Titus Livius
Römische Geschichte
Titus Livius

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Zweiundzwanzigstes Buch.

Die Jahre Roms 535 und 536.

502 Inhalt des zweiundzwanzigsten Buchs.

Hannibal, der bei dem beständigen Wachen in den Morästen ein Auge verliert, kommt nach Hetrurien: in diesen Morästen war er, ohne irgend auszuruhen, vier Tage und drei Nächte fortmarschirt. Der Consul, Cajus Flaminius, ein verwegener Mann, der den Götterwinken zuwider aufbrach, die Heerfahnen, weil man sie nicht aus dem Boden aufziehen konnte, losgraben ließ, und als er zu Pferde gestiegen war, über den Kopf herabstürzte, wurde am Trasimenischen See durch Hannibals List umringt und mit dem Heere niedergehauen. Sechstausend, welche sich durchgeschlagen und an Maharbal ergeben hatten, läßt Hannibal treuloser Weise fesseln. Bei der auf die Nachricht von dieser Niederlage über Rom sich verbreitenden Trauer bekommen zwei Mütter unvermuthet ihre Söhne zurück, und sind vor Freude des Todes. Nach Anweisung der Sibyllinischen Buches gelobt man dieser Niederlage wegen einen heiligen Frühling. Als Quintus Fabius Maximus, der nun als Dictator gegen Hannibal geschickt wurde, sich mit ihm in kein Treffen einlassen wollte, um nicht seine durch unglückliche Gefechte muthlos gewordenen Soldaten gegen einen auf so viele Siege dreisten Feind in der Schlacht auf das Spiel zu setzen, und Hannibals Absichten bloß dadurch vereitelte, daß er sich ihm entgegenstellte: so bewirkt sein Magister Equitum, Marcus Minucius, ein dreister und verwegener Mann, dadurch, daß er den Dictator der Unthätigkeit und Feigheit beschuldigt, einen Volksschluß, der ihm mit dem Dictator gleichen Oberbefehl giebt; und als er mit dem zwischen ihnen getheilten Heere auf ungünstigem Kampfboden ein Treffen liefert und es sehr schlimm um seine Legionen steht, wird er von dem mit seinem Heere herzueilenden Fabius Maximus gerettet. Gerührt durch diese Wohlthat, zieht er wieder zu ihm ins Lager, begrüßt ihn Vater, und auf seinen Befehl thun dies auch die Soldaten. Hannibal, der nach der Verheerung Campaniens zwischen der Stadt Casilinum und dem Berge Callicula vom Fabius eingeschlossen wird, verjagt durch Reisbündel, welche er Ochsen an die Hörner binden und anzünden läßt, das Römische Kohr, welches den Callicula besetzt hält, und kommt so durch den Paß. Auch verschont er, als er Alles umher niederbrennen läßt, das Landgut des Dictators Quintus Fabius Maximus, um ihn als Verräther verdächtig zu machen. Nun kommt es unter dem Consulate und eigner Anführung des Ämilius Paullus und Terentius Varro zu der höchst unglücklichen Schlacht mit Hannibal bei Cannä, in welcher fünfundvierzigtausend Römer mit dem Consul Paullus und achtzig Senatoren bleiben, und dreißig gewesene Consuln, Prätoren oder Ädilen. Als nach dieser Niederlage mehrere Jünglinge von Adel aus Verzweiflung mit dem Entwurfe umgehen, Italien zu verlassen, so schwört der Kriegstribun Publius Cornelius Scipio, nachher der Africaner genannt, indem er den Beratschlagenden sein Schwert über die Köpfe hält, daß er den als Feind ansehen wolle, der ihm nicht die vorgesagten Worte nachschwüre, und bewirkt dadurch, daß sie alle sich eidlich verpflichten, Italien auf keinen Fall zu verlassen. Außerdem berichtet dies Buch die Bestürzung und Trauer der Stadt Rom und die besser gelungenen Unternehmungen in Spanien. Opimia und Floronia, Vestalische Jungfrauen, werden Unkeuschheit wegen verurtheilt. Aus Mangel an Soldaten werden achttausend Sklaven bewaffnet. Die Gefangenen werden, ob man sie gleich auslösen konnte, nicht ausgelöset. Dem Varro geht man entgegen, und danket ihm, daß er den Stat noch nicht aufgegeben habe.


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