Titus Livius
Römische Geschichte
Titus Livius

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34. Darauf wurden Titus Geganius und Publius Minucius Consuln. In diesem Jahre traf den Stat, da man rund umher von auswärtigen Kriegen Ruhe hatte, und im Innern der Zwiespalt geheilt war, ein anderes weit größeres Übel; zuerst Theurung der Lebensmittel, weil während der Auswanderung der Bürger das Land unbestellt geblieben war; dann eine Hungersnoth, wie nur Belagerte sie 153 erfahren. Die Sklaven vollends und die niedrige Classe würden zu Grunde gegangen sein, wenn nicht die Consuln Vorkehrungen getroffen und nach allen Seiten ausgeschickt hätten, Getreide aufzukaufen, nicht nur nach Hetrurien längs der Küste zur Rechten von Ostia, und durch das Volskerland links am Meere hinab bis Cumä; sondern in Sicilien sogar ließen sie nachfragen: so sehr wurden sie durch den Haß der Nachbarn genöthigt, auf entfernte Hülfe Anspruch zu machen. Zu Cumä nahm die Schiffe mit dem aufgekauften Getreide der dortige Stadtherrscher AristodemusSiehe Cap. 21. in Beschlag, zum Ersatze für das Vermögen der Tarquinier, deren Erbe er war. Im Volskischen und Pomptinischen wurde nicht einmal der Kauf gestattet; ja die Käufer selbst liefen Gefahr, öffentlich gemishandelt zu werden. Nur aus Hetrurien kam Getreide auf der Tiber, mit dem man die Bürger hinhielt.

Sie würden bei dieser gesperrten Zufuhr sehr zur Unzeit von einem Kriege heimgesucht sein, wäre nicht unter den Volskern, eben als sie sich rüsteten, eine heftige Pest ausgebrochen. Dies Unglück machte die Feinde kleinmüthig; und um sie auch dann, wenn es aufhörte, durch Vorkehrung einigermaßen in Furcht zu erhalten, verstärkten die Römer die Anzahl ihrer Pflanzer zu Veliträ und setzten sich durch eine neue auf die Gebirge von Norba geschickte Colonie in den Besitz einer Höhe, welche das Pomptinische beherrschen konnte.

Unter den folgenden Consuln Marcus Minucius und Aulus Sempronius kam ein großer Vorrath Getreide aus Sicilien an, und im Senate stritt man darüber, zu welchem Preise es den Bürgern gelassen werden solle. Viele glaubten, nun sei es Zeit, den Bürgerstand zu demüthigen und sich wieder in die Rechte einzusetzen, welche den Vätern Entweichung und Gewalt entrissen habe; vor andern Marcius Coriolanus, ein Feind der tribunicischen Macht. «Wollen sie den alten Kornpreis,» sagte er, «so mögen sie den Vätern ihre vorigen Rechte wiedergeben. Warum 154 muß ich Obrigkeiten aus dem Bürgerstande sehen, warum einen gebietenden Sicinius als ein Gefangener sehen, den man unter dem Galgen durchtreibt, und gleich als von Straßenräubern nur um Lösegeld entlassen? Diese Unwürdigkeiten sollte ich länger ertragen, als nöthig ist? Im Tarquinius würde ich den König nicht geduldet haben, und sollte ihn im Sicinius dulden? Jetzt mag er hinziehen! mag das Volk entführen! der Weg zum heiligen Berge und zu andern Hügeln steht offen. Laßt sie doch das Korn auf unsern Feldern rauben, wie sie es vor drei Jahren raubten. Mögen sie nun des Kornpreises sich freuen, den sie sich durch ihre Wuth gemacht haben. Ich möchte dafür einstehen, daß sie, durch diese Noth gedemüthigt, lieber selbst zur Bestellung der Felder Hand anlegen werden, als daß sie wieder durch einen Auszug unter den Waffen die Bestellung hindern sollten.»

Darüber zu entscheiden, ob man dies habe thun sollen, finde ich nicht so leicht, als ich die Möglichkeit wahrscheinlich finde, daß die Väter unter der Bedingung wohlfeilerer Preise sich der tribunicischen Gewalt und aller ihnen aufgedrungenen Verpflichtungen hätten entledigen können.

35. Auch dem Senate schien diese Meinung zu hart und die Bürger hätte sie beinahe vor Erbitterung in die Waffen gebracht. «Nun greife man sie, gleich Feinden, sogar durch Hunger an: Brot und Lebensmittel würden ihnen untergeschlagen. Das fremde Getreide, dies einzige Nahrungsmittel, das man gegen alle Erwartung dem Glücke zu danken habe, solle ihnen vor dem Munde weggerissen werden, wenn nicht die Tribunen dem Cajus Marcius gebunden überliefert würden, wenn er sich nicht Genugthuung auf dem Rücken Römischer Bürger verschaffen solle. Er sei als ihr neuer Henker aufgetreten, der «ihnen Tod oder Sklaverei gebiete.»

Sie würden ihn, als er aus dem Rathhause trat, angefallen haben, wenn ihm nicht gerade jetzt die Tribunen einen Gerichtstag bestimmt hätten. Dadurch legte sich der Zorn. Jeder sah sich zum Richter seines Feindes, sich über dessen Leben und Tod zum Herrn gemacht.

155 Anfangs hörte Marcius die Drohungen der Tribunen mit Verachtung an. «Ihrem Amte,» sagte er, «sei das Recht des Beistandes verliehen, aber nicht der Strafe; und sie wären Tribunen der Bürger, nicht der Väter.» Allein die Bürger erhoben sich mit so großer Erbitterung, daß die Väter nur durch die Strafe des Einen sich retten konnten. Gleichwohl leisteten sie Widerstand, so sehr sie sich dadurch dem Hasse aussetzten, und wandten alle Kräfte an, die jedem einzeln, die dem ganzen Orden, zu Gebote standen. Und zuerst machten sie den Versuch, die ganze Klage dadurch zu sprengen, daß sie durch angestellte Clienten diesen und jenen bereden ließen, sich den Zirkeln und Versammlungen der Bürger zu entziehen. Dann traten sie alle auf – man hätte die Väter sämtlich für die Beklagten halten sollen – und baten das Volk flehentlich, ihnen zu Liebe nur dies Einzigemal einem Bürger, einem Rathsherrn, wenn sie ihn nicht für unschuldig erklären wollten, seine verdiente Strafe zu schenken.

Als er an dem bestimmten Tage nicht erschien, verfolgte die Unzufriedenheit ihren Gang. Er wurde abwesend verdammt und ging zu den Volskern ins Elend, nicht ohne Drohungen gegen sein Vaterland, und schon jetzt von feindlichem Trotze erfüllt. Die Volsker nahmen den Kommenden gütig auf, und diese Güte stieg mit jedem Tage, je lauter aus ihm der Zorn gegen seine Mitbürger sprach, und je öfter er, bald in Klagen, bald in Drohungen ausbrach. Er hatte seine Wohnung beim Attius Tullus. Dieser war damals bei weitem der angesehenste Mann unter den Volskern, und von jeher der Römer bitterer Feind. Da also den Einen der alte Haß, den Andern die neue Erbitterung spornte, so entwarfen sie gemeinschaftlich einen Plan zum Kriege mit Rom. Ihre Bürger dahin zu vermögen, daß sie die so oft zu ihrem Schaden versuchten Waffen abermals ergriffen, hielten sie für nicht leicht. «Über den wiederholten Verlust ihrer Mannschaft in den vielen Kriegen und neulich noch in der Pest, hätten sie den Muth sinken lassen. Bei diesem durch das Alter erschöpften Hasse müsse man es künstlich darauf 156 anlegen, die Gemüther durch irgend einen neuen Unwillen zu erbittern.»

36. Jetzt eben schickte man sich in Rom dazu an, die Großen Spiele noch einmal zu geben. Die Veranlassung, sie zu wiederholen, war diese. Am Festtage der Spiele hatte ein Hausvater frühmorgens, ehe das Schauspiel begann, seinen Sklaven unter dem Schultergalgen über den Platz der Rennbahn ausgepeitscht. Und nun ließ man die Spiele angehen, ohne diesen Vorfall mit der heiligen Feier in Bezug zu setzen. Bald nachher hatte Tiberius Atinius, vom Bürgerstande, einen Traum. Jupiter erschien ihm und sagte: «Die Eröffnung seiner Spiele durch diesen Vortänzer habe ihm sehr misfallen. Würden die Spiele nicht mit aller Pracht erneuert, so sei die Stadt in Gefahr. Er möchte hingehen und es den Consuln anzeigen.» Der Mann blieb allerdings nicht ganz ohne eine fromme Ängstlichkeit; doch siegte die Achtung für seine höchste Obrigkeit über seine Furcht: und wer macht sich gern im Munde der Leute zum Gespötte? Dies Zaudern kam ihn theuer zu stehen. In wenig Tagen verlor er seinen Sohn. Und damit ihm die Ursache des plötzlichen Todesfalls nicht zweifelhaft bliebe, so erschien dem Betrübten dieselbe Gestalt abermals im Traume, und fragte ihn: «Ob er für seine Verachtung des göttlichen Befehls genug gestraft sei. Er habe noch mehr zu erwarten, wenn er nicht eilends ginge und es den Consuln meldete.» Jetzt war es ihm näher gelegt. Als er dennoch zauderte und die Sache verschob, befiel ihn eine heftige Krankheit und plötzliche Lähmung. Da wurde ihm endlich die göttliche Ungnade zu sprechend. Den schon erduldeten und noch bevorstehenden Leiden erliegend, berief er einen Familienrath, erzählte, was er gesehen und gehört, wie Jupiter ihm so oft im Traume erschienen, und wie in seinen Schicksalen die Drohungen und der Zorn des Himmels in Erfüllung gegangen seien: und wurde, auf die anerkennende Beistimmung der ganzen Gesellschaft, in einer Sänfte auf den Markt vor die Consuln gebracht. Als er von hier auf Befehl der Consuln ins Rathhaus getragen war und zum 157 großen Erstaunen der sämtlichen Väter dieselben Umstände erzählt hatte – siehe da! ein neues Wunder! Derselbe Mensch, der an allen Gliedern gelähmt ins Rathhaus getragen war, ging, wie die Sage meldet, sobald er sich seines Auftrags entledigt hatte, auf seinen Füßen zu Hause.

37. Der Senat befahl, die Spiele mit größter Pracht zu feiern. Zu dieser Festlichkeit fand sich, da ihnen Attius Tullus mit seinem Beispiele voranging, eine große Menge Volsker ein. Ehe die Spiele begannen, ging Tullus – so hatte er es zu Hause mit dem Marcius verabredet, zu den Consuln, und sagte, er wünsche mit ihnen über Statsangelegenheiten allein zu reden. Alle Zeugen wurden entfernt und er begann: «Ungern sage ich von meinen Mitbürgern etwas, was nicht so sein sollte. Doch komme ich nicht, sie einer begangenen That zu beschuldigen, sondern zu verhüten, daß sie sie nicht begehen. Der unserm Volke eigene Leichtsinn ist weit größer, als mir lieb ist. Unsre vielen Niederlagen haben uns dies fühlbar gemacht, und wenn wir noch als Stat dastehen, so ist dies nicht sowohl unser Verdienst, als eure Nachsicht. Es ist jetzt der Volsker eine große Menge hier. Es sind Spiele. Die Einwohner werden als Zuschauer ihren Blick nur dorthin richten. Ich erinnere mich dessen, was junge Sabiner bei gleicher Gelegenheit hier in der Stadt verübten. Mich schaudert vor jedem Schritte der Unbesonnenheit und Verwegenheit. Ich glaubte, unserer und eurer wegen euch, ihr Consuln, hierauf vorbereiten zu müssen. Was mich betrifft, so bin ich Willens, sogleich von hier nach Hause abzureisen, um aller kränkenden Theilnahme an dem, was etwa mündlich oder thätlich vorfallen könnte, meine Person zu entziehen. » So sprach er und reisete ab.

Als die Consuln die ungewisse Sache, die sie von so sicherer Hand hatten, dem Senate vortrugen, so fand man sich, wie so oft, mehr durch die sichere Hand, als durch die Sache selbst, zu Vorkehrungen veranlasset, selbst wenn sie unnöthig sein sollten. Vermöge eines Senatsbefehls, daß die Volsker die Stadt zu räumen hätten, wurden 158 Herolde umhergeschickt, die es ausriefen, sie sollten alle noch vor Nacht abreisen. Anfangs liefen sie in großer Bestürzung auseinander, um aus ihren Quartieren ihre Sachen mitzunehmen. Allein unterweges sagten sie im Ausbruche des Unwillens: «Man habe sie von Spielen, von den Tagen einer Feier, zu der sich gewissermaßen Götter und Menschen zusammenfänden, als eine Bande Verbrecher und Unreiner weggewiesen.»

38. Als sie in einem fast ununterbrochenen Zuge wanderten, nahm Tullus, der bis zur Ferentinischen Quelle vorangereiset war, die Vornehmsten, so wie sie ankamen, in Empfang; und unter den Äußerungen seines Bedaurens und Unwillens führte er theils sie selbst, während sie seinen Einstimmungen in ihren Zorn emsig zuhörten, theils durch sie die ganze übrige Menge, auf eine an der Straße liegende Ebene. Hier begann er eine Rede, als spräche er zu einer Volksversammlung:

«Gesetzt ihr vergäßet alles Übrige, die alten Kränkungen vom Römischen Volke, die Niederlagen des Volskerstammes, mit was für Empfindungen, ich bitte euch, nehmet ihr die heutige Schmach zu Herzen, daß sie ihre Spiele mit eurer Beschimpfung eröffneten? Habt ihr das nicht gefühlt, daß heute über euch Triumph gehalten wurde? Daß ihr mit eurem Abzuge allen Menschen, Bürgern, Fremden, so vielen benachbarten Völkerschaften zum Schauspiele dientet? daß eure Gattinnen und eure Kinder vor aller Augen, Gefangenen gleich, vorübergeführt wurden? Was meint ihr? was haben alle diejenigen denken müssen, die den Ausruf des Heroldes vernahmen? und sie, die euch abziehen sahen? oder sie, sie eurem schimpflichen Zuge begegneten? was sonst, als daß wir irgend eine Schandthat begangen hatten, so daß wir durch unsre Gegenwart die Spiele entheiligen, und, diese Entweihung zu tilgen, ein Sühnopfer nöthig machen würden? und daß wir deshalb da, wo ehrliche Leute säßen, – von jeder Zusammenkunft, jeder Versammlung, weggewiesen würden? Und nun! wie weiter? fällt es euch gar nicht ein, daß wir noch leben, weil wir unsre 159 Abreise beschleunigten? wenn das eine Abreise, und nicht vielmehr eine Flucht zu nennen ist. Und ihr sehet in einer Stadt, wo ihr alle, wenn ihr euch einen Tag verspätet hättet, des Todes gewesen wäret, nicht die Stadt eurer Feinde? Der Krieg ist euch angekündigt; zum großen Schaden derer, die ihn ankündigten; wenn ihr Männer seid.»

Von selbst schon voll Erbitterung, zu der sie nun noch aufgefordert waren, gingen sie aus einander in ihre Heimat, und da ihrer so viele, jeder seine Völkerschaft, aufwiegelten, so hatte dies zur Folge, daß die sämtlichen Volsker gegen Rom aufstanden.

39. Zu Feldherren für diesen Krieg wurden nach dem einstimmigen Schlusse aller Völkerschaften Attius und der vertriebene Römer, Cajus Marcius, gewählt, auf den sie weit mehr Hoffnung setzten. Und diese Hoffnung rechtfertigte er durchaus, so daß sich daraus die richtige Bemerkung ergab, daß die Stärke der Römer mehr auf ihren Heerführern, als auf ihren Heeren beruhe. Zuerst zog er vor Circeji, verjagte dort die Römischen Pflanzer und überlieferte die befreite Stadt den Volskern. Von hier ging er durch Querpfade auf die Latinische Heerstraße, und nahm die Städte Satricum, Longula, Polusca, Corioli, erst seit kurzem Römische Besitzungen. Darauf eroberte er Lavinium; dann der Reihe nach Corbio, Vitellia, Trebia, Lavici, Pedum. Von Pedum endlich zog er vor Rom, schlug bei den Cluilischen Graben fünftausend Schritte von der Stadt sein Lager auf, und verwüstete von hier aus das Römische Gebiet, doch so, daß die Plünderer nach Anweisung der ihnen Mitgegebenen die Grundstücke der Adlichen verschonen mußten; entweder weil er feindseliger gegen die Bürgerlichen war, oder, um zwischen Vätern und Bürgerlichen Zwietracht zu bewirken. Und sie wäre gewiß ausgebrochen; so sehr hetzten die Bürgertribunen durch ihre Beschuldigungen den an sich schon trotzigen Bürgerstand gegen die Väter auf: allein die Furcht vor dem Feinde von außen – das stärkste Band der Eintracht – ließ sie, bei allem gegenseitigen Verdachte und Hasse, dennoch 160 zusammenhalten. Nur darin blieben sie uneinig, daß der Senat und die Consuln ihre einzige Hoffnung auf die Waffen setzten, die Bürger hingegen alles lieber wollten, als Krieg.

Schon waren Spurius Nautius und Sextus Furius ConsulnDie Consuln der Jahre 264 und 265 fehlen, wahrscheinlich nicht durch die Schuld des Livius. Sie waren, im J. 264, Q. Sulpicius Camerinus, Sp. Lartius Flavus (2); und im J. 265 C. Julius Iulus, P. Pinarius Rufus.. Sie musterten die Legionen, und vertheilten die Truppen auf die Mauern und andre Plätze, wo Posten und Wachen stehen sollten, als ein großer Volkshaufe sie in Schrecken setzte, der anfangs mit aufrührischem Geschreie den Frieden forderte, und dann sie nöthigte, den Senat zu versammeln und auf eine Gesandschaft an den Cajus Marcius anzutragen. Die Väter, da sie so offenbar den Muth der Bürger wanken sahen, genehmigten den Antrag: allein die mit Friedensvorschlägen an den Marcius abgefertigten Gesandten kamen mit einer harten Antwort zurück.

«Wenn den Volskern das genommene Stück Landes wieder abgetreten sei, dann erst könne man über Frieden sprechen. Dächten sie aber ihres Raubes aus dem Kriege nun in aller Stille sich zu freuen, so werde er, eben so sehr der ungerechten Behandlung von seinen Mitbürgern, als der gütigen Aufnahme bei seinen jetzigen Verpflegern eingedenk, seine Kräfte aufbieten, um der Welt zu zeigen, daß sein Muth durch die Verbannung gespornt, und nicht gebrochen sei.» Dieselben Gesandten wurden bei ihrer zweiten Ankunft nicht ins Lager eingelassen. Auch die Priester, in ihre Ehrentracht gehüllt, sollen in feierlich flehendem Aufzuge in das feindliche Lager hinausgegangen sein, und ihn eben so wenig gerührt haben, als die Gesandten.

40. Da versammelte sich ein zahlreicher Kreis von edlen Frauen bei Coriolans Mutter Veturia und seiner Gattinn Volumnia. Ob dies öffentliche Aufforderung war, oder weibliche Furcht, finde ich nicht bestimmt. Genug, sie bewirkten, daß mit ihnen Veturia, so hoch betagt sie war, und Volumnia, mit zwei kleinen Söhnen vom 161 Marcius auf den Armen, ins Lager der Feinde gingen, um die Stadt, welche Männer mit den Waffen nicht vertheidigen konnten, durch weibliche Bitten und Thränen zu retten. Als sie zum Lager kamen und man dem Coriolanus meldete, es sei ein langer Zug von Frauen angelangt, so zeigte der Mann, auf den die Würde der Statsgesandten, auf den die hohe, Blick und Empfindung ergreifende Feierlichkeit des Priesteraufzugs keinen Eindruck gemacht hatte, anfangs gegen die weiblichen Thränen noch größere Festigkeit. Dann aber sagte einer seiner Hausbedienten, der die durch ihre Traurigkeit sich auszeichnende Veturia, wie sie zwischen Schwiegertochter und Enkeln dastand, erkannte: «Triegen mich nicht meine Augen, so sind dort deine Mutter, Gattinn und Kinder.» Fast sinnlos flog Coriolanus von seinem Stuhle auf, mit ausgebreiteten Armen seiner Mutter entgegen: allein statt zu bitten, überließ sie sich dem Zorne. «Ehe ich deine Umarmung annehme,» sprach sie, «muß ich wissen, ob ich zu einem Feinde, oder zu meinem Sohne gekommen, ob ich in deinem Lager deine Gefangene, oder deine Mutter bin. Mußte mein langes Leben, mein unglückliches Alter, mich darum fristen, damit ich in dir einen Vertriebenen, und nun meinen Feind sähe? Dies Land konntest du verheeren, das dich gezeugt, dich genährt hat? Kamest du mit noch so erbittertem, mit noch so drohendem Grimme hier an; mußte dein Zorn nicht sinken, als du über die Gränze tratst? Regte sich nicht, als du Roms ansichtig wurdest, der Gedanke in dir: In jenen Mauern habe ich Haus und Hausgötter? Mutter, Gattinn und Kinder? Also, wenn ich nicht geboren hätte, so würde jetzt Rom nicht belagert: hätte ich keinen Sohn, so hätte ich im freien Vaterlande als eine Freie sterben können. Doch mich kann schon nichts mehr treffen, was nicht dir mehr Schande brächte, als Elend mir: und gesetzt, ich wäre noch so elend, so werde ichs nicht lange sein. Bedenk doch aber diese da, deren Schicksal, wenn du näher rückst, ein früher Tod, oder daurende Knechtschaft sein wird!»

162 Nun umarmte er Gattinn und Kinder: und das in der ganzen weiblichen Menge sich erhebende Geweine, und ihre Wehklage über sich und ihr Vaterland brachen endlich dem Manne den Sinn. Nach der Umarmung entließ er die Seinigen, und zog sich mit seinem Lager von der Stadt zurück. Als er endlich die Legionen ganz aus dem Römischen abführte, soll die Folge des daraus erwachsenen Hasses sein Tod gewesen sein, über dessen Art die Schriftsteller nicht eins sind. Beim Fabius, bei weitem dem ältesten Gewährsmanne, finde ich, daß er noch in Greisesjahren gelebt habe. Wenigstens führt dieser an, er sei oft in hohem Alter in die Worte ausgebrochen: «Für einen Greis ist doch die Verbannung noch weit jammervoller!»

Die Männer Roms ließen dem weiblichen Verdienste Gerechtigkeit widerfahren; so wenig war es damals Sitte, fremden Ruhm zu beeinträchtigen. Ja man setzte durch einen neugebauten, dem Glücke der Frauen geweihten, Tempel der Begebenheit ein Denkmal.

Bald brachen die Volsker, mit den Äquern in Verein, wieder ins Römische Gebiet: allein schon wollten die Äquer den Attius Tullus nicht mehr als ihren Feldherrn anerkennen. Auf den Streit, ob Volsker oder Äquer dem verbündeten Heere ein Oberhaupt geben sollten, folgte eine Trennung, und dann eine mörderische Schlacht. Und hier vernichtete das Glück des Römischen Volks zwei feindliche Heere in einem eben so verderblichen als hartnäckigen Kampfe.

Die Consuln Titus Sicinius und Cajus Aquillius. Dem Sicinius bestimmte das Los den Krieg gegen die Volsker, dem Aquillius die Herniker; denn auch diese waren in den Waffen. Die Herniker wurden in diesem Jahre besiegt, den Volskern eine unentscheidende Schlacht geliefert.

41. Darauf wurden Spurius Cassius (zum drittenmale) und Proculus Virginius Consuln. Mit den Hernikern schloß man Friede: sie mußten zwei Drittel ihres Landes abtreten. Die Hälfte davon wollte der Consul 163 Cassius unter die Latiner, die andre unter die Bürger vertheilen. Zu diesem Geschenke zog er noch ein ansehnliches Stück Landes, welches, laut seiner Beschuldigung, als Statsacker im Besitze einiger Privatpersonen sei. Dadurch sahen sich viele von den Vätern – sie eben waren die Besitzer – mit dem Verluste des Ihrigen bedroht. Allein auch in Rücksicht auf den Stat waren die Väter nicht ohne Sorge, daß der Consul sich durch diese Spende einen Anhang mache, von dem die Freiheit zu fürchten habe.

Dies war das erstemal, daß der Vorschlag, die Ländereien zu vertheilen, öffentlich gethan wurde; und nie ist er seitdem bis auf unsre Zeiten ohne die heftigsten Bewegungen betrieben. Der andre Consul widersetzte sich dieser Schenkung, unter dem Beistande der Väter, und hatte selbst nicht alle Bürger gegen sich, die gleich anfangs ein Geschenk verschmäheten, das, so gemein gemacht, statt bei den Bürgern stehen zu bleiben, sich auch auf Bundesgenossen erstrecke; und nachher hörten sie oft den Consul Virginius, wenn er in seinen Reden gleichsam prophetisch vorhersagte: «Sein Amtsgenoß mache ihnen dies Geschenk zu ihrem Verderben. Von diesen Ländereien würden die, die sie annahmen, die Knechtschaft ernten. Er bahne sich den Weg zum Throne. Warum würden sonst die Bundsgenossen und sämtlichen Latiner mit dazu gezogen? Wozu sei es nöthig gewesen, den Hernikern, so eben noch Feinden, den dritten Theil des ihnen genommenen Landes wiederzugeben, wenn nicht Cassius die Absicht habe, sich statt eines Coriolanus an die Spitze dieser Völker zu stellen?»

Schon fand er, selbst als Tadler und Gegner des Ackergesetzes, im Volke Beifall: und nun wetteiferten beide Consuln, den Bürgern willfährig zu sein. Virginius sagte, er habe nichts dagegen, daß sie sich die Ländereien anweisen ließen, wenn sie nur sonst niemand, als Römischen Bürgern angewiesen würden. Cassius, der seine Ackerspende zu sehr auf den Dank der Bundgenossen berechnet, und dadurch bei seinen Mitbürgern verloren hatte, 164 verlangte jetzt, um ihre Zuneigung durch ein anderes Geschenk wieder zu gewinnen, daß man die für das Sicilinische Getreide eingenommenen Gelder dem Volke zurückzahlen solle. Dies aber verabscheueten die Bürger gerade so, als ein für den Thron ihnen baar aufgezähltes Kaufgeld; und in Beziehung auf Alleinherrschaft waren sie für jeden Verdacht so empfänglich, daß sie seine Geschenke nicht anders, als hätten sie Überfluß an allem, mit inniger Verachtung von sich stießen.

Es ist gewiß, daß er gleich nach Niederlegung seines Amts verdammt und hingerichtet wurde. Einige behaupten, sein Vater habe die Todesstrafe an ihm vollzogen; habe ihn, nach zu Hause angestellter Untersuchung, peitschen und tödten lassen und des Sohnes eignes Vermögen der Ceres gewidmet. Hievon habe er ein Bild der Göttinn fertigen lassen, mit der Unterschrift: Aus der Cassischen Familie gegeben. Bei einigen finde ich – und dies kommt der Wahrheit näher, daß er von den peinlichen Richtern Cäso Fabius und Lucius Valerius auf Hochverrath angeklagt und nach dem Ausspruche des Gesamtvolks verdammet, auch sein Haus auf öffentlichen Befehl niedergerissen sei. Die Stelle hat jetzt der freie Platz vor dem Tempel der Tellus. Mag das Gericht über ihn zu Hause, oder vor dem Volke, stattgefunden haben; genug, er wurde verdammet, als Servius Cornelius und Quintus Fabius schon Consuln waren.

42. Der Haß der Bürger gegen den Cassius war nicht von langer Dauer. Das Ackergesetz, hatte man ihnen gleich den Verfechter desselben genommen, stellte sich ihnen von selbst mit seinen Reizen dar, und die Unfreigebigkeit der Väter erhöhete diese Wünsche dadurch, daß sie, nach der diesjährigen Besiegung der Volsker und Äquer, den Soldaten um die Beute brachten. Alles, was man dem Feinde abnahm, verkaufte der Consul Fabius und lieferte den Ertrag in die Schatzkammer. So verhaßt indeß den Bürgern des letzten Consuls wegen der Name Fabius war, so setzten es dennoch die Väter durch, daß mit dem Lucius Ämilius, Cäso Fabius zum Consul gewählt wurde. 165 Der Bürgerstand, hierüber noch mehr erbittert, veranlassete durch die Unruhen im Innern einen Krieg von außen, und dann bekamen wieder die bürgerlichen Streitigkeiten durch den Krieg einigen Aufschub. Väter und Volk vereinigten sich gegen die den Krieg erneurenden Volsker und Äquer, und erfochten unter Ämilius Anführung einen Sieg. Doch kostete die Flucht mehr Feinden das Leben, als die Schlacht: so hartnäckig verfolgte die Reuterei die Geschlagenen.

Den funfzehnten QuinctilisNachher hieß dieser Monat Julius. eben dieses Jahrs wurde dem Castor der Tempel geweihet, den ihm in der Schlacht mit den Latinern der Dictator Postumius verheißen hatte. Ihn weihete sein Sohn, als ein dazu ernannter Duumvir (Zweiherr).

Auch in diesem Jahre brachte das lockende Ackergesetz die Bürger in Bewegung. Die Bürgertribunen nämlich fanden in diesem, die Vortheile des Bürgerstandes bezweckenden, Vorschlage das Mittel, öffentlich zu zeigen, wie sehr ihr Amt dem Vortheile der Bürger geeignet sei. Die Väter hingegen, welche glaubten, im großen Haufen finde sich, auch ohne Hoffnung eines Lohns, der Tollheit genug, dachten an die Spenden und Lockungen zur Verwegenheit nur mit Entsetzen. Und den Vätern gingen mit dem thätigsten Widerstande die Consuln voran. Folglich siegte diese Statspartei, und diesmal nicht bloß für den Augenblick; sondern sie verschaffte sich auch Consuln auf das nächste Jahr, den Marcus Fabius, den Bruder des Cäso, und den als Ankläger des Spurius Cassius den Bürgern noch verhaßteren Lucius Valerius.

Der Streit mit den Tribunen fand auch in diesem Jahre statt. Allein das Ackergesetz blieb ohne Erfolg, und seine Erneurer wurden mit ihren Anpreisungen eines Geschenks, das nie zu Stande kam, lächerlich. Die Besetzung dreier Consulate nach einander erwarb dem Namen der Fabier hohe Achtung, und sie galten dafür, sich, gleichsam in Einer Reihe, in den Kämpfen mit den Tribunen 166 bewährt zu haben. Darum blieb das Consulat, als gut aufgehoben, länger bei diesem Geschlechte.

Nun fing man mit den Vejentern Krieg an, und zugleich erneuerten ihn die Volsker. Doch zu den auswärtigen Kriegen hatte man beinahe der Kräfte zu viel, und diese misbrauchte man zu innern Streitigkeiten. Den allgemeinen Mismuth hierüber erhöheten noch himmlische Schreckzeichen, welche fast täglich in der Stadt und auf dem Lande ihre Drohungen verkündigten: und auf die von Seiten des Stats und von Einzelnen, bald durch Opfer, bald durch Vogelflug, vor die Gottheit gebrachten Anfragen, was ihren Zorn erregt habe, gaben die Priester keine andre Auskunft, als die, die heiligen Gebräuche würden nicht gehörig abgewartet. Diese Besorgnisse hatten indeß keine weitere Folge, als daß die Vestalinn Oppia, der Unkeuschheit schuldig erklärt, ihre Strafe erlitt.

43. Darauf wurden Quintus Fabius und Cajus Julius Consuln. Der innere Zwist war in diesem Jahre eben so hitzig, und der auswärtige Krieg noch wüthender. Die Äquer griffen zu den Waffen: die Vejenter brachen verheerend ins Römische.

Noch war die Besorgniß über diese Kriege im Steigen, als Cäso Fabius und Spurius Furius Consuln wurden. Die Äquer bestürmten die Latinische Stadt Ortona. Die Vejenter, die schon zur Gnüge geplündert hatten, machten Miene, Rom selbst anzugreifen. Da diese Schreckensnachrichten den Trotz der Bürger hätten besänftigen müssen, so vermehrten sie ihn noch; und diese überließen sich wieder der alten Gewohnheit, die Aufforderung zum Kriegsdienste nicht zu beantworten, freilich nicht aus eignem Antriebe; sondern der Bürgertribun, Spurius Licinius, hatte geglaubt, jetzt sei die Zeit da, den Vätern in der höchsten Noth das Ackergesetz aufzudringen, und es sich zum Geschäfte gemacht, die Werbung zu verhindern. Allein diesmal trug er von der Ausübung seiner tribunicischen Gewalt den Haß ganz allein, und die Consuln konnten nicht feindseliger gegen ihn auftreten, als selbst es seine Amtsgenossen thaten, unter deren Beistande die Consuln die 167 Aushebung vollzogen. Es wurden für beide Kriege zugleich Heere errichtet. Über das gegen die Äquer bekam Fabius, und über das gegen die Vejenter Furius die Anführung. Im Vejenterlande fiel nichts Merkwürdiges vor.

Dem Fabius hingegen machten seine Bürger weit mehr zu schaffen, als der Feind. Er allein, der Consul selbst, hielt das Beste des Ganzen aufrecht, an dem das Heer, so viel an ihm lag, aus Haß gegen den Consul, zum Verräther wurde. Denn da der Consul unter andern Beweisen seiner Geschicklichkeit als Feldherr, deren er in Vorbereitung und Führung dieses Krieges so viele gab, seine Linie so gestellt hatte, daß er bloß durch den Angriff mit der Reuterei das Heer der Feinde schlug, so wollte das Fußvolk den Geschlagenen nicht nachrücken. Möchte der Zuruf des ihnen verhaßten Feldherrn ohne Wirkung geblieben sein: allein es konnte so wenig jetzt die Scheu, sich an ihrer eignen und an des States Ehre zu versündigen, als nachher, wenn der Feind wieder Muth gefasset hatte, die Gefahr sie bewegen, sich in Schritt zu setzen, oder wenigstens in Schlachtordnung stehen zu bleiben. Ohne Befehl kehrten sie mit den Fahnen um, und gingen traurig – Man hätte sie für die Besiegten halten sollen – unter wechselnden Flüchen auf ihren Feldherrn, auf die von der Reuterei geleisteten Dienste, ins Lager zurück. Und gegen ein so verderbliches Beispiel bot der Feldherr auch nicht ein einziges Heilmittel auf: so verläßt die herrlichsten Köpfe eher die Kunst, den Bürger zu leiten, als den Feind zu schlagen.

Der Consul kehrte nach Rom zurück, und hatte seinen Kriegsruhm nicht so sehr erhöhet, als er den Haß der Soldaten gegen sich gereizt und erbittert hatte. Dennoch setzten es die Väter durch, daß das Consulat bei der Fabischen Familie blieb. Sie wählten den Marcus Fabius zum Consul: des Fabius Amtsgenoß wurde Cneus Manlius.

44. Auch in diesem Jahre brachte ein Tribun die Ländervertheilung in Vorschlag. Er hieß Tiberius Pontificius. Gleich als hätte Spurius Licinius sein Ziel erreicht, schlug auch er denselben Weg ein, und hinderte die 168 Werbung. Doch nur kurze Zeit. Denn als die Väter abermals in großer Sorge waren, sagte Appius Claudius: «Die tribunicische Gewalt sei im vorigen Jahre, der Sache nach für dasmal, in Hinsicht auf das Beispiel auf immer besiegt, weil man das Mittel entdeckt habe, sie durch sich selbst zu vernichten. Es werde nie an einem fehlen, dem nicht ein Sieg über seinen Amtsgenossen und der Beifall des besseren Theils, ohne dem Besten des Stats zu nahe zu treten, etwas Erwünschtes sei. Selbst mehrere Tribunen, wenn mehrere nöthig sein sollten, würden zur Hülfe der Consuln bereit sein; und man habe ja schon an Einem gegen Alle genug. Die Consuln und die Ersten der Väter möchten sich nur Mühe geben, wo nicht alle, wenigstens einige von den Tribunen, für die Sache des Stats und des Senats zu gewinnen.»

Gestimmt durch diese Maßregeln des Appius ließen sich die sämtlichen Väter mit den Tribunen leutselig und zuvorkommend ein: und die Consularen gewannen ihnen, theils als die Geliebten, theils als die Verehrten, je nachdem jeder von ihnen auf diesen oder jenen Tribun ins besondre wirken konnte, das Versprechen ab, daß der Einfluß des tribunicischen Amts dem State nicht nachtheilig sein solle: und unter dem Beistande von vier Tribunen, gegen Einen Störer des allgemeinen Besten vollzogen die Consuln die Aushebung.

Sogleich rückten sie zum Kriege gegen die Vejenter aus, bei denen sich von allen Seiten Hetruriens, Hülfsvölker gesammelt hatten, nicht etwa, weil die Freundschaft für die Vejenter sie zusammenbrachte, sondern weil ihnen die Hoffnung aufgegangen war, die innere Zwietracht könne die Auflösung des Römischen Stats zur Folge haben. Und auf allen Versammlungen der Völkerschaften Hetruriens ließen sich ihre Häupter laut vernehmen: «Die Macht der Römer würde ewig sein, wenn sie nicht durch Aufruhr getrennt gegen einander selbst wütheten. Hierin liege für blühende Staten das einzige Gift, der wahre Verfall, wodurch das Schicksal auch das Ende großer Reiche herbeiführe. Lange hätten dies Übel theils die 169 Väter durch ihre Klugheit, theils die Bürger durch ihre Duldsamkeit, hingehalten; jetzt sei es aufs Äußerste gekommen. Aus einer Bürgerschaft seien zwei geworden: jede Partei habe ihre eignen Obrigkeiten, ihre eignen Gesetze. Zuerst wären sie nur bei den Werbungen die Unbändigen gewesen; bei dem allen hätten sie doch im Kriege ihren Feldherren gehorcht. Habe es in der Stadt noch so schlimm gestanden, so habe man das Ganze, so lange die Kriegszucht geblieben sei, aufrecht erhalten können. Jetzt aber begleite die Gewohnheit, seinen Oberen nicht zu gehorchen, den Römischen Soldaten auch ins Lager. Im letzten Kriege habe das ganze Heer einstimmig, selbst in der Linie, und mitten in der Schlacht, den schon geschlagenen Äquern mit dem Siege ein freiwilliges Geschenk gemacht, habe die Fahnen preisgegeben, den Feldherrn in der Schlacht gelassen und sei ohne Befehl ins Lager zurückgegangen. Rom könne wahrlich, wenn man ihm nur zusetze, durch sein eignes Heer besiegt werden. Man habe weiter nichts nöthig, als den Krieg zu erklären und zu zeigen: das Übrige würden die Schicksale und die Götter seinen Gang gehen lassen.» Diese Hoffnung hatte die Hetrusker, die so oft bei wechselndem Geschicke Besiegte und Sieger gewesen waren, wieder in die Waffen gebracht.

45. Auch den Römischen Consuln bangte vor nichts so sehr, als vor ihrer eignen Macht, vor ihren eignen Kriegern. Das Andenken an das schlimme Beispiel vom vorigen Kriege schreckte sie, die Sache nicht dahin kommen zu lassen, wo sie sich vor zwei Heeren zugleich zu fürchten hätten. Also hielten sie sich im Lager, ohne sich der Gefahr von beiden Seiten auszusetzen. «Vielleicht werde selbst der Aufschub und die Zeit die Zürnenden besänftigen und ihrem Verstande die Gesundheit wiederbringen.»

Desto dringender waren die Feinde, Vejenter und Hetrusker. Sie suchten die Römer zum Treffen zu bringen, anfangs dadurch, daß sie vor dem Lager auf und ab ritten und sie herausforderten; und als dies fruchtlos blieb, durch Schimpfen, theils auf die Consuln selbst, theils auf 170 das ganze Heer. «Unter dem Scheine eines innern Zwists hätten sie für ihre Feigheit einen Deckmantel gefunden: und die Consuln hätten eben so viel Ursache, in den Muth, als in die Treue ihrer Soldaten, ein Mistrauen zu setzen. Das sei ein Aufruhr von ganz neuer Art, in welchem Bewaffnete eine so tiefe Stille beobachteten.» Außerdem gaben sie ihnen als Neulingen in Rücksicht ihrer Herkunft und Abstammung theils falsches, theils wahres zu hören. Daß sie dergleichen dicht unter dem Walle und an den Thoren des Lagers erschallen ließen, litten die Consuln sehr gern. Allein die Herzen des unerfahrnen Haufens bestürmte bald der Unwille, bald die Scham, und ließ sie des inneren Misverhältnisses vergessen; es ärgerte sie, wenn dies den Feinden ungestraft hinginge; und es ärgerte sie, wenn die Väter, wenn die Consuln ihren Willen haben sollten. In ihrem Busen kämpfte Feindeshaß mit Bürgerhaß. Endlich behielt der gegen den äußern Feind die Oberhand; so schneidend und übermüthig wurde der Spott des Feindes. Zahlreich versammelten sie sich vor dem Hauptzelte, forderten ein Treffen, verlangten das Zeichen zur Schlacht. Die Consuln, als wollten sie die Sache überlegen, steckten die Köpfe zusammen; besprachen sich lange. Sie wünschten zu schlagen: allein sie mußten ihre Wünsche umrufen und verbergen, um durch Widerstand und Aufschub den Eifer des einmal gereizten Kriegers zu beflügeln. Sie ertheilten die Antwort: «Die Sache sei noch unreif; noch sei die Zeit zur Schlacht nicht da: sie möchten sich auf ihr Lager beschränken.» Dann ließen sie bekannt machen: «Es solle sich niemand auf ein Gefecht einlassen. Wer ohne Erlaubniß zum Kampfe aufträte, den würden sie als Feind behandeln.» Die mit diesem Bescheide Entlassenen wurden nun auf das Treffen so viel erpichter, je weniger sie die Consuln dazu geneigt glaubten. Und außerdem setzten ihnen die Feinde so viel kecker zu, sobald sie erfahren hatten, daß die Consuln sich bestimmt hätten, nicht zu schlagen. «Denn nun würden sie ungestraft sie höhnen können. Den Soldaten würden die Waffen nicht anvertraut. Der Aufruhr werde 171 zum heftigsten Ausbruche kommen, und Roms Oberherrschaft habe ihr Ende.»

In diesem Vertrauen liefen sie beständig an die Thore, riefen ihre Schmähungen hinein und konnten sich kaum enthalten, das Lager anzugreifen. Endlich konnten die Römer die Schmach nicht länger ertragen: aus dem ganzen Lager liefen sie von allen Seiten zu den Consuln. Nicht mehr mit Zurückhaltung, wie vorhin, nicht durch die Vornehmsten ihrer Hauptleute ließen sie ihre Forderungen vortragen, sondern betrieben sie alle in wilder Unordnung mit Geschrei.

Jetzt war die Sache reif; und dennoch zögerte man von jener Seite. Endlich ließ Fabius, als mit dem Getümmel die Furcht vor dem Ausbruche zunahm, mit Bewilligung seines Mitconsuls, durch die Trompete Stille gebieten und sprach: «Daß diese Leute siegen können, Cneus Manlius, das weiß ich. Daß ich aber nicht weiß, ob sie wollen, daran sind sie selbst Schuld. Es bleibt also fest und beschlossen, das Zeichen nicht eher zu geben, bis sie schwören, daß sie aus dieser Schlacht als Sieger kehren wollen. Einem Römischen Consul konnte der Soldat einmal in der Schlacht entlaufen: den Göttern entläuft er nie.» Unter den voranstehenden Schlachtforderern war Marcus Flavolejus, ein Hauptmann. «Ich,» rief er, «Marcus Fabius, will aus dem Treffen als Sieger kehren.» Hielte er nicht Wort, so rief er den Zorn des Vaters Jupiter, des schreitenden Mars und der andern Götter über sich. Und so verpflichtete sich der Reihe nach das ganze Heer, jeder durch seinen Eid.

Nach der Eidesleistung erhielten sie das Zeichen, griffen zu den Waffen und traten zur Schlacht auf, voll Erbitterung und Muth. Jetzt forderten sie die Hetrusker auf, Schimpfreden auszustoßen; jetzt hießen sie den Feind mit der fertigen Zunge ihnen vor die Klinge kommen. Bürgerliche und Adliche, alle zeichneten sich an dem Tage durch Tapferkeit aus; aber am hellsten strahlte der Name Fabius und die sämtlichen Fabier. Sie setzten es darauf an, die durch so manchen heimischen Zwist ihnen abgewandten 172 Herzen ihrer Bürger in dieser Schlacht wieder zu gewinnen. Jetzt wurden die Reihen gestellt: und die Feinde, Vejenter und Hetruskerlegionen, nahmen das Treffen an.

46. Sie machten sich beinahe sichere Hoffnung, daß die Römer gegen sie eben so wenig fechten würden, als sie gegen die Äquer gefochten hätten; ja sie glaubten, bei dieser Erbitterung, und da sie eine noch nicht entschiedene Schlacht vor sich hätten, lasse sich von ihnen noch wohl ein wichtigerer Schritt erwarten. Es erfolgte grade das Gegentheil. In keinem der früheren Kriege gingen die Römer mit größerer Wuth ins Treffen; so sehr hatte sie hier der Hohn des Feindes, dort das Zögern der Consuln erbittert. Kaum hatten die Hetrusker Zeit, sich aufzustellen, als das Gefecht, weil die Römer gleich im ersten Heranstürzen ihre Wurfspieße mehr auf Gerathewohl hingeworfen, als abgeschossen hatten, schon Mann gegen Mann, schon bloß mit dem Schwerte galt, welches immer den heißesten Kampf giebt. Unter den Anführern gab sich das Fabische Geschlecht seinen Bürgern zum ausgezeichneten Schauspiele und Muster.

Einem von ihnen, dem Quintus Fabius, – er war vor drei Jahren Consul gewesen – der, den Seinigen voran, in die dichtgeschlossenen Vejenter einbrach und sich zu unvorsichtig unter den Händen so vieler Feinde herumtummelte, stieß ein an Körperkraft und Waffenkunst überlegner Tusker sein Schwert durch die Brust, und so wie er den Stahl zurückzog, stürzte Fabius auf seine Wunde nieder. Auf beide Heere wirkte des Helden Fall, und schon wichen die Römer, als der Consul Marcus Fabius über die Leiche des vor ihm liegenden wegsprang, seinen Schild ihr vorhielt und rief: «Habt ihr das geschworen, Soldaten, daß ihr fliehend ins Lager kehren wolltet? Ihr fürchtet also die feigesten Feinde mehr, als den Jupiter und Mars, bei denen ihr schwuret? Ich habe nicht geschworen; aber ich will entweder als Sieger kehren, oder hier neben dir, Quintus Fabius, fechtend fallen.» Und Cäso Fabius, der Consul des vorigen Jahrs, erwiederte dem Consul: «Glaubst du, Bruder, durch deine Worte zu 173 bewirken, daß sie fechten? Die Götter müssen es bewirken, bei denen sie schwuren! Und auch wir wollen, unserm Range gemäß und des Namens Fabius würdig, lieber kämpfend als ermahnend, den Muth der Unsrigen befeuern.» So flogen die zwei Fabier mit drohenden Lanzen an die Spitze und zogen mit sich die ganze Linie vorwärts.

47. Während das Treffen auf dieser einen Seite wieder hergestellt wurde, förderte auf dem andern Flügel der Consul Cneus Manlius die Arbeit eben so lebhaft: und hier waltete fast ein gleiches Schicksal. Denn so wie auf jenem Flügel dem Quintus Fabius, so rückten auf diesem dem Consul selbst, der die Feinde schon als Geschlagene vor sich her trieb, die Soldaten kräftig nach; und eben so wichen sie auch, als er schwer verwundet die Linie verließ, weil sie glaubten, er sei geblieben. Und sie würden das Feld geräumt haben, hätte nicht der andre Consul, der mit einigen Haufen Reuterei herangesprengt kam, durch seine laute Versicherung, daß sein Mitconsul lebe, und daß er selbst als Sieger auf jenem Flügel herbeigeeilt sei, der wankenden Linie die Haltung wiedergegeben. Auch zeigte Manlius, um das Gefecht wieder herzustellen, sich ihnen in Person. Der Blick in das Antlitz beider Consuln erfüllte die Soldaten mit neuem Muthe. Auch hatte indeß die Linie der Feinde an wahrer Stärke verloren, weil sie, im Vertrauen auf ihre überflüssige Menge, den Rückhalt hinten weggezogen und zu einem Angriffe auf das Römische Lager abgeschickt hatten. Da sie in dieses ohne großen Widerstand eingebrochen waren, und, mehr des Plünderns als des Fechtens eingedenk, die Zeit verloren, so ließen die Römer der dritten Linie, die den ersten Einbruch nicht hatten hindern können, die Consuln von ihrer Lage benachrichtigen, sammelten sich bei dem Hauptzelte in einen dichten Kreis und erneuerten für sich allein das Gefecht: unterdessen hatte der Consul Manlius, bei seiner Zurückkunft zum Lager, alle Thore mit Soldaten besetzt und den Feinden den Ausweg gesperrt. Die Verzweiflung entflammte die Tusker mehr zur Wuth, als zur Tapferkeit. Denn da 174 sie nach allen Seiten, wo sich nur ein Ausweg hoffen ließ, mehrmals einen vergeblichen Anlauf gewagt hatten, so nahm sich einer ihrer Haufen den Consul selbst zum Ziele, den seine Waffen kenntlich machten. Anfangs fingen die Umstehenden die Pfeile auf: dann aber konnten sie der Übermacht nicht widerstehen. Der Consul, tödlich verwundet, fiel, und Alle um ihn wurden verjagt. Den Tuskern stieg der Muth: die Römer, ohne Fassung, trieb der Schrecken im ganzen Lager umher. Und es würde auf das Äußerste gekommen sein, hätten nicht die Unterfeldherren, nachdem sie den Körper des Consuls weggerissen hatten, den Feinden den Ausweg durch Ein Thor geöffnet. Zu diesem stürzten sie hinaus, und in wilder Unordnung davon eilend begegneten sie dem siegreichen andern Consul. Hier wurden sie abermals zusammengehauen und aus einander gesprengt.

Es war ein herrlicher Sieg erfochten, in den sich aber die Trauer über zwei so vornehme Leichen mischte. Darum antwortete der Consul, als ihm der Senat den Triumph zuerkannte: «Wenn das Heer ohne Feldherrn triumphiren könne, so wolle er ihm, für die in diesem Kriege geleisteten außerordentlichen Dienste, dies gern gestatten. Er aber werde, da seine Familie durch den Tod seines Bruders Quintus Fabius in Trauer, der Stat durch den Verlust des einen Consuls zur Hälfte verwaiset sei, den bei der Volks- und Haustrauer ihm übel stehenden Lorberkranz nicht annehmen.»

Der abgelehnte Triumph gab ihm größern Ruhm, als jeder gehaltene. So wahr ist es, daß Ehre, zur rechten Zeit abgewiesen, oft mit gehäuftem Maße wieder einkommt. Darauf begleitete er die beiden auf einander folgenden Leichenzüge seines Amtsgenossen und seines Bruders: er war es, der beiden die Leichenrede hielt, wobei er dadurch, daß er seine Verdienste auf sie übertrug, den größten Theil des Lobes selbst erntete. Und des Vorsatzes eingedenk, den er sich beim Antritte seines Consulats eingeprägt hatte, die Herzen der Bürgerlichen wieder zu gewinnen, vertheilte er die verwundeten Soldaten zur 175 Heilung unter die Väter. Den Fabiern gab er die meisten; und nirgends genossen sie einer bessern Pflege.

Seitdem waren die Fabier sogar Lieblinge des Volks, und nur durch ein für den Stat selbst wohlthätiges Mittel.

48. Da also eben so sehr auf Betrieb der Bürger, als der Väter, Cäso Fabius zum Consul erwählt war – er wurde es mit dem Titus Virginius, – so waren ihm weder Kriege, noch Werbung, oder irgend eine andre Sorge so wichtig, als die, vollends bei der zum Theile schon begründeten Hoffnung zur Einigkeit, die Herzen der Bürger, so bald er könnte, den Vätern wieder zuzuwenden. Gleich mit Jahresanfang trug er bei den Vätern darauf an, «ehe noch irgend ein Tribun mit dem Vorschlage einer Ackervertheilung aufträte, möchten sie zuvorkommende Geber werden und die eroberten Ländereien unter die Bürgerlichen möglichst gleich vertheilen. Es sei doch billig, daß diejenigen sie besäßen, durch deren Blut und Schweiß sie erworben wären.»

Dies verwarfen die Väter; ja einige klagten sogar, daß jener ehemalige Feuergeist des Cäso durch zu großen Ruhm in Üppigkeit und Entkräftung ausarte. Auch gab es dies Jahr in der Stadt keinen Parteienzwist weiter: allein die Latiner litten durch die Einfälle der Äquer. Cäso, der mit dem Heere dorthin geschickt wurde, ging in das Land der Äquer selbst hinüber, um hier zu plündern. Die Äquer wichen in ihre Städte, und hielten sich hinter den Mauern: so kam es zu keiner merkwürdigen Schlacht.

Gegen den andern Feind, die Vejenter, hatte man durch die Unbesonnenheit des andern Consuls Verlust; und kam nicht Cäso Fabius zu rechter Zeit zu Hülfe, so war es um das Heer geschehen.

Seitdem hatte man mit den Vejentern weder Frieden, noch Krieg, und das Ganze gewann das Ansehen einer Straßenräuberei. Den Römischen Legionen wichen sie in die Stadt: merkten sie, daß diese abgezogen waren, so fielen sie ins Römische, indem sie wechselsweise den Krieg durch Stillsitzen, die Ruhe durch Angriff vereitelten. So konnten die Römer die Sache weder ganz liegen lassen, 176 noch beenden: und doch droheten andre Kriege theils schon jetzt mit dem Ausbruche, wie zum Beispiele von den Äquern und Volskern, die nie länger ruheten, als bis der frische Schmerz der letzten Niederlage vorüber war; theils sah man offenbar, daß nächstens die Sabiner, welche Rom immer aufsätzig waren, und das ganze Hetrurien, sich erheben würden. Allein der Krieg mit den Vejentern, mehr anhaltend, als ernsthaft, beunruhigte sie öfter durch Kränkungen, als durch Gefahr; weil er nie aus der Acht gelassen sein wollte, noch ihnen gestattete, sich gegen andre zu wenden.

Da trat das Fabische Geschlecht vor den Senat. Der Consul vertrat seinen Stamm als Wortführer. «Der Vejentische Krieg bedarf, wie ihr wisset, versammelte Väter, mehr eines bleibenden, als starken Kohrs. Besorgt ihr die andern Kriege: den Vejentern gebt die Fabier zu Gegnern. Wir sind euch Bürgen, daß dort die Ehre des Römischen Namens ungefährdet sein soll. Wir sind gewillet, diesen unsern, gleichsam unsrer Familie gehörigen, Krieg auf eigene Kosten zu führen. Auf dieser Seite mag der Stat von Volks- und Geldlieferungen ausruhen.»

Mit außerordentlichen Danksagungen wurde dies erwiedert. Den aus dem Rathhause tretenden Consul begleitete der Zug der Fabier, die im Vorhofe des Rathhauses, den Schluß des Senates abzuwarten, stehen geblieben waren, zu seiner Wohnung. Nach erhaltenem Befehle, am folgenden Tage sich bewaffnet vor der Thür des Consuls einzufinden, schieden auch sie in ihre Häuser.


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