Irene Forbes-Mosse
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Irene Forbes-Mosse

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An Frau von ****

        Sie liessen mich durch Ihre Kinder bitten,
Sie aufzusuchen in dem alten Haus,
Ich kam zu Ihnen, zaghaft erst, geschritten,
Gerührten Herzens ging ich dann hinaus:
Wie doch Ihr Auge klug verstehend glänzte,
Mit Silberschein Erfahrung Sie bekränzte,
Und Ihre Wange glich dem Buchenblatt
Mit zartem Silberflaum am Rand verschönt,
Dort küsste sich manch Enkelkindchen satt . . .
Ich war von alle diesem längst entwöhnt,
Der Stimme Reiz, die mütterlichen Hände,
Ein gutes Leben nah dem guten Ende!
—   —   —   —   —   —   —   —   —   —   —   —
Vom Nebenzimmer klang ein altes Lied,
Der jungen Enkelinnen leises Spiel,
Durchs Fenster, das ein Rosenzweig umzieht
Ein goldner Streifen auf die Diele fiel.
Ich sass im Sessel, und am Fenster Sie,
Sie sprachen einfach, liebevoll zu mir . . .
Wie um uns her die Sonnenstäubchen glommen! . .
Mir ward so eng ums Herz, ich weiss nicht wie,
Wie einem kranken, heimathlosen Thier:
O hätten Sie mich auf den Schooss genommen!
Sie sahen's nicht, was meine Augen baten
Und war mir doch als müssten Sie's errathen,
Mich auszuweinen hier an Ihrer Brust,
Ganz ohne Worte, ohne alles Fragen,
Wie einst in meiner eignen Mutter Tagen . . .
Wie weh mir war . . . Sie haben's nie gewusst.

 


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