Irene Forbes-Mosse
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Irene Forbes-Mosse

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Die gefangenen Brüder.

        Ich lehn' zu Deinen Füssen, Deiner Leier,
Verblasstes Band spielt leise mit den Winden,
Schau hin, schau hin, die Eisengitter schwinden,
Die Mauern fallen, und im Nebelschleier
Seh' ich die Freiheit wundermild uns grüssen:
Mein Frühling blüht, o Bruder, Dir zu Füssen.

Im blätterlosen Busch ein Vöglein bauet
Der Liebe Nest und hofft auf bess're Tage,
Sein frohes Herz dem schwachen Zweig vertrauet,
Bald ist vorbei des Winters harte Plage . . .
So baut es treu und füllt die Zeit mit Singen:
Das Leben wird noch milde Tage bringen.

Bald reitest Du durch hohe Waldeshallen,
Die dichten Farren öffnen sich den Schritten,
So gehst Du wie durch goldner Wogen Mitten
Und leise um Dich her die Eicheln fallen . . .
Die Rehlein blicken auf aus rother Heide,
Du aber thust den Guten nichts zu leide.

Wer je geflohn, dem ist der Flücht'ge heilig,
Er denkt der Nächte, da er lag gefangen,
Die Stunden, die den Glücklichen zu eilig,
Ihm wanden sie sich um das Herz wie Schlangen.
Von fernen Wiesen tönen frohe Lieder,
Der Sensen Strich . . . und weinend sinkt er nieder.

Mein Bruder hör', schon nahen die Befreier,
Die endlich Dir die schweren Ketten lösen:
O dann vergieb, was Dir geschah von Bösen,
Kein Zorn – nur Liebe sei die reine Feier!
Neige Dein Haupt und sieh nicht auf mein Weinen,
Konnt' doch das Leid nur fester uns vereinen.

 


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