Adolf Kußmaul
Jugenderinnerungen eines alten Arztes
Adolf Kußmaul

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Hermann Naegele.

Die Geburtshelfer Naegele Vater und Sohn waren grundverschiedene Naturen. Dem Sohne ging die heitere, witzige und lebhafte Art des Vaters ab; er war ernst, trocken und gemessen, ging wenig unter die Menschen, wurde in dem besten Mannesalter kränklich und starb mit 40 Jahren, kurz nachdem er zum Nachfolger seines Vaters ernannt worden war, am 15. Juli 1851.

Hermann Naegele gab ein treffliches Lehrbuch der Geburtshilfe heraus. Die erste Auflage erschien 1843–45, an der dritten arbeitete er in seinem Todesjahre 1851, Professor Grenser in Dresden vollendete sie und besorgte alle folgenden Auflagen bis zur achten 1872. – Das Buch enthielt die Lehren des Vaters, verdankte aber die lichtvolle, knappe und doch erschöpfende Darstellung, also die wesentlichsten Eigenschaften eines guten Lehrbuchs, dem Sohne. Das ärztliche Publikum glaubte auch diese Vorzüge des Buchs dem Vater zuschreiben zu müssen und bestritt dem Sohne das Verdienst, das ihm in Wahrheit zukam. Wiederholt klagte er mir sein Leid; ich sah seine viel korrigierten Entwürfe und begriff den gerechten Verdruß des tief Gekränkten. 234

 

 


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