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Adolf Loos

Rede am Grab, 25. August 1933

Wir nehmen, Wenige, Dir Zugehörende, Abschied von Dir, Adolf Loos. Wir handeln damit nicht in Deinem Sinn, welcher dem Leben der Öffentlichkeit zugetan war, als einer Gegenwart, in die Dein erwartungsheißes Herz schon die Erfüllung ausgeströmt hat, die sie nicht begriff und nicht verdiente. So aber weihen wir Dich, von allen ihren Gesinnungen Verkannten, weil alle Überragenden, Dich ungeduldigen Bereiter edlerer Wohlfahrt, zur wahren öffentlichen Bestimmung, welcher Dein Denken zugedacht war mit jeder Tat Deiner Gedanken. Denn dem Zukünftigen warst Du unsterblich verbunden, ihm hast Du das Leben vorbereitet, gereinigt und wohnbar gemacht. Baumeister warst Du im Raum eines Daseins, dem außen und innen die Stube an den Schnörkel verloren war. Was Du bautest, war was Du dachtest; Dein Beruf Ausdruck und Siegel der Berufung, in der Wohnstatt die Welt einzurichten, mag auch zwischen diesen Räumen Wirrnis herrschen durch Politik. Vorteil und Anschauung menschlicher Kraftersparnis gewährend, hast Du Symbole des zweckhaft vereinfachten Lebens gestellt; handelnd gabst Du Regeln; und dein Genius, zierhaftes Hindernis der Schönheit entfernend, war Befreier des Lebens aus der Sklaverei der Mittel, Ablenken vom Umweg, dem tödlichen der Seele, die nicht zu sich kommt, doch von sich weg. Mit der Tat, die innen und außen Ordnung und Übereinstimmung schafft, warst Du dem überzeitlichen Sinn des Daseins gewachsen, nicht seinen sozialen Verwirrern. Für diese Tat hast Du, wie jeder, der die Kommenden beschenkt, vielen Undank allzu Gegenwärtigen geerntet, den Widerstand des dumpfen Gefühls, daß ein Überlebensgroßer, einer, der sie überleben wird, ein Störer der Unordnung in die Zeit getreten sei. Für diese Tat und für dieses Erleiden, für den Glauben an eine Welt, die nicht glaubt und für die er sich doch in den Himmel der Erfüllung glaubt, wird sie um Dich, Adolf Lose, wissen und Dein Andenken als ihren lebendigen Besitz, als Bestandteil ihres Seine, als ein Haus, von Deiner sichern und gütigen Hand errichtet, wohnlich finden.


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