Ludwig Fulda
Melodien
Ludwig Fulda

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Meine Jugend

        O meine Jugend, wie bist du so fern,
Wie ein Klang, wie ein Hauch, wie ein sinkender Stern,
Verklungen, verweht, am Himmel erbleicht,
Und kein Blick und kein Notschrei, der dich erreicht.
Einst wob in goldnen Flimmer
Die Welt der Frührotschein;
Ich glaubte, so leucht' er immer,
Und lief in den Morgen hinein.
Ich habe geglaubt und ich ward getäuscht.
War das ich?

O meine Jugend, wie bist du so weit,
Und so mühsam der Schritt, und die Wege verschneit;
Tief, tief in der Erde, da liegen verscharrt
Meine blühenden Träume, verwelkt und erstarrt.
Mich lockte mit Singen und Klingen
Der hohen Unsterblichen Chor;
Ich fühlte wachsende Schwingen
Und stieg in den Äther empor . . .
Ich habe gehofft und ich ward getäuscht.
War das ich?

O meine Jugend, was flohst du so bald?
Du faßtest mein Herz mit des Sturmes Gewalt,
Und es war nicht mehr mein, und ich gab es dahin
An die lachende junge Gebieterin.
Mir Seligem schien, als grüße
Mich lauteres Himmelsgeläut;
Ich hab' ihr unter die Füße
All meine Rosen gestreut . . .
Ich habe geliebt und ich wurde getäuscht.
War das ich?

 

 


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