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18.
Von Kaimanen belagert

Am nächsten Morgen wurde der Marsch fortgesetzt. Zwar hatte der Doktor durch Miguel Rodilla von dem Hinterhalte erfahren, den die Rothäute gegen die Expedition planten; aber er folgerte, wie wir wissen, mit Recht, daß dieser Plan nicht zur Ausführung kommen werde, da er belauscht worden war.

Schwere Bedenken hingegen machte ihm die Nachricht von dem alten Kaziken, der ins Lager am Kaimansumpfe gekommen war. Kaum war der Oberst erwacht, suchte Doktor Bergmann ihn auf, um mit ihm diesen äußerst wichtigen Umstand zu besprechen.

»Es bleibt also kein Zweifel mehr,« sagte er, »daß sich die letzten Indianer des Gran Chaco zu einem großen Bunde zusammengetan und einen einzigen Oberkaziken an ihre Spitze gestellt haben! Da dieser die englische Sprache beherrscht, muß er längere Zeit in einer Gegend gelebt haben, wo Englisch gesprochen wird; folglich ist er unleugbar mit jenem Joaosigno identisch, der sich ja auch unten in Buenos Aires aufgehalten hat. Am meisten wundert mich aber, wie das Gerücht von meiner Erfindung bis unter diese Wilden gedrungen ist. Kennen doch kaum meine Ingenieure mehr davon als das äußere Aussehen der Maschine, die wir mitführen.«

»Wir müssen jedenfalls von nun an doppeltes Augenmerk auf diesen kostbaren Gegenstand haben,« erwiderte der Oberst, während er beistimmend mit dem Kopfe nickte. »Wenn wir nur wenigstens die offene Pampa vor uns hätten! Aber in diesen Büschen und Palmengehölzen wird es einen harten Strauß kosten, ihn ungefährdet bis an seinen Bestimmungsort zu bringen.«

»Jedenfalls werde ich eher das Maschinengeschütz und den Luftballon, ja selbst die Wagen mit den Lebensmitteln im Stiche lassen, als meine Maschine. Von ihr hängt der Erfolg unseres Unternehmens und vielleicht auch unsere eigene Rettung ab. Wenn Don Rocca schon mit seinen Vorbereitungen zu Ende wäre, würde ich ihn am liebsten funkentelegraphisch ersuchen, mit möglichster Beschleunigung zu uns zu stoßen, und ihn hier auf dieser Anhöhe erwarten. Sie ist vielleicht in weitem Umkreis der günstigste Punkt, um uns die Roten vom Leibe zu halten. Aber ehe Don Rocca die Apparate von Buenos Aires bekommt und seine Reiter zusammenbringt, dürften wahrscheinlich noch Wochen vergehen; so lange können wir hier nicht verweilen.«

»Nun, es werden sich auch weiterhin wieder Punkte finden, die sich zu einer erfolgreichen Verteidigung eignen,« tröstete der Oberst. »Das schlimmste bleibt, wie ich Ihnen schon sagte, das Buschwerk, das wir in den nächsten Tagen durchqueren müssen. Ich hätte es lieber gesehen, wenn wir schon vor acht Tagen nach Nordwesten abgebogen wären; auf diese Weise hätten wir es umgehen können.«

»Ich hätte das wahrscheinlich auch getan, wenn mir von diesen boscos (ausgedehntes Buschwerk) hier am Rio Salado etwas bekannt gewesen wäre. Aber die Karten deuten leider nur vereinzelte Höhenzüge an und schweigen im übrigen vollständig über die Beschaffenheit des Bodens, den sie kurzweg als llanos de manzo (Rindviehweiden) bezeichnen. Doch können wir den Fehler vielleicht wenigstens teilweise noch gut machen, indem wir jetzt nach Westen ziehen. In dieser Richtung scheint der Wald früher ein Ende zu nehmen, wie ich vom Ballon aus bemerkt zu haben glaube. Freilich, drei Tage lang müssen wir uns durch dick und dünn einen Weg bahnen, und wenn uns die Indianer während dieser Zeit über den Hals kommen, haben wir jedenfalls einen äußerst schwierigen Stand.«

Doch auch diesmal erwies sich ihre Besorgnis als grundlos. Wohl kostete es ungezählte Schweißtropfen, ehe sie durch das stellenweise fast undurchdringliche Pflanzengewirr einen Weg für die Wagen öffnen konnten, zumal die Hälfte der Peones stets als Späher von der Arbeit abgezogen werden mußten; aus den berechneten drei Tagen wurden fünf und ein halber. Aber der Wald blieb verlassen; nicht das geringste Anzeichen ließ erkennen, daß die Indianer eine Fortsetzung der Feindseligkeiten planten. Trotzdem waren die Weißen überzeugt, daß sie ständig von allen Seiten mit roten Kundschaftern umgeben waren, und wiegten sich nicht einen Augenblick mit der trügerischen Hoffnung, ihr nicht mehr allzu fernes Ziel ohne einen neuerlichen heftigen Zusammenstoß mit den Indios zu erreichen.

Am 11. Januar erreichte die Karawane endlich die Westgrenze des Waldes; nun sahen die Reisenden mit frohem Aufatmen wieder die weite Pampa vor sich liegen. Das war ein allgemeines Freudenfest, und obwohl der Regen schon seit zwei Tagen wieder in wahren Strömen niederrauschte, wurde es doch von allen mit der gebührenden Heiterkeit und Freude gefeiert.

Am nächsten Tage stieg der Doktor mit dem Ballon auf. Er sah zu seiner Befriedigung, daß das offene Land nach Norden hin sich bis an den Horizont ausdehnte, ja sogar zwischen die niedrigen Hügel eindrang, die dort die Aussicht begrenzten. Dagegen führte der Versuch, sich funkentelegraphisch mit Yuquirenda in Verbindung zu setzen, zu keinem Ergebnis. Don Rocca war also mit der Errichtung seiner Station noch nicht zu Ende gekommen.

Die Expedition wandte sich nun wieder gerade nach Norden. Der Vormarsch ging schneller von statten als bisher, obwohl sie beständig durch tiefes, aufgeweichtes Wiesenland fahren mußten und die Räder der Karren oft genug bis an die Achsen in den Schlamm einsanken. Alle waren vergnügt und zufrieden, war doch wenigstens das beängstigende Gefühl von ihnen genommen, daß hinter jedem Strauch und in jedem Baumwipfel ein Todfeind auf sie lauern konnte.

Am zufriedensten von allen aber war Sir Bendix. Die Regenzeit hatte in den unzähligen Tümpeln und Sümpfen zu beiden Seiten ihres Weges eine reiche Fauna von Wasserkäfern ins Leben gerufen, die schon am ersten Tage elf und in den folgenden noch weitere sieben neue Arten für seine vielgeliebte Sammlung lieferte.

Er schwebte sozusagen in höheren Sphären, murmelte ohne Unterlaß die verschiedenen Vorträge vor sich hin, die er der königlichen zoologischen Gesellschaft in London zu halten gedachte, und fühlte dabei gar nicht die zahllosen Stiche und Bisse, die ihm von den Wasserwanzen und anderem Sumpfungeziefer zu teil wurden.

Der 13. Januar brachte den Reisenden einen unverhofften Anblick, der einen frohen und zugleich traurigen Eindruck auf sie ausübte. Etwa zwei Kilometer rechts von ihrer Straße und friedlich an einen weitvorspringenden Ausläufer des Urwaldes gelehnt, sahen sie die Ruinen eines alten Klosters und ringsherum ein halbes Dutzend nicht minder zerfallener niedriger Bauwerke, die wohl einstmals als Wohnungen für die Gläubigen oder als Magazine gedient hatten.

Es ist bekannt, daß sich bald nach der Entdeckung Südamerikas besonders die Väter der Gesellschaft Jesu der Bekehrung dieser neuen Landstriche zuwandten und mit bewunderungswürdigem Glaubenseifer, der jede Gefahr geringschätzte, bis in die abgelegensten Gegenden vordrangen. Sie schufen namentlich zwischen dem Rio Uruguay und Rio Parana jenen, auf patriarchalisch-kommunistischer Grundlage beruhenden Staat der Guarani-Indianer, der noch heute als eine Provinz der Republik Argentinien den Namen Missiones führt. Sogar bis über die Quellen des Rio San Miguel drangen sie vor, wo noch heute die vier Stationen San Miguel, Santa Ana, San Ignacio und San Rafael, die sogenannten Guarajos, an diese eifrigen Glaubensboten erinnern und zum großen Teile noch die von ihnen eingeführte patriarchalische Gemeindeverwaltung bewahrt haben.

Solche Missionen gab es im achtzehnten Jahrhundert in großer Menge über das Land zwischen den Kordilleren und dem Rio Paraguay zerstreut; aber in den furchtbaren Kämpfen, die nachher zwischen Indianern und Weißen ausbrachen, wurde die große Mehrzahl von ihnen zerstört. Nur traurige Überreste erinnern noch hie und da mitten im stillen Urwalde an jene mutigen Pioniere der Zivilisation.

Ein solcher Überrest war zweifellos auch die Ruine, auf welche die Expedition des Doktor Bergmann stieß.

Dieser ritt mit Sir Allan und dem Oberst hinüber, um sich die Trümmer näher anzusehen.

Die vorzeiten jedenfalls blühende Niederlassung lag schon weit über hundert Jahre in Staub und Trümmern. Auf allen Mauern hatte sich die üppigste Tropenflora angesiedelt; die früheren Wege und Stege waren unter einem dichten Pflanzenteppich verschwunden. Neben diesen Resten erinnerten jedoch andere daran, daß der Ort auch späterhin noch einmal Bevölkerung gefunden hatte. In die zerbröckelten Mauern und Höfe waren eine Anzahl Ranchos geklemmt, die nicht minder unter den Unbilden der Witterung gelitten hatten und sich kaum noch auf ihren morschen, von Würmern zerfressenen Pfählen aufrecht erhielten.

»Wir scheinen uns hier bei jener Tolderia zu befinden, die auf einigen Karten als Pampa de la Desolacion (Pampa der Trostlosigkeit) eingezeichnet ist,« erklärte der Doktor seinen Begleitern. »Wahrscheinlich sind ihre Einwohner, wie die vieler anderer Indianerdörfer, den schwarzen Pocken zum Opfer gefallen, dieser fürchterlichsten Geißel aller roten Völker. Für mich sind diese Ruinen aber keineswegs ein Anlaß zur Trostlosigkeit, sondern viel eher eine wirksame Ermutigung, bei meinem Plane auszuharren. Sie bürgen mir in einem gewissen Grade dafür, daß auch der Berggipfel, an den ich all meine Hoffnungen knüpfe, wirklich an jener Stelle zu finden ist, wohin ihn die Karten verlegen.«

»Und für mich sind sie eine neue Staffel zur Unsterblichkeit,« fügte Sir Bendix in sichtlicher Erregung hinzu. Er hatte einen der herumliegenden morschen Balken mit dem Stiefelabsatze zertreten und zog nun aus dem feuchten Holzmehl ein seltsames Exemplar eines Käfers heraus, das er seinen Begleitern mit leuchtenden Augen zeigte.

»Ohne Zweifel ist es ein Rüsselkäfer,« sagte er stolz, »aber er ähnelt so stark den Bockkäfern, daß ich wahrscheinlich nicht nur eine neue Spezies entdeckt habe, sondern vielleicht gar eine neue Gattung aufstellen kann. Wirklich hochinteressant! Ich muß unbedingt noch einige Exemplare bekommen.«

Er schob seinen Fund in die Sammelflasche, die er schlafend und wachend nie von seinem Gürtel löste, und begann dann mit seinem eisenbeschlagenen Stock einen wahren Vernichtungskrieg gegen alles morsche Holz, das sich im Bereiche der alten Niederlassung befand. Der Doktor und der Oberst lachten im stillen nicht wenig über den begeisterten Käfersammler; aber dann unterstützten sie ihn in seinen Bemühungen, und es gelang wirklich, noch ein halbes Dutzend jener kostbaren Insekten für Sir Bendix' Sammlung zu erbeuten.

Am 19. Januar kam jener große Sumpf in Sicht, der auf den Karten Paat de Kilma genannt wird und als Hauptquelle des Rio Salado gilt. Hier sollte einen Tag Rast gemacht werden, um den stark mitgenommenen Tieren eine Erholung zu gönnen. Auch wurde hier Mr. Bopkins wieder einmal von einem kleinen Mißgeschick ereilt.

Während die Expedition an einer etwas steilen Uferstelle halt machte und die Karren zur üblichen Wagenburg zusammengeschoben wurden, verlor sich plötzlich an Mr. Bopkins' Gefährt der eine Nabenvorstecker aus dem zugehörigen Loch. Ob der Zufall allein die Schuld daran trug, oder die Hand eines Peons mit im Spiel war, konnte nie aufgeklärt werden.

Während nun die Wagen in Reih und Glied geschoben wurden, stieß einer derselben von der Seite an das Gefährt des Yankee, der wie gewöhnlich im Inneren lag und schlief. Das eine Hinterrad fuhr infolgedessen von der Achse herunter. Der Wagen kippte um und sauste gleich darauf die Böschung hinunter in den Sumpf, wo er sich aufrichtete, so daß nur noch ein kleines Stück des vorderen Dachrandes aus dem trüben Wasser herausschaute. Er füllte sich rasch mit Wasser, und Mr. Bopkins fand kaum noch so viel Raum übrig, um seine Lippen über dem kalten Naß zu erhalten.

Zum Glück hatte er ein Messer bei sich und tat nun das klügste, was unter seinen Verhältnissen möglich war. Er klammerte sich mit der linken Hand an den ersten besten Vorsprung, der ihm unter die Finger kam, und schnitt mit der Rechten ein Loch in das lederne Wagendach, groß genug, um seinen Kopf samt Zylinder hindurchschieben zu können. Aber, o Schreck, von welcher unangenehmen Gesellschaft sah er sich da umgeben!

Da der Paat auch in den heißesten Sommern nicht auszutrocknen pflegte, gab es eine beträchtliche Anzahl von Kaimanen darin, die, sobald sie den schweren Gegenstand ins Wasser fallen hörten, von allen Seiten herbeieilten und auf irgend eine Beute lauerten. Kaum steckte also Mr. Bopkins seinen Kopf durch das rettende Loch, da sah er sich ringsum von einem halben Schock hungrig aufgesperrter Rachen umgeben, die bei seinem Anblick hurtig herbeigeschossen kamen.

Wie der Blitz fuhr Mr. Bopkins wieder hinunter, daß das Wasser aus dem Loche herausspritzte; doch kam gleich darauf wenigstens der Zylinder wieder zum Vorschein, weil sein Besitzer sonst hätte ersticken müssen. Ein kühner Kaiman mochte nun diesen Gegenstand für einen besonders saftigen Braten halten; er schwamm vollends heran und schnappte nach der grauen Röhre, die verlockend aus dem Loche ragte. Mr. Bopkins ahnte etwas derartiges und zog sich so weit als möglich in die Tiefe zurück, wobei er zugleich das vielgeliebte Möbel krampfhaft an der Krempe festhielt. Dennoch fiel dem Kaiman die vordere Ecke des Repräsentantenhutes zur Beute, was der Yankee mit einer halb erstickten Verwünschung beantwortete.

Inzwischen hatten seine Begleiter ihre Flinten herbeigeholt und suchten nun die Kaimane durch Schüsse zu verscheuchen. Aber die ließen sich nicht leicht einschüchtern, so daß Mr. Bopkins, der nach jeder Kugel die Gefahr beseitigt glaubte, noch einige Male wie ein Schornsteinfeger aus seinem Loche auf- und niederfahren mußte. Erst als ein halbes Dutzend der gefräßigen Panzerechsen den Weg ins Jenseits gefunden hatten, verging den übrigen der Mut; sie zogen sich auf eine größere Entfernung zurück, und der geängstigte Mr. Bopkins konnte sich endgültig verschnaufen.

Jetzt galt es, ihn und seinen Wagen wieder auf das hohe Ufer zu bringen. Seinen augenblicklichen Zufluchtsort durfte er nicht verlassen, denn es war vorauszusehen, daß die Kaimane, sobald sie ihn im Wasser bemerkten, alle Gefahr mißachteten und von neuem herangeschossen kamen. Um die emporragende Deichsel wurden daher einige feste Lasso geworfen, und es gelang schließlich mit dreifacher Bespannung und allerlei Ach und Krach, den Yankee samt seiner Kutsche wieder aufs Trockene zu bringen.

Kaum sah er sich aber in Sicherheit, kam er ins Freie heraus, pflanzte sich breitspurig vor den Doktor hin und rief: »Sie sind ein Mörder, Sir!«

»Was?!« rief der Doktor und trat erstaunt zurück; auch die übrigen waren nicht minder überrascht.

»Gewiß!« wiederholte der Yankee mit drohenden Blicken. »Sie sind ein regelrechter, hinterlistiger, hängenswerter Meuchelmörder, und sowie ich nach Neuyork zurückkehre, wird es mein erstes sein, den Staatsanwalt auf Ihre Person aufmerksam zu machen.«

»Sie scheinen durch das kalte Bad an einer bekannten Stelle Ihres Kopfes gelitten zu haben,« versetzte nun der Doktor mit sichtlichem Spott. »Sonst könnten Sie es unmöglich als einen Mordversuch auslegen, daß wir Sie vor einem schrecklichen Tod bewahrten, indem wir die Kaimane wegschossen.«

»Ich protestiere gegen diese Verdrehung der Tatsachen!« rief der Yankee wutentbrannt. »Freilich, wollte man Ihnen glauben, dann müßte Ihnen noch die große Rettungsmedaille umgehängt werden. Aber ich habe diese ganze Verschwörung wohl durchschaut. Auf Ihren Befehl wurde der Vorstecknagel aus dem einen Hinterrad meines Wagens gezogen, daß ich in diesen Sumpf fliegen mußte, und erst, als ich nicht auf der Stelle zu Grunde ging, suchten Sie der Sache ein anderes Ansehen zu geben, indem Sie jene greulichen Bestien verjagten. Aber einen vernünftig denkenden Mann können Sie damit nicht hinters Licht führen, und wenn die Richter je an Ihrer Schuld zweifeln sollten, werde ich ihnen diesen Zylinder vor die Augen halten, als einen unwiderleglichen Beweis für die Verbrechen, welche Sie gegen mich geplant haben. Ist er doch ein sprechendes Denkmal für alle jene Bosheiten, die ich seit unserem Aufbruche aus Yuquirenda erdulden mußte! Und warum? Nur weil ich gegen die Mitnahme dieses englischen Käferkratzers protestierte und auch jetzt noch dagegen protestiere, wie ich überhaupt gegen alles protestiere und Ihnen befehle, augenblicklich umzukehren und sich dem Richter in Neuyork zu stellen!«

Die Antwort auf diese in höchstem Ingrimm vorgebrachten ungeheuerlichen Beschuldigungen bestand in einem schallenden Gelächter, in welches sämtliche Teilnehmer der Expedition einstimmten, sobald ihnen der Inhalt übersetzt worden war.

Nun konnte sich Mr. Bopkins nicht länger halten. Mit einem heiseren Wutschrei fuhr er auf seinen eigentlichsten Feind, Sir Bendix, los und wollte ihn am Halse fassen. Dieser wich flink zur Seite und gab ihm einen ausgiebigen Box, der ihn mitten zwischen die lachenden Peones beförderte. Kaum bemerkten diese die günstige Gelegenheit, fügte jeder von ihnen noch einen sanften Puff hinzu mit dem Ergebnis, daß Mr. Bopkins schließlich auf der anderen Seite der Böschung hinabrollte und dort in einer prächtigen Pfütze für einige Sekunden verschwand.

Als er sich wieder aufrichtete, glich er aufs Haar einer großen Straßenwalze, die ungefähr einen Kilometer Nilschlamm geebnet hat. Seine Erbitterung aber war aufs höchste gestiegen.

»Ich protestiere,« rang es sich noch gurgelnd aus seinem Hals, während er drohend die geballte Faust gegen die Peones ausstreckte. Dann verschwand er in seinem Wagen und nähte zunächst einen hübschen Fleck über seinen invaliden Zylinder. Freilich bekam dieser durch die erwähnte Operation die Form eines vom Winde plattgedrückten alten Blechkamines, aber Mr. Bopkins hielt dieses äußere Kennzeichen seiner Repräsentantenwürde für so wichtig und bedeutungsvoll, daß er sich um keinen Preis der Welt davon getrennt hätte.


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