige genug, daß er, ob er gleich so aufrührische und leichtsinnige Soldaten, und einen so vornehmen, so kühnen und zur Aufwiegelung der Menge so beredten Widersacher im Lager hatte, dennoch nie im Heere einen Aufruhr gehabt hat. Derselbe Ernst des Oberbefehls, den sie jetzt hassen, hielt sie damals in Schranken. In alter Zucht gehalten, hieltenneque fecerunt]. – Rubenius schlug vor: tunc quieverunt. Gron., Crev. u. Drak. verwerfen dies nicht; und ich folge ihnen. Wollten wir aber die Worte neque fecerunt beibehalten, so entstand vielleicht die Lücke so, daß der Abschreiber, statt zu lesen antiqua disciplina habiti, neque audiverunt mala, neque fecerunt, aus dem einen neque in das andre überging. Neque audiverunt mala wäre dann ein verdienter Stich für den Galba. «In alter Zucht gehalten, konnten sie nach dem Schlechten weder hören, noch es ausüben.» – In den gleich folgenden Worten halte ich mich an Drakenb. postero die, quam triumphatum, et privatum eum visurus esset. sie für dasmal Ruhe. Was den Servius Galba betrifft, so mußte der, wenn er seine erste Probe einer Anklage am Lucius Paullus ablegen und einen Beweis von seiner Beredsamkeit geben wollte, nicht einen Triumph verhindern, welchen, wenn ich auch nichts weiter sage, der Senat für gerecht erklärt hatte; sondern mußte den Tag nachher, wenn der Triumph vorbei war und er im Paullus nur einen Privatmann sah, ihn belangen und nach den Gesetzen abhören lassen; oder auch noch ein wenig später, wenn er selbst erst ein Amt bekleidete, ihm einen Gerichtstag setzen und seinen Feind vor dem Volke anklagen. Dann hätte Lucius Paullus den Lohn seines Wohlverhaltens, den Triumph für die musterhafte Führung des Krieges, aber auch seine Strafe bekommen, falls er etwas gethan hätte, was seines alten und neuen Ruhmes unwürdig war. Aber freilich Galba wollte dem Manne, dem er keine Beschuldigung, keinen Vorwurf nachsagen konnte, nur sein Lob verkümmern. Verlangte er doch 511 gestern zur Anklage des Lucius Paullus einen ganzen Tag, und verbrauchte die noch übrigen vier Stunden des Tages zu seinem Vortrage. Gab es jemals an einem Beklagten so viel zu rügen, daß sich die schlechten Streiche seines ganzen Lebens in so viel Stunden nicht hätten aufzählen lassen? Und hat er während der Zeit irgend etwas vorgebracht, wozu sich Lucius Paullus, wenn er sich verantworten müßte, nicht bekennen möchte? Ich wünschte, es zerlegte mir jemand diese Versammlung auf einige Augenblicke in zwei; in die eine, von Macedonischen Soldaten; in eine zweite, von Soldaten reinpuram alteram]. – Drakenb. will durch eine Versetzung so lesen: alteram integr. iud. et puram a favore et odio. Ich lasse lieber mit Crevier das Komma hinter iudicii wegfallen; dann gehört integrioris iudicii et a favore et odio zusammen. Und Liv. selbst sagt Integra gens a cladibus, und Cäsar integer ab labore. S. Gesn. Thes. – In den folgenden mit Doppelhäkchen bezeichneten Worten läßt Servilius den Galba (gleichviel in seinem eignen oder in der Soldaten Namen) gegen den Paullus sprechen, als hätte er in ihm den Beklagten vor sich. Nachher führt er als Vertheidiger des Paullus spöttisch in gleichfalls über den Paullus sich beklagendem Tone (gleichviel, gegen den Galba oder gegen die Soldaten) fort., mit einem nicht so von Gunst und Haß bestochenen Urtheile, weil ja in dieser das ganze Römische Volk richten soll. Mag unser Beklagter zuerst vor den Städtern in Friedensröcken belangt werden. Was würdest du, Servius Galba, vor Roms Quiriten angeben? Denn ein Geschwätz, wie folgendes, wäre dir dann ganz und gar genommen: ««Auf dem Posten meintest du es mit uns so ernstlich und so eifrig! die Runde ging bei den Wachen so strenge und so aufmerksam herum! du machtest uns weit mehr Arbeit, als wir vorher hatten; denn du gingst selbst herum, als Feldherr und Einforderer! an Einem und demselben Tage ließest du uns einen Marsch machen und führtest uns vom Marsche in die Schlacht.»» – – Ja! er gönnte euch nicht einmal nach dem Siege die Ruhe: sogleich führte er euch zur Verfolgung des Feindes weiter! Er konnte euch durch Vertheilung der Beute zu reichen Leuten machen, und will die königlichen Gelder lieber im Triumphe auffahren lassen und sie 512 in die Schatzkammer liefern! Mögen Reden dieser Art, wenn sie Soldaten aufwiegeln sollen, die ihre Ausgelassenheit, ihre Habsucht nicht genug geschmeichelt glauben, nicht ohne Sporn sein; allein auf den Römischen Bürger würden sie keinen Eindruck gemacht haben. Denn ohne sich die früheren, von seinen Ältern ihm erzählten Beispiele zurückzurufen, wie so manche Niederlage durch die schmeichelnde Nachgiebigkeit der Feldherren herbeigeführt wurde, und was für herrliche Siege ein strenger Oberbefehl errang; weiß er wenigstens aus dem letzten Punischen Kriege noch sehr gut, was für ein großer Unterschied zwischen einem Marcus Minucius, dem Befehlshaber der Reuterei, und einem Dictator Quintus Fabius Maximus war. Daß dies dem Ankläger nicht unbekannt sein konnte, und daß eine Vertheidigung des Paullus ganz unnöthig gewesen seiItaque accusatorem cet.]. – Gronovs Abänderung dieser Stelle hat weder Creviers noch Drak. Beifall. Sie sehen hier eine Lücke von mehreren Worten. Für die Übersetzung habe ich sie ungefähr so auszufüllen versucht: defensionem Paulli fuisse; de hac animi vestri sententia, Quirites, quamvis eam suffragiis vestris declarare, militari turba exclusi, non potuistis, ego magis confido, quod in toto populo Romano vidimus, qui legi de L. Aemilii triumpho promulgatae opus esse vel suasore crederet, neminem fuisse. , [diese Überzeugung, Quiriten, wenn ihr sie gleich, von dem Soldatengewühle verdrängt, durch eure Stimmen nicht habt darlegen können, darf ich euch so viel sicherer zutrauen, da wir gesehen haben, daß es im ganzen Römischen Volke auch nicht Einen Menschen gab, welcher geglaubt hätte, daß die an euch geschehene Anfrage über den Triumph eines Lucius Ämilius auch nur einer Empfehlung bedürfe.]»

38. «Nun hinüber zu der andern Versammlung! Und hier ist mir, als möchte ich euch nicht: Quiriten! anreden, sondern: Soldaten! um zu sehen, ob noch wohl dieser Name euch eine Röthe auf die Wangen treiben, und euch eine Art von Scheu einflößen könne, euren Feldherrn zu mishandeln. Ich selbst gerathe in eine andre Stimmung, seitdem ich mir als Redner zum Heere 513 vorkomme, als die ich noch so eben hatte, da meine Rede an die Stadtbürger gerichtet war. Denn was sagt ihr dazu, Soldaten? Es gäbe zu Rom außer dem Perseus noch jemand, der einen Triumph über Macedonien nicht wünschte? und ihr zerreißt ihn nicht mit eben den Händen, mit denen ihr die Macedonier besiegt habt? Wer euch wehret, triumphirend in die Stadt einzuziehen, der hätte euch, wenn es bei ihm stand, auch den Sieg gewehrt. Ihr irrt, Soldaten, wenn ihr glaubt, der Triumph sei nur des Feldherrn Ehre und nicht auch der Soldaten und des ganzen Römischen Volks. Sollte nicht Paullus, wenn es seine Ehre alleinNon unius hoc Paulli.] – Ich lese und ergänze aus Noth diese Stelle so: Non, unius hoc Paulli si esset, faceret, quod fecerunt multi etiam, qui ab senatu non impetrarunt triumphum? In monte Albano triumpharunt. Dies Letztere wäre dann die Antwort auf die mit Non (für nonne) angefangene Frage. In den bald folgenden Worten: quam illis, qui * triumphaverunt, hat Drakenb. wohl nicht Unrecht, wenn er Creviers Ausfüllung: quam [decora cuique sua] illis, qui [ante postve eos] triumphaverunt, darum nicht annehmen will, weil es ihm unwahrscheinlich ist, daß sich illis, qui erhalten haben sollte, wenn davor und dahinter Worte ausgefallen wären. Darum will ich einstweilen so lesen: quam illis, qui triumphaverunt ante postve eos, sua cuique decora. So blieben wenigstens die eingeschalteten Worte beisammen. [beträfe, es eben so machen können, wie es] schon so Viele gemacht haben, denen vom Senate der Triumph versagt wurde? Sie triumphirten auf dem Albanerberge. Aber dem Lucius Paullus läßt sich die Ehre, den Macedonischen Krieg geendigt zu haben, eben so wenig entreißen, als dem Cajus Lutatius die des beendigten ersten Punischen Krieges, als dem Publius Cornelius die des zweiten, und allen denen, welche triumphirt haben – sei es früher oder später – der Jedem gebührende Preis. Auch kann Lucius Paullus als Feldherr durch den Triumph weder kleiner noch größer werden: allein dem guten Namen des Soldaten und des ganzen Römischen Volks liegt mehr daran. Einmal, um sich nicht dem Verdachte des Neides und der Undankbarkeit immer gegen die ausgezeichnetsten Mitbürger auszusetzen und den Schein auf sich zu laden, als ahme man die Athener nach, die ihre großen Männer aus Neid zu Grunde richteten. Genug, daß eure 514 Vorfahren sich am Camillus versündigten! wiewohl sie ihn nur vorher mishandelten, ehe sie die Vaterstadt durch ihn von den Galliern errettet sahen; und noch mehr, ihr selbst am Publius Africanus! O daß der Bezwinger von Africa seine Wohnung und seinen Aufenthalt zu Liternum gehabt haben muß! daß sein Grabmal – zu Liternum gezeigt wird! Erröthen müssen wir, wenn Lucius Paullus jenen Männern, so wie er ihnen an Ruhm gleich steht, auch durch unsre Kränkungen gleich wird. Also Einmal, dieser schlimme Ruf muß getilgt werden, der uns bei andern Völkern zum Schimpfe, bei unsern eignen Bürgern zum Schaden gereicht. Denn wer verlangt in einem undankbaren und gegen die Guten feindseligen State einem Africanus oder Paullus ähnlich zu sein? Wenn wir uns aber auch keiner Schande aussetzen, und es wäre hier bloß die Frage von der Ehre; wo gäbe es dann einen Triumph, der nicht Allem, was Römer heißt, gemeinschaftlich Ehre brächte? Die vielen Triumphe über die Gallier, über die Spanier, über die Punier – heißen sie bloß Triumphe der Feldherren, oder der Römischen Nation? Eben so, wie die Triumphe nicht über den Pyrrhus allein, nicht über den Hannibal allein gehalten sind, sondern auch über die Epiroten und Carthager; so haben auch nicht bloß Manius Curius, nicht bloß Publius Cornelius triumphirt, sondern die Römer. Und die Soldaten geht die Sache ganz besonders an, da sie, ebenfalls mit Lorbern bekränzt, und jeder durch die Geschenke, die ihm verehrt wurden, ausgezeichnet, den Triumphgott bei Namen rufen, und unter Liedern auf ihre und ihres Feldherrn rühmlichen Thaten durch die Stadt einherschreiten. Werden einmal die Soldaten nicht vom Kriegsschauplatze zum Triumphe mit abgeführt, so murren sie laut, und selbst dann halten sie den Triumph, bei dem sie nicht zugegen sind, für den ihrigen, weil ihre Hände den Sieg errungen haben. Wenn euch jemand fragte, Soldaten, zu welchem Zwecke man euch nach Italien abgeführt und nicht sogleich nach Beendigung eures Felddienstes entlassen habe; wozu ihr 515 vollzählig unter den Fahnen nach Rom gekommen seiet; warum ihr hier weiltet und nicht, jeder in seine Heimat, aus einander ginget; was möchtet ihr anders antworten, als, ihr wolltet euch im Triumphe sehen lassen? wenigstens mußte es doch euer Wunsch sein, euch als Sieger zeigen zu können.»

39. «Vor Jahren sahen wir den Triumph über Philipp, den Vater des jetzt Besiegten, und den über Antiochus. Beide blieben, als über sie triumphirt wurde, regierende Könige. Und über Perseus, der als Gefangener mit seiner Familie nach Rom gebracht wird, soll nicht triumphirt werden? Wenn jetzt Lucius Paullus, im Gedränge der gewöhnlich gekleideten Bürger ohne alles Abzeichen, als bloßer Privatmann, den beiden in Gold und Purpur auf ihrem Triumphwagen zum Capitole hinanfahrenden Siegern von unten herauf die Frage zuriefe: ««Lucius Anicius, Cneus Octavius, haltet ihr euch des Triumphes würdiger, oder mich?»» ich bin überzeugt, sie würden ihm den Wagen räumen und voll Beschämung ihre Ehrenzeichen selbst in seine Hände geben. Und ihr, Quiriten, wolltet lieber den Gentius, als den Perseus, im Triumphe aufgeführt sehen? über einen Anhang dieses Krieges lieber triumphiren lassen, als über den Krieg selbst? Die Legionen aus Illyricum und die Seetruppen sollen belorbert in die Stadt einziehen; und die Macedonischen Legionen, denen der eigne Triumph versagt wird, sollen fremden Triumphen zusehen? Was soll alsdann aus dieser so überreichen Beute werden? aus Allem, was ein so einträglicher Sieg erwarb? Wohin sollen die vielen tausend, den erschlagenen Feinden ausgezogenen, Waffen versteckt werden? sollen wir sie etwa nach Macedonien zurückschicken? Wohin mit den vergoldeten, marmornen, elfenbeinernen Standbildern; den Gemälden, Teppichen? mit dem vielen Silber von getriebener Arbeit? mit so vielem Golde und dem großen königlichen Schatze? Soll das Alles bei Nacht, wie Diebesgewinn, in die Schatzkammer gebracht werden? Und nun? das Sehenswürdigste von Allem, ein so berühmter, so mächtiger König als 516 Gefangener, wo soll er dem Volke, das ihn besiegte, gezeigt werden? – Welch eine Menschenmenge die Erscheinung des gefangenen Königs Syphax herbeizog, ob er gleich nur eine Zugabe zum Punischen Kriege war, wissen noch die Meisten von uns, Und Perseus, als König ein Gefangener – seine Prinzen Philipp und Alexander – was für Namen? – sollen den Augen der Bürger entzogen werden? Sind doch aller Augen lüstern auf den Anblick des Lucius Paullus selbst, wenn er als zweimaliger Consul, als Griechenlands Bändiger, auf dem Triumphwagen zur Stadt einfährt. Wir haben ihn zum Consul ernannt, damit er einen Krieg endigen möchte, der, nicht ohne große Beschämung für uns, vierMan vergleiche die Anmerkung 1256 zu quadriennium, quatuor ante me coss. Cap. 41. Jahre lang hingehalten wurde; – um eben dem Manne, dem wir, als das Los ihm diesen Krieg bestimmete, dem wir bei seinem Auszuge, Sieg und Triumph mit ahnendem Geiste zusagten, nach dem Siege den Triumph zu versagen? um nicht bloß Menschen, sondern auch den Göttern ihren Ehrendank zu entziehen? Denn auch den Göttern gebührt er, nicht bloß den Menschen allein. Haben nicht eure Vorfahren jede große Unternehmung bei ihrem Anfange mit den Göttern begonnen, und sie bei der Beendigung eben so auf die Götter zurückgeführt? Wenn ein Consul oder Prätor im Feldherrnpurpur, mit seinen Beilträgern auf seinen Amtsposten und in den Krieg auszieht, so spricht er auf dem Capitole sein Gelübde aus. Wenn er als Sieger nach Beendigung des Krieges triumphirend auf dem Capitole erscheint, führt er ebenfalls den Göttern, vor denen er die Gelübde that, die gebührenden Dankgeschenke des Römischen Volkes zu. Die voranschreitenden Opferthiere sind nicht der unbedeutendste Theil des Triumphs. Sie sollen darthun, daß der Feldherr für den Segen bei seinen Unternehmungen dankbringend zu den Göttern zurückkehrt. So gehet denn hin und schlachtet alle die Opferthiere, welche Paullus zur Aufführung im 517 Triumphe den Götternvindicavit]. – Schon lange habe ich vermuthet, daß dies UINdicavit aus DIIS dicavit entstanden sein möchte. Und jetzt sehe ich, daß auch Herr Ruperti in seinem Commentar sagt: Forte leg. diis dicavit. – Die Worte utrum hominum. – – hominumque sind, nach Hrn.  Walch, als besondere Frage abgesetzt. geweihet hatte, der Eine hier, der Andre dort. Das feierliche Gastmahl des Senats, das in keinem Privathause, auf keinem ungeweiheten Platze, sondern auf dem Capitole gegeben werden muß, – etwa bloß Menschen zum Genusse, oder Göttern und Menschen zugleich? – wolltet ihr dies auf das Wort eines Servius Galba stören? Sollen dem Triumphe des Lucius Paullus die Thore verschlossen werden? Der Macedonische König Perseus soll mit seiner Familie, mit der übrigen Menge von Gefangenen und der Macedonischen Beute auf jener Seite des Stroms zurückgelassen werden? Lucius Paullus soll als Privatmann, als käme er von seinem Landgute zur Stadt, vom Thore zu Hause gehen? – Nein! höre du, Hauptmann, du Soldat, lieber auf das, was in Ansehung deines Feldherrn Paullus der Senat verordnet hat, als was ein Servius Galba schwatzt; und laß es dir lieber von mir, als von diesem sagen. Er hat nichts als schwatzen gelernt, und noch dazu schmähend und verläumderisch schwatzen: ich habe dreiundzwanzigmal auf Ausforderung mit Feinden gefochten; und allen, mit denen ich mich einließ, zog ich ihre Rüstung aus. Gezeichnet ist mein Körper mit ehrenvollen Narben von lauter vorne empfangenen Wunden.» – Hier soll er sich entblößt und erzählt haben, in welchem Kriege jede Wunde ihm geschlagen wurde. Indem er sie zeigte, veranlaßte bei den Zunächststehenden, weil er zufällig gewisse zu verhüllende Theile aufdeckte, eine Geschwulst dieser Theile ein Gelächter. «Auch dies,» sprach er, «worüber ihr lacht, habe ich von dem Tag und Nacht zu Pferde sitzen, und fühle dessentwegen eben so wenig Scham oder Misvergnügen, als über diese Narben: denn es hat mich nie verhindert, die Sache des Stats im Frieden und im Kriege mit Ehre zu führen. 518 Waren es doch junge Männer, die selbst im Dienste stehen, denen ich alter Soldat meinen so oft vom Schwerte angezapften Körper gezeigt habe. Mag sich nun Galba in seiner glatten, unversehrten Haut entblößen! – Ich dächte, Tribunen, ihr riefet jetzt die Bezirke zur neuen Stimmgebung. Ich aber, Soldaten, gehe zu euch [hinunter, bin bei der Stimmgebung euer Begleiter, und bemerke mir die Schlechten und Undankbaren, so wie die, welche nicht wollen, daß ihr Feldherr sie regieren, sondern daß er ihnen mit Schmeicheleien knechtisch zuvorkommen soll.»

Durch diese Rede zurechtgewiesen kam die Menge der Soldaten ganz auf andre Gedanken, daß die zu einer neuen Stimmgebung berufenen Bezirke sämtlich den Vorschlag wegen des Triumphs genehmigten. Nach diesem Siege über die Schelsucht und Verkleinerungen seiner Feinde, triumphirte Paullus über den König Perseus und die Macedonier drei Tage nach einander, am achtundzwanzigsten, neunundzwanzigsten und dreißigsten November.

Dieser Triumph war, man möchte nun auf die Größe des besiegten Königs, oder auf die ins Auge fallende Schönheit der Abbildungen sehen, oder auf die Menge des Geldes, bei weitem der prachtvolleste, so daß er durch seinen Glanz über die Vergleichung mit allen früher gehaltenen hinaus war. Das Volk in festlichen Kleidern sah ihm auf Gerüsten von Brettern zu, die, nach Art der Schausitze, auf dem Markte und in den übrigen Gegenden der Stadt errichtet waren, wo der Zug vorübergehen mußte. Alle Tempel waren geöffnet und dampften, mit Kränzen behangen, von Weihrauch. Beilträger und Leibwachen hielten den blindlings herzuströmenden und schwärmend hier- und dorthin eilenden Volkshaufen von der Mitte zurück und die Straßen weit genug offen und frei. Da der Aufzug des Schauspiels, wie gesagt, auf drei Tage vertheilt war, so reichte der erste Tag kaum hin, die erbeuteten, auf zweihundert und funfzig Wagen geladenen, Standbilder und Gemälde vorübergehen zu lassen. Am folgenden Tage 519 zogen auf einer Menge Wagen alle die schönsten und prächtigsten Macedonischen Waffen vorbei, die theils vom Glanze des frisch geputzten Stahls und Erzes blitzten, theils so zusammen aufgethürmt waren, daß sie, ob sie gleich mehr in Haufen über einander geworfen, als künstlich geordnet zu sein schienen, gerade durch dieses gleichsam absichtlose und zufällige sich Zusammenfinden dem Auge einen wundervollen Anblick gewährten; Helme mit Schilden zusammengeworfen, Panzer mit Beinschienen; Cretische Reuterschilde und Thracische Rundschilde, und Brustschilder der Rosse mit Zügeln der Reuterei; hier und dort bloße Schwerter mit ragender Spitze drohend, und auf den Seiten hervorstehende Lanzen. Und wenn nun diese Stücke, alle nur locker mit einander verbunden, im Vorüberfahren gegen einander stießen, so gaben sie ein so kriegerisches und furchtbares Gerassel, daß man sie, selbst in ihrer Besiegung, nicht ohne eine Art von innerem Schauder anblicken konnte. Dann folgten, von dreitausend Menschen getragen, siebenhundert und funfzig Gefäße, mit geprägtem Silber gefüllt. In jedem trugen vier Menschen drei TalenteAlso in allen 2,250 Talente Silbers, oder 4,218,740 Gulden Conv. M.. Andre Träger hatten die silbernen Mischkessel, die Trinkschalen, Kelche und hornförmig gewundenen Becher, die theils auf eine schickliche Art zusammengestellt waren; theils durch Größe und Gewicht, theils als Meisterwerke von auffallend hoch getriebener Arbeit sich auszeichneten.

Am dritten Tage eröffneten gleich mit frühem Morgen die Trompeter den Zug, und bliesen nicht die bei feierlichen Aufzügen gewöhnliche Weise, sondern ein Kriegslied, als ginge es jetzt zur Schlacht. Ihnen nachgeführt wurden hundert und zwanzig fette Ochsen mit vergoldeten Hörnern, und mit Opferbinden und Kränzen behangen. Geleitet wurden sie von Jünglingen, welche mit prächtig gestickten Binden umgürtet waren und ein Gefolge von Knaben hatten, welche goldne und silberne Opferschalen trugen. Ihnen folgten die Träger des gemünzten 520 Goldes, mit siebenundsiebzig Gefäßen, deren jedes, so wie die, worin das Silber vorüber getragen war, drei TalenteAlso in allen 231 Talente Goldes, oder 4,331,120 Gulden. enthielt. Dann sah man die geweihete, mit kostbaren Edelsteinen besetzte, Trinkschale von zehn Talenten187,400 Conv.-Gulden. Goldes, welche Paullus hatte fertigen lassen; ferner die sogenannten Antigoniden, Seleuciden und ThericleenAntigonidas, Seleucidesque et Thericlea]. – Becher, wie die Könige Antigonus und Seleucus sie angegeben, oder doch im Gebrauche hatten. Die irdenen schön geformten Thericleen hatten den Namen von ihrem Erfinder Thericles, einem Töpfer. Crev. und die übrigen goldenen Becher, welche die Speisesäle des Perseus geziert hatten. Hinterher fuhr der Wagen des Perseus, mit seiner Waffenrüstung beladen und der darüber gelegten Königsbinde. Nun folgte der Zug von Gefangenen; Bithys, des Königs Cotys Sohn, den der Vater als Geisel nach Macedonien gegeben und die Römer nachher mit des Perseus Kindern zum Gefangenen gemacht hatten; dann des Perseus eigene Kinder, begleitet von einer Menge Erzieher und Lehrer, welche mit Thränen ihre Hände den Zuschauern flehentlich entgegenstreckten und die Kleinen anhielten, sich das Mitleiden der Sieger demüthig zu erflehen. Es waren zwei Söhne und eine Tochter; und sie flößten den Zuschauern so viel mehr Mitleiden ein, weil sie selbst in ihrem zarten Alter ihr Unglück kaum einsahen. Daher konnten sich die Meisten der Thränen nicht enthalten und Alle kamen über ihren stummen Gram außer Fassung, der sie ihre Freude, so lange sie die Kinder vor Augen hatten, nicht ungetrübt genießen ließ. Hinter seinen Kindern ging Perseus mit seiner Gemahlinn, in dunkelfarbiger Kleidung und nach Griechischer Sitte in Pantoffeln; einem Staunenden und Bedonnerten gleich, dem die Größe seiner Leiden alles Bewußtsein genommen zu haben schien. Ihm folgte eine Menge von Günstlingen und 521 Vertrauten, in deren Mienen herber Schmerz sich ausdrückte, und die, da sie beständig ihre von Thränen rinnenden Augen auf den König hefteten, jedermann einsehen ließen, daß sie, ihres eignen Unglücks vergessend, um das seinige trauerten. Freilich hatte Perseus um die Abwendung dieses Schimpfes nachgesucht, und durch Abgeschickte bei dem Ämilius darauf angetragen, daß er nicht im Triumphe aufgeführt würde. Ämilius lachte über die Feigheit des Menschen und sagte: «Das stand schon lange und steht noch immer in seiner Hand und in seiner Macht;» indem er ihm zu verstehen gab, er möge durch einen muthvollen Tod sich der gefürchteten Schande entziehen. Allein der Weichling hatte für den mannhaften Rath kein Ohr, und wollte sich lieber, ich weiß nicht, von welcher Hoffnung verführt, als einen Theil seiner Beute mit aufzählen lassen. Hinter ihm her wurden die vierhundert goldenen Kränze getragen, welche dem Paullus meistens von allen Städten Griechenlands und Asiens, als Beweise ihres Glückwunsches zum Siege, durch Gesandte zugeschickt waren; für sich selbst betrachtet, in der That von großem Werthe, jetzt aber eine mittelmäßige Zugabe zu den ungeheuren Schätzen, welche in diesem Triumphe vorbeigefahren waren,]

40. Die Summe des sämtlichen erbeuteten Goldes und Silbers, das im Triumphe eingeliefert wurde, giebt Valerius von Antium auf hundert und zwanzig9,375,000 Gulden Conv. M. Millionen Sestertien an, da doch unstreitig eine weit größere Summe aus der Zahl der Wagenex numero plaustrorum]. – Weil das Geld nicht aufgefahren, sondern getragen war, so will J. Periz. plaustrorum in Philippeorum aureorum verwandeln, so daß diese das gemünzte Gold anzeigten, die pondera hingegen das ungeprägte. Soll aber diese Vermuthung, welche auch Gronovs Beifall hat, sich behaupten, so müßte man annehmen, um nicht das gemünzte Gold allein, sondern auch das gemünzte Silber in Anschlag gebracht zu sehen, daß hier zu lesen sei: ex numero Philippeorum, tetradrachmorum ponderibusque auri, argenti etc. und der Gold- und Silbermassen, die er besonders nach ihren Metallen verzeichnet hat, herauskommt. Noch einmal so viel, sagt man, hatte der letzte 522 Krieg gekostet, oder war auf der Flucht, als Perseus nach Samothrace eilte, verstreuet. Und man muß sich über diese Menge des Geldes so viel mehr wundern, weil so viel in dreißig Jahren, seit Philipps Kriege mit Rom, theils vom Ertrage der Bergwerke, theils von den übrigen Einkünften gesammelt war. Philipp also fing seinen Krieg mit den Römern sehr geldarm an, Perseus hingegen als der Überreiche. – Zuletzt kam Paullus selbst auf seinem Wagen, Ehrfurcht gebietend theils durch sein würdevolles Äußere, theils durch sein Alter selbst; und hinter seinem Wagen seine zwei Söhne Quintus Maximus und Publius Scipio, von andern angesehenen Männern umgeben; dann die Ritter in ihren Geschwadern und die Cohorten des Fußvolks in ihren Ordnungen. Jeder vom Fußvolke bekam zu seinem Antheile hundert Denarecenteni denarii]. – 25 Gulden Conv. M., ein Hauptmann das Doppelte, der Ritter das Dreifache. Und man glaubt, der Feldherr würde jedem Fußgänger, und so nach Verhältniß auch den Andern, noch einmal so viel gegeben haben, wenn sie entweder der ihm bestimmten Ehre sich nicht widersetzt, oder selbst bei der Ankündigung, daß sie so viel erhalten sollten, ihm einen freundlichen Dank zugerufen hätten.

Nicht aber Perseus allein war in diesen Tagen ein redender Beweis vom Wechsel der menschlichen Schicksale, als er in Ketten dem Wagen des siegenden Feldherrn durch die Stadt der Feinde vorangeführt wurde, sondern auch der von Gold und Purpur strahlende Sieger Paullus. Denn da er zwei Söhne zur Aufnahme in andre Familien hingegeben hatte, so starben ihm von den beiden andern, die er als die einzigen Erben seines Namens, seiner heiligen Hausfeierlichkeiten und seines Stammes bei sich behielt, der jüngere, beinahe zwölf Jahre alt, fünf Tage vor dem Triumphe, und der ältere von vierzehn Jahren, drei Tage nach dem Triumphe, da sie, jetzt noch im verbrämten Knabenrocke, unter Vorahnungen ähnlicher Triumphe für sie selbst, mit dem Vater im Triumphwagen hätten 523 herumfahren müssen. Er that dessen, als er wenige Tage nachher in der vom Bürgertribun Marcus Antonius ihm zugestandenen Volksversammlung, wie andre Feldherren, seine Thaten aus einander gesetzt hatte, in folgenden denkwürdigen und einem der ersten Männer Roms angemessenen Worten Erwähnung:

41. «Ob ich gleich der Meinung bin, Quiriten, daß es euch nicht unbekannt sei, mit welchem Glücke ich die Sache des Stats geführt, und was für zwei harte Schläge in diesen Tagen mein Haus getroffen haben; denn ihr seid bald bei meinem Triumphe, bald wieder bei den Leichenzügen meiner Kinder, Zuschauer gewesen; so bitte ich euch dennoch, lasset mich das Glück des Stats und mein häusliches Misgeschick mit Empfindungen gegen einander halten, wie sie Pflicht für mich sind. Bei meiner Abfahrt aus Italien ging ich von Brundusium nach Sonnenaufgang mit der Flotte unter Segel: um die neunte Tagesstunde erreichte ich mit allen meinen Schiffen Corcyra. Am fünften Tage nachher brachte ich zu Delphi für mich, für die Heere und Flotten dem Apoll die gebührendenlustra sacrificavi]. – Ich vermuthe, es hat heißen sollen: iusta sacrificavi. Iusta in dem Sinne, wie Cic. Har. Resp. 10. Omnia sollemnia ac iusta ludorum. – Ignavam sacrificate suem sagt Ovid, sacrificare granum turis Plautus; wie hier Livius iusta sacrificare. Opfer. Von Delphi kam ich am fünften Tage im Lager an. Als ich hier das Heer übernommen und Manches abgeändert hatte, was dem Siege zum großen Hindernisse gereichte, rückte ich aus, und weil das Lager der Feinde unüberwindlich war, der König auch zur Schlacht nicht gezwungen werden konnte, ging ich mitten unter seinen aufgestellten Posten durch den Paß bei Petra, zwang den König zur Schlacht und besiegte ihn in Linie; unterwarf Macedonien dem Römischen Volke, und den Krieg, welchen vier Jahre langper quadriennium quatuor ante me]. – An drei Stellen dieses Buchs nennt Livius diesen Krieg vierjährig; nämlich Cap. 9.: Hic finis belli, quum quadriennium continuum bellatum esset; Cap. 36. in der Rede des Servilius: bellum per quadriennium ingenti etiam pudore nostro tractum, und an unsrer Stelle: quod bellum per quadriennium quatuor ante me coss. ita gesserunt. Die erste Stelle widerspricht der Geschichte nicht, weil dort das vierte Jahr, in welchem Paullus den Krieg endigte, mit eingerechnet wird, auch ausdrücklich continuum dabei steht, also der Krieg gemeint ist, so lange er ohne Unterbrechung geführt wurde. Allein an den beiden späteren Stellen glauben Drakenborch, Crevier und A. quadriennium in triennium und IIII. ante me coss. in III. ante me coss. abändern zu müssen. Durch die so standhaft wiederholte Zahl vier wurde Crev. auf die Vermuthung geführt, daß in den beiden letztern Stellen nicht sowohl ein Fehler der Abschreiber, als eine wirkliche Verfälschung Statt gefunden habe. Denn es bleibt wahr, daß diesen Krieg vor Paullus (er war Consul 584.) nur drei Consuln, P. Licinius Crassus 581, A. Hostilius Mancinus 582 und Q. Marcius Philippus II. 583 geführt haben. Allein schon im Jahre 580 wurden (B. 42. C. 25.) Gesandte hingeschickt ad res repetendas renunciandumque regi amicitiam. Also schon 580 war der Krieg angekündigt, und B. 42. C. 27. sagt Livius, der Prätor Cn. Sicinius im J. 580 sei mit etwa 10,000 Mann (vergl. Cap. 27 u. 36) hingeschickt, ut provinciam Macedoniam obtineret, donec successor [P. Licin. Crass. 581.] veniret. Auch kommt Cn. Sicinius zur Überfahrt nach Griechenland (C. 27. am Ende) paludatus ex urbe profectus, nach Brundusium, und Cap. 36. besetzt er Dassaretien und Illyrien gegen die Angriffe von Macedonien aus. Man sieht, es war schon 580. Krieg, allein die Römer gingen bloß vertheidigend zu Werke. Außerdem war auch schon, ehe noch Consul P. Licinius nach Macedonien kam, der Consular Q. Marcius Philippus als Legat mit 1000 Mann (Cap. 37.) hingeschickt. Er vermochte (Cap. 43.) den Perseus, noch einmal eine Gesandschaft nach Rom abgehen zu lassen; allein daß sich beide Theile schon als kriegführende Feinde betrachtet haben müssen, sieht man aus den Worten (Cap. 43.) quum necessaria petitio induciarum videretur; auch daraus, daß Perseus während der Unterredung Geisel stellen muß: auch rühmt sich Marcius (Cap. 47.) decepto per inducias et spem pacis rege. Die Römer zögerten, trahebant bellum: nihil enim (Cap. 43.) paratum ad bellum in praesentia habebant Romani, non exercitum, non ducem; quum Perseus omnia praeparata atque instructa haberet. Also kann auch Servilius (B. 45. C. 36.) mit Recht sagen: bellum, per quadriennium ingenti etiam pudore nostro tractum; um so viel eher, da man sich (B. 42. C. 47.) der vom Marcius durch List bewirkten Zögerung im Senate schämte; und eben so kann Paullus sagen – wenn die Zeit der Zögerung vor des Consuls P. Licinius Ankunft mit in Anschlag gebracht wird – bellum per quadriennium – ante me ita gesserunt, ut etc. Wenn er aber sagt: quatuor ante me consules, so glaube ich, man muß nur nicht diese vier Consuln als auf einander folgende Consuln dieser vier Jahre (580 – 583) ansehen, sondern der eine, und zwar der erste, war der oben genannte Q. Marcius Philippus, der schon 566 Consul gewesen war, und als Consularlegat 581 dem Perseus – mit welchem er in seinem zweiten Consulate 583 wieder zu kämpfen hatte – gegenüber stand, und mit ihm den Waffenstillstand schloß. Paullus hätte also an unsrer Stelle eigentlich sagen sollen: quod bellum per quadriennium unus consularis et tres ante me consules gesserunt: er nennt aber alle vier mit Einem Namen consules; so wie B. 38. Cap. 35. consul so viel sagte, als qui consul olim fuit. Man vergleiche Perizon. Anim, Hist, p. 314 u. ff. und die von ihm angeführten Inschriften, in welchen COS. nicht den Consul des Jahrs bedeutet, worin das Denkmal gesetzt ward, sondern einen vorlängst gewesenen Consul. Also sagt Paullus nicht: quatuor consules continui ita ante me gesserunt, sondern: quatuor, ante me consules, ita gesserunt. vier 524 vor mir gewesene Consuln so geführt hatten, daß sie ihn immer schwieriger gemacht ihrem Nachfolger übergaben, 525 endigte ich in funfzehn Tagen. Hieraus erwuchs gleichsam eine reiche Ernte neues Glückes. Alle Städte Macedoniens ergaben sich; der königliche Schatz fiel uns in die Hände; der König selbst wurde, als wollten sogar die Götter ihn uns ausliefern, im Tempel der Samothracier mit den Seinigen unser Gefangener. Ich selbst hielt nach gerade mein Glück für zu groß und wurde mistrauisch. Ich fing an Gefahren zur See zu fürchten, wenn ich nun den großen königlichen Schatz nach Italien übersetzen und das siegreiche Heer hinüberbringen müßte. Nachdem nun Alles bei der glücklichsten Fahrt der Flotte angelangt und nichts mehr zu erbitten übrig war, so war dies mein Wunsch, weil das Glück vom höchsten Gipfel wieder bergab zu rollen pflegt, es möchte den Wechsel des Glücks lieber mein Haus, als der Stat, erfahren. Ich hoffe also, der Stat soll durch meinen so ausgezeichneten Verlust sein Misgeschick abgekauft haben; da mein Triumph – gleichsam um mit dem, was Menschen treffen kann, zu spielen! – zwischen die beiden Leichenzüge meiner Kinder gefallen ist. Und da ich und Perseus jetzt als vorzüglich auffallende Beispiele des menschlichen Schicksals die Augen auf uns ziehen, so hat er, der selbst als Gefangener seine Kinder als Gefangene vor sich her aufführen sah, sie doch noch am Leben; ich aber, der ich über ihn triumphirte, kam von der Leiche des einen Sohns auf meinem Wagen [in dascurru in * *]. – Unter mehreren Vorschlägen, diese Lücke zu ergänzen, behält der von Drak. gebilligte des Ursinus den Vorzug: curru in Capitolium, ad alterum ex Capitolio etc. Im Msc. nämlich steht nicht curru in, sondern currum. Der Abschreiber also, der nicht curru in, sondern unrichtig currum zusammengelesen hatte, kam aus der letzten Silbe des Worts currum in die des Worts alterum. So ergiebt es sich, wie die dazwischen stehenden Worte Capitolium ad alterum ausfallen konnten. Capitol, und] vom Capitole zu dem andern, als er beinahe schon im Sterben lag; und von einem solchen Segen an Söhnen bleibt mir auch nicht Einer, auf dem der Name des Lucius Ämilius Paullus ruhen soll. Denn zwei, die ich, nach 526 Maßgabe eines solchen Reichthums an Kindern, fremden Vätern zur Annahme überließ, gehören jetzt in die Cornelische und Fabische Familie, und im Hause des Paullus ist außer ihm, dem Greisepraeter se nemo]. – Ich ziehe aus den von Drakenb. dafür angeführten Gründen mit ihm die schöne Lesart eines Ungenannten vor: praeter senem nemo. In senem liegt, daß er auch keine Kinder mehr zu hoffen hatte., weiter niemand. Allein bei diesem meinem häuslichen Verluste werde ich durch euren Wohlstand und das erfreuliche Verhältniß des Stats getröstet.»

42. Dieser Ausdruck so erhabener Empfindungen war für die Zuhörer erschütternder, als wenn er sich unter Thränen über seine Kinderlosigkeit noch so jammernd beklagt hätte.

Der Seetriumph des Cneus Octavius über den König Perseus ging am ersten December vor sich. Dieser Triumph war ohne Gefangene und ohne Beute. Jedem der Seeleute gab er12 Thl. 12 Ggr. Conv. M. fünfundsiebzig Denare, jedem Steuermanne von der Flotte das Doppelte, jedem Schiffshauptmanne das Vierfache. Nun war Senatssitzung. Die Väter verordneten, Quintus Cassius solle den König Perseus nebst seinem Prinzen Alexander nach Alba in Verwahrung abführen, mit seinen Bedienten, seinem Gelde, Silbergeräthe und seinen übrigen Sachen. Bithys, der Sohn des Thracischen Königs, wurde mit den Geiseln zur Verwahrung nach Carseoli geschickt. Die übrigen Gefangenen, welche im Triumphe aufgeführt waren, ließ man in den Kerker bringen. Wenig Tage nachher, als es geschehen war, kamen vom Thracischen Könige Cotys Gesandte mit einer Summe Geldes zur Auslösung seines Prinzen und der übrigen Geisel. Als sie im Senate vorgelassen wurden und in ihrem Vortrage den Beweis, daß Cotys den Perseus im Kriege nicht freiwillig unterstützt habe, selbst daraus hernehmen wollten, daß er gezwungen gewesen sei, Geisel zu stellen; dann auch die Bitte hinzufügten, man möge ihnen erlauben, die Geisel um einen Preis loszukaufen, den die Väter 527 selbst zu bestimmen hatten; so erhielten sie nach einem Gutachten des Senats zur Antwort: «Das Römische Volk sei der ehemaligen Freundschaft mit Cotys, so wie mit dessen Vorfahren und der Thracischen Nation nicht uneingedenk. Allein gerade dies, daß er Geisel gestellt habe, gereiche ihm zum Vorwurfe, nicht aber zur Entschuldigung des Vorwurfs; insofern Perseus nicht einmal bei voller Muße den Thraciern habe furchtbar sein können, viel weniger also, wenn ihn ein Römischer Krieg beschäftigt habe. Dessen ungeachtet wollten die Römer, obgleich Cotys die Freundschaft des Perseus der ihrigen vorgezogen habe, lieber das in Anschlag bringen, was für sie selbst sich schicke, als was dem Benehmen des Cotys gemäß geschehen könne; und ihm seinen Sohn und die Geisel zurückgehen. Gefälligkeiten ließen sich die Römer nicht bezahlen: den Werth derselben im Herzen der Empfänger niederzulegen, sei ihnen lieber, als bar ihn einzutreiben.» Zu Gesandten, die Geisel nach Thracien zurückzubringen, wurden Titus Quinctius Flamininus, Cajus Licinius Nerva, Marcus Caninius Rebilus ernannt; den Thracischen aber, jedem ein Geschenk von zweitausend62 Gulden Conv. M. Kupferassen gegeben. Bithys, den man mit den übrigen Geiseln von Carseoli holen ließ, ging mit den Gesandten zu seinem Vater ab. Die den Macedoniern abgenommenen königlichen Schiffe von vormals ungewöhnlicher Größe wurden auf dem Marsfelde ans Land gebracht.

43. Noch schwebte Roms Bürgern der Macedonische Triumph nicht bloß in Gedanken, sondern beinahe vor Augen, als am Quirinusfeste (17. Febr.) Lucius Anicius über den König Gentius und die Illyrier triumphirte. Sie fanden in allen Stücken beide Triumphe mehr einander ähnlich, als gleich. Der Feldherr selbst erreichte jenen nicht, man mochte den Anicius mit dem Ämilius in Ansehung des Standes, oder den Prätor mit dem Consul im Range der Feldherrnstellen vergleichen: eben so wenig 528 ließen sich Gentius mit Perseus, die Illyrier mit den Macedoniern, Beute mit Beute, Gelder mit Geldern, Geschenke mit Geschenken zusammenstellen. Überstrahlte also der neuliche Triumph diesen allerdings, so fand man ihn doch, wenn man ihn an sich selbst betrachtete, keinesweges unbedeutend. Die im Land- und Seekriege muthvolle, auf ihre festen Plätze trotzende Nation der Illyrier hatte Anicius in wenig Tagen völlig bezwungen; den König und alle Mitglieder des königlichen Stammes zu Gefangenen gemacht: zur Aufführung im Triumphe lieferte er die Menge von Kriegsfahnen und andrer Beute nebst dem königlichen Geräthe; siebenundzwanzig8,437 Gulden Conv. M. Pfund Gold, tausend und30,270 Gulden Conv. M. Ich lese nämlich mit Drak. statt X. et IX. lieber ∞ et IX. (mille et novem). neun Pfund Silber; dreitausend934 Gulden Conv. M. Silberdenare und hundert und zwanzig18,748 Gulden Conv. M.; wenn nämlich, was aus Plinius wahrscheinlich ist, unter diesem argentum Illyricum halbe Silberdenare zu verstehen sind, die gewöhnlich Quinarii oder Victoriati heißen. tausend Stück Illyrisches Silbergeldes. Seinem Wagen gingen König Gentius mit seiner Gemahlinn und Kindern, Caravantius, des Königs Bruder, und mehrere vornehme Illyrier voran. Den Soldaten gab er von der Beute jedem fünfundvierzig11 Gulden Conv. M. Denare, dem Hauptmanne das Doppelte, dem Ritter das Dreifache; den Latinern so viel, als seinen Mitbürgern; den Seeleuten so viel, als den gemeinen Soldaten. Bei diesem Triumphe zeigte der Soldat größeren Frohsinn und ließ es an Liedern zum Preise seines Feldherrn nicht fehlen. Valerius von Antium berichtet, man habe außer dem in die Schatzkammer gelieferten Golde und Silber aus dieser Beute zwanzig Millionen1,562,500 Gulden Conv. M. Sestertien gelöset. Weil ich nicht einsah, woraus man denn diese Summe habe lösen können, so habe ich, ohne von der Angabe Gebrauch zu machen, ihren Gewährsmann angeführt. Nach einem 529 Senatsschlusse wurde König Gentius mit Kindern, Gemahlinn und Bruder nach Spoletium, die übrigen Gefangenen in den Kerker zu Rom gebracht: da aber die Spoletiner die Bewachung der königlichen Familie nicht auf sich nehmen wollten, so brachte man diese nach IguviumIguvium in Umbrien. . Nun waren von der Beute aus Illyricum noch zweihundert und zwanzig Barken übrig. Diese dem Könige Gentius abgenommenen Schiffe übergab Quintus Cassius nach einem Senatsschlusse den Bewohnern von Corcyra, Apollonia und Dyrrhachium.

44. Die Consuln, die in diesem Jahre nichts Denkwürdiges verrichteten, weil die Feinde nie mit ihren Heeren ausrückten, kehrten, nach einer bloßen Plünderung des Ligurischen Gebiets, zur Wahl der neuen Obrigkeiten nach Rom zurück; und unter ihrem Vorsitze wurden gleich am ersten Versammlungstage Marcus Claudius Marcellus und Cajus Suspicius Gallus zu Consuln erwählt; dann am folgenden Tage zu Prätoren Lucius Julius, Lucius Appulejus Saturninus, Aulus Licinius Nerva, Publius Rutilius Calvus, Publius Quinctilius Varus, Marcus Fontejus. Die diesen Prätoren bestimmten Amtsplätze waren die beiden in der Stadt, beide Spanien, Sicilien und Sardinien. In diesem Jahre war ein Schaltmonat: der erste SchalttagTerminalia intercalares]. – Ich folge Creviers und Drakenborchs Lesart: postridie Terminalia calendae intercalares fuere. Das Wort calendae konnte cal. geschrieben, leichter ausfallen. – Die Terminalien fielen auf den 23sten Febr. Also war diesmal der erste Schalttag, wie gewöhnlich, der 24ste Febr. Zwei Jahre vorher – denn alle zwei Jahre wurde der Merkedonius eingeschaltet – bemerkte Liv. 43, 11. eine vielleicht durch die Nundinas veranlaßte Abweichung. Entweder macht er also an unsrer Stelle diese Angabe, um anzuzeigen, daß Alles wieder in Ordnung war; oder wir müßten mit Dodwell (bei Drak.) annehmen, daß in diesem Jahre die Nundinae mehr als Einmal auf Kalenden oder Nonen fielen, und daß man darum nicht so, wie das vorige Mal, nur Einen ausgefallenen Tag zwischen die Terminalien und die calendas intercalares habe einschieben können, sondern den größeren Ausfall irgend anderswo eingeschaltet habe, so daß das Zutreffen der calendarum intercalarium auf den 24. Febr. diesmal nur die Folge einer zwiefachen Unregelmäßigkeit war. Sollte aber Livius diesen Grund nicht, wenigstens mit ein par Worten; angedeutet haben? fiel auf den Tag nach dem 530 Terminusfeste. Der Vogelschauer Cajus Claudius starb in diesem Jahre: in seine Stelle wählten die Vogelschauer den Titus Quinctius Flamininus. Auch starb Quintus Fabius Pictor, der Eigenpriester des Quirinus. In diesem Jahre kam König Prusias mit seinem Sohne Nicomedes nach Rom. Er zog mit einem großen Gefolge in die Stadt, ging vom Thore gerades Wegs auf den Markt und vor die Richterbühne des Prätors Quintus Cassius, dem er, unter einem großen Zusammenlaufe vom allen Seiten her, erklärte: «Er sei gekommen, den die Stadt Rom bewohnenden Göttern und Roms Senate und Volke seine Ehrerbietung zu bezeigen, und ihnen Glück zu wünschen, daß sie die Könige Perseus und Gentius besiegt und durch die Unterwerfung von Macedonien und Illyrien ihre Oberherrschaft erweitert hätten.» Als ihm der Prätor sagte, wenn es ihm gefällig sei, wolle er ihn noch heute dem Senate vorstellen, erbat er sich zwei Tage, um die Tempel der Götter und die Stadt zu besehen und seine Gastfreunde und Freunde zu besuchen. Ihn herumzuführen wurde der Schatzmeister Lucius Cornelius Scipio ihm zugegeben, der ihm schon nach Capua entgegengeschickt war: auch miethete man für ihn und sein Gefolge ein Haus von reichlichem Gelasse. Am dritten Tage darauf kam er vor den Senat. Er wünschte Glück zum Siege, erwähnte seiner Verdienste in diesem Kriege und bat: «Man möge ihm erlauben, zur Erfüllung seines Gelübdes zu Rom auf dem Capitole zehn große Opferthiere und eines der Fortuna zu Präneste darzubringen. Er habe diese Gelübde für den Sieg des Römischen Volks gethan. Auch möge man das Bündniß mit ihm erneuern, und ihm das Gebiet überlassen, das von den Römern dem Könige Antiochus abgenommen, und weil sie es an niemand gegeben hätten, jetzt im Besitze der Gallier sei.» Zuletzt empfahl er dem Senate seinen Sohn Nicomedes. Alle Feldherren, die in Macedonien gestanden hatten, begünstigten ihn. Also wurden ihm seine übrigen Bitten gewährt. In Ansehung des Gebiets gaben ihm die Väter zur Antwort: «Sie wollten Bevollmächtigte schicken, die Sache zu 531 untersuchen. Wenn jenes Gebiet Römisches Eigenthum gewesen und an niemand gegeben sei, so hielten sie den Prusias vor allen Andern dieses Geschenks für würdig. Habe es aber dem Antiochus nicht gehört, so gehe schon daraus hervor, daß es nicht Römisches Eigenthum geworden sei; oder sei es den Galliern einmal gegeben, so müsse Prusias verzeihen, wenn die Römer ihm nicht gern zur Kränkung eines Dritten etwas schenkten. Selbst ein Geschenk könne dem, dem es verliehen werde, nicht angenehm sein, wenn er wisse, daß es ihm der Geber, sobald er es nöthig fände, wieder nehmen werde. Daß er ihnen den Nicomedes empfehle, sei ihnen angenehm. Wie eifrig die Römer die Prinzen befreundeter Könige in Schutz nähmen, davon sei Ägyptens König Ptolemäus ein Beweis.» Mit dieser Antwort entließen sie den Prusias; verordneten dann, ihm von einer Summe zu [hundert und zehntausendex * sestertiis]. – Die hier ausgefallene Summe schlug Gronov auf etwa 100,000 Sestertien an. Ich habe 110,000 angenommen (oder 6,875 Gulden Conv. M.), weil ich vermuthe, daß ex das folgende CX. verdrängte. Unter sestert iis – und diese Endigung des Worts nimmt Drak. gegen Gron. in Schutz – verstehe ich sestertia. Die Silbergefäße betrugen (nach Creviers Angabe in Pariser Marken) 1,562 Gulden Conv. M. – Masgabas bekam (oben Cap. 14.) Geschenke von 100 Pfund Silber, oder 3,124 Gulden; also bekäme Nicomedes an Silbergeschirr noch einmal so viel, als sein Vater, wenn in den Zahlen hier kein Schreibfehler obwaltet.] Sestertien Geschenke zu reichen und ein Silbergeschirr zu funfzig Pfund; auch auf die Geschenke für seinen Prinz Nicomedes eine eben so große Summe zu verwenden, als auf die dem Masgabas, dem Sohne des Masinissa, gegebenen: ferner die Opferthiere und die übrigen Erfordernisse zum Opfer sollten dem Könige, er möge zu Rom oder zu Präneste opfern wollen, eben so wie den Römischen Obrigkeiten, vom State gereicht, auch von der Flotte, welche zu Brundusium stände, zwanzig Kriegsschiffe angewiesen werden, deren sich der König bedienen könne, bis er die ihm geschenkte Flotte erreichte. Lucius Cornelius Scipio solle ihm nicht von der Seite gehen und jeden Aufwand für ihn und sein Gefolge bezahlen, bis er sich eingeschifft habe. Auch dem Könige, sagt man, habe diese 532 gütige Aufnahme von Seiten der Römer außerordentliche Freude gemacht; Alles, was ihm für seine Person verwilligt warmunera sibi ipsum emisse]. – Sollten wir mit der oben gegebenen Erklärung, ohne Gronovs renuisse anzunehmen, ausreichen können? , habe er bar bezahlt, seinem Sohne aber befohlen, das Geschenk des Römischen Volks anzunehmen. Dies erzählen vom Prusias die Schriftsteller meiner Nation. Polybius berichtet, dieser König habe sich seines so hohen Ranges sehr unwürdig benommen; sei gewöhnlich mit dem Freiheitshute auf dem Haupte und kahlgeschoren den Römischen Gesandten entgegengegangen; habe laut gesagt, er sei ein Freigelassener des Römischen Stats und trage deswegen die Abzeichen dieser Classe. Auch zu Rom habe er sich bei seinem Eintritte in den Rathssal niedergebückt und die Schwelle des Sals geküßt, den Senat seine rettenden Götter genannt, und übrigens eine Sprache geführt, die nicht so ehrenvoll für die Zuhörer, als für ihn selbst entehrend gewesen sei. Nachdem er sich in und bei Rom nicht über dreißig Tage aufgehalten hatte, reisete er in seine Staten ab.


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