Ludwig Fulda
Melodien
Ludwig Fulda

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        Stolze Kamelien!
Mein Lieb hat alle Glut von Egmonts Klärchen
Und alle Mild' und Anmut von Cordelien.
Schwärmerische blaue Violen;
Ich hatt' ein Herz, da kam ein süßer Dieb
Und hat es mir mit leiser Hand gestohlen.
Zärtlich rankender Efeutrieb.
Mein Liebchen tanzt wohl ab und zu mit andern;
Doch mich allein auf Erden hat sie lieb.
Schwermütig blühender Holunder.
Bald scheint sie mir mein lieber Kamerad
Und bald ein unergründlich Märchenwunder.
Garstige, wegversperrende Nesseln,
Ihr stacht mich einst; doch nun bin ich gefeit,
Vor euch geschützt durch milde Rosenfesseln.
Duftende Maienglöckchen.
Nicht eine Welt von Schätzen wiegt mir auf
Von ihrem braunen Haar ein zartes Löckchen.
Schüchternes kleines Vergißmeinnicht.
Ich armer Falter hab' die Welt vergessen
Und flog mit breiten Schwingen in das Licht.
Lauer Frühlingslüfte Fächeln!
Ich duld' es gern, wenn sie ein wenig schmollt,
Weil mich bezaubert ihr versöhntes Lächeln.
Schmeichlerisch würzige Kamillen;
Verlangt sie das Unmögliche von mir,
So werd' ich bös und tu' ihr dann den Willen.
Zartes, samtenes Edelweiß,
Du blühst im Schnee; drum darf ich dir nicht nahen:
Die Sonne meiner Liebe brennt zu heiß.
Üppig wuchernder Ginster.
Sie kam: da ward es heller Sonnenschein;
Sie ging: da ward es plötzlich wieder finster.
Betäubende Orangenblüten;
Sie hatte schon im Leben manches Leid;
Ich möcht' ihr jedes durch ein Glück vergüten.
Ragende, rosenumschlungene Palmen;
O blaues Meer, wann hört das süße Lieb
Mein Lied, vermengt mit deinen ew'gen Psalmen?
Blasse trauernde Orchideen,
Ihr neigt in eurem Glase müd das Haupt;
Habt ihr sie auch seit gestern nicht gesehen?
Strauß von herzigen Alpenveilchen.
Vom heißen Weh der Trennung bin ich krank,
Und sterben muß ich, dauert's noch ein Weilchen.
Sehnsuchthauchende Narzissen!
Warum nicht find' ich Schlaf in dunkler Nacht?
Ihr Engelsköpfchen fehlt auf meinem Kissen.
Weißer, weicher, wehender Flieder!
Den Reichtum meines Herzens kenn' ich erst,
Seit ich ihn ihr zu Füßen legte nieder.
Goldgelb leuchtende Ranunkeln.
Weilt sie bei mir, so fürcht' ich nicht die Nacht;
Denn ihre Lippen find' ich auch im Dunkeln.
O dunkle Rose, Blumenkönigin,
Dir ganz allein, dir darf ich's anvertrauen,
Daß ich in ihren Armen selig bin.

 

 


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