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Döberitz

Montag

Wie mag es hier wohl ausgesehen haben, als der vierzigjährige König Fritz von Potsdam her mit seinen Kerlen ins Lager rückte? Der märkische Boden hat sich ja nicht verändert. Tausendschönchen und Klee, Zittergras und Elsengebüsch, gelbe Ranunkel und roten Ampfer gabs auch damals gewiß schon im Osthavelland, wenn der Lenz über Sumpf und Luch den bunten Maiteppich gespreitet hatte. Sonst aber … 1753. Acht Jahre nach Hohenfriedberg, sechs nach dem Ende des österreichischen Erbfolgekrieges. Friedenszeit, so zu sagen. Doch der Sohn des Soldatenkönigs traute dem Frieden nicht. Er hatte Schlesien und Glatz erobert; zum zweiten Male schon. Man würde es ihm nicht lassen. Himmel und Hölle würden Maria Theresia und ihr Wenzel Kaunitz aufbieten, aus ganz Europa die Hunde zusammenhetzen, um dem verhaßten Brandenburger die reiche Beute bald wieder abzujagen. Das wußte er. Und von Diplomatenkniffen hoffte er kein Heil. Verhandlungen ohne Waffen, schrieb er, sind wie Noten ohne Instrumente. Auf das Instrument kam es an: wer das beste hatte, konnte auf die Hilfe des lieben Herrgottes rechnen, der immer zu den stärksten Bataillonen hält. Weiterdrillen also, weitermanövrieren, und wenn den Rackers die Zunge aus dem Hals hängt. Ist nun mal nicht anders. Der Grundgedanke der allgemeinen Wehrpflicht, den Macchiavelli und Spinoza der europäischen Menschheit nicht einzuhämmern vermocht hatten, war seit zwanzig Jahren in Preußen sacht durchgedrungen. Jeder Untertan, hatte Friedrich Wilhelm gesagt, ist für die Waffen geboren; auf diesen kriegerisch klingenden Satz war das Kantonreglement von 1733 gebaut. Erreichen konnte schon der Vater den Idealzustand nicht und der Sohn war froh, wenn ihm die Werber Ausländer zutrieben. Seine Preußen brauchte er zur Hebung des Landes, fürs sieche Gewerbe; und er sagte deshalb fast niemals Nein, wenn die bürgerlichen Behörden einen Einzelnen, eine Gruppe, einen ganzen Stand vor der roten Kantonistenhalsbinde retten wollten. Auch mit Fremden mußte die Sache zu machen sein. Aus Landsknechten ein unüberwindliches Heer schaffen: Das gerade war der Witz, der ihn reizte. Einerlei, woher die Kerle kamen, wie sie aussahen, was sie etwa schon auf dem Kerbholz hatten, welchen Rock sie in Reihe und Glied trugen. Wasserscheu durften sie sein, dreckig, liederlich, wie »Grasteufel« in zerschlissenen Kitteln herumhüpfen: wenn sie nur ihre Schuldigkeit taten. Die wurde ihnen auf dem Potsdamer Exerzierplatz und in der Mockerauer Heide eingebläut. So hat nie vorher, nie nachher ein König mit seinen Truppen manövriert. Da hatte die Schaulust nichts zu ergaffen. Alles war höllisch ernst. Da gabs keine Kleinigkeiten; immer wieder ward den Offizieren eingeschärft, auf das Detail zu achten, das ruhmlos scheint und doch »auch seinen Ruhm hat«. Und wenn in Platzexerzitien und Felddienst bis zur Erschlaffung geschuftet war und die Mannschaft im Sitzen auf der Pritsche einschlief, nahm der König, ohne sich erst umzukleiden, einen Bogen und schrieb eine Abhandlung über ein militärisches Thema, das der Dienst des Tages ihm vors innere Auge gedrängt hatte. Der schmächtige Mann forderte nie von anderen, was er selbst nicht dreifach geleistet hatte; und seine Nervenkraft schien unerschöpflich.

1753. Die Werke des Philosophen von Sanssouci und die Mémoires de Brandebourg waren schon veröffentlicht. Hagedorn brachte just die vermehrte Ausgabe seiner Moralischen Gedichte auf den Markt, die ersten Bände der »Schriften« Lessings erschienen, aber Gottsched saß unerschüttert noch auf seinem Thrönchen. Friedrich hatte eben mit Voltaire gebrochen. Wegen der Diatribe du docteur Akakia, die gegen Maupertuis gerichtet war; aber auch wegen mancher Pariser Pamphlete, für deren Verfasser oder Inspirator der König den schlimmen Freund hielt. Wer hier, im Osthavelland, Fritzens Briefe aus dem Jahr 1753 liest, kann nachdenklich werden. Dieser Marquis de Brandebourg hatte auch drei Atlanten im Kopf; vielleicht mehr: an allgemeiner Bildung konnte Bonaparte es mit ihm nicht aufnehmen. Tausend bunte Dinge drückten sich in dies Hirn ein, das von persönlichsten Sorgen doch überlastet sein mußte. An George Keith, Lord Marishal schrieb er gegen den Luxus, in dem er den Todfeind alles militärischen Wesens, die Wurzel alles Übels sah. »Zwölftausend Pfund Schokolade und zwanzigtausend Pfund Zucker haben die Sachsen für ihr Lager eingekauft. Ich glaube, wenn der Großmogul alle mongolischen Papageien ein Lager beziehen ließe, brauchte er nicht mehr Futter für sein Geflügellager.« An dem selben Maitag über die Vorgänge im französischen Parlament: »Als Philosoph und Ketzer liebe ich die Priester nicht und wünsche von Herzen, daß ihnen der Mund gestopft und die hochmütige Begierde ausgetrieben wird, die Herrschaft der Inquisition in Frankreich einzuführen.« Im August über Voltaire: »Ich verzeihe ihm seine Bosheiten und Gemeinheiten, seine Schmähschriften und Verleumdungen; volle Absolution für alle Sünden, wie im Jubeljahr. Ich wünschte, er hätte seine Witze nur gegen mich losgelassen; dann hätte ich ihn nicht fortgejagt … Wir erfreuen uns hier des tiefsten Friedens, trotz allen Lagern an all unsern Grenzen. Auch wir wollen ein Lager beziehen; aber am zwölften September rücken wir in die Winterquartiere. Viele Fremde kommen her; offen gestanden, würde ich sie gern entbehren. Bleiben Sie gesund und munter, lieber Lord. Beziehen Sie kein Lager, lassen Sie sich nicht in Geschichten mit Dichtern und in keinen Zank mit Huren ein: Das ist das einzige Mittel, um auf Erden glücklich zu leben.« Sonst fand ich die Döberitzer Tage nicht erwähnt. Nach der Rückkehr, am fünfzehnten September 1753, schrieb der König aus Sanssouci an Maupertuis: »Voltaires Beleidigungen kränken mich nicht. Sind sie begründet, so ists an mir, mich zu bessern; sind es nur Lügen, so wird die Wahrheit schließlich über allen Trug siegen. Wer in der Öffentlichkeit steht, ist Verleumdungen ausgesetzt. Ich wollte ein wildes Pferd aufhalten, das in seinem Lauf unzählige Wunden schlug, und darf mich nicht darüber wundern, daß ich bei solchem Beginnen ein paar Schmutzspritzer abbekam. Trösten wir uns, lieber Präsident; über der Tür jedes Philosophen sollte das Wort Marc Aurels stehen: ›Denen gerade, die Dich beleidigen, und der ehrlichen Bosheit sollst Du gütig begegnen, gütiger als Denen, die Dich nicht kränken.‹ Adieu, Liebster. Wenn Marc Aurel gesprochen hat, habe ich zu schweigen. Tausend Wünsche für Ihre Wiederherstellung. Federic.« Das war die Stimmung des Manns, der nie das Bedürfnis hatte, sich schöner zu zeigen, als er war. Der wußte: wer den Zweck will, muß auch die Mittel wollen. Seine Kräfte kannte und nichts unternahm, was über die Kraft hinausging. Wirken wollte, nicht unnütz erregen; sein, nicht scheinen. Mißtrauisch gegen zudringliche Schmeichler. »Mein einziger Gott ist meine Pflicht.« Und war die Pflicht erfüllt: »Dafür bin ich da«; also keinen Nationaldank, keine Jubelhymnen. Nirgends der Wunsch, sich in einem besonderen Geheimratsverhältnis zum lieben Herrgott zu sonnen, den Lockes Schüler, wenn er ihn nicht ganz keck »anrempelte«, ruhig in seinen Himmeln ließ. Mit allen menschlichen Malen ein Mann.

Warum er gerade hier gefeiert wird? Döberitz war in seinem Leben keine wichtige Etappe. Was er die Fremden sehen ließ, die er so »gern entbehrt hätte«, war ein Schauspiel nur. Freilich keins im heutigen Stil. Wenn er manövrierte, mußte es immer ernsthaft zugehen. Keine Lebenden Bilder. Nichts auf Glanz appretiert. Die Truppe, die damals hier lag, mag nett ausgesehen haben; aber es waren die Kerle, die bei Lobositz und Roßbach später ihren Mann standen. Wie wenig er selbst von Feldlagern hielt, zeigen die Glossen in den Briefen an George Keith. Und zur Erinnerung an zwei Lagertage, die er, weil Gäste zuguckten, am liebsten vermieden hätte, feiern wir nun ein großes militärisches Prunkfest.

Dienstag

Bis in seine tiefste Quelle
Schäumt der alte Rhein vor Groll,
Flucht der Schmach, daß seine Welle
Fremdes Joch ertragen soll!

Das ist ein Fritzenvers. Fluchen konnte der gottlos Gekrönte, daß es eine Lust war. Der Vers galt den Franzosen. Die Russen kamen nicht besser weg: »O könnten sie ins Schwarze Meer mit einem Sprunge sich versenken, köpflings, den Hintern hinterher, sich selber und ihr Angedenken!« Das diktierte die Wut; was zum Henker hatten die Moskowiter sich in Deutschlands innere Händel zu mischen? Joseph de Maistre hätte ihm geantwortet: »C'est la faute à Pierre.« Und diesen Peter feiert man gerade jetzt. Zweihundertste Wiederkehr des Tages, da er Petersburg gründete, »das Fenster nach Europa aufmachte«. Wir haben keinen Grund, uns des Tages zu freuen. Auch die Russen selbst nicht.

Noch heute leiden sie unter diesem Peter. Der konnte nicht warten. Ein ungeduldiger Herr, der mit der gewaltigsten Arbeit bis übermorgen fertig sein wollte und sich berufen wähnte, sich allein, Ruhendes umzustürzen. Daß sein Großkhanat nach Asien gravitierte, paßte ihm nicht; die Russen sollten den Kaftan ausziehen, sich europäisch kleiden, den Bart scheren lassen und Tabak rauchen; legte die Frau gar noch den Orientalinnenschleier ab: dann mußte das Heil kommen. Ein mächtiger Wille und ein fast zum Genie gewordener Fleiß, aber kein großer Regent; ohne Verständnis für die Lebensbedingungen seines Volkes. Kostomarow, Rußlands klügster Historiker, hat richtig gesagt, Peter habe sein Reich mit Asiatenmitteln europäisiert; die Europäisierung war auch danach. Im Uniformrock des Militärmonarchen blieb er selbst ja stets ein Asiat. Wie ein Vieh besoff er sich, konnte Speise und Trank nicht bei sich behalten und erregte in Versailles, Trianon, Fontainebleau durch Unsauberkeit, schmutzigen Geiz und wüste Schürzenjagden den Ekel des gallischen Hofgesindes. Der revolutionäre Zar hat das Land von tatarischen und byzantinischen Einflußspuren befreit; aber er hat auch den Keim des gefährlichsten Dualismus in die bis dahin ruhig hindämmernde russische Seele gesenkt und die Vorfrucht des Nihilismus gebaut. Als er starb, hinterließ er ein äußerlich glänzendes, innerlich aber geschwächtes Reich, und da er von der Autokratie nicht das allergeringste geopfert hatte, war für seine Erben, in einer veränderten Welt, die Last der Monomachenkrone noch schwerer geworden. Welche Einbildung, in Patriarchenlaune eine Hauptstadt erfinden, das eben den Schweden abgezwungene Ingermanland zum Zentrum russischen Lebens machen zu können! Aus seinem Sankt Petersburg ist ja auch nichts geworden als eine Beamten-, Hof- und Amüsierstadt ohne eigene, ohne nationale Physiognomie; der echte Russe fühlt sich nicht an den Newasümpfen, sondern in Moskau und Kiew zu Hause. Und genau so wars mit den Debarbarisierungversuchen, die Leibnizens Beifall fanden. Peter, der nichts organisch wachsen und werden ließ, wurde Rußlands Verhängnis. Weil er sich mit Ausländern umgab und Deutschen fette Weideplätze anwies, sind noch heute die Deutschen dem russischen Nationalgefühl ein Greuel. Weil er als ein Europäer geachtet sein wollte, mußten seine Nachfolger sich in Kriegsabenteuer stürzen, aus denen für den russischen Islam nichts Nützliches zu holen war. Und die asiatische Halbinsel, die sich Europa nennt und in komischem Größenwahn mit dem Maßstab ihrer kleinen Verhältnisse an die entlegensten Kulturen herantritt, ließ sich wirklich blenden und glaubt seitdem, das Zarenreich gehöre zu den europäischen Mächten. Daher die Forderung, irgendein Zar solle einem Volk von hundert Millionen Analphabeten verschiedenen Glaubens und Stammes Selbstbestimmungrechte und parlamentarische Einrichtungen geben. Daher das Staunen, wenn in Bessarabien Juden gemordet, am Baltenmeer mongolische Finen gemartert werden. Türken und Chinesen machen es doch nicht anders. Rußland ist kalter Orient. Da dauert alles lange, länger manchmal noch als im heißen Morgenland. Das russische Riesenproblem würde uns nicht unlösbar erscheinen, wenn wir uns gewöhnen könnten, mit Jahrhunderten, statt mit Jahrzehnten, zu rechnen und nicht die angelsächsische, sondern die chinesische Kultur als Vergleichsnorm zu wählen. Hundert Jahre kann es noch dauern, bis Rußland so weit ist, wie Friedrichs winziger Preußenstaat war. Das Intermezzo Peter täuscht nur das Auge. Was darüber zu sagen war, schrieb Joseph de Maistre an einen moskowitischen Freund: »Piere vous a mis avec l'étranger dans une fausse position. Nec tecum possum vivere nec sine te: c'est votre devise.« Noch heute ist sies; die Russen selbst und das Urteil über Rußland leiden darunter. Das hastige Werk Petri wäre nicht nach Friedrichs Herzen gewesen. Der liebte Peters Gegner, den Schwedenkarl, liebte, wenn er nicht gerade zur ultima ratio regis greifen mußte, ruhige Entwicklungen und hätte eher als dem Zimmermann von Zaandam dem Dichter der Deutschen zugestimmt, der zu seinem treuen Eckermann sagte: »Für eine Nation ist nur das gut, was aus ihrem eigenen allgemeinen Bedürfnis hervorgegangen ist, ohne Nachäffung einer anderen. Denn was dem einen Volk auf einer gewissen Altersstufe eine wohltätige Nahrung sein kann, erweist sich für ein anderes vielleicht als ein Gift.«

Der große Fritz war nicht so undeutsch, wie mancher glaubt, der ihn das Nibelungenlied und den Götz höhnen, den Dichter der Henriade preisen hört. Die Schwächen des Heiligen Römischen Reiches empfand er wie persönliches Leid, zürnte, daß die elsässischen Thermopylen dem Feind geöffnet, die Lothringer vom Wiener Hof an Frankreich ausgeliefert worden seien, und verzieh Maria Theresia nie, daß sie, als Königin von Ungarn, die Grazien des Ostens entfesselt, die Meute der »Jazygen, Kroaten, Tolpatschen« gegen Deutschland losgelassen habe. Die Erinnerung drängt sich auf; denn eben tönt das Echo der kroatisch-magyarischen Balgereien an unser Ohr. Stehen die Südslawen endlich gegen ihre Tyrannen auf? Oder bleibts wieder bei kleinen Scharmützeln, mit denen der ungarische Globus leicht fertig wird? … Morgen kommt Wilhelm der Zweite ins Lager. Vor sechs Jahren rief er in Budapest: »Die ritterlichen Söhne Arpads haben in ihrer kampfesreichen Vergangenheit niemals gezögert, Gut und Blut für die Verteidigung des Kreuzes zu opfern. Namen wie Zrinyi und Szigeth lassen noch heute das Herz eines jeden deutschen Jünglings höher schlagen.« Zriny wurde also (in einer an Irrtümern auch sonst reichen Historienrede) als Vertreter der Heldensöhne Arpads vorgeführt. Doch der Mann, der den jetzt so verrufenen Titel des Banus von Kroatien trug, war nicht, wie der Kaiser annahm, ein Magyar, sondern ein Kroat aus dem altslawischen Geschlecht der Subic, also ein Sproß der Stämme, die von den Magyaren seit Jahrhunderten bedrückt, ausgebeutet, geknechtet werden. Und wenn Körners Kindertragödie deutsche Herzen heute noch für den Helden von Szigeth entflammt, dann leuchtet dieses Hochgefühls Feuer nicht dem Ruhm der Uralritter. Jetzt erst taucht der alte Gegensatz dem Gedächtnis wieder auf. Man denkt an Draskovics und Gaj, an Jellachich, Starcevics, Stoßmayr, an alle, die aus den partes adnexae der ungarischen Krone ein unabhängiges Illyrien machen wollten. Sie haben nichts erreicht, werden nichts Wesentliches erreichen, so lange Österreich an Ungarns Kette keucht … Die Pester Rede! Ein Preußenkönig sprach begeistert von der »begeisterten Hingebung« des Magyarenvolkes, das sich im Flackerzorn gegen Fritz von Preußen erhob. Viel wurde ja nicht draus; Maria Theresia ließ sich nur kleine Konzessionen ablisten, die Ungarn schoben, nach langem Zögern, die verheißenen Truppen sehr sacht vor und diese zuchtlose Schar, die Neipperg zu allen Teufeln wünschte, plagte den Landsmann auf dem Acker mehr als den Feind. Doch gefreut hätte Friedrich sich der Enkelrede gewiß nicht. Er bespöttelte Franz, den Kaiser-Gemahl, der die Kriegslieferungen an Ungarn benutzt habe, um für sein Privatschätzlein Geld zu verdienen, spie gegen die ganze panonische Sippschaft Gift und Galle und hätte den schmierigsten Grenadier abgeküßt, der ihm gemeldet hätte, die majestätische Dame, die den Titel einer Regina Dalmatiae, Croatiae et Slavoniae trug, sei ins Pfefferland abgefahren. Ein Unterrock weniger; und die beiden anderen cotillons brauchten Schlesiens wegen nicht wütend zu rauschen. So ändern die Zeiten, die Zeitstimmungen sich. Wunderlicher als unsere war sicher nie eine. Wer gerade im Kalender steht, wird gefeiert. Arpad, Peter, Franzens Frau und der Alte Fritz; gestern der Papst, morgen der Papstschimpfer von Wittenberg. Und die Volksseele ist immer freudig dabei.

Mittwoch

So, wie es gestern im Opernhaus dargestellt wurde, wars hier vor hundertfünfzig Jahren sicher nicht. Memento: zur Erinnerung an ein Manöver, das sich von tausend anderen friderizianischen Felddienstübungen höchstens durch geringeren Ernst unterschied, wird ein Jubiläumsmanöver veranstaltet und zu Ehren dieser belanglosen Veranstaltung ein Festspiel aufgeführt. Natürlich ists vom Artilleristen z. D. Joseph Lauff gedichtet, der, als Rheinländer, das Empfinden, den Geist altmärkischer Truppen wie kein anderer kennt. Sonnenuntergang, der den Havelspiegel sanft rötet. Was man so »malerisch« nennt. Auch die Uniformen; nichts von dem Speck und Dreck, den Mannschaft und Offiziere damals durchs Lager schleppten. Nicht einmal der Versuch, nach Hamlets Vorschrift dem Körper der Zeit den Abdruck seiner Gestalt zu zeigen. Auf Theaterpuppen sind bekannte Namen geklebt. Jeder sagt sein Knittelsprüchlein und fürcht sich nit. Jeder lechzt nach der Möglichkeit, sein Herzblut für den König hinströmen zu lassen. Selbst in dem Sachsenlager, wo gezuckerte Schokolade das Alltagsfutter war, kann das Ohr nicht süßere Reden vernommen haben. Und schließlich kommt Fritz und ist gut und ist fromm, blickt in festem Gottvertrauen zum Himmel auf und lauscht gerührt dem Abendchoral. Unten, wohin Du das Auge schickest, Waffenröcke; nur die allerletzten Parkettreihen sind als Freßghetto eingerichtet (und die Großmächtigen sind ob so gnädiger Zulassung beglückt). Soll die wilhelminische so die Armee Friedrichs sehen?

So war sie nicht. Und er selbst sah ganz anders aus. Mag in Döberitz die unbequemen Gäste, den hechingischen Hohenzollernfürsten und den Prinzen Ludwig von Württemberg, mit saftigen Gotteslästerungen bewirtet haben. Solche Herren imponierten ihm nicht. Wer vor den Großen dieser Erde, sagte er gern, das Knie beugen will, darf sie nicht kennen (ungefähr wie Bismarck: »Sie ahnen nicht, welche Rarität in diesen hohen Regionen ein Gentleman ist«); und die dünkelhafte Nichtigkeit der kleinen Höfe wurde von seiner spitzen Zunge bös zerstochen. Vielleicht höhnte er das »Phantom« der Reichsarmee, »die ganze Rasse von Prinzen und Leuten Österreichs«, »die kaiserliche Bande« oder wies mit grimmig geballter Faust auf das »unheimlich leichenhafte Angesicht Germaniens«. Schade, daß seine Briefe nicht mehr gelesen werden; es lohnt, ihn kennen zu lernen. Eine prachtvolle Nüchternheit, an der wir heute genesen könnten. Der majestic common sense, den Dowden dem Schöpfer Falstaffs nachrühmte. Nicht die leiseste Neigung zur Pose. Und, bei allem Stolz, der leicht tyrannisch wurde, die Bereitschaft, klugen Rat, auch wenn er bitter schmeckte, als nützliche Arzenei hinunterschlucken. Wie bescheiden im Ton gegen Voltaire, gegen Maupertuis sogar! Und was ließ er sich von Podewils sagen! Von Heinrich, seinem Minister fürs Auswärtige, dem Gutsherrn von Varzin. Der steckte keine ungerechte Rüge stumm ein, hing der Katze stets die Schelle um und kam mit dem gefürchteten Wüterich dennoch gut aus. Jetzt … Wieder ist ein Podewils in Berlin. Diesmal ein bayerischer Minister. Die Zeitungen erzählen viel davon. Preußen und Bayern natürlich in herrlichster Harmonie; nie gab es auch nur den kleinsten Konflikt. Und »der Kanzler hat bei Tisch Herrn von Podewils wiederholt zugetrunken.« Das ist das Schönste. Bisher wurde nur verzeichnet, wenn gekrönte Herren einem Minister, Staats- oder Gemeindekommis zutranken. Jetzt schon, wenn der Kanzler sich huldvoll bemüht, der doch selbst nach der Chinesenregel nicht mehr ist als der bayerische Ministerpräsident. »Wiederholt zugetrunken«. Und solche Berichte kommen recta aus der Wilhelmstraße. Das kleine Symptom zeigt die ganze Wirrnis unserer Zustände. Tut nichts. Die Hauptsache ist ja, daß gedruckt werden kann: Nie war die Intimität inniger. Auf gläubige Herzen wirkts wie die Pfingstkantate. Und über das Zutrinken darf der wahre Patriot sich nicht wundern. Der Bayer wundert sich selbst ja nicht. Läßt sich daheim interviewen und schwärmt von Berlin und der »großartig schönen« Puppenallee.

Die Zeitung kündet noch eine frohe Botschaft. Graf Bülow ist Domherr geworden. Ist ehrenvoll und bringt Gewinn; reichen sogar, denn die Präbenden sind nicht von schlechten Eltern. Reichskanzler, Husarenoberst, Kanonikus Bülow. Ich wette, daß wir nächstens lesen, er sei in die Kirche gegangen, habe eigentlich längst metaphysische Bedürfnisse gehabt. Ein Schäker von vielen Graden.

Donnerstag.

Zwei Fritzenworte. Erstes »Un camp est comme un vêtement; il ne doit être ni trop large ni trop large ni trop étroit pour celui qui le porte.« Zweites: »II n'y a certainement pas d'ennemis plus irréconciliables que la guerre et le luxe. L'un ruine un Etat, l'autre le soutient; l'un est l'ennemi de la vertu, l'autre son appui et son protecteur«. Hier paßte der Rahmen nicht zu dem Bild. In dem pomphaften Feierkleid lebt kein solchem Aufwand angemessener Gedanke. Ein Manöver soll im Frieden Kriegszustände zeigen; sonst ist es nutzlos, gehört zum Luxus, qui ruine un Etat. Hier riechts nicht nach Krieg. Das strotzt und blinkt und glitzert. »Aber, ach! – ein Schauspiel nur!« Ehrenpforten, Girlanden, Fahnen. Riesenzelte. Zwischen Leinwänden Speisesäle, Empfangssalons, behagliche Schlafgemächer, Leckerbissen aller Arten, die ein verwöhnter Gaumen begehrt. Die fremden Offiziere werden zufrieden sein. Aber können sie hier etwas lernen? So sieht der Krieg doch nicht aus. Alle kommandierenden Generale sind herbefohlen; hatten Dienstag schon im Opernhaus anzutreten, sind ihren Korps also mindestens fünf Tage lang entzogen. Wozu? Was hier zu schauen ist, kennen sie nicht seit heute. Nicht viele bekannte Gesichter mehr. Früher ließ man tüchtige Truppenführer auf ihrem Posten, so lange ein brauchbarer Kraftrest in ihnen war. Jetzt heißt die Parole: Verjüngung. Eher bonapartisch als friderizianisch. Der Sieger von Roßbach schrieb zwar: »Die Beobachter haben zu merken geglaubt, daß die meisten alten Soldaten zu schwatzen anfangen«; aber auch: »Unerfahrene Generale möchten alles erhalten, erfahrene kümmern sich nur um den Hauptpunkt und nehmen kleine Übel geduldig hin, wenn dadurch ein großes Unheil vermieden wird; qui trop embrasse mal étreint«. Er selbst war sechsundsechzig Jahre alt, da er für die bayerische Erbfolge ins Feld zog. Und König Wilhelm, Moltke, Roon, Blumenthal haben 1870 ihre Sache doch leidlich gemacht; auch Blücher, der Siebenziger, schien anno 13 nicht zu senil. Die Gerontenherrschaft sind wir jetzt los. Man sieht kaum noch einen, der Pulver gerochen hat. Lauter Friedenssoldaten; oder Herren, die im letzten Krieg Fähnrich, Unterleutnant waren. Ein merkwürdiges Feldlager hier an der Havel. Doch Augenweide.

Das Neuste aus Berlin: Karl der Fünfte kommt nicht in den Dom, dessen Gräuelbau den schon arg geschwächten deutschen Kunstgeschmack bedroht. Der Kanzler läßt eine Randbemerkung des Kaisers veröffentlichen, die das Gerücht ironisch abtut und den Zögling Hadrians neben allerlei schlimme Gesellen stellt; sogar neben Herrn Luzifer, den Erzfeind. Solches Urteil ist wohl allzu schroff. Karl war Luther höchster Richter und Gegner und hat den deutschen Dualismus verschuldet; aber er wollte auf seine besondere Weise auch ein Reformator der Kirche werden, deren Mißbräuche er hart rügte, und zwang mit Waffengewalt Klemens den Siebenten, heimlich aus der Engelsburg zu fliehen. Seine Gestalt nimmt in der Kindheitgeschichte des Protestantismus einen sehr breiten Raum ein; und es wäre kein Unglück, wenn das Steinbild des Mannes, dem die Neugläubigen die Augsburgische Konfession darbrachten, das Schiff eines geistlos der Peterskirche nachgebildeten Domes schmückte. In ein Historienbild dieser Sturmzeit gehört Kaiser Karl ganz sicher und mit Torquemada und Beelzebub hat er nicht die mindeste Ähnlichkeit. Er wollte die getrennten Kirchen Westeuropas wieder vereinen. Das möchte Wilhelm der Zweite auch. Darum neigt er, der sich stolz einen Lutherischen und den Schirmherrn des Protestantismus nennt, das Haupt tief vor dem Papst. Darum gestattet er (wünscht am Ende gar), daß sein Porträt in der Hülle des Propheten Daniel, am Portal der Metzer Kathedrale prangt. Ist es danach so undenkbar, daß der Einsiedler von San Yuste im katholisch stilisierten Lutherdom der Reichshauptstadt Unterstand fände?

Freitag.

Etwas vom freien Bürgersinn. In Hamburg soll am zwanzigsten Juni ein Reiterstandbild Wilhelms des Ersten enthüllt werden. Der Kaiser kommt zur Denkmalsweihe. Und für die Empfangsfeierlichkeiten haben Senat und Bürgerschaft der Freien und Hansestadt 225 000 Mark bewilligt. Eine hübsche Summe für einen Tag. Ein altes niedersächsisches Orlogschiff soll künstlich nachgebildet werden. Das Zelt, in dem der Kaiser ungefähr fünfzig Minuten weilen wird, kostet fünfundzwanzigtausend Mark. Im ganzen also fast eine Viertelmillion. Für einen Tag? Für ein paar kurze Stunden. Wie viel mag wohl für das Denkmal selbst bewilligt worden sein? Einerlei: diese Wasserkantenrepublikaner sind noch Männer von altem Schrot und Korn. Vor acht Jahren boten sie dem Kaiser das Eintagswunder der Alsterinsel. Im inneren Alsterbassin ruhte sie auf gerammten Pfählen, trug einen Leuchtturm und war mit Leinwand, Gips, Drahtgeflecht, buntem Glühlicht, Treibhausgewächsen, Zement, Goldstuck und Bengalfeuerwerk opernfeenhaft ausgestattet. Zweck des Aufwandes? Mein Gott: die fürstlichen Gäste mußten doch ein nettes Plätzchen an der Junisonne haben, wo sie behaglich Kaffee trinken konnten. Nach diesem Kaffeestündchen wurde die Insel wieder weggeräumt. So wars auch zu Suetons Zeit, als zwischen Bajae und Puteoli der Meeresarm überbrückt wurde, auf daß der Imperator zweimal hinüberziehe: hoch zu Roß, mit dem Eichenkranz und dem goldig glänzenden Reitermantel zuerst, dann auf dem Renngespann, im schlichten Kleid eines Wagenlenkers. Deutschen Republikanern wars vorbehalten, das Wunder des Busens von Bajae im Norden zu erneuen. 1895 konnte man wenigstens sagen, die Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals sei eine für die hamburgischen Interessen beträchtliche Angelegenheit und das große Kanalfest, zu dem aus aller Herren Ländern Gäste geladen waren, müsse einen würdigen Abschluß finden. Blieb nur die Frage nach dem Begriff wahrer Würde. Jetzt fehlt jeder Vorwand. Wieder ein Wilhelmsdenkmal; ungefähr das dreihundertste; immer zwölf auf ein Dutzend. Und dafür wird ein altes Kriegsschiff, werden ganze Kulissenhäuser hingekünstelt? Dafür 250 000 Mark? Arme Menschen, die ein hochwohllöblicher Senat zur Feier des Tages speisen könnte, gibt es in Hamburg wohl nicht. Alle sozialen Pflichten werden da über Gebühr und Hoffen erfüllt. Merkwürdig nur, daß trotzdem alle drei Wahlkreise mit ungeheurer Mehrheit Sozialdemokraten in den Reichstag schicken. Merkwürdig, daß die Erzählung von den für die paar Feststunden bewilligten 225 000 Mark in allen Wahlversammlungen wie eine Bombe wirkt. Die Redner brauchen weiter nichts hinzuzufügen: die Tatsache wirbt ihnen zu den alten noch abertausend Stimmen. Das Allermerkwürdigste aber ist, daß in Berlin kein Mann lebt, der dem Kaiser die häßliche Wirklichkeit zeigt und rät, das Hansenspektakel abzubestellen. Und das Traurigste, daß der freie Bürgersinn sich durch solche Mittel lärmender Theatralik beliebt machen zu können glaubt. Jedenfalls: über die Fritzenzeit sind wir längst hinaus. Doch in Döberitz darf man des Wortes denken, das der königliche Skeptiker schrieb: »L'éducation des princes n'est que l'ouvrage des peuples.«

Gestern, abends, ist der Kaiser ins Lager gekommen. Auf einem Dogcart; hinter ihm ein Groom, vor ihm ein Stallmeister. Das Nahen des höchsten Kriegsherrn hatten Radfahrer gemeldet; auch fuhr ein Flügeladjutant in einem Zweispänner dem Monarchen voraus. Die kommandierenden Generale sprengten ihm entgegen, erhielten aber nur kurzen Gruß; der Dogcart bog in flottem Trab ins Truppenspalier. Diner im Kasino. Großer Zapfenstreich; bei Fackelschein rückten alle Gardemusikkorps vor das Konzertzelt, das für den Kaiser errichtet war. Programm von Menzels Meisterhand. Bei Dallgow, in einem anderen geräumigen Zeltlager, übernachtete Friedrichs Enkel. Eine Stimme des Entzückens über die großartigen Nachtbilder.

Sonnabend.

Ja, wer Eure Verehrung nicht kennte:
Euch, nicht ihm baut Ihr Monumente!

Das ist von Goethe, könnte, dem Sinne nach, aber auch von Friedrich sein. Der war weder fürs Dekorative noch fürs Monumentale.

Gestern früh also die große Gefechtsübung. Die Kaiserin sah mit ihren Kindern zu. Der größte Teil des Gardekorps (»Blaue Westarmee«) unter dem Kommando des Kaisers; der Rest (»Rote Ostarmee«) unter dem Prinzen Friedrich Leopold. Die Roten sind geschlagen worden. Vorher wurde furchtbar viel Pulver verschossen. Nachher kritisierte der Kaiser selbst die strategische Leistung des Morgens. Das Manöver hatte drei Stunden gedauert. Dann Parademarsch. Prinzen müssen demütigen Sinnes sein. Noch ein Fritzenwort: »Je voudrais qu'on dît tous les jours aux princes: Point d'orgueil! Point d'orgueil!«

Von Döberitz datierter Allerhöchster Erlaß, der anordnet, von welcher Farbe die Überröcke der Offiziere, Sanitätsoffiziere und Militärbeamten künftig sein müssen; sehr detailliert, so daß Mißverständnisse kaum mehr möglich sind. Die Zeitung meldet, unser Militärbevollmächtigter in Wien, ein Bülow, habe von Wilhelm dem Zweiten den Auftrag erhalten, dem greisen Kaiser Franz Joseph eine nach Maß angefertigte Generalsbluse zu überreichen; das Neuste, was die Militärkleiderverordnung ersonnen hat. Derselben Ehrenpflicht hatte sich der in Petersburg beglaubigte Militärbevollmächtigte zu entledigen. Im Lokalanzeiger wird nächstens stehen, die Bluse habe im Brucker Lager und an der Newa Enthusiasmus erregt und, trotzdem sie lose sitzt, die alten Bande der Freundschaft noch fester gezogen.

Nach der Gefechtsübung wurde gestern das Denkmal enthüllt. Sehr feierlich. Alle Musikkorps spielten: »Heil Dir im Siegerkranz«. (Mit Siegerkränzen geschmückte Häupter waren ringsum nicht zu erblicken; denn Waldersee war nur Feldherr in partibus infidelium und hat aus Peking keinen grünen Lorber mitgebracht.) Ein granitener Obelisk; elf Meter hoch. Inschriften: »Friedrich II., der Große, führte von diesen Feldern vor hundertundfünfzig Jahren sein Heer zu Kampf und Sieg. Friedrich II., König von Preußen, lag mit 44 000 Mann im Lager von Döberitz, zwölften bis vierzehnten September 1753 – Wilhelm II., Deutscher Kaiser, König von Preußen, lag mit dem Gardekorps im Lager zu Döberitz, acht- und neunundzwanzigsten Mai 1903. Ihre Taten bleiben unser Eigentum, ein Beispiel der Nacheiferung für alle Zeiten.« Das »Ihre« ist doppeldeutig; vielleicht sind nur die Taten Fritzens und seiner 44 000 Mann gemeint. Nach der Enthüllung war Galafrühstück. Dreihundertundsechzig Personen speisten in einem Zelt unter Fahnen und bunten Girlanden. Schöne Aussicht in die pfingstlich prangende Heide. Höchst animierte Stimmung; denn viele Beförderungen und Auszeichnungen waren verkündet worden. Vor dem Denkstein hatte der höchste Kriegsherr zu den Gardetruppen gesprochen und mit weithin schallender Stimme gelobt, in der deutschen Armee solle auch künftig im Sinn Friedrichs des Großen weitergearbeitet werden. Dann marschierte die Mannschaft in die Garnisonen.

Sonntag.

Zur Erinnerung an die Döberitzer Erinnerungsfeier wird eine Denkmünze gestiftet.

In Frankfurt am Main werden Häuser und Straßen geschmückt. Sängerwettstreit. Der Kaiser kommt hin und fährt von dort zu den Festspielen nach Wiesbaden. Die Stadt des Neroberges, melden die Blätter, arbeitet bereits an ihrer Feiertagstoilette. Im Hamburger Hafen, der wieder mal erweitert worden ist, werden von Krahn zu Krahn Girlanden gezogen; die Lücken zwischen den Speichern werden mit Schaufassaden ausgefüllt. Alles für den zwanzigsten Junitag. Dann beginnen die Feste der Kieler Woche.


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