Georg Herwegh
Gedichte
Georg Herwegh

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Februar 1849

          Mein Deutschland, strecke die Glieder
Ins alte Bett, so warm und weich;
Die Augen fallen dir nieder,
Du schläfriges deutsches Reich.

Hast lange geschrien dich heiser –
Nun schenke dir Gott die ewige Ruh!
Dich spitzt ein deutscher Kaiser
Pyramidalisch zu.

O Freiheit, die wir meinen,
O deutscher Kaiser, sei gegrüßt!
Wir haben auch nicht einen
Zaunkönig eingebüßt.

Sie sind uns alle verblieben;
Und als wir nach dem Sturm gezählt
Die Häupter unsrer Lieben,
Kein einziges hat gefehlt.

Deutschland nimmt nur die Hüte
Den Königen ab, das genügt ihm schon;
Der Deutsche macht in Güte
Die Revolution.

Die Professoren reißen
Uns weder Thron noch Altar ein;
Auch ist der Stein der Weisen
Kein deutscher Pflasterstein.

Wir haben, was wir brauchen;
Gesegnet sei der Völkerlenz!
Wir dürfen auch ferner rauchen
In unsrer Residenz.

Wir haben Wrangels Säbel,
Berlin und seinen Wolkensteg;
Das Maultier sucht im Nebel
Noch immer seinen Weg.

Wie freun sich die Eunuchen!
Die bilden jetzo den ersten Stand,
Der Welcker frißt die Kuchen
Den Königen aus der Hand.

Du hältst dir einen Gesandten,
Deutschland, im Stillen Ozean
Und fühlest den Elefanten
In Indien auf den Zahn.

Die Fragen sind erledigt,
Die Pfaffen machen bim bam bum;
Den Armen wird gepredigt
Das Evangelium.

Wir bauen dem lieben Gotte
Den hohen Dom zu Cöllen aus
Und geben eine Flotte
Auf Subskription heraus.

Die schwarz-rot-goldnen Wimpel
Besorgt der Jakob Venedey,
Als Wappen nahm er den Gimpel,
Sein eignes Konterfei.

Fünfhundert Narrenschellen
Zu Frankfurt spielen die Melodie
Das Schiff streicht durch die Wellen
Der deutschen Phantasie.

 


 


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