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An Bettina Brentano

(1802?)

Ich habe Dir zuletzt geschrieben, liebe Bettine! ich glaube aber, Du warst schon in Cassel, als mein Brief ankam; denke also nicht, ich sei so bequem, als Du mich beschuldigst; es scheint überhaupt, als habest Du meine Art zu sein vergessen und ein fremdes Bild dafür untergeschoben, denn Du sagst, ich würde wohl Deine Beschäftigungen für ein Nichtstun erklären, und da irrst Du doch gewiss; alles was das Gemüt anregt, erfrischt und erfüllt, ist mir achtungswert, sollte auch im Gedächtnis kein Monument davon zurückbleiben. So habe ich immer Biographien mit eigener Freude gelesen, und es ist mir dabei stets vorgekommen, als könne man keinen vollständigen Menschen erdichten, man erfindet immer nur eine Seite und die Kompliziertheit des menschlichen Daseins bleibt stets unerreicht; und diese so recht wahrzunehmen hat mir immer an der Geschichte ein grosses Interesse gegeben.

Ich werde sehr gerne mit Dir in Trages sein, denn ich sehne mich auch recht nach dem Frühling, und freue mich Dich zu sehen und um Savigny zu sein.

Du sagst, Du liebtest Clemens, der Idee nach kann ich ihm auch herzlich gut sein, allein, sein wirkliches Leben scheint mir so entfernt von demjenigen, das ich ihm dieser Idee nach zumute, dass es mir immer ein wahres Ärgernis ist, deswegen kann ich auch nie eine feste Ansicht über ihn haben.

Adieu Bettine.

Karoline.


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