Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen
Das wunderbarliche Vogel-Nest
Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen

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Ungefehr zwo Stund war ich gegangen / als ich eine Gesellschafft Bettler unweit neben der Landstrassen antraff / die ein Feuer angemacht hatten / und darumb sassen zu sieden und braten / warhafftig eine lustige Bursch: Aeusserlich ware sie wol elend und erbärmlich anzusehen / aber ihr frölich Gelächter / angebundene Geberden und freye Reden gaben mir die grosse innerliche Freyheit ihrer Gemüther zu erkennen / welchs mich dann auch zu ihnen lockte; Jch war kaum ein Viertelstündigen bey ihnen gesessen / als sie eine Gutsche voll räisender Leute höreten kommen; auff Karges / sagten sie zu einem Alten / jetzt ists an dir die Schatzung einzufordern; derselbe Karges war auch nicht faul / sondern thät sobalden die Augen zu / und liesse sich durch einen jungen Knaben an einem Stecken an die Strasse führen / da er durch ein jämmerlich und erbärmlich Geschrey von den Vorüberräisenden ein paar Batzen heraus pressete; und als er wieder zu der Compagni kam / war ihrer aller Wunsch / daß sie ein rechtschaffene gute Maß Wein umb das eroberte hätten / weil ihre dritthalbmässige Flasch zu vernehmen gab / daß sie nicht mehr herumb reichen könte / einem jeden auff der Reige einen vollkommenen Trunck mitzutheilen / wiewol noch eine grosse Pfann gebachener Eyer dort stunde / die eine solche Convoy erfordert.

Jch sahe sonderlich einer veralten Großmutter zu / die meines Darfürhaltens schon in ihrer Jugend diese Profession zu treiben gelernet / wie sie aus Meel / Eyerklar / Hirn / Blut und Grünspan eine Mixtur zurichtet / und einem Knaben einen Erbgrind daraus machte / nachdem sie ihm zuvor den alten biß auff die gesunde Haut abgewaschen: und den Haarboden auf ein neues der Gehörde nach abgeschoren hatte; So mein Kind sagte sie / du hast warhafftig jetzund so einen schönen Grind / daß man ihn nicht natürlicher mahlen könte! Gib nur Achtung daß du im beten nicht fehlest / wo du merckest daß es nicht Catholisch ist / da laß bey leib das Ave Mariæ aus / und heisch auch nicht umb unserer lieben Frauen willen / aber hingegen bete das Reich und die Krafft und die Herrligkeit an das Vatter Unser; wann du aber nicht weist / ob es an einem Ort Lutherisch oder Catholisch oder Calvinisch sey / und darffst auch nicht fragen / so gib Achtung auff die Bildstöck / Helgenhäußlein / und Creutz an den Wegen / seyn solche geziert oder in Ehren gehalten / da bete kecklich auff Catholisch / wo nicht / auff Luterisch und wann du eigendlich weist / daß du an einem Calvinischen Ort bist / so fang das Vatter Unser auch auff Calvinisch an / und sag Unser Vatter / etc. und nicht Vatter Unser wie es vor Alters der Brauch gewesen ist / dann die Leute geben ihren Glaubensgenossen noch so gern / auch noch so grosse Stücker / dahingegen mancher einen von widerwärtiger Religion nicht ansiehet / wann er schon des Allmosens zehenmal mehrers benöthiget wär als der Glaubensgenoß. Schaue nur zu / daß du vorsichtig und fleissig seyst / es wird dir besser bekommen als wann du einem Bauren d' Rosse hütest / oder selbst einen grossen Hauffen eigener Güter eroberste / und mit der Zeit besässest; dann solche machen ihnen selbst die sonst freye Gemüther ihrer Jnhaber zu Martyrern und gepeinigten Sclaven / und ihre Leiber zu leibeigenen Knechten derjenigen Herren unter deren Jurisdiction selbige gelegen; dahingegen du in unserem Orden die edle Freyheit / und mit derselbigen unter dem Deckmantel der Armuth in anderer barmhertzigen Leute Vermögen alles dasjenige reichlich besitzest und zu geniessen hast / was zu deines müssigen Lebens Auffenthaltung vonnöthen.

Will dir irgend ein karger Hund nichts geben / so gehe vor eine andere Thür; Jst ein Land durch Krieg / Theurung / oder Sterbensläuffte verderbt / und also zu deiner Professium nicht bequem / so lauffe in ein anders / und lasse die so ihr Hertz dem Haus und Hof / den ansehnlichen / wohlgelegenen eigenthumlichen Gütern geschenckt / daheim darbey crepeliren / verderben / und sterben.

Noch sonst trefflich viel solcher guten Lehren und Unterrichtungen gab die Alte diesem Knaben / also daß ich nicht glauben kan / daß ein Jäger mehr Fleiß anwendet einen jungen Wachtel-Hund / oder ein Signor Capitano seine Tyrones abzurichten; das Bübgen war auch der Art / daß es sich gern informiren liesse; und zwar wer wolte nicht / wann man einem nur von Faulheit / Freyheit und Müssiggang predigt?

Andern Theils erzehlete einer dem alten Kerges / was massen er hiebevor wol 4. Jahr ein Stumm gewesen wäre / welche Art zu betteln ihme so wol zugeschlagen / daß er ein zimlich Stück Geld zusammen gebracht / welches ihm aber sein damalige junge Frau / deren er ohne Zweifel zu leicht gewesen / außgefischt hätte; Warauff er nothwendig die Sprach wieder annehmen müssen / seinem Weib nachzufragen / die er zwar bey einem jungen Spängler angetroffen / aber gleichwol nichts sagen dörffen / erstlich weil sie seine Ehefrau nicht gewesen / und dann damit sie ihn nicht verrathen / daß er sich vor einen Stummen ausgegeben; Es ist nicht zu glauben oder auszusprechen / sagte er ferners / wie michs verdrosse / daß ichs also stillschweigend verschlucken und in mich drucken muste; und diß ist auch mein gröstes Creutz und Anliegen gewesen / daß mir zugestanden / seit ich die Eselhaffte Roßarbeit der Taglohner verlassen / und mich durch Ergreiffung deß Sacks und Steckens in die unschätzbarliche Freyheit unsers Herren-Lebens gesetzt! Jch kriegte aber gleich darauf wiederumb ein wackere junges Mensch eines Korbmachers und Wannenflickers Tochter / die sich nicht allein besser als die erste in den Handel zu schicken wuste / sondern mir auch alle Jahr auffs wenigst eins: oder umbs ander Jahr zwey Kinder brachte / vermittelst deren ich viel Allmosen auffhube; über das ersonne sie einen behenden Fund Geld zu machen / wann es sonst schwerlich zu bekommen war / nemlich Winters zeiten / wann wir vor ein Ort kamen / zog sie sich in höchster Kälte allerdings nackend auß und liesse Kinder und Kleider bey mir / in solcher Gestalt erhielte sie offt auf einen Tag vor einen / zween oder drey Gulden Kleider / je nachdem sie barmhertzig Weiber-Volck antraff / daß sich vor sie schämete / welches mir trefflich zu baß kam / und manche fette Supp zuschantzte.

Wie diese ihre Stückgen untereinander so erzehlten / kamen zween Capucciner dorther / welchen die Bettler die Ehr nicht anthäten / ihrentwegen auffzustehen und ihnen etwas abzuheischen; Jch schetzt wol / weil sie wusten / daß sie sonst nichts als Agnus Dei hinweg zu geben haben / deren sie aber keine begehrten / der eine war ein alter Pater, und der ander ein junger Cleric; Jch verliesse die Bettler / und marchirte mit diesen / weil sie meine Straß giengen / zu vernehmen / was doch sie vor einen Discurs miteinander unter Wegs haben mögten; aber ich hörete so viel / als wann ich mit zweyen Stummen gegangen wäre; ausser daß sie vor einem Flecken zusammen niedersassen / und ihre Horas miteinander beteten.

Jndessen gedachte ich an meine liederliche Bettler / Vaganten und unnütze Landstürtzer / mit denen unser Teutschland gleichsam überschwämt ist; Jch machte allbereit Rathschläg / wie ich mit ihnen verfahren: ihren Orden zu Nutz deß Vatterlands emploirn: und was ich ihrentwegen auff dem Reichstag proponirn wolte / wann ich einmal ein Reichs-Fürst würde; Jch lase die gesunde aus ihnen zu Soldaten / das Vatterland zu beschützen / und den Türcken zu bekriegen / und bauete schon Zuchthäuser und Werckstätte in meinem Lande / das ich im Sinn besasse / worinn ich solche Anstalten vor die übrige zu machen gedachte / daß beydes Taube und Stumme / Blinde und Lame darinnen arbeiten und nicht allein ihr Brod vor sich selbst verdienen: sondern auch die übrige Armselige Krüppel ernehren: ja noch darüber hin alle Jahr ein zimlichen Uberschuß zu deß gemeinen Wesens Nutz vorschlagen und erübrigen könten; damit das Lumpen-Gesindel abgeschafft: GOtt selbst durch ihr rohes Leben nicht mehr erzörnet: der Landmann durch ihren grossen Uberlauff nicht mehr molestirt; und ein so beschaffene Ordnung gemacht würde / die GOtt wohlgefällig und den Menschen nutzlich seyn solte.

Aber mitten in solchen Gedancken gedachte ich gar nicht daran / daß ich selbst ein ärgerer Maußkopff war / als die Bettler; sintemal ich damals vorhatte / vermittels meines Vogel-Nestes andere ehrliche Leute unsichtbarer weise zu bestehlen / und mich selbst zu bereichern; hätte ich aber daran gedacht / so hätte ich ohne Zweiffel mit jener Weibsperson / deren die Hand im Sack erwischt wurde / als sie ein andere ihr Untergebene umb ihr Verbrechen capituliren solte / unverholen gesagt und geklagt; Ach! wir seyn leider alle (Gott erbarms) brechhaffte Menschen.

Aber genug hiervon / als die Cappucciner ihr Gebet gesprochen / da hatten auch meine Anschläg ihr Endschafft / derowegen gieng ich mit ihnen in den Flecken / zu sehen / was es bey ihnen auff ihr andächtigs Gebet vor ein Convivium setzen würde; aber sie kehreten nicht im Wirthshause ein / sondern setzten sich unter die Linde / die auff dem Platz zwischen der Kirchen / dem Pfarrhof und dem Wirthshauß stunde / ihre von grosser Sommers-Hitze abgemattete Glieder ein wenig im Schatten zu erquicken; Solche Ruhe nahm ich ebenmässig an / und als ich mich kaum recht nieder gesetzt / kam die Pfarrerin aus dem Pfarrhof / warhafftig ein schönes junges Weibgen; welche aber / wie ich hernach vermerckte / eben so einfältig als hüpsch gewesen; diese hiesse beyde Cappucciner gar freundlich willkommen seyn / mit angelegener Bitt / sie wolten mit ihr ins Haus gehen und mit einem Trunck / und was die Küch vermögte / verlieb nehmen: aber die Capucciner schlugen ihr holtseelig Anerbieten glat ab / nicht weiß ich / ob sie vielleicht besorgten / der Teufel mögte ihrer Keuschheit durch diß Weib nachstellen; sie hingegen war nicht beym besten damit zufrieden / sondern sagte: HErr GOtt! wie seyd ihr so wunderlich? kommt immer mit herein / ich bin die Frau Pfarrerin / und hab erst mit meinem Herrn vor vier Wochen Hochzeit gehabt / kommt nur / dann wann wir Geistliche nicht selbst einander ehren / wer würde es dann sonsten thun; Aber die Capucciner wolten nicht / sondern giengen ihres Wegs / wiewol ich ihnen ansahe und an mir selbst abnehmen konte / daß ein guter Trunck an ihnen nicht übel angelegt gewesen wäre; hingegen aber gedachte ich auch / danck du GOtt mein liebe Predicantin / daß dir die Capucciner nicht gefolgt / dann solte dein Mann darzu kommen seyn / so würde er dir nicht anderst gedanckt haben / als hättest du diese ihm ohne das verhaste Nollbrüder zu etwas anders in seiner Abwesenheit eingeladen / ob gleich sie noch du an nichts böses gedacht; darneben war ich auch unwillig über die Capucciner / daß sie nicht in Pfarrhof giengen / dann ich hatte willens / auch meinen Durst mit ihnen darin zu löschen / derowegen als mirs so fehlete / gieng ich in das Wirthshauß / zu sehen / ob mir daselbst ein Trunck anstehen mögte.

Es sasse ein gantzer Tisch voll Bauren dort von der Calvinischen Religion / welchem Glauben dann auch derselbe gantze Flecken anhieng / die waren gar andächtig / etliche Gesäng und Psalmen bey dem lieben Weinigen auß ihrem Lobwasser zu singen / welche Vermischung mir gleichwol besser gefiele / als wann man auff Jtalianische oder Spannische Manier gemein Wasser unter den Wein schüttet; Gleich hernach kamen auch zween Catholische Passagires hinein / die dort etwas assen / und von ihnen am Creutz machen erkannt wurden / umb welcher willen sie gleich ihr Gesang änderten und diesen zu spott das Ave Maria gratia plena daher sungen / als es aber die Catholische nicht achteten / fingen sie an allerhand schimpffliche Possen zu erzehlen / die in der Catholischen Kirch / umb willen die Pfarrer ihre Pfarrkinder nicht eiferiger unterrichtet / geschehen seyn solten.

Einer erzehlte aus Schimpff und Ernst / als einsmals ein kleines Mädgen beichtet / fragte es der Pfaff / ob es auch ins Bett brüntzle? und wie das Kind mit nein antwortet / sagte er / bey leib thue es nicht / dann ich friß die Kinder die ins Bett brüntzlen; darauff daß Mädgen gesagt / nein Herr ich brüntzle nicht darein / aber ich hab ein Brüderlein daheim das scheist ins Bett / dasselbe iß; und darauff fiengen sie alle an zu lachen / als hätten sie toll und thörigt werden wollen; mithin sich umbschauend / ob die Catholische nichts darwider reden oder sich darüber erzörnen wolten: aber diese thäten als hätten sie nichts davon gehört oder verstanden / sondern als das Gelächter ein End hatte / erzehlete der eine dem andern / es wolte neulich in unserer Nachbarschafft ein Predicant ein Kind tauffen / und als er daran kam / daß er zum Pfetter sprach / widersagst du dem Teufel (sprich mir nach) ich widersag; da antwortet der Pfetter auch / widersagst du dem Teufel / sprich mir nach / ich widersag / der Predicant schüttelt den Kopf und sagte / ich vermeine du bist ein Narr / der Pfetter antwortet alsobalden auch / ich vermeine du bist ein Narr; hingegen erzörnte der Predicant und sagte / thut mir den unsinnigen Narren auß der Kirchen / der Pfetter vermeinte er müste immerhin nachsprechen / und sagte gleichfalls / thut mir den unsinnigen Narren auß der Kirchen; Solte nun das Kind getauft werden / so muste man einen verständigern an deß Pfettern Stell nemmen.

Gleich hierauff erzehlet einer von den Calvinisten / es hätte ein Pfarrer ein Mädgen in der Beicht gefragt / obs die jungen Knaben auch gerne sehe / darauf es geantwort / mein Herr / wir haben einander noch niemal viel nach gefragt / aber auff die Feyertäg bekomme ich einen neuen Rock / aldann wirds Rammlen rechtschaffen angehen.

Jm Schweitzerland sagt ein anderer allwo die frömmste im Gebürg wohnende Leut / wanns wol geräth jährlich einmal umb die Oesterliche Zeit in die Kirch kommen / schickte ein achtzig Jähriger Vatter seinen fünf und zwantzig jährigen Sohn das erstemal in die Kirch / und als er wieder nach Haus kam / examinirte er ihn / was er gehört und gesehen? Da erzehlte der Sohn / es hätte ein Kerl von einem andern ein langs und breits daher gesagt / wie man ihn verrahten und verkaufft / gefangen / gebunden / geschleifft / geschlagen / und endlich gar gecreutziget hätte; ja Vatter! sagte er / man ist so übel mit ihm umbgangen / daß er mich gleich daurete; HErr Gott / HErr Gott! sagte darauff der Alte / ist dann dieser Handel noch nicht ausgemacht? Es ist schon wol zwantzig Jahr als ich das letzte mal in der Kirchen gewesen / da hatte man diese Sach auch schon unterhanden; Es wundert mich / was nur unsere Herren thun / daß sie es nicht einmal vollends erörtern.

Das ist kein Wunder / sagte hierauff ein Catholischer / dann wir wissen auß Doctor Schuppen Freund in der Noth / daß einsmals ein Teutscher Edelmann seinem Pfarrer / der / ihm auß dem Catechismo / was er von seinem Christenthum verstunde / examiniret / unverholen geantwortet / er wäre ein Narr / und glaube daß der Predicant auch selbst einer sey; und an statt daß er gesagt haben solte er wäre ein Christ und glaube in Christum.

Damit aber hiervon nichts weiters geredet wurde / sagte ein anderer Calviner / als ein Schweitzer einem Capucciner gebeichtet / und nach der Absolution einen Kreutzer zum Beichtpfenning geben wolte / der Pater aber Geld anzunemmen sich wegerte / sagte er / behabs nur mein lieber alter Vatter / du darffst mein Narr nicht umbsonst seyn; und darauff huben sie wiederumb ihr vorig einhellig Gelächter an; die Catholische lachten mit und sagten / daß muß wol ein plumper Flegelius gewesen seyn? versetztens aber mit dieser Histori.

Als ein Predicant einem verstorbenen Schuster seine Leichpredigt gethan / und nun an dem war / daß er den Todten auch loben solte / sagte er / liebe Zuhörer ich solte unseren seeligen Mitbruder auch wegen seiner Gottseeligkeit und anderer Tugenden halber herausstreichen / so wist ihr aber alle miteinander / daß er nichts dergleichen Lobwürdiges an sich gehabt; damit ich aber gleichwol auch meinen Thaler verdiene / der mir wegen der Leichpredigt gebühret / so sage ich ihm nach zu unsterblichem Lob / daß er dannoch wie schlimm er sonst gewest / einen schönen rothen Bart gehabt / allerdings wie unser heiliger Apostel Judas / etc.

Auff diesem Streich thaten die Calvinisten wider einen andern hinum und sagten durch einen ihrer Beysitzer / und was ists dann auch mit eurer Beicht? Man weis das Dorff Schttrwlt / von dessen Jnnwohnern noch biß auff den heutigen Tag gesagt wird / der frömmste auß ihnen hätte ein Axt gestohlen; Dieser Nachnahm ist ihnen aus Gelegenheit der Zeit zugewachsen / die ihr vor die allerheiligste haltet / und darinn durch die Beicht und Bußwerck eure Sünden abzulegen gedencket; Dann demnach einer in der Charwochen daselbsten / nach verrichten Gleißnerischen Andacht und empfangner Absolution / auß der Kirchen gieng / und seinen Stecken vor der Kirchthür / mit sich nemen wolte / erdappte er darvor eine neue Axt / die bey den Stecken stunde / name sie mit und sagte / das walt GOtt / das ist auff ein neues?

Jch glaub / sagte ein anderer Calviner / daß die Sünden specialiter in der Beicht zu erzehlen / nur von den Pfaffen erfunden und aufgesetzt worden / die Gewissenhaffte in der Contribution und Forcht zu behalten; dann wer wolte einen solchen / dem er seine innerste Heimlichkeiten vertrauen muß / nicht in hohen Ehren halten / und ihm mit allem seinen Vermögen nicht an die Hand gehen? Jhm den Beutel zu spicken und seinen Schmerbauch zu erhalten? damit er ihn in guten Laun haben / und ihn zum gnädigen Herrn behalten möge; bey andern aber wird es wie bey uns in der reinen Reformirten Religion nur vor ein Schertz gehalten / wie jenes Weib thät / welche nicht absolvirt werden konte / sie sagte dann ihrem Mann / daß ihr letztgebohrnes Kind nicht sein / sondern von einem andern ihr zugerichtet worden wäre; das Weib that zwar was ihr befohlen war / aber wie? Sie wartet biß das Kind schrie / und damit sie es desto besser geschweigte / sagte sie zu ihrem Mann / ach Peter henck doch ein Tuch über dich und erschrecke das Kind ein wenig / damit der Banckert wieder schweige; der Mann folgte / und als er so verstellt daher zu brumlen kame / wu / wu / wu / sagte das Weib zu ihm / gehe hinweg du häßlicher Butz / das Kind ist nicht dein / sondern mein / etc.

Einer von den Catholischen antwortet darauf / diß ist die alte Leyer deren die auß Hoffart ihrer Sünden nicht bekennen / oder auß Teufflischer Schamhafftigkeit solche nit erzehlen wollen / damit sie die Demut der Büssenden verspotten; Jst auch gar nicht glaublich / daß die Beicht auß Geitz unserer Geistlichen seye erdacht worden / sintemal sie auß ihren Pfründen übrig gnung erheben / dessen sie zu ihres Lebens Auffenthalt bedörfftig; so haben sie auch vor keine Leibs-Erben zu sorgen / umb deren willen sie viel zu ergeitzen Ursach hätten wie die eurige.

Unlängst hatte ein Fürst alle Predicanten seines Lands beisammen / der Kirchen Ordnung wegen was zuberathschlagen / diese warteten im Vorzimmer auff / biß einer kam und sagte die Herren Predicanten sollen herein tretten / sie folgten alle biß auff einen der haussen blieb; als derselbe nun gemisset wurde / ward ein anderer geschickt der ihm ruffte / aber er wolte nicht hinein / sondern sagte / man hätte nur den Herren Predicanten befohlen hinein zu kommen / er aber wäre kein Predicant / sondern nur ein Predikrug; wann der Fürst den Predikrügen hinein wird ruffen lassen / so werde die Erscheinung auch an ihm seyn / diese referirte / was der draussen gesagt / daher der Fürst und andere gedachten er wäre vielleicht im Kopff verruckt / schickten derohalben zween von seinen Collegen zu ihm / zusehen wo es dem Kerl mangelte? Die fragten ihn wie seine Wort zu verstehen wären / und was er vermeinte / daß er so aberwitzig thät; er antwortet / es ist nur der Predicanten begehrt worden; nun ist keiner unter euch der nicht aufs wenigst jährlich ein halb Fuder Wein zur Competens hat / darumb könnet ihr euch wohl vor Predicanten ausgeben; Jch aber hab nichts dergleichen / sondern muß das Maul an Wasserkrug reiben / und mich unter die Predikrüg schreiben / was solte ich dann bey euch thun / wann man meiner nicht begehrt / etc. mit diesem lächerlichen Schwang brachte der Predikrug zu wegen / daß ihm der Fürst auch jährlich ein halb Fuder Wein geben liesse / und ihn also zum Predicanten machte.

Wegen Erzehlung dieser ihnen ohne das genugsam bekandten Histori / wurden die Calvinisten so verbittert / daß sie die Zähn aufeinander bissen / und den Catholischen zu Spott das Ave Maria wieder einhellig zu singen anfingen / jene erzörneten sich aber gar nicht darüber / oder thäten doch wenigst dergleichen / daß es sie im geringsten verdrosse / da diese aber ein wenig pausirten / oder sich sonst müd geschrien hatten / sagte ein Catholischer / so recht ihr Herren / so muß man die Mutter GOttes ehren; wann ihr so fortfahret / so ist gute Hoffnung zu machen / ihr werdet / wills GOtt / bald gar Catholisch werden; Was? ehren? sagte hierauf der Stärckste unter den Calvinisten; Was? wir bald Catholisch werden? und damit sprang der Phantast hinterm Tisch hervor / stellete sich mitten in die Stub; stützte die Händ in beyde Seiten / und sagte / ihr Leute müst wissen / daß wir euch nur foppen / wann wir diß Lied singen / umb daß ihr eine Windelwäscherin so hoch zu verehren euch bereden lasset; diß verdrosse mich nicht wenig / als ich erwog / daß gleichwol die Demuth der aller Glorwürdigsten Jungfrauen / die uns allen zu gut den Heiland der Welt geboren / ein mehrers verdient hätte / als von einem solchen Kornhammer geschmähet zu werden; massen auch dergleichen Lästerungen die Türcken nicht ungestraft hingehen lassen; Was? gedachte ich / soltest du dessen Mutter übel reden von dem du glaubest / daß er dich von Sünd / Tod / Teufel und Hölle erlöst? beede Catholische aber steckten die Pfeiff mit Seufftzen und Gedult in den Sack / und sie thäten auch nicht unweißlich / dann man sahe gnugsam an den Minen der Calvinisten / daß sie ein Lust hatten ihnen das Fell zu gerben / wann sie nur ein wenig mehr Wort gemacht hätten.

Solche bewögte mich zum Mitleiden / und als obenangedachter Kerl nicht auffhörete / der in alle Ewigkeit von allen Geschlechten selig gepriesenen jungfräulichen Mutter Hohn zu sprechen: gab ich ihm eine solche dichte Maulschell auff seine unbescheidene Gosche / daß ihm vier Zähn darvon außwurtzelten / er selbst aber den langen Weg rücklings zu Boden fiele; Es darff sich aber niemand darumb verwundern / daß dieser Streich von so kräfftiger Würckung gewesen / dann man nennet mich deßwegen in meiner Heimath den starchen Michel / weil ich die Ohrfeigen so gewichtig und meisterlich außtheilen kan; Alle Anwesende erschracken von diesem wunderbarlichen Fall / und hielten es nur deßwegen vor eine Göttliche Rach und Warnung / weil sie mich weder sehen noch wissen konten / wer ihm diesen Streich versetzt; Jch selbst aber hielte es deßwegen ihme vor ein Göttliche Straffe / weil GOtt auch durch Sünder die Warheit zu reden / und gemeiniglich seine allergewaltigste und trotzigste Feinde durch die allerliederlichste und geringste Insecta abzustraffen pflegt.

Jndessen nun beydes Calvinisten und Catholische gantz bestürtzt dort sassen / raffte sich der Kerl / welcher wie eine gestochene Sau blutet / wiederumb auff / und erzeigte sich so still und dusam / wie ein Schäflein; Jch masse mir damals selbsten zu / ich hätte einen glückseeligen Præceptorem abgeben / seintemal ich mit einem Streich so wolgezogene Discipul machen konte: hätte man mich aber sehen können / wie solten mir wol die halb volle Bauren den Buckel abgeraumet: und mir das Præceptoriren eingetränckt haben?

Jn dieser Stille / als jeder den Geschlagenen angaffte / erwischte ich der Bauren ihre Kandel / und soff sie auß biß auff den dörren Boden / dann ich hatte bißher noch durst gelitten / weil ich so unvermerckt wie ich gehen wolt / nit zukommen können; Beyde Frembdling giengen ihres Wegs / mit denen ich mich mit zur Stubthür hinauß packte / nicht weiß ich / was die Bauren gesagt: oder vor ein Wunder darauß gemacht haben / als sie befunden / daß ihnen ihr Wein auß der Kanden verschwunden.

Jch kam denselben Abend nicht weiter als in ein klein Dörffgen / daß keinen Wirth: sonder ungefehr dreyzehen Bauren vermochte / da kehrte ich ein / bey dem / der den grösten Hauffen Mist im Hof liegen hatte / weil ich ihn deßwegen vor den Reichesten hielte / und dannenhero glaubte / ich würde bey ihm dieselbe Nacht auch mein Maulfutter am besten haben können; aber ich befande mich betrogen / darin er war ein karger Filtz / er hausete mit keinen Dienstbotten oder gedingtem Gesind / sonder mit seinen nunmehr erwachsenen Kindern / die er mit einer Wassersuppen und einer grossen Pfannen voll starckem Haberbrey tractirte; damit sie wol verlieb nemmen musten / welches aber Knecht und Mägd jetziger Zeit Gewohnheit nach nicht gethan hätten; also daß ich bey nahe hätte Hunger leyden müssen / wie ich dann / so lang sie zu Nacht assen / hintern Ofen zu protzen sasse / und mich mit Ungedult speissete / in dem ich keine Hoffnung fassen könte / daß denselben Abend etwas annemlichs in meinen Magen logirt werden möchte.

Gleich nach dem Essen musten beyde Söhne die Pferd: die Tochter aber das Rindviehe abfüttern / indessen gieng die Mutter hin ihren Marckschatz zusammen zu machen / was sie nemlich den folgenden Tag in dem nächste Marckflecken zuverkauffen willens war; solcher bestunde in einem dutzet zwey oder dreypfündiger Küh-Käsen / in einen Schock Eyer / in etlichen jungen Hanen / und in ungefehr 10. Pfund Butter / den sie zu Pfunden partirt hätte; solches alles packte sie ordentlich in einen grossen Korb biß auf die Hüner / die absonderlich in einen Dauben-Korb gethan worden; Jch hätte ihr hiezu wol leuchten können / weil ich ihr überall nachschliche / und sahe was sie machete / aber ich thäts drumb nicht / sonder packte ein Stück faulen Käse an sampt einem geringen partickul Butter / so ich vor die lange Weil zu einem Stück Brod / das ich noch im Sack hatte / auffwerckte; hernach tratt ich wieder mit ihr auß dem Keller in die Stub / wo ihr Alter sasse / den Kopff mit einer Hand auff den Elenbogen untersteuerte / und mit der andern die Zähn sticherte / gleichsam als wann er denselben Abend viel zahmes und wildes darmit zermahlen müssen; aber der gute Mann machte wol andere Calender / als ich mir eingebildet: dann gleich darauff sagte er; Ja Frau! es schickt sich einmal noch nicht / daß wir unser Gret deß Clausen Hansen Geörgen geben / denck selber! wir müsten ja gleich eine Magd dingen / die kostet uns gleichwol alle Jahr ohne das Essen auff zwantzig Gulden / was kostet uns erst die Hochzeit? Was die Spieleute? Was die Morgen-Supp? Was die Brautkleider? Was die Kleider für uns und unsere zween Buben? Und was müsten wir ihr erst zur Haußsteur geben? geschweige jetzt ihren Vorauß / den wir ihr vor allen Dingen hinauß geben / und dardurch unsere gantze Nahrung umbs halb schwächen müsten! es ist ohne das jetzt so eine herbe Zeit / in deren die liebe Frucht und das Viehe bald nichts gilt / so daß wir kümmerlich so viel erübrigen können / der Obrigkeit / die Herren-Gelder / sampt Zinß und Gült den Schaffnern abzustatten / und solten wir noch darzu so ein Gefest anstellen / und uns vollents dardurch verderben?

Es ist wahr / lieber Hans! wie du sagst / antwortet die Bäurin / aber du must auch gedencken / das es Tag und Nacht wird / wann es Zeit ist / du magst gleich sauer oder süß darzu sehen; daß Mensch ist gleichwol schon vorlängst Mannbar gewest / und hat dir zugehorsamen etliche Heyrath ausgeschlagen / sich auch bey uns viel mehr als eine Magd gelitten / und ihr bestes gethan / und diß ist ein sehr anständiger Heyrath vor sie; soltest du dich nun auch unterstehen / diesen wie die vorrige zuverhindern / so wirst du das Kalb ins Aug schlagen / und der Greten Vormünder werden den Bossen mercken und sagen / du begehrtest deiner Tochter vor ihrem Glück zustehen / nur daß du ihren Mütterlichen Vorauß nicht herauß geben dörfftest; darum schaue was du thust / und unterstehe dich nichts zu hindern / wann du siehest / daß du es ohne das nicht mehr verhindern kanst.

Was? sagte hierauff der Bauer / solt ich ein Kind haben / daß mir nicht folgte? Es muß mir den Kerl wider meinen Willen nicht kriegen / und solt es Haar scheissen wie ein Wolff! Jch will gern sehen / wer mich zwingen wird. Wie nun die Bäurin sahe / daß ihr Alter so schellig wurde / sagte sie nichts anders mehr / als meinet halber / du bist Meister / und witziger als ich / magst derowegen mit deiner Tochter verfahren wie du wilst.

Gleich darauf kamen die Söhne / denen befahl der Vatter schlaffen zu gehen / damit sie den künfftigen Morgen desto früher auffstehen könten; hernach kam auch die Tochter / der wurde ein gleicher Befelch gegeben / doch daß sie zuvor daß Geschier in der Kuchel abwäschen solte; weil mich dann sehr auff den Käß dürstet / den ich zu Nacht gessen / und keine Hoffnung da war / vor dißmal mit Wein zu löschen / gieng ich mit ihr hinauß / und thäte gantz verstohlen aus einem Kübel / in den ich das Maul steckte wie eine Kuh / einen rechtschaffenen Trunck Wasser / welches mir lang nicht widerfahren war; da sahe und hörete ich / wie das Gretel / als es das Geschier butzte / seufftzet und weinet / ohne daß ich die Ursach hätte eigentlich wissen können / so ich aber bald erfuhre.

Dann als sie schlaffen gieng / schlich ich ihr nach und legte mich in ihrer Kammer in einen Winckel auff etliches schwartz leinen Gezeug und alte Säck / konte aber wegen deß Käses / dessen ich gegen die Nacht zuviel zu mir genommen / so wenig als das Gretel schlaffen / welche noch immerhin in ihrem Bett lag / und hertzlich seufftzete; Als aber ungefehr anderthalb Stund vergangen waren / klopffte einer am Cammerladen; Gretl / Gretl / rieffe er gar leiß / ach mein Schatz wach auf / und laß mich hinein; Gretel stund auf / und versichert sich zuvor / ob es eigentlich ihr Clausen Hansen Geörg wäre: und da sie ihn erkannte / machte sie den Laden auf / und sagte; wann du fromm seyn wilst / so will ich dich herein lassen / und dir etwas erzehlen / daran mir und dir gelegen; Geörg schwur darauf deß Henckers Großmutter ein Bein ab / daß er thun wolt / was sie begehrte / ward auch darauff eingelassen / und vom Gretel alles dessen berichtet / was ihr Vatter und Stieffmutter ihrentwegen denselben Abend miteinander geredet / welches sie selbst gehöret / als sie vor im Fenster gestanden und auffgelaustert hatte.

Ja! sagte sie / man spricht / wer eine Stiffmutter habe / der kriege auch einen Stiffvatter / aber mein Stiffmutter meinets wol besser mit mir als mein leiblicher Vatter! wann es ihr nachgieng / so dörfften wir bald Hochzeit halten; wanns aber meines Vatters Sinn nach gehen solte / so dörffte ich keinen Mann nehmen / so lang er lebt / und solte ich so lang warten müssen / biß ich unter das alt Geschier gerechnet würde; Geörg hingegen sprach ihr zu / und sagte / sie müste sich nur selbst versorgen / und auff ihr bestes gedencken / wanns diese Mucken hätte; er wüste so viel / daß ihre zween Vormünder und seine Eltern ihren Heyrath gern sehen / wolte sie ihn darauf nehmen / so wolte er sie in Ewigkeit nicht verlassen / sondern daran seyn / daß sie ehistens zusammen gegeben würden; in Summa / er gab ihr so gute Wort / daß endlich Gretel ja sagte / und so viel ich mercken konte / einen harten Thaler von ihm auff die Ehe empfing.

Hierauff hörete ich am Schmatzen / daß ihm das küssen erlaubt war / und unlängst hernach noch mehrers / dann er schertzte ihr das Kräntzlein ab / und hatte durch öffters wiederholen solcher Kurtzweil ein solch wild wesen / daß die Bettlade darüber lamentirte / und mir selbst gantz übel darvon ward; Gegen Tag aber verliesse er die Gretel weinend / wie wol er sie seiner Treu mit grausamen schwören versichert / wiederumb zu dem jenigen Cammerladen hinaus steigend / dardurch er hinein kommen war; mit Versprechen die folgende Nacht sich wiederumb einzustellen / und zu berichten / was seine Eltern und ihre Vormünder darzu gesagt / daß sie einander genommen hätten.

Als nun Gretel auch ihre Kleider anlegte / die Kühe beyzeiten zu melcken / schliche ich mit ihr auß der Cammer / in deren sie zwar eine angenehme: ich aber gar eine harte Nacht gehabt / als darinn mich ohne andere Anfechtungen die Flöhe mehr als der Schlaff oder die Ruhe ihrer Heimsuchung gewürdigt; Gieng derowegen auß demselben unglückseeligen Dörfflein / und kam ungefehr auff eine Stund gehens in ein lustiges Wältlein / dardurch ein liebliches Bächlein flosse / daran ich mich unter einen Baum legte / deß willens ein weil zu schlaffen; Jch war aber kaum ein wenig eingenuckt / als ich etwas zu nächst bey mir nieder plumpen hörete / das mich wieder erweckte; da ich nun die Augen auffthät / siehe / da war es meine Bäurin / welche den Korb bey mir nieder gesetzt / darinn sie ihren Marck-Schatz hatte; Jch sahe ihr zu / wie sie ihren Butter und ihre Käse nacheinander heraus packte / und den Butter nacheinander in demselben Bächlein netzte / damit er fein hard und frisch bleiben solte; die Käse lagen auch dort besonder auff einem Hauffen / über welche sie hockte gleichsam wie eine Brudhänne über ihre Eyer / und netzte sie so artlich mit warmem Wasser / gleichwie sie zuvor den Butter mit kaltem befeuchtet / daß ich darüber gedencken muste / daß dir der Hagel ins Loch schlag! Aber ich liesse es bey diesem Wunsch nicht bleiben / sondern zog meinen Handschuch an / und erwischte eine Hand voll von kleinen Brenn Nesseln / die man den Krebsen zu geben pflegt / die zu allem Glück dort stunden / faste darauff die Bäurin / als sie noch wegen ihres Geschäffts gebuckt hockte / geschwind und mit allen Kräfften in der Mitten / und zerrieb ihr mit den Nesseln den Hindern dermassen / daß sie blitzet und gumpet wie ein Esel / sie schrie zwar / als hätte man sie ermorden wollen / aber ich gehye mich nichts drumb / sondern richtet ihr Ars und Schenckel dermassen zu / daß sie wol eine weil an das Käse-Beseigen gedencken wird / ich glaub auch ich hätte noch nicht auffgehört / wann mir nicht eben eingefallen wäre daß ich auch den Abend zuvor von diesen Käse gefressen; davor mich ein solcher Unwill anstiesse / daß ich alles heraus kotzen muste / was ich im Leib hatte / wormit ich der Bäurin Kleider hin und wieder trefflich zierte; doch bliebe mir noch Lung und Leber / samt allem Eingeweid übrig / darmit ich mich beyseits begab / und die Bäurin machen und ihr rathen liesse / was sie selbst wolte.

Der großgünstige Ehr- und Zuchtliebende Leser verzeihe mir / daß ich diese Histori so grob und unhöflich erzehle; Jch hätte es gern ein wenig verzwickt / so hab ich aber zu garstigen Dingen keine saubere Wort finden kennen.


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