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| Der Löwenhöhle steht Geselligkeit Nicht nach an tückevollem Graus: Du kommst hinein mit großer Schnelligkeit, Doch nie im Leben mehr heraus. |

| Das ist der törichte Zirkellauf, Den sich die Weltstadt ersann: Die Menschen regen sich furchtbar auf Und meinen, sie regten sich an. |

| Bei Tisch ist mir ein Bösewicht Erträglicher als ein Flegel; Denn schmutziges Denken seh' ich nicht, Aber schmutzige Nägel. |

| Mancher dünkt sich einen Cäsar schon, Wenn er eine Vorschrift guter Sitten Kühn verachtend überschritten; Denn er glaubt, das sei der Rubikon. |

| Ihr lodert zu willig In sittlichem Feuer: Entrüstung ist billig, Und Einsicht ist teuer. |

(An die Künstler)
| Laßt von des Alltags Flutgeroll Nicht eure Kraft verbrauchen; Denn wer die Woge klären soll, Darf nie drin untertauchen. |

| Als einer den andern selten geschaut, Da fühlten sie sich verwandt und vertraut: Sie sahen und sprachen einander täglich Und wurden sich fremd und unerträglich. |

| Ihr glaubt, der Geck im aufgebauschten Kleid Verstelle sich nur, Und doch, wie schnell wird Unnatürlichkeit Zur zweiten Natur! |

| Persönliche Fragen sind stachlicht, Wenn man sie nicht versachlicht. |

| 's gibt Frauen, die scheinbar aus innerem Drang Sich emanzipierten, Nur weil sie vergeblich jahrelang Den Eh'mann zitierten. |

| Das ist gewiß ein grämlicher Kanzleirat, Dem eine Maid nicht würdig dünkt zur Heirat, Weil sie sich rüstig tummelt auf dem Zweirad. |

| O schlimme Unausbleiblichkeit Bei Frauen als Doktoren: Die Weiblichkeit, die Weiblichkeit Geht unbedingt verloren. Vom Bier die Unzertrennlichkeit Bleibt Vorrecht der Studenten: Die Männlichkeit, die Männlichkeit Hat Angst vor Konkurrenten. |

| Wie seltsam, daß durchtriebene Frauen Den schlichtesten Mann am schwersten durchschauen; Sie halten es für verteufelte List, Wenn er sich arglos gibt, wie er ist. |

| Wären deine Gründe stark wie Eisen, Hoffe nicht, du könnest überhaupt Irgendetwas einer Frau beweisen, Was sie nicht schon unbewiesen glaubt. |

| Frauen ertragen die Einsamkeit Nur zu zweit. |

| Männer vermochten der Welt zu entrinnen Leichten Gemütes und heitren Gesichts; Aber von Einsiedlerinnen Meldet die Fama nichts. |

| »Was ist besser? Sich beweiben Oder frei und ledig bleiben?« Freund, es gibt da kein System: Laß dich trauen, schau, mit wem. |

| Ein Abgrund klafft von Ich zu Ich, Unwegsam hemmend unsre Schritte: Freundschaft und Liebe treffen sich Auf schwankem Notsteg in der Mitte. |
