Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

28. Kapitel

Ein Julisonntag, ein Sonntag zwischen der Heu- und Getreideernte. Courtial und mehrere andere Kameraden von La Clayette melden mir, daß Gibon, ihr Bürgermeister, sich als sozialistischer Kandidat aufstellen lassen will bei den Wahlen für den Provinzialrat, die 14 Tage später stattfinden sollen.

Und Courtial versucht auf mich einzureden:

»Gibon hat Aussichten, er hat viele Anhänger für sich … Man müßte einen Aufruf im Namen des Syndikats herumsenden, um die ganzen Mitglieder aufzufordern, für ihn zu stimmen. Das ist ja überhaupt ihre direkte Verpflichtung, ihre Stimmen für den Vertreter ihres eigenen Standes abzugeben.«

Ich führe dagegen unsere Statuten ins Feld, die uns untersagen, Politik zu treiben und ich lehne ausdrücklich ab, das Syndikat in eine solche Bewegung zu verwickeln.

»Begehen wir nicht den Fehler, die wählenden Bürger und die Arbeiter, die um ihr Recht kämpfen, miteinander zu verwechseln … Verpflichten wir unsere Kameraden in unoffizieller Rücksprache für Gibon zu stimmen: Gut, ich bin damit einverstanden. Aber lassen wir nicht unsere Verbindung, die außerhalb der Parteien stehen soll, öffentlich dafür eintreten.«

Diese Haltung trug mir natürlich Vorwürfe von seiten mehrerer Kameraden ein, die überzeugt davon waren, daß die Wahl eines Sozialisten das ganze Glück für sie bedeuten sollte. Übrigens wurde Gibon trotzdem Sieger. Aber sein Erfolg selbst genügte nicht, ihre Feindseligkeit gegen mich zu tilgen.

Der gemischte Ausschuß, der sich aus Syndikatsabgesandten der Holzfäller und aus Abgesandten unseres Syndikats zusammensetzte, hatte mir eine neue Enttäuschung bereitet. Im Juli, in den beiden ersten Wochen ihrer Amtswaltung, hatte es mir geschienen, daß er einigen Einfluß auf die Bestimmung der Löhne ausübte. In der Folge aber verständigte sich die Mehrzahl der Landwirte und Tagelöhner untereinander, außerhalb des Ausschusses. Das griff sodann von Woche auf Woche immer mehr um sich, und von Mitte Juli an hörte man überhaupt auf, sich zu versammeln. Der Versuch verlief ganz langsam im Sand. Wider alle Gewohnheit und Erfahrung hatte sich die Neuerung nicht durchzusetzen vermocht. Außerhalb Baugignoux hatte man sogar nicht einmal einen Versuch gemacht …


 << zurück weiter >>