Bernhard Kellermann
Der Tunnel
Bernhard Kellermann

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5.

Die große Maschine lief mit ihrer vollen Geschwindigkeit, und Allan sorgte dafür, daß sie das Tempo beibehielt.

Sein Prinzip war, daß man alles in der Hälfte der Zeit tun könne, die man zu brauchen glaubt. Alle Menschen, die mit ihm in Berührung kamen, nahmen unbewußt sein Tempo an. Das war Allans Macht.

Der zweiunddreißigstöckige menschliche Bienenkorb aus Eisen und Beton roch von den Tresors im Souterrain bis hinauf zur Marconi-Station auf dem flachen Dach nach Schweiß und Arbeit. Seine achthundert Zellen wimmelten von Beamten, Clerks, Stenotypistinnen. Seine zwanzig Lifts schossen den ganzen Tag auf und ab. Es gab hier Paternosteraufzüge, in die man hineinsprang, während sie vorbeiflogen. Es gab Lifts, die nicht bis zum zehnten, zwanzigsten Stockwerk hielten, D-Lifts, es gab einen Lift, der bis zum obersten Stockwerk durchsauste. Kein einziger Quadratmeter der zweiunddreißig Etagen lag brach. Post, Telegraph, Kassen, Zentralen für Hochbau, Tiefbau, 124 Kraftwerke, Städtebau, Maschinen, Schiffe, Eisen, Stahl, Zement, Holz. Bis spät in die Nacht hinein stand das Gebäude wie ein feenhaft beleuchteter Turm im bunten, klingenden Gewimmel des Broadway.

Über die ganze Breite der obersten vier Etagen spannte sich ein enormes, von Hobby entworfenes Reklametableau, das aus Tausenden von farbigen Glühlampen gebildet war. Eine Riesenkarte des atlantischen Ozeans, umrahmt von den Farben der stars and stripes. Der Atlantik blaue, ewig bebende Wellenlinien, links Nordamerika, rechts Europa mit den britischen Inseln, kompakte, blitzende Sternhaufen. Tunnel-City, Biskaya, Azora, Bermuda und Finisterra Klötze rubinfarbiger Lichter, die wie Scheinwerfer blenden. Auf dem Ozean, etwas näher zu Europa, ein Dampfer, getreu in Lichtern nachgeahmt. Dieser Dampfer aber kommt nicht von der Stelle. Unter den blauen Wellenlinien ist mit roten Lampen eine sanfte Kurve gezeichnet, die über die Bermudas und Azoren nach Spanien und Frankreich führt: der Tunnel. Durch den Tunnel aber jagen unaufhörlich feurige Züge zwischen den Kontinenten hin und her. Züge von sechs Waggons, in Abständen von fünf Sekunden! Ein Lichtnebel steigt aus dem glitzernden Tableau empor, das getragen wird von ruhigen, selbstbewußten, breiten, milchweißen Riesenlettern: Atlantik-Tunnel.

Je erregter die Luft um Allan fieberte, desto wohler fühlte er sich. Seine Laune war ausgezeichnet. Er sah stets heiß und angeregt aus, kräftiger und gesünder denn je. Sein Kopf saß noch freier auf den Schultern und diese Schultern waren noch breiter und stärker geworden. Seine Augen hatten den kindlichen, gutmütigen Ausdruck verloren, ihr Blick war bestimmt und gesammelt. Selbst sein Mund, früher zusammengepreßt, war erblüht, gesättigt 125 von einem unmerklichen und undefinierbaren Lächeln. Er aß mit gesundem Appetit, schlief tief und traumlos und arbeitete – nicht überstürzt, aber gleichmäßig und ausdauernd.

Maud dagegen hatte eingebüßt an Glanz und Frische. Ihre Jugend war vorbei, sie war aus einem Mädchen eine Frau geworden. Ihre Wangen zeigten nicht mehr die alte frische Röte, sie waren etwas fahler und schmaler geworden, gespannt, aufmerksam, und ihre glatte Stirn war nachdenklich gefaltet.

Sie litt.

Im Februar und März hatte sie einige herrliche Wochen verlebt, die sie für Langeweile und Leere des Winters entschädigten. Sie war mit Mac auf den Bermudas, Azoren, und in Europa gewesen. Besonders während sie auf See waren, hatte sie Macs Gesellschaft fast den ganzen Tag über genießen können. Nach der Heimkehr aber war es ihr um so schwerer geworden, sich wieder in Bronx einzugewöhnen.

Mac war wochenlang unterwegs. Buffalo, Chikago, Pittsburg, Tunnel-City, Kraftwerke an der Küste. Er lebte in D-Zügen. In New York aber erwartete ihn schon wieder ein Berg von Arbeit.

Zwar kam er nun häufiger nach Bronx, wie er versprochen hatte, aber fast immer, und selbst an den Sonntagen, brachte er Arbeit mit, die keinen Aufschub erlaubte. Häufig kam er nur, um zu schlafen, zu baden, zu frühstücken, und wieder war er fort.

Im April stand die Sonne schon hoch am Himmel und einige Tage waren sogar drückend heiß. Maud promenierte mit Edith, die nun schon tapfer an ihrer Seite einhertrippelte, im Bronx-Park, der von modernder Erde und jungem Laub herrlich roch. Wie im vorigen Sommer stand sie wieder, mit Edith auf dem Arm, stundenlang vor dem Affenkäfig 126 und lachte. Die kleine Edith ritt, rotglühend vor Vergnügen, auf einem zierlichen Shetlandpony, sie warfen den Bären, die mit aufgesperrten Rachen an den Gittern hockten, Brotstücke in die Mäuler, sie besuchten die Löwenbabys – so verging der Nachmittag. Zuweilen wagte sich Maud auch mit ihrem Kind in die lärmende, staubende City hinein; sie hatte das Bedürfnis, das Leben zu spüren. Gewöhnlich landete sie dann in den Anlagen der Battery, wo die Hochbahnzüge über den Köpfen der spielenden Kinder dahindonnern. Von dem ganzen endlosen New York liebte Maud diese Stelle am meisten.

Neben dem Aquarium standen Bänke und hier nahm Maud Platz und träumte über die Bai hinaus, während ihr Mädchen mit bunten Geschirren im Sand spielte und vor Anstrengung und Aufregung laut schnaufte. Die weißen Ferryboote pendelten unaufhörlich zwischen Hoboken, Ellis Island, Bedloes Island, Staaten-Island und New York-Brooklyn hin und her. Die milchige, weite Bai und der Hudson wimmelten von ihnen, oft konnte sie dreißig zur gleichen Zeit zählen. Auf allen bewegte sich ein weißer, doppelarmiger Hebel, dem Wagbalken einer Wage ähnlich, ohne Pause auf und ab. So sah es aus, als marschierten die Dampfer in Siebenmeilenstiefeln dahin. Die Central of New Jersey Ferry kam beladen mit Eisenbahnwagen vorüber, Tugs und kleine Zollboote schossen aufgeregt durch das Wasser. Fern im Sonnennebel stand die lichte Silhouette der Freiheitstatue, und es schien, als schwebe sie auf dem Wasser. Dahinter zog ein blauer Streifen, das war Staaten Island, schon kaum mehr zu sehen. Aus den Kaminen der Dampfer schoß ein weißer Dampfstrahl und nach einer Weile hörte man Tuten und Pfeifen. Die Bai war voller Stimmen, vom schrillsten Winseln der Tugs bis zum tiefen Brummen der Ozeandampfer, das die Luft weithin 127 erschütterte. Unausgesetzt rasselten Ketten und in der Ferne wurde Eisen gehämmert. Der Lärm war so vielstimmig und mannigfaltig, daß er wie ein sonderbares Konzert wirkte und Träumereien und Nachdenklichkeit erzeugte.

Plötzlich tutete es ganz nahe: ein riesiger Schnelldampfer schob sich in der Sonne durch das schmutziggrüne Wasser des Hudson; die Kapelle spielte an Bord, alle Verdecke waren mit Menschenköpfen punktiert und im Hinterschiff stand die schwarze Masse der Zwischendecker.

»Winke, Edith, winke dem Dampfer!«

Und Edith sah auf, schwang den kleinen Blecheimer und schrie – genau wie die Pfeife der Tugs.

Wenn sie aufbrachen, so wollte Edith stets zum Vater gehen. Aber Maud erklärte ihr, daß sie Vater nicht stören dürften.

Maud nahm wieder eifrig ihr Klavierspiel auf. Sie übte fleißig und nahm wieder Unterricht. Wieviel sie verlernt hatte! Ein paar Wochen lang besuchte sie alle großen Konzerte; sie spielte selbst an zwei Abenden im Monat im Heim der Verkäuferinnen und Blusenarbeiterinnen. Aber das Entzücken, das ihr mit der Musik ins Blut strömte, mischte sich mehr und mehr mit einer quälenden, dumpfen Sehnsucht, so daß sie nach einiger Zeit immer seltener musizierte und es schließlich ganz aufgab. Sie besuchte Vorträge über Kindererziehung, Hygiene, Ethik und Tierschutz. Ihr Name erschien sogar unter den Komiteedamen von Vereinigungen für Invalidenfürsorge und Waisenerziehung – jene modernen Ambulanzen, wo die Wunden verbunden werden, die die unbarmherzige Schlacht der Arbeit schlägt.

Aber es blieb eine Leere in ihr zurück, eine Leere, in der es brodelte von Groll und Verlangen.

Gegen Abend klingelte sie Mac regelmäßig an, und sie fühlte sich schon ruhiger, wenn sie seine Stimme hörte. 128

»Wirst du heute abend zu Tisch kommen, Mac?« fragte sie und lauschte schon gespannt auf seine Antwort, während sie noch sprach.

»Heute? Nein, heute ist es unmöglich. Aber morgen komme ich, ich richte es ein. Wie geht es Edith?«

»Besser als mir, Mac!« Aber sie lachte dabei, um Mac zu täuschen.

»Kannst du sie an den Apparat bringen, Maud?«

Und Maud, glücklich darüber, daß er an ihr Kind dachte, hob die Kleine in die Höhe und Edith mußte irgend etwas in das Telephon plappern.

»Nun adieu, Mac! Es schadet ja nichts, daß es heute nicht geht, aber morgen kenne ich keine Gnade – hörst du?«

»Ja, ich höre. Morgen bestimmt. Gute Nacht, Maud!«

Später aber kam es häufig vor, daß es Lion nicht gelang, Mac an den Apparat zu bringen, da er unmöglich abkommen könne.

Und Maud, unglücklich und zornig, warf den Hörer heftig hin und kämpfte mit den Tränen.

An den Abenden las sie. Sie las ganze Bücherschränke aus. Aber sie fand bald, daß die meisten Bücher nichts als Lüge waren. No, my dear, das Leben war ganz anders! Zuweilen aber fand sie ein Buch, das ihr ihren Jammer in seiner ganzen Größe bestätigte. Sie ging unglücklich, mit Tränen in den Augen, in den leeren, stillen Zimmern hin und her. Schließlich kam sie auf die großartige Idee, selbst ein Buch zu schreiben. Ein ganz eigenartiges Buch – und damit wollte sie Mac überraschen! Die Idee berauschte sie. Einen ganzen Nachmittag lief sie in der Stadt umher, um ein Buch aufzutreiben, wie sie es im Kopfe hatte. Endlich fand sie, was sie wünschte. Es war ein Tagebuch, in Alligatorhaut gebunden, mit feinem gelblichen Papier. Gleich nach Tisch begann sie ihre Arbeit. Sie schrieb auf die erste Seite: 129

Leben meines kleinen Töchterchens Edith und was sie sagte.
Niedergeschrieben von ihrer Mutter Maud.

»Gott möge sie beschirmen, die süße Edith,« schrieb sie auf das zweite Blatt. Und auf dem dritten fing sie an.

»To begin with my sweet little daughter was born . . .«

Das Buch sollte Mac zu Weihnachten bekommen. Die Arbeit entzückte sie und vertrieb ihr viele einsame Abende. Jede Kleinigkeit aus dem Leben ihres jungen Töchterchens buchte sie gewissenhaft. Alle drolligen Aussprüche und alle naiven und weisen Fragen, Bemerkungen und Ansichten ihres Kindes. Zuweilen schweifte sie auch ab und verlor sich in ihre eigenen Sorgen und Gedanken.

Sie lebte vom Sonntag auf den Sonntag, da Mac sie besuchte. Die Sonntage waren ein Fest für sie. Sie schmückte das Haus, sie entwarf einen besonderen Speisezettel, der Mac für die ganze Woche entschädigen sollte. Aber zuweilen konnte Allan auch am Sonntag nicht abkommen.

An einem Sonntag wurde er plötzlich in die Stahlwerke nach Buffalo gerufen. Und am folgenden Sonntag brachte er Herrn Schlosser, Chef der Baustelle auf den Bermudas, mit nach Bronx und Maud hatte so gut wie nichts von ihm, denn die beiden benutzten den Tag zur Erörterung technischer Fragen.

Da erschien Maud eines Nachmittags zu ungewöhnlicher Stunde im Syndikatgebäude und ließ Mac durch Lion sagen, daß sie ihn sofort zu sprechen wünsche.

Sie wartete im Speisezimmer, das an Macs Arbeitssaal stieß und hörte eine rasselnde, fettige Stimme eine Reihe von Banken nennen.

»– Manhattan – Morgan Co. – Sherman –«

Sie erkannte die Stimme von S. Woolf, den sie nicht ausstehen konnte. Plötzlich brach er ab und Mac rief: »Sofort, sage sofort, Lion.« 130

Lion trat ein und gab flüsternd Bescheid.

»Ich kann nicht warten, Lion!«

Der Chinese blinzelte verlegen und schlich lautlos hinaus.

Gleich darauf trat Mac ein, heiß von der Arbeit, in bester Laune.

Er fand Maud, das Gesicht in das Taschentuch gedrückt und heftig weinend.

»Maud?« fragt er bestürzt. »Was gibt es? Etwas mit Edith?«

Maud schluchzte lauter. Edith! Edith! An sie dachte er gar nicht. Konnte nicht mit ihr etwas sein? Ihre Schultern schüttelte das Weinen.

»Ich halte es ganz einfach nicht mehr aus!« schluchzte sie und preßte das Gesicht noch tiefer ins Taschentuch. Immer heftiger weinte sie. Sie konnte nun gar nicht mehr aufhören, wie ein Kind, das zu weinen anfing. All ihr Groll und Kummer mußte heraus.

Mac stand eine Weile ratlos. Dann berührte er Mauds Schulter und sagte: »Aber höre doch, Maud – ich konnte ja nichts dafür, daß uns Schlosser den Sonntag verdarb. Er kam von seiner Station herüber und konnte unmöglich länger als zwei Tage bleiben.«

»Das ist es ja gar nicht. Dieser eine Sonntag –! Gestern nun war Ediths Geburtstag . . . ich habe gewartet . . . ich habe gedacht . . .«

»Ediths Geburtstag?« sagte Allan verlegen.

»Ja. Du hast ihn vergessen!«

Da stand nun Mac beschämt da. »Wie konnte ich nur?« sagte er. »Noch vorgestern dachte ich daran!« Nach einer Pause fuhr er fort: »Höre, kleine Maud, ich muß soviel im Kopf haben in diesen Tagen; es ist ja nur, bis der Anfang gemacht ist –«

Da sprang Maud auf und stampfte mit dem Fuße und 131 sah ihn zornrot an, während ihr die Tränen übers Gesicht liefen. »Das sagst du immer – seit Monaten sagst du das! – O, was für ein Leben!« schluchzte sie und warf sich wieder in den Stuhl und bedeckte das Gesicht mit dem Taschentuch. Mac wurde immer ratloser. Er stand da wie ein ausgescholtener Schulknabe und errötete. Noch nie hatte er Maud so aufgebracht gesehen.

»Nun, höre doch, Maud,« begann er wieder, »es gibt mehr Arbeit, als ein Mensch annehmen konnte – aber das wird bald besser werden.« Und er bat sie, noch eine Weile Geduld mit ihm haben zu wollen, sich zu zerstreuen, zu musizieren, Konzerte, Theater zu besuchen.

»O, das habe ich alles schon versucht, es ist langweilig – es wächst mir zum Hals heraus – und immer zu warten und zu warten –!«

Mac schüttelte den Kopf und sah hilflos auf Maud.

»Ja, was sollen wir mit dir tun, girlie – was sollen wir mit dir anfangen?« fragte er leise. »Vielleicht gingst du besser einige Wochen aufs Land? Nach Berkshire?«

Maud hob rasch den Kopf und sah ihn mit nassen, blanken Augen an.

»Willst du mich ganz los sein?« fragte sie mit offenem Mund.

»Ach, nein, nein. Ich will nur dein Bestes, liebste Maud. Du tust mir leid – ja, aufrichtig –«

»Ich will nicht, daß ich dir leid tue, nein . . .« Und von neuem schüttelte sie dies heftige, dumme Weinen.

Mac nahm sie auf den Schoß und bemühte sich, sie durch Liebkosungen zu beruhigen, während er auf sie einsprach. »Ich komme heute abend nach Bronx!« sagte er schließlich, als sei damit alles wieder in Ordnung gebracht.

Maud trocknete ihr schwimmendes Gesicht ab.

»Gut. Aber wenn du später als halb neun Uhr kommst, 132 so lasse ich mich scheiden von dir!« Und sie wurde plötzlich tiefrot im Gesicht, als sie dies sagte. »Ich habe oft daran gedacht – ja, Mac, lache nur, das ist keine Art, seine Frau zu behandeln, das sage ich dir.« Sie umschlang Mac und preßte ihre heiße Wange an sein braunes Gesicht und flüsterte: »O, ich liebe dich so, Mac! Ich liebe dich ja so!«

Ihre Augen glänzten, als sie die zweiunddreißig Stockwerke im Lift abstürzte. Sie fühlte sich wohl und heiß im Herzen, aber schon schämte sie sich ein wenig. Sie dachte an Macs Bestürzung, den Kummer in seinen Augen, seine Ratlosigkeit und das versteckte Erstaunen, daß sie so wenig verstände, wie notwendig all diese Arbeit war. ›Wie eine dumme Gans habe ich mich benommen‹ – dachte sie – ›so töricht! Was wird Mac nun wohl von mir denken? Daß ich keinen Mut, keine Geduld und kein Verständnis für seine Arbeit habe – und wie dumm war es ihm vorzulügen, daß ich schon oft an Scheidung gedacht hätte.‹ Das war ihr erst in diesem Augenblick eingefallen.

»Ja, in der Tat, wie eine Gans – a real goose! – habe ich mich benommen,« sagte sie halblaut, als sie in den Wagen einstieg und lachte leise, um sich über die beschämende Empfindung, sich töricht betragen zu haben, wegzuhelfen.

Allan gab Lion den Auftrag, ihn ein Viertel vor acht aus dem Bureau zu werfen. Pünktlich! Ein paar Minuten vor acht eilte er rasch in ein Geschäft und kaufte eine Menge Geschenke für Edith und einige für Maud, ohne lange zu wählen, denn von diesen Dingen verstand er nichts.

›Sie hat recht, Maud,‹ dachte er, während er im Auto die sechs Meilen lange schnurgerade Lexington Avenue hinaufschnurrte, und er grübelte angestrengt darüber nach, wie er es künftighin einrichten wolle, um sich seiner Familie mehr widmen zu können. Aber er kam zu keinem Resultat. Die Wahrheit war die, daß die Arbeit von Tag zu Tag mehr 133 anschwoll, anstatt weniger zu werden. ›Was soll ich tun?‹ dachte er. 1Wenn ich einen Ersatz für Schlosser hätte, er ist zu unselbständig.‹

Dann erinnerte er sich, daß er einige dringliche Briefe in der Tasche hatte, überlas sie und setzte den Namen darunter. Beim Harlem-River war er damit fertig. Er ließ halten und die Briefe einwerfen. Es war noch zehn Minuten bis halb neun.

»Nimm Boston Road, Andy, let her rip, aber überfahre niemand.«

Und Andy fegte Boston Road entlang, daß die Passanten taumelten und ein Berittener ihre Verfolgung im Galopp aufnahm. Mac legte die Füße auf den Sitz gegenüber, zündete sich eine Zigarre an und schloß übermüdet die Augen. Er war nahezu eingeschlafen, als das Auto mit einem Ruck hielt. Das ganze Haus war festlich erleuchtet.

Maud rannte wie ein Mädchen die Treppe herab und fiel Mac um den Hals. Noch während sie durch den Vorgarten lief, rief sie: »Oh, ich bin eine solche Gans, Mac!«

Sie kümmerte sich nicht darum, daß der Chauffeur es hörte.

Ja, nun wollte sie aber Geduld haben und nie mehr klagen.

»Ich schwöre es dir, Mac!«

 


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