Johann Gottfried Herder
Der Cid
Johann Gottfried Herder

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    Wohlgeordnet seine Völker,
Die zu Fuß und die zu Rosse,
Zog der Cid jetzt aus Valencia;
Aus dem Tor der Wasserschlange
Zogen sie hinaus ins Feld.

    Seine Fahne trug Bermudez;
Hieronymus, der Bischof,
Zog in Rüstung mit dem Heer
Gegen den Barbarenkönig,
Miramamolin genannt,
Der dem Cid die schöne Beute,
Sein erworbnes Reich Valencia,
Mit wohl funfzigtausend Reitern
Trotzig abzunehmen kam.

    Als einander gegenüber
Mauren nun und Christen standen,
Soviel Mauren, Christen wenig,
War alles in Furcht und Angst,
Bis auf seinem Roß Babieça
Cid erschien, in reichen Waffen,
Und mit lauter Stimme rief:
»Gott mit uns, und San Jago!«
Sprengte dann ein in die Feinde,
Hieb und tötete; gebadet
War sein Arm in Heidenblut;
Wer sich ihm zu nahen wagte,
Jeder Maur', galt einen Hieb.

    Endlich fand den Maurenkönig
Selbst er auf im Schlachtgetümmel.
Dreimal traf er; dreimal schützte
Den Barbaren nur die Rüstung,
Bis er sich, erst hintern Hügel
Schleichend, dann in ein Kastell zog
Und dem Cid das Feld verließ.

    Von dem Volk, mit ihm gezogen,
Blieben wenig ihm der Tausend;
Was nicht tot lag, ward gefangen,
Und das Lager, reich an Silber,
Reich an Pferden, ward erbeutet;
Und im allerreichsten Zelte,
Das die Christenheit je sah,
Fand sich Alvar Salvadorez.
Hoch erfreuet war der Cid;
Hoch erfreuet kehrten alle
Nach Valencia; Mutter, Töchter,
Die vom Turm die Schlacht geschauet,
Froh empfingen sie den Cid.


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