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Nachträgliche Republikfeier

Sie hatten mich gerufen und ich bin vor Ihr Herz getreten, das besser vorbereitet war, geistige Eindrücke aufzunehmen als der mißgebildete Verstand; besser als jene glauben, die an Ihrer geistigen Verkürzung tätig sind, indem sie Sie mit der verdorbenen Kost des bürgerlichen Geschmacks beschenken, und die wir doppelt die revolutionäre Pflicht verletzen sehen: indem sie eine Scheinkultur, reif für das Verderben, am Leben erhalten statt sie zu zerstören, und indem sie die wahrhafte, werdende, verhindern statt sie zu fördern. Sie haben mich gerufen, damit wir auf unsere Art das Fest der Republik nachholen, die ja an jedem Tag gefeiert werden kann und an jedem Tag gefeiert werden soll durch die Revolution im Geiste – einer Republik, in der sich sozialistisches Denken auch in der Abschwörung aller Halbheit bekundet, aller tatenlosen Verbindlichkeit, die mehr nach Würde als nach Ehre strebt, und des feigen Gehorsams gegen alle noch nicht umgestürzten Mächte, tyrannischer als die Tyrannen, gefährlicher als die Monarchen, weil die Krone, die sie täglich ihrer Infamie aufsetzen, eine Tarnkappe ist. Wir feiern eine Republik, zu der wir in zweifachem Bekenntnis stehen, gegen die untrennbar miteinander verbündeten Feinde einer freigebornen Menschheit: Krieg und Presse. Wir begehen unsere Republikfeier, nicht zusammengeführt durch eine Vermittlung, die ich nicht mehr für berufen erachte, mich zu Ihnen zu führen und Sie zu mir, weil ihr künstlerisches Walten einen Widersinn bedeutet gegen den revolutionären Begriff, indem es nicht die Fürsorge für die kulturelle Bedürftigkeit und die seelische Empfänglichkeit des Proletariats vorstellt, sondern die Unterstützung eines verkrachenden bürgerlichen Kulturbetriebs mit den seelischen und materiellen Mitteln des Proletariats. Es genügt mir aber nicht, mich selbst der Möglichkeit zu entziehen weiterhin als geistiger Zierat für so tief antirevolutionäre Bestrebungen zu dienen, sondern ich muß es Ihnen auch sagen, und ich könnte selbst ohne solche Vermittlung dem ehrenvollen Ruf, zu Ihnen zu sprechen, nicht Folge leisten, wenn mein Kommen nicht zugleich der Vorstoß wäre gegen das System und mein Wort nicht der Schlag gegen ein Unwesen von Verbürgerlichung.

Es ist vorhanden, seitdem es nicht mehr vorhanden sein sollte, seit jenem November 1918, der uns mehr bedeutet als ein historisches Datum, mehr als die Gelegenheit, in den Salon der bürgerlichen Kultur eingelassen zu sein, ja in der Hofburg einen mieten zu können zur Feier der Erinnerung, daß sie keinem Kaiser mehr gehört. Wenn rechtssozialistische Politiker, denen heute die kapitalistische Presse auf die Schulter klopfen darf, weil sich mit einem »Sozialisten auf lange Sicht« zusammenleben lasse zum Wohl aller Gesellschaftsschichten – wenn sie die bürgerliche Anerkennung ernten für den »Mut des Geständnisses, man habe sich die Umwandlung der kapitalistischen in die sozialistische Welt allzu einfach vorgestellt«, so müssen wir leider auch den Mut zu dem weiteren Geständnis haben, daß, wenn es so fortschreitet, sich die Umwandlung der sozialistischen Welt in die kapitalistische ohne Zweifel schneller vollziehen wird. Auf kulturellem Gebiet hat dieser Umsturz beim Umsturz eingesetzt. Denn von da an hat man die unverbrauchte Seele des arbeitenden Menschen, unverbraucht von den Lügen dieser Weltordnung in einem vom Betrug dieser Weltordnung verbrauchten Körper – von da an hat man die Seele, deren Natur doch alle politischen und sozialen Früchte reifen soll, dem Unheil ausgeliefert, dort wo es zu vorbildhaftem Ausdruck auf die Szene tritt, auf die Szene des bürgerlichen Theaters, in welches dem Proletarier Eingang zu ermäßigten Preisen verschafft zu haben man für eine revolutionäre Errungenschaft hält. Aber selbst wenn der Eintritt gratis erfolgte, würde ich darin einen Plan der finstersten Reaktion erkennen, ausgeheckt, um die politische Drohung, um den Ernst der Forderung nach Brot durch Spiele abzulenken, durch Spiele, deren Sinn selbst nichts anderes ist als die Ablenkung des geistigen Anspruchs einer aufstrebenden Menschheit durch die schnöden Tändeleien der herrschenden Gesellschaft. Man hat Sie diesen kulturellen Rückständigkeiten zugeführt, welche mit dem ganzen Trug einer fortgeschrittenen Technik die arglose Naivität noch stärker fesseln als die angestammte Kennerschaft. Sie genießen die parfümierten Ausdünstungen des Bürgergeistes, die man Operetten nennt, die Verlockungen in die Gefühlswelt des Schiebertums, die sinnbetrügend mit dem Klingklang des unsterblichen Geldgedankens Ihnen von Woche zu Woche geboten werden als die Erfüllung Ihrer kulturellen Sehnsucht, als der Inhalt eines lichteren Lebens, in das Sie aus dem Arbeitstag hinaufwollen. Und da habe ich in einer Theaterkritik des Parteiorgans, das leider diese Produktion des Verderbens so ausführlich und keineswegs liebloser würdigt als die bürgerliche Presse, deren Kritiker sie doch im Nebenberuf betreiben – da habe ich ausnahmsweise ein Urteil gefunden über ein Stück, von dem gesagt wird, es liefere »Anschauungsunterricht für republikanische, antibürgerliche Überzeugung«:

Wem nicht vor dieser Gesellschaft von Schwachköpfen graust, die sich als Figuren eines Theaterstückes gebärden, wer nicht, nachdem er das Treiben auf der Bühne gesehen, stürmisch nach Abschaffung, nein Ausrottung dieser Gesellschaft verlangt, dem ist nicht zu helfen.

Nun, es war zufällig ein Burgtheaterstück, zu dem die Mitglieder der Kunststelle damals noch keinen Zutritt hatten. Aber die Stücke der anderen Theater sind nicht anders, sind eher noch erbärmlicher geartet, und offenbar also, um den Arbeitern das Grausen vor der Gesellschaft, die da auf der Bühne versammelt ist, gehörig beizubringen, ist es notwendig, daß der Kritiker, der dieses treffende Urteil geschrieben hat, als verantwortlicher Leiter der Kunststelle sie jahraus jahrein zu eben diesen Stücken führt, auf die Gefahr hin, dem sonst verkrachenden Geschäft der Theaterdirektoren, die keine andern zu bieten haben, emporzuhelfen. Nein, wir wollen uns dieses Wohlfahrtswerk nicht durch eine gelegentliche sozialethische Begründung entstellen lassen, sondern die Dinge ansehen, wie sie sind, und die Kunststelle als eine Einrichtung, die ihren Namen von der Aufgabe herleitet, den Arbeitern alles, was sie nicht sehen und nicht hören sollen, an Stelle der Kunst zu bieten! Denn um in ihnen den Wunsch nach Abschaffung dieser bürgerlichen Gesellschaft von Schwachköpfen zu nähren, könnte man sich ja allenfalls noch mit Gratisvorstellungen befreunden – aber sie dafür Entree entrichten zu lassen, erscheint schon aus dem Grunde nicht praktisch, weil solche Unterstützung nur dazu hilft, die Schaustätten dieser Greuel zu erhalten, die baufälligen Bollwerke der bürgerlichen Kultur vor dem definitiven Krach zu bewahren, der uns immer verheißen wird, aber leider so lange eine Verheißung bleiben dürfte, solange die Kunststelle fortfährt, siebenmal in der Woche das seelische und das materielle Kapital der Arbeiterschaft in diesen bürgerlichen Kunstjammer zu investieren. Sollten Sie wirklich dazu Revolution gemacht haben, um in der Kultur schließlich auf den leeren Plätzen der Bourgeoisie zu sitzen, die sie nicht etwa geräumt hat, weil sie sich vom Nachdrängen der Arbeiterklasse bedroht fühlt, sondern nur weil sie von den Leistungen ihres eigenen Kunstgeschäfts gelangweilt ist? Soll der Strom der Entwicklung ein beliebter Bach sein, an dem Bürger ihre Hütten bauen können, wenn die Landschaft nicht selbst ihnen zu dürftig vorkommt? Dem unvermeidlichen Einwand einer Kulturpolitik, die vor lauter Politik die Kultur versäumt: die Proletarier müßten eben ins Theater gehen, um zur Erhaltung der Theaterproletarier beizutragen, stelle ich die Ansicht entgegen: die neue Gesellschaftsordnung wäre so sicher dem Ruin preisgegeben wie die alte, wenn man sie unter dem Gedanken entstehen ließe, daß der Zweck dem Mittel dient und daß Gott zuerst den Produzenten, nach ihm den Konsumenten und dann etwa den Menschen erschaffen hat. Das ist der Gedanke, der den Menschen in Kriege führt und immer wieder zurück in die alte Welt! Aber ich möchte auch sagen, daß im Umkreis der sozialen Betätigungen, aus denen heute als Folge dieser Widernatur eine Armee von Arbeitslosen hervorgegangen ist, doch unterschieden werden müßte nach der Nützlichkeit der verlassenen Arbeit wie nach der Tauglichkeit zu ihr, und daß da mein soziales und individuelles Mitgefühl weit mehr dem ausgesperrten Metallarbeiter gehört als dem engagementlosen Tenor – mein größtes aber dem Proletarier, der, um solcher Misere vorzubeugen, sich ihn anhören muß. Und wenn die sozialdemokratische Partei die Macht hat, mit der Existenz der organisierten Theaterangestellten auch das Geschäft der Theaterunternehmer sicherzustellen, so bleibt doch die Frage offen, was sie denn verhindert, diese Macht auch noch zum Heil der proletarischen Theaterkonsumenten zu gebrauchen! Hundertfältige Pflichtbindung in politischer und wirtschaftlicher Sorge sollte die Verantwortlichen nicht zur kulturellen Indolenz verurteilen. Hätte der Zwang zur Wachsamkeit für Errungenes, hätte der bewundernswerte Eifer in allen zivilisatorischen Wirksamkeiten für Lebenshaltung und Hygiene, hätte eine sozialpolitische Energie, der doch gerade die bürgerliche Theaterwelt in ihrem Steuerkampf widerstrebt – hätte all dies selbst mit Recht den Dienst für ein proletarisches Kunstwesen in eine Kategorie zweiten Ranges abgewiesen; und wäre es in der Tat heute unmöglich, an die Wiedererrichtung eines Parteitheaters zu schreiten, da der erste Versuch an ein theaterunfähiges und parteiunwürdiges Literatentum preisgegeben wurde: trotz allem bliebe dennoch zu fragen, warum denn auf diesem Gebiete Schaden gestiftet werden muß, wenn schon nicht Nutzen gestiftet werden kann. Warum er denn nicht mit denselben materiellen Mitteln, aber freilich mit größerer geistiger Energie, wenigstens so weit zu stiften wäre, daß man die vorhandene Möglichkeit und die gebotene Gelegenheit benützt, dem wankenden Kulturgeschäft einer feindlichen Gesellschaft für die pekuniäre Unterstützung doch künstlerische Bedingungen aufzuerlegen und ein Repertoire durchzusetzen, das dem Ziel volkstümlicher Bildung förderlicher wäre als die Taten einer Direktion Beer, für die Wien noch immer operettenbedürftig ist. Mit einem Wort: warum man mit dem Einsatz von hunderttausenden Theaterbesuchern die Chance nicht ergreift, sich zum Intendanten der Wiener Theater aufzuschwingen, statt sich zu deren zweitem Kassier zu erniedrigen! Und es ist eine Tatsache, daß dieser leider verläßlichste Teil des Wiener Theaterpublikums von den Direktoren und von den Schauspielern, deren Gewerkschaft sie keineswegs des rechten Bürgersinnes entwöhnt hat, nicht einmal des Danks für wert erachtet wird, dafür, daß man ihnen die Häuser stopft, sondern nur der Geringschätzung nach dem Maß der reduzierten Preise. Nichts ist freilich bequemer, nichts der Würde eines verantwortlichen Kunstleiters wohltätiger, als sie ohne Kampf einzunehmen und sie auszuüben in dem Bewußtsein, daß man sie hat. Nichts aber auch fahrlässiger und sündhafter, als das, was auf diesem Kunstniveau nun einmal gegeben ist, zu nehmen, jene damit zu beglücken, die das Bessere nicht kennen, und dem kleinbürgerlichen Drang zu den Unterhaltungen und Schaustellungen, zu den Prostituierungen einer verfaulten Gesellschaft, dem Drang, der sich nur zu leicht der eindrucksfähigen und eindruckswürdigen Gemüter bemächtigt, freien Lauf zu lassen aus dem kulturellen Entbehren. Daß es eben der wahre sittliche Inhalt der Verantwortlichkeit wäre, solchen Drang gar nicht erst aufkommen zu lassen, ihn wo er sich regt zu hemmen und das Erholungsbedürfnis, radikaler als vom Kneipengenuß, von diesen erbärmlichen Surrogaten der Kunst abzulenken; daß ein Sozialismus der künstlerischen Erziehung den Besuch der so beschaffenen Theater erschweren müßte statt erleichtern, wenn er schon nicht imstande wäre, die Produktion zu verbessern – das eben hat man im Kampf um die politischen, sozialen und gewerkschaftlichen Errungenschaften vergessen und wo man sich besann, durch eine Doktrin von der Minderwertigkeit der kulturellen Dinge vergessen wollen. In Zeiten, da die Parteisorge ausschließlich dem Problem des leiblichen Lebens zugewandt sein muß, wäre es eine sittliche Selbstverständlichkeit, zu bekennen, daß die Kunst überhaupt keine Angelegenheit der Volksgemeinschaft sei und somit keine Parteiangelegenheit; daß ein gutes Paar Schuhe zunächst weiterbringe als alle Erziehung zu geistigen Werten. In Zeiten der unmittelbar gefühlten Lebensnot war ich es vor allen, der dieser Ansicht das Wort gesprochen hat, gegenüber jenem schamlosen Anspruch auf Besitztümer einer Kultur, zu denen dem ästhetisch gelaunten Bürger jede innere Beziehung fehlte, die er nicht einmal gesehen hatte und die man doch besser in Brot für eine naturhaftere Menschheit umgesetzt hätte – angesichts einer Wirklichkeit des Elends, der solcher Anspruch weiß Gott ein Hohn war. Vielleicht sind diese Zeiten noch nicht vorbei. Absurd aber ist es, die Kulturversorgung der arbeitenden Menschen zu bejahen, als ein Parteiamt zu bekennen und ihnen dann an jedem Tag der Woche zu zeigen, daß die Welt jenseits der Brotsorge die der »Czardasfürstin« und des »Autowildling« sei, sie dazwischen mit lächerlichen Experimenten moderner Kunstgewerblerei und modernen Literaturpfuschertums zu verwirren, sie unter allen Umständen – in der Banalität oder in der Schmockerei, in der Niederung der Operettentänze oder auf der schwindelnden Höhe expressionistischer Regiekünste – teilhaben zu lassen an der inszenierten Herzens- und Geistesöde der alten Welt, und nicht genug an dem, durch den Einsatz so hohen Werts deren Untergang zu prolongieren. Wahrlich, es geht noch über das Opfer der Bluttransfusion, zu der doch kein Abonnement ausgegeben wird; denn es ist eine Art, den Gesunden umzubringen, damit der Kranke sich seiner Krankheit erfreue! Solcher Erkenntnis nun, die dem innersten Fühlen für die beklagenswerten Opfer einer schlechten Kunstpolitik entstammt, dem innersten Widerstreben gegen die geistige Abrüstung der Revolution, gegen die Unnatur einer Verbürgerlichung an der Stelle, wo sie sich am besten ausbildet – solcher Kritik pflegt dann auch eine unleugbare Tatsache entgegengehalten zu werden: das Verdienst um die Arbeitersymphonie-Konzerte. Aber berührt es nicht als jäher Schauder, die empfängliche Seele der Unverbildeten von Beethoven zu Kalman gerissen zu sehen? Wie es ja schwerer ist, auf dem musikalischen Gebiet außerhalb der Bühne den rechten Weg zu verfehlen, so ist es auch bequemer, sich an ein hinfälliges Theaterwesen anzulehnen, als aufzustehen und ein neues auf die Beine zu bringen. Schwerer, als den Beethoven, der doch gelegentlich vorhanden ist, den Arbeitern zu vermitteln, ist es, den Shakespeare für sie durchzusetzen. Am zweckdienlichsten aber scheint es zu sein, dort wo der Proletarier zu weit in die Operettentheater hätte, den schlammigen Abfluß dieser Betriebe in die Proletarierbezirke zu lenken und sodann »die Aufmerksamkeit der Unterrichtsausschüsse auf diese Neuerung« – so daß das Ideal des Parteitheaters doch wenigstens in dieser Form erstanden wäre und die geistige Versorgung der Arbeiterwelt durch zwei Librettisten per Saison gesichert. Aber ehe Sie mit dem vorliebnehmen, was aus den Garküchen des bürgerlichen Geschmacks Ihnen gegönnt wird und was Sie schmecken müssen, wenn die verwöhnteren Kostgänger nicht mehr zusprechen wollen – sollen Sie lieber zum Hungerstreik entschlossen sein! Und Sie sollen getrost glauben, daß sogar in der Kneipe der Leibesgenüsse Ihre Menschenwürde besser bewahrt bliebe als beim Fusel der neuzeitlichen Operette! Nein, ich könnte darin kein Kennzeichen revolutionärer Gesinnung erblicken, daß man Sie animiert, an den Zerstreuungen der Bourgeoisie teilzunehmen, sich mit den Todfeinden im Gelächter über deren Hanswurste zu begegnen und im Einverständnis der Zoten, mit denen jene, für einen Abend Freigelassene ihrer Heuchelei, die Knechtschaft ihres Geschlechtslebens begrinsen. Nein, die Arbeiter sollen sich den Ekel vor der Gesellschaft von Schwachköpfen auf der Bühne nicht so teuer erkaufen, daß sie sich mit der Gesellschaft von Schwachköpfen im Parkett vertragen. Und sie sollen den Theaterkassen nicht mehr ersetzen, was diesen die Steuer zu einem wahrhaft wohltätigen Zweck entnimmt – solange von den Kulturberatern des Proletariats dessen Machtmittel, die Lustbarkeit im Sinne einer seelischen Erziehung zu veredeln, vergeudet werden. Dem Aufruf:

Parteigenossen!
Geistige und manuelle Arbeiter!
Tretet in Massen dem Verein
Sozialdemokratische Kunststelle
bei!

entgegne ich mit der Mahnung: lieber in Massen auszutreten – solange diese Massen eine geistige Nahrung erhalten, die die sozialistische Entwicklung seit 1918 zu einem Kulissenzauber macht und allabendlich die Vorstellung bietet eines theatralischen Burgfriedens, als hätte die bürgerliche Gesellschaft, die in der Revolution vor der Arbeiterschaft auf den Knien lag, die Possenschreiber herbeigerufen, um die Sache zu einem guten Ausgang zu bringen!

Aber sind denn bis zum Abend eines Arbeitstages, wo man Ihnen zu den Belustigungen des Bürgertums Zutritt gewährt, nicht Stunden genug, wo Sie sich vom Greuel des kapitalistischen Geistes umfangen fühlen, als ob es keinen verlorenen Krieg gegeben hätte mit politisch grundstürzendem Ende? Daß die bürgerliche Presse die Macht hatte, ihn zu entfesseln, das mußten wir erfahren. Aber daß sie auch unbesiegt aus ihm hervorgegangen ist und frecher denn je die Stirn erhebt, an der das Kreuz der Käuflichkeit gezeichnet steht, daß die Revolution nicht nur keines der Häupter der Hydra, die den Volkskörper umklammert, abgehauen hat, sondern daß sie zahlreicher denn je die Sonne beleidigen – das ist das furchtbare Erlebnis dieser sieben mageren Jahre, fett nur für die Hyänen, die auch das Schlachtfeld des Friedens profitabel fanden. Denn es ist der Fluch eines heillosen Mißverständnisses, das der politischen Freiheit von Geburt anhaftet und dessen Opfer sie selbst wird: sie hat auch die Preßfreiheit mit sich gebracht, nicht bedenkend, welche Macht sie damit den Feinden der Freiheit in die gewalttätige Hand liefere und den Parasiten der Freiheit, die ihre ärgern Feinde sind, in die schmutzige Hand; nicht ahnend, welch lebensgefährlichen und welch entehrenden Gebrauch sie davon machen würden. Wer der Arbeiterschaft widerrät, an den Theateramüsements der Bürgerwelt teilzunehmen, deren Pesthauch die kulturelle und damit die soziale Schöpfung im Keim vernichtet, der hat zehnmal die Pflicht, vor der Ansteckung durch ihre gedruckte Geistigkeit zu warnen. Fern sei es von mir, alle, die ihr bis heute fern geblieben sind, mit der Schandpresse, welche dieses Wien nun mit Dreck und Lärm verunehrt, erst vertraut zu machen im Sinne jenes Theaterpädagogen: damit sie ein Grausen vor der Geistigkeit empfangen, die sich in ihr spiegelt! Nein, dazu bedarf's nicht des Konsums, und zur Abwehr des Übels genügt nicht die Enthaltung. Auch wo diese Presse nie Aussicht hätte, zur Lektüre zu werden, wie die Operette zur Abendunterhaltung, und wenngleich hier zum Glück kein Kulturfaktor das Abonnement vermittelt, so verpestet sie doch die Luft, in der die Volksseele atmet. Denn die Gefahr dieser Publizistik besteht darin, daß der einzige, der an ihr Wort nicht glaubt, der ist, der es schreibt. Eben darum wirkt sie weit über den Umkreis jener, die sie lesen, und ist unfaßbar wie das Gerücht. Darin eben unterscheidet sich die neue Form der geistigen Korruption noch von der alten, daß diese bloß durch unmittelbare Berührung ansteckend gewirkt hat, jene aber durch die Luft. Sie betrügt durch den Schrei ihrer Titel und die ihn begleitenden Schreie ihrer Kolportage, ja durch das bloße Dasein, das sich selbst auf den Markt schreit und einen Lärm verführt, der im Grunde nur den Kaufpreis für das Schweigen ausruft. Die Existenz dieser Presse ist nicht mehr der Betrug hinter kulturellem Vorwand, sondern die nackte Kriminalität mit dem Werkzeug der Druckerschwärze, ein vervielfältigter Drohbrief; sie stellt als ganze nichts als eine gefährliche Drohung dar, deren sie entweder selbst oder jeder Privatmann sich bedient, um den Nachbarn mit solchem Machtmittel einzuschüchtern und jedes beliebige Unrecht durchzusetzen. Und diese Volksgefahr, die im Gefolge aller Nachkriegsseuchen einer verluderten Moral über uns hereinbrach, muß mit jedem Tage wachsen, an dem die sozialistische Partei nicht mit aller Macht der ihr zu Gebote stehenden moralischen Mittel ihr entgegenwirkt. Die Absonderlichkeit, daß sozialistische Setzer an der Bereitung der geistigen Giftgase mitwirken und noch im Kampfbereich der unmittelbaren politischen Gegnerschaft in der Munitionsfabrik des Feindes arbeiten, wird allmählich doch zu einem Problem der sozialistischen Politik, wenngleich seiner Lösung das sozialpolitische Problem entgegensteht; sie stellt vielleicht den tragischesten Fall vor zwischen kulturellen und gewerkschaftlichen Interessen, dort wo die kulturellen selbst einen lebenswichtigen politischen Inhalt haben. Aber noch dringender und weit weniger schwierig wäre die prinzipielle und ausnahmslose Bereitschaft zur kulturellen Polemik, der nur jene unseligen taktischen Hindernisse im Weg sein könnten, die es vor einer Menschheitsfrage nicht geben darf. Was man hier vermißt, ist die schonungslose Aufklärungsarbeit einer Parteipublizistik, deren redliches Wollen und richtige Erkenntnis der Gefahr gelegentlich doch Beweise geliefert hat und keinem Zweifel begegnet, vielleicht aber dem Widerstand des offiziellen Parteiwillens. Was man vermißt, ist die leidenschaftliche Bemühung um gesetzliche Reformen, welche die verlassene Gedankenlinie Lassalle'scher Preßächtung aufzunehmen hätten und den Mut bewähren müßten, unter Sicherung des politischen Meinungsrechtes Schluß zu machen mit dem Idol einer Preßfreiheit, die der Würgengel ist der Freiheit. Seit länger als einem Vierteljahrhundert bin ich der Vorposten dieses wahren Weltkriegs gegen die weltverderbende Gewalt, die die Kriege erzeugt durch die nationale und noch mehr durch die geistige Zurichtung der Menschheit. Ebensolange forme ich Bilder der Abschreckung aus dem Schlamm dieser Bürgerlichkeit und verrichte über alle soziale Politik hinaus das sozialistische Werk der Abkehr von der Hölle, in die die Besitzer dieser Welt sie verwandelt haben. Wie sollten meine Sinne, an solches Greuel gewöhnt, aber davon nicht abgestumpft, sich der Wahrnehmung seiner Zeichen enthalten, wo immer sie ihrer gewahr werden? Und wie sollte ich nicht berechtigt, nicht verpflichtet sein, wie könnten mich taktische Rücksichten hindern, vor der Ansteckung durch eine Geistigkeit zu warnen, deren Inbegriff die Taktik ist und brächte sie auch den Tod? Da ich lieber für den Tod bin, wenn er mich nur von der Taktik befreit, so will ich aussprechen, daß die Führer der sozialdemokratischen Partei, deren ehrenvollste Fahne in den Kampf gegen die bürgerliche Presse führt, mich in dem besonderen Feldzug, den ich gegen das schändlichste Beispiel der bürgerlichen Preßkorruption unternehme, im Stich gelassen haben. Ich meine jene maßgebenden Zauderer, deren politische Devise: Tue rechts und scheue jeden! die Revolution um das Pathos verkürzt hat, und denen das Zeremoniell der neuen Macht über den Inhalt geht, wenn sie es nur zum Wohl aller Gesellschaftsschichten entfalten können. Sie sind weit davon entfernt, die Forderung, die kürzlich in einer Arbeiterversammlung beschlossen wurde, zu erfüllen und mich also in einem Kampf »energisch zu unterstützen«, den dieses Postulat als einen »eminent sittlichen« bezeichnet hat. Darüber beklage ich mich nicht, denn ich bedarf keiner Stärkung durch äußere Hilfe, und das Bewußtsein, daß die antibürgerlichen Massen in dem Ziel dieses Kampfes ihre eigene sittliche Angelegenheit erkennen, ist mir Stütze genug. Aber was ich beklage, ist die entsetzliche Nötigung, diesen eminent sittlichen Kampf auf jene auszudehnen, die es unterlassen, ihn mit gleicher Unerschrockenheit zu führen, und durch die Unterlassung nicht allein das Übel nähren, sondern auch den Anschein, daß sie selbst in seinen Bannkreis geraten seien. Denn es begibt sich jetzt in Wien nichts geringeres, als daß ein durch Fahrlässigkeit oder durch Taktik eingebürgerter Budapester Erpresser die Stadt in seine Tasche kriegt, nachdem er schon die Tasche der Stadt gekriegt hat. Ich spreche von dem Eigentümer der ›Stunde‹, der es wagen darf, um sein Handwerk, das einen goldenen Boden hat, auch von außen zu verzieren, sich an die Sozialdemokratie anzuschmarotzen. Solche Annäherung wird nun keineswegs mit dem Tritt des rechten Fußes beantwortet, der die von mir ausgegebene Parole: »Hinaus aus Wien mit dem Schuft!« unterstützen und verwirklichen könnte, eine Parole, die uns sogar schon aus dem Ausland widerhallt, das doch kaum bereit wäre, ihn einzubürgern. Ganz im Gegenteil haben sich die maßgebenden und maßvollen Kreise seit einiger Zeit einer bemerklichen Neutralität zugewendet in meinem Krieg gegen die Pestilenz, die über Wien hereingebrochen ist, und diese Haltung nur verlassen, um im Widerspruch zu der Resolution, die in jener Arbeiterversammlung ausgegeben wurde, den Verbreitern der Pest Unterredungen zu gewähren. Nicht minder bedenklich erscheint der Umstand, daß Unterredungen veröffentlicht werden können, die gar nicht stattgefunden haben, und daß diese Lüge, die das Ansehen untadelhafter Sachwalter des Proletariats befleckt, nicht aus der Welt geschafft wird. Ganz wie die infame Behauptung, die Kunststelle habe mich als Vorleser der Arbeiterschaft aufgezwängt, noch zu einer Zeit unwidersprochen blieb, wo sich die Kunststelle bereits überzeugen konnte, daß eher das Gegenteil die Wahrheit sei. Wenn der gebrandmarkte Macher einer Zeitung, die von der Ausschrotung des Skandals und von der Bezahlung für das Schweigen lebt, sich solcher Duldung und Förderung erfreut, ja rühmt, so kann immerhin der Anschein entstehen, daß er auch diese Gunst oder Schonung erpreßt habe. Alles möge mir in den Abenteuern dieses Kampfes zustoßen, nur nicht das eine: daß die Zurückhaltung, die ich beklage, mich mit der Antwort bedient, man nehme diesen Kampf eben nicht so wichtig, den Fall nicht so ernst wie ich. Ich würde, da ich die maßgebenden Politiker eines solchen Mangels an Erkenntnis nicht für fähig halte, mich von der Geringfügigkeit meines Kampfes abwenden, um nur noch eine Furcht zu bemerken, die vielleicht größer ist. Diese Furcht kann keineswegs gegründet sein, sicher nicht in einem schlechten Gewissen, allenfalls in Bequemlichkeit, in dem Wunsch, nach der Revolution Ruh zu haben, besonders wenn man noch andere als kulturelle Sorgen hat. Wenn es auch ohneweiters denkbar wäre, daß in dem unübersehbaren Getriebe einer großen Partei, deren Aufgabe zum letzten moralischen Bestand dieser faulen Welt gehört, Mißstände und Mißbräuche vorkommen, ermöglicht durch jenen gefährlichen Anreiz bürgerlicher Neigungen, so wäre es doch nicht denkbar, daß man dem Glauben an die wesentliche Reinheit nicht sofort durch Reinigung genügte, nicht lieber durch das Bekenntnis als durch das Geheimnis. Denn es vermöchte doch selbst in Zeiten der schwersten politischen Bedrängtheit und Beengtheit keine taktische Rücksicht zu geben, die besser und haltbarer wäre als die Taktik des sittlichen Gewissens! Nie könnte etwas geschehen sein, was nicht durch Tat und Wort gutzumachen wäre. Unmöglich hier auszudenken, daß das Wissen statt der Sonne dem Erpresser gehören soll, daß es ein Wertobjekt in der schmutzigsten Hand sein könnte, die mit dem Opfer der Mannhaftigkeit immer weitere Opfer errafft. Politik mag stets ins Gedränge führen, aber nie könnte die Arbeitersache in solche Gesellschaft geraten! Unmöglich die Vorstellung, daß Männer, die hinter den edelsten Blutopfern der Revolution schließlich als Funktionäre der Freiheit hervorgegangen sind, mit dem Schmarotzer der Freiheit ein Geheimnis gemeinsam haben könnten. Wer schweigt, scheint zuzustimmen – mit diesem Ausdruck einer alten Erkenntnis hat ein über jeden Zweifel erhabener Parteimann mein Verlangen gutgeheißen, daß gegen das Übel gesprochen werde. Aber an eine Zustimmung zu dem Schändlichsten, was Wien je erlebt hat, kann kein Gedanke sein und die Gefahr ist eine andere: es möchte sich der Anschein verbreiten, daß, wer zum Treiben eines Erpressers schweigt, seine Rede fürchtet. Daß es so sei, könnte niemand außer ihm wissen – und das bildet ja das furchtbare Wesen der Erpressung. Daß es so sei, könnte niemand glauben wollen. Daß die Gefahr solchen Anscheins vorhanden ist, daß er vom bürgerlichen Schiefblick behauptet wird, beweise ich aus den leidvollen Erfahrungen alleingeführten Kampfes, beklage ich vor Gott und jeder irdischen Macht! Freilich, wenn der Erpresser von den Machthabern nichts anderes wüßte, als daß sie ihn eingebürgert haben, so wüßte er Arges genug. Aber das wissen wir leider alle! Wäre noch anderes geschehen, so müßte es im Namen der reinsten Sache, im Zeichen des Glaubens an eine Partei, die nicht wie jene Schwesterpartei den Sündenfall in bourgeoise Korruption erlebt hat und welcher äußere wie innere Umstände gewährt haben, sich des Schmutzes wie des Blutes zu enthalten – so müßte es an den Tag, bevor es an die Stunde kommt! Was da verschwiegen würde, könnte nichts bedeuten im Vergleich zu der Torheit, es zu verschweigen und die Pflicht zur Rede gegen das größere Übel an dieses selbst preiszugeben. Das größte wäre des Übels Duldung, die seine Förderung bedeutet. Und wer wäre denn berufener, die Gefahr der Erpressung darzustellen als der, der sie erlebt hat, wenn er nur endlich den Mut gewinnt, die elementarste Preßfreiheit zurückzuerobern, die wahrlich mit noch höherem moralischen Recht gegen einen Erpresser zu verteidigen ist als gegen einen Staatsanwalt! Der republikanische Schutzbund hat, der republikanischen Pflicht in diesem Sinne eingedenk, von der Parteileitung die energische Unterstützung meines Kampfes gegen die bürgerliche Zeitungspest und ihren extremsten Fall gefordert, meines Kampfes, der, wie er sagte, ein eminent sittlicher sei. In diesem Sinne fordere ich vom re publikanischen Schutzbund, von den Arbeitern, vor die ich immer wieder gern treten werde, um die Republik in jedem Sinne zu feiern: daß sie den Parteivorstand nach den Gründen fragen, die ihn bewogen haben, jenen Beschluß ad acta zu legen, und wie er sich denn seinerseits die Entwicklung einer Angelegenheit denke, in der keine Furcht vor keiner Macht dieses Landes mich hindern wird, bis ans Ende der Gewissenserforschung zu dringen. Daß ich nicht mehr und nicht weniger im Sinne habe, als der Preßhydra das schamloseste ihrer Häupter abzuschlagen und Wien wenigstens von diesem Bekessy – so heißt der Schuft – zu befreien: wissen Sie. Daß ich im Sinne einer politischen Bestrebung nichts anderes will, als die Arbeitersache vor der Besudelung durch eine entartete Freiheit zu bewahren, die empfänglichsten Seelen wie vor den Lügengiften der bürgerlichen Kunst so auch vor dem Verderben durch die bürgerliche Presse: glauben Sie! Der Freiheit, die wir meinen, wären wir nicht wert, wenn wir es bei einem Umsturz bewenden ließen, dem man nachsagen könnte, daß er, erst er, solchem Unwesen zur Existenz verholfen hat! Der Bürgermeister von Wien hat vor meiner Bitte um Entsühnung der Stadt durch ein Wort des Bedauerns, das in einer revolutionierten Welt wahrlich kein Abbruch der Würde wäre, einen diplomatischen Rückzug – und keinen geglückten – in die alte Welt der Formen angetreten. Aber als diese gestürzt ward, als ihre Trümmer rauchten, als noch das Gedächtnis frisch an das Überwundene und meines Anteils an der Überwindung, damals, als Präsident der österreichischen Nationalversammlung, hat er mir »zu dem großen Werk der Reinigung, Versittlichung und Vergeistigung des öffentlichen Lebens« seinen Dank gesagt. Jeder Republikaner werde, so sagte er, dankbar anerkennen, was ich mit meinem Wort »zur Verjagung der alten Gespenster beigetragen« habe. Ich habe ihm, damals, geantwortet: »Vor nichts fürchte sich einer mehr als vor Gespenstern, die man verjagt hat und die noch da sind. Solange wir die Journalisten haben, haben wir sie alle!« Und ich sprach den Wunsch aus, daß die Republik, aus dem Kriegsweh geboren,

die Blutsverwandtschaft erkennend, mit den hinterbliebenen Parasiten der Kaiserzeit wie mit den Mitessern der Revolution ein Ende mache; daß endlich Männerstolz vor Herausgeberthronen einem Gewerbe, welches unter dem ruchlosen Vorwand einer Preßfreiheit das Volk, in den Tod lügt, die Maschinen zerbreche. Dann erst – glaube ich, Herr Präsident – werden die Gespenster verjagt sein.

Und wir wollen sie verjagen, alle, die noch da sind und die uns am hellen Mittag erscheinen !


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