Ludwig Fulda
Melodien
Ludwig Fulda

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Morgen und Abend

        Rüstig und rege
Zogst du vom Haus;
Keuchend am Wege
Ruhst du dich aus,
Eh' du geborgen
Kleinsten Ertrag:
Nimmer dem Morgen
Gleichet der Tag.

Sonnendurchfunkelt
Leuchtendes Blau
Hat sich verdunkelt
Grämlich und grau.
Übers Gefilde
Breiten sich sacht
Nebelgebilde,
Boten der Nacht.

Inneres Feuer
Lodert noch rein;
Stiller und scheuer
Schließest du's ein.
Aber die Flamme
Raubt dir und rafft
Scheite vom Stamme
Eigener Kraft.

Trüber und lauer
Flackert die Glut;
Lähmende Schauer
Rieseln ins Blut.
Ist schon der Scheite
Letztes verzehrt?
Frostig die Weite,
Frostig der Herd.

Stimmen des Windes,
Seltsam verstreut,
Hallen wie lindes
Abendgeläut.
Wolken umschweben
Sterbendes Rot,
Ach, und dem Leben
Gleichet der Tod. –

 

 


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