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8

Bei ungünstiger Witterung wachte der Novize Alexej in der Laubhütte, Boris aber begab sich in Vater Polykarps Zelle. Ins Kloster drangen Gerüchte über Revolution, Kommunisten, Massenhinrichtungen, Verwahrlosung der Städte, Einäscherung von Gutshöfen. Boris blickte verstört, sah den Lehrer oft fragend an. Wenn er in die Zelle kam, schlug er mit den grob gewordenen Händen das Evangelium auf, las darin, schritt erregt von einer Ecke in die andere. Blieb endlich vor Vater Polykarp stehen und fragte mit den Augen, wie das möglich sei, was da in der Welt vor sich ging.

Eine Furche, scharf wie ein Pfeil, grub sich zwischen die schwarzen Brauen in die weiße Stirn des Mönches.

»Ihr werdet hören Kriege und Geschrei von Kriegen; sehet zu und erschrecket nicht. Das muß alles geschehen. Denn es wird sich empören ein Volk über das andere und ein Königreich über das andere, und werden sein Pestilenz und teure Zeit. Da wird sich allererst die Not anheben. Alsdann werden sie euch überantworten in Trübsal, und werden euch töten. Und ihr müsset gehasset werden um meines Namens willen von allen Völkern … Und es wird gepredigt werden das Evangelium vom Reich in der ganzen Welt!«

»Ja, so steht es geschrieben, aber hat unser Heiland nicht auch gesagt, gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist?!«

»Er hat beides abgelehnt, sowohl das eine als das andere. Weder Kirche, noch Staat!«

»Also Anarchie? …«

»Nein. Er hat sein Reich gepredigt, das kommende Reich, seine Macht, seine Gesetze, die Knechte, jene, die mühselig und beladen sind, zu sich gerufen und gesagt, gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, arbeitet und zahlt die Abgaben aus dem Erlös eurer Arbeit, denn nur ein Arbeiter ist seiner Speise wer,, und hat die Kirche der Schacherer abgelehnt und verkündet, daß er den Tempel von Jerusalem zerstören und in drei Tagen die lebendige Kirche im Geist und in der Wahrheit errichten würde.«

»Wer war denn Christus? Demut und Allverzeihung … Aber der, der die Händler mit Geißeln aus dem Tempel trieb, konnte nicht schweigend alles hinnehmen … Wer war er denn?«

»Ein Führer!«

Es hämmerte in Boris' Schläfen, etwas in ihm brach zusammen, erschrocken lauschte er Vater Polykarps Worten und verstummte entsetzt …

In der Kathedrale war Nachtgottesdienst, die heiligen Lämpchen schwelten, lang ausgezogene Singworte verhallten in der Kuppel, von den Wänden hauchte herbstliche Kühle. Der Abt, mit rotumränderten Augen, sang vom Altar die Worte der Liturgie, gebeugte Greise antworteten von den Emporen. Vor den Säulen und längs der Wände raschelten sich verneigende schwarze Schatten, zottige Köpfe schlugen mit der Stirn gegen die Steinfliesen.

Boris blickte hinein und kehrte in Vater Polykarps Zelle zurück, fragte:

»Wo finde ich die Wahrheit?«

»Dort, in der Welt, bei den Menschen, bei der Revolution.«

»Und er, er – ist mit ihnen?«

»›Und voran – geht im Kranz aus weißen Rosen – Jesus Christus‹!«. »Und voran – geht im Kranz aus weißen Rosen – Jesus Christus!« – Zitat aus Alexander Blocks Revolutionsepos »Die Zwölf« (deutsch von Wolfgang E. Groeger, Trowitzsch und Sohn, Berlin, 1921); die Strophe lautet:

... Schreiten so in hehrem Wahne,
..............................
Und voran – mit blutiger Fahne
Kugelfest, verratgefeit,
Schneeverhüllt und perlumschneit,
Sanften Schritt's durch Sturmestosen
Geht im Kranz aus weißen Rosen,
Lichtumhaucht gleich einem Stern –
Jesus Christ, der Sohn des Herrn.

»Das ist Gotteslästerung!«

»Nein, eine Einsicht, aus der ein tiefes Erfassen der Wahrheit dieser großen Tage spricht.«

»Er könnte nicht mit ihnen gehen! Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen …«

»Sein Reich ist das Reich, das kommt; wenn das Evangelium vom Reich in der ganzen Welt gepredigt wird, dann wird es keine aus Haß und Erbitterung geborenen Knechte mehr geben. Diese Worte sind an jene gerichtet, die das kommende Reich den Feinden predigen sollen – liebet eure Feinde – weil ja überall seine Feinde sind – ihr werdet gehasset sein von jedermann um meines Namens willen – jedermann wird seiner Lehre fluchen, darum sollt ihr hart und fest sein wie Petrus, der Fels, denn nur auf Fels könnt ihr › mit Gewalt‹ das kommende Reich bauen.«

»Wer das Schwert nimmt, der soll durch das Schwert umkommen …«

»Gedenke: Ihr sollt nicht wähnen, daß ich kommen sei, Frieden zu senden auf Erden. Ich bin nicht kommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert; darum wird man euch überantworten vor ihre Rathäuser, vor Fürsten und Könige führen um meinetwillen, und wird euch töten, aber wisset, die das Schwert gegen euch ziehen, werden selber durch das Schwert umkommen! Seine Lehre ist Frieden und Liebe, doch bevor es dazu kommt – gehet hin und predigt, und da man euch verfolgen wird, seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben, wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so fliehet in eine andere und prediget wieder. Nicht mit Demut, nein, mit Gewalt errichtet das Reich, nicht ein Reich von Sklaven, sondern indem ihr dem Sklaven helft, seine Ketten zu sprengen; viele sind dazu berufen, aber wenige sind auserwählt, doch es soll euch gegeben werden … Von den Tagen Johannis des Täufers bis hierher leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalt tun, die reißen es zu sich

»Gewalt? Diktatur? …«

»Im Namen des kommenden Reiches. Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich! Denn niemand kann zweien Herren dienen, ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Wer nicht alles verläßt um seinetwillen, kann kein Jünger dessen sein, der das Reich der Arbeit und der Gleichheit predigt. Um seinetwillen wird ein Bruder den anderen zum Tode überantworten und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich empören wider ihre Eltern und ihnen zum Tode helfen. Und ihr werdet gehasset sein von allen Völkern um meines Namens willen. Und sie werden sammeln aus meinem Reich alle Ärgernisse und die da Unrecht tun, und werden sie in den Feuerofen werfen: da wird sein Heulen und Zähneklappen – nicht Frieden, sondern das Schwert. Des Menschen Sohn ist es, der den guten Samen säet, er ist Lehrer und Führer; der Acker ist die Welt; der gute Samen sind die Kinder des Reichs, das Unkraut sind die Kinder der Bosheit, sind Feinde. Um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuvor das Unkraut und bindet es zu Bündeln, daß man es verbrenne – die Feinde – aber den Weizen sammelt mir in meine Scheune. Mir ist Vater, Mutter und Brüder, wer an meinem Reiche baut, das verkündiget ist von Anbeginn.«

»Und die rechtgläubige Kirche – die apostolische!«

»Der Sabbat ist um des Menschen willen da, und nicht der Mensch um des Sabbats willen. Die Welt erzitterte, als Knechte, den Herrn lobpreisend, im Kolosseum starben, und hätte es nicht ertragen, wenn nicht Paulus, die Patrizier und Priester gekommen wären, die um ihre Macht und ihren Reichtum bangten, und den Sabbat nicht wieder zum Herrn über den Menschen gemacht, neue Götter und Tempel errichtet hätten – bis jetzt die neuen Nazarener gekommen sind.«

»Wer sind sie denn, wer?«

»Jünger des Herrn und Führers!«

»Und er ist mit ihnen?«

»In ihnen!«

»Im Kranz aus weißen Rosen …«

Boris riß sich los von den auf ihn einstürmenden Gedanken, griff sich an den Kopf – ihm war, als bohrten sich Nadelspitzen in seine Haut, als bewegten sich seine Haare.

Vater Polykarp bohrte seinen Blick in Boris' Augen.

»Begreifst du jetzt?«

»Gott! O Gott!«

»Von den törichten Jungfrauen hat der Bräutigam des Reichs sich abgewandt!«

»Was soll ich tun?«

»Geh hin zu ihnen! Wer seine Seele verliert um meinetwillen, der wird sie finden. Vergiß nicht: wer nicht mit mir ist, der ist wider mich.«

Der brennende Docht in dem mit Hanföl gefüllten heiligen Lämpchen; dichtes schwüles Halbdunkel, daß es schwer war zu atmen; Boris' halberstickter Aufschrei:

»Auch ich muß …?«

»Im Namen des kommenden Reiches!«

Wieder klammerte er sich an die springenden Wurzeln des Göttlichen. Flüsternd sprach er. Entsetzen hatte ihn erfaßt, er konnte Gott und seine Gebote nicht zusammenbringen, einen Augenblick meinte er, der Teufel stehe vor ihm – schwarz, groß, mit feurigem Blick.

In zitterndem Flüsterton sagte er:

»Und der auferstandene Herr und Heiland Jesus Christus?!«

»War ein Mensch, ein genialer Mensch.«

»Gott, o Gott …«

»Höre! Lange, seit meinen Jünglingsjahren, mein ganzes Leben lang habe ich dies in mir getragen, in Glauben und Frömmigkeit. Als einen Traum … Das herrlichste Gebilde der Menschheit ist Jesus. Er wußte nicht, wer sein Vater war, so nannte er sich des Menschen Sohn, den Sohn Gottes. Das harte Leben der Armut, die Hobelbank, goldene Holzspäne, girrende Tauben auf dem Dach, blühende Lilien im Frühling, herbstliche Trauben an den Hängen, säuselnde Palmen, weiße und rosenfarbige Oleanderblüten – die Poesie eines werktätigen Lebens, dem Liebe entsprang, vom alten Gebot durchleuchtet: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

Und um ihn – Israel, das Sklavenjoch der Heimat, Judäa vom Gluthauch des Chamsin versengt, die Strafpredigt der Propheten und die Erwartung des Messias, des Erlösers vom römischen Joch; Traum und Glaube. Auf dem flachen Dach nach einem bescheidenen Mahl; eine Weintraube, eine Handvoll Feigen, ein Stück Brot; blutiger Sonnenuntergang in der fernen Wüste, und der ewige Gedanke, hartnäckig bis zur Qual: nur ein Führer erlöst mein Volk von dem Joch! Selten einmal eine Reise nach Jerusalem zum Osterfest – Glanz und Üppigkeit der großen geschäftig belebten, eitlen Stadt, die ihre schönsten Mädchen, die künftigen Mütter des Volkes den Bedrückern in die Sklaverei verkauft; Ausschweifungen der Patrizier, Gewalttaten der Soldaten – sie wissen nicht, was sie tun.

Moses – das war ein Führer und Prophet, ein Gesetzgeber und hoher Priester, der Wunder wirkte und durch Wundertaten sein Volk aus Äygpten führte; nur solch ein Mensch könnte wieder ein Führer seines Volkes und durch dieses Beispiel, Führer der Menschheit werden. Hat nicht Philon über Israel gesagt: Israels Gesetz wendet sich an Barbaren und Griechen, an die Bewohner der Inseln und des Festlandes, an Osten und Westen – an alle in verschiedenen Gebieten der Welt verstreuten Menschen. Das Gesetz Mosis gleicht der Sonne unter den Sternen, nur dies Gesetz kann zum Gesetz der Welt werden. Israels Gesetzgeber schöpfte seine Lebensregeln nicht aus den besonderen und wechselnden Daseinsverhältnissen eines einzelnen Volkes, er zog sie aus der Wesensart des Menschen überhaupt, auf daß sie zur Grundlage eines Weltreichs werden könnten, denn die ganze Menschheit ist ein Volk, das durch eine Macht und durch ein Gesetz vereint sein sollte. Die Menschheitsidee wiedererwachte in Jesu. Führer und Prophet nicht nur des eigenen Volkes, sondern auch der übrigen verirrten Völker der Erde sein! Denn dies Land war krank vom Haß gegen den Eroberer; in den Synagogen und auf den Straßen predigten Propheten vom Messias, dem Erlöser von der drückenden Last. Jesus sah sie, hörte sie und verzehrte sich in brennender Sehnsucht. Nur ein Wunder, ein Prophet, der Wunder wirkt, kann Israel und der Menschheit Erlösung bringen.

Das Volk, aus Ägypten, aus der Wiege der Weisheit gekommen, hatte die Gebote des Leidenschen Papyrus mitgebracht, die Gebote der Liebe, Barmherzigkeit und Verzeihung, und die Knechtung hatte den Traum vom Erlöser geweckt, den Traum von Gleichheit und Freiheit und dem Recht auf Arbeit – nur der Arbeitende ist seiner Speise wert. Er sah Armut um sich, lebte selbst in Armut, seine jüngeren Geschwister, die, halb nackt, abgezehrt, vor dem Hause im Staub spielten – Jakob, Joses, Simon, Judas, und seine Schwestern –, waren eine stete Mahnung an die Ungerechtigkeit der Welt. Prophet sein, Führer durch Wunder!

Karawanen aus Ägypten und Syrien, die durch Kapernaum nach Osten zogen, nach Persien, Indien, Weise und Magier, Sterndeuter, die Mosis Wunder nachahmten, der alle Weisen geschlagen und beschämt hatte durch seine Verwandlung von Schlange und Stab. Und jede freie Minute die Bibel, die Belehrungen der Propheten, der Traum vom Messias. Arbeit, Natur und die Rollen der heiligen Schrift, – so wuchs Jesus heran und ward stark im Geist, voller Weisheit, wie der Apostel Lukas bezeugt, der gelehrte Arzt. Hoch und schlank, mit strahlenden Augen – der Traum vom Messias brannte in ihnen – kraftvoll und ungestüm –, so wartete er auf seine Stunde, da er bei Erreichung der Mündigkeit im Tempel zu Jerusalem vor den Schriftgelehrten erscheinen würde und sein Schicksal sich entscheiden sollte. Seine Kenntnis der Bibel, der Propheten, im besonderen aber alles dessen, was sich auf den Messias bezog, versetzte die Priester und Schriftgelehrten in Erstaunen. Allmählich kam der Glaube an sich, an seine Sendung und sein Geschick. Doch das Licht kommt vom Osten, von dort, wohin die Karawanen zogen. Wenn er nicht Mosis Weisheit erwirbt, muß er sich ein Weib nehmen und Tischler werden, wie sein Adoptivvater. Seine Kraft und Schönheit zog die Blicke der Mädchen an, und der Ruhm seiner Weisheit lockte viele Reiche und Vornehme in das Haus des armen Tischlers, die ihn zum Schwiegersohn haben wollten. Verlegen sucht seine Mutter drei Tage nach ihm, fragt bei Bekannten, ob sie ihn nicht gesehen haben, und findet ihn schließlich im Tempel. ›Wir haben dich mit Schmerzen gesucht‹, ihm aber entfährt es – zum ersten Male – voll Zorn und Ungestüm: ›Was ist es, daß ihr mich gesucht habt? Wisset ihr nicht, daß ich sein muß in dem, das meines Vaters ist?‹ Die Worte erschütterten seine Mutter, sie behielt sie in ihrem Herzen ihr Leben lang. Aufs neue umbrandete ihn die Menschenmenge, der Lärm des Festes, das bunte Gewühl des Ostens – und er entwich durch Kapernaum mit einer Karawane nach Indien.«

»Er entwich? Er floh aus dem Vaterhaus? …«

»Ja. Nach dem Eintritt der Mündigkeit und bis zu seinem dreißigsten Jahre verlautet nichts über ihn, kein Wort, kein Ton. Moses wurde durch die Tochter des Pharao, die Herrscherin Hatscheput, erhöht, die ihn zum Hohenpriester im Tempel der Hathor auf dem Berge Sinai machte, war er doch ihr Liebling, den sie aus den Fluten des Nils errettet hatte. Hier schrieb er auf Steintafeln sein Gesetz nieder, und nach dem Tode der Herrscherin führte er sein Volk aus Ägypten. Er war Führer eines unterjochten Volkes, Führer der Sklaven, die die Pyramiden gebaut hatten, die von den Geißelhieben der Aufseher angetrieben wurden. Ihnen gab er ein neues Gesetz, das Gesetz des unsichtbaren Gottes – die Gebote der Liebe, Barmherzigkeit und Vergebung des magischen Leidenschen Papyrus; er rief die erste Revolution hervor und führte sein Volk einem neuen Leben zu, das es sich schaffen sollte. Jesus erkannte, daß auch er in ein Land mußte, das voller Geheimnisse und Rätsel war, in das Land der Weisen und Zauberer; vielleicht war auch als Hauch eines Mythos die Kunde von der Anbetung der drei Weisen aus dem Morgenlande zu ihm gedrungen und hatte ihn bei seinem Entschluß beeinflußt. Einen Aufstand, eine Revolution entfachen gegen die römischen Bedrücker, die die ganze Welt auf die Knie gezwungen hatten, Israel, die Welt von diesem Joch befreien.«

»Wohin war er gezogen? Wer kann darüber etwas wissen?«

»Die alten Urkunden der tibetanischen Bibliothek in Lhasa, in der Bücherei des Dalai Lama.«

»Wie wäre er dahin gekommen?«

»Über Persien, mit einer Karawane. Und in der Weltabgeschiedenheit der Himalajaberge Kaschmirs in dem Buddhakloster, im rauhen Gletscherlande, lernte er ›durch Gebet zu heilen, den bösen Geist aus dem Körper des Menschen zu treiben und diesem sein Menschenantlitz zurückzugeben‹. Hier verbrachte Jesus – Issha – siebzehn Jahre. Dann verließ er das Land, Moses an Zauberkraft übertreffend, stieg über Nepal und den Himalaja in die Ebene Radschputana hinab und begab sich, das kommende Reich auf Erden predigend, weiter nach Westen, nach Palästina, ins heimatliche Nazareth.«

»Und seine Auferstehung? Er ist doch auferstanden?«

»Seine Auferstehung ist ein Wunder von Mosis Art, ein Wunder zur Verherrlichung seiner Führersendung, um seine Lehre zu verklären und ihren Ruhm durch alle Zeiten zu tragen.«

»Und alle seine Wundertaten?«

»Er hat sie alle vollbracht. Das erste war das Wunder zu Kana, die Verwandlung von Wasser in Wein, geschehen vielleicht in den ersten Tagen der Freude über seine Wiederkehr, in Gegenwart seiner Mutter und seiner Brüder. Dann aber, als die Worte seiner ersten Predigt in seiner Heimatstadt Nazareth erklungen waren, nahmen seine Zuhörer in der Synagoge Ärgernis an seinen Ausführungen, und sie wurden voll Zorns alle, die in der Schule waren, und stießen ihn zur Stadt hinaus, und führten ihn auf einen Hügel des Berges, darauf ihre Stadt gebaut war, daß sie ihn hinabstürzten, aber er ging mitten durch sie hinweg, denn die Macht seines Blickes schlug die wütende Menge in Fesseln. Später, als er auf einer seiner Wanderungen wieder durch Nazareth kam, erklärte er voll Bitternis, ein Prophet gelte nirgend weniger denn im Vaterlande und daheim bei den Seinen, – in Nazareth wollte man nicht an ihn glauben. Ist er nicht der Zimmermann, Mariä Sohn, und der Bruder Jacobi, und Joses und Judä, und Simonis? Sind nicht alle bei uns? Und sie ärgerten sich an ihm. Und er konnte hier nicht ein einziges Wunder tun. Erbittert entwich er aus der Vaterstadt, und diese Erbitterung verließ ihn sein Leben lang nicht mehr und hatte den Bruch mit den Seinen zur Folge. Es standen seine Mutter und seine Brüder draußen, die wollten mit ihm reden. Da sprach einer zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen mit dir reden. Er antwortete aber und sprach zu dem, der es ihm ansagte: Wer ist meine Mutter? Und wer sind meine Brüder? Und reckte die Hand aus über seine Jünger und sprach: Siehe da, das ist meine Mutter und meine Brüder.«

»Meister, aber Jesus wurde doch in der Wüste versucht?«

»Der lange Weg mit der Karawane durch die Wüste, zu Fuß, durch heißen Triebsand, in dem der Fuß versinkt, glühende Sandkörner, die die Haut versengen, schwarz-dunkle Nächte, Rast unter dem klaren Sternenhimmel, und aufs neue der flammende Sonnenball und Luftspiegelungen in der Mittagsglut, und je mehr er sich Israel näherte, um so bohrender die quälenden Gedanken und Gaukelbilder seiner Einbildungskraft. Siebzehn Jahre hatte er am Indus und Himalaja verbracht, seinem Traumbild eines Führers, Propheten, Messias nachjagend, auf der Suche nach Weisheit und den Geheimlehren über Wundertaten, durch die allein der Messias sein Werk vollbringen konnte, die seine Lehre stützen und erhalten und den Namen des Führers mit Ruhm und Verehrung bedecken würden. Er glaubte jetzt an sich selbst, an seine Kräfte – er konnte mit seinem Blick Volksmengen bezwingen, Menschen glauben machen, daß statt des Wassers süßer Wein in den Krügen sei, der die Trinkenden trunken machte, mit seinem Blick die Menschen veranlassen, Netze voller Fische zu sehen, die Schwere des Fangs mit den Armen zu fühlen. Und in der Wüste überkam den Asketen die Fata Morgana seines Traumes – sein ungeheures Können für sich selbst auszunutzen, sich Reichtum und Ruhm zu erringen, vielleicht alle Reiche der Erde sich untertan zu machen kraft seiner geheimnisvollen Macht, durch seinen magischen Blick über die Völker zu herrschen, der erste in Israel, in der Welt zu werden. Aber nein – der Traum von ewigem Weltruhm, von einem Weltreich, das ein einziger kraft seiner Lehre und seiner Wundertaten für alle Zeiten errichtet hat, dieser Traum war herrlicher als persönliches Glück, persönliche Macht, die vergänglich sind wie die Zeit. Der in der Asketenschule der tibetanischen Priester und Zauberer gestählte, überragende Geist dieses Mannes verwarf den lockenden Gedanken an persönlichen Gewinn, und je mehr er sich dem unterdrückten Judäa näherte, desto mehr befreite er sich von dieser Versuchung, und sein anfängliches Ziel, Befreier und Erlöser seines Volks und der ganzen geknechteten Menschheit zu werden, Prophet und Messias allen kommenden Geschlechtern zu sein, erstand wieder in ihm, schlackenlos, rein, unerschütterlich. Dieser Messias sollte der Mittelpunkt der Welt, aller Völker, aller Zeiten werden; alle die zerstreuten Krumen urgründiger Wahrheit, Jahrtausende alter Erkenntnis von Liebe und Brüderlichkeit unter den Menschen, von der Gleichheit aller Menschen und Völker, wollte er sammeln und in diese Worte, die er aus vergilbten Papyrussen, Keilinschriften, den Büchern indischer Weisheit geschöpft hatte, neues Leben, neue Kraft einhauchen, um so alle durch Rom und die Reichen und Mächtigen Bedrückten, alle, die mühselig und beladen sind, zusammenzuschließen und das Joch der Bedrücker abzuschütteln in einem Reiche der Liebe, der Gleichheit und Brüderlichkeit, dem kommenden Reiche – um Israel auferstehen zu lassen, indem er selbst auferstand. Diese Auferstehung war ein Wunder, von dem in Israel noch nichts bekannt war. Durch Wüsten und über Berge schritt er dahin, um der Menschheit den Messias zu bringen; und seine Auferstehung sollte sein Werk krönen, auf daß es unsterblich sei.«

Boris hörte mit verhaltenem Atem zu, wagte nicht sich zu regen, und in einem neuen Licht erstanden die Worte der Evangelien, Christi Leben, sein Wirken und Leben vor ihm.

»Nicht zu den Reichen und Mächtigen, die in herrlichen Kleidern und Lüsten lebten, nicht zu den Priestern, Schriftgelehrten und Pharisäern kam er, er kam zu denen, die unter der Gewaltherrschaft des Staates und der Kirche litten; gegen beide, Staat und Kirche, erhob er sich. Zu seinen Schülern berief er arme, werktätige, notleidende Menschen, die im Namen seiner Lehre zu allem bereit waren; nur solche Menschen konnten ihm nützlich, konnten seine Helfer sein, die an seine Kraft glaubten; er berief sie, indem er sie durch Wundertaten von seiner Macht überzeugte. Und drei Jahre lang predigte er ohne Unterlaß, ohne sich Rast und Ruhe zu gönnen, heilte Kranke, wirkte Wunder durch die Macht seines Blickes auf Grund seines magischen Wissens, das er an den Ufern des Indus erworben hatte. Ganze Volksmassen hefteten sich an seine Fersen und zogen ihm nach, sein Name wurde in ganz Israel bekannt, und das Land erwartete, daß er es von dem römischen Joch befreien würde. Begeisterte, in ihn verliebte Frauen dienten ihm mit ihrem Namen, reiche und arme, gefallene und herzensreine haschten nach seinem Wort, teilten mit ihm und seinen Schülern das Lager unter freiem Himmel und die karge Speise der Wanderschaft – Maria von Magdala, Johanna, das Weib Chusa's, des Pflegers Herodis, Susanna. Und drei Jahre lang sprach er immer wieder von einem besonderen Wunder. Ohne Zeichen werdet ihr nicht an mich als den Messias glauben, aber das Zeichen soll euch gegeben werden, denn gleichwie Jonas war drei Tage und drei Nächte in des Walfisches Bauch: also wird des Menschen Sohn drei Tage und drei Nächte mitten in der Erde sein.«

»Das Wunder der Auferstehung …«

»Ja, er bereitete die Welt auf das Wunder der Auferstehung vor, auf ein Wunder, das größer sein würde, als alle Wunder Mosis und der ägyptischen Zauberer. Er wußte, daß wenn er lange predigen und der Zorn des Volkes sich in einen Aufstand ergießen würde, sein Welten- und Ewigkeitstraum zerschellen müßte, die eisernen Kohorten der Feinde würden Israel zu Boden werfen und jeden Funken seiner Lehre in Blut ersticken. Er galt als Prophet und Führer, doch um der Menschheit den schönen Traum von Freiheit und Brüderlichkeit für alle Zeiten zu bewahren, mußte er das große Wunder bald vollbringen, und dann still verschwinden, ehe sie ihn noch einmal griffen und ihm ein ruhmloses Ende bereiteten.«

Der Docht in dem heiligen Lämpchen knisterte leise; der dunkle Schatten des Mönches glitt erregt über die Wände der Zelle, schwarz und riesig; Vater Polykarps leidenschaftliche Worte waren wie Stichflammen, in denen die Vergangenheit des Mönches Boris verbrannte.

»Ein naher, verschwiegener Getreuer war eingeweiht in das große Geheimnis: er sollte ihn an die Feinde verraten, sollte es tun um der menschenbeglückenden Lehre willen und dieses Kreuz auf sich nehmen, daß seinem Namen auf alle Zeiten die Schmach des Verräters anhaften würde. Voll Schmerz und Weh, in innigster Liebe sprach Jesus: Wehe dem Menschen, durch welchen des Menschen Sohn verraten wird! Es wäre ihm besser, daß er nie geboren wäre. Und als er es wirklich tat, trat Judas auf Jesus zu und sprach: Gegrüßet seist du, Meister! und küßte ihn … Dieser Bruderkuß, diese schmerzlichen Worte – ich denke mir, beider Augen waren feucht in diesem Augenblick um des anderen willen; doch sie mußten sich in der Gewalt haben. Beide gingen Qual und Leid entgegen; der Glaube an den Meister, der Glaube an die eigene Sendung hatten Juda und Jesus verbrüdert. Doch noch ein dritter war, der wußte, einer, der Jesus nicht weniger nahe stand, den er nicht weniger innig liebte – Lazarus … Da war ein gastfreudiges Haus, ein Haus der Erholung und Ruhe für Jesus, in dem alles von Liebe zu ihm durchdrungen war – die verliebte Maria, die an seinen Lippen hing und sich an seinem Anblick freute, die sorgende Martha, die ihn betreute, girrende Tauben auf dem Dach, ein Schatten spendender Maulbeerbaum, ein Tisch neben einem Rebenspalier. Und der Bruder, Lazarus, getreu bis in den Tod. Es gleich an sich wagen, war gefährlich, es könnte mißlingen, Hohn würde seinen Namen beschimpfen, als Betrüger würde er gebrandmarkt werden … Er mußte sicher gehen, damit das Wunder der Auferstehung in Ewigkeit leuchte und seine Lehre nicht verginge … Die Schwestern sandten zu ihm und baten ihn, zu kommen – Siehe, den du lieb hast, der liegt krank. Jesus aber antwortete: Die Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Ehre Gottes, daß der Sohn Gottes dadurch geehret werde. Und er blieb – trotz des Rufes der Schwestern – noch zwei Tage an dem Orte, da er war. Dann machte er sich auf zu ihm und sagte unterwegs: Lazarus, unser Freund, schläft; aber ich gehe hin, daß ich ihn aufwecke. Und als seine Jünger meinten, er redete vom leiblichen Schlaf, sagte es ihnen Jesus frei heraus: Lazarus ist gestorben, und ich bin froh um euretwillen, daß ich nicht dagewesen bin, auf daß ihr glaubet. Da kam Jesus und fand ihn, daß er schon vier Tage im Grabe gelegen war, und Martha sprach: Herr, wärest du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben! Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubet, der wird leben, ob er gleich stürbe. Und sie hoben den Stein ab, und Jesus rief mit lauter Stimme: Lazare, komm heraus! Und der Verstorbene kam heraus, gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen. Es war gelungen! Jetzt war Jesus seiner Macht sicher – Vater, ich danke dir, daß du mich erhöret hast! Zugleich aber hatte er auch Judas von der Möglichkeit des Wunders der Auferstehung überzeugt, nun glaubte auch er an die Macht des Meisters, und – alsbald ging er hin und vollzog die Großtat seines Verrats an Jesus, womit er bisher gezögert hatte, um den Meister nicht der Gefahr eines Mißlingens auszusetzen. Maria, die von der bevorstehenden Passion wußte, die ihm ihre ganze liebende Seele hingegeben hatte, salbte ihn mit köstlicher Narde und trocknete mit ihrem Haar seine Füße und erwärmte sie mit dem Hauch ihres Mundes. Größere Liebe hat ihm niemand erwiesen.«

»So war die Auferstehung des Lazarus! …«

»So wie Jesu Auferstehung! An diesem Wunder nahmen die Pharisäer und Hohenpriester schweres Ärgernis – sie trachteten danach, wie sie auch Lazarum töteten – und Kaiphas sprach ihre gemeinsame Meinung aus, indem er riet: Es wäre gut, daß ein Mensch würde umgebracht für das Volk – wodurch sie seinen Namen und seine Lehre in Ewigkeit bewahrten. Auf einem wilden Eselsfüllen, von einem großen Gefolge von Schülern und Gläubigen umringt, zog er in den Tempel ein und gab einen unmittelbaren Anlaß zu seiner Verhaftung, indem er die Händler aus dem Tempelhof trieb. Das heilige Abendmahl, und wieder wendet er sich an Judas mit Worten, aus denen Erregung und Ungeduld spricht – der Wunsch, seinen Traum zu verwirklichen und das Wunder zu vollbringen, klingt aus ihnen: Was du tust, das tue bald, wenn du mich lieb hast und an mich glaubest! Auf dem Ölberg, im Garten Gethsemane, dem vorher vereinbarten Orte, erwartet er den Verräter und Freund mit den Häschern. Er riß sich von seinen Schülern bei einem Steinwurf, und hier in der Einsamkeit vollzog er die nötigen Vorbereitungen zu dem großen Wunder des Indus und Himalaja, dem Wunder, sich den Leib ungefährdet und ohne Blutverlust durchbohren und sich in todähnlichem Zustande begraben zu lassen; und als er Stimmen hörte und Fackellicht sah, ging er Juda entgegen. Noch in der gleichen Nacht warf Judas die dreißig Silberlinge den Priestern verächtlich vor die Füße. Jesus, der an Geist und Körper starke Asket, ist an das Kreuz genagelt, die Nägel haben seine Hände und Füße durchbohrt, doch die Wunden bluten nicht, das Wunder der indischen Fakire, größer als alle Wunder Mosis, ist gelungen, Jesus sinkt in tiefen Trance mit dem Aufschrei an die ganze Welt: Es ist vollbracht! Die Wache zweifelt an seinem ungewöhnlich schnellen Tod, der Hauptmann Petronius öffnet seine Seite mit einem Speer, aber Jesus verblutet sich nicht an der Wunde, es scheiden nur Spuren von Blut und Wasser aus. Sein geheimer Jünger Joseph von Arimathia ist über das bevorstehende Wunder unterrichtet und bittet Pilatus um die Herausgabe des Leichnams Jesu. Pilatus aber verwunderte sich, daß Jesu schon tot sein sollte – zwei Tage lang quälten sich sonst die Menschen am Kreuze und konnten nicht sterben –, er ließ den Hauptmann rufen, und Petronius bestätigte Jesu Tod; da gab Pilatus den Leichnam heraus. Joseph und Nikodemus nahmen den Leib und salbten ihn, wickelten ihn in eine reine Leinwand und legten ihn in Josephs, eines jüdischen Ratsherrn, eigenes neues Grab, welches er in seinem Garten in einen Fels hatte bauen lassen, also an einen Ort, wohin niemand ohne Josephs Erlaubnis Zutritt hatte. Am dritten Tage in der Frühe, die Sonne war noch nicht aufgegangen, standen vor dem Grabe – der Stein war von der Hand eines Getreuen von der Graböffnung fortgewälzt – Maria Magdalena, Maria Jakobi, Salome und Johanna, das Weib Chusa's, des Pflegers Herodis, in Liebe und Trauer. Und im Halbdunkel der Höhle, noch in das weiße Linnen gehüllt, saß Jesus und sprach: Fürchtet euch nicht. Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden. Gedenket daran, wie er euch sagte, da er noch in Galiläa war: Des Menschen Sohn muß überantwortet werden und am dritten Tage auferstehen. Gehet eilend hin und saget es seinen Jüngern, daß er auferstanden ist von den Toten. Er wird vor euch hingehen in Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. – Und die Frauen flohen vor dem Grabe, denn es war sie Zittern und Entsetzen angekommen, nur Maria Magdalena wandte sich um – im Unterbewußtsein war ihr der Gedanke gekommen, daß er es selbst sei – und kehrte an das Grab zurück, um noch einmal hineinzublicken. Da traf sie ihn bereits im Garten und wagte nicht zu sprechen, sank auf die Knie und berührte seine wunden Füße und vergewisserte sich, daß er lebte. Er sprach: Rühre mich nicht an, gehe aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen es, daß sie gehen nach Galiläa, daselbst werden sie mich sehen. – Die Kunde von dem Wunder des Führers, Propheten, Meisters, größer als Moses, versammelte seine Jünger wieder, sie berührten seine Wundmale und seinen Leib, und er aß wieder Fisch und Brot mit ihnen und trank Wein wie beim Abendmahl vor seiner Kreuzigung. Und der ungläubige Thomas ruft: Mein Herr und mein Gott! Und Jesus gibt ihnen das letzte Gebot des kommenden Reiches: Selig sind, die nicht sehen und doch glauben. Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur.«

»Das kommende Reich …«

Boris flüsterte es zitternd, seine Augen waren weit aufgerissen vor Erschütterung und Entsetzen.

»Und unsere Tage sind die Zeit der zweiten Wiederkehr, da das Evangelium der Arbeit und Freiheit in der ganzen Welt gepredigt werden soll!!«

Fast tonlos kam es von Boris' Lippen:

»Und sie … diese …«

»Sind die Nazarener des kommenden Reiches auf Erden, da keine weiteren Wunder mehr nötig sind, denn dieses ist das größte: daß der Prophet und Führer sein Reich auf Erden errichtet.«

Boris meinte zu ersticken. Taumelnd stieß er die Tür auf und stürzte ins Freie; das gedämpfte Rauschen des Waldes umfing ihn gleich dem Gemurmel von fernen Menschenstimmen, aus denen Freude und Leid, die Weise von Geburt und Tod klang, und der Duft von Fichten und Tannen in der feuchten Herbstluft war süß und herb wie der Wein des Lebens und des kommenden Reiches.

 


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