Hans Freiherrn von Hammerstein
Mangold von Eberstein
Hans Freiherrn von Hammerstein

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Faßnacht

Eine Gruppe kunterbunt geputzter Edelleute und Damen ritt von der Burg Rieneck kommend den Zollberg gegen Gemünden hinab, darunter Mangold von Eberstein und die Odheimerin mit ihrer Tochter und dem Elslein Voit.

Es waren die ersten Nachmittagsstunden eines milden Februartages. Der Himmel sah lenzblau durch helles, leichtes Gewölk. Von den Buchenhöhen durch kahle Wipfel blickte noch der Schnee herab, die Talgründe dehnten sich sonnig, als wollten sie schon ergrünen und die ersten Blumen treiben, und die Straße glänzte voller Pfützen. Sinn und Saale, kurz oberhalb des Städtchens ineinander strömend, führten viel Tauwasser und brachten es dem Main zu, der ruhig und schimmernd in den waldigen Bergen daherkam. Das Städtlein, ins Dreieck des Zusammenflusses um den schloßtragenden Höhenkeil geschmiegt, machte ein festlich heiteres Gesicht. Von den Mauertürmen hingen farbige Wimpel, und auch die Scheerenburg hatte oben auf dem Bergfried das Banner des Fürstbischofs von Würzburg, Herzogs in Franken, dermalen Herr Konrad von Thüngen, zur Begrüßung ausgesteckt.

Die Brücke, die in mehreren Steinbogen die zweiarmige Mündung der Saale in den Main überspannend von Westen zur Stadt führt, war voller Leute, die hin und her spazierend und an den Brüstungen lehnend Saale und Main hinaufspähten, als warteten sie besonderer Dinge. Eine langgestreckte 253 und geräumige Inselwiese darunter war zum Festplatz gerichtet und trug Tanzboden, Bänke und Buden. Auch diese waren schon mit gaffendem Volk gefüllt, das weiterhin unter den Stadtmauern beiderseits die Ufer belagerte.

Als die Edelleute über die Brücke ritten, begegneten sie Bernhard von Thüngen, dem würzburgischen Amtmann der Stadt, mit seiner Gattin.

»Nun, wo habt ihr die Grafen gelassen?« rief ihnen der Amtmann zu.

»Sie hießen uns vorausreiten,« erwiderte Mangold von Eberstein, »und machen aus ihrem Vorhaben ein wunderlich Geheimnis. Zwar sahen wir zu Rieneck allerlei seltsamliche Gestalten umherwischen, aber was endlich herauskommen soll, ist uns unwissend.«

Der Amtmann: »Und wo hast du deinen Narren?«

Mangold: »Den langen meinst du? Das ist auch so ein Geheimnis; seit vorgestern ist er fort, und weiß keiner, wo er stecken mag.«

Die Frau von Thüngen drauf: »Das wird wahrlich ein Fest voller Wunder, und ich bin schon so neugierig wie das Volk da.«

Indem löste sich oben vom Mauerkranz der Scheerenburg eine dicke, weiße Rauchwolke und ward in mehreren Bällen hintereinander eilig in die goldige Luft hinausgestoßen. Zugleich fiel ein dröhnender Knall, der den Boden erzittern machte und vielfach widerhallend Fluß auf Fluß ab in die Waldberge schlug. Aus dem Städtlein aber stieg ein ungeheurer Lärm, ein Geschrei, von Querpfeifen, Trompeten, Pauken und anderen Instrumenten begleitet und verwirrt, der sich breitschwellend ins Volk auf der Brücke, der Insel und den Ufern fortpflanzte. Und während der Rauch des Geschützes oben vor dem Turm sich hob und aufging, und ein paar weiße Ringe sich langsam verziehend im Blau schwebten, brach aus dem Stadttor der erste losgelassene Narrenschwarm hervor, ein Haufen grellgekleideter, schellenbehängter Burschen, die mit Pritschen und Peitschen auf die heiter bestürzte, verworren flüchtende Menge einhieben und sie mit Nüssen, Papierballen und anderem harmlosem Geschoß bewarfen. 254 Voran aber sprang mit den tollsten Verrenkungen überlanger Glieder und oft ein Dutzend Räder hintereinanderschlagend ein dürrer, scharlachrot gekleideter Narr, der auch das Gesicht in roter Maske versteckt hatte. Das Schreien und Lachen vermischt mit gellenden Angstrufen der Frauenzimmer wurde unmäßig, als er nun plötzlich kopfab mit den Händen auf dem Brückengeländer stand und so radschlagend den schwindligsten Weg hoch über Fluß und Insel hinwirbelte.

»Der Pfeifer, der Pfeifer!« rief es in der Gruppe der Edelleute. Aber schon war der lange Springer drüben am anderen Ufer; die Pferde, vor den herantobenden Narren schreckend, bäumten und verkehrten sich, die Damen wurden furchtsam. »Zurück! Zurück!« rief Bernhard von Thüngen. »Reitet zurück und stellt euch dort abseits der Brücke in die Wiese. Jetzt kommt der ganze Zug aus der Stadt; da möchten die Gäul scheu werden und leicht einen abwerfen.«

Eilig, auf mühsam verhaltenen, schnaubenden und tänzelnden Pferden, trabte die Reiterschar dem Gedränge voraus und nahm hinterm jenseitigen Brückenkopf Aufstellung, wie der Amtmann geraten hatte.

Im Stadttor erschienen bunte Herolde zu Roß mit schmetternden Fanfaren, denen sich ein mächtiger Wagen voller Musikanten anschloß. Mit Paukenschlag, Getrommel, Gepfeife, Geblase und Getöse zog er heran gleich einem musikalischen Ungewitter. Die Spieler saßen in einem ganzen Wald von Tannenwipfeln, der mit vielen Wimpeln und Bändern flatternd schwankte. Auf jedem der gleichfalls von oben bis unten farbig behängten vier Zugpferde saß ein schlanker Narr und prügelte, grelle Schreie ausstoßend, seinen Nachbar, Vorder- und Hintermann kreuz über quer, daß der dicke Kutscher auf dem hohen Bock Mühe hatte, die Leitseile zu führen. Herolde und Musik zogen vorbei, und hinten kam die nächste Narrenfuhre, die einen breiten Bretterboden trug, auf dem das närrischste Volk der Welt, Männlein und Weiblein, in den tollsten Trachten vom Tanzteufel besessen sprang und walzte. Ihr folgte ein Wagen, auf dem lauter unmäßig beleibte Narren um einen vollbesetzten Tisch saßen und Fraß und Völlerei trieben, als wären sie im 255 Schlaraffenland. In den Bäumchen an den vier Ecken des Gefährtes saßen gebratene Vögel aller Art, und ein ganzes Schweinchen schaukelte appetitlich dazwischen in gespannten, mit Papierrosen geschmückten Seilen. Marsilius Voit präsidierte der Tafel und sah vor Schmausen weder rechts noch links, auch als die Junker und Damen ihn mit großem Gelächter anriefen. Die nächste Fuhre stellte unter lustigen Reisiglauben das Laster des Trunkes dar, und wie es da zuging, geht über alle Beschreibung. Nicht nur, daß die Säufer, mit riesigen Humpen hantierend und von einem Stückfaß immerzu abzapfend vor Singen und Gröhlen zu bersten schienen, manche hingen auch ganz frei mit albernem Gelächter über die Wagenleitern heraus und spieen auf Räder, Straße und Köpfe hinunter, während Narren den Wagen begleiteten und die Übervollen mit Pfauenfedern im aufgesperrten Rachen kitzelten. Dem Saufen folgt das Spielen wie die Winternacht dem Herbst. Es nahte ein Wagen, der schon äußerlich mit den Sinnbildern des Glückspieles, als Karten und Würfeln, geziert war, und im Innern ein Narrenvolk trug, das vom Laub-, Schellen-, Eichel-, Herz-Ober und -Unter bis zu den Figuren des Brettspieles und Schachzabels alle gefährlichen und ungefährlichen Spielarten darstellte. Der Spielteufel selbst stand in der Mitte als ein riesiger Würfel, aus dem nur Kopf und Füße, jedoch so vorragten, daß sie jederzeit eingezogen werden konnten. Und nun versuchte jeder Narr an ihm sein Glück, er wurde hin und her gestoßen, fiel nach allen Seiten, wälzte sich den ganzen Wagen lang und ward sogar in ein Faß und umgestürzt wieder daraus hervorgerollt, was maßlose Heiterkeit unter den Zuschauern hervorrief. Als nächster fuhr der Liebeswagen heran, von einem gewaltigen, um und um bekränzten Standbild der Frau Venus überragt und von sechs zierlichen, aufgeregten Schimmeln mit rosa Nüstern gezogen, die tänzelten, schnoben und wieherten. Auf jedem Pferd saß je ein Knabe, je ein Mädchen wechselweise hintereinandergereiht, allerliebste, schlanke, lachende Jugend in reizenden Gewändern und durch bunte Bänder und Kränze untereinander schwebend verbunden. Den 256 Kutschbock nahm, die goldenen Zügel in den kleinen Händen, ein geflügelter, goldlockiger und backenroter Knabe ein, der lustig das Peitschchen knallen ließ; doch wurden die hochblütigen Renner von schöngekleideten Knechten, die nebenher gingen, sicher gebändigt und geführt. Verliebtes Volk jeder Art und jeden Alters füllte den Wagen. Schöne, bräutliche Pärchen und derbkomische kosten miteinander ohne Scheu, welke Vetteln, für die der Spiegel vergebens erfunden schien, umhalsten halbwüchsige, verschüchterte Knaben und lachten und kreischten dazu ausgelassen, als ritten sie auf dem Blocksberg umher. Lüsterne Greise mit klappernden Kinnladen umschmachteten blutjunge Dirnen, und wahrlich, es ging schlimm auf diesem Wagen zu, so daß unter den Zuschauern manche Mutter ihrem Töchterlein die neugierigen Augen hätte verhalten mögen. Was jedoch das Sittengefährliche solchen Schauspiels wieder aufzuheben schien, war, daß es einesteils die schauerliche Lächerlichkeit der alternden Geilheit zur Darstellung brachte, während es andererseits freilich das goldene Recht der Jugend und das Schöne, Liebliche, Rührende aller jungen, verliebten Torheit im Gegensatz um so reizvoller vor Augen führte. Nicht mit Unrecht vielleicht gab Mangold der Vermutung Ausdruck, der Pfeifer möge wohl diese fahrende Bühne mit besonderem Eifer zusammengestellt und bilderweise angeordnet haben. Daß auf erhöhtem Postament vorne ein als Auerhahn maskierter Kerl balzend mit Stoß- und Flügelblähen seine Kapriolen machte und hinten einer in zottigen Bocksfellen mit Hörnern hopsend herumteufelte, gab dem Spektakel sinnreiche Vollendung. Den Wagen umkreisten, begleiteten, verfolgten zahlreiche junge Leute beiderlei Geschlechts mit Tanzen und Singen, die weiße Tauben aus Säcken hervorflattern ließen und künstliche Rosen ins Volk warfen.

Die vorgeführten vier Torheiten und Laster erzeugten naturnotwendig Zank und Streit. So rollte jetzt eine Fuhre an, auf der ganz greulich gerauft wurde. Schnapphähne besserer und gemeiner Sorte, Landsknechte in unsinnigen Ploderhosen und andere händelsüchtige Gesellen fielen unentwegt übereinander her, durchstachen sich gegenseits 257 grausamlich die ausgestopften Wänste, daß Spieße und Schwerter hinten wieder heraussahen, und schlugen sich mit allen erdenklichen Gewaffen auf die Köpfe, daß es krachte und knallte. Dazu wurde mit Fluchen und Wettern alles beschworen, was Himmel und Hölle birgt, und das fürchterliche Getöse vermehrte eine Hundeschar, die sich mit rasendem Gekläff unter den Balgenden herumtrieb und sie in die Beine kniff. Bald lagen Männer und Hunde in einen wüsten Knäuel verwickelt mit strampelnden Gliedern am Boden, bald fiel einer aus dem Wagen, bald flog ein Köter heulend von einem Fußtritt befördert unter die Menge, und immerzu stob es Lappen, Fetzen und Federn rundumher. Gräßlich war schon der Kutscher anzuschauen, der einen gespaltenen Maskenkopf trug, dessen Hälften mit kläglichen Gesichtern auseinander klafften, während hinter ihm ein ganz außer sich geratener Wüterich kniete, der mit einem blutigen Schwert in sinnloser Hartnäckigkeit und stiermäßig dazu brüllend auf das arme, ohnedem schon maustote Haupt einhieb, wobei mit jedem Schlag aus einer Schweinsblase der rote Saft aufspritzte. Hinten aber auf einer Platte umkreisten einander beständig zwei Kavaliere in spanischer Tracht und suchten sich, die Fäuste an den Degen, seitlich und hinterrücks beizukommen. Das taten sie unter fortwährendem Augenrollen, Vorfahren, Ausweichen, Retirieren und allen Zeichen großer Angst, und stellten so das Lächerliche des Raufhandels verspottend zur Schau. Die weitere zwingende Folge des Zuges war das Narrenspittel mit der Narrenapotheke, das nun kam. Hier lagen Sieche und Bresthafte jammernd in vielen Betten, Leute mit eingebundenen Köpfen und Backen, mit scheußlichen Geschwüren auf Nase und Glatze; dieser war vom Fieber dunkelrot, jener schüttelte sich wandweiß im Frost. Der Doktor, die Brille auf der Nase, lief hin und her, schmierte mit Salben aus großen Tiegeln, gab aus mächtigen Flaschen mit angebundenen Aufschriften ein, fühlte Puls, klistierte, schröpfte und sägte Gliedmaßen ab, die er dann kurzerhand über Bord warf. Der Apotheker stand in einer Bude Pillen drehend, mischend, schüttelnd und Latwergen bereitend. Die Aufschriften der Medikamente 258 aber und die Tafeln über den Köpfen der Patienten besagten, daß man in diesem rollenden Spital weniger die Krankheiten des Leibes als jene des Gemütes und Verstandes zu heilen suche, die allerdings körperlich und sinnbildlich als ekelhafte oder bedauerliche Gebreste und Zustände zur Erscheinung gebracht wurden. In einer besonderen, ganz und gar verhängten Bettstatt am Ende des Wagens schien ein heillos Kranker zu liegen. Der Doktor näherte sich ihm manchmal auf den Fußspitzen und streckte den Kopf durch die Vorhänge, um ihn sogleich mit allen Gebärden der Hoffnungslosigkeit wieder zurückzuziehen. Ein Narr saß stumpfsinnig mit einem Fliegenwedel vor dem Bett, und wenn ihn einer fragte, wer da drin liege und leide, machte er eine sehr geheimnisvolle Miene, hielt die hohle Hand vor den Mund und schrie: »Sags aber niemand weiter: das römisch Reich!«

Nun kam ein ganz stiller und höchst abenteuerlicher Wagen. Unter einem Zelt, das mit den wunderlichsten Bildern und Zeichen bemalt war, saß, wie die weithin sichtbare Überschrift besagte, Doktor Erasmus, der große nürnbergische Magier. Auf dem Haupt hatte er eine Art von chinesischem Hut, der wie das Zelt im kleinen und nicht minder seltsam bemalt war. Desgleichen trug sein weitärmeliges Gewand aus hellgrüner Seide mit hellgelben Zwickeln ein Gewirr von Schnörkeln, die so taten, als wollten sie was bedeuten. Umgeben war er von einem Haufen fremdartiger Instrumente und Gerätschaften. Die Bilder aber auf dem Zelt und auf dem Hut stellten bei näherer Betrachtung die in vielerlei Gestalt wiederkehrenden Zeichen des Tierkreises und der Planeten dar. So war auch innen in der Hutkrempe der ganze Tierkreis und darüber der Planetenkreis angebracht, und eine sinnreiche Vorrichtung, die sich im Magier selbst zu befinden schien, gestattete es, daß er die Kreise willkürlich drehen, verschieben und auf seine Nase als Zeiger einstellen konnte, worauf er dann mit einem Blick nach oben mühelos die jeweilige Konstellation ablas. Dies tat er jedoch nicht oft, sondern saß zumeist würde- und geheimnisvoll mit einem weißen Stab als Szepter im Arm und las mit starren Augen in einem ungeheuerlichen Buch. Auf Griffnähe rechts und 259 links standen je sieben Flaschen um ihn, aus denen er fortwährend in ein kleines Gläschen einschenkend und mischend trank. Ein neugieriger Narr erkletterte den Wagen, schlüpfte hinterrücks unterm Zelt durch, probierte aus jeder der Flaschen und verkündete mit Triumph, daß alle Branntwein enthielten.

Jetzt kam der letzte, größte und prächtigste Wagen. Er trug das Narrenreichsregiment und war als Schiff gestaltet. Auf dem Heck unter einem hohen, goldbefransten Purpurbaldachin thronte gemütlich ein dicker König mit Krone, Reichsapfel, Szepter, Hermelinmantel, Purpurhandschuhen, Prunkschuhen und allem, was sonst diese Würde bezeichnet, versehen und angetan. Er glich dem seligen Kaiser Friedrich III. Jedenfalls traten in seinem Antlitz aus aller Verfettung habsburgische Rassenmerkmale deutlich hervor. Nach Rang und Würde gestuft und gereiht saßen weiterhin im Schiff geistliche und weltliche Kurfürsten, Bischöfe, Fürsten, Prälaten, Grafen, Ämter und Stände. Vorn im Bug saß der Reichskanzler als Kutscher und führte Peitsche und Zügel, was eine üble Aufgabe war. Denn das Gefährte zogen sechs Ochsen und sechs Esel überschach gespannt. So wollte es gar nicht vom Fleck kommen; die langsamen, störrischen Tiere hinderten einander, und immer wieder mußte der Lenker vorbeilaufende Narren bitten, helfend einzugreifen. Daß dieses oft in sehr tückischer Weise geschah, läßt sich denken, und manchmal schien dann die Sache so heillos verfahren, daß man nie mehr weitergekommen wäre, hätten nicht immer wieder ganz schlichte Ochsenbauern aus dem Volk ordnend und fachkundig beigestanden. Das Staatsschiff hing in Seilen und schwankte sehr. Wenn das gar zu arg wurde, sahen König und Reichstag einander mit besorgter Miene an und hielten sich an den Sessellehnen fest. Im übrigen wäre es recht ruhig auf dem Schiffe zugegangen, aber beiderseits des Kanzlers ragten zwei Predigtstühle, und auf jedem derselben stand ein Mönch, der mit dem andern heftig stritt und ihn unflätig beschimpfte. Wurden sie ganz hitzig, so warfen sie sich auch gegenseitig Bücher und Schriften an den Kopf. Daß der eine dem Doktor Martin Luther, der andere dem Thomas Murner glich, war leicht zu erkennen. Den König 260 schien das Gezänk am wenigsten zu berühren. Er saß überaus würdevoll und behaglich, drehte den Reichsapfel in der Hand und gähnte manchmal versteckt hinterm edelsteinbesetzten Handschuh. Wenn das Volk ihn mit Zuruf leben ließ, grüßte und nickte er sehr leutselig zurück und machte Gesten, als wolle er Geld ausstreuen, deutete aber nach einigem Tasten unter seinem Mantel sogleich, daß er keines habe. Darauf lachte das Volk, und er lachte mit.

Hinter dieser Fuhre, die mit Hü und Hott sehr langsam und schwerfällig vor sich ging, strömte wahl- und zahlloses Narrenvolk her, das ein fürchterliches Geschrei und allerhand Unfug verübte. Da sah man solche, die immerzu lachten, und solche, die beständig weinten, ferner singende, heulende, schimpfende, tobende Narren, wieder welche, die ihre Köpfe hängen ließen, und andere, die das Gesicht verkehrt oder gar auch eins auf dem Hintern hatten, das grinste und die Zunge zeigte. Und alle liefen und sprangen durcheinander, daß der weiche Straßenpatsch umherspritzte, und schlugen mit Peitschen und Schellenbäumen in die Menge.

So bewegte sich der Zug in langer Reihe vorüber, bis er mit dem Kopf unter den Zollberg kam, wo die Straßen nach Langenprozelten mainabwärts und nach Rieneck sinnaufwärts sich gabeln. Dort steht ein Wirtshaus, wo Narrenvolk und Reichsregiment sich labte, und dann wendete die ganze Heerschlange.

Inzwischen jedoch kam vom Zollberg ein anderer Zug herunter, der vorherrschend grün schimmerte, und in welchem man von ferne nebst vielen Pferden allerlei Waldgetier bemerken konnte. Dieser schloß nun hinter dem Reichsschiff an, und schier unabsehbar verlängert kroch der bunt närrische Tausendfüßler wieder stadtwärts heran.

Während das geschah, gab es aber neue Schaustücke und zwar jetzt auf den Flüssen zu sehen. Die Saale herab kam ein großes Schiff geschwommen, das auf dem Bug weithin leuchtend das Wappen derer von Thüngen, die drei roten Ströme im goldenen Querbalken durch silbernes Feld zeigte, die der Sage nach Sinn, Saale und Main bedeuten, zwischen welchen Flüssen das thüngische Land sich mit großem Besitz 261 an Wäldern, Burgen, Dörfern, Feldmarken und Weiden ausdehnt. Über dem Schild ragte der rote Mannsrumpf mit dem bärtigen Kopfe und spitzigem, bebüschtem Rothut. Das lustig bewimpelte Schiff wuchs heran, landete an der Insel und spie einen lärmenden Haufen von Federvieh aus, das heißt Leuten, die sich als Hühner, Gänse, Raben, Falken, Pfauen, Spatzen, Nachtigallen, Nußhäher, Elstern, Störche und weiß Gott was verkleidet hatten und dementsprechend taten mit Flügelschlagen, Krächzen, Krähen, Gackern, Zischen, Zwitschern, Schäkern, Kuckuck und Zirreli. Mitten innen stolzierte ein großer Hahn mit riesigem, schillerndem Federstoß, Helm, feuerrotem Kamm darauf, feuerrotem Lappenschwall am Hals, funkelndem Harnisch und geblähten Flügeln darüber, weiten, grünen Ploderhosen und langen Sporen an den Stiefeln. Der schlug mit den Flügeln, krähte, daß er immer ganz blau im Gesicht wurde, scharrte, daß der Sand stob, machte zornig »tuck? tuck?« und rannte bald den, bald jenen an, als wär er der Herr und Büttel in dem ganzen Faselschwarm. In Wahrheit aber schien alle Macht über das Geflügel ein schmales, sonnenblondes Mädchen zu haben, das ganz schlicht wie ein Maßliebchen in Grün und Weiß gekleidet war und zuletzt aus dem Schiff stieg. Mit einer Haselgerte und lieblich gesungenen Rufen regierte sie den geräuschvollen, auseinanderstrebenden und doch immer wieder zur Herde drängenden Haufen hin und her, wie sie wollte.

Das Saaleschiff war noch kaum geleert, als eine Bewegung die Gaffer schon wieder nach dem Mainufer abströmen ließ. Da kam nun eine ganze Flotte gefahren, nämlich ein Floß von mehreren Kähnen begleitet. Das Floß schwamm wie eine waldige Insel voller Grotten und Höhlen daher, und als es jetzt nächst der Saalemündung landete, zeigte es sich, daß es von einer großen Zahl Wassergeistern bewohnt war, und in der mittelsten und größten der Höhlen ein Herrscherpaar dieser Art hauste. Den Meerkönig stellte Kunz von Rosenberg, die Meerfrau Susanna Truchseß vor, die der Gelegenheit wahrgenommen hatte, um sich so wasserlich und sommerlich verführerisch wie nur möglich zu zeigen. Denn als sie nun am Arm ihres Nickelmanns hervortrat 262 und den Mantel fallen ließ, enthüllte sie mit einem meergrün fließenden Gewand nicht nur, was ein Frauenzimmer von Rechts wegen blicken lassen darf, wenn es frisch und hübsch ist, sondern das Kleid war auch vom Saum bis zur Hüfte hinauf geschlitzt, und bei jedem Schritt glänzte, von knapper, silberschillernder Seide umschmiegt, das schöne Bein mit silberbeschuhtem Fuß hervor. Das üppige aschblonde Haar trug sie von grünen Bändern lose durchflochten und gehalten frei, daß es ihr fast bis an die Fersen hinabwallte, und dazu auf dem Haupt einen Kranz täuschend nachgeahmter Teichrosen. Ihre wasserblauen, träumerisch verschwommenen Augen, ihre bleichrot schwellenden Lippen, die zarte Blässe ihrer Haut und die Fülle ihres prachtvollen Wuchses nahmen sich in solchem Aufzug lockend aus, und man glaubte dieser zauberisch überrieselten, umflimmerten, seidig rauschenden Fey gerne, daß ihr Lied die Macht habe, Männer zu verwirren und in ihren grünen Schoß hinabzuziehen auf Nimmerwiedersehen. Was Main- und Werntal aus Städten, Burgen und Orten wie Karlstadt, Karlburg, Wernfeld, Adelsheim, Sachsenheim, Gössenheim, Homburg, Stetten und Thüngen sonst noch an Wasservolk, wilden, grünbärtigen Männern und drallen oder zierlichen Nixen beigesteuert hatte, das strömte nun hinter dem Götterpaar aus Floß und Booten muschelblasend, lachend und plaudernd an Land und gesellte sich mit lärmender Begrüßung dem Federvieh des Saaletales.

Die ersten Wagen kehrten schon wieder über die Brücke zurück. Ein jeder hielt nun vor dem Stadttor und ward seiner Insassen entleert, die sich hinab zum Ufer und auf einem Steg über den einen Flußarm, der Mühlbach genannt wird, zur Insel begaben.

Hinter dem Reichsregiment aber kam nun der Rienecksche Zug so, als wärs der Spessart selber, der in vielen Gestalten lebendig geworden zu Tal gestiegen sei. Voran zogen Jäger zu Roß und zu Fuß, Waldhörner blasend, mit Hunden an der Koppel. Andere führten lebendige Hirsche und Rehe oder trugen verkappte Jagdfalken auf den Fäusten, und ein wahrhaftiger Bär trollte zottig und brummend mit einem Ring durch die Nase an einer Kette mitten innen. Gewaltige 263 Männer, ganz in Reisig gekleidet, mit buschigen Wipfeln auf den Häuptern, schritten einher wie wandelnde Urwaldbäume, unter ihnen männlich und weiblich Volk in wilden Fellen mit aufgebundenen Schöpfen, Hals- und Brustschmuck aus Eber- und Raubtierzähnen, Steinwaffen tragend und auf kurzen Stierhörnern stoßweise blasend, dann wieder schwarze Köhler, Glasbrenner, liebliche Kinder als Blumen und Sträucher gekleidet, vermischt mit allerlei Waldgeistern schlimmer und guter Art, als Zwergen, Kobolden, Baum-, Fels- und Quellnixen, ähnlich jenen, die das Mainfloß gebracht, aber lustiger und frischer noch, so schien es, den geheimen Waldbrunnen gleich, die unter Stein und Blattwerk murmeln und verstohlen einen Sonnenstrahl durchs grüne Dunkel zurückblitzen, und all solche Wesen wunderlich durcheinander, das Riesenhafte und Schaurige neben dem Kleinen, Sanften und Harmlosen, wie es eben im Wald vorkommt und geschieht. Als der Waldkönig ritt jetzt Graf Eberhard von Rieneck heran, ein schlanker, fürstlicher Weidmann, das schöne Gesicht mit dem kurzen, braunen Bart und klaren Augen unter goldener Zackenkrone, die mit Tannenbrüchen umflochten war, und ihm zur Seite auf einer weißen Hirschkuh, die sonst im Burggraben von Rieneck umherging, ein Mädchen von märchenhafter Schönheit mit großem, dunklem Blick, das schwarzbraune Haar in griechischem Knoten schlicht aufgebunden und keinen andern Schmuck darin, als eine schmale Mondsichel aus blitzenden Demanten. Sie trug ein loses, grünes Gewand kurz geschürzt, hochgeschnürte Sandalen an den bloßen Füßen, hatte einen Bogen in der Hand, einen Köcher mit Pfeilen umgehängt, und saß geschmeidig aufrecht mit solch ungezwungener Hoheit, solch urtümlicher, wildhafter Grazie, daß sie kein menschliches Wesen schien. Ihr Auge sah scharf und frei, arglos und doch nicht gütig, dem eines schönen Tieres gleich. Weder Scham noch Eitelkeit schien sie zu kennen, weder Tugend noch Sünde, und hatte etwas unbedingt Gebieterisches, von Natur aus Königliches, das jeder Bändigung wie jedem Begehren zugleich unnahbar blieb. So schaute sie von ihrem seltsamen Reittier fremd und kühl über die Menge hin, und nur, wenn ihre unergründlichen 264 Blicke denen des Grafen Eberhard wieder begegneten, leuchteten sie ein wenig auf und umspielte ein Lächeln ihre frischen Wangen und feinen Lippen, die so rot waren wie Vogelbeeren.

So edelfrei und herrlich Waldkönig und Waldkönigin auch in ihrem gestaltvollen Reich einherzogen, sie wollten sichtlich doch nur die Vasallen des Frühlings sein, der jetzt in einer Schar folgte, wo bräutliches Weiß nur neben dem hellsten, zartesten Blau, Grün, Gelb und Rosa schimmerte. Und was die kahle Natur dem Feste an Blumen noch nicht geben konnte, das ersetzte die schönste Blüte adeliger Jugend des Landes im Alter von acht bis achtzehn Jahren durch hübsche Gesichter und zierliche Gestalten. Da gingen Hand in Hand, ritten auf sanften Rößlein, fuhren in leichten Gespannen Kinder, feine Knaben, helle Mädchen, vornehme Jünglinge und Fräulein, daß jedem Ritter und jeder Burgfrau das Herz lachen mochte ob solch gut gearteten Nachwuchses. Sie umgaben als reinster Minnehof das fürstliche Maienpaar, das von schneeweißen Zeltern getragen wurde, den jungen Grafen Philipp, Herrn zu Rieneck, und die fünfzehnjährige Gräfin Margareta von Ysenburg, die in ihrer blonden Zartheit und herben Lieblichkeit jenen Bildwerken gothischer Meister glich, wie sie in weißen Stein gehauen als jugendliche Heilige unter den Türmchen eines Sakramentsaltares oder in den Nischen eines vielgestaltigen Domtores die schmalen Hände falten. Ein ungeheurer Jubelsturm hob sich in der Menge und verschlang beinah das uralte Minnelied des ritterlichen Herzogs Johann von Brabant, das die hellen, jungen Stimmen im Chor sangen:

»Eines Maienmorgens Fruh
was ich ufgestahn,
in ein schöns Baumgartelin
sollt ich spielen gan;
da fand ich drei Jungfrauen stan,
sie waren so wohl getan,
die eine sang für, die andre sang na,
harba lori fa, harba lori fa,
harba harba lori fa.« 265

Nur der klingende Kehrreim hallte in seinen melodischen Lauten weit über das Juchzen und Beifallklatschen des Volkes hin, das den Frühling ersehnte. Dann wurde es stiller, und wieder sang die mailiche Jugend:

»Da grüßte ich die allerschönste,
die darunter stund,
ich ließ mein Arme allumbe gan
da zur selben Stund,
ich wollte sie küssen an ihren Mund
sie sprach: Lat stan, lat stan, lat stan!
harba lori fa, harba lori fa,
harba harba lori fa!«

Eine Anzahl Junker und Frauen, die mainaufwärts aus der Gegend von Lohr und Wertheim und aus dem Spessart gekommen waren, beschloß in frei reitendem Haufen den Zug, dem nun auch alle Zuschauer in Scharen eilig nachdrängten. Das Narrenvolk der sieben ersten Wagen war schon zum Fluß hinabgezogen und hatte sich über die Insel verbreitet. Auch den Kranken des Spittels schien es größtenteils besser zu gehen, wenn sie nicht gar durch die Künste des Doktors und die Mixturen des Apothekers gänzlich wiederhergestellt waren. Denn sie liefen jetzt recht munter mit ihren Verbänden und Pflastern, Beulen und Aussätzen hinter dem Arzt einher und suchten Anschluß an die gesunden Wasserdamen des Maingebietes. Eben ward nun der nürnbergische Magier ausgeladen, was nicht ohne Umstände vor sich ging. Eine ganze Reihe von Narren mußte gewonnen werden, um seine Instrumente, Kodizes und Schnapsflaschen voranzutragen, und den feierlichen, gelehrten Aufmarsch beschloß der große Zauberer selbst in Mantel und Spitzhut, dem vier Träger das Zelt wie einen Himmel über dem Haupt hielten. So wurde der sonderbare Bonze hinabgeleitet. Auf der Insel angelangt, schlug er seine Sterndeuterbude passenden Ortes sogleich wieder auf und erhielt auch ungesäumt lebhaft nachfragende, ja zudringliche Kundschaft aus den Reihen der Flußfräuleins, Tänzerinnen, Verliebten und des weiblichen Geflügels.

Fast weniger würdevoll gestaltete sich der Aufzug des 266 Reichsregiments. Schon beim Verlassen des schwankenden Schiffs fielen einige der Fürstlichkeiten und Prälaten in den Dreck, und der dicke König mußte überhaupt herabgehoben werden, wobei er einigermaßen in Unordnung geriet. Dann wackelte er, das Szepter unterm Arm und die Tunika mit beiden Händen hochraffend, während recht unartige Pagen die Mantelschleppe trugen, hinter seinen Erzämtern und Räten hinunter. Ihm nach zog ein toller Hauf mit den Goldstühlen, dem Thronsessel und dem zerlegten Baldachin. Die zwei zankenden Mönche aber, durch Kutscher und Kanzler nicht mehr auseinander gehalten, wurden jetzt gar handgemein, und einer vom andern gestoßen kollerte samt seinen Bibeln und Traktätchen kopfüber den Hang hernieder. Doch war es in dem unmäßigen Gelächter und Gedränge des lebhaft und nicht ohne Mitwirkung teilnehmenden Volkes nicht auszunehmen, welcher von beiden der Gestürzte war. Auch folgte die Vergeltung auf dem Fuß, denn der Besiegte raffte sich flugs auf und ersah den Augenblick, wo der andere über den Steg enteilen wollte, um ihm ein Bein zu stellen, so daß jener stolperte und unter dem Geländer durch mit gewaltig spritzendem Aufschlag ins Wasser fiel. Da schwamm er nun kläglich in seiner aufgeblähten Kutte hin, und hätten ihm nicht ein paar gutmütige Wald- und Meergottheiten an Land geholfen, er wäre wahrlich unterm Brückenbogen her, der voller sich rot und blau lachender Gesichter hing, mit der Saale in den Main gemündet.

Der Religionsstreit hatte hiemit eine Abkühlung und ein vorläufiges Ende gefunden, da es dem Durchnäßten ratsam schien, sich vor Aufwerfung weiterer Streitfragen umzukleiden, und das Reichsregiment konnte um so beruhigter seine Sitze beziehen, die am nördlichen Ende der Insel auf erhöhter Bretterbühne hingestellt wurden. Das Narrenvolk aller Farbe und Figur ordnete sich davor und bis zum Main hinunter in Haufen, wie es zusammengehörte, so daß die Brücke eine Galerie bildete, von der aus das ganze Faßnachtsspiel am besten zu übersehen war. Aber auch das ganze Mühlbachufer und die Stadtmauer darüber stand gedrängt voll von Zuschauern, und wo nur ein Fenster in Türmen oder 267 Häusern Ausblick bot, streckten sich Köpfe heraus, während man sich drüben am rechten Saalestrand Fußspitzen und Hälse ausrenkte, um übereinander hinwegzusehen. Was ritterlich war, zählte jedoch zu den Mitwirkenden; so war auch Mangold aufgefordert worden, mit seiner Gesellschaft, nachdem sie abgesessen und die Pferde zur Stadt geführt worden waren, die Insel zu betreten. Und einer der ersten, den er dort traf, war Nebukadnezar Voit, der in seiner alltäglichen Tracht mit der Eisenhaube auf dem Haupt im rostigen Harnisch und verwetterten Lederkoller einsam und traurig inmitten des buntfröhlichen Gedränges ragte. Unweit von ihm befand sich sein dicker Bruder Marsilius eben in einem heftigen Streit mit dem dicken Wilhelm Fuchs von Bimbach, der ihn ob seiner Haft in Wertheim verspottet und gestanden hatte, daß er, der Fuchs, jener beleibte Schnapphahn im Spessart und also die Ursache der Verwechslung gewesen sei, derzufolge man den armen Marsilium unschuldig in den Turm geworfen habe. Und da Kunz von Rosenberg solches höhnend bestätigte, war der ergrimmte Marsilius schon im Begriffe, sich ohngeachtet der Majestät des Meerkönigs an diesem tätlich zu vergreifen und ihm den grüngefärbten Bart zu zausen, woran er nur mit Mühe durch einige der lachenden Junker und Narren gehindert wurde.

Die Regierung hatte sich umständlich niedergelassen. Nun war ihre Muße vorbei, sie mußte anfangen zu regieren. Schon drängten die hadernden Parteien heran und hoben Klage und Widerklage. Das Volk aber schlug einen solchen Lärm, daß man nichts verstand. Die Herolde trompeteten sich die Lungen heraus und die Backen entzwei, um Ruhe zu schaffen, der Tumult wurde nur immer ärger. Um jeden, der vom Regiment was wollte, sammelten sich Helfer, Helfershelfer, Neugierige und Anschürer, und bereits der erste Prozeß drohte in eine Schlacht zwischen den streitenden Lagern auszuarten. Die Aufstellung einer bewaffneten Macht schien dringend notwendig. Zwei Räte begaben sich zu den Raufern und verhandelten mit ihnen. Gegen schweren Lohn und Verleihung von Privilegien, unter andern dem des freien Straßenraubes und der Zollnahme auf allen beliebigen 268 Verkehrswegen im Reich zu Wasser und zu Land, ließen sie sich endlich herbei, Regierungsdienst zu tun. In einem Halbkreis um Thron und Fürsten zogen sie auf und nahmen sich in ihren verrauften, zerfetzten Kleidern martialisch, aber freilich auch verdächtig genug aus. Das Volk schlugen sie ohne weiteres auf Mäuler und Nasen, daß es mit Geschrei flüchtete, und warfen Kläger wie Beklagte samt ihren Anwälten mit Fußtritten hinaus. So war fürs erste Ruhe um die Hohen und Höchsten. Die Garde forderte für den Erfolg sofortige Lohnaufbesserung, die ihr notgedrungen, jedoch wegen Mangel an Bargeld auf Kredit und gegen Verpfändung weiterer Privilegien, bewilligt werden mußte, und jetzt wurden die Fälle, die Rechtens verlangten, einzeln vorgenommen. Jeder Stand hatte seine Beschwerden. Fürsten, Ritter, Bürger und Bauern, Pfaffen und Laien stritten wider- und untereinander vor dem König. Der jedoch schien sowohl kurzsichtig wie schwerhörig und überhaupt sehr mühsam von Begriff. Wenn der Augenblick kam, wo er was entscheiden sollte, mußte ihn immer der Kanzler, der einflüsternd hinter ihm stand, oder einer der zunächst sitzenden Kurfürsten anstupfen. Dann war er sehr bestürzt, wandte sich und sah ratlos den Kanzler an, der ihm schnell das Nötige in die Ohren blies. Endlich schien er zu begreifen, worum es sich handle, und nickte voll Bedacht und Würde. Dann nickten alle Fürsten, Räte und Stände der Reihe nach ebenso. Irgendeiner am äußersten Flügel flüsterte was, das sich von Ohr zu Ohr die Reihe der Mächtigen wieder hinaufpflanzte und endlich dem König wichtigtuerisch mitgeteilt wurde. Er nickte abermals und das gesamte Kollegium nach, doch er sagte nichts. Die Parteien wurden ungeduldig, andere drängten schon um Vorlaß, im Volk erhob sich ein Murren. Der Kanzler stieß den König an, der König erschrak, der Kanzler flüsterte, der König horchte angestrengt die Hand am Ohr, nickte, räusperte sich, rückte in Positur, fragte noch einmal leise, nickte abermals, räusperte sich nochmals und begann zu reden. Blieb sogleich stecken, hielt dem Kanzler wieder das Ohr hin, machte erfreut und gewitzigt »Aha!« und sprach ermutigt weiter, bis das Gesetzlein zu Ende war. Und wieder sah er fragend den Kanzler 269 an, der mit leisem Hauptneigen deutete, daß es genug sei. Alles schwieg und harrte der Wirkung. Die Streitenden waren unzufrieden mit dem Spruch und begannen sofort zu schimpfen. Der Erzmarschall, der überhaupt der Tüchtigste im Regiment zu sein schien, deutete gebieterisch mit der Hand, und die Wache warf die Querulanten vor die Tür. Die nächsten kamen dran. Der Fall war vertrackt. Rechtsgelehrte trugen ihn langatmig vor. Der König gähnte verstohlen, lehnte sich im Sessel zurück, ließ die Augen weit in der Gegend umhergehen, stupfte den weltlichen Kurfürsten zu seiner Linken, zeigte ihm was auf der Brücke und lachte. Sie tuschelten miteinander, die Majestät schien belustigt und nickte. Der Kurfürst schwieg; der König lehnte sich wieder zurück, gähnte von neuem und unverhüllt und sah umher. Der Prozeß dauerte fort. Zeugen wurden aufgeboten. Der König langweilte sich offenkundig und begann, mit dem Reichsapfel zu spielen. Erst ließ er ihn auf drei, dann auf zwei, dann, als es geriet, auf einer Fingerspitze schweben. Davon befriedigt setzte er ihn gar auf die Spitze des Szepters und wiegte das Gleichgewichtsspiel hin und her. Es mißlang; der Apfel fiel herunter und entrollte. Der König erschrocken wollte ihn mit dem Szepter wieder angeln, der Kanzler, das ganze Kollegium erschrak, Pagen sprangen und holten das Insignium wieder. Nun war das Kreuzlein auf der Kugel verbogen, was der König mit Bedauern feststellte und dem Kardinal zur Rechten zeigte. Sie bemühten sich vereint, den Schaden zurecht zu biegen. Inzwischen war der Rechtshandel im Forum zu einem kritischen Stadium gediehen. Die Anwälte stritten heftig, die Parteien beschimpften sie und einander und drohten, handgemein zu werden. Plötzlich stieg grell und keck ein Kikeriki! in der Menge. Der große Schnapphahn aus dem Saalegebiet scharrte, schlug mit den Flügeln und nahm vorgebeugt Kampfstellung an. Sein ganzes Federvieh ward unruhig. Der große Hahn stob vor und rief einem der Streitenden zu, er solle der Sach ein End machen und vom Leder ziehn, er, der Hahn, wolle ihm besser helfen als König und Regiment. Sofort nahmen die Wassergötter für den andern Teil Partei, ein Aufruhr entstand, der 270 sich im ganzen Volk wie ein springendes Feuer verbreitete, und die Lage war höchst bedenklich. Ratlos steckte das Reichsregiment die hohen Häupter zusammen. Der große Hahn kaufte in aller Stille und Eile mit barem Geld und Versprechungen die ganze Leibgarde auf. Sie schwenkte ab und trat in seine Reihen. Die Regierung war schutzlos. Da in höchster Not fiel einem der Kurfürsten was ein. Schnell ward es dem Herrscher mitgeteilt. Er billigte es hastig, und eine Abordnung, bestehend aus einem Reichsgrafen, einem Prälaten und etlichen Räten, erhob sich, zog zum Zelt des Magiers und holte ihn herbei.

Der große Zauberer trat mit Hut, Mantel und Stab in gemessener Gangart mitten vor den Thron und verneigte gemessen das Haupt. Dann hielt er eine umständliche Anrede mit so viel fremdsprachigen Ausdrücken, daß sie durchaus dunkel und geheimnisvoll blieb, und begleitete sie mit bedeutenden Gesten hinauf, hinab, umher. Der König machte sehr runde Augen, geriet von einem Erstaunen ins andere, schüttelte mehrmals das Haupt und fragte flüsternd den Kanzler und die Kurfürsten. Die wiegten auch ihre Häupter, zuckten die Achseln und vermuteten. Der König nickte, saß zurück und starrte den Weisen aus dem Morgenland immer verständnisloser an. Der Magier aber ließ nun, nachdem er in einigen Tabellen nachgeblättert hatte, die Kreise und Ausschnitte in seinem Hut übereinander spielen, hemmte sie, las das Horoskop ab und bezeichnete es als äußerst günstig. Diese Ennunziation brachte allgemeine Erleichterung. Das ganze Regiment atmete sichtlich auf. Der König wollte dem Weisen eine Kredenz verleihen, hatte aber nichts. Man schickte zu einem reichen Kaufmann ins Publikum, um Geld zu borgen. Es gelang auch, aber der Weise lehnte mit einer Verbeugung ab. Bei solcher Uneigennützigkeit ließ er es aber nicht bewenden, sondern bot dem König darüber noch und ganz umsonst eine Pille, die genossen Wunderbares wirken sollte. Nach längerer Beratung und Beschluß des gesamten Kollegiums nahm der König die Pille und schluckte sie. Allsogleich schien die Majestät von heftigen Wehen und Blähungen befallen. Man machte dem Zauberer Vorwürfe 271 und bedrohte ihn. Er lächelte nur und stand siegessicher auf seinen weißen Stab gestützt. Der König rückte heftig hin und her, verzwickte die Augen und wurde rot im Gesicht. Die Fürsten eilten herbei und suchten mit sanftem Nachdruck zu helfen. Endlich sagte der König mit tiefem Aufatmen »Ah!« und lächelte verklärt. Und alle Fürsten, Stände und Räte wiederholten »Ah!« Der Kanzler nahm die schwere Geburt unterm Thron heraus und wies sie umher. Es war eine riesige Bulle mit einem mächtigen, daranhängenden Siegel. Man beglückwünschte den König, der den großen Magier sofort zu seinem geheimen Rat ernannte und ihm eine große goldene Klistierspritze als Zeichen seines Amtes verehren ließ. Nun wurde das Pergament andächtig entrollt. Der geistliche Kurfürst Erzkanzler begann es zu verlesen, alles lauschte in atemloser Spannung. Der Zauberer stand siegessicher auf seinen Stab gestützt.

Nach der einleitenden Litanei von Herrschertiteln und weit ausholender Schilderung der betrüblichen Zustände im Reich, die durch die allgemeine Zwietracht und Rauflust hervorgerufen würden, ordnete, setzte und gebot die Majestät in solcher Bulle den ewigen Landfrieden und stellte jeden Bruch desselben unter Acht, Bann, Pön . . . Weiter kam der Erzkanzler nicht. Im ganzen Volk erhob sich ein ungeheurer Tumult. Die verschiedenen Haufen fielen übereinander und schließlich jeder über jeden her. Solch ein riesiges Geräufte ward noch nicht gesehn. Die königlichen Trompeter bliesen, was Zeug hielt, die Reichsstände rangen die Hände, der König starrte entsetzt in das Chaos und fuchtelte mit dem Szepter herum. Der Magier hatte sich umgewendet, schüttelte gemessen das Haupt, verglich das Horoskop mit der Wirklichkeit, zuckte die Achseln und stellte fest, daß die Menschen wieder einmal dümmer als die Sterne seien. Jedoch ließ man ihn nicht lang im Genuß solcher Weisheit. Schon daß er sehen mußte, wie sein Zelt unter den Raufenden in Fetzen ging, daß ein ganzer Regen von Symbolen und Tierkreiszeichen übers Schlachtfeld stob, und wie die Rasenden einander mit seinen kostbaren Instrumenten prügelten, schuf ihm sichtliches Ungemach. Jede Haltung aber, die einem Weltweisen geziemt, 272 verlor er, als das empörte Volk nun jubelnd seine sämtlichen Flaschen austrank und in Scherben schlug. Mit dem klassischen »Quos ego! . . .« schwang er den Stab und stürzte selbst furios in den Knäuel. Schon aber ward ihm der Stab entrissen und zerbrochen und der magische Hut über den Kopf getrieben, daß er ihm nun als Radkrause um den Hals hing. Püffe und Tritte beförderten ihn hin und her, er verwickelte sich in den Zaubermantel und fiel hin, die Volksflut schäumte über ihn weg, die Kurfürsten und Stände flüchteten, der König ward umgestoßen, daß seine dicken Beine mit den Prunkpantoffeln steil über dem gestürzten Thron in die Luft starrten. Die ganze Insel war eine einzige wogende, tosende Schlacht. Als ein kleines Reich des Friedens darin hielt sich einzig der Minnehof des Maifürsten, um den die starken Waldsassen des Spessart einen Ring bildeten, der die Empörung verläßlicher abwies, als es die Landsknechte der königlichen Garde getan.

Da sprang der lange rote Narr mit dem verlarvten Gesicht auf den gefallenen Thron und schuf mit einer einzigen Schwingung seines Schellenbaumes Ruhe. Er verkündete: Da König und Regiment um- und totgefallen seien, müsse zur Wahl eines neuen Königs geschritten werden. Und der Einfachheit halber, da man doch, wie männiglich einsehen würde, einen sehr starken Mann zum Herrscher brauche, schlage er vor, durch allgemeinen Zuruf zu wählen den großen Schnapp- und Kampfhahn, welcher sei Herr Fritz aus dem uralten und berühmten Schnapp- und Kampfhahngeschlechte derer von Thüngen. Allgemeines Jauchzen der Zustimmung bestätigte, daß der Wahlvorschlag das Herz des Volkes getroffen habe und angenommen sei. Der große Hahn wurde auf den Schild erhoben und auf die Bühne getragen. Hoch über allen Köpfen stehend schüttelte er Stoß und Flügel und rief sein hellstes und schärfstes Kikerikiiiii! gellend in Volk und Land hinaus. Daß ihm sogleich alle flußwärts wohnenden Haushähne in der Stadt antworteten, erregte unmäßige Heiterkeit. Fritz von Thüngen schwang das Schwert nach den vier Winden und gebot als neuer Narrenkönig: ein jeglicher Narr, einerlei ob männlich oder weiblich, ist frei. Jeglicher Verstand soll ab und vernichtet sein. Jegliche Nüchternheit soll ab sein. 273 Bescheidenheit, Sparen, Gehorchen, Sitte, Strafe aller Art sei ab, dahin und verboten bei schwerer Pön. Geboten ist: Saufen, Fressen, Spielen, Tanzen, Lieben, Verschwenden und sich übel betragen auf alle Art. Regiert wird nicht mehr in dieser Zeit; jeder tut, was er will.

Daß dieses wuchtige Grundgesetz des neuen Reiches nach jedem Paragraphen mit stürmischem Beifall begrüßt wurde, läßt sich denken. Der König-Hahn ernannte nun noch schnell den roten Narren zu seinem Kanzler, Mangold von Eberstein zum Erzmarschall, Nebukadnezar Voit zum Erzmundschenk, Marsilius zum Erztruchseß, verteilte die übrigen Ämter unter Vettern und Freunde und winkte dann den Musikanten, die durch Zuzug von den Schiffen und anderen Gruppen inzwischen bedeutend verstärkt worden waren. Die Musik fiel mit gewaltigem Blasen, Pfeifen, Flöten und Trommeln ein, und ein allgemeines Tanzen begann. Der Könighahn tanzte mit dem abgesetzten König, daß dem der Purpurmantel rauschte, der Magier mit einem Kardinal, der alte Kanzler mit dem neuen. Prälaten sprangen mit Meerweibern, Ritter mit Gänsen und Hennen, Bauern mit Edeldamen. Meerkönig tanzte und Meerkönigin, Waldkönig und Waldkönigin, der Maienfürst mit seiner weißen Braut. Das ganze Volk tanzte mit auf Ufern und Brücke, und selbst auf den Mauern der Stadt wurde getanzt.

Die Musik brach ab mit einem Tusch. Der Narr-Kanzler verkündete: Da der König noch unbeweibt sei, werde er sich nun eine Königin wählen. Alle Damen, ob bemannt oder ledig, sollten sich ordnen und vor dem König vorüberschreiten. Die Männer hätten zu kuschen, jedes Braut- oder Eherecht sei ab und dahin.

Man gehorchte ohne Widerrede. Der alte König sagte: »Das hätte ich einmal versuchen sollen! Wie wärs mir erst ergangen!« Die Damen zogen paarweise in langer Reihe zum Thron, vor dem der große Hahn umgeben von seinen Erzgehilfen in stolzer Positur hielt, machten eine tiefe Reverenz und zogen vorüber. Keine schien Gnade zu finden, weder die verführerische Meerkönigin, noch die Waldfürstin, noch die Maienbraut, noch das Gänsemädchen, noch irgendeine 274 der zahlreichen und reizvollen Schönheiten. Da kam die Odheimerin mit Sybilla von Thüngen, der Witwe zu Burgsinn, geschritten. Der Hahn ging im Stechtritt auf die Nürnbergerin zu, verbeugte sich ritterlich mit galantem Scharren und bot ihr den überflügelten Arm. Brausender Beifall scholl. Frau Agathe errötete tief. Der König führte sie zum Thron und hieß sie zu seiner Rechten niedersitzen. Der Jubel hob sich nochmals und stieg. Denn freilich schien der König seine Gefährtin trefflich gewählt zu haben. Wie Frau Agatha nun mit erglühten Wangen und ein wenig verlegen über die Menge erhoben saß, ward ihre Schönheit erst offenbar gleich der einer vollen Rose, die, wenn man einen Garten betritt, etwa auch von brennenden Tulpen und anderen vordringlichen Gewächsen überleuchtet wird, und ihre stille, duftige Pracht dem sinnend Wandelnden plötzlich zeigt. Die Musik fiel ein. Man tanzte. Der rote Kanzler sprang mit langen Beinen unters Volk, schlug Räder und rief: »Narro! Narro!« »Narro! Narro!« scholl es auf Insel, Brücke, Stadt und Türmen. Jeder Narr umfing und küßte seine Närrin, jauchzte und sprang.

Die Sonne neigte sich schon in die Waldhöhen jenseits des Mains. Es wurde kühl zwischen den Flüssen. Das Narrenreich ordnete sich in Völker und Paare und wallte in endlosem Zug zur Stadt und durch die Gassen zum Rathaus. Dort waren im großen Saal und in jedem Gemach prächtig geschmückte und bestellte Tafeln errichtet. Der Bürgermeister mit allen Räten empfing im Tor des Rathauses das königliche Narrenpaar und geleitete es ehrerbietig hinauf. Man setzte sich zum Speisen. Die Herrscher, ihr Hof und die Fürsten und Höfe des Wasser-, Wald- und Maikönigs und des ehemaligen Königs saßen im großen Festsaal, das übrige Narrenvolk bezog die andern Stuben, und es waren der Narren selbigen Tags zu Gemünden so viele, daß in keinem Wirtshaus des Städtleins auch nur ein Plätzlein frei blieb und viele noch auf der Straße standen.

Das Festmahl dauerte an sechs Stunden. Dann wurde der große Festreigen mit Fackeln ganz nach dem Brauch des kaiserlichen Hofes gesprungen. Herr Fritz von Thüngen zum 275 Zeitlofs als Narrenkönig sprang mit Frau Agatha Odheimer, Herr Philipp Graf zu Rieneck mit Margareta Gräfin zu Ysenburg, Graf Eberhard von Rieneck mit dem schönen Waldfräulein, das, wie geflüstert wurde, eine Prinzessin aus Mazedonien sein sollte. Viele aber meinten, sie sei eine wahrhaftige Waldfey. Ward doch schon immer gemunkelt, Graf Eberhards Mutter sei eine Wasserfrau gewesen. Herr Kunz von Rosenberg sprang mit Frau Susanna Truchseß von Ußleben, Witfrau zu Aub, Herr Mangold von Eberstein zum Brandenstein mit Frau Sybilla von Thüngen, geborenen von Bibra, Witfrau zu Burgsinn, Herr Georg von Eberstein zu Ginolfs mit Frau Margartha von Thüngen, des Amtsmanns Bernhard von Thüngen zu Gemünden ehelicher Hauswirtin, einer geborenen Freiin von der Kehr, der abgesetzte König, das war Herr Fritz Zobel von Giebelstadt, mit einer von Guttenberg, der Zauberer, das war des römischen Rechts, der Medizin und Philosophie Doktor Erasmus Reichel, Bürger zu Nürnberg und des Fürstbischofs Konrad in Würzburg sowie des Herzogs Heinrich in Bayern Rat, mit einem aus der Maßen dicken Fräulein von der Leyen, die mit heiterer Würde einen geistlichen Kurfürsten vorstellte, und so weiter in langer Reihe, denn es war ein gar prächtiges Fest und viel Adels versammelt, desgleichen die Stadt Gemünden weder vorher noch nachher je zu solchem Hauf in ihren Mauern versammelt gesehen.

 


 << zurück weiter >>