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Die Tannen standen ernst und gross,
Des Vaters Burg im grünen Schooss. –
Sie waren sieben Schwestern schön,
Sie thäten an den Fenstern stehn
Und nach dem fernen Walde sehn . . .
Weh, Marlenchen, o weh!
Die Elster sass im grünen Baum,
Ihr Brüstlein glänzt wie Silberschaum:
»Komm mit, Du Allerjüngste hold,
Ich hab' ein Kettlein ganz von Gold
Das Dich wohl herrlich schmücken sollt' . . .«
Weh, Marlenchen, o weh!
Die treuen Tannen rauschen zu:
»Kehr um, Du Allerjüngste Du,
Die schwarzen Ritter reiten dort,
Sie sprechen nur ein einzig Wort
Und nehmen unsre Kinder fort.
Weh, Marlenchen, o weh!«
Sie wandelt durch den Flüsterbach,
O Feierstille! Buchendach!
Was alles da am Wege stand,
Mit Blumen füllt sie ihr Gewand,
Nie sah sie solch ein Wunderland . . .
Weh, Marlenchen, o weh!
Tollkirschen, rother Fingerhut
In ihren zarten Armen ruht,
Doch wie sie's pflückt, so welkt es gleich,
Sie trägt's an einen stillen Teich,
Der schwarzen Binsen kühles Reich,
Weh – Marlenchen, o weh!
Der liegt so still im Abendroth,
Das in dem dunkeln Spiegel loht,
Und Silbernetzlein flattern hin . . .
Wer ist die feine Spinnerin?
Nichts Schönres hat die Königin.
Weh – Marlenchen – o weh!
Auf Zittergräsern schläft der Wind,
Und mittendrein legt sie sich lind,
Die Sonne sendet letzten Schein,
Und um sie her die Käferlein
Die summen Abendlitaney'n.
Weh, Marlenchen, o weh!
Und tripp und trapp was tönt so dumpf
Hin über Moos und Eichenstumpf,
Und durch das goldne Ginstermeer
In Eisenhelm und Panzer schwer
Kommt stumm das schwarze Ritterheer:
Weh, Marlenchen, o weh.
Sie reiten hin am Wasserrand,
Der letzte bei ihr stille stand . . .
Er rührt sie an, sie sind allein,
Sein Schwert blitzt auf im Abendschein,
Ist das Dein letztes Stündelein?
Weh – Marlenchen – o weh! . . .
Und wie ihr sanftes Aug' erglomm
Da sprach der ernste Ritter: »Komm« –
Und lächelt nieder unverwandt . . .
Da küsste sie die strenge Hand
Ging mit ins unbekannte Land:
Weh – Marlenchen – o weh!
Ich komm' aus ferner Welt daher,
Prinzesschens Fenster blieben leer,
Das Leben ist ums liebe Brod
Und lieblich ist der Reinen Tod,
Fanfarenklang im Abendroth . . .
Lieb Marlenchen mein! |