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6

Die Tür ging auf und zu, und eilige Schritte ertönten. Jeder der beiden hatte seinen eigenartigen Gang – der Sekretär Karaßik ging hastig, seine Absätze klopften kurz gegen den Boden, und wenn er in seinem hohen Tenor stritt und sich ereiferte, schlug seine Stimme um; Petrowskij schritt rasch und sicher, und seine Stimme klang immer ruhig und offen.

Aus dem Süden waren die ersten Nachrichten über die Tätigkeit der weißen Armee eingelaufen, und Petrowskijs übervolle Tage stürmten noch eiliger dahin; sein Wille hatte sich geschärft wie ein Blick und fing jeden Gedanken im Fluge auf. Mit dem Militärkommissar Titoff fuhr er nach den Baracken außerhalb der Stadt hinaus, und eine Woche später füllten sie sich mit dem Stimmengewirr von Bauern in grauen Soldatenmänteln; er arbeitete in der »Kommission zur Bekämpfung der Fahnenflucht«, und die mobilisierten Fähnriche und Offiziere – die Instruktoren der roten Armee – grüßten ihn militärisch stramm, registrierten die Eingezogenen, fingen Flüchtlinge ein, arbeiteten Listen aus. Die noch nicht mobilisierten Offiziere wurden wieder aufgeboten, erschienen vor der Untersuchungskommission, simulierten alle möglichen Leiden und Gebrechen, um sich dem Kriegsdienst in der roten Armee zu entziehen, steckten aber zu guter Letzt doch den roten Sowjetstern an die Mütze und bildeten die Soldaten der roten Armee aus.

Erst spät Abends kehrte Petrowskij nach Hause zurück; die kleine Fenja stellte das Auto in die Wagenscheune und sank erschöpft auf ihr Lager. Am Morgen untersuchte sie die Maschine in allen Einzelheiten – sie kannte den Wagen ja schon lange und gut und hörte an seinem Atem, wie es um ihn stand – und wartete auf den vertrauten Ruf:

»Fjokla Timofejewna, fahren Sie vor!«

Die Nonnen waren bei Gönnern untergeschlüpft, das Kloster stand fast leer da, nur wenige übriggebliebene alte Nonnen jammerten in der Kirche, verständnislos mit den rotumränderten Lidern blinzelnd.

Afonka wütete wieder; die roten Zottelhaare hingen ihm in die Stirn, zwischen den wirren Strähnen hervor blickten stechend die Augen. Im Drakinschen Hause erschien er nur selten, immer in der Hoffnung, Fenja zu treffen. Er warf sich auf sein Bett im früheren Arbeitszimmer des Ingenieurs und schlief achtundvierzig Stunden ohne aufzuwachen durch, bis man ihn suchen kam und ihn aufforderte, in die Tscheka zu kommen, um Abrechnung zu halten. Afonka warf dann wilde Blicke um sich, entsann sich, wo er sich befand, ging zu Antonina Kirillowna hinüber und erkundigte sich, ob die kleine Fenja nicht dagewesen wäre, dann verschwand er wieder auf mehrere Tage.

Die alte Dame versteckte sich vor Kaljabin, schloß ihren Enkel in ein entlegenes Zimmer ein und zitterte um ihn, wenn Afonka im Hause war; hörte sie ihn mit dem schleppenden Fuß polternd die Treppe hinabhinken, so atmete sie erleichtert auf und beruhigte sich für kurze Zeit.

Die kleine Fenja schlich sich bei ihren Besuchen heimlich ins Haus, um ihren Jungen zu sehen, Mehl, Zucker zu bringen.

Die Mutter sprach zu ihr:

»Was bist du für eine Mutter – siehst deinen Jungen kaum, kümmerst dich nicht um ihn.«

»Bei Ihnen ist es ruhiger für ihn, oder wollen Sie vielleicht, daß ich Kaljabins Geliebte werde? Ich bin stark und fest, fürchte mich vor nichts, und von meiner Kraft hängt Borjas Leben ab.«

Antonina Kirillowna schüttelte den Kopf, seufzte …

»Ihr seid mir auch was Rechtes, du und Kirill. Laufen mir aus dem Hause, er läßt seine Fabrik im Stich – schön, er schreibt, wir sollen um ihn nicht bangen, er arbeite – aber wozu ist denn diese Arbeit gut, wer hat etwas von ihr? …«

Afonka und Fenja trafen auf der Treppe zusammen, vor Überraschung blieben beide stehen und starrten einander an.

»Fjokla Timofejewna, Sie?!«

»Ja, Kaljabin.«

»Ich lasse Sie so nicht fort, kommen Sie nach oben.«

»Ich habe keine Zeit.«

»Petrowskij wollen Sie spazieren fahren?! Ich lasse Sie nicht fort!«

Schnell steckte sie die Hand in die Tasche, der Stahl des Revolvers unter ihren Fingern beruhigte sie. Voll Ärger und Bitternis hatte Afonka die Bewegung bemerkt; einen Augenblick stieg die Wut in ihm auf, er spreizte die Finger seiner riesigen Hände, furchte die Brauen, warf den Kopf zurück.

»Die Hand nehmen Sie mal raus, wissen Sie. Ich rühre Sie nicht an, aber fort lasse ich Sie nicht; wie lange schon habe ich auf die Gelegenheit gewartet, Sie wiederzusehen!«

»Wozu?«

»Ich will mit Ihnen sprechen. Im Lazarett hatten Sie ja auch Worte für mich.«

»Ich war zu allen gleich.«

Sie machte einen Schritt vorwärts, eine Stufe hinab; Afonkas ganzer Körper zuckte auf, seine Stimme klang dunkel, dumpf, angespannt:

»Sie bringen es noch dazu, daß ich ein Ende mache, Sie niederschieße; ich tu es, ich richte mein eigenes Leben zugrunde, lasse Sie aber nicht so gehen.«

Er verkniff die Nase, die Narbe am Nasenbein glitt nach oben, seine Augen waren blutunterlaufen.

Die kleine Fenja – sie hatte sich fest in der Gewalt – machte ruhig kehrt und stieg die Stufen wieder hinauf.

»Wie groß Sie sind, Kaljabin, und schrecklich, und dabei eigensinnig wie ein kleines Kind und launenhaft.«

»Ihnen scheint das lächerlich, mir aber … Mein ganzes Leben lang hänge ich an Ihnen, Sie wissen es ja …«

In seinem Zimmer roch es nach Tabakrauch, und es war hier stickend heiß; Afonka hatte heizen lassen, um sich ordentlich auszuschlafen. Er zündete eine Kerze an und setzte sich auf das Bett.

»Nun sagen Sie mir also, was Sie von mir wollen? Sie begehren mich? Sie lieben mich?«

Zusammengesunken saß er da, antwortete dumpf:

»Ich liebe Sie … Ich quäle mich damit mein Leben lang!«

Fenja stand an den Schreibtisch gelehnt; vor Erregung war ihr heiß geworden, sie knöpfte die Joppe auf, nahm die Kappe ab. Die goldenen Haare sprühten golden im flackernden Lichtschein der Kerze, Schatten huschten durch den Goldschimmer; sie atmete tief und schnell, ihre Brust wölbte sich. Afonka blickte sie unter der gesenkten Stirn hervor an, wagte nicht, sich zu rühren, spürte, wie ihm Arme und Hände schwer wurden und sein Kinnbacken zuckte.

»Sie haben doch selbst gesagt – und wenn's bis ans Ende der Welt ginge …«

»Ja, Kaljabin, ich habe das gesagt und wiederhole es – bis ans Ende der Welt, ich fürchte nichts, aber nicht dann, wenn Sie's wollen. Einen Menschen, der zu einem wilden Tier geworden ist, hasse ich, verabscheue ich – und das sind Sie geworden. Ich weiß, daß vielleicht auch ich mit daran schuld bin, auch an den hingemordeten Menschenleben, aber mich hinzuopfern, mich wie ein Wurm von Ihnen zertreten, zerdrücken lassen – das kann ich nicht und das will ich nicht.«

»Ja, wollen Sie denn sagen, ich solle Ihnen zu Liebe alle die Lumpen laufen lassen? …«

»Nein, das nicht, aber Sie sollen jeden Fall untersuchen, anhören, was die Menschen zu ihrer Rechtfertigung vorzubringen haben, das Für und Wider erwägen, kurz – Richter sollen Sie sein und Ihren Urteilsspruch sorgfältig überlegen, blinde Wut aber ist keines klaren Denkens fähig, sie wütet zügellos und zuchtlos.«

»Ach Himmel! Wie, wann sollen wir denn das alles machen?!«

»Ich weiß, ich glaube daran, daß Sie ehrlich vor sich selbst dastehen und Ihrer Überzeugung gemäß handeln; nach menschlichem Maß aber sind Sie ein Ungeheuer, weil Sie nicht wiegen und wägen und so zum Tiere werden!«

»Was soll ich denn Ihrer Meinung nach tun?«

»Wenn Sie wieder Mensch geworden sind, dann könnte ich Ihnen jede Hinrichtung vergeben, denn ich weiß, im Kampf darf man seine Feinde nicht schonen. Aber wahllos vernichtet man den Feind nur in der offenen Schlacht, weil man nicht anders kann und sonst ebenso wahllos von ihm vernichtet wird; der Waffenlose aber, der wehrlos in Ihre Hand gegeben ist und Ihnen gar nicht mehr schaden kann, den metzelt man nicht viehisch nieder, den richtet man.«

Afonka schwieg, den Kopf gesenkt; die roten Haarsträhnen waren ihm über die Stirn gefallen, die riesigen Hände stützten die Wangen.

»Vielleicht will ich wirklich Ihr Stern von Bethlehem sein, Sie aber spielen nur mit dem Worte und wollen mich nicht sehen, so wie ich bin, mich nicht verstehen …«

Kaljabin warf den Kopf zurück und umfing sie mit einem verzückten Blick, wie ein Stöhnen entrang sich ihm der Schrei:

»Fjokla Timofejewna! …«

»Jetzt aber sind Ihre Hände mit unschuldigem Blut besudelt!«

»Würden sie es denn nachher nicht mehr sein?!«

»Nein, wenn Sie mit sich selbst ins Gericht gehen, so werden Sie rein. Jetzt fürchte ich, daß Sie mich mit diesen Händen berühren könnten, und ich würde vor Entsetzen aufschreien, wahnsinnig werden vor Grauen! Wollen Sie mich denn dahin bringen und sich an meinen Qualen weiden?!«

Afonka erhob sich, trat auf Fenja zu und fragte hilflos:

»Was soll ich denn aber Ihrer Meinung nach tun?«

»Sie sollen sich reinigen von dem Blut, das Sie vergossen haben, indem Sie Mensch werden und nicht wie ein reißendes Tier wüten.«

»Und dann? …«

»Dann werden Sie ja sehen!«

Langsam knöpfte sie ihre Joppe zu, zog die Kappe über, ordnete das Haar.

Afonka stand unbeweglich da und wandte keinen Blick von ihr. Dann schritt er neben ihr her.

Als sie auf die Straße hinaustraten, verabschiedete sich Fenja, ohne ihm die Hand zu reichen.

»Sie schämen sich, mit mir zu gehen? …«

»Ich habe deutlich gesprochen, Kaljabin.«

Afonka wandte sich um, schritt in der entgegengesetzten Richtung weiter, blieb wieder stehen und sah ihr lange grübelnd nach; plötzlich stürzte er ihr hastig nach und schrie laut, so daß es durch die Straße hallte:

»Fjokla Timofejewna! Fjokla Timofejewna!«

Die kleine Fenja blieb stehen und wartete.

»Was wollen Sie, Kaljabin?«

»Kommen Sie wieder zurück, wohnen Sie wieder zu Hause, hier in Penji! …«

»Warum?«

»Dann seh' ich Sie doch, kann mit Ihnen sprechen. In Ihrer Nähe werde ich vielleicht wieder zum Menschen! Mein Stern von Bethlehem soll mir leuchten und mir den richtigen Weg weisen!«

Fenja lächelte, reichte ihm die Hand; der Mann litt und liebte wahrhaftig. Sie sagte:

»Gut, ich will zurückkehren, aber bevor Sie nicht zum Menschen geworden sind und ich Ihnen nicht gesagt habe, daß ich das sehe, dürfen Sie mich nicht anrühren!«

»Und werden Sie mir das sagen?!«

»Ja.«

... So lebte denn Fenja wieder in ihrem Zimmer, kehrte spät abends müde und erschöpft zurück, Afonka lächelte über das ganze Gesicht, öffnete ihr die Türen; er erkannte ihre Schritte von fern.

Im Sommer herrschte in der Stadt atemlose Stille.

In der ehemaligen Infanteriekaserne war eine Kavallerieschule der roten Armee eröffnet worden; die Instruktoren – frühere Husaren Seiner Großfürstlichen Hoheit – promenierten des Abends in roten Reithosen, den Reitstock schwingend, auf dem Boulevard, auf der Hauptstraße mit jungen Damen, statt der Kokarde den roten Sowjetstern an der Mütze – Hammer und Sichel. Der Vorsteher der Schule war ein knochiger, schwarzäugiger alter Herr mit einem weißen Spitzbärtchen; statt des rotgefütterten Mantels eines Generalleutnants (er war früher Direktor des Kadettenkorps) trug er einen feldgrauen Soldatenmantel, betätigte sich als militärischer Leiter und Fachmann.

Sein Gehilfe war ein Husarenoberst, der früher mit dem Regimentskommandeur, dem Großfürsten, in den Domänenwäldern – Schongebiet – auf die Bären- und Elentierjagd ging und den betrunkenen französischen Erzieher des jungen Großfürsten fürsorglich in seinen Armen durch den Wald trug. Dem Großfürsten war nämlich Alkoholgenuß untersagt, und darum erbat er sich immer die Erlaubnis, seinen französischen Erzieher mit auf die Jagd zu nehmen, um einen Vorwand zum Trinken zu haben – es geschah doch dann in Gesellschaft seines Erziehers …

Staubige Sommertage; in den Mittagsstunden drückende Glut. Alles Leben erstirbt, matt sitzen die Angestellten in den Kommissariaten; Schreibmaschinen; Papiere … Alles schleicht seinen gewöhnlichen trägen Trott, und des Abends geht's nach Kartoffeln, man wirft sich den Sack über die Schulter und wandert in irgendein Dorf, um allerlei Gegenstände aus dem Haushalt gegen Mehl, Kartoffeln, Hanföl einzutauschen.

Die Zeiger der Sowjetuhren sind um zwei Stunden vorgerückt; kaum erlischt das Abendrot, ist es schon elf. Verliebte Pärchen im Stadtpark, die, zärtlich und still aneinandergeschmiegt, beim Küssen das Enteilen der Zeit nicht bemerkt haben, werden vom Milizionär überrascht, fahren erschrocken zusammen; nach elf darf niemand mehr im Freien sein.

»Genosse, Ihr Ausweis?«

Der Ausweis der Liebe sind Küsse.

Das Fräulein blickt ihrem Kavalier hilflos in die Augen, der Verliebte kramt in seinen Taschen herum, zieht seinen Personalausweis hervor.

»Ich meine die Bescheinigung, daß Sie nach elf auf der Straße sein dürfen?«

Ein langer Pfiff – von der Streifwache geleitet geht's in die Tscheka, um die Personalien aufzunehmen. Das junge Mädchen schmiegt sich ängstlich an ihren Begleiter, klammert sich fest an seinen Arm – es geht in die Tscheka!

Das diensthabende Mitglied der Tscheka verhört das Pärchen, trägt die Namen in ein Buch ein, führt die beiden in Kaljabins Arbeitszimmer.

»Genosse, wir haben uns bloß um zehn Minuten verspätet!«

Afonka sieht auf die Uhr; er eilt, er will nach Hause, um die kleine Fenja noch zu sehen; ärgerlich winkt er mit der Hand.

»Genosse, ich bin Sowjetangestellte, morgen früh muß ich ins Kommissariat.«

Sie werden abgeführt, warten ungeduldig auf die Entscheidung über ihr Los; neue Pärchen treffen ein.

Afonka ruft nach dem Diensthabenden.

»Ich habe keine Zeit, bringt niemand mehr her.«

Ihm fällt etwas ein, die Furche zwischen den Brauen glättet sich, ein Lächeln hebt die Narbe auf der Nase.

»Schick' sie alle zum Teufel! Wohin mit ihnen!«

»Sie könnten ja bis morgen früh in der Scheune sitzen?«

»Wer mit einem Mädchen da ist, dem gebt einen Durchlaß und jagt sie fort – und daß sie sich nächstens nicht wieder herumtreiben!«

Die kleine Fenja hörte die hinkenden Tritte auf der Treppe. Sie schläft noch nicht, die Dämmerung im Sommer ist so lang; sie löscht die Kerze aus, kuschelt sich in die Decke.

»Fjokla Timofejewna!«

Sie schweigt, hört seine Schritte nebenan und lächelt. Tief innen aber spürt sie eine drückende Last, sie weiß, daß sie einem neuen Zusammenprall nicht gewachsen wäre und wieder zu Petrowskij in das leere Zimmer flüchten müßte, um sich zu retten, zu verbergen. Zuweilen gibt sie nach.

»Was wollen Sie, Kaljabin, ich schlafe.«

»Ich komme Sie holen; fahren wir spazieren!«

»Ich bin den ganzen Tag spazieren gefahren.«

Manchmal bleibt sie auf, tritt auf sein Klopfen aus dem Zimmer.

»Ich sehe Sie ja niemals, Fjokla Timofejewna!«

Seine Augen fragen: Wann denn, wann denn endlich – du hast doch versprochen, es mir zu sagen!

Ihre Haare, zur Nacht in zwei pralle Zöpfe geflochten und mit einem Bändchen verknüpft, reichen vom Nacken bis über die Taille und sind wie zwei goldene Bächlein, an den Schläfen ringeln sich Löckchen. Ein Wärmehauch geht von ihr aus, und Kraft; ein Lächeln kommt ihr, es ist ruhig und ein bißchen boshaft.

Afonka schweigt finster, weiß nicht, was er sagen soll. Worte dafür hat er ja gar nicht, dabei könnte er sie vor Liebe erdrücken; er furcht die Brauen und blickt ihr unterwürfig in die Augen; dabei stöhnt er wie ein gebändigtes Tier.

»Nun, wie viele Menschen haben Sie heute ins Jenseits befördert?!

»Keinen einzigen! Heute wurden Pärchen abgefangen …«

»Nun, und die küssen sich auch im Gefängnis?«

»Ich hab' sie laufen lassen, hol' sie der Teufel!«

 

Die ersten herbstlichen Blätter fallen klingend und rascheln unter den Füßen als erstarrte Glut, das scharf umrissene Goldlaub ist spärlich, die Allee des Boulevards durchsichtig geworden, die letzten Eintagsfliegen tanzen um die elektrischen Laternen, und des Nachts ziehen Wolken heran und Regen rauscht herab.

Seit dem Frühjahr wurde in den Kreisen der neuen Machthaber von der Entsendung einer Kommission gesprochen, die den Sarkophag des heiligen Klostergründers öffnen sollte, aber erst im Herbst, als es still geworden war in der Stadt, zu diesem Zweck von der Eisenbahn ein Sonderwagen angefordert.

Afonka kehrte nach dem Beschluß des Ausschusses in freudiger Erregung nach Mitternacht heim. Fenja hatte Urlaub, verließ das Haus kaum und wußte noch nichts davon.

Afonka schlug dröhnend an ihre Tür.

»Fjokla Timofejewna!«

»Was fällt Ihnen ein, mich in der Nacht zu wecken, sind Sie verrückt geworden!«

»Stehen Sie auf, ich bringe eine Neuigkeit, Sie werden sich freuen!«

An seiner Stimme erkannte sie, daß etwas Wichtiges vorlag, sie antwortete fröhlich im gleichen Ton:

»Na, sprechen Sie also. Sind die heranziehenden Weißen vernichtet worden?«

»Raten Sie mal!«

»Dazu habe ich keine Zeit, ich will schlafen.«

Afonka drückte sich an der Tür herum, platzte aber schließlich heraus:

»Wir fahren ins Kloster, um die Reliquien zu untersuchen – des Heiligen Simeon!«

Fenjas Herz begann laut und unruhig zu pochen; sie sprang flink aus dem Bett, streifte die Strümpfe über, schlüpfte in den Schlafrock.

»Warten Sie, ich komme gleich!«

Die Kerze in der Hand, ging sie zu Kaljabin hinüber, um ihn nach Einzelheiten zu fragen, wer hin sollte, wann aufgebrochen würde; freudige Unruhe hatte sie ergriffen.

»Kommen Sie mit!«

Sie griff den Gedanken auf, beschloß zu fahren. Die Vergangenheit erstand, sie wollte die altvertrauten Orte wiedersehen.

Afonka sagte:

»Ich habe ja Freunde da, die möchte ich mir mal ansehen, vielleicht lebt auch Waßja noch!«

Nervös strich ihre Hand über den Schlafrock, ihr war, als stünde der lange rothaarige Mönch wieder vor ihr.

»Vielleicht treffen auch Sie Bekannte dort.«

»Ja, ich komme mit, ich will hin. Wer ist Vorsitzender der Kommission?«

»Genosse Petrowskij … Darüber machen Sie sich keine Gedanken, Sie gehören ja zu uns, bloß daß Sie nicht in die Partei eintreten wollen. Sie können überall mit.«

Bis zum Morgen vermochte sie nicht einzuschlafen; Gedanken und Bilder überstürzten sich, klar und deutlich sah sie die Gestalten aus ihrem vergangenen Leben vor sich. Wie ein Alpdruck erstand Vater Nikolai in seiner sieghaften Schönheit vor ihr, das Jahr 1905 und Nikodim Petrowskij und Afonka Kaljabin, und tief in der Seele geheimnisvoll unfaßbar – Boris. Plötzlich kam ihr der Gedanke und wurde zur Gewißheit, daß Boris im Kloster sein müsse; ja, sie meinte, sie hätte einmal jemand davon sprechen hören, damals aber nicht acht darauf gegeben, von Jugend und Lebensfreude berauscht. Einst hatte sie Reinigung und ungetrübte, reine Liebe bei ihm gesucht, nach einer Wiedergeburt gestrebt, um ein Weib zu werden, das sich liebend hingibt und in ihrer Hingabe süße Beruhigung und innige Stille findet. Dann hatte sie nur für sich gelebt, und bei diesem Leben war selbst ihr Kind in den Hintergrund getreten, sie hatte kaum seiner gedacht, es kaum noch gefühlt, es bis heute auch als etwas Unfaßbares, beinahe Fremdes empfunden; ihr hatte genügt, daß sie es bei der Großmutter gut und liebevoll aufgehoben wußte. Nicht ihr Kind, Boris hatte in ihr gelebt, sie ganz erfüllt, und nun fühlte sie, daß sie hin mußte zu ihm; vielleicht brauchte er auch sie, und einen Augenblick lang fühlte sie sich so innig von ihm durchdrungen, daß sie die Arme, die plötzlich so schwer geworden waren, in sehnender Liebe nach ihm ausstreckte.

Am Morgen ging sie zu Petrowskij, fürchtete, ihn nicht anzutreffen, als er ihr im Auto auf der Brücke entgegenkam. Sie lief vom Bürgersteig auf den Fahrdamm, Petrowskij bemerkte ihr erregtes Gesicht und ließ halten.

»Ist etwas geschehen, Fenja?«

»Ich muß mit dir sprechen!«

»Kaljabin? …«

»Nein. Ich möchte mit ins Kloster kommen, ich muß hin!«

»Komme morgen um zwölf auf den Bahnhof.«

Da wurde sie wieder ruhig, und die Vergangenheit verblaßte; nur Boris war bei ihr, unablässig mußte sie an ihn denken.

»Da hat ja mein Leben begonnen! Ich möchte alles wiedersehen.«

Sie stockte, sprach den Namen Boris nicht aus, und ebenso erging es Petiowskij, der an das scheue Mädchen mit den großen, von struppigen Wimpern umrahmten Augen dachte.

Er hatte noch immer nicht Zeit gefunden, seinen Brief an sie abzusenden, das Schreiben lag auf seinem Tisch herum. Er erinnerte sich, daß sie im Klosterlazarett Krankenschwester gewesen war, und wußte nicht, wo sie sich jetzt aufhielt und wie es ihr ging. Sie hatte geschwiegen, ihn wohl vergessen; ja, bestimmt hatte sie ihn vergessen. Und doch glomm die geheime Erwartung eines unverhofften Wiedersehens in ihm auf – und erlosch – und kam wieder, während er an dem Sitzungstisch des Vollzugsausschusses Platz nahm, im Auto zu einem Vortrag des Wirtschaftsrats in den Parteiklub jagte. Sein schlummerndes Gefühl war erwacht, ebenso unerwartet wie bei der kleinen Fenja.

»Ich bin nie in einem Kloster gewesen; es muß ganz interessant sein, sich das einmal anzusehen.«

Und auch er wagte nicht, sich eine heimliche Hoffnung, Sina wiederzusehen, einzugestehen; aber vielleicht würde er dort von ihr hören, ihre Spur auffinden …

Der Bahnsteig war vollgepfropft mit säcketragenden Menschen, Bauern und Bäuerinnen in langen Herbstkitteln, Städtern in alten Mänteln, Sport- und Pelzmützen. Die kleine Fenja hatte sich durch die Menge gedrängt; die Leute sahen sich um nach ihr, musterten Lederjoppe und Lederkappe, den kurzen, lederfarbenen Wollrock und flüsterten:

»Eine Kommissarin!«

Fenja blieb stehen und wartete auf den Zug.

Ein Bauer trat auf sie zu, fragte:

»Genossin Kommissar, wann kommt denn endlich der Zug?! Wir warten hier schon drei Tage lang, verzehren, was wir nach Hause bringen wollten.«

Komisch, daß man sie für eine Kommissarin hielt! Fenja lächelte.

»Ich weiß es nicht, ich will auch mit diesem Zuge fahren.«

» Sie wissen es nicht …«

Und einschmeichelnd fuhr der Bauer fort:

»Ich bringe Mehl heim, mein letztes Paar Stiefel habe ich dafür hergeben müssen; bei uns war Mißernte …«

Fenja wandte sich ab. Der Zug war schließlich zusammengestellt und kroch langsam heran. Die Menge kam in Bewegung; Körbe, Säcke flogen auf die Schultern; die Leute klammerten sich an die Handgriffe des noch fahrenden Zuges, drangen in die Wagen ein, belegten Plätze. Gleichzeitig sprang eine Abteilung der Tscheka mit Gewehren bewaffnet, die Patronenbänder über der Schulter, in den Zug. Afonka lächelte selig, als er der kleinen Fenja ansichtig wurde. Beim Anblick der Tschekisten wich die den Zug stürmende Menge jäh zurück, blieb einen Augenblick wie erstarrt reglos stehen und stürzte sich dann aufs neue stürmisch auf die Wagen. Säcke wurden durch die Fenster geworfen, Landsleute herangerufen; einige gaben es auf und verschwanden unter den Wagen: die Gefahr drohte, daß die Tschekisten die mühsam beschafften Lebensmittel – Mehl, Zucker – einem fortnehmen würden, denn das Hamstern von Lebensmitteln war verboten …

Die Soldaten der Tscheka umringten den letzten Wagen zweiter Klasse; je zwei Mann mit Gewehren blieben vor den Türen des Wagens stehen.

Rasch wie ein Echo drang ein Geflüster durch den Zug: Den Reliquienschrein des heiligen Simeon wollen sie öffnen, die Gotteslästerer, die Heiligtumschänder! Selbst den frommen Mönchen machten sie das Leben sauer! Zugleich aber atmeten alle erleichtert auf: Die Tschekisten waren also nicht gekommen, um Requirierungen vorzunehmen …

Mit seinen Genossen und dem Untersuchungsrichter Nowikow traf endlich auch Petrowskij ein, erst nach dem dritten Glockenzeichen; Afonka hatte dem diensttuenden Bahnbeamten befohlen, auf Petrowskij zu warten.

Die kleine Fenja trat ans offene Fenster; sie dachte daran, wie sie in früheren Jahren mit ihrer Mutter ins Kloster gefahren war, und freute sich; fröhlich nickte sie den Verspäteten zu, beim Begrüßen wurden Scherzworte gewechselt.

»Ah, unser Chauffeur kommt auch mit, da können wir ja spazieren fahren!«

Am aufgeregtesten war Afonka; er ließ einen Teekessel mit siedendem Wasser holen, ging in das Abteil der roten Soldaten, sprang auf den Bahnsteig, schritt wieder auf den diensthabenden Beamten zu.

»Auf der Station Belobereshskaja soll der Zug halten.«

Dann winkte er mit der Hand aus dem Wagen, und der Zug setzte sich knirschend und schwingend in Bewegung.

»Fjokla Timofejewna, ich habe für Tee gesorgt; wissen Sie noch, wie wir aus Petersburg zusammen herreisten?«

Man trank Tee. Vor der Brücke verlangsamte die Lokomotive ihre Geschwindigkeit und pfiff; links und rechts fiel der Bahndamm steil ab, dann kam die Schwebebrücke und gleich dahinter das Nonnenkloster.

»Mit einem haben wir aufgeräumt, jetzt kommt das zweite an die Reihe.«

Langsam kroch der Zug über die Brücke; die Stadt im Rücken, in eine goldene Staubwolke gehüllt, sah aus wie ein phantomhaftes Panorama; unten am Deich plätscherten die Wellen.

Der Untersuchungsrichter setzte sein unterbrochenes Gespräch mit Petrowskij fort.

Pjotr Petrowitsch Nowikow war in seinem Amt geblieben. Er war ein widerstandsfähiger Mann, hager und sehnig, hatte ein strenges, in der Erregung sogar wüterisches Aussehen, eine tiefe Stimme, war bauernhaft einfach in seinem Benehmen. Seinem Beruf leidenschaftlich ergeben, war er stets bereit, in tiefster Nacht zur nächsten Droschke zu rasen, um auf frischer Spur die Verfolgung eines Verbrechers aufzunehmen; wütend schrie er die Verwandten des Opfers an, wenn sich herausstellte, daß sie das Zimmer und den Ermordeten fein säuberlich in Ordnung gebracht hatten. Er wagte sich allein in die Zellen der Schwerverbrecher, auf seine Stärke vertrauend, hatte Jiu-Jitsu gelernt, glaubte an seine Kraft und an seinen Revolver. Während der Revolution hatte er gegen die Freilassung der Schwerverbrecher gekämpft, vertrat den flüchtigen Staatsanwalt, und als die Kommunisten die Macht an sich rissen, erklärte er den Genossen.

»Es ist meine Pflicht, die Bevölkerung vor Verbrechern zu schützen. Ich weiche nicht von meinem Posten, gleichviel, ob es jetzt ein Recht gibt oder nicht.«

Im November 1917 waren dem Gefängnis die Lebensmittel ausgegangen, die Gefangenen hungerten, die Zellentüren dröhnten unter wütenden Faustschlägen, man erwartete eine allgemeine Meuterei im Gefängnis. Nowikow stürmte zum Vorsitzenden des Vollzugsausschusses, redete lange und ungestüm auf ihn ein, schrie fast, und eroberte sich durch seine Aufrichtigkeit Petrowskijs Wohlwollen.

»Wenn wir die Gefangenen hungern lassen, kann ich die Verantwortung nicht länger tragen und werde die Verbrecher freilassen müssen, was die Bevölkerung in Gefahr bringen würde, und ihr müßt dann damit rechnen, daß unter eurem Namen Raubüberfälle und Plünderungen einsetzen.«

»Ich sehe das alles ein, aber wir haben kein Brot, Sie müssen warten. Sie wissen, daß sich eben auf dem Bahnhof mehrere tausend Soldaten angesammelt haben, die von der Front kommen, und die müssen wir füttern, damit nicht etwas noch Schlimmeres geschieht. Nach drei Tagen werden wir den Bahnhof entlastet haben, die Truppenabteilungen, die in die Dörfer geschickt sind, um Lebensmittel zu requirieren, werden zurück sein, und dann soll für Ihre Gefangenen gesorgt werden.«

»Jeden Augenblick droht die Gefahr eines Ausbruchs der Gefangenen, und da reden Sie mir von drei Tagen! So erkläre ich Ihnen denn, Genosse, daß ich für das weitere die Verantwortung nicht übernehme!«

»Sie werden sich vor dem Revolutionstribunal zu verantworten haben.«

»Schön, dann geben Sie mir Handlungsfreiheit!«

»Reden Sie, was wollen Sie tun?«

»Wenden Sie sich sofort im Namen des Sowjets mit einem Aufruf an die Bevölkerung, sie solle die Schwerverbrecher unverzüglich mit Lebensmitteln versorgen; wer keine hat, gebe freiwillige Geldspenden, und an die Stadteinfahrten senden Sie Leute, sie sollen den Bauern ihre Produkte abkaufen – verstehen Sie mich recht? – ich sage: kaufen – dann bekommen wir sofort alles, was wir brauchen.«

So geschah es, und die Schwerverbrecher brachen nicht aus, und Nowikow, ausgemergelt und abgemagert, ließ seine Arbeit nicht im Stich. Mit einer vom Vollzugsausschuß ernannten Kommission besuchte er die umliegenden Bezirke und untersuchte die Fälle von Unterschlagung und Willkür, die bei der Eintreibung der den Bourgeois auferlegten Kontribution erfolgt waren.

Er stritt immer heftig und aufrichtig, man vertraute ihm und vergab ihm allzu scharfe Ausfälle; jedem sagte er seine Meinung offen ins Gesicht. Seine früheren Amtskollegen gaben ihm nicht mehr die Hand.

Nowikows scharfer Bariton hallte:

»Warum besetzt ihr verantwortliche Posten mit ungelernten Kräften?«

Er suchte sich vorsichtig auszudrücken, sonst hätte er das anders gesagt. Petrowskij antwortete kurz, geriet zuweilen in Eifer, sprach dann erregt.

»Es fehlt uns eben an Leuten, das wissen Sie doch. Warum wollen die Intellektuellen nicht mit uns arbeiten? Weil ihnen die Revolution einen Schreck eingejagt hat?! Und nachher macht man es dann uns zum Vorwurf, daß wir mit ungelernten Kräften arbeiten!«

»Ihr verneint ja jedes Recht …«

»Die bürgerlichen Gesetze taugen nicht mehr, wir brauchen sie nicht, die Revolution muß sich neue schaffen. Warum beteiligen sich Ihre Amtskollegen nicht an dieser Rechtschaffung? Sie ziehen es vor, Stiefel zu flicken, auf dem Markt mit altem Hausrat zu handeln und auf die Weißen zu warten oder einfach nach dem Süden zu fliehen! Was halten Sie denn für ehrlicher? Warum arbeiten Sie denn mit uns?«

»Ich muß den Bürger vor verbrecherischen Elementen schützen, das ist meine Pflicht.«

»Und die Pflicht der russischen Intellektuellen ist es, die Revolution zu sabotieren, nicht? Sie, die Intellektuellen haben die Revolution herbeigeführt und anfangs jubelnd begrüßt; als aber das Volk auf der Bildfläche erschien, kriegten sie einen Schreck, vertrösteten es mit Versprechungen auf später, während der Arbeiter nicht leere Worte brauchte, sondern Befreiung vom Druck des Kapitalismus wollte.«

»Also Sie meinen, die Intellektuellen ständen auf Seiten des Kapitals?«

»Das Kapital hat sie großgezogen, und mit seinen Augen betrachten sie das Volk.«

»War es nicht der Intellektuelle Miljukoff, der in der Reichsduma der zaristischen Regierung ins Gesicht warf: ›Das ist entweder Verrat oder Dummheit‹!«

»Das war ein leerer Schreckschuß, den die Intellektuellen als revolutionäre Losung auffaßten. Auf diesen Schuß hin schrien dann die Arbeiter ihre Losungen heraus; die Intellektuellen lehnten diese aber ab und machten sich daran, die Arbeiterführer zusammenzuschießen – sie wollten die Revolution zusammenschießen!«

»Das ist nicht wahr! Der Terror hat zur Ablehnung geführt!«

»Und wer hat mit dem Terror begonnen?«

»Ihr!«

»Ja, wir, weil die Arbeiterklasse ihre Staatsgewalt vor der Gegenrevolution schützen muß; die russischen Intellektuellen aber sind mit Kapitalisten und Großgrundbesitzern nach Süden und Osten geflohen, um, auf die Bajonette von Ausländern gestützt, gemeinsam mit weißen Generalen und Kosaken Bauern und Arbeiter über den Haufen zu schießen – in der Hoffnung, in Moskau wieder einen Zaren auf den Thron zu heben!«

Stimmt schon! Stimmt schon! Stimmt schon! pochten die Räder.

Von beiden Seiten ragten die dunklen Wände eines Fichtenwaldes. Der Zug fuhr langsamer; Harzgeruch strömte durch die offenen Fenster. Afonka rief freudig:

»Fjokla Timofejewna, wir sind da!«

 


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