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Der Dom zu Köln

Fünffach wölbt sich die Decke auf Gruppen gotischer Säulen,
Höher hebt sich der Chor, stolzer getragen empor,
Schön ist das Innre geziert mit Erzen Marmor und Treppchen
Und ein purpurner Tag bricht durch die farbigen Fenster. –
Aber dort, wo die Dunkelheit dichter sich webt durch die Säulen,
Hauchet ein Modergeruch dumpf aus der Tiefe herauf,
Allda schlafen die Helden der Kirche im hüllenden Sarge
Und ihr Bildnis ruht drauf, sie falten die Hände zum Beten
Und ihr starrender Blick hat sich zum Himmel gewendt.
Staunend seh ich sie an, mir ist, als müssten sie reden,
Aber sie starren noch fort, wie sie es Jahrhunderte taten
Und mich schauert so tief, dass also stumm sind die Toten.
Doch da erhebt sich Gesang, und Orgeltöne, sie schweben
Feiernd die Dome hinauf, wo glänzende Heilige beten,
Und es wandlen die Töne sich um in Fitt'che der Engel
Und umrauschen melodisch wogend die heiligen Bilder.
Und zum Himmel verklärt sich alles – Musik und Farben und Formen,
Aus dem entzückten Auge verschwinden die Gräber und die Toten,
Und den stummen Grüften entsteiget ein freudiges Jauchzen. –
Ja, ich habe die Auferstehung gesehen im Auge des Geistes.
Und das Leben der Kunst, es führte die Seele zum Himmel.
Dichtkunst! Du Seele der Künste, du, die sie alle geboren,
Du beseelest das Grab, steigest zum Himmel empor.


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