Titus Livius
Römische Geschichte
Titus Livius

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16. Lange nicht so erfreulich war den Vätern der Vorschlag, die Zinsen auf den zwölften Theil des CapitalsBisher hatte man in Rom jährlich 12 Procente Zinsen bezahlt, nämlich von 100 Ass monatlich einen Ass, also jährlich 12. Von nun an sollte die jährliche Zinse den zwölften Theil des Capitals nicht übersteigen, also die Zinse nur 8⅓ Procent betragen; und weil der Bürgerstand auch dies noch zu drückend fand, wurde sie (Cap. 27. im Jahr Roms 408) auf die Hälfte, auf 4 1/6 Procent herabgesetzt. herabzusetzen, den im folgenden Jahre unter den Consuln Cajus Marcius und Cneus Manlius die Bürgertribunen Marcus Duilius und Lucius Mänius gültig machten, und den die Bürgerlichen mit weit mehr Wärme gut hießen und als Gesetz annahmen. Zu den im voriger Jahre schon bestimmten neuen Kriegen kam nun auch der gegen die Falisker, unter zwiefacher Klage gegen sie: denn theils hatte ihre junge Mannschaft unter den Tarquiniensern gefochten; theils hatten sie die aus jener unglücklichen Schlacht nach Falerii Geflüchteten den Römischen Bundespriestern, welche sie zurückforderten, nicht ausgeliefert. Die Führung dieses Krieges traf den Cneus Manlius: Marcius führte sein Heer auf das in langem Frieden geschonte Gebiet der Privernaten und belud seine Krieger mit Beute. Außer dem ihnen zugewandten Überflusse bewies er sich auch noch darin als den Freigebigen, daß er durch Unterlassung aller Abzüge für die Statskasse die Soldaten in der Verbesserung ihrer eignen Umstände begünstigte. Da sich die Privernaten vor ihrer Stadt in einem befestigten Lager gesetzt hatten, so berief er die Soldaten zur Versammlung und sprach: «Jetzt gebe ich euch das 106 Lager und die Stadt der Feinde preis, wenn ihr mir versprecht, euch in der Schlacht als tapfre Männer zu beweisen und nicht sowohl ans Plündern, als ans Fechten zu denken.» Mit großem Geschreie forderten sie das Zeichen, und hohen Muthes und mit der Überlegenheit eines festen Vertrauens rückten sie in die Schlacht. Da rief Sextus Tullius, dessen ich oben erwähnte, vor den Fahnen: «Sieh her, Feldherr, wie dein Heer dir Wort hält!» er ließ den Wurfspieß fallen und ging mit gezücktem Schwerte in den Feind. Das ganze erste Glied folgte dem Tullius, und im ersten Angriffe warf man den Feind, verfolgte den geschlagenen zur Stadt, und sie ergab sich, als man schon die Sturmleitern an die Mauern schlug. Über die Privernaten wurde triumphirt.

Der andre Consul that nichts Denkwürdiges, außer daß er, völlig beispiellos, sein Heer im Lager bei Sutrium nach Stadtbezirken für seinen Vorschlag stimmen ließ, daß bei jeder Freilassung eines Leibeigenen der zwanzigste Theil seines Werths in die Statskasse fallen sollte. Die Väter bestätigten dies Gesetz, weil dadurch in die arme Schatzkammer eine nicht geringe Einnahme floß. Allein die Bürgertribunen bestimmte nicht sowohl das Gesetz, als das Beispiel, die Todesstrafe darauf zu setzen, wenn jemand künftig das Volk auf außerstädtische Beschlüsse zöge: denn wenn dies erlaubt sei, so könne ja ein Consul, durch die ihm vereideten Soldaten alles mögliche durchsetzen, wenn es auch dem Gesamtvolke noch so nachtheilig wäre. In eben dem Jahre wurde Cajus Licinius Stolo nach seinem eigenen GesetzeS. VI. 35. vom Marcus Popillius Länas zu einer Strafe von zehntausend KupferassUngefähr 200 Thaler. verdammt, weil er nebst seinem Sohne tausend Morgen Landes besaß, und durch Entlassung des Sohns aus der väterlichen Gewalt das Gesetz hatte umgehen wollen.

17. Die folgenden neuen Consuln, Marcus Fabius Ambustus zum zweitenmale, und Marcus Popillius Länas 107 zum zweitenmale, fanden zwei Kriege. Der eine, mit den Tiburtinern, welchen Länas führte, war leicht. Nach Zurücktreibung der Feinde in die Stadt, verheerte er das Land. Den andern Consul aber brachten die Falisker und Tarquinienser im Anfange der Schlacht zum Fliehen. Sie hatten sich so furchtbar hauptsächlich dadurch gemacht, daß ihre Priester, mit vorgetragenen Feuerbränden und Schlangen, als Furien einherschreitend, durch diese neue Erscheinung die Römischen Soldaten in Schrecken setzten: und anfangs warfen sich diese, als hätten sie Gespenster gesehen und wie Bedonnerte in gedrängten Haufen in ihre Bollwerke. Als aber der Consul und die Unterfeldherren und Obersten sie verlachten und schalten, daß sie sich als Kinder durch nichtige Gaukeleien hätten scheuchen lassen; da weckte die Beschämung plötzlich das Ehrgefühl, und blindlings rannten sie auf die Dinge ein, vor denen sie geflohen waren. Kaum hatten sie das Possenspiel der Feinde aus einander gesprengt und sich auf die Bewaffneten selbst geworfen, so schlugen sie die ganze Linie, eroberten noch an eben dem Tage das Lager, machten ansehnliche Beute und kehrten, unter lautem Spotte über den Aufzug der Feinde und ihre eigne Zaghaftigkeit, als Sieger zurück.

Nun machten sich die sämtlichen Hetruskischen Völkerschaften auf, und zogen, von den Tarquiniensern und Faliskern geführt, bis an die SalzwerkeBei Ostia, am Ausflusse der Tiber. I. 33. am Ende.. In diesem Drange der Umstände wurde Cajus Marcius Rutilus Dictator, und zwar der erste vom Bürgerstande; und ernannte ebenfalls einen Bürgerlichen, den Cajus Plautius, zum Magister Equitum. Dies vollends schien den Vätern eine Unwürdigkeit, daß auch schon zur Dictatur jedermann den Zutritt habe; und sie verhinderten es aus allen Kräften, daß dem Dictator zu diesem Kriege irgend etwas bewilligt oder angeschafft würde. Desto bereitwilliger gestand ihm auf seinen Antrag das Volk Alles zu. Nach seinem Auszuge aus der Stadt vernichtete er auf beiden Seiten der Tiber, da er sein Heer allenthalben, wo die Feinde 108 ruchtbar wurden, auf Flößen übersetzte, eine Menge zerstreut umherschwärmender Plünderer. Auch ihr Lager eroberte er durch einen unvermutheten Angriff, nahm achttausend Feinde gefangen, tödtete die übrigen oder jagte sie aus dem Römischen Gebiete, und triumphirte, ohne Genehmigung der Väter, auf Bewilligung des Volks. Weil sie nun weder durch den bürgerlichen Dictator, noch durch den bürgerlichen Consul den consularischen Wahltag halten lassen wollten, und der andre Consul, Fabius, noch vom Kriege festgehalten wurde, so trat wieder eine Zwischenregierung ein. Zwischenkönige waren nach einander Quintus Servilius Ahala, Marcus Fabius, Cneus Manlius, Cajus Fabius, Cajus Sulpicius, Lucius Ämilius, Quintus Servilius, Marcus Fabius Ambustus. Unter der zweiten Zwischenregierung erhob sich ein Streit, weil zwei patricische Consuln auf die Wahl gebracht wurden; und da die Tribunen Einsage thaten, so erwiederte der Zwischenkönig Fabius: «Ein Gesetz der zwölf Tafeln bestimme, daß das allemal recht und gültig sein solle, was das Gesamtvolk zuletzt für seinen Willen erklärt habe: nun aber lasse sich hier Volkswille und Stimmenwahl nicht läugnen.» Da die Tribunen durch ihre Einsage weiter nichts, als den Aufschub des Wahltages hatten bewirken können, so wurden zwei patricische Consuln gewählt, Cajus Sulpicius Peticus zum drittenmale und Marcus Valerius Publicola; und sie traten noch an dem Tage ihr Amt an.

18. Im vierhundertsten Jahre nach Erbauung der Stadt Rom, im fünf und dreißigsten nach ihrer Errettung aus den Händen der Gallier, traten zwei Patricier, da die Bürgerlichen nach elf Jahren das Consulat wieder einbüßten, als Consuln mit dem Ende der Zwischenregierung in das Amt ein, Cajus Sulpicius Peticus zum drittenmale und Marcus Valerius Publicola. Den Tiburtinern wurde in diesem Jahre Empulum ohne denkwürdigen Kampf abgenommen; dieser Krieg mag nun, wie einige melden, unter der Leitung beider Consuln geführt sein; oder der Consul Sulpicius verheerte gerade indeß, daß Valerius die Legionen gegen die Tiburtiner anführte, zugleich das 109 Gebiet der Tarquinienser. Zu Hause aber hatten die Consuln mit den Bürgerlichen und Tribunen einen wichtigem Streit, Sie glaubten es nicht bloß ihrer Tüchtigkeit, sondern selbst ihrer Rechtlichkeit schuldig zu sein, das Consulat, so wie sie es als zwei Patricier erhalten hätten, auch wieder zwei Patriciern zu überliefern. «Ja man müsse entweder das Consulat ganz abtreten, wenn es nun einmal ein bürgerliches Amt werden sollte, oder man müsse es ganz besitzen, so wie man diesen Besitz ungeschmälert von den Vorfahren erhalten habe.»

Dagegen riefen die Bürgerlichen laut: «Wozu sie denn das Leben hätten, und für einen Theil der Bürger angesehen würden, wenn sie das, was ihnen der Muth zweier Männer, des Lucius Sextius und Cajus Licinius errungen habe, nicht einmal Alle insgesamt behaupten könnten? Sie wollten sich lieber Könige, oder Decemvirn, oder eine noch abscheulichere Regierung, wie sie auch heißen möge, gefallen lassen, als zwei patricische Consuln zu sehen; wenn man nicht Eins um das Andre zu gehorchen und zu befehlen habe, sondern der eine Theil, zu ewiger Herrschaft eingesetzt, die Sklaverei für die einzige Bestimmung des Bürgerstandes halte.» Die Tribunen ließen es nicht daran fehlen, den Lärmen anzufachen; doch einem durch sich selbst schon aufgeregten Haufen konnten es seine Führer kaum zuvorthun.

Nachdem man sich mehreremal auf dem Marsfelde vergeblich eingefunden hatte, und viele Wahltage unter Streitigkeiten hingegangen waren, gedieh endlich der Mismuth des durch die Beharrlichkeit der Consuln besiegten Bürgerstandes so weit, daß er auf die laute Klage seiner Tribunen: «Es sei um die Freiheit geschehen; jetzt müsse man nicht bloß das Marsfeld, sondern eine Stadt verlassen, die unter der Sklaverei und dem Joche königlich schaltender Patricier stehe;» in tiefer Betrübniß mit ihnen davonging. Die Consuln, die den einen Theil der Versammlung abziehen sahen, beendeten dessenungeachtet die Wahl mit der geringeren Volksmenge. Die gewählten Consuln, beide Patricier, waren Marcus Fabius Ambustus 110 zum drittenmale und Titus Quinctius. In einigen Jahrbüchern finde ich statt des Titus Quinctius einen Marcus Popillius als Consul angegeben.

19. Zwei Kriege wurden in diesem Jahre mit Glück geführt und die Tiburtiner durch Siege zur Unterwerfung gezwungen. Man nahm ihnen die Stadt Sassula ab, und ihre übrigen Städte würden dasselbe Schicksal gehabt halben, wenn sich nicht der ganze Volksstamm mit Niederlegung der Waffen an den Consul ergeben hätte. Außer daß man über die Tiburtiner einen Triumph hielt, war der Sieg sehr schonend. Gegen die Tarquinienser hingegen verfuhr man mit erbitterter Härte. Nachdem man ihrer eine ansehnliche Menge in der Schlacht getödtet hatteIch hatte die Interpunction geändert, hinter saevitum einen Punkt gesetzt, und die Worte multis mortalibus in acie caesis nur durch ein Komma von den folgenden geschieden. Jetzt sehe ich, daß Crevier dies auch gethan hat., las man unter der großen Anzahl von Gefangenen dreihundert acht und fünfzig, lauter Vornehme, aus, um sie nach Rom zu schicken: die übrigen Geringeren wurden niedergehauen. Und das Volk war gegen die nach Rom geschickten nicht schonender. Mitten auf dem Markte wurden sie alle mit Ruthen gepeitscht und mit dem Beile enthauptet. So vergalt man den Feinden die Opferung der Römer auf dem Markte zu Tarquinii.

Diese siegreichen Thaten veranlaßten auch die Samniten, sich um Roms Freundschaft zu bewerben. Ihre Gesandten erhielten im Senate eine freundliche Antwort, und sie wurden durch einen Vertrag als Bundesgenossen anerkannt. In der Stadt aber waren die Römischen Bürger so glücklich nicht, als im Felde. Denn ob sie gleich durch die Herabsetzung der Zinsen auf Acht und ein Drittel vom Hundert Erleichterung bekommen hatten, so erlagen doch die Dürftigen unter dem Capitale selbst und fielen den Gläubigern als Sklaven anheim. Folglich ließen sich die Bürgerlichen in ihrer häuslichen Noth weder zwei patricische Consuln, noch die Sorge für den Wahltag, noch die Parteien im State zu Herzen gehen. Beide Consulstellen 111 blieben den Patriciern. Gewählt wurden zu Consuln Cajus Sulpicius Peticus zum viertenmale, Marcus Valerius Publicola zum zweitenmale.

Der Aufmerksamkeit des States, der sich eines Krieges mit den Hetruskern versah, weil sich einem Gerüchte zufolge das Volk von Cäre mit seinen Stammgenossen, den Tarquiniensern, aus Mitleiden vereinigt haben sollte, gaben Gesandte aus Latium die Richtung gegen die Volsker; denn sie meldeten, jene hätten ein Heer ausgehoben, bedroheten schlachtfertig schon ihre Gränzen, und würden von da verheerend ins Römische einbrechen. Der Senat beschloß also, keinen von beiden Gegenständen zu vernachlässigen, ließ Legionen gegen beide werben und die Consuln um die Provinzen losen. Späterhin eignete sich doch der Hetruskerkrieg zum wichtigern Geschäfte; denn man ersah aus einem Briefe des Consuls Sulpicius – ihm war durch das Los Tarquinii zugefallen –, daß sie in der Gegend der Römischen Salzwerke geplündert, einen Theil der Beute in das Gebiet der Cäriten geschafft, und sich, unter den Plünderern außer allem Zweifel Truppen dieses Volks befunden hätten. Also befahl der Senat dem zurückberufenen Consul Valerius, welcher gegen die Volsker gestanden und sein Lager an der Tusculanischen Gränze gehabt hatte, einen Dictator zu ernennen. Er ernannte den Titus Manlius, des Lucius Sohn. Dieser erklärte den Aulus Cornelius Cossus zu seinem Magister Equitum, begnügte sich mit dem Heere des Consuls und kündigte nach einem Gutachten der Väter und Volksgeheiße den Cäriten den Krieg an.

20. Nun erst ergriff die Cäriten, nicht anders, als läge in dieser feindlichen Formel eine gewissere Andeutung des Krieges, als in ihrem eignen Benehmen, da sie doch durch ihre Plünderung die Römer gereizt hatten, eine wirkliche Furcht vor dem Kriege; und sie sahen ein, wie wenig dieser Kampf ihren Kräften angemessen sei. Sie bereueten die Plünderung, und verwünschten die Tarquinienser, ihre Verführer zum Abfalle. Auch schickte sich niemand auf Waffen oder auf Krieg, sondern jeder 112 verlangte, so dringend er konnte, man solle Gesandte abschicken, um sich für den Fehltritt Verzeihung zu erbitten.

Als die Gesandten, die ihre Bitte vor den Senat brachten, vom Senate an das Volk gewiesen waren, so riefen sie die Götter an: da sie ihre Heiligthümer im Gallischen Kriege aufgenommen und gehörig besorgt hätten, so möchten sie auch jetzt dasselbe Mitleid mit ihnen das Römische Volk in seinem Glücke ergreifen lassen, welches sie ehemals gegen das Römische Volk in seiner Noth ergriffen habe. Und gegen den Tempel der Vesta gewandt, beriefen sie sich auf die wirthliche Pflege, die sie den Eigenpriestern und Vestalinnen so heilig und gewissenhaft hätten angedeihen lassen. «Ob jemand glauben könne, daß Leute mit solchen Verdiensten auf einmal ohne allen Grund Feinde werden könnten? oder, sollten sie ja feindlich gehandelt haben, daß sie dies mehr mit kalter Überlegung, als durch Verblendung fehlgeleitet gethan hätten? so daß sie selbst ihre alten Wohlthaten, die sie noch dazu bei einem so dankbaren Volke angebracht hatten, durch spätere Übelthaten vernichteten, und das Römische Volk in seinem Wohlstande und bei seinem höchsten Glücke im Kriege sich zum Feinde wählten, da sie sich ihm in seinem Unglücke zu Freunden gemacht hätten? Man möge das nicht Plan nennen, was Zwang und Gebot des Schicksals zu nennen sei. Als das anrückende Heer der Tarquinienser durch ihr Land gezogen sei, habe es, ohne weiter etwas, als den Durchmarsch, zu verlangen, auf jene Plünderung, die ihnen zur Last gelegt werde, einige sich anschließende Landleute mitgenommen. Verlange man deren Auslieferung, so wären sie bereit, sie auszuliefern; oder ihre Hinrichtung, so würde man sie zur Strafe ziehen. Aber Cäre, diese Sacristei des Römischen Volks, die Gastkammer seiner Priester, den Rettungsort der Römischen Heiligthümer, möchten sie für die gütige Aufnahme der Vestalen und für die ehrfurchtsvolle Aufbewahrung der Götter von der Beschuldigung des Krieges rein und unbefleckt bleiben lassen.»

Nicht sowohl ihre Sache, wie sie da lag, als 113 vielmehr ihr ehemaliges Verdienst, bewog das Volk, lieber die Beleidigung, als die Wohlthat, zu vergessen. Also wurde dem Volke von Cäre der Friede bewilligt, und. man ließ ihn als hundertjährigen Waffenstillstand in den auszufertigenden Senatsschluß eintragen. Nun wandte sich der Krieg gegen die Falisker, welche dieselbe Beschuldigung traf: allein man fand die Feinde nirgends. Nach verheerenden Streifereien in ihrem Gebiete ließ man sich doch nicht auf Bestürmung der Städte ein, und als die Legionen nach Rom zurückgeführt waren, verwandte man die noch übrige Zeit des Jahrs auf die Ausbesserung der Mauern und ihrer Thürme, und weihete dem Apollo einen Tempel.

21. Am Schlusse des Jahrs ging die Versammlung zur Consulwahl über einen Streit zwischen Vätern und Bürgern aus einander, weil die Tribunen keinen Wahltag gestatten wollten, wenn er nicht dem Licinischen Gesetze gemäß gehalten würde, und der Dictator entschlossen war, lieber das Consulat ganz für den Stat abzuschaffen, als den Bürgerlichen mit den Vätern gleichen Antheil daran zu geben. Da nun nach dem Aufschube des Wahltages der Dictator sein Amt niedergelegt hatte, so kam es wieder zu einer Zwischenregierung: und da die Zwischenkönige immer den Bürgerstand gegen die Väter erbittert fanden, so dauerte der Wetteifer im Streite bis in die elfte Zwischenregierung. Die Tribunen gaben sich das Ansehen, als nähmen sie bloß das Licinische Gesetz in Schutz: dem Bürgerstande aber lag der Kummer über die ihm immer drückender werdende Schuldenlast mehr am Herzen und er überließ sich in den öffentlichen Streitigkeiten den Ausbrüchen seines häuslichen Grams. Da befahlen die Väter, des Unwesens müde, dem Zwischenkönige Lucius Cornelius Scipio, sich bei der Consulwahl um der Eintracht willen nach dem Licinischen Gesetze zu richten. Publius Valerius Publicola bekam zu seinem Amtsgenossen aus dem Bürgerstande den Cajus Marcius Rutilus. Die neuen Consuln, die sich bei dieser allgemeinen Stimmung zur Eintracht auch auf die Erleichterung der Schuldenlast einließen, weil sie allein das Hinderniß der Einigkeit zu sein schien, machten die 114 Bezahlung der Schulden zur Sache des Stats, indem sie Fünfmänner ernannten, welche man von der Auszahlung der Gelder die Bankherren nannte. Billigkeit und Sorgsamkeit erwarb ihnen die Ehre, daß in den sämtlichen Urkunden der Jahrbücher ihres Namens Meldung geschieht. Cajus Duilius nämlich; Publius Decius Mus, Marcus Papirius, Quintus Publilius und Tiberius Ämilius hießen; die Männer, die eine so schwierige Sache, welche gewöhnlich beide Theile, wenigstens doch den einen drückt, sowohl überhaupt durch angebrachte Milderung, als hauptsächlich auf die Art durchführten, daß der Stat nicht verlieren, sondern nur herschießen mußte. Alte, mehr durch Unthätigkeit als Unfähigkeit der Schuldner verzögerte Posten wurden entweder nach vorangegangener Sicherstellung des Stats aus der Schatzkammer abbezahlt, wozu die Tische mit Geld auf dem Gerichtsplatze standen; oder nach einem billigen Anschlage ihres gesammten Vermögens getilgt, so daß eine bedeutende Menge Schulden nicht allein ohne Ungerechtigkeit, sondern selbst ohne Klage auf einer von beiden Seiten, abgetragen wurde.

Eine ungegründete Furcht vor einem Hetruskischen Kriege, zu welchem das Gerücht alle zwölf Völkerschaften sich verschwören ließ, machte die Ernennung eines Dictators nothwendig. Cajus Julius wurde, weil der Senatsschluß den Consuln ins Lager geschickt war, hier ernannt, und Lucius Ämilius sein Magister Equitum. Allein es blieb von außen Alles ruhig.

22. Der Versuch, den der Dictator in der Stadt machte, die Wahl zweier patricischer Consuln zu Stande zu bringen, veranlaßte wieder eine Zwischenregierung. Durch die beiden eingeschalteten Zwischenkönige, Cajus Sulpicius und Marcus Fabius, wurde das, worauf es der Dictator vergebens angelegt hatte, daß zwei patricische Consuln gewählt würden, glücklich bewerkstelligt, weil den Bürgerstand die neulich durch Erleichterung der Schulden erwiesene Wohlthat nachgiebiger gemacht hatte. Der zuerst abgetretene Zwischenkönig, Cajus Sulpicius Peticus, wurde selbst gewählt, und Titus Quinctius Pennus. Einige 115 geben dem Quinctius den Vornamen Cäso, andre Cajus.

Beide zogen in den Krieg, Quinctius gegen die Falisker, Sulpicius gegen die Tarquinienser; und da sich der Feind nirgend auf eine Schlacht einließ, so führten sie ihre Kriege mehr mit dem Lande, als mit den Menschen, durch Sengen und Verheeren: und die Hartnäckigkeit beider Völker erlag der Entkräftung in dieser, ich möchte sagen, schleichenden Auszehrung so völlig, daß sie zuerst die Consuln, und dann auf deren Erlaubniß den Senat um Waffenstillstand baten. Sie erhielten ihn auf vierzig Jahre. Da man also die Sorge vor diesen beiden dringenden Kriegen aufgeben konnte, so beschloß man, während man einige Ruhe von den Waffen hätte, eine Schatzung halten zu lassen, weil die Bezahlung der Schulden so manchem Eigenthume einen andern Herrn gegeben hatte. Als aber der Tag zur Wahl der Censorn angesetzt war, unterbrach Cajus Marcius Rufilus, welcher der erste bürgerliche Dictator gewesen war, durch die Erklärung, daß er sich zur Censur melde, die Einigkeit der Stände. Dem Anscheine nach that er dies zur unrechten Zeit, weil eben zwei Patricier Consuln waren, welche sich weigerten, auf ihn Rücksicht zu nehmen. Allein theils erreichte er seinen Zweck durch eigene Beharrlichkeit, theils kam ihm die Mitwirkung der Tribunen zu statten, welche zur Wiedererhaltung eines Rechts, das ihnen auf den consularischen Wahltagen nicht mehr zustand, alle Kräfte aufboten: auch wohnte in dem Manne selbst eine Würde, für welche die höchste Ehrenstelle nicht zu hoch war; und vorzüglich wünschte der Bürgerstand gerade durch den Mann, der ihm die Bahn zur Dictatur eröffnet hatte, auch an der Censur Antheil zu bekommen. Aller Widerspruch in den Stimmen, der die Wahl des Marcius mit dem Cneus Manlius zum Censor hätte verhindern können, fiel also am Wahltage weg. Auch hatte dies Jahr im Marcus Fabius einen Dictator; nicht etwa, weil man Krieg besorgte, sondern um am Wahltage der Consuln das Licinische Gesetz ungültig zu machen. Als Magister Equitum war dem Dictator Quintus Servilius zur Seite. Doch auch die 116 Dictatur war nicht vermögend, dem verabredeten Plane der Väter bei der Consulnwahl einen glücklichern Erfolg zu geben, als sie bei der Censornwahl gehabt hatten.

23. Der Bürgerstand gab den Marcus Popillius Länas zum Consul her, die Väter den Lucius Cornelius Scipio. Und selbst das Glück verlieh dem bürgerlichen Consul mehr Auszeichnung. Denn da die Nachricht einlief, daß sich ein großes Heer Gallier im Latinischen Gebiete gelagert habe, so wurde dem Popillius, weil Scipio von einer schweren Krankheit befallen ward, der Gallische Krieg außerordentlich übertragen. Durch seinen Eifer bei der Werbung des Heers stellte er, als sich auf seinen Befehl alle Dienstfertigen bewaffnet vor dem Capenischen Thore bei dem Marstempel eingefunden, und die Schatzmeister die Fahnen aus der Schatzkammer hieher geliefert hatten, vier vollzählige Legionen auf, übergab den Überschuß an Truppen dem Prätor Publius Valerius Publicola, und bewog die Väter, noch ein zweites Heer zu errichten, welches auf unvorhergesehene Ereignisse des Krieges dem State zum Schutze dienen könnte. Sobald er Alles hinlänglich angeordnet und herbeigeschafft hatte, zog er selbst gegen den Feind; und um sich von dessen Stärke lieber vorher zu unterrichten, als sie durch eine gewagte Entscheidung auf die Probe zu stellen, ließ er auf einer Anhöhe, so nahe er sie am Gallischen Lager besetzen konnte, einen Wall für ein Lager aufwerfen. Als jenes wilde und schlachtsüchtige Volk, das schon bei dem Anblicke der Römischen Fahnen in der Ferne, mit dem Vorsatze, sogleich zu schlagen, seine Linien ausbreitete, jetzt gewahr wurde, daß die Römer nicht in die Ebene herabrückten, sondern theils durch die hohe Stellung, theils durch Werke sich schützten; so hielt es dies für Verzagtheit, und in der Voraussetzung, daß sie ihm gerade jetzt bei der Anlegung ihrer Werke eine Blöße gäben, that es mit fürchterlichem Geschreie den Angriff. Von Seiten der Römer wurde die Arbeit nicht aufgegeben; – nur das dritte Glied war mit dem Schanzen beschäftigt: – und das erste und zweite, die vor den Schanzenden aufgepflanzt standen, fingen das Treffen an.

117 Außer ihrer Tapferkeit hatte auch die höhere Stellung die vorteilhafte Wirkung für die Römer, daß alle ihre Wurfpfeile und Lanzen, nicht wie gewöhnlich, wenn sie in der Ebene abgeschossen werden, fruchtlos zur Erde fielen, sondern sämtlich durch ihre Schwere niedergeschleudert hafteten: und die Gallier, mit Geschossen beladen, die ihnen entweder in ihren durchbohrten Körpern festsaßen, oder lastend in den Schilden hingen, waren sie gleich im Laufe beinahe zur Höhe hinaufgedrungen, machten dennoch jetzt unentschlossen Halt; und als eben dieses Zaudern den Muth auf ihrer Seite minderte, bei dem Feinde aber erhöhete, so stürzten sie, sobald sie zurückgeworfen wurden, alle über einander, und richteten unter sich selbst eine schrecklichere Niederlage an, als, der einhauende Feind. So wurden ihrer Mehrere im bergabstürzenden Gewühle zertreten, als durch das Schwert erlegt.

24. Allein noch war der Sieg den Römern nicht gewiß. Als sie in die Ebene herabkamen, hatten sie einen neuen Riesenkampf zu bestehen. Denn die Menge der Gallier, die alles Gefühl eines solchen Verlustes niederwog, ließ dem siegenden Feinde, als stände eine neue Schlachtordnung auf, frische Streiter entgegentreten. Die Römer brachen im Vorschritte ab und standen; denn theils sollten sie als Ermüdete von neuem in den Kampf gehen, theils hatte sich der Consul auf kurze Zeit aus der Schlacht entfernt, weil ihm, als er sich zu unvorsichtig unter den Vorderstreitern tummelte, die linke Schulter mit einem langen Gallischen Wurfspieße beinahe durchstochen war. Schon hatten sie über diese Verzögerung den Sieg aufgegeben, als der Consul, sobald er nach dem Verbande seiner Wunde wieder vor die Linie geritten kam, ihnen zurief: «Was stehst du, Soldat? Du hast hier nicht den Latiner, nicht den Sabiner als Feind vor dir, die du aus besiegten Feinden zu Verbündeten machen kannst. Unser Schwert ist auf Unthiere gezückt. Badet ihr euch nicht in ihrem Blute, so fließt das eure. Vom Lager habt ihr sie zurückgeschlagen; am Abhange hinunter habt ihr sie ins Thal gestürzt; ihr steht auf hingestreckten Leichen der Feinde. 118 Füllet nun mit eben dem Gemetzel die Felder, mit dem ihr die Berge bedeckt habt. Erwartet nicht, daß sie vor euch fliehen werden, wenn ihr steht: anrücken müßt ihr! hineinbrechen in den Feind!» Durch solche Ermunterungen zum neuen Angriffe gehoben, drängten sie die vorderen Haufen der Gallier von der Stelle; dann brachen sie in mehreren Keilen bis in den Mittelpunkt des feindlichen Heers. So aus einander geworfen fielen die Barbaren, nun ohne festen Befehl und ohne Anführer, über ihre eignen Truppen her, rannten, über die Ebene gejagt, auf der Flucht vor ihrem eignen Lager vorbei, und eilten der Höhe von Alba zu, die ihnen unter mehreren gleich hohen Hügeln als der erhabenste Punkt ins Auge fiel. Der Consul, der sie nicht über ihr Lager hinaus verfolgte, – denn theils beschwerte ihn seine Wunde, theils wollte er das vom Gefechte ermüdete Heer nicht unter die vom Feinde besetzten Anhöhen ziehen – überließ die sämtliche Beute des Lagers dem Soldaten und führte sein Heer siegreich und mit Gallischem Raube beladen nach Rom zurück. Den Triumph des Consuls verspätete seine Wunde: eben dieser Umstand erregte auch bei dem Senate den Wunsch nach einem Dictator, um jemand zu haben, der während der Krankheit der Consuln den Wahltag hielte. Lucius Furius Camillus, welcher zum Dictator ernannt wurde, und den Publius Cornelius Scipio zum Magister Equitum nahm, verschaffte den Vätern den vorigen Besitz des Consulates wieder. Dieses Verdienstes wegen wurde er selbst durch die triftigsten Bemühungen der Väter zum Consul gewählt, und machte die Wahl des Appius Claudius Crassus zu seinem Amtsgenossen bekannt.

25. Ehe die neuen Consuln ihr Amt antraten, hielt Popillius seinen Triumph über die Gallier, unter großen Beifallsbezeigungen der Bürgerlichen; und murmelnd fragten sie einer den andern, ob irgend jemand Ursache habe, mit einem bürgerlichen Consul unzufrieden zu sein. Zugleich schalten sie auf den Dictator, daß er zum Lohne für seine Nichtachtung des Licinischen Gesetzes das Consulat erhascht habe, das dem Manne durch seine Amtssucht, in 119 sofern er als Dictator sich selbst zum Consul habe wählen lassen, noch größere Unehre bringe, als durch das dem Volke angethane Unrecht.

Das Jahr zeichnete sich durch viele und manchfache Unruhen aus. Die Gallier verheerten in Streifzügen von den Albanischen Gebirgen herab, weil sie dort den harten Winter nicht aushalten konnten, die Ebenen und die Ortschaften am Meere. Das Meer, den Strich an der Küste von Antium, die Gegend um Laurentum und die Mündungen der Tiber machten Griechische Flotten unsicher; so daß einmal diese Seeräuber im Zusammentreffen mit jenen zu Lande ein unentschiedenes Gefecht hatten, und beide ungewiß, ob sie Besiegte oder Sieger wären, die Gallier sich in ihr Lager, die Griechen auf ihre Schiffe zurückzogen. Mitten unter diesen Bewegungen erwuchs die schreckendste Besorgniß aus den von den Latinischen Völkerschaften im Haine der Ferentina gehaltenen Versammlungen, und der nicht zweideutigen Antwort, die sie den Römern auf die geforderte Truppenstellung gaben: «Sie möchten aufhören, denen befehlen zu wollen, deren Hülfe sie nöthig hätten. Die Latiner würden die Waffen lieber für eigne Freiheit, als für fremde Herrschaft ergreifen.»

Weil der Senat in der Verlegenheit, in welche ihn bei zwei gleichzeitigen Kriegen von außen noch der Abfall der Bundesgenossen setzte, es nöthig fand, Völker, welche sich durch Treue nicht fesseln lassen wollten, durch Furcht zu fesseln; so befahl er den Consuln, bei der zu haltenden Werbung sich auf die sämtlichen Kräfte des States auszudehnen. Da das Bundesheer abfalle, so müsse man sich mit einem Heere von Eingebornen behaupten. In dieser rund umher angestellten Aushebung nicht bloß der städtischen, sondern auch der ländlichen Jünglinge soll man zehn Legionen aufgebracht haben, jede zu viertausend zweihundert Mann zu Fuß und dreihundert zu Pferde. Selbst jetzt würden bei einer plötzlichen Gefahr von außen die vereinten Kräfte des Römischen Volks, denen der Erdkreis fast zu klein wird, ein so zahlreiches Heer aus neugeworbenen Landeskindern nicht ohne Schwierigkeit aufstellen. 120 So sind wir nur in dem, woran wir krank liegen, groß geworden, in Reichthum und Schwelgerei.

Es gehört zu den übrigen Unfällen dieses Jahrs, daß der eine Consul, Appius Claudius, mitten unter den Rüstungen zum Kriege starb: und so kam die ganze Regierung in die Hände des Camillus. Und ihm, als alleinigem Consul, einen Dictator zu setzen, hielten die Väter für minder schicklich, theils überhaupt, weil man einen Mann von solchem Ansehen keiner Dictatur unterordnen müsse, theils auch der glücklichen Vorbedeutung wegen, die man bei diesem Aufstande gegen Gallier in seinem Familiennamen fand. Der Consul ließ der Stadt zwei Legionen zur Besatzung, theilte die acht mit dem Prätor Lucius Pinarius; und seines verdienstvollen Vaters würdig nahm er den Gallischen Krieg, ohne zu losen, für sich selbst; den Prätor hieß er die Seeküste decken und den Griechen die Landung wehren. Als er ins Pomptinische hin abgezogen war, wählte er einen schicklichen Platz zum Standlager: er wünschte keinen Angriff in der Ebene, zu welchem nichts ihn zwang, und glaubte auch, einem Feinde, der bloß vom Raube zu leben gezwungen sei, Schaden genug zu thun, wenn er ihm die Plünderungen verwehrte.

26. Als hier die Römer ruhig auf ihren Posten standen, trat ein Gallier hervor, ausgezeichnet durch seine Größe und Rüstung; und da er durch Schläge auf seinen Schild alle zum Stillsein aufgefordert hatte, rief er durch einen Dollmetscher einen von den Römern auf, sich mit Ihm zu schlagen. Marcus Valerius, damals Oberster, ein Jüngling, der sich es zutrauete, einer solchen Ehre eben so würdig zu sein, als Titus ManliusSiehe oben Cap. 10. , bewarb sich zuvor um die Einwilligung des Consuls und trat bewaffnet in die Mitte. Den minder auffallenden Kampf der beiden Sterblichen verherrlichteDeorum factum.] – Statt factum lieset Hr. Walch AVCTVM. Und ich benutze dankbar die Verbesserung. eine eintretende Fügung der Götter. Dem schon angreifenden Römer setzte sich plötzlich ein Rabe auf den Helm, in die Richtung gegen den 121 Feind. Erfreut nahm dies der Tribun sogleich für Begünstigung des Himmels, und empfahl sich im Gebete dem gnädigen Schutze des Gottes, oder der Göttinn, die ihm den geflügelten Boten des Glücks gesandt habe. Man höre und staune! Der Vogel blieb nicht allein auf der einmal genommenen Stelle, sondern bei jedem Gange des Gefechts hob er sich mit den Flügeln, und fuhr mit Schnabel und Krallen dem Feinde ins Gesicht und in die Augen, bis dieser, durch den Anblick eines solchen Ungethüms geschreckt und seiner Augen und Besinnung kaum noch mächtig, vom Valerius erlegt wurde. Der Rabe, den Blicken entschwebend, flog gegen Morgen.

So lange verhielt man sich auf beiderseitigen Posten ruhig. Als aber der Tribun dem erlegten Feinde die Waffen nehmen wollte, blieben die Gallier nicht länger auf ihrer Stelle, und rascher noch liefen die Römer dem Sieger zu. Hier erwuchs das neben der Leiche des daliegenden Galliers entstandene Gefecht zu einer mörderischen Schlacht. Bald waren nicht bloß die Haufen von den nächsten Posten, sondern die von beiden Seiten herzugeströmten Legionen handgemein. Camillus hieß seine Soldaten, die der Sieg ihres Tribuns, die der sichtbare Beistand der Götter mit frohem Muthe erfüllte, dem Rufe der Schlacht folgen, und indem er auf den im Schmucke der Feindesbeute prangenden Tribun hinzeigte, rief er: «Dem thu es nach, Soldat! und strecke Gallier in Scharen neben dem liegenden Führer hin.»

Götter und Menschen thaten in dieser Schlacht das Ihrige, und der Sieg über die Gallier kam zur völligen Entscheidung: so gewiß hatten sich beide Heere schon im Geiste von ihrer Schlacht denselben Ausgang versprochen, den der Zweikampf ihrer Krieger für beide gehabt hatte. Zwischen den ersten Haufen, deren Zusammentreffen die übrigen herbeigezogen hatte, war das Gefecht schrecklich: der übrige Schwarm der Gallier nahm die Flucht, ehe er dem Feinde in den Schuß kam. Zuerst zerstreuten sie sich über das Volsker- und Falernergebiet, darauf wandten sie sich nach Apulien und dem Obermeere.

122 Der Consul beschenkte den vor einer berufenen Versammlung mit Lobsprüchen überhäuften Tribun mit zehn Ochsen und einem goldenen Kranze. Dann vereinigte er sich nach erhaltenem Senatsbefehle, des Seekrieges sich anzunehmen, mit dem Prätor. Weil sich aber bei der Saumseligkeit der Griechen, die sich auf keine Schlacht einließen, die Sache zu verzögern schien, so ernannte er hier nach einem Senatsgutachten, damit der Wahltag gehalten werden könnte, den Titus Manlius Torquatus zum Dictator. Als der Dictator den Aulus Cornelius Cossus zum Magister Equitum ernannt hatte, hielt er den consularischen Wahltag, und kündigte den von allen Stimmen des Volks begünstigten Nacheiferer seines Ruhms, den abwesenden Marcus Valerius Corvus (Rabe) (denn in der Folge hatte er diesen Zunamen) in einem Alter von dreiundzwanzig Jahren als erwählten Consul an. Zum Amtsgenossen aus dem Bürgerstande bekam Corvus den Marcus Popillius Länas, der dadurch zum viertenmale Consul ward.

Gegen die Griechen richtete Camillus nichts von Erheblichkeit aus. Sie waren so wenig Krieger zu Lande, als der Römer zur See. Als ihnen endlich, weil sie zu keiner Landung kommen konnten, bei den übrigen Bedürfnissen auch das Wasser ausging, verließen sie Italien. Von welcher Griechischen Völkerschaft oder von welchem Hauptvolke diese Flotte gewesen sei, ist ungewiß. Ich möchte am liebsten glauben, daß sie Siciliens Kleinherrschern gehört habe: denn das jenseitige Gräcien sah schon in jener Zeit, durch innern Krieg erschöpft, der Macedonischen Übermacht mit Schaudern entgegenKaum neun Jahre später siegte Philipp bei Chäronea..

27. Als nach Entlassung der Heere Friede von außen und im Innern Eintracht der Stände und Ruhe herrschte, zwang eine Pest, welche den Stat als Milderung seines zu großen Glückes heimsuchte, den Senat, durch die Zehnherren die Sibyllinischen Bücher nachschlagen zu lassen, auf deren Andeutung ein Göttermahl angestellt wurde.

In diesem Jahre führten die Antiaten eine Pflanzung 123 nach Satricum und baueten diese von den Latinern zerstörte Stadt wieder auf. Und zu Rom schloß man mit den Gesandten von Carthago, welche mit der Bitte um Freundschaft und Bündniß gekommen waren, einen Vertrag.

Eben diese Ruhe von außen und im Innern dauerte unter den Consuln Titus Manlius Torquatus und Cajus Plautius fort. Doch wurden die Zinsen statt des bisher gezahlten zwölften Theils vom Capitale auf den vierundzwanzigsten Theil herabgesetztMan sehe oben die erste Anmerkung zu Cap. 16. Die Zinsen trugen also nunmehr nur noch 41/6 vom Hundert.; und die Abtragung der Schulden wurde zu gleichen Zahlungen auf drei Jahre vertheilt, wenn das erste Viertel gleich jetzt bar bezahlt würde. Und ging gleich selbst bei dieser Einrichtung noch Mancher vom Bürgerstande zu Grunde, so hielt doch der Senat den öffentlichen Credit für einen wichtigern Gegenstand seiner Sorge, als die Noth der Einzelnen. Doch bekamen diese vorzüglich dadurch Erleichterung, daß keine Steuer und keine Werbung eintrat.

Im dritten Jahre nach Satricum's Wiedererbauung durch die Volsker erhielt Marcus Valerius Corvus, der in seinem zweiten Consulate den Cajus Pötelius zum Gehülfen bekam, auf die Nachricht aus Latium, daß Gesandte von Antium, um einen Krieg zu Stande zu bringen, die Latinischen Völkerschaften bereiseten, den Auftrag, ehe der Feinde mehr würden, die Volsker zu bekriegen, und zog mit seinem erbitterten Heere gegen Satricum. Da ihm hier die Antiaten und andern Volsker mit ihren auf den Fall einer Bewegung von Rom aus schon in Bereitschaft gehaltenen Truppen entgegenrückten, so erlaubte die alte Erbitterung auf beiden Seiten keinen Aufschub des Kampfs. Die Volsker, denen es eigen war, den Krieg muthiger zu erneuren, als zu führen, eilten nach verlorner Schlacht in vollem Laufe den Mauern Satricums zu; und da sie sich auch nicht einmal durch die Festungswerke gesichert glaubten, ergaben sie sich, als eben die rund umstürmte Stadt mit Leitern erstiegen wurde, den wehrlosen 124 Haufen nicht gerechnet, an die viertausend Krieger. Die Stadt wurde zerstört und verbrannt, nur den Tempel der Mutter MatutaSiehe B. VI. C. 33. ließ man mit dem Feuer verschont. Die ganze Beute wurde dem Soldaten überlassen: doch wurden die viertausend, die sich ergeben hatten, nicht zur Beute gerechnet. Diese ließ der Consul gebunden vor seinem Triumphwagen herziehen und legte aus ihrem Verkaufe eine große Summe in die Schatzkammer. Nach einigen Berichten bestand diese Menge bloß aus gefangenen Sklaven, und dies ist mir wahrscheinlicher, als daß man die verkauft haben sollte, die sich ergeben hatten.

28. Auf diese Consuln folgten Marcus Fabius Dorso, Servius Sulpicius Camerinus. Jetzt machten die Aurunker mit einer unerwarteten Plünderung den Anfang zum Kriege: und aus Besorgnis, diese That einer einzelnen Völkerschaft deute auf einen Plan des Latinischen Gesamtvolkes, wählte man den Lucius Furius, als stände schon ganz Latium in den Waffen, zum Dictator, und er ernannte den Cneus Manlius Capitolinus zum Magister Equitum. Und nachdem man, wie es sonst nur bei einem großen Aufstande gewöhnlich war, einen Gerichtsstillstand bekannt gemacht und bei der Werbung jede Befreiung für ungültig erklärt hatte, wurden die Legionen, so schnell als möglich, in das Land der Aurunker geführt. Hier trafen sie mehr mit Räubergesindel, als mit feindlichen Kriegern zusammen: also war der Krieg mit der ersten Schlacht geendet. Weil sie indeß der angreifende Theil gewesen waren, und sich auch ohne Zögerung zum Treffen stellten, so glaubte der Dictator auch die Hülfe der Götter nöthig zu haben und gelobte, während dem Gefechte selbst, der Juno MonetaCrevier erinnert, daß diese Juno, welcher Camillus (der Sohn) dem Tempel gelobte, den Zunamen Moneta erst später bekam. Die aus diesem Tempel nach einem Erdbeben gehörte Stimme, welche ein gewisses Opfer anbefahl, gab ihr den Namen Junonis monentis oder Monetae. Crevier führt die Stelle Cicero's an de Divin. I. 45. 101. Und erst nach dem Kriege mit Pyrrhus wurde in diesem Tempel Geld geprägt. einen Tempel. Er kam, zur Leistung seines Gelübdes verpflichtet, siegreich nach Rom zurück, 125 und legte die Dictatur nieder. Diesen Tempel der Ehre des Römischen Volks würdig aufzuführen, ließ der Senat Zweiherren ernennen. Man bestimmte ihm den Platz auf der Burg, wo das Haus des Marcus Manlius Capitolinus gestanden hatte. Von dem Heere des Dictators machten die Consuln Gebrauch zu einem Kriege mit den Volskern, und nahmen den Feinden Sora durch Überfall.

Der Tempel der Moneta wurde in dem Jahre nach seiner Gelobung eingeweihet, unter dem Cajus Marcius Rutilus und Titus Manlius Torquatus, von denen jener zum dritten-, dieser zum andernmale Consul war. Gleich nach der Einweihung ereignete sich ein Schreckzeichen, jenem alten ähnlich, das man auf dem Albanischen BergeUnter dem Tullus Hostilius, B. I. C. 31. wahrnahm. Denn es fiel ein Steinregen und mitten am Tage schien die Nacht einzutreten; und da man wegen der frommen Besorgnisse, womit die ganze Stadt erfüllt war, die heiligen Bücher nachgeschlagen hatte, so beschloß der Senat, für die Feier der anzuordnenden Bettage einen Dictator zu ernennen. Man ernannte den Publius Valerius Publicola. Zum Magister Equitum bekam er den Quintus Fabius Ambustus. Man traf die Einrichtung, die feierlichen Aufzüge der Betenden nicht bloß von den Stadtbezirken halten zu lassen, sondern auch von den nächsten Völkerschaften; und es wurde eine Ordnung festgesetzt, an welchem Tage jede den Kirchgang halten sollte.

In diesem Jahre soll das Volk die von den Ädilen vor Gericht gezogenen Wucherer zu harten Strafen verurtheilt haben. Und ohne allen einer Angabe würdigen Grund ließ man wieder eine Zwischenregierung eintreten. Aus dieser Zwischenregierung – fast hätte man denken sollen, dies sei die Absicht gewesen – ging das Consulat zweier Patricier hervor, Marcus Valerius Corvus zum drittenmale und des Aulus Cornelius Cossus.

29. Von hier an habe ich Kriege zu erzählen, die theils durch die Stärke der Feinde, theils eben so sehr durch die Entlegenheit des Schauplatzes, als durch die 126 Länge ihrer Dauer, von größerer Wichtigkeit waren. Denn in diesem Jahre ergriff Rom die Waffen gegen die Samniten, dieses mächtige und kriegerische Volk. Nach dem Kriege mit den Samniten, der seine mißlichen Zeitpunkte hatte, trat Pyrrhus als Feind auf, und nach dem Pyrrhus die Punier. Welch eine Masse von Begebenheiten! wie oft war Rom am Abgrunde der Gefahr, um seine Oberherrschaft zu dieser Größe hinanzuheben, die es selbst kaum tragen kann!

Der Krieg mit den Samniten hatte für die Römer, die mit ihnen als Freunde verbündet waren, eine äußere Veranlassung; entspann sich nicht zwischen den Parteien selbst. Die Samniten vermochte ihre Überlegenheit über die Sidiciner zu einem ungerechten Kriege gegen sie: und die Schwächern, genöthigt, Hülfe bei Mächtigern zu suchen, verbanden sich mit den Campanern. Da die Campaner zum Schutze ihrer Bundesgenossen mehr ihren Namen, als wahre Macht aufstellen konnten, so zogen sie, sobald sie im Gebiete der Sidiciner als die verweichlichten Schwelger gegen jene unter den Waffen abgehärteten Krieger die Schlacht verloren hatten, den ganzen Sturm des Krieges auf sich herüber. Denn die Samniten, die sich mit Aufgebung der Sidiciner gegen den Rückenhalt dieser ihrer Nachbarn, gegen die Campaner selbst, wandten, besetzten die bei Capua ragenden Höhen Tifata mit einem starken Kohre und zogen in geschlossenen Gliedern in die zwischen Capua und Tifata gelegene Ebene. Hier fochten die Linien zum zweitenmale, und da die durch die mislungene Schlacht auf ihre Mauern beschränkten Campaner nach dem Verluste ihrer Kerntruppen keine Hülfe in der Nähe zu hoffen hatten, so sahen sie sich gezwungen, die Römer um Beistand zu bitten.

30. Ihre Gesandten hielten, als sie vor dem Senate auftraten, etwa folgende Rede:

«Das Campanische Volk, ihr versammelten Väter, hat uns, seine Gesandten, an euch geschickt, ihm eure Freundschaft auf immer, eure Hülfe für diesen Augenblick zu erbitten. Hätten wir um jene in unserm 127 Wohlstände gebeten, so würde sie, so wie sie schneller begonnen hätte, auch durch ein schwächeres Band geknüpft sein. Dann nämlich würden wir bei dem Bewußtsein, die Freundschaft mit euch als gleiche Theile geschlossen zu haben, eure Freunde vielleicht eben so gut, als jetzt, allein auch die minder abhängigen und verpflichteten gewesen sein. So aber müssen wir, durch euer Mitleiden an euch gekettet und durch euren Beistand in unsrer Noth geschützt, auch die empfangene Wohlthat verehren, um nicht undankbar, nicht aller göttlichen und menschlichen Hülfe unwürdig zu scheinen. Auch kann der Umstand, daß die Samniten eure Freunde und Bundsgenossen eher als wir geworden sind, unmöglich die Wirkung haben, daß wir nicht in eure Freundschaft aufgenommen würden; sondern nur die, daß sie an Alter und Rang uns vorgehen: denn in eurem Bündnisse mit den Samniten ist ja nicht festgesetzt, daß ihr keine neuen Bündnisse schließen solltet.»

«Ihr fandet euch von jeher schon dadurch hinlänglich zur Freundschaft aufgefordert, daß der, der sich um euch bewarb, euer Freund zu werden wünschte. Wir Campaner aber, erlaubt uns gleich unser gegenwärtiges Schicksal keinen zu hohen Ton, geben dennoch meines Erachtens, da wir in der Größe der Stadt, in der Fruchtbarkeit des Landes, außer euch, keinem andern Volke nachstehen, durch unsern Beitritt als Freunde eurem blühenden Wohlstande keinen geringen Zuwachs. Den Äquern und Volskern, den ewigen Feinden dieser Stadt, werden wir, so wie sie sich regen, im Rücken sein; und was ihr für unsre Rettung zuerst gethan haben werdet, das werden wir für eure Oberherrschaft, für euren Ruhm zu allen Zeiten thun. Sind die Völker zwischen uns und euch bezwungen;– eine Zukunft, die wir uns von eurer Tapferkeit und eurem Glücke als sehr nahe versprechen dürfen – so erstreckt sich eure Herrschaft ununterbrochen bis zu uns. Schmerzhaft und traurig ist das Bekenntniß, zu dem unser Schicksal uns zwingt. Es ist so weit gekommen, ihr versammelten Väter, daß wir Campaner 128 entweder zu euren Freunden, oder zu euren Feinden gehören müssen. Nehmt ihr uns in Schutz, so sind wir die eurigen: verlaßt ihr uns, so gehören wir den Samniten. Ob ihr also Capua und ganz Campanien lieber eurer, oder der Macht der Samniten anheim fallen lassen wollet, dies sei der Gegenstand eurer Überlegung. Es ist zwar billig, ihr Römer, daß zu eurem Mitleiden, zu eurem Beistande Alle gleichen Zutritt haben; allein die doch vorzüglich, die, da sie Andern auf deren Bitte über ihre Kräfte Hülfe leisteten, sich jetzt Alle selbst in diese Nothwendigkeit versetzt sehen. Wiewohl wir haben für die Sidiciner nur dem Namen nach, eigentlich aber für uns selbst gefochten: denn wir sahen ja von der schändlichen Straßenräuberei der Samniten unsre Nachbaren angefallen; sahen, daß dieser Brand, sobald er die Sidiciner verzehrt hätte, zu uns herüberschlagen würde. Und wirklich kommen die Samniten auch jetzt nicht deswegen gegen uns angezogen, weil sie sich für unsern Angriff rächen wollen, sondern weil ihnen der gebotene Vorwand willkommen ist. Oder wenn dies zürnende Empfindlichkeit und nicht vielmehr Benutzung des Augenblicks zur Sättigung ihrer Habsucht wäre, konnten sie sich dann nicht damit begnügen, unsre Legionen einmal im Sidicinischen, und noch einmal in Campanien selbst, gestraft zu haben? Giebt es eine so erbitterte Feindseligkeit, die das Blut zweier Schlachten nicht befriedigen könnte? Und hierzu rechne man noch die Plünderung unsres Gebietes, die als Beute weggetriebenen Menschen und Heerden, die niedergebrannten und zertrümmerten Dörfer, die Verheerung des Ganzen durch Feuer und Schwert! Durch dies Alles hätte ihr Zorn nicht gesättigt werden können? Aber nein, ihre Habsucht sollte gesättigt werden. Diese spornt sie zur Bestürmung von Capua. Entweder wollen sie diese herrliche Stadt zerstören, oder selbst besitzen. So kommet doch ihnen, ihr Römer, in der Besetzung durch eure Wohlthat lieber zuvor, als daß ihr sie in dem durch Frevel erworbenen Besitze lasset.»

«Ich rede freilich nicht zu einem Volke, das der 129 Führung gerechter Kriege sich weigerte, und doch möchte ich glauben, wenn ihr eure Hülfe nur zeigtet, ihr würdet den Krieg nicht einmal nöthig haben. Bis zu uns konnte sich die Verachtung der Samniten erstrecken, über uns hinaus wird sie sich nicht erheben. So könnten wir schon vom Schatten eurer Hülfe, ihr Römer, geschirmt werden, wir, denen Alles, was wir in der Folge haben und sein werden, als euer Eigenthum erscheinen wird! Euch wird der Campanische Acker gepflügt werden; euch Capua die volkreiche Stadt sein: unsern Erbauern, unsern Vätern, den unsterblichen Göttern werden wir euch an die Seite setzen. Ihr werdet keine Pflanzstadt haben können, die uns an Folgsamkeit gegen euch und Treue überträfe. Lasset uns Campanern, versammelte Väter, euren Wink, euren heiligen nie besiegten Schutz angedeihen, und befehlt uns die Hoffnung, daß Capua länger stehen soll. Was glaubt ihr wohl, in welcher zahlreichen Begleitung der Menge aus allen Ständen wir von dort abgereiset sind? wie wir Alles unter Gelübden und Thränen verlassen haben? in welcher Erwartung jetzt der Senat und das Volk zu Capua, und unsre Gattinnen und Kinder sind? Ich bin gewiß, daß die ganze Menge an den Thoren steht und den von hier dorthin führenden Weg hinunter, der Antwort entgegen sieht, die wir ihnen in ihrer Angst und Ungewißheit auf euren Befehl, versammelte Väter, zu melden haben möchten. In dem einen Falle bringt sie Rettung, Sieg, Leben und Freiheit: im andern – – mich schaudert davor, ihre Folgen zu ahnen. Also gehet über uns zu Rathe, entweder, als über eure künftigen Verbündeten und Freunde, oder als über völlig aus allem Dasein verschwundene.»


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