Adolf Kußmaul
Jugenderinnerungen eines alten Arztes
Adolf Kußmaul

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Jakob Henle.

Der bedeutendste Mann der Fakultät, als Forscher und Lehrer zugleich, war neben Naegele unstreitig sein junger Kollege Henle. Man konnte ihn noch über Naegele insofern stellen, als der Geburtshelfer nur sein beschränktes Fach lehrte, während Henle außer Anatomie und Physiologie, für die er berufen war, auch allgemeine Pathologie las. Für diese Vorlesung war der ideenreiche Mann wie geschaffen, denn in der Schule des großen Johannes MüllerJoh. Müller war als Anatom und Physiolog gleich groß. Seine größte wissenschaftliche Tat war die Begründung des für die Physiologie des Nervensystems, wie für die Erkenntnistheorie bedeutsamsten Gesetzes von der spezifischen Energie der Sinnesnerven. Helmholtz stellt in seinem Vortrag »Das Denken in der Medizin«, 1877, den Wert dieser wissenschaftlichen Errungenschaft der Newtonschen Entdeckung des Gravitationsgesetzes gleich. aufgewachsen, hatte er sich die dazu erforderlichen reichen biologischen Kenntnisse in umfassender Weise angeeignet und besaß die Gabe, klar und anregend vorzutragen, in seltenem Maße. Er wagte sich ohne Scheu an die höchsten Probleme der medizinischen Wissenschaft; wo reife Früchte noch nicht zu pflücken waren, griff er zu unreifen und präsentierte sie verführerisch auf silbernen Schalen. Sein mächtiger Lehrdrang trieb ihn, über den Kreis der Mediziner hinaus zu wirken, er las ein stark besuchtes Kollegium über Anthropologie für Hörer aus allen Fakultäten.

Geboren 1809 in Fürth bei Nürnberg war Henle mit seinen Eltern 1815 nach Mainz und später von da nach Koblenz übergesiedelt. Hier machte er die persönliche Bekanntschaft seines aus dieser Stadt gebürtigen späteren Lehrers Müller, der seine ganze Zukunft bestimmte. Müller war damals Professor in Bonn und kam in den 235 Ferien häufig nach Koblenz. – Henle studierte zuerst in Heidelberg und hörte Anatomie bei Tiedemann, ging dann nach Bonn und erfreute sich hier der Gunst und Führung Müllers. Nachdem er 1832 in Bonn promoviert und 1833 das medizinische Staatsexamen absolviert hatte, fügte es sich, daß in diesem Jahre Müller als Ordinarius für Anatomie und Physiologie nach Berlin berufen wurde und ihn zu seinem Prosektor machte. Er entfaltete jetzt eine außerordentlich fruchtbare Tätigkeit auf den drei Gebieten der Anatomie, Zoologie und pathologischen Physiologie, seiner Zulassung zum Lehramte aber stellten sich politische Schwierigkeiten in den Weg. Er wurde in Untersuchung gezogen und in die Hausvogtei gesperrt, weil er in Bonn der Burschenschaft angehört hatte. Es bedurfte der Fürsprache Alexanders von Humboldt, damit er endlich 1837 das Recht, an der Universität zu dozieren, erlangte. Drei Jahre nachher berief ihn die Züricher Regierung als Ordinarius für Anatomie und Physiologie an ihre Hochschule. Schon wenige Jahre später, im Frühjahr 1844, folgte er einem Rufe als ordentlicher Professor für dieselben Fächer neben Tiedemann nach Heidelberg. Er lehrte hier mit großem Erfolge bis 1852, wo er nach Göttingen an Langenbecks Stelle für Anatomie übersiedelte und am 13. Mai 1885 sein in rastloser Tätigkeit verbrachtes Leben beschloß.

In die Zeit von Henles Berliner Aufenthalt fiel der Beginn einer neuen Epoche der biologischen Wissenschaften, die auf die Medizin mächtig zurückwirkte. Sie wurde durch die berühmte Schrift Schwanns, gleichfalls eines Schülers von Müller, herbeigeführt, die 1839 unter dem Titel erschien: »Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachstum der Tiere und Pflanzen.« – Schwann war fast von gleichem Alter, wie Henle, geb. 1810 in Neuß bei Köln, und Kustos am Berliner anatomischen Museum. Er wurde 1839 als Anatom nach Löwen berufen und starb als Professor der Universität Lüttich 1882.

Anknüpfend an die Lehre des Botanikers Schleiden von der Pflanzenzelle, begründete Schwann die Lehre von der tierischen Zelle. Dasselbe mikroskopische Formelement dient zum Aufbau des Pflanzen- und Tierleibs, die Zelle ist gewissermaßen der 236 Baustein des belebten Naturreichs gegenüber dem Kristall des unbelebten. Aus der Zelle und ihren vielgestalteten Abkömmlingen wachsen hervor die Pflanzen- und Tiergewebe, aus den Geweben die Organe, aus den Organen die zusammengesetzten Organismen.

Aufgerichtet auf der sicheren Grundlage mikroskopischer und entwicklungsgeschichtlicher Untersuchungen, beschenkte die Schwannsche Zellenlehre die biologischen Wissenschaften mit einer fruchtbaren leitenden Idee, die ihnen allen neue Ziele der Forschung, neuen Inhalt und neue Gestalt verschaffte.

Zunächst war es die Anatomie, die aus der Zellenlehre den größten Gewinn zog. Die Gewebelehre, zu der im Beginn des Jahrhunderts Bichat in Paris den Grund gelegt, gewann durch sie ihre heutige Gestalt. Eine neue anatomische Welt tat sich uns jungen Medizinern auf in dem Werke Henles: »Allgemeine Anatomie«, 1841. Es fesselte die Leser fast noch mehr durch die weiten Aussichten, die es eröffnete, als durch das, was es bereits fertig darbot. Sobald die Berufung Henles bekannt geworden war, trieb mich die Neugier, sein Buch zu lesen. Den Eindruck auf mich kann ich nur mit dem der Liebigschen Schriften vergleichen, ich verfuhr damit, wie mit diesen, ich zog es aus und lernte seinen wesentlichen Inhalt auswendig.

Der Genuß, den mir die »Allgemeine Anatomie« bereitete, reizte mich, die »Pathologischen Untersuchungen«, die Henle schon 1840 herausgegeben hatte, gleichfalls zu lesen. Von den Abhandlungen, die er darin zusammengestellt hat, ist die: »Ueber Miasmen und Kontagien« weitaus die berühmteste geworden. Gestützt auf die damals noch so dürftigen Kenntnisse der Parasitenlehre, versuchte Henle mit erstaunlichem Scharfsinn der Ursache der Seuchen auf die Spur zu kommen. Mit prophetischem Blick versuchte er ihre parasitische Natur zu beweisen, und seine Hypothese ist – wenigstens für die Mehrzahl der Seuchen – zur feststehenden Tatsache geworden.

Mit großer Spannung sahen wir der Ankunft Henles entgegen, mit kaum geringerer der seines Freundes Pfeufer. Fast gleichzeitig 237 hatte die badische Regierung auch diesen für Heidelberg gewonnen und auch ihm war der Ruf eines ausgezeichneten Lehrers vorausgegangen; er sollte als zweiter Ordinarius für innere Klinik und Pathologie neben Puchelt wirken. Die beiden waren im gleichen Jahre 1840, nach Zürich gekommen und zogen an Ostern 1844 zusammen nach Heidelberg. Sie hatten in Zürich einen Freundschaftsbund für das Leben geschlossen, standen im Alter sich nahe und harmonierten in ihren politischen und Weltanschauungen. Im letzten Jahre ihres Züricher Aufenthalts verbanden sie sich zur Herausgabe einer medizinischen Zeitschrift und schickten das erste Heft mit einem Programm aus Henles Feder in die Welt, einem kriegerischen Manifeste: »Ueber medizinische Wissenschaft und Empirie.«

Schon der Titel: »Zeitschrift für rationelle Medizin«, den die Freunde gewählt hatten, konnte für eine Herausforderung gelten. Was heißt »rationell« anders, als vernünftig oder einsichtig? War denn die Medizin bisher unvernünftig gewesen und ohne Einsicht betrieben worden? Mußten Henle und Pfeufer erst eine vernünftige Medizin schaffen? Offenbar bedeutete das Schlagwort »rationell« einen Kampfruf zum Angriff auf die herrschenden Schulen, und mit spöttischem Lächeln nannten die alten Herren, auf die es gemünzt war, die beiden Herausgeber der Zeitschrift »die Dioskuren der rationellen Medizin«.

Die Berechtigung der rationellen Forderungen des Manifestes erscheint heute so selbstverständlich, daß man sich wundern könnte, warum Henle sie aufstellte und mit so großem Aufwande von Dialektik und scharfem Witze verfocht. Kein vernünftiger Mediziner wird heute leugnen, was das Programm verlangt: daß die Medizin nur aus einer durch Einsicht geläuterten Erfahrung hervorgehen soll. Sie kann unmöglich diese nötige Einsicht erlangen ohne genaue Beobachtung der Kranken, ohne die Hilfsmittel des Mikroskops, der physikalischen Untersuchung und Werkzeuge überhaupt, ohne Chemie, anatomisches Skalpell und physiologischen Versuch. Endlich bedarf die Medizin der Kenntnis aller Naturwissenschaften, die imstande sind, die Natur der Schädlichkeiten aufzudecken, die uns krank machen und die der Mittel, die uns heilen. – Sollte ein Mann von Henles 238 Scharfblick gegen Windmühlen gefochten haben? Sicherlich hätten wir jungen Mediziner in diesem Fall sein Manifest nicht mit so großem Interesse gelesen. Die Medizin jener Zeit begann sich eben damals erst vollbewußt aus den Banden der Naturphilosophie und des Aber- und Köhlerglaubens zu lösen. Es waren noch immer viele gelehrte Aerzte der Meinung, die Medizin lasse sich aus einem allgemeinen Prinzip systematisch ableiten. In Bayern mußten sich Wissenschaft und Kunst des Heilens sogar unter die Theosophie beugen; der allmächtige Obermedizinalrat Ringseis, der auf die Besetzung der ärztlichen Stellen und Professuren im Königreich einen oft entscheidenden Einfluß übte, leitete die Krankheiten aus dem Sündenfall ab und kurierte sie mit den Gnadenmitteln der Kirche. – Man begreift, daß die medizinische Jugend der vormärzlichen Zeit, die ein fortschrittlicher, kampflustiger Geist beseelte, mit Jubel das Schwirren der Geißel begrüßte, die der witzige Anatom über den Häuptern der Dunkelmänner schwang.

Da ich nur noch zwei Semester vor mir hatte, so konnte ich nicht mehr Anatomie bei Henle hören, sondern belegte nur sein Kollegium über Physiologie und erhielt von ihm die Erlaubnis, das über allgemeine Pathologie gratis zu besuchen. Außerdem verschaffte ich mir später noch das Heft eines guten Freundes, das er in der Vorlesung über Anthropologie nachgeschrieben hatte, und schrieb es ab. Ich habe somit Physiologie und allgemeine Pathologie zweimal als Student belegt, jedoch nur bei Henle regelmäßig besucht, bei Bischoff einigemale, bei Puchelt fast regelmäßig geschwänzt, was ich zur weiteren Illustration meiner früheren Auslassungen über Zwangskollegien hier bemerke.

In der allgemeinen Pathologie teilte uns Henle außer den Hauptergebnissen seiner »Pathologischen Untersuchungen« die Quintessenz seines großen »Handbuchs der rationellen Pathologie« mit, woran er bereits arbeitete, das jedoch erst 1846–1853 im Druck erschien. Es war ein großartiges, aber verfrühtes, auch mißlungenes Unternehmen, sämtliche Erscheinungen und Vorgänge am kranken Organismus auf ihre nahen und entfernten Ursachen zurückzuführen. Die Hypothesen überwucherten das tatsächlich Gegebene und 239 Erweisbare, wie in dem Handbuch, so auch in der Vorlesung, aber wir hatten keinen Schaden davon, denn die Vorlesung regte uns kräftig zum Denken an und verdarb uns nicht zu grauen Theoretikern für die künftige Praxis.

Henles Vortrag war wie ein klarer munterer Quell, auf dessen leichtbewegter Fläche heitere Lichter spielen. Obwohl er seine Sätze sehr einfach fügte und eine wohltuende Ruhe bewahrte, blieb er doch stets unterhaltend, seine Bemerkungen, witzige Vergleiche, überraschende Gedankenblitze ließen keine Ermüdung zu. Kam ein Scherz über seine Lippen, so zuckte ein Lächeln um seinen Mund, er tippte auch wohl mit einem Finger an die Nasenspitze und warf das Haupt ein wenig zur Seite, als wolle er den unbewacht entschlüpften Einfall von sich abschütteln.

In kurzer Zeit erwarb sich der junge Professor die Gunst seiner Hörer. Schon im Winter 1844/45 brachten sie ihm ein Fackelständchen und feierten ihn als Gelehrten, wie als Lehrer und als unerschrockenen, freisinnigen Forscher. Seine studentische und politische Vergangenheit trug mit dazu bei, ihn der akademischen Jugend lieb und wert zu machen. Eine kleine Hiebnarbe auf der linken Wange erinnerte sie daran, daß er der Burschenschaft angehört und deshalb in der Hausvogtei gesessen hatte. Auch umwob sein Haupt der goldene Schimmer einer romantischen Liebe, die bald nachher zu seiner ersten Ehe führte. Sein Schwiegersohn und Biograph, Professor Merkel in Göttingen, hat das Idyll sehr anziehend erzählt. Auerbach, mit Henle befreundet, benützte es zu seiner bekannten Erzählung: »Die Frau Professorin«, und Frau Birch-Pfeiffer brachte es in »Dorf und Stadt« sogar auf die Bühne, beide freilich in einer Gestalt, die Henle verletzte.

Die Heirat Henles mit einem liebenswürdigen Mädchen aus niederem Stande – er hatte es bei seiner Schwester zuvor ausbilden lassen – entsprach der sozialen Stimmung der vormärzlichen Zeit. Es waren namentlich die Mediziner, die aus der anatomischen Gleichheit der Töchter Evas ihre soziale Gleichberechtigung herleiteten. Mehrere meiner Bekannten und zwei angesehene Professoren der faculté de médicine in Straßburg stiegen von ihrer 240 akademischen Höhe zu den ungelehrten Töchtern des Volks herab, um sie zu sich herauf zu holen. Doch wurde mir auch im Frühjahr 1847 ein Korb bekannt, den sich ein Heidelberger Dozent, ein Anatom und Schüler Henles, bei einem schlichten Kinde der fröhlichen Pfalz geholt hatte. Er meinte, seinem angebeteten Meister wie in seinem Studium, so auch in der Wahl seiner Gattin nacheifern zu müssen. Seine junge, frische Aufwärterin gefiel ihm, und er machte ihr einen Heiratsantrag mit dem Vorschlag, sie aus seinen Mitteln in einer Damenpension zur standesgemäßen Erziehung unterzubringen. Er kam damit übel an. Was dem Herrn Doktor einfalle, fragte sie entrüstet. Sie habe bereits ihren Liebsten, dem sie fein genug erzogen sei. Ihr Schatz sei ein schmucker Fleischer, der zwei solcher schmächtigen Doktoren aufwiege.

 

Zwischen den jungen, von Zürich berufenen Professoren und den alten wollte sich je länger desto weniger ein freundliches Verhältnis gestalten. Sie waren zu verschieden in Jahren, politischen Anschauungen, gesellschaftlichen Gewohnheiten, zweifelsohne auch in ihren Ansichten über das medizinische Lehren und Lernen.

Merkel hat in der Biographie Henles (S. 214) einen Brief mitgeteilt, den dieser an Pfingsten 1844 an seine Angehörigen geschrieben hat, – der Brief wäre wohl besser ungedruckt geblieben. Er ist aus einer schrecklichen Stimmung hervorgegangen, die sich vermutlich aus Ereignissen, die Merkel andeutet, in Henles elterlicher Familie erklärt. Henle nennt darin seine alten Kollegen langweilige Zöpfe, unter denen zu sitzen für ihn und Pfeufer eine »Degradation« sei, sie benützten den Ruf und die herrliche Lage Heidelbergs, um sich in behaglicher Ruhe zu mästen, und schlössen sich gegen Eindringlinge ab; alles, außer ihren Wohnungen, Landhäusern und Weinbergen, sei in einem erbärmlichen Zustande. – Welche ungerechten Beschuldigungen! Die langweiligen Zöpfe hatten Heidelbergs medizinischen Weltruf geschaffen und die Berufung der Züricher bei der Regierung beantragt. Glichen diese in gesegneter Arbeit ergrauten Gelehrten zur Ruhe gesetzten, feisten Mandarinen? Seit wann ziemte sich's nicht für einen akademischen Lehrer, ein eigenes Heim, die 241 Sehnsucht des Aermsten, zu erwerben? Zu eignem Herd und Haus hatten es die alten Herren allerdings gebracht, aber ein Landhaus besaß keiner, vielleicht wohl einen Rebgarten; aber was wollte das in Heidelberg bedeuten? Der Einzige, der es zu größeren Glücksgütern gebracht hatte, war Chelius, und dieser hatte sie durch seine unermüdliche Tätigkeit und ein seltenes chirurgisches Geschick erworben.

Henle und Pfeufer fanden bald jüngere und gleichgestimmte Kollegen außerhalb der Fakultät: Jolly, Häuser, Gervinus, v. Vangerow u. a., denen sie nahe traten. Die Wogen der Politik stiegen mit jedem Jahre höher. Gervinus gründete die deutsche Zeitung. Aus seiner Feder floß eine Reihe von Artikeln, die den »reaktionären Perücken« der Heidelberger Hochschule samt und sonders derb zu Leibe gingen, aber den Fortschrittlern gute Censuren erteilten. Der gallige Jurist Morstadt erwiderte mit einer Grobheit, würdig des göttlichen Hirten Eumaeos. Die gegenseitige Erbitterung der Liberalen und Konservativen erreichte eine bisher unbekannte Höhe. Zwischen Henle und Tiedemann kam es zu einem häßlichen Auftritt. Tiedemann hatte die Einrichtung des Neubaus für Anatomie und Physiologie ausschließlich in die Hand genommen. Henle fand sie seinen Bedürfnissen so wenig entsprechend, daß er beim Ministerium um Abhilfe einkam. Bei den amtlichen Verhandlungen, die zwischen beiden jetzt gepflogen wurden, ließ sich der hitzige Alte zu unverzeihlichen persönlichen Beleidigungen hinreißen und nahm sie nur gezwungen zurück. Bald danach, 1849, legte er sein Amt nieder und Henle wurde die Leitung der ganzen Anstalt übertragen.

Infolge des reaktionären Umschlags in Baden nach den Revolutionsjahren verlor Heidelberg 1852 Henle und Pfeufer, zwei Jahre nachher Jolly. Die Regierung warf die gemäßigt Liberalen in einen Topf mit den Radikalen und Revolutionären. Henle ließ man nach Göttingen ziehen, Pfeufer und Jolly nach München, sie waren alle mißliebig geworden. – Als Hauptwerk und letztes großes Vermächtnis hinterließ Henle den Aerzten seine »Systematische Anatomie«, 1871–1879. 242

 

 


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