Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Erzählungen und Dramatisches

Die Prosa-Skizzen wurden vollständig gebracht. Dagegen musste auf die Aufnahme der Dramen verzichtet werden, da ihr Zusammendruck ein Buch mindestens gleichen Umfangs als das gegenwärtige ergäbe. Auch von einer eingehenderen Beurteilung der Dramatik sehe ich des Raumes wegen ab. Sie gehört der mittleren Stufe der Dichtungen (1804/5) an und kommt an Bedeutung dem übrigen wohl kaum gleich; in jedem Falle ist sie ein titanisch-kühner Versuch der Dichterin, ihr Eigenstes ganz in objektiver Gestaltung, in ›dauernder Form‹ auszusprechen. Diese Dramen gehören keineswegs der ›lyrischen‹ Gattung an; sie streben mit Entschiedenheit nach Handlung und prägnanter Durchbildung eines individuell-gestalteten Figurenkreises. Für die Aufnahme des Nikator sprach neben der relativen Kürze vor allem auch der Umstand, dass er an schwer zugänglicher Stelle (Taschenbuch der Liebe und Freundschaft 1806) überliefert ist und seitdem ein Neudruck nicht erfolgte. (Sämtliche übrigen Dramen bringt Götz 1857.) Irrtum ist es, den Nikator als die letzte dramatische Arbeit Günderrodes anzusprechen. Das Gegenteil ist richtig. Uhdohla, Mahomet, Magie und Schicksal sind bestimmt späteren Datums. Die aus den beiden letztgenannten Stücken gebrachten Proben mögen einen Begriff davon geben, wie Wort und Gedanke in der Folge an Bedeutung gewinnt. Das Drama Mahomed erinnert in seiner Anlage an den Hölderlinschen Empedokles, und wenn ich bezüglich der abgedruckten Probe-Stelle den Nietzscheschen Zarathustra nenne, so will auch diese Beziehung durchaus über die bloss spielerische Ähnlichkeit eines Einzelmotivs hinaus genommen sein.

Die letzten dramatischen Werke Günderrodes: ›Hippolyt‹ und ›Cäsar‹ (oder ›Cäsar und Pompejus‹ wiederholt genannt in Creuzers Briefen) sind verloren.

Ein apokalyptisches Fragment.

Nach der originalen Fassung in den ›Gedichten und Phantasien‹. Die in Bettinas Buch (Die Günderode) gegebene weicht – nicht zu ihrem Vorteil – von der hier gegebenen vielfach ab, besonders in der Stellung der Worte. Sie ist eine freie Bearbeitung Bettinas.

Geschichte eines Braminen.

Die Erzählung ist den ›Herbsttagen‹ der Sofie von La Roche entnommen, wo sie als Zwischenstück eingeschaltet ist. Karoline hatte sie der alten Freundin – Sofie war die Grossmutter Bettinas – zur Veröffentlichung überlassen. Dem Stück ist diese Stelle aus einem Briefe Karolinens vorangeschickt: ›Nach dem Empfang Ihres Briefes bleibt mir nichts für den Braminen zu wünschen übrig; ich bedaure nur, dass Sie bisher soviel Mühe mit ihm haben, betrachten Sie ihn als Ihr Eigentum. Tiann.‹

Den ›Briefen zweier Freunde‹ aus Melete gegenüber, die eine ›Idee der Erde‹ geben wollen (vergl. dazu Creuzers Brief vom 1. Dezember 1805, Rohde, S. 78), stellt die Geschichte eines Braminen die Vorstufe von Günderrodes metaphysischem Bekenntnis dar. In einem weltentrückten Eremitentum glaubt sie ethisch die höchste Stufe des Menschentums geben zu können. (Doch ist auch hier insgeheim die Idee der Erde schon geahnt.) Den beiden Arbeiten läuft in stufenhafter Folge ein Bekenntnis zu Schleiermacher bzw. zu Sendling parallel.


 << zurück weiter >>