Irene Forbes-Mosse
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Irene Forbes-Mosse

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Abschied.

(I)
        Es schimmern heute wie aus Nebelferne
Die lieben Augen, die der Tod verdunkelt,
Am Christbaum hingen mir so viele Sterne,
Wo sind sie hin, die einst so hell gefunkelt?

Die güt'gen Lippen, die ich traulich küsste,
Verweht ihr Wort, verweht ihr süsses Singen:
»O Königskind wenn's Deine Mutter wüsste,
Das Herz im Leibe würde ihr zerspringen.«

Im milden Herbste, zwischen späten Rosen,
Das leere Haus, so geisterhaft und schweigend,
Und jeder Baum spricht zu den Heimathlosen,
Die goldne Blätterkrone traurig neigend . . .

—   —   —   —   —   —   —   —   —   —   —
O wie so hell mir einst die Fenster glommen!
Du weite Welt! wie viel ward mir genommen . . .

 

(II)
Hing einst mein Herz an Menschen und an Sachen,
Doch siebt das Schicksal mit gar feinem Sieb,
Hab' oft geweint, nun kann ich wieder lachen,
Die Spreu verflog, der gute Weizen blieb.

Wann hat sich Schönheit mir so ganz erschlossen,
Wann wusst' ich, wie so gut der Frühling war!
Und ist doch überströmend hingeflossen
Auf sel'gen Wiesen jedes junge Jahr.

Wie hold der Erde Weben und Erneuen,
Ich sitz' am Weg, schau der Bescheerung zu . . .
Ich kann mich noch an so viel Gutem freuen,
An froher Arbeit, träumerischer Ruh.

An scheuen Blumen, tief im Wald gefunden,
Erst jetzt fand ich den süssen Wunderhort,
Am tollen Spiel von jungen Schäferhunden,
An schlichter Leute wohlgemeintem Wort.

Am Spatzenzwitschern, früh, in Epheuranken,
Mir zwitschert dort die liebe Kinderzeit . . .
Es blieb mir ja die Heimath der Gedanken,
Gesegnet sei die Freude und das Leid!

Gesegnet sei unschuld'ger Kinder Lieben . . .
Du schöne Welt! Wie viel ist mir geblieben.

 


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